Archiv für Mai 2nd, 2007

Und nun zu etwas völlig anderem

Wer den “Sport”-Bereich von Bild.de anklickt, dem kann es derzeit passieren, dass folgendes Viereck auf dem Bildschirm erscheint:

Und tatsächlich lauten die ersten Fragen:

Nutzen Sie zumindest gelegentlich den Sportbereich von Bild.T-Online?

Wie häufig nutzen Sie den Sportbereich von Bild.T-Online?

Welche Inhalte im Sportbereich von Bild.T-Online finden Sie interessant?

Dann aber nimmt der Umfrageverlauf eine überraschende Wendung:

"Kommen wir nun zu einem anderen Thema: Wenn Sie einmal ganz allgemein an Paketdienste, also Anbieter, über die man Pakete und Päckchen verschicken kann, denken: Welche Anbieter fallen Ihnen ein?"

Die weiteren Fragen der “Bild.T-Online Sportumfrage” lauten:

Welche der folgenden Paketdienste, also Anbieter, über die man Pakete und Päckchen verschicken kann, kennen Sie, wenn auch nur dem Namen nach?

Von welchen der folgenden Paketdienste haben Sie in letzter Zeit Werbung im Internet gesehen?

Haben Sie die folgende Werbung von DHL schon einmal im Internet gesehen?

Wie gut gefällt Ihnen diese Werbung von DHL?

Wo ist Ihnen Werbung für DHL sonst noch aufgefallen?

Wie interessant finden Sie das Gewinnspiel von DHL?

Und so weiter, und so fort.

Man könnte meinen, es handele sich bei dieser “Bild.T-Online Sportumfrage” eigentlich um eine DHL-Anzeige. Obwohl: Dann wäre sie ja bestimmt (insbesondere im Startfenster) auch als solche gekennzeichnet!

Mit Dank an O. für den Hinweis.

Nachtrag, 3.5.2007: Zahlreiche BILDblog-Leser berichten uns, ähnliche Umfragen auch in anderen Nachrichtenportalen wie “Spiegel Online” oder sueddeutsche.de entdeckt zu haben. Das macht die Sache nicht besser…

Der große Montagsmädchen-Schwindel

Hinweis: Der folgende Eintrag kann Spuren von Irrelevanz enthalten.

In der ehemals umstrittenen RTL2-Show “Big Brother”, in der man jungen Menschen eine Zeitlang beim Wohnen zuschauen kann, ist derzeit unter den Kandidatinnen eine gewisse Doreen, die von RTL2 häufig “Bild”-Girl genannt wird, weil sie “aus 41 Teilnehmerinnen zum Bild-Montagsmädchen 2006 gewählt wurde” (Quelle: big-brother.de).

Und tatsächlich: Seit dem 16. Januar 2006 sucht die “Bild”-Zeitung ja “ganz normale Frauen, die zeigen wollen: Ich bin auch sehr sexy”, um sie montags und zumeist barbusig auf der “Bild”-Titelseite aufzubilden. Am 11. September 2006 traf es Doreen. Am 29. Dezember dann forderte “Bild” ihre Leser dazu auf, unter den “nackten Mädels auf der Titelseite” (Kai Diekmann) das “schönste Montagsmädchen von BILD” zu wählen. Und bereits am 3. Januar dieses Jahres stand das Ergebnis fest: Mit rasanten “8,12%” (und einem Abstand von 0,5% vor der Zweitplatzierten) gewann… Doreen, das “BILD-Montagsmädchen”.

Wie “Bild” einen Mann für das Montagsmädchen suchte

“So sexy, so allein — BILD sucht für das Montagsmädchen einen Mann. (…) Wenn SIE Doreen kennenlernen möchten, schreiben SIE an [email protected]. Wir leiten die Mails an Doreen weiter.”
(“Bild” vom 5.1.2007)

“Alle wollen das Montags-Mädchen von BILD — Single Doreen (23) macht die Männer verrückt”
(“Bild” vom 6.1.2007)

“BILD-MONTAGSMÄDCHEN DOREEN — Das 1. Rendezvous”
(“Bild” vom 8.1.2007)

“BILD-Montagsmädchen Doreen trifft Heiko — Mit dem Bestatter will ich nicht in die Kiste”
(“Bild” vom 11.1.2007)

“Das BILD-Montags-Mädchen ist immer noch Single — Welcher Mann macht sie am meisten an? (…) 600 Männer haben sich bei montagsmä[email protected] gemeldet: Sie wollen Doreen unbedingt kennenlernen. (…) Doreen hat für BILD noch mal 5 Bewerber rausgefischt.”
(“Bild” vom 24.1.2007)

Doch mit Doreens Sieg war die Sache für “Bild” noch nicht erledigt, im Gegenteil: Denn nun schickte “Bild” das “BILD-Montagsmädchen” zum “Bild”-Freund “Starfriseur” Udo Walz, ließ Doreen “den neuen Busenschmuck” testen, begleitete sie zum Fotoshooting einer Männerzeitschrift und suchte zwischenzeitlich ihren “verlorenen Halbbruder” (“André, wenn du das liest, melde dich bei BILD!”). Vor allem aber suchte “Bild” in großzügig bebilderten Berichten tagelang, aber erfolglos “einen Mann” für Doreen (siehe Kasten).

Und auch, als das “BILD-Montagsmädchen” plötzlich “Big Brother”-Kandidatin war, berichtete “Bild”:

Die Friseurin aus Jena, von BILD-Lesern zum schönsten Seite-1-Girl gewählt, zeigte gleich nach dem Einzug beim Duschen ihren Traumbusen – pflegt ihn, rubbelt ihn kräftig ab. Single Doreen hat Sinan (29, aus Duisburg) sofort den Kopf verdreht. (…) Hat Doreen ihren Traummann ausgerechnet im TV-Knast (zuletzt über 1 Mio. Zuschauer) gefunden? Knallt es bald richtig bei Big Brother? Doreen hatte schon lange keinen Sex (…).

Heute aber berichtet “Bild” nicht.* Dabei gäbe es allem Anschein nach durchaus Neuigkeiten — zumindest für Karsten aus Hessen, Chris aus Sarasota/USA, Stefano aus Boston/USA, Hermann aus Augsburg, Martin aus Rees, Frankie aus Hamburg, Sebastian aus Leipzig und all die anderen, die an der “BILD sucht für das Montagsmädchen einen Mann”-Aktion Anteil genommen hatten (und deren Zuschriften “Bild” zum Teil nicht nur an Doreen weiterreichte, sondern auch in “Bild” veröffentlichte). Und für “Bild”. Die Neuigkeiten stehen seit gestern z.B. bei Bild.de und lauten:

Nach Sex mit Sinan: Doreen lässt ihren Freund sitzen

(…) Sie hat endlich zugegeben, was sie so lange verheimlichen konnte. Sie war längst kein Single mehr. “Big Brother” holte den Freund am Montag in die Live-Show. Da erklärte Hobby-DJ Sebastian unter Tränen, er liebe Doreen seit zwei Jahren. Nur ihrer Model-Karriere zuliebe habe das Paar die Beziehung geheim gehalten.

Interessant, oder? Doch, doch! Denn entweder hat hier eine 23-jährige Friseurin aus Jena die “Bild”-Zeitung über Monate hinters Licht geführt. Oder nicht.

Mit Dank an Raimo W. und Klaus H. für den Hinweis.

*) Nachtrag, 3.5.2007 (mit Dank an Markus E. für Hinweis und Scan): Zumindest im Raum Thüringen hatte gestern auch die gedruckte “Bild” unter der Überschrift: “Seite-1-Girl serviert Freund eiskalt ab” berichtet: “Container-Luder Doreen (23) hat entschieden: (…) Kurzzeit-Container-Liebe statt Langzeitbeziehung. (…) Zwei Jahre war sie mit dem DJ zusammen, verheimlichte die Beziehung.” Wem sie ihre Beziehung “verheimlichte”, steht aber auch in der “Bild”-Thüringen nicht.

Und beide fangen mit “B” an!

Chefredakteur Kai Diekmann will die “Bild”-Redaktion von Hamburg nach Berlin verlegen. Der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sagte er wie zur Erklärung:

“Berlin ist gelebter Informationsvorsprung. Die ‘Bild’-Zeitung ist gedruckter Informationsvorsprung, deshalb gehört beides zusammen.”

Ist klar.

Nachtrag, 17.55 Uhr. “Spiegel Online” berichtet über weitere Details des geplanten Umzugs und Empörung unter den Mitarbeitern.

Tokio Hotel setzen Tokio-Hotel-Gerücht in die Welt

Man darf ja nicht alles glauben, was in irgendwelchen Internet-Foren so steht. Aber man muss deshalb auch nicht gleich annehmen, dass die Betreiber von Foren so schlecht informiert sind wie die Leute von Bild.de. Die schrieben am Montag:

Schon seit Mitte April stand kein “Tokio Hotel”-Forum mehr still — das Gerücht: Die Teenie-Stars bringen ein englischsprachiges Album auf den Markt!

Soso. Ein Gerücht also. In nicht-stillstehenden Foren. Seit Mitte April. Als wüssten echte Tokio-Hotel-Fans nicht, dass die Brüder Kaulitz am 28. Februar 2007, also vor gut zwei Monaten, zu Gast in der ZDF-Show “Johannes B. Kerner” waren. Und sich dort folgender Dialog entwickelte:

Johannes B. Kerner: Wann singt ihr auf englisch?
Bill Kaulitz: Wir sind dabei. Wir machen immer so Eins-zu-eins-Übersetzungen von den Texten. Und wir sind jetzt dabei, das zu machen. Ich muss jetzt quasi ins Studio und singe alle Songs noch mal ein.
Kerner: Auf englisch?
Kaulitz: Auf englisch.

Da fragt man sich doch, wo sich das “Gerücht” die nächsten sechs Wochen nach dieser quasi-offiziellen Bestätigung aufgehalten hat.

Vielleicht im Ausland? Schließlich schreibt Bild.de:

Deutschland, Österreich, Russland, Jugoslawien und zuletzt Frankreich — der Erfolg von Tokio Hotel kennt keine Grenzen.

Anscheinend nicht einmal die, die teils seit über 15 Jahren zwischen Ländern wie Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Serbien und Montenegro existieren.

Danke an Leni für den sachdienlichen Hinweis.

Die 10 dümmsten Hunde werden 13

"10 Hunde, die nicht ganz so schlau sind"Offenbar ist die Lobby für Hundethemen stark in der “Bild”-Redaktion. Nachdem “Bild” bereits vorgestern auf der Titelseite “die 10 klügsten Hunderassen” präsentiert hatte (wir berichteten), gibt es heute auf der letzten Seite ein weiteres Hunderanking (siehe Ausriss).

Auch diese Liste wurde, genau wie die der “10 klügsten Hunderassen”, bereits 1994 in dem Buch “The Intelligence of Dogs” von Stanley Coren veröffentlicht. Das hindert “Bild” nicht, die 13 Jahre alte Nachricht so einzuleiten:

Wuff! Nach den 10 klügsten Hunden (BILD vom Montag) stellt Ihnen Hundeforscher Prof. Stanley Coren (65) heute die 10 dümmsten vor.

Nachtrag, 4.5.2007: “Bild” hat heute eine “Berichtigung” zu den nicht ganz so schlauen Hunden im Blatt: “In der Liste der dümmsten Hunde (BILD vom 2. Mai 2007) zeigte Foto Nr. 5 keinen Barsoi, sondern einen Saluki-Hund.”

6 vor 9

Ich werde zitiert, also bin ich
(jungle-world.com, Jörn Schulz)
Marcus Tullius Cicero war kein Freund des Ranking. »Suche nicht andere, sondern dich selbst zu übertreffen«, riet der römische Philosoph. Doch in der Wettbewerbsgesellschaft muss immer einer der Beste oder wenigstens der Einflussreichste sein. Deshalb erstellt das Magazin Cicero eine Liste der 500 deutschen »Top-Intellektuellen«.

Chefredakteur Diekmann: ?Müssen uns der neuen Rolle Berlins stellen?
(faz.net, Michael Hanfeld)
Deutschlands größte Boulevardzeitung will nach Berlin umziehen. ?Bild?-Chefredaktuer Kai Diekmann im F.A.Z.-Interview über die Anziehungskraft der deutschen Hauptstadt, die Zukunft des Medienstandorts Hamburg und das Vermächtnis von Axel Springer.

Wünsch dir was
(sueddeutsche.de)
Die privaten Fernsehsender müssen sich warm anziehen: Wenn das kostenlose Fernseh-Netzwerk “Joost” startet, droht die Massenflucht der Zuschauer ins Netz.

?Es ist bedauerlich, dass es in der Schweiz keinen Medienjournalismus mehr gibt!?
(persoenlich.com)
In der Schweiz gäbe es keinen richtigen Medienjournalismus mehr, sagt der ehemalige Medienpionier und Sat.1-Chef Roger Schawinski.

Auf den letzten Zug
(teleboy.ch, Dr. Gonzo)
«Darf ich mich verabschieden», sagte der frühere SP-Präsident Helmut Hubacher um 23 Uhr 45, «ich muss auf den letzten Zug». Das war kurz vor Ende der Sendung; im «Club» wurde über die Frage debattiert «Was läuft falsch bei der SP?».

Bier öffnen mit Zeitung
(youtube.com, Video, 0:35 Minuten)