Und gelegentlich tritt das sogar offen zutage – vorgestern zum Beispiel, als “Bild” behauptete, Zakynthos sei “eine wunderschöne griechische Insel in der Ägäis”, obwohl Zakynthos doch gar nicht in der Ägäis, sondern im Ionischen Meer liegt.
Diese aufsehenerregende Geschichte steht heute in “Bild”:
Ist das ein Ding?! Und es stimmt tatsächlich! Wer sich die beiden Bilder ansieht, stellt fest: Der Piano-Mann sah früher ganz anders aus! Und wir haben herausgefunden: Nicht nur der!
Auch die Friede Springer sah früher ganz anders aus:
Menschenskinder, der Joseph Ratzinger sah früher ebenfalls ganz anders aus:
Potzblitz! Sogar die Micky Maus sah früher ganz anders aus:
Die ehemaligen Bundesminister und SPD-Politiker Egon Bahr, Erhard Eppler und Hans-Jochen Vogel haben sich entschieden, einen Offenen Brief an den “Bild”-Chefredakteur und Herausgeber Kai Diekmann zu schreiben. Anlass dafür ist die gestrige “Bild”-Kolumne “Berlin intern” von Hugo Müller-Vogg (Überschrift: “So kam Willy Brandt an den Nobelpreis”), die von Bahr, Eppler und Vogel als “schändliches Schmierenstück” bezeichnet wird. Weiter heißt es in dem Brief an Diekmann:
“Sie sollten dafür sorgen, dass auch im Wahlkampf das Minimum von politisch-journalistischem Anstand nicht unterschritten wird.”
Mallorca ist eine der schönsten Mittelmeer-Inseln und “Bild” manchmal sehr genau.
Im Juli beispielsweise hatte “Bild” ausführlich über Boris Becker und “seine Elena” berichtet. “Bild” wusste alles, naja: fast alles über seine “Mallorca-Bekanntschaft”: Mit was für einem Autotyp welcher Farbe Becker mit ihr über die Mittelmeer-Insel fuhr und so weiter. Und als “die süße Russin” Mallorca verlassen hatte, war “Bild” ihr auf den Fersen, wusste in welchem Stadtteil welcher Stadt sie wohnt, wer im selben Haus einen Tiefgaragenplatz hat und was genau auf ihrem Klingelschild steht. Und anschließend wussten all das auch Millionen “Bild”-Leser.
Nachtrag, 27.8.2005:
Sorry, wir müssen uns korrigieren. Aber ja: Denn Boris Becker gehört doch, wie Lafontaine, zur Riege ehemaliger “Bild”-Kolumnisten. Nach seinem ersten Wimbledon-Sieg nämlich hatte ihn “Bild” vier Jahre lang als Kolumnisten (angeblich für eine Jahresgage von rund einer Million Mark) verpflichtet gehabt. “Als Gegenleistung mußte der Gast-Autor etwa 20mal im Jahr Intimes aus seinem Leben zu Papier bringen lassen”, schrieb jedenfalls der “Spiegel” im Jahr 1989. Da war nämlich Schluss mit Beckers Kolumnistentätigkeit. Unklar ist, ob Becker “Bild” oder “Bild” Becker den Vertrag kündigte. Fest steht nur, dass die Zusammenarbeit vorzeitig endete, nachdem Becker in einem Interview mit der Zeitschrift “Sports” über “Bild” gesagt hatte:
“Ich konnte mich mit der Art und Weise, wie die Geschichten erfinden und auch mit den Methoden, wie sie arbeiten, nicht identifizieren.”
Mit Dank an Lorenz L. fürs vage, aber gute Erinnerungsvermögen.
“BILD hat nachgerechnet, wieviel Geld mehr im Monat die Einfach-Steuer von Kirchhof Arbeitnehmern bringen würde.”
So stand es am Dienstag in “Bild” – unter der Überschrift “Die Kirchhof-Steuer – Wieviel kommt da für mich raus?” und neben einer Tabelle mit vielen Zahlen: Brutto-Haushalts-Einkommen, bisherige Steuerbelastung, potentielle Kirchhof-Steuer, “Monatliche Entlastung in Euro”…
Aber was heißt das, wenn “Bild” schreibt, “BILD hat nachgerechnet…”? Heißt das, bei “Bild” haben sich ausgefuchste Steuerexperten hingesetzt und im Dienste des Lesers in mühevoller Kleinarbeit Steuerlasten kalkuliert? Nun, zunächst mal heißt das: Lesebrille aufsetzten! Denn unter die Tabelle hatte “Bild” einen itsybitsyklitzekleinen Hinweis gedruckt. Er lautet:
“Quelle: stern.de/Datev”
Und siehe da: Bei Stern.de gibt es für das “Kirchhof-Modell” einen vollautomatisierten, kostenlosen “Steuerrechner”. Und bei der Datev wiederum gibt es auf Anfrage detaillierte Excel-Tabellen zur Steuerbelastung als kostenlosen Service.
Mit anderen Worten: Wenn “Bild” schreibt “BILD hat nachgerechnet”, meint “Bild” damit womöglich: “Bild” hat in den Stern.de-Rechner ein paar Zahlen eingegeben, die Ergebnisse anschließend in eine Excel-Tabelle der Datev übertragen – und onlinesogarkomplett auf den Quellen-Nachweis verzichtet.