Autoren-Archiv

Wilhelm, Polanski, Burka

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Klartext oder Ressentiment?”
(dradio.de, Joachim Scholl)
Nikolaus Blome (“Bild”) und Sven Scheffler (“Handelsblatt”) erklären, wie sie mit den Schulden von Griechenland umgehen und ob es sich dabei um eine Kampagne beziehungsweise eine Gegenkampagne handelt.

2. “Warum ein Regierungssprecher nicht Intendant werden sollte”
(epd.de)
Der Regierungssprecher Ulrich Wilhelm soll diese Tage zum Intendant des Bayrischen Rundfunks gewählt werden. Die Medien empören sich darüber nur verhalten. “Was würde die deutsche Presse ? zu Recht! – schäumen, wenn der französische Präsident Nicolas Sarkozy oder gar der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi es wagen würden, ihren Regierungssprecher zum Chef eines Staatssenders zu machen?!”

3. “Verlage vs. Journalismus”
(dondahlmann.de)
Don Dahlmann bemerkt, dass “Qualitätsjournalismus” in der westlichen Welt gerne mit den Verlagen gleichgesetzt wird, diese aber “die leere Hülle des Journalismus und der Pressefreiheit zunehmend instrumentalisieren, um die eigenen wirtschaftlichen Ziele durchsetzen zu können”. “Ich schreibe kaum noch für sie. Zum einen, weil es sich nicht lohnt. Würde ich nur Zeitungen nach Zeilenhonorar arbeiten, ich hätte Probleme meine Miete zu zahlen. Zum anderen sehe ich nicht ein, dass die Rechte an meinen Texten bis zum St. Nimmerleinstag bei irgendeinem Verlag liegen.”

4. “Ich kann nicht länger schweigen”
(nzz.ch, Roman Polanski)
Der im Herbst 2009 in Zürich verhaftete Filmregisseur Roman Polanski legt seine Sicht der Lage dar.

5. “Ja, Kruzifix: Die ZEIT hat einen an der Waffel”
(blog.dummy-magazin.de, Arne Semsrott)
Arne Semsrott empfiehlt dem “Zeit”-Feuilleton, das der niedersächsischen Ministerin Aygül Özkan mehr Demut gegenüber dem Kreuz empfiehlt, Zurückhaltung: “Denn Frau Özkan hat sich nicht gegen das christliche Symbol an sich, sondern lediglich gegen seine Verwendung in staatlichen Institutionen ausgesprochen.”

6. “Auf dem Weg in die Illegalität – mit der Burka durch Wien”
(profil.at, Robert Treichler)
Robert Treichler zieht sich eine Burka an und geht damit zum Blumensteckkurs und an eine FPÖ-Veranstaltung. Und ins Restaurant: “Ein Kellner kommt, obwohl er sieht, dass wir bereits bedient werden, und beginnt auf Arabisch mit uns zu sprechen. Wir erklären ihm, dass wir ihn nicht verstehen. Er zieht ein bisschen enttäuscht wieder ab.”

Luxushotels, Zeilenhonorare, Yasmin

6 vor 9

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1. “Interessiert eigentlich jemanden, was in Griechenland wirklich passiert?”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris bemängelt die Vor-Ort-Recherche von “Spiegel Online” in Athen, die sich statt auf der Straße auf der Dachterrasse eines Luxushotels abspiele. In einem zweiten Beitrag wird geklärt, wann griechische Beamte in Rente gehen können.

2. “Journalisten nicht wie Bittsteller behandeln”
(kress.de, Matthias Spielkamp)
Kress.de dokumentiert eine Rede von Matthias Spielkamp, die unter anderem die manchmal nur aus wenigen Cents bestehenden Zeilenhonorare von freien Journalisten zum Thema hat. Nachtrag, 5. Juni: Inzwischen ist der Text nur noch hier kostenlos zu lesen.

3. “SF: 20 Unterschriften für eine Beschwerde gesucht”
(arlesheimreloaded.ch, Manfred Messmer)
Manfred Messmer dokumentiert eine Beschwerde von Journalist Markus Schär an die “Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen” UBI. Das Schweizer Fernsehen SF habe “keinen einzigen Beitrag zur Kritik an der Klimaforschung gebracht, auch nicht zur Debatte um den Weltklimarat IPCC und seinen Chef Rajendra Pachauri, die Anfang Jahr weltweit grosses Aufsehen erregte und über die jedes ernstzunehmende Medium berichtete”.

4. “An meine Kritiker”
(zeit.de, Helene Hegemann)
Romanautorin Helene Hegemann kritisiert angesichts der Plagiatsdebatte um ihr Buch “Axolotl Roadkill”, dass viele Journalisten sich weigerten, “die eigentlich wichtigste Tatsache” mit einzubeziehen: “nämlich dass es sich bei der als Plagiat bezeichneten Menge von (nicht abgeschriebenen, sondern modifiziert in einen komplett anderen Kontext gesetzten) Stellen um zusammen genommen circa eine einzige von 206 Buchseiten handelt. (…) Die genaue Zahl der Stellen wurde konsequent ausgespart, und zwar ausschließlich, weil sie die Luftblase des perfekten Skandals zum Platzen gebracht hätte.”

5. “Yasmin – zurück im Alltag”
(nzz.ch, Alan Niederer)
“Was von der medialen Kritik an der Antibabypille geblieben ist.”

6. “Die anonyme Welt der Geheimnisverräter”
(jungle-world.com, Elke Wittich)
Elke Wittich setzt sich kritisch mit Wikileaks auseinander. Julian Assange, einer der Sprecher der Whistleblower-Plattform, antwortet hier auf den im Text angesprochenen Artikel “Inside WikiLeaks’ Leak Factory”.

Nido, Pirate Bay, Hacke

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1. “FAZ über Nido”
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen beleuchtet “Ihr seid ganz schön gaga!” von Sandra Kegel über das Elternmagazin “Nido”. Der Text arbeite sich ab an den unterschwelligen Vorstellungen der Autorin, “die mit der angenommenen Welt der ebenfalls imaginierten Nido-Leser nicht zusammen gehen wollen”.

2. “‘Bild’, Kock am Brink und Rechnen für Grundschüler”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath kümmert sich um die Frage, ob Ulla Kock am Brink tatsächlich nach 10 Jahren auf die TV-Bildschirme zurückkehrt, wie “Bild” auf der Titelseite schreibt.

3. “Pirate Bay dementiert Verkaufsmeldung”
(heise.de)
In einem Blogeintrag dementiert “The Pirate Bay” eine Pressemitteilung über einen Verkauf der Plattform: “With great interested we read the press release at Market Watch that a company decided to buy TPB. However, we have no deal with them. We have not even talked to them!”

4. Interview mit Stefano Semeria
(derstandard.at, Doris Priesching)
TV-Formatentwickler Stefano Semeria über die Zukunft von Fernsehformaten: “Reality entstand, weil die Sender kostengünstiges Programm brauchten und weg vom ganz teuren Fernsehen wollten. Das ist aber vielleicht jetzt genau der Grund, warum das Publikum nicht mehr darauf zugreift.”

5. Interview mit Axel Hacke
(planet-interview.de, David Sarkar)
Axel Hacke, der seit Jahren jede Woche eine Kolumne über sein Leben schreibt, zum Stichwort Twitter: “Das ist doch diese Geschichte, wo die Leute in kurzen Sätzen jederzeit mitteilen, was sie gerade machen. Ehrlich gesagt, viel mehr weiß ich darüber nicht, weil ich es so blöd finde. (…) Ich finde dieses ständige Mitteilungsbedürfnis, die Banalitäten-Schleuderei einfach unsäglich.”

6. “We deserve better than this”
(wtfcnn.com, englisch)
Die Website “WTF CNN?” bietet einen Vergleich von cnn.com mit anderen Online-Angeboten, zum Beispiel mit dem von “Deutsche Welle”: “We know you think this is what we want, but it’s not. We don’t care what random Tweeters think about a news story, how many holograms you have in your Situation Room, or even the latest celebrity gossip.”

Blick  

Barack Obama in der Gerüchte-Aufwärm-Küche

Es gibt einige Anhaltspunkte, die darauf hindeuten, dass eine Story totaler Quatsch ist:

  • Die Story gab es vor anderthalb Jahren schon mal, mit den genau gleichen Vorwürfen und Protagonisten.
  • Die Story wird nur auf Papier, nicht aber online veröffentlicht.
  • Kein Journalist steht mit seinem Namen zur Story, sie wird also sozusagen anonym veröffentlicht.
  • Von Wahrheit spricht niemand, die Story ist gespickt mit den Worten “angeblich” und “soll”.
  • Kein anderes Medium berichtet über die Story, die, wenn sie wahr wäre, ungeahnte Folgen haben könnte.
  • Die einzige Quelle der Story ist ein berühmt-berüchtigtes Boulevardblatt.
  • Die Quelle der Story ist (vorübergehend?) nicht zugänglich (“Page unavailable/under construction”).

All diese Punkte treffen auf eine Geschichte im heutigen “Blick” zu.

Es geht darin um Vera Baker, die Barack Obama 2004 bei der Wahlkampagne für den Senat von Illinois als Finanzchefin unterstützte. Von der “Mail on Sunday” auf den Vorwurf angesprochen, sie habe eine Affäre mit dem späteren US-Präsidenten gehabt, sagte sie im Oktober 2008: “Nichts passierte.”

Neu ist nur das – ausschließlich vom “Globe Magazine” verbreitete – Gerücht, dass die beiden gemeinsam in einem Hotel gesichtet wurden, was ein Augenzeugenbericht und ein Video beweisen sollen. Alles andere ist seit 2008 bekannt und dementiert. Darum gehört die Story in ihrer jetzigen Sachlage in den Papierkorb.

Oder auf das Titelblatt:

Hat Obama seine Michelle betrogen?

Seite 12:

"Obama im Hotel erwischt

Mit Dank an Jonas A. für den Hinweis und Klartext für die Scans.

Hells Angels, van Gaal, Wetterbericht

6 vor 9

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1. “Hells Angels – Verherrlicht, verharmlost”
(ndr.de, Video, 8:01 Minuten)
Wie Medien dem Motorradclub “Hells Angels” eine unkritische Plattform bieten. Als Beispiele werden die “Bild”-Artikel “Der mächtigste Rocker-Boss spricht in BILD” und “Rocker-Boss will den Krieg beenden” genannt.

2. “Der siegende Holländer”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller glaubt, dass es Louis van Gaal, der den FC Bayern München ins Finale der Champions League führte, nicht mehr auf den Titel von “Bild” schafft. Das habe mit Schlagzeilen aus dem Herbst 2009 zu tun. “Damals musste der FC Bayern eine 1:2 Schlappe in der Champions-League-Vorrunde gegen Girondins Bordeaux einstecken, wofür ‘Bild’ vor allem den ‘arroganten’ Holländer verantwortlich machte. ‘Van Gaal ist schlechter als Klinsi’, stellte ‘Bild’ seinerzeit fest.”

3. “‘Österreich’ & ‘Krone’ uneinig über Autobahn-Ehestreit”
(kobuk.at, Svetlana Gricenko)
Svetlana Gricenko vergleicht, wie ein Streit eines Ehepaars in den Zeitungen “Österreich” und “Krone” dargestellt wird.

4. “Theaterkritik mit Kopf und Bauch”
(kreuzer-leipzig.de, Tobias Prüwer)
Jörg van der Horst denkt im Gespräch mit Tobias Prüwer darüber nach, wie das Internet die Theaterkritik verändert hat. “Interessant ist die Ich-Perspektive, aus der viele Blogger schreiben. Davon kann herkömmliche Theaterkritik, die sich bisweilen im Absolutheitsanspruch übt, noch lernen.”

5. “Vermisst: Anstand!”
(jensscholz.com)
Jens Scholz stört sich an der Marketingaktion eines Hörgeräteherstellers, der mit fiktiven Vermisstenanzeigen für seine Leistungen wirbt. “Wann ist bei euch der Anstanddetektor ausgefallen? Wer von euch hat in seiner Kindheit nicht gelernt, im Schwimmbad nicht um Hilfe zu rufen, damit wenn jemand wirklich Hilfe braucht, seine Rufe gehört und Ernst genommen werden?”

6. “Krass: Wetterbericht wird wegen Wetter gesehen!”
(medienpiraten.tv/blog, Peer Schader)
Peer Schader zu einer Meldung des Branchendiensts “Kontakter”: “Na sowas. Zuschauer, die sich den Wetterbericht ansehen, schalten also nicht ein, um Jörg Kachelmann zu sehen – sondern um sich erklären zu lassen, wie morgen das Wetter wird!”

IPCC, Mädchen-WG, Heute

6 vor 9

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1. “FR zieht Artikel gegen Klimarat zurück”
(wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge, Stefan Rahmstorf)
Die “Frankfurter Rundschau” zieht einen Artikel vom Februar mit Vorwürfen gegen den Weltklimarat zurück. “Zahlreiche andere Zeitungen innerhalb und außerhalb Deutschlands haben die falschen Vorwürfe gegen das IPCC ungeprüft nachgedruckt, die das Gespann North/Leake in die Welt gesetzt hat.” Siehe dazu auch die Übersicht über die angeblichen und echten IPCC-Fehler.

2. “Missbrauch light”
(fernsehkritik.tv/blog)
Der Fernsehkritiker stört sich daran, dass das ZDF für den Kinderkanal “derzeit fünf Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahren für eine Dokusoap namens ‘Die Mädchen-WG'” sucht. “Was wäre eigentlich, wenn ein Sender wie RTL ‘Die Mädchen-WG’ produzieren würde? Sofort wären doch alle Jugendschützer und Politiker (zu Recht) auf den Barrikaden.”

3. Interview mit Sheri Fink
(derstandard.at, Michael Kremmel)
“Sheri Fink arbeitet als Journalistin unter Bedingungen, die sich für die allermeisten Journalisten wie Erzählungen aus einer fernen Welt anhören: Weder Geld noch Zeitmangel bei der Recherche, 140 Gesprächspartner und rund ein Dutzend Personen, die aktiv an der Entstehung eines Artikels beteiligt sind. Zwei alleine dafür, damit alle Fakten noch einmal überprüft werden.”

4. “‘Cicero’ wehrt sich gegen ‘Linksruck’-Vorwurf”
(tagesspiegel.de, Sonja Pohlmann)
Alexander Görlach von “The European” unterschreibt eine Unterlassungserklärung, “die ‘Cicero’-Chefredakteur Michael Naumann von ihm gefordert hatte”. Görlach dazu: “Wir möchten nicht in einen kostspieligen Prozess und langwierigen Rechtsstreit verwickelt werden. Aus all diesen Gründen haben wir uns entschieden, das Geld lieber in unser Magazin zu investieren. Andernfalls wäre dieses Geld an Anwälte und Gerichte zu zahlen.”

5. “Wieviele Fehler passen in eine Titelgeschichte von ‘Heute’?”
(kobuk.at, André Pascal Horvath)
Nicht der Staat, sondern die Wirtschaft zahlt die Gehälter, schreibt André Pascal Horvath zur “Heute”-Schlagzeile “Staat zahlt Häftlingen 10 Millionen € Gehalt!”.

6. “SEO-Tipps für Blogger und Journalisten”
(t3n.de)
Suchmaschinenoptimierung ist Alltag in Online-Redaktionen. “t3n” hat einige Tipps dazu und gibt zu bedenken: “SEO-Maßnahmen machen keinen Sinn, wenn der Artikel darunter leidet!”

TV-Politik, Mäzenatentum, Wikileaks

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1. “Eine Doppelpressekonferenz namens Fernsehduell”
(faz.net, Reiner Burger)
Reiner Burger hat sich das “Duell” (wdr.de, Video, 66 Minuten) zur anstehenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen angesehen. “Über weite Strecken war ‘Das Duell’ eher eine Doppel-Pressekonferenz mit ausgestanzten Versatzstücken aus unzähligen Wahlkampfauftritten und den Parteiprogrammen der beiden Kontrahenten, die merkwürdigerweise nebeneinander standen in der Weite der Kölner Vulkanhalle.”

2. “ARD Griechenland-Brennpunkt: ‘Sensationell schlecht’ geht weiter”
(carta.info, Robin Meyer-Lucht)
Robin Meyer-Lucht beschäftigt sich kritisch mit dem Brennpunkt “Ruiniert Griechenland Europa?” (tagesschau.de, Video, 9:35 Minuten). “Im Ergebnis ist dieser ARD-Brennpunkt sehr nah dran an der offiziellen Interpretationsmaschinerie der Bundesregierung. Er findet keinen eigenen Standpunkt, er leistet keinen eigenen Aufklärungs- und Orientierungsbeitrag, sondern er gibt Wolfgang Schäuble eine Bühne für seine beschwichtigenden Botschaften.”

3. “Danke für die Spende, Leser!”
(spiegel.de, Frank Patalong)
Frank Patalong fragt in einem ausführlichen Artikel: “Ist Mäzenatentum durch große und kleine Spender ein Weg, Medien zu retten?”

4. Interview mit Daniel Schmitt
(dctp.tv, Video, 36 Minuten)
Daniel Schmitt ist eine der wenigen öffentlichen Figuren von Wikileaks. Am Rande der re:publica gibt er Auskunft über die Plattform, die Dokumente öffentlich macht.

5. “Leben zwischen Eiben”
(taz.de, Gabriele Goettle)
Gabriele Goettle besucht Juergen Jonas, der zwischen den Villen von Berlin-Dahlem im Freien lebt. “Und wie gesagt, Geld interessiert mich überhaupt nicht. Kein Geld, keine Geldsorgen. Geld ist was, womit der meiste Unsinn überhaupt getrieben wird. Arbeit interessiert mich auch nicht. Ich biete keine Leistungen und nehme auch keine in Anspruch. (…) Ich esse Brot, das man nicht mehr haben will. Vom Chinesen bekomme ich ab und zu Reis geschenkt, oder ich besorge mir was, aus der Ökotonne am Supermarkt vorne. Ich esse die abgelaufenen Sachen, und mir ist längst nicht jedes Mal schlecht geworden danach.”

6. “Liebe Online-Presse.”
(opalkatze.wordpress.com)
30 womöglich nicht ganz ernst gemeinte Tipps für Zeitungen online. Tipp 6: “Klickstrecken bauen, je länger, je lieber, das vermittelt dem Leser das heimelige Gefühl des Umblätterns.”

Der König der Kekswerbung

Es muss ein besonderer Keks sein, dem der Kolumnist von “Herzrasen”, der Jugendabteilung von “Rheinischer Post” und “RP
Online”, da erlegen ist.

Ein ganz besonderer:

Der beste Keks der Welt

Man könnte Sebastian Dalkowski sogar glauben, dass seine Begeisterung für eine bestimmte, “überwiegend in großen Supermärkten” aber auch “im Fabrikverkauf des Herstellers” erhältliche Keksmarke echt ist und er diese nur halb ironisch übersteigert niedergeschrieben hat:

Der beste Keks der Welt heißt Prinzenrolle Mehrkorn. Ja, Mehrkorn. Was nach dem Biss in eine bröselige Betonplatte klingt, ist in Wirklichkeit die beste mit Schokocreme denkbare Kombination. Ist die normale Prinzenrolle bereits fast uneinholbar großartig, lässt der Mehrkorn die Schokocreme noch mehr nach Schokocreme schmecken. Das ist wie Ribery und Robben. Alleine schon eine Klasse für sich, sind sie im Verbund nicht aufzuhalten.

Man könnte sich aber auch fragen, wie sich solche Produkthymnen, die auch direkt aus der PR-Abteilung des Herstellers kommen könnten, mit der kritischen Grundausrichtung eines Nachrichtenportals vertragen.

Zwar ist eine derartige Begeisterung das Konzept der Rubrik “Mein Herz schlägt schneller”:

Hier feiert die Herzrasen-Redaktion alles ab, was ihr gefällt: Filme, Platten, Klamotten, Bücher, Lebensmittel und alle anderen Dinge, denen die Autoren im Alltag begegnen und die sie begeistern. Dabei geht es nicht um ausgewogene Rezensionen und nüchterne Betrachtung, sondern um gnaden- und rücksichtslose Hymnen.

Doch was bei Kulturgütern wie Filmen, Platten und Büchern noch durchgehen mag, wirkt bei konkreten Produkten gleich wie schlecht getarnte Schleichwerbung.

“RP Online” erklärt uns dazu auf Anfrage:

Den Herzrasen-Text “Der beste Keks der Welt” kann man sicherlich in der Kategorie “gnaden- und rücksichtslose Hymnen” einordnen. Er spiegelt eindeutig die persönliche Meinung unseres Kolumnisten Sebastian Dalkowski wider.

Selbstverständlich gibt es zu diesem Produkt keine Werbung bei RP ONLINE oder andere finanzielle Zuwendungen für die Nennung.

Während der Kekshersteller die persönliche Meinung des Kolumnisten also unter unbezahlter Werbung verbuchen kann, setzt “RP Online” seine Reputation aufs Spiel für Produktloblieder, von denen das Nachrichtenportal noch nicht einmal einen finanziellen Nutzen hat.

Die Journalisten könnten einem fast leid tun.

Mit Dank an Stefan K.

Rosenöl, Germanophobie, Energiesparlampen

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1. “BILD kämpft – recherchiert aber nicht”
(wortvogel.de, Torsten Dewi)
“Bild” schreibt über eine Rosenöl-Pflegeserie, die ein “Bruder Quirinus” von einem “Kloster Marien-Quell” verkauft und bildet dazu “Pater Kilian Saum, den ehemaligen Leiter der Krankenstation des Klosters Sankt Ottilien” ab.

2. “Die ‘Germanophobie’ der Deutschschweizer”
(io1.blogspot.com, Patrik Tschudin)
Verschiedene Medien berichten über die Ergebnisse einer noch unpublizierten Studie, die auf 15 Jahre alten Daten beruht: “Alles, was die weitere Oeffentlichkeit über ihren Inhalt weiss, stammt aus Communiqués, Essays von und Interviews mit dem Autor.”

3. “taz: Blackout bei Energiesparlampen”
(greenpeace-magazin.de)
Der taz-Artikel “Da geht uns ein Licht aus” bezieht sich gemäss greenpeace-magazin.de auf eine Studie, die es gar nicht gibt – “die genannten Aussagen über einen 1,4-fachen Verbrauch an Heizenergie oder ‘gefühlte’ Temperaturen durch veränderte Lichtfarben finden sich darin nicht.”

4. “FAS erwähnt Anti-Atom-Demo gar nicht erst”
(blog.dummy-magazin.de, Oliver Gehrs)
Die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” berichtet in ihrer gestrigen Ausgabe nicht über die Massenproteste gegen eine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken am Samstag.

5. “Die Zuschauer-Falle”
(fernsehkritik.tv/blog)
Die am Freitag ausgestrahlte Sat.1-Sendung “Comedy-Falle” stammt aus dem Jahr 2008. Trotzdem wurden die Zuschauer zu kostenpflichtigen Voting-Anrufen aufgefordert: “Die Zuschauer wurden aufgerufen, per Telefon-Voting darüber zu entscheiden, wer den besten Streich abgeliefert hat – und dies, obwohl Jeanette Biedermann schon Ende 2008 zur Gewinnerin gekürt wurde. Und, oh Wunder, dies war auch diesmal wieder der Fall.” Nachtrag um 16:30 Uhr: Sat.1 hat sich bei Fernsehkritik.tv gemeldet und stellt den Sachverhalt wie folgt dar: “Es stimmt, dass es sich am Freitagabend um ein Best of aus mehreren Folgen der ‘Comedyfalle’ gehandelt hat. Mit dem Zuschauervoting hatte es aber seine Richtigkeit, denn in diesen Fällen zeichnen wir alle möglichen Enden (in diesem Fall Gewinner) im Vorfeld auf und schneiden dann live in der Sendeplanung den vom Zuschauer gewünschten bzw. gevoteten Gewinner in die laufende Sendung. ”

6. “Generation Click”
(hossli.com, Peter Hossli)
Peter Hossli besucht Jugendliche in Olten und studiert ihr Mediennutzungsverhalten. “Marvin hat 450 Kontakte, wobei jeweils 90 online sind, wenn er sich einloggt. Alle lachen, als der Reporter sagt, er habe 66 Bekannte auf Skype – die er alle kennt.”

Entlassungen, Verlinkungen, Hersh

6 vor 9

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1. “Fake TV: Reklame statt Recherche”
(ndr.de, Video, 7:48 Minuten)
Wie Bildmaterial, das im Auftrag von Firmen hergestellt wurde, seinen Weg in den Nachrichtenteil des Fernsehprogramms findet.

2. “Angriff ist die beste Verteidigung”
(medienspiegel.ch, Ugugu)
10 Tipps für von der Entlassung bedrohte Journalisten. Punkt 6: “Maximalforderungen aufstellen: Mehr Personal, 7 Wochen Ferien, mehr Mitarbeiterbeteiligung, mehr Weiterbildung. Je unrealistischer, desto besser. Minimalforderungen bereithalten: Keine Entlassungen, Teilzeitpensen, akzeptable Sozialpläne für freiwillige Ausreisser”.

3. “Deutschland ist im Zensieren Weltklasse”
(faz.net)
Eine Zusammenfassung der im zweiten Halbjahr 2009 von Regierungen gestellten Löschanträge und Datennachfragen, die Google auf google.com/governmentrequests veröffentlichte.

4. “Aktuelle Web-Tauglichkeit von ‘qualitäts’-journalistischen Artikeln – eine Kurzanalyse”
(goodyworks.com/blog, Michael Nordmeyer)
Michael Nordmeyer beanstandet “die unterbleibende Verlinkung in online veröffentlichten Artikeln” zur Zusammenstellung von Google in Online-Portalen und teilt einige von ihnen in “The Good”, “The Bad” und “The Ugly” ein.

5. “Seymour Hersh sagt, was guter Journalismus ist”
(drs2.ch, Audio, 25:19 Minuten)
DRS 2 trifft am Rande des Internationalen Kongress der Recherchierjournalisten in Genf auf den Investigativjournalisten Seymour Hersh.

6. “United Kingdom General Election”
(thedailyshow.com, Video, 10:39 Minuten, englisch)
Ein US-amerikanischer Blick auf die erste TV-Debatte zu den anstehenden britischen Unterhauswahlen.

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