Autoren-Archiv

Kurz korrigiert (42)

Schön, dass “Bild” heute ihren Lesern erzählt, was vor zwei und vor drei Tagen über diese Noëmi im Schweizer “Blick” gestanden war. Schließlich hatte der “Blick” zu berichten gewusst, dass Noëmi “Sex mit Superstar Robbie Williams” gehabt habe. “Internationale Medien wie die britische Zeitung ‘Sun’ und der TV-Sender ProSieben wollen jetzt die hübsche Zürcherin interviewen”, schrieb der “Blick”. Und siehe da, auch “BILD fragte nach”, so “Bild”. Nur richtig zugehört, wann es zum Geschlechtsverkehr gekommen sein soll, hatte “Bild” offenbar nicht, denn:

“Das ist jetzt zwölf Tage her”, steht wahrheitsgetreu im “Blick”.

“Das war vor zwei Jahren”, heißt es in “Bild”.
 
Mit Dank an Stefan G. und Sigrid N. für den Hinweis.

“Fragenkomplexe” bei “Bild”

In seiner aktuellen Ausgabe beschäftigt sich der “Stern” neun Seiten lang mit der “Bild”-Zeitung bzw. damit, “wie das Blatt mit Prominenten und Politikern umgeht”. Das Magazin referiert — vor dem Hintergrund der geplanten Komplett-Übernahme der TV-Sender Pro7, Sat.1, Kabel1, N24 und 9live durch die Axel Springer AG — diverse, z.T. bereits öffentlich gewordene Fälle, in denen “Bild” erpresserische Methoden bei der Recherche vorgeworfen werden, zitiert dazwischen gelegentlich einen “Bild”-Sprecher mit Sätzen wie “Diese Äußerungen treffen nicht zu” und nennt “Bild” u.a. “eine riesige Vermarktungsmaschine”. Zusammenfassend heißt es im “Stern” über “Bild”:

“Sie erfindet Geschichten, TV-Stars und Politiker fühlen sich unter Druck gesetzt. Wer sich wehrt, fürchtet Strafaktionen.”

Und über den “Bild”-Chefredakteur und -Herausgeber Kai Diekmann weiß der “Stern” dann aktuell noch Folgendes zu berichten:

“Freund oder Feind — das ist das Raster, in dem Diekmann zu denken scheint. Bei Freunden ist auf ihn Verlass, bei Feinden kennt er kein Pardon. (…)

Als ein solcher “Feind” in Diekmanns Schema passt auch ‘Zeit’-Herausgeber und Ex-Politiker Michael Naumann. Er hatte “Bild” in einem Kommentar* als das ‘Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien’ bezeichnet. Kurze Zeit später, erzählt Naumann, habe er von Nachbarn erfahren, dass sich wiederholt Leute über ihn erkundigten, die sich als ‘Bild’-Mitarbeiter ausgaben. In einem Brief beschwerte sich Naumann über das Ausforschen seines Privatlebens. Diekmann bestreitet den Vorwurf in seiner sechszeiligen Antwort nicht einmal: ‘Die Bild-Zeitung geht momentan einigen Fragenkomplexen nach’, schreibt er vieldeutig, ‘bei denen auch Ihre Person eine Rolle spielt.’ Ein ‘Bild’-Sprecher dazu: Im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit als Kulturstaatsminister müsse sich Naumann ‘Recherchen gefallen lassen’, einen Zusammenhang gebe es nicht.”
(Link von uns.)

*) Nachtrag, 19.12.2005:
Wir müssen uns korrigieren: Der von uns in obiges Zitat eingefügte Link führt leider in die Irre. “Zeit”-Herausgeber Michael Naumann hatte die Formulierung, “Bild” sei das “Geschlechtsteil der deutschen Massenmedien” hier nämlich nicht zum ersten Mal verwendet, sondern vor mehr als einem Jahr hier schon einmal. Und nach Informationen von fairpress.biz bezieht sich die zitierte “Stern”-Passage auf Naumanns “Geschlechtsteil”-Formulierung von 2004. (Dort findet sich auch der im “Stern” erwähnte Briefwechsel im Wortlaut und faksimiliert.)

Nachtrag, 20.12.2005: Inzwischen ist der “Stern”-Artikel auch online.

Nachtrag, 29.12.2005: Der “Stern”-Artikel ist aus rechtlichen Gründen entfernt worden. Mehr zu den Hintergründen steht hier.

Symbolfoto XXI

Ein schönes Foto ist das, mit dem “Bild” am gestrigen Dienstag einen Bericht über “Deutschlands erfolgreichste Panzerknacker” und deren Festnahme in der Ortschaft Malliß (Mecklenburg-Vorpommern) illustrierte. Dumm nur, dass das, was “Bild” danebengeschrieben hatte, gar nicht stimmt.

Die Gangster wollten nämlich mit dem abgebildeten Kompressor überhaupt kein Luft-Gas-Gemisch in den Geldautomaten leiten. Ganz im Gegenteil: Am Montag zeigte das “Schleswig-Holstein Magazin” des NDR beispielsweise in einem ausführlichen Bericht genau denselben Kompressor vorm Geldautomaten in der Sparkasse von Malliß wie “Bild” (siehe Screenshot rechts). Aber anders als “Bild” berichtet das Magazin wahrheitsgemäß:

“Das Sprengstoffkommando pustet mit Druckluft, um das Gas wieder aus dem Automaten zu bekommen.”

Mit Dank an Steffen R. und Klaus M. für die Anregung.

Die üblen Tricks der “Bild”

“Die üblen Tricks der Hartz-IV-Schmarotzer” haben es “Bild” ja angetan. Zumindest war dort auch am vergangenen Freitag wieder von einem “Trick im Gesetz” die Rede. Genauer gesagt stand das mit dem Trick unter der Überschrift:

"Die Wahrheit über Hartz IV"

Und unter der Frage:

“Können Hartz-IV-Empfänger viel mehr vom Staat kassieren, als bisher gedacht?”

“Bild” bezog sich ausdrücklich auf den Bericht “Grundsicherung für Arbeitsuchende – Entwicklung bis Juli 2005” der Bundesagentur für Arbeit und schrieb u.a.:

“Eine Studie der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt: Trotz der niedrigen Regelsätze (…) erhalten Tausende richtig dickes Geld!

Rund 2200 Single-Haushalte bekommen mehr als 2000 Euro im Monat. Der Grund: Viele nutzen einen Trick im Gesetz, trennen sich pro forma vom Partner oder ziehen als volljährige Kinder zu Hause aus. Dann erhalten sie nicht nur die Miete, sondern auch die Kosten für den Umzug und die Ersteinrichtung der Wohnung bezahlt. (…)”

Was”Bild” nicht schrieb: Bei den von “Bild” für erwähnenswert befundenen “2200 Single-Haushalten” handelt es sich laut BA-Bericht um 0,1 Prozent der knapp 2,2 Millionen alleinlebenden bzw. 0,04 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger.

Zudem vergaß “Bild” zu erwähnen, dass die Formulierung “mehr als 2000 Euro im Monat” gelinde gesagt missverständlich ist. Denn die Empfänger bekommen das Geld nicht monatlich, sondern einmalig. In dem Bericht heißt es ausdrücklich:

“Die Bedarfsgemeinschaften mit monatlichen Leistungen von 2.000 und mehr Euro erklären sich mit Einmalleistungen u.a. zur Wohnungsbeschaffung.”

Darüber, dass “viele” der 2200 Single-Haushalte in den Genuss dieser Leistungen nur gelangen sollen, weil sie “einen Trick im Gesetz” nutzen, verliert der Bericht der BA indes, anders als “Bild” suggeriert, nirgends ein Wort.

Mit Dank an Eleni S., Carsten B. und Stephan S. für den Hinweis sowie an die BA für den Bericht.

“Bild” belügt Telekom-Mitarbeiter

Heute behauptet “Bild”, dass sie für ihren “Branchen-Report 2006” (siehe Ausriss oben) “bei den wichtigsten Branchen nachgefragt hat, ob Jobs entstehen oder abgebaut werden” — um dann über die “Computer- und Telekommunikations-Branche” zu vermelden, dort gebe es “keine Veränderung!”

Insbesondere für Mitarbeiter von Europas größtem Telekomunikationsunternehmen dürfte diese Einschätzung, nun ja, irgendwie überraschend sein. Schließlich berichten andere Medien seit Wochen — und aus gegebenem Anlass auch heute wieder — über die (spätestens seit 2. November auch “Bild” bekannten) Pläne des “Bild”-Kooperationspartners Telekom, wo immerhin 32.000 Stellen abgebaut werden. (Und wer jetzt einwenden mag, es handele sich in “Bild” doch um einen “Branchen-Report” fürs Jahr 2006, wohingegen die Telekom-Pläne einen Stellenabbau bis 2008 vorsähen — nur zu! “Bild” widerlegt den Einwand ja selbst, indem sie sich bezüglich der Job-Entwickung in der Autoindustrie offenbar auf eine allseits bekannte Prognose bezieht, die mit 2006 ebenfalls wenig zu tun hat.)

Merkwürdig ist darüber hinaus, dass “Bild” zusammenfassend behauptet:

“Rund 140.000 Jobs gehen verloren, knapp 35.000 neue entstehen”.

Zählt man die von “Bild” selbst aufgedröselten Zahlen nämlich anschließend wieder zusammen, ergibt sich allerdings bestenfalls eine Bilanz von -155.000* zu 48.000.

Mit Dank an holy_moly für den Hinweis.

*) zzgl. Telekom: -187.000

Allgemein  

Drei Rügen für “Bild”

Der Presserat hat abermals sieben Rügen ausgesprochen. Drei davon gehen an “Bild”*.

So hatte “Bild” über einen Verkehrsunfall berichtet, bei dem u.a. der dafür verantwortliche Fahrer starb. Laut Presserat habe “Bild” den Fahrer durch den Abdruck “negativer Aussagen ausschließlich anonymer Quellen (…) in ein schlechtes Licht gerückt” und ein identifizierbares Foto veröffentlicht, was als “Ehrverletzung” ein Verstoß gegen Ziffer 9 des Pressekodex ist.

Außerdem hatte “Bild” nach dem Selbstmord eines Polizisten ein identifizierbares und “unangemessen sensationelles” Foto veröffentlicht, was der Presserat als Verstoß gegen Richtlinie 8.5 des Pressekodex wertet.

Einen Bericht über den Tod zweier Menschen bei einem Friedhofsbesuch hatte “Bild” mit dem Foto eines der Toten illustriert. Laut Presserat (der in diesem Fall eine “nicht-öffentliche” Rüge aussprach) sei das Foto jedoch “nicht ausreichend gepixelt”, der Tote also identifizierbar gewesen. Zudem sei die zweite Tote durch den Nachnamen, der auf dem Grabkreuz eines Angehörigen lesbar war, ebenfalls erkennbar gewesen.

“Bild” wurde damit in diesem Jahr insgesamt sechs Mal gerügt. Das sind weniger Rügen als in den vergangenen Jahren (2004: zwölf; 2003: neun, 2002: elf), aber abermals mehr, als gegen jedes andere Medium ausgesprochen wurden.

PS: Zu der öffentlich bereits heftig kritisierten “Bild”-Schlagzeile vom 30. November (“Wird sie geköpft?”) teilt der Presserat mit, es seien dazu bislang “rund 30 Beschwerden” eingegangen.

*) Auch “Bild” ist den “journalistischen Leitlinien” der Axel Springer AG verpflichtet, die sich ausdrücklich auf die “publizistischen Grundsätze des Pressekodex” berufen.

Allgemein  

Kurz korrigiert (40/41)

Toll, dass “Bild” (wie andere auch) extra einen Artikel angefertigt hat, in dem “Bild” den WM-Ball von Adidas als den “besten WM-Ball aller Zeiten” preist. Schade nur, dass “Bild” (anders als andere) behauptet, der neue Ball habe “einen Durchmesser von 69 Zentimetern” (siehe Symbolfoto rechts), wo er doch als ordinärer Fußball einen Durchmesser von knapp 22 Zentimetern hat, wie sich aus dessen Umfang von ca. 69 Zentimetern voll easy errechnen lässt.

Und wie “Bild” darauf kommt, dass der Ball “in den deutschen Nationalfarben schwarz-rot-gold gehalten” sei, ist uns angesichts des auch in “Bild” gezeigten schwarz-weiß-goldenen Balls (laut Fifa von den “traditionellen Farben der deutschen Nationalmannschaft” und der “Farbe des FIFA WM-Pokals” inspiriert) schlicht schleierhaft.

Mit Dank an Magnus G. und Andreas R. für die Hinweise.

Nachtrag, 12.12.05:
In der Bild.de-Version des “Bild”-Artikels wurde mittlerweile nachgebessert. Dort heißt es nun:

“Der neue Ball hat einen Umfang von 69 Zentimetern, ist zwischen 441 und 444 Gramm schwer. Er ist in den Farben schwarz-weiß-gold gehalten (…).”

“Ziemliche Ente”

“Bild”-Reporter Mark Pittelkau war in Trier…

…und hat von da eine tolle Geschichte mitgebracht – über den “schrillen Musiker” Guildo Horn nämlich, Überschrift:

Nee, machen wir’s kurz: Gestern wusste “Bild” über Horst Köhler bzw. Horst Chabbi, besser bekannt als Guildo Horn, Folgendes zu berichten:

“Der Grand-Prix-Sänger und seine schöne Freundin Tanja (38) trennen sich – im verflixten siebten Jahr. Jetzt zieht Horn zurück zu Mutti!

Der schrille Musiker hat die Wohnung, die er mit Tanja teilte, schon verlassen. Er lebt jetzt wieder bei seiner Mama Lotti (69) in Trier.”

Heute jedoch bezeichnet der “Trierische Volksfreund” das, was gestern in “Bild” stand, als “ziemliche Ente” und “blühende Fantasie”. Weiter heißt es dort:

“Der 42-Jährige und seine Lebensgefährtin, die Stuntfrau Tanja de Wendt, haben sich bereits vor fast einem halben Jahr getrennt – ohne es an die große Glocke zu hängen. Guildo wohnt weiterhin in seinem Haus in der Nähe von Köln, will dort auch wohnen bleiben.

Dass er sich zurzeit in Trier aufhält, hat einen anderen Grund: Der Sänger spielt die Hauptrolle in dem Musical “Paradise of Pain” (…), das Anfang Januar im Trierer Theater Premiere feiert. Weil er zwei Monate lang täglich mehrfach probt, hat er sich wie meist bei Theater-Produktionen vor Ort einquartiert. Übrigens nicht bei Mama Lotti Köhler im Schatten des Moselstadions, sondern im ruhigen Hotel.”

Mit Dank an Tim R., Janni, Fritz L. und J.K. für den Hinweis.

Trottel

Laut Duden ist ein Trottel “jmd., der als einfältig, ungeschickt, willenlos angesehen wird, als jmd., der nicht bemerkt, was um ihn herum vorgeht”.

Womit wir uns die Überleitung zu Bild.de sparen können. Denn laut Bild.de ist ein Trottel ein Formel-1-Testfahrer, dessen Formel-1-Wagen sich wegen eines technischen Defekts (laut f1total.de “wegen einer gebrochenen Vorderradaufhängung”) nicht mehr manövrieren ließ. Dass allerdings der “Formel-1-Trottel Luca Badoer”, wie Bild.de gestern den Testfahrer nannte, nicht bemerkt haben sollte, was um ihn herum vorgeht, kann als unwahrscheinlich gelten. Laut f1total.com jedenfalls wurde er bei seinen Testfahrtcrashs “kräftig durchgeschüttelt”, blieb aber unverletzt. Und das Glück, dass “etw. Unangenehmes, Gefährliches an jmdm. [gerade noch] vorübergeht”, nennt der Duden Dusel.

Als Dussel hingegen bezeichnet der Duden… — ach was, auch diese Überleitung sparen wir uns lieber, nachdem “Bild” die angebliche Ungeschicklichkeit Badoers heute plötzlich als “mysteröse Crashserie” bezeichnet. Schließlich kennt der Duden auch für jemanden, der sich “aus Nützlichkeitserwägungen schnell u. bedenkenlos der Lage anpasst”, ein Wort Wort.

Mit Dank an Christian M. und Quirl für die Hinweise.

Was “Bild” erstaunt

Mann, da hat “Bild” aber gestaunt, als “Newsworld” [sic] berichtete, was Sonya Kraus vergangenen Samstag bei einer Veranstaltung der Wiener Aidshilfe gesagt haben soll! Klar, dass das sogleich in die Zeitung musste:

“Männertraum Sonya Kraus (…) erstaunt plötzlich mit einer offenen Beichte:”

Klar auch, dass “Bild” sowas noch konkreter wissen will (“BILD wollte es konkreter wissen”) und extra noch mal bei Kraus nachgefragt hat, die dann auch brav antwortet:

“Ich liebe Männer und Frauen – bin aber nicht bisexuell! (…) Jede Frau sollte mal eine Frau küssen!”

Nur: Was “Bild” daran so erstaunlich finden kann, weiß der Himmel. Schließlich stand das, was Kraus da laut “Bild” so “plötzlich” und “offen” gebeichtet haben soll, schon vor vier Jahren in der Zeitung — genauer gesagt: in der “Bild”-Zeitung.

Mit Dank an D.P. für Hinweis und Scans!

Blättern:  1 ... 70 71 72 ... 98