Seit Samstag sitzt Dominique Strauss-Kahn, inzwischen ehemaliger Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) in New York in Untersuchungshaft. Die Informationslage ist unübersichtlich: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Vergewaltigung eines Zimmermädchens vor, Strauss-Kahn beteuert seine Unschuld, die wildesten Verschwörungs–Theorien machen die Runde.
Da ist es beruhigend, wenn inmitten dieser Spekulationen und Mutmaßungen eine Zeitung klar Position bezieht — und eine Meldung bringt, die garantiert falsch ist:
Schock-Nachricht für Dominique Strauss-Kahn in seiner Gefängniszelle (13 Quadratmeter): Dem mächtigsten Banker der Welt droht nicht nur eine langjährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung eines Zimmermädchens – sein mutmaßliches Sex-Opfer hat möglicherweise Aids und könnte ihn angesteckt haben!
Selbst wenn das Zimmermädchen HIV-positiv sein sollte (oder gar an Aids erkrankt, was für “Bild” nach wie vor dasselbe ist) und Strauss-Kahn sie zum Oralverkehr gezwungen haben sollte, wie “Bild” schreibt: Eine Ansteckung über Speichel ist ausgeschlossen.
Speichel ist keine infektiöse Flüssigkeit. Geringes Risiko bestünde bei Zahnfleischbluten. Selbst dann wird aber das Blut durch Speichel verdünnt und außerdem befinden sich virushemmende Enzyme im Speichel.
Eine Übertragung der Viren über Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Urin und Kot ist ebenfalls nicht möglich.
Im Unterschied zu Blut, Sperma und Vaginalsekret enthält Speichel von HIV-Trägern erheblich geringere und für eine HIV-Ansteckung nicht ausreichende Menge an HI-Viren. Außerdem ist im Speichel von Natur aus ein Virus-hemmender Stoff enthalten.
(Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Den Medien ist diese medizinische Erkenntnis offenbar egal — immerhin müssten sie sonst auf ihre krawalligen Schlagzeilen verzichten.