Am 5. Mai eröffnete das Museum “Keltenwelt am Glauberg” (Hessen) und nur wenige Stunden später gab es laut Bild.de einen “Skandal”, der für einige der Beteiligten noch Folgen haben sollte:
Der Fall schien klar:
Wie BILD erfuhr sind die zwei Wachmänner bekannte NPDler. Einer ist Beisitzer im NPD-Landesvorstand, der andere aktiv bei der NPD im Wetterau-Kreis.
Ein schauriges Bild! Zwei Sicherheits-Männer in SA-ähnlichen Uniformen stehen neben dem angeleuchteten 230 Kilo schweren Keltenherrscher im 1. Obergeschoss des neuen Museums. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Braune Hemden, schwarze Krawatten, schwarze Kampfhosen, dicke Koppelschlösser.
Innerhalb kürzester Zeit zogen zahlreiche Nachrichtenportale nach und bereits am nächsten Tag gab es ein “Bild”-Verhör mit der hessischen Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann sowie empörte Reaktionen aus der Politik:
Doch die Wirklichkeit lässt sich nicht so einfach in Schwarz und Weiß – oder in diesem Fall Braun und Weiß – aufteilen, wie Bild.de es gerne hätte.
Es beginnt damit, dass die NPD nach Bekanntwerden des Vorfalls die Darstellung dementierte, einer der beiden Wachleute wäre im Landesvorstand, was auch die Antifaschistische Bildungsinitiative vor Ort bestätigte.
Bei den “SA-ähnlichen Uniformen”, die nicht weniger und nicht mehr nach SA aussehen als viele andere Uniformen, handelt es sich laut Ilona Huth, der Chefin der Sicherheitsfirma, bei der die beiden Wachleute angestellt waren, um reguläre Dienstkleidung.
Huth erklärte gegenüber dem Mittelhessenblog:
“Wir beschäftigen neben Deutschen auch Italiener, Marokkaner, Türken, Ukrainer, Armenier, Polen, Bulgaren, Syrer, Kosovaren, bosnisch-herzegowinische, ägyptische, kroatische, serbische und französische Mitarbeiter. Insgesamt sind es im Kern 60 Mitarbeiter mit Aushilfen im Stamm, die für uns arbeiten. Wir hatten, seitdem wir 2006 am Markt sind, noch nie irgendwelche Probleme mit einem unseren Mitarbeiter und speziell unseren beiden neuen Mitarbeiter sind bei uns nie durch irgendeine Äußerung aufgefallen, die an eine Verbindung mit rechtsextremistischem Gedankengut hätte denken lassen können”, sagt Huth. Dieses habe sie auch in ihrem Widerspruch auf die fristlose Kündigung geschrieben.
Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass das Foto auf Bild.de gestellt sein könnte:
In Stellungnahmen, die dem Mittelhessenblog vorliegen, wird insbesondere von Tobias B. der Vorwurf erhoben, dass Bilder retuschiert worden seien. Zudem habe es von einem Reporter, der sich als Bild-Mitarbeiter vorgestellt habe, die Bitte um Aufnahmen und entsprechende Regieanweisungen gegeben, die “ernste Bewachung” symbolisieren sollten.
Auch die Entstehungsgeschichte eines Fotos der Nachrichtenagentur dapd, bei dem der Schatten so auf einen der beiden Wachleute fällt, dass der Eindruck eines nur allzu bekannten Seitenscheitels entsteht, ist mindestens interessant.
Christoph von Gallera vom Mittelhessenblog schreibt:
Seitens dapd wird versichert, der dapd-Fotograf habe die beiden Wachleute nicht in Szene gesetzt. Er habe aber, um ein “seiner Meinung nach interessantes Foto zu machen”, einen von der Kamera ausgelösten Blitz eingesetzt. Dadurch sei der Schattenwurf auf Wachleute und Keltenfürst entstanden.
Eine weitere Eskalationsstufe war erreicht, als wenige Tage später bekannt wurde, dass einer der beiden Wachleute bereits vor der Eröffnung des Keltenmuseums den Holocaust geleugnet haben soll.
Die “FAZ” berichtete am 11. Mai:
(…) nun berichtete Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU), dass der Museumsleitung schon zuvor Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung eines der Männer vorgelegen hätten. Dieser habe schon Tage zuvor in dem Museum den Massenmord der Nazis an den europäischen Juden geleugnet. Bei Aufbauarbeiten habe dies ein Mitarbeiter gehört und Museumsleiterin Katharina Kurzynski gemeldet.
Besagter Mitarbeiter hat diese Behauptung allerdings umgehend nach Bekanntwerden des Vorwurfs revidiert und konnte immerhin gegenüber der “Frankfurter Rundschau”, der “FAZ” und dem “Hessischen Rundfunk” seine Sicht der Dinge darlegen. Gegenüber BILDblog sagt er, es habe zwar ein Gespräch gegeben, in dem er einem der Männer “gedanklich eine rechte Gesinnung unterstellt” habe, aber:
Ich widerspreche (…), daß der Wachmann den Holocaust geleugnet habe, ich Mitarbeitern gegenüber behauptet hätte, von einer Holocaustleugnung des Wachmannes gehört zu haben und daß ich die Museumsleiterin informiert hätte.
Was also letztlich bleibt, ist viel Lärm um sehr wenig. Und obwohl erst kürzlich das Bundesarbeitsgericht die mit einer NPD-Mitgliedschaft begründete Kündigung gegen einen Behördenmitarbeiter gekippt hat, führte der mediale Wirbel um die Wachleute des Keltenmuseums zu folgenden Ergebnissen: