“Aktuelle Nachrichten” verspricht Bild.de auf seiner Startseite. Wenn sich aber die Chance bietet, den zwischenzeitlich deformierten Kopf eines Schwerverletzten zu zeigen und als “Alien-Schädel” zu bezeichnen, dann dürfen sie auch schon einmal eine ganze Woche alt sein.
Unter einem Bild des bemitleidenswerten Skateboardunfallopfers Kyle Johnson kann man lesen:
Hätte die Person, die diese Bildunterschrift verfasst hat, allerdings den dazugehörigen Artikel oder wenigstens die Überschrift “Lebensgefahr! Ärzte frieren Teile von Kyles Schädel ein” gelesen, dann wüsste sie, dass das ziemlicher Unfug ist. Die Ärzte haben nämlich mitnichten Teile des Gehirns des Patienten entnommen, sondern, wie bei einer dekompressiven Kraniektomie üblich, Teile des Schädels.
Dazu, Teile des Gehirns zu entnehmen und dann wieder erfolgreich einzusetzen, wären höchstens die vorher angesprochenen Aliens imstande.
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!
Nachtrag, 11.51 Uhr: So schnell kann’s gehen. Bild.de hat das Gehirn unauffällig verschwinden lassen:
Kyle Johnson: Ärzte entnahmen ihm Teile der Schädeldecke – und setzten sie später wieder ein
Nachtrag, 26. August: BILDblog-Leser Lutz B. hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass in einer früheren Version des Artikels noch durchweg die Rede davon war, dass man dem Mann Teile des Gehirns entfernt habe. Die Bildunterschrift wurde bei der Korrektur schlicht übersehen. Und tatsächlich: Im Cache von Google findet man diese Version noch, in der es etwa heißt:
Die Ärzte entschieden sich zu einer riskanten OP: Sie schnitten Teile von Kyles Gehirn weg, froren es ein – und setzen es ihm Wochen später wieder ein. (…) Als seine Hirnschwellung zurückging, setzen die Ärzte ihm die eingefrorenen Hirnteile wieder ein.
Die einzigen, die es also letztendlich wirklich geschafft haben, ein Gehirn erfolgreich zu entfernen, waren die Leute von Bild.de. Respekt!