Auf der Insel North Sentinel im Indischen Ozean leben die Sentinelesen, eines der letzten von der Außenwelt gänzlich isolierten indigenen Völker. Den Kontakt mit Außenstehenden lehnen sie ab. Im rund 55 Kilometer Luftlinie entfernten Port Blair, einige Inseln weiter östlich, gab es kürzlich mehrere Corona-Fälle.
Darüber berichtete gestern auch Bild.de. Die Redaktion hat sogar mit einem Vertreter der Menschenrechtsorganisation Survival International gesprochen, die sich allgemein für indigene Völker und speziell für die Sentinelesen einsetzt:
Niklas Ennen von der Menschenrechtsorganisation Survival Internaltional [sic] sagt zu BILD: “Von einer Corona-Infektion auf der Insel der Sentinelesen gibt es bislang noch keine gesicherten Hinweise. In einer gefährlichen Situation befinden sich aber alle unkontaktierten Völker, für die ein Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft lebensbedrohlich sein kann.”
Auch die Sentinelesen seien “extrem anfällig für eingeschleppte Krankheiten”, so Ennen. Während einer globalen Pandemie sei “das Risiko einer folgenschweren Infektion noch größer.” Daher brauche es eine “angemessene Überwachung” der um North Sentinel herum befindlichen Gewässer. Und dann, schreibt Bild.de, habe Ennen über die Sentinelesen noch gesagt:
“Wir versuchen den Begriff ‘Steinzeitmenschen’ zu vermeiden, da er suggeriert dass diese Menschen einer früheren Entwicklungsstufe angehören. Das stimmt aber nicht. Auch indigene und unkontaktierte Völker entwickeln sich – wenn auch in einer anderen Art und Weise, als wir dies tun.”
Welche Überschrift hat die “Bild”-Redaktion wohl für ihren Artikel gewählt, in dem sich dieser Appell gegen die respektlose Bezeichnung befindet? Genau:
Diese Respektlosigkeit hat bei Bild.de Tradition.
Mit Dank an @julianzado und sven für die Hinweise!