Österreichs Medien, Teures Ruhegeldsystem, “Funk”-Finanzen

1. Was Österreichs Medien unter einem Kanzler Kickl droht
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Unter einem Bundeskanzler Herbert Kickl von der FPÖ drohe dem öffentlich-rechtlichen ORF in Österreich eine massive Verkleinerung. Zudem plane die FPÖ, sogenannte Alternativmedien stärker zu fördern und die staatliche Inseratenvergabe zu reformieren, was viele als Angriff auf kritische Medien sähen. Generell werde erwartet, dass die Medienlandschaft in Österreich zunehmend unter Druck gerate, da Kickls Partei offene Kritik an unabhängiger Berichterstattung übe und ihre eigenen propagandistischen Kanäle stärke.

2. RBB kommt altes Ruhe­geld­system teuer zu stehen
(lto.de, Max Kolter)
“Der RBB will seiner Ex-Intendantin die vereinbarte Betriebsrente wegen Sittenwidrigkeit nicht zahlen. Dabei habe Schlesinger das teure Ruhegeldsystem so vorgefunden, sagte nun das LG Berlin II und riet zu einem ebenfalls teuren Vergleich.” Bei “Legal Tribune Online” erklärt Max Kolter den aktuellen Stand des “Rechtsstreits um Ruhegelder, sittenwidrige Anstellungsverträge und Pflichtverletzungen im Dienst” zwischen dem öffentlich-rechtlichen Sender und seiner ehemaligen Intendantin.

3. Wie weiter mit der Finanzierung für Funk?
(verdi.de, Volker Nünning)
Das öffentlich-rechtliche Jugendangebot “Funk” habe trotz eines Jahresbudgets von 45,8 Millionen Euro mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Aufgrund fehlender Budgetanpassungen habe “Funk” die Anzahl seiner Formate von 76 im Jahr 2019 auf 57 Ende 2024 reduzieren müssen. Die Bundesländer würden die Wichtigkeit von Angeboten für junge Menschen betonen, um einem “Generationenabriss” entgegenzuwirken; eine deutliche Etataufstockung sei wegen der insgesamt begrenzten Mittel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks jedoch schwierig.

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4. »Washington Post«-Mitarbeiter fordern Treffen mit Eigentümer Jeff Bezos
(spiegel.de)
Mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der “Washington Post” hätten in einem Brief ihre Besorgnis über aktuelle Führungsentscheidungen geäußert und ein persönliches Treffen mit Eigentümer Jeff Bezos gefordert. Kritisiert werde, dass die Zeitung wichtige Journalistinnen und Journalisten verloren habe, und dass fragwürdige Entscheidungen – wie der Verzicht auf eine Wahlempfehlung bei der US-Wahl – das Vertrauen der Leserinnen und Leser geschwächt hätten.

5. Fotojournalismus: “Man kann nicht alles nur mit Stockfotografie oder KI erzählen”
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Im Interview mit dem “Fachjournalist” spricht Gilles Steinmann, Leiter der Bildredaktion der “Neuen Zürcher Zeitung”, über die Zukunft des Fotojournalismus in Zeiten von Künstlicher Intelligenz und Bilderflut, betont die unersetzliche Rolle erfahrener Fotografinnen und Fotografen vor Ort und gibt Einblicke in die Auswahlprozesse bei Wettbewerben wie dem World Press Photo Award. Steinmann erzählt von Qualitätsansprüchen, ethischen Herausforderungen und der Relevanz authentischer Bildberichterstattung. Außerdem gibt er Tipps für Nachwuchsfotografinnen und -fotografen, etwa zur Präsentation von Arbeiten und zur Bedeutung von persönlicher Handschrift und Teamfähigkeit.

6. Schluss mit Zuckerberg und Musk: So will eine Gruppe Social Media revolutionieren
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Eine Gruppe von Internetexperten und Prominenten plane ein neues, gemeinnütziges Social-Media-Ökosystem als Alternative zu Plattformen wie Facebook und Instagram, um Soziale Netzwerke von der Kontrolle durch Milliardäre zu befreien. Unterstützt werde die Initiative von Personen wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und Schauspieler Mark Ruffalo, die auch zu Spenden aufrufen, um das Projekt zu realisieren.

“Katapult” oder Bumerang?, Mehr Vielfalt ins Lokale, Gefühlte Wahrheit

1. »Katapult«-Magazin lässt 500.000 Hefte mit echten AfD-Zitaten drucken – und erntet Kritik
(spiegel.de)
Benjamin Fredrich, Gründer und Verleger des Magazins “Katapult”, plane, vor der anstehenden Bundestagswahl in einer groß angelegten Aktion die schlimmsten Zitate von AfD-Politikern und -Politikerinnen zu verbreiten, um die Partei mit ihren eigenen Aussagen bloßzustellen. Während Fredrich davon überzeugt sei, dass das unkommentierte Zeigen solcher Zitate die Gefahr der AfD verdeutlicht, würden Kritiker warnen, dass dies den Extremismus eher fördern als abschrecken könnte.

2. Bei der “Katapult”-Kritik am “Spiegel” geht es weniger um Journalismus als um PR
(uebermedien.de, Annika Schneider)
Und noch einmal “Katapult”: Annika Schneider kritisiert in ihrem Beitrag für “Übermedien” die Reaktion der “Katapult”-Redaktion auf einen kritischen “Spiegel”-Artikel (nur mit Abo lesbar) über “Katapult”-Gründer Benjamin Fredrich. In dem “Spiegel”-Text werden Erfolge, aber auch Probleme und Kritik an Fredrichs Arbeitsweise thematisiert. “Katapult” werfe dem “Spiegel” Manipulation und Falschdarstellungen vor, belege diese Vorwürfe aber oft nur vage, schreibt Schneider. Fredrich lade die Kritik zudem moralisch auf und nutze sie für PR in eigener Sache.

3. Mehr Vielfalt ins Lokale
(journalist.de, Mia Pankoke)
“Lokalredaktionen haben den Ruf, nicht besonders divers zu sein. Dabei wäre es leicht, Menschen und Themen zu finden, die ihre Berichterstattung vielfältiger machen.” Mia Pankoke geht der Frage nach, wie mehr Vielfalt in den Lokaljournalismus gebracht werden kann, und stellt erfolgreiche Beispiele wie die Jugendredaktion “Salon5” und den “Kölner Stadt-Anzeiger” vor. Sie plädiert für eine aktivere Einbindung vielfältiger Perspektiven und eine inklusivere Arbeitskultur, um Lokalmedien zu einem Spiegel der Gesellschaft zu machen.

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4. Journalist nach kritischen Recherchen ermordet
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigt sich entsetzt angesichts des Todes eines indischen Journalisten: “Der grausame Mord an Mukesh Chandrakar ist eine Vergeltungsmaßnahme für seine kritische Arbeit. Die indischen Behörden müssen die Verantwortlichen so schnell wie möglich vor Gericht stellen und Journalistinnen und Journalisten besser schützen”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

5. KI-Forscherin zu Falschinformation im Superwahljahr: «Gefühlte Wahrheiten sind oft wichtiger als Fakten»
(fairmedia.ch, Tobias König)
Im Interview mit Zoë van Doren, Expertin für internationale Digitalpolitik bei der Friedrich-Naumann-Stiftung, geht es um den Einfluss von Künstlicher Intelligenz und “Fake News” auf die Wahlen im zurückliegenden “Superwahljahr” 2024. Van Doren warnt, dass diese Dynamiken demokratische Prozesse gefährden könnten. Um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken, empfiehlt sie Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und den Aufbau resistenter Strukturen gegen manipulative Inhalte.

6. Ohne Zeitung geht nicht viel: TLM-Forschungsgutachten zur lokalen Medienvielfalt vorgestellt
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
“Die guten Nachrichten zuerst: Es gibt in Thüringen bislang keine Nachrichtenwüsten. Damit sind Regionen gemeint, für die es kein Angebot von Lokal- oder Regionalzeitung mehr gibt. Und es gibt inzwischen jede Menge alternative Medienangebote, die teilweise auch erhebliche Reichweiten erzielen. Die weniger gute Nachricht: Diese Alternativen kommen vom Umfang und der Qualität nicht in Ansätzen an die Zeitung heran.” Das ist Peter Stawowys Fazit zur Studie “Angebot, Vielfalt und Perspektiven lokaler und regionaler Medien in Thüringen”, die vor wenigen Tagen in der Thüringer Landesmedienanstalt vorgestellt worden ist (PDF).

Unwort des Jahres, Hochschulen verlassen X, Schutz vor SLAPP

1. “Biodeutsch” ist Unwort des Jahres 2024
(tagesschau.de)
Das “Unwort des Jahres 2024” ist “biodeutsch”, weil es nach Ansicht der Jury diskriminierend ist und eine rassistische Unterteilung in “echte” Deutsche und Menschen mit Migrationshintergrund fördere. Ursprünglich satirisch gemeint, werde der Begriff mittlerweile häufig wörtlich und abwertend verwendet. Die Wahl zum “Unwort des Jahres” soll sensibilisieren und auf diskriminierende Sprache aufmerksam machen, insbesondere auf Begriffe, die mit der Menschenwürde oder mit demokratischen Prinzipien unvereinbar sind.

2. 60 Hochschulen verlassen X
(faz.net)
Mehr als 60 Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen aus dem deutschsprachigen Raum verlassen die Plattform X (ehemals Twitter), da deren Nutzung nicht mit Werten wie Transparenz und wissenschaftlicher Integrität vereinbar sei. Der Austritt sei von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität initiiert und mit dem zunehmenden Einfluss rechtspopulistischer Inhalte auf der Plattform begründet worden.

3. Diese Empfehlungen schützen vor SLAPP-Klagen
(reporter-ohne-grenzen.de)
SLAPP-Klagen (Strategic Lawsuits Against Public Participation) zielen darauf ab, Medienschaffende, Aktivisten und Menschenrechtsverteidiger einzuschüchtern und mundtot zu machen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert eine zügige Umsetzung der Anti-SLAPP-Richtlinie der Europäischen Union in nationales Recht, um Justizmissbrauch effektiv abzuwehren und Journalistinnen und Journalisten besser zu schützen. RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus erklärt: “Unabhängiger Journalismus, freie und kritische Berichterstattung sind unverzichtbar, weil sie Missstände aufdecken und uns mit Fakten und gut recherchierten Inhalten versorgen.”

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4. Ist der ÖRR-Blog rechtsextrem?
(volksverpetzer.de)
Ein Gastbeitrag beim “Volksverpetzer” beleuchtet die Aktivitäten des “ÖRR Blog”, “ein vorgeblich medienkritisches Projekt auf Twitter und Instagram, das den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ARD und ZDF) insbesondere wegen angeblich zu linker Berichterstattung angreift.” Es werde vom CSU-Politiker Jonas Müller betrieben. Kritisiert wird, dass der “ÖRR Blog” zunehmend rechtsextreme Narrative unterstütze, etwa durch die Verbreitung geschichtsrevisionistischer Aussagen. Der Account diene, so die Autoren, weniger der sachlichen Medienkritik als der Verbreitung einer ideologischen Agenda, die demokratische Werte untergrabe.

5. China soll Elon Musk als Käufer für TikTok erwägen
(zeit.de)
Einem Bericht von “Bloomberg” zufolge erwäge China, das US-Geschäft von TikTok an Elon Musk zu verkaufen, um ein Verbot der App in den USA zu verhindern. Am 19. Januar könnte ein solches Verbot in Kraft treten, wenn das US-Geschäft nicht verkauft wird. TikTok dementiere diese Berichte und betone, dass ein Verbot massive Auswirkungen auf Millionen von Menschen hätte, die die App sowohl sozial als auch wirtschaftlich nutzen.

6. Geniale Medienkritik: SEPTEMBER 5 – THE DAY TERROR WENT LIVE – Kritik & Analyse
(youtube.com, Wolfgang M. Schmitt, Video: 25:20 Minuten)
In seiner “Filmanalyse” setzt sich Wolfgang M. Schmitt mit dem Film “September 5 – The Day Terror Went Live” auseinander. Er thematisiere, wie der US-Sender ABC während der Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 in München durch Sensationsgier und Live-Berichterstattung die Arbeit der Polizei behindert habe. Der Film zeige die zerstörerische Dynamik der Live-Logik und der Aufmerksamkeitsökonomie, die ethische und moralische Grenzen ignoriere.

Kickl und die FPÖ, Unverzichtbare Faktenchecks, Frage des Anstands

1. Was hat Herbert Kickl mit Österreichs Medien vor?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 27:12 Minuten)
Österreich könnte nach derzeitigem Stand bald von dem rechtsextremen FPÖ-Politiker Herbert Kickl regiert werden. Holger Klein hat den Juristen und Medienethiker Luis Paulitsch nach dessen Einschätzung gefragt: “Welche Medienpolitik verfolgen Kickl und die FPÖ? Was ließe sich mit der ÖVP umsetzen? Und was hat es mit der Inseratenkorruption auf sich?”

2. Österreichs Rechte greift den ORF an
(verdi.de, Till Schmidt)
Im Verdi-Medienmagazin “M” kommentiert Till Schmidt: “Selbst, wenn die FPÖ nicht Teil der kommenden Regierung werden sollte – allein ihre politischen Forderungen und ihre von Machtfantasien und Opferhaltung geprägte Rhetorik sorgen für eine starke Gefährdung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Pressefreiheit in Österreich.”

3. Auch Weidel unter den Gästen
(tagesspiegel.de, Christoph Zempel)
Der Springer-Verlag hat laut “Spiegel” (nur mit Abo lesbar) Elon Musk zu einem Wirtschaftsgipfel der “Welt” Ende Januar nach Berlin eingeladen, wo er auf AfD-Chefin Alice Weidel treffen könnte. Musks AfD-Unterstützung in einem Gastbeitrag für die “Welt” hatte bereits zu Protesten in der Redaktion und Rücktritten geführt.

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4. Meta, Media und Moneten: Eine Frage des Anstands
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath kritisiert in seinem Kommentar Mark Zuckerbergs “Kniefall” vor Donald Trump und die mangelnde Verantwortung von Social-Media-Plattformen wie Metas Facebook für die Verbreitung von Hass und Desinformation. Er fordert Werbetreibende und Mediaagenturen auf, ihre Werbegelder nicht mehr in diese Netzwerke zu stecken, da sie damit Hass und Hetze finanzieren würden. Lückerath sieht hier einen Hebel für ein gesellschaftliches Umdenken. Gleichzeitig plädiert er dafür, die Vielfalt und Verantwortung von Medienhäusern und alternativen Plattformen stärker zu nutzen, um eine kontrollierte und respektvolle Diskurskultur zu fördern.

5. Faktenchecks: Warum sie für unsere Demokratie unverzichtbar sind
(belltower.news, Robert Lüdecke|)
Robert Lüdecke betont in seinem Text, dass Faktenchecks essenziell für die Demokratie seien, da sie Desinformation entlarven und den öffentlichen Diskurs auf einer faktenbasierten Grundlage ermöglichen. Die Entscheidung von Meta, Faktenchecks in den USA abzuschaffen, schwäche den Schutz vor Falschinformationen und begünstige rechtsextreme sowie verschwörungsideologische Erzählungen. Statt als Zensur würden Faktenchecks als Werkzeug der Aufklärung funktionieren. Ihre Abschaffung sei ein Rückschlag für die Meinungsvielfalt und die Mündigkeit der Gesellschaft.

6. Glaskugelige Kaffeesatzlesereien 2025
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hat turnusgemäß die Glaskugel aus dem Schrank geholt und einen Blick auf mögliche Medienentwicklungen des neuen Jahres geworfen. Wie immer geht er dabei auch selbstkritisch seine Prognosen des Vorjahres durch.

Weihnachts- und Winterpause

Liebe Leserinnen und Leser,

wir sind ab heute in der Weihnachts- und Winterpause. Ab dem 13. Januar geht’s hier wieder weiter. Bis dahin wünschen wir euch allen eine schöne Weihnachtszeit, ein paar ruhige Tage und einen guten Start ins neue Jahr!

Liebe Grüße
vom BILDblog-Team

KW 51/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. WTF is Jule?!
(zdf.de, Lorelei Holtmann, vier Videos mit je 18 bis 21 Minuten)
Im Jahr 2023 erschütterte ein Skandal die Twitter-Welt: Es verdichteten sich die Hinweise, dass sich hinter der vermeintlichen jungen Rollstuhlfahrerin und erfolgreichen Bloggerin “Jule Stinkesocke”, damals mit mehreren zehntausend Followern, in Wirklichkeit ein älterer Mann verbirgt. Nun hat das ZDF eine sehenswerte vierteilige Dokuserie produziert, die die Geschichte von “Jule” nachzeichnet.

2. So krass werden wir (jetzt schon) mit KI belogen
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 21:50 Minuten)
“Ich habe ein riesiges Netzwerk von KI-Kanälen entdeckt, das sich gerade auf YouTube ausbreitet und widerwärtige Falschmeldungen verbreitet. In zehntausenden Fake-Videos wird behauptet, Michael Schumacher sei gestorben, Helene Fischer sei von ihrem Mann verprügelt worden oder Emma Watson habe 300 Kilo zugenommen.” Mats Schönauer, ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”, ist einer Sache nachgegangen, die erst der Anfang einer gefährlichen Entwicklung sein könnte.

3. Die Marienhof-Connection
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 28:53 Minuten)
Der Podcast “Läuft” blickt zurück auf einen Medienskandal um Produktplatzierungen in der ARD-Soap “Marienhof”, den der Journalist Volker Lilienthal 2005 durch verdeckte Recherchen aufdeckte. In Teil eins wird Lilienthals risikoreiche Arbeit beschrieben, die ihn über juristische Hürden und ein wegweisendes Urteil führt, das die Veröffentlichung schließlich möglich macht. Im zweiten Teil wird die Bedeutung dieses Urteils nach zwanzig Jahren beleuchtet und ein Bogen zur heutigen Praxis des Influencer-Marketings geschlagen, die Cornelia Holsten abschließend analysiert (Audio: 30:58 Minuten).

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4. Podcast-Spezial: Heute rufen wir bei Holger an!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier, Audio: 41:04 Minuten)
Holger Klein, Moderator des “Übermedien”-Podcasts, wird nach 182 Folgen selbst zum Interviewgast. Stefan Niggemeier spricht mit ihm über die Arbeit am Podcast, den Umgang mit sprachlichen Eigenheiten, persönliche Aktivitäten und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Kleins Berufsalltag.

5. Alles schon mal dagewesen?
(deutschlandfunkkultur.de, Kais Harrabi & Mike Herbstreuth & Ina Plodroch & Carina Schroeder, Audio: 47:29 Minuten)
Bei “Über Podcast” von Deutschlandfunk Kultur geht es im Jahresrückblick um die Entwicklungen und Trends im Podcastmarkt 2024, die Qualität und Vielfalt deutscher Podcasts, internationale Vergleiche sowie aktuelle Themen wie Selbstkritik und Verantwortung in journalistischen Formaten. Außerdem stellen die Moderatorinnen und Moderatoren ihre persönlichen Highlights und Empfehlungen des Jahres vor und reflektieren den Einfluss neuer Technologien wie KI auf die Podcast-Produktion.

6. Die Top Ten TV-Momente 2024: Menschen, Bilder, Konfrontationen
(fernsehenfueralle.podigee.io, Dennis Müller, Audio: 1:43:35 Stunden)
Wer sich für leichte Fernsehkost interessiert, kommt auch in diesem Jahr nicht an den unterhaltsamen Analysen und Nachbesprechungen von “Fernsehen für alle” vorbei. Im lockeren Plauderton seziert Dennis Müller mit wechselnden Mitstreiterinnen wöchentlich die angesagtesten Trash-Produktionen. In der aktuellen Ausgabe widmet er sich zusammen mit Natalie den Top Ten der TV-Momente des Jahres.

Schön­bohm gewinnt gegen ZDF, Filmfördergesetz, Peinlich für CNN

1. Schön­bohm gewinnt gegen das ZDF
(lto.de)
Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, hat sich juristisch gegen einige Aussagen in Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” gewehrt und größtenteils Recht bekommen. Das Gericht habe entschieden, dass vier von fünf angegriffenen Aussagen unwahre Tatsachenbehauptungen seien, die Schönbohms Persönlichkeitsrechte verletzten. Deren Verbreitung müsse unterlassen werden. Eine Geldentschädigung sei jedoch abgelehnt worden, da dies als “ultima ratio” gelte und Schönbohm alternative rechtliche Möglichkeiten nicht frühzeitig ausgeschöpft habe.

2. Bundestag beschließt FFG-Reform, Förderquote wird erhöht
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel berichtet bei “DWDL” über die Verabschiedung der Reform des Filmfördergesetzes im Bundestag. Trotz der Konflikte innerhalb der ehemaligen Ampelkoalition hätten SPD, Grüne und FDP die Reform durchgesetzt, wobei wesentliche Teile wie ein Diversitätsbeirat oder ökologische Vorgaben gestrichen worden seien, um die Zustimmung der FDP zu sichern. Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, habe zudem eine Erhöhung der Förderquote auf 30 Prozent ab Februar 2025 angekündigt. Dies werde von Branchenvertretern wie Björn Böhning als Signal für eine wettbewerbsfähigere deutsche Filmbranche gefeiert.

3. Peinlicher Glaubwürdigkeitsverlust für CNN
(taz.de, Bernd Pickert)
Bernd Pickert berichtet über eine peinliche Panne bei einer Reportage des US-Senders CNN in Syrien, in der ein vermeintlich befreiter Zivilist fälschlicherweise als Opfer des Assad-Regimes dargestellt werde. CNN-Reporterin Clarissa Ward begleite die Befreiung auf emotionale Weise. Recherchen der Organisation Verify-Sy hätten allerdings ergeben, dass es sich bei dem Mann in Wirklichkeit um einen wegen Korruption inhaftierten Geheimdienstoffizier handele. CNN habe die Falschmeldung zwar inzwischen bestätigt, der Vorfall habe aber die Glaubwürdigkeit des Senders und der mehrfach ausgezeichneten Clarissa Ward erheblich beschädigt.

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4. ARD und ZDF halten nach Kritik an Konzept für TV-Duelle fest
(zeit.de)
ARD und ZDF verteidigen ihr Konzept für die geplanten TV-Duelle der Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen und verweisen auf ihre journalistische Verantwortung sowie auf das Prinzip der “abgestuften Chancengleichheit”. Nach Robert Habecks (Grüne) Absage hätten andere Politikerinnen und Politiker wie Christian Lindner (FDP) und Sahra Wagenknecht (BSW) ihr Interesse bekundet, Habecks Platz im Duell mit Alice Weidel (AfD) zu übernehmen.
Weiterer Lesehinweis: ARD und ZDF haben inzwischen weitere TV-Pläne zum Bundestagswahlkampf veröffentlicht. Nun soll es auch Sendungen geben, in denen alle vier Spitzenkandidatinnen und -kandidaten von SPD, CDU/CSU, Grünen und AfD aufeinandertreffen. (spiegel.de)

5. Hubert Burda übergibt Geschäfte an seine Kinder
(tagesspiegel.de)
Hubert Burda, unter anderem Verleger von “Bunte” und “Focus”, übergebe seine unternehmerische Verantwortung zum 1. Februar 2025 an seine Kinder Elisabeth Burda Furtwängler und Jacob Burda. Beide hätten bereits seit 2017 im Verwaltungsrat des Familienunternehmens mitgewirkt und seien nun bereit, den Verlag in der vierten Generation fortzuführen. Hubert Burda, der kurz vor seinem 85. Geburtstag steht, bleibe Ehrenvorsitzender der Holding.

6. Moderator:innen leiden unter schweren psychischen Erkrankungen
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Ingo Dachwitz berichtet bei netzpolitik.org über ein Gerichtsverfahren in Kenia, in dem mehr als 140 ehemalige Content-Moderatorinnen und -Moderatoren den Meta-Konzern und die Outsourcing-Firma Sama wegen psychischer Schäden verklagen. Die Klägerinnen und Kläger, die für Facebook verstörende Inhalte wie Gewalt oder Tierquälerei moderiert hätten, würfen den Unternehmen unzureichenden Schutz, schlechte Arbeitsbedingungen und psychologische Folgeschäden vor. Nachdem eine außergerichtliche Einigung gescheitert sei, habe ein kenianisches Gericht im September dieses Jahres klargestellt, dass Meta als Auftraggeber für die Arbeitsstandards mitverantwortlich sei, und damit den Weg für den Prozess geebnet.

Ringen um TV-Duelle, Rufmord, Ausgezeichnete Recherche

1. ARD und ZDF verteidigen TV-Duell-Pläne gegen scharfe Kritik
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Uwe Mantel schreibt bei “DWDL” darüber, wie ARD und ZDF ihre geplanten TV-Duelle zur kommenden Bundestagswahl gegen die scharfe Kritik von Grünen und AfD verteidigen. Er erklärt, wie die Sender ihre Entscheidung begründen, SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz gegen CDU-Herausforderer Friedrich Merz und in einem zweiten Duell Robert Habeck (Grüne) gegen Alice Weidel (AfD) antreten lassen zu wollen, wobei Habeck bereits signalisiert habe, nicht teilnehmen zu wollen. Außerdem geht Mantel darauf ein, wie ARD, ZDF und auch RTL mit möglichen Absagen umgehen könnten und wie sie ihre Formate inhaltlich begründen.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “ARD und ZDF haben eine Debatte losgetreten, die das Vertrauen in ihre Unabhängigkeit nachhaltig beschädigen könnte. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidung überdenken – sonst wird aus der Wahl-Debatte eine Debatte über das Fernsehen selbst.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:09 Minuten)

2. “Wir können von Glück sagen, dass niemand von uns darüber verrückt geworden ist”
(mediummagazin.de, Frederik von Castell & Annette Milz)
Für die investigative Recherche “Geheimplan gegen Deutschland” wurde das “Correctiv”-Team von der Jury des “medium magazin” als “Journalist:innen des Jahres” ausgezeichnet. Im Interview ziehen “Correctiv”-Chefredakteur Justus von Daniels, die stellvertretende Chefredakteurin Anette Dowideit sowie Undercover-Reporter Jean Peters Bilanz über die Enthüllung und deren Folgen.
Weiterer Lesetipp: In eigener Sache: Medium Magazin zeichnet CORRECTIV-Team für “Geheimplan-Recherche” aus (correctiv.org, Anna-Maria Wagner).

3. Sprechen wir über … Rufmord?! – Das Weihnachtsspecial mit Renate Künast
(ardaudiothek.de, Holger Schmidt & Thomas Fischer, Audio: 1:00:53 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Sprechen wir über Mord!?” heißt es diesmal ausnahmsweise “Sprechen wir über Rufmord!?” In einer Sonderfolge des True-Crime-Podcasts haben der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt und der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer die Grünen-Politikerin Renate Künast zu Gast und sprechen mit ihr über Hass im Internet.

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4. Elon Musk unterstützt offenbar britische Rechtspopulisten um Nigel Farage
(spiegel.de)
Elon Musk scheint nicht nur den designierten US-Präsidenten Donald Trump, sondern auch die rechtspopulistische britische Partei Reform UK zu unterstützen. Musks Aktivitäten würden zeigen, wie er Soziale Medien, insbesondere X/Twitter, als Bühne für politische Einflussnahme nutze, teilweise in Verbindung mit seiner Ablehnung vorgesehener Regulierungen wie dem britischen Online Safety Act. Reform-UK-Politiker Nigel Farage habe angedeutet, dass Musk nicht nur ideologische Unterstützung bietet, sondern auch eine Großspende von bis zu 100 Millionen US-Dollar in Aussicht stellt.

5. “Nicht absitzen”: Wie arbeiten russische Investigativjournalisten im Exil?
(de.ejo-online.eu, Svetlana Greidina)
Svetlana Greidina beschreibt, wie russische Investigativjournalistinnen und -journalisten wie Katya Bonch-Osmolovskaya von “IStories” trotz Exil und ständiger Bedrohung weiterhin Missstände in Russland aufdecken. Sie nutzen Methoden wie OSINT, Insider-Quellen und internationale Kooperationen, um Daten zu sammeln und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf gesellschaftliche Probleme zu lenken. Ihre Arbeit zeige, wie wichtig unabhängiger Journalismus ist, um unter autoritären Bedingungen Transparenz zu schaffen und den Menschen eine Stimme zu geben.

6. Lost Places in den Medien: Schmaler Grat zwischen Erhalt des Ortes und Erhalt der Geschichte
(fachjournalist.de, Fabian Holtappels)
“Lost Places, also vergessene oder verlassene Orte, werden vor allem bei jungen Menschen immer beliebter. Insbesondere auf YouTube ist die Nachfrage nach Lost Places riesig. Dass es aber gerade das Internet und die Medien sind, die zur Zerstörung dieser Orte mit ihrer individuellen Geschichte beitragen, wird dabei wohl immer häufiger vergessen. Doch wie können Journalisten über Lost Places berichten, ohne diesen zu schaden?” Fabian Holtappels geht dieser Frage nach und beleuchtet in seinem Beitrag die Verantwortung der Medien.

Diskussion um Diskussionsrunden, “Bürgerreporter”, Ganzes Buch

1. Angekündigte TV-Duelle sorgen für Unmut bei Parteien
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Für den anstehenden Bundestagswahlkampf planen die TV-Sender bereits die obligatorischen TV-Duelle mit den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten. Doch die angedachten Diskussionsrunden sorgen schon jetzt für Diskussionen, wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet: “ARD und ZDF sowie RTL wollen in einem TV-Duell Olaf Scholz und Friedrich Merz gegeneinander antreten lassen. Kritik kommt nun von den Parteien, die zu diesem Schlagabtausch nicht eingeladen sind, vor allem die Grünen ärgern sich. Die AfD kündigt eine juristische Überprüfung an.”
Weiterer Lesetipp: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nimmt die vorgezogene Wahl zum Anlass, die politischen Parteien aufzufordern, die Themen Journalismus und Medien in ihre Wahlprogramme aufzunehmen. “Mit ihren Wahlprogrammen geben die Parteien die politischen Linien für den Fall einer Regierungsbeteiligung vor”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster: “Deshalb ist es jetzt wichtig, klare Aussagen zu existenziellen Fragen des Journalismus zu treffen.” (djv.de, Hendrik Zörner)

2. Der falsche Kautabak
(taz.de, Martin Seng)
Martin Seng beschreibt in seinem “taz”-Artikel, wie Satire-Accounts bei X (ehemals Twitter) Politikerinnen und Politiker wie Karl Lauterbach parodieren und dabei mit Deepfake-Bildern arbeiten. Er berichtet von einem eigenen Moment der Täuschung durch den Satire-Account “Karl Kautabak” und betont, dass nicht jeder die Medienkompetenz hat, solche Fakes sofort zu erkennen. Seng warnt vor der wachsenden Gefahr von Falschinformationen in den Sozialen Medien und betont die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben, da selbst kurze Momente der Verwirrung schwerwiegende Folgen haben können.

3. Medienunternehmen haftet für “Bürgerreporter”
(lto.de, Entela Hoti)
Das Landgericht Essen habe entschieden, dass Medienunternehmen für Inhalte von “Bürgerreportern” haften, wenn diese falsche Informationen verbreiten. Im konkreten Fall habe ein “Bürgerreporter” auf der Plattform “Lokalkompass” einen Kommunalpolitiker anlasslos verdächtigt, Beihilfe zu einem Kindesmissbrauch geleistet zu haben, und damit dessen Persönlichkeitsrecht verletzt. Da das Medienunternehmen die Inhalte ohne klare Abgrenzung zu professionellen Beiträgen veröffentlicht und sich die Inhalte durch Nutzungsrechte zu eigen gemacht habe, trage es die Verantwortung für die Berichterstattung.

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4. Kann Gen Z kein ganzes Buch mehr lesen?
(boersenblatt.net, Jaqueline Weigl)
“Zunehmend berichten Professor:innen, dass junge Studierende Probleme damit haben, ganze Bücher zu lesen, auch Forscher:innen befassen sich mit mit dem Phänomen. Welche Ursachen hat das unangenehme Gefühl beim Lesen eines kompletten Buchs – und welche Konsequenzen drohen?” Jaqueline Weigl ist diesen Fragen nachgegangen und hat nicht unbedingt positiv stimmende Antworten gefunden.

5. Ausgezeichnete Beiträge: Journalismuspreis von unten 2024 vergeben
(armutskonferenz.at)
In Wien wurde zum 15. Mal der Journalismuspreis “von unten” für “tiefgründige und respektvolle Armutsberichterstattung” verliehen. In der Kategorie Print wurde Max Miller (“Profil”) für seinen Beitrag über Energiearmut ausgezeichnet, in der Kategorie Radio & Podcast Iris Haschek und Golli Marboe für “Armut ist unsichtbar” (“mental health radio”). Weitere Preise gingen unter anderem an Johannes Greß (wienerzeitung.at) in der Kategorie Online und Čedomira Schlapper (“ORF Aktuell nach Eins”) in der Kategorie Fernsehen.

6. DAZN sendet versehentlich Scientology-Werbung
(spiegel.de)
Der Streaminganbieter DAZN habe während der Übertragung der Darts-Weltmeisterschaft versehentlich einen Werbespot der umstrittenen Organisation Scientology ausgestrahlt und damit gegen den Medienstaatsvertrag verstoßen. Laut DAZN sei der Vorfall auf die automatisierte Werbevermarktung durch einen globalen Dienstleister für unverkaufte Werbeplätze zurückzuführen. Der Streamingdienst habe ausdrücklich um Entschuldigung gebeten, sich von den Inhalten des gesendeten Spots distanziert und betont, Maßnahmen ergriffen zu haben, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Blick auf die Rundfunkreform, RBB-RAF-Verwechslung, Große Einsamkeit

1. “Kostenexplosion” gestoppt? Die Wahrheit über die Rundfunkreform
(ndr.de, Mandy Mülling & Hans Jakob Rausch, Video: 20:28 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” setzt sich kritisch mit der angekündigten Rundfunkreform auseinander, die Einsparungen durch weniger Sender, gedeckelte Sportrechte und geringere Intendantengehälter verspricht. Es wird befürchtet, dass diese Maßnahmen kaum nennenswerte Einsparungen bringen. Die Politik nutze ihre Reformkraft nur oberflächlich, was sowohl den Sendern als auch der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schaden und extremen Parteien in die Hände spielen könnte. “Zapp” ist als NDR-Magazin Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

2. Polizei verwechselt RBB-Mitarbeiter mit RAF-Terrorist
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Bei einer Demonstration in Berlin sei ein RBB-Mitarbeiter, der mit seinem Kamerateam die Demo begleitet hat, von der Polizei irrtümlich für den gesuchten RAF-Terroristen Burkhard Garweg gehalten worden. Nach einer Überprüfung der Personalien sei die Verwechslung schnell aufgeklärt worden. Die Polizei habe betont, dass das Vorgehen aufgrund eines Anfangsverdachts unumgänglich gewesen sei.

3. Die große Einsamkeit
(journalist.de, Kira Brück)
Kira Brück beschreibt in einem sehr persönlichen Beitrag, wie sie als freie Journalistin zwar finanzielle Stabilität und berufliche Erfüllung gefunden habe, aber von einer “großen Einsamkeit” im Homeoffice unvorbereitet getroffen worden sei. Der Mangel an kollegialem Austausch und die Isolation hätten sie fast wieder in eine Festanstellung getrieben, bis sie in Bürogemeinschaften Anschluss gefunden und erkannt habe, wie wichtig Vernetzung für Freiberufler ist.

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4. Mut braucht Ermutigung: So unterstützen wir mit Ihrer Hilfe Whistleblower
(whistleblower-net.de, Annegret Falter & Kosmas Zittel)
In seinem Jahresbericht wendet sich das Whistleblower-Netzwerk an Unterstützerinnen, Unterstützer und die allgemeine Öffentlichkeit und betont die unverzichtbare Rolle von Whistleblowern bei der Aufdeckung von Missständen wie Umweltverstößen, Kriegsverbrechen und Risiken der Künstlichen Intelligenz. Mit Projekten wie dem Umwelt-Whistleblowing-Programm, dem Ellsberg Whistleblower Award und der KI-Meldeplattform OAISIS unterstütze das Netzwerk Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber gezielt und stärke die öffentliche Wahrnehmung für deren Bedeutung.

5. DJV strikt gegen Jobabbau
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert den geplanten Abbau redaktioneller Arbeitsplätze beim Springer-Titel “Welt” im Zuge der Zusammenlegung mit “Politico” und “Business Insider” zu einer neuen “Premium-Gruppe”. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster wirft Springer vor, rein auf Einsparungen abzuzielen, ohne die publizistischen Anforderungen der drei Titel zu berücksichtigen.

6. Wellen des Widerstands
(taz.de, Alexander Teske)
In seinem Beitrag in der “taz” berichtet Alexander Teske über den DDR-Jugendsender DT64, der kurz nach der Wiedervereinigung trotz massiver Proteste von Jugendlichen und prominenter Unterstützung abgeschaltet wurde. Der Sender, der für viele kulturelle Identität und ein Symbol der Freiheit bedeutete, wurde zum Auslöser einer einzigartigen Hörerbewegung mit Demonstrationen, Blockaden und Unterschriftensammlungen.

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BILDblog-Klassiker

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Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.