1. ZDF und ARD: Wie ein “friedvoller Krieger” den ÖRR lahmlegen will
(correctiv.org, Samira Frauwallner)
Einer Recherche von “Correctiv” zufolge seien im Jahr 2024 zehntausende Beschwerden gegen ARD und ZDF von einem einzigen Internetportal orchestriert worden. Hinter der digitalen Kampagne stehe der Unternehmer Markus Bönig, der über seine Plattform Rundfunkalarm.de massenhaft standardisierte Beschwerden verbreite, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu lähmen. Zusätzlich werbe Bönig mit seinem Projekt “Beitragsblocker” für einen finanziellen Boykott des Rundfunkbeitrags, obwohl dies Nutzerinnen und Nutzer rechtlich und finanziell gefährden könne.
2. Die ganz große Verweigerung
(verdi.de, Lars Lubienetzki)
Lars Lubienetzki berichtet über eine Studie von Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer von der Universität Passau, die untersucht haben, warum eine Gruppe radikaler Kritiker den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ablehnt und dessen Abschaffung fordert. Die Befragten hätten die Öffentlich-Rechtlichen als links-grün voreingenommen und regierungsnah kritisiert. Hohlfeld sehe darin eine reaktionäre Gegenbewegung und empfehle dem ÖRR, durch konservative Formate verlorene Bevölkerungsgruppen zurückzugewinnen.
3. Überraschender Wechsel: Constantin Schreiber geht zu Springer
(dwdl.de, Alexander Krei)
Nachrichtensprecher Constantin Schreiber wechselt nach seinem überraschenden Abschied von der “Tagesschau” zum Axel-Springer-Konzern, wo er künftig für das internationale “Global Reporters Network” arbeiten solle. Dort werde er vor allem aus Tel Aviv über den Nahen Osten berichten und Inhalte für diverse Springer-Medien wie “Welt”, “Bild” und “Politico” produzieren. Springer verspreche sich von Schreibers Wechsel tiefere und international vernetzte Recherchen zu geopolitischen Themen.
Um Constantin Schreibers publizistisches und literarisches Schaffen hatte es zuvor einige Kontroversen gegeben. Dazu weitere (Archiv-)Lesetipps: In Dubai bekommt der “Tagesschau”-Sprecher Glitzern in den Augen: “Constantin Schreiber hat ein Buch über Dubai geschrieben. Keine journalistische Auseinandersetzung, sondern: einen Reiseführer. Schreiber ist ‘fasziniert’ und ‘beeindruckt’ – und versteckt Kritik zwischen glitzernden Hochhäusern” (übermedien.de, Boris Rosenkranz). Sein Buch “Kinder des Koran” löste Kontroversen in der Fachwelt aus: Verzerrungen und Vorurteile – eine ausführliche, kritische Rezension zu Constantin Schreibers “Kinder des Koran” (disorient.de, Jan Altaner). Und auch Schreibers Roman “Die Kandidatin” wurde kritisch diskutiert: “Constantin Schreiber beschreibt in ‘Die Kandidatin’ eine feindliche Übernahme Deutschlands durch Muslime. Der Roman strotzt vor Ressentiments.” (taz.de, Stefan Buchen)
4. Zum Tod von Helmut Thoma: RTL war sein Fernsehreich
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Beim “Tagesspiegel” erinnert Joachim Huber an den Fernsehmacher Helmut Thoma, der im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Thoma habe RTL als Geschäftsführer zum populären Erfolgssender gemacht, indem er bewusst auf provokante und unterhaltsame Inhalte gesetzt habe. Er habe nie ein besseres, sondern immer ein anderes Fernsehen machen wollen und dabei stets auf die Wünsche des Publikums statt auf Bildung gesetzt. Obwohl Helmut Thoma 1998 als Senderchef abgelöst wurde, sei RTL bis zuletzt sein “Baby” geblieben.
Weitere Lesetipps: One-Man-Show: Ein Bauchmensch, der den Mainstream erspürte (dwdl.de, Torsten Zarges) und Helmut Thoma in seinem letzten großen Interview: “Bertelsmann ist kein Kreativ-Konzern” (kress.de, Rupert Sommer). Beim “RedaktionsNetzwerk Deutschland” hat Imre Grimm für seinen Nachruf ein treffendes Zitat des Fernsehmachers herausgesucht: “Ich möchte nicht in diesem riesigen Ameisenhaufen der Menschheit eine Normal-Ameise sein, ich möchte wenigstens eine mit einer Schleife sein.”
5. Demokratie braucht starken Lokaljournalismus: Der flammende Appell zweier Chefredakteure
(kress.de, Marc Bartl)
Mit Michael Husarek (Verlag Nürnberger Presse) und Peter Müller (“Augsburger Allgemeine”) beklagen zwei Chefredakteure von Lokalmedien, dass die neue Bundesregierung regionale Medien trotz ihrer Bedeutung für die Demokratie im Stich lasse und eine dringend nötige Unterstützung verweigere. Die Lage lokaler Zeitungen sei dramatisch, viele Redaktionen müssten sparen und könnten ihre demokratische Kontrollfunktion kaum noch erfüllen. Um den Lokaljournalismus finanziell zu stärken seien konkrete politische Maßnahmen nötig, wie etwa eine Senkung der Mehrwertsteuer.
6. Spotify-Zahlen 2024: Mehr Reichweite – mehr Einnahmen
(radioszene.de, Michael Schmich)
Deutsche Künstlerinnen und Künstler hätten 2024 über Spotify mehr als 480 Millionen Euro an Lizenzzahlungen erzielt, ein Wachstum von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Fast 40 Prozent der im deutschen Markt generierten Spotify-Lizenzzahlungen seien an Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland gegangen. Spotify bleibe weiterhin ein wichtiger Hebel, um ein breiteres Publikum zu erreichen und die Karriere zu fördern.
Weiterer Lesetipp: Es gibt allerdings auch starke Kritik am Streaming-Abrechnungsmodell von Spotify. Erst kürzlich hat die deutsche Popmusikerin Balbina offengelegt, dass sie durch die Abrufe ihrer gut 24.000 monatlichen Hörerinnen und Hörer im gesamten Jahr 2024 gerade mal 343,36 Euro verdient habe, also etwa 94 Cent pro Tag: “Vor zehn Jahren, als ihre Musik über CDs vertrieben wurde, habe sie gut von ihrer Kunst leben können, erzählt sie. Heute sei das nicht mehr der Fall.”