“Für Geld kommen sie alle nach Katar”

In der “Bild”-Redaktion haben sie am Wochenende offenbar viel Fußball-Europameisterschaft geschaut und dabei besonders auf die Bandenwerbung in den Stadien geachtet:

Screenshot Bild.de - Rassisten! Terroristen! Schwulenfeinde! Warum lässt sich die EM von diesen Horror-Regimen bezahlen?

… fragen heute “Bild” und Bild.de. Neben der Bandenwerbung für den russischen Energiekonzern Gazprom, das chinesische Unternehmen Hisense und die ebenfalls aus China stammende Social-Media-App TikTok geht es den “Bild”-Medien vor allem um die Werbung für Qatar Airways:

“Qatar Airways” ist die nationale Fluggesellschaft und das bekannteste Unternehmen Katars.

Doch der superreiche Golf-Staat tritt Menschenrechte mit Füßen: Für den Bau von Fußballstadien für die WM 2022 holten die Scheichs Tausende Gastarbeiter v. a. aus Indien, Pakistan und Bangladesch. Dutzende sollen bereits aufgrund gefährlicher Arbeitsbedingungen gestorben sein, eine Studie geht sogar von bis zu 1200 Toten aus. Homosexualität steht in Katar unter Strafe.

Mehr noch: Der Golfstaat unterstützt die islamistische Terror-Organisation Hamas in Gaza. Sie lässt Homosexuelle ermorden, schießt Raketen auf Israel.

Im März erklärte Bild.de zur Taktik Katars:

Screenshot Bild.de - Die unheimliche Entwicklung in der Wüste - Wie Katar mit Sportwashing nach der Macht greift

Das reiche ­Emirat am Persischen Golf kauft sich nicht nur hochkarätigste Sport-Veranstaltungen, sondern auch internationalen Einfluss. (…)

Was den herrschenden Scheichs fehlte, war internationale Anerkennung. Die erkaufen sie sich nun mithilfe des Sports – eine Entwicklung, die als “Sportswashing” bekannt ist.

Dr. Jürgen Mittag, Politikwissenschaftler an der Sporthochschule Köln: “Der Sport wird als zentrales Instrument genutzt, um die Entwicklung des Emirats, vor allem dessen Infrastruktur und Image in der Welt, von der bisherigen Ausrichtung auf Erdöl- und Erdgas auf ein neues Fundament zu heben.”

Folge: Über 500 internationale Sportveranstaltungen haben die Katarer in den letzten 15 Jahren ausgerichtet, dabei Milliarden in Stadien und Trainingszentren gepumpt.

“Für Geld”, so Bild.de, “kommen sie alle nach Katar”.

Einen Monat zuvor, im Februar, fand in Katar solch ein “Sportwashing”-Event statt: die Fußball-Klub-WM. Mit dabei: “Bild”.

Screenshot Bild.de - Klub-WM in Katar - Live und umsonst - Bild überträgt die Bayern-Spiele
Screenshot Bild.de - FIFA Klub-WM - Bayerns Titel-Jagd Montag ab 18 Uhr live und gratis bei Bild
Screenshot Bild.de - Klub-WM in Katar - Lewy schießt Bayern ins Live-Finale bei Bild

Wenn die “Bild”-Redaktion von den Milliarden, die Katar für die Imagepflege in den Sport pumpt, profitieren kann; wenn sie dabei ihre großen TV-Pläne vorantreiben kann, scheint es ihr erstmal egal zu sein, dass in dem “Horror-Regime” Menschenrechte mit Füßen getreten werden, dass Homosexualität unter Strafe steht, dass Terroristen unterstützt werden. Dann ergreift “Bild” die sich bietende Chance und macht einfach mit. Die Stadien, aus denen die Redaktion im Februar die zwei Klub-WM-Spiele des FC Bayern München übertragen hat, gehören zu den acht Stadien der Fußball-WM 2022, zu denen “Bild” nun zurecht kritisiert, dass Dutzende Gastarbeiter “bereits aufgrund gefährlicher Arbeitsbedingungen gestorben sein” sollen.

In der Berichterstattung von heute zitiert “Bild” auch mehrere Politiker. Darunter:

FDP-Außenexperte Bijan Djir-Sarai (45) kritisiert in BILD, dass “Despoten und Terrorunterstützer durch ihre Finanzierungsmöglichkeiten die sportliche Bühne für Propaganda und Imageverbesserung missbrauchen können”.

Und dann gibt es auch noch Medien, die durch ihre Übertragungen dabei helfen.

Bildblog unterstuetzen