Berichte aus Wuhan, Rechtsradikale Vernetzung, Polizeilicher Kuschelzoo

1. “Wir sind im Moment nicht in der Lage, dorthin zu reisen”
(deutschlandfunk.de, Bettina Schmieding, Audio: 7:10 Minuten)
Als zwei chinesische Bürgerjournalisten über Missstände aus der abgeriegelten Corona-Krisenregion Wuhan berichteten, ließen die Behörden sie zunächst gewähren. Doch nun seien sie von der Bildfläche verschwunden. Die chinesischen Sicherheitsbehörden würden über diverse Methoden verfügen, um kritische Blogger ruhigzustellen, so der China-Korrespondent Steffen Wurzel im Deutschlandfunk-Interview. Auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden teilweise davon abgehalten, zur Arbeit zu kommen: “Da würden wir bei uns in Deutschland ein Fass aufmachen. Hier in China müssen wir das einfach ein Stück weit in Kauf nehmen, weil China als Diktatur eben andere Maßstäbe anlegt an die Durchsetzung von Vorschriften.”

2. Kann Kotti, kann Katzenbaby
(taz.de, Alke Wierth)
Alke Wierth hat den Instagram-Account der Berliner Polizei besucht und fand sich in einem digitalen Kuschel-Zoo wieder: “Folgt man der Berliner Polizei auf Instagram, gewinnt man den Eindruck, dass die Ordnungshüterinnen und -hüter der Hauptstadt vor allem mit der Rettung kleiner und meist niedlicher Tierchen beschäftigt sind.”
Weiterer Lesehinweis: Beim Leipziger Stadtmagazin “Kreuzer” spricht der Kommunikationschef der Polizei Sachsen über die Kommunikationspanne Connewitz, strittige Polizeimeldungen und Behörden in Sozialen Medien: “Keinen Fehler zweimal machen” (kreuzer-online.de, Aiko Kempen).

3. Die sanfte Macht
(faz.net, Caroline Jebens)
Caroline Jebens ist dem Phänomen der E-Boys auf TikTok nachgegangen, jenen spätpubertierenden Digital-Schönlingen, die zu ein paar Takten Musik schmachtvoll die Lippen bewegen und mimische sowie gestische Höchstleistungen vollbringen. Um E-Boy zu werden, müsse man “nicht schlagfertig sein, wichtiger sind hohe Wangenknochen, vorteilhaftes Licht und genügend Follower. Dass diese Inszenierung feminin besetzt ist, scheint zufällig: einfach, weil es vor allem Frauen und Mädchen sind, die so erfolgreich inszeniert werden, die modelhaft-sanfte Pose aber genauso gut für die Zwecke der Jungs funktioniert.”

4. Rechtsradikale Vernetzung
(kontextwochenzeitung.de, Kai Stoltmann)
Neben WhatsApp gehört Telegram in Deutschland zu den beliebtesten Messengern. Die mit ihrer starken Verschlüsselung werbende Kommunikations-App erfreue sich auch in rechtsradikalen Kreisen großer Beliebtheit: In Stuttgart nutze eine Gruppe “Patrioten” die App für ihre rassistische Hetze.

5. Literatur ist ein Frühwarnsystem.
(planet-interview.de, Maren Schuster)
Literaturkritiker Denis Scheck hat jüngst seinen Kanon mit den 100 wichtigsten Werken der Weltliteratur (von “Krieg und Frieden” bis “Tim und Struppi”) vorgestellt. Im lesenswerten Gespräch mit “Planet Interview” geht es auch um die schwierige Frage der Trennung von Künstler und Werk: “Ich habe aus der Literatur gelernt, dass wir Ambiguitäten aushalten müssen. Das ist vielleicht das Wichtigste, was uns Literatur beibringen kann. Dass wir aufhören, in schwarz und weiß zu denken, dass wir die tausend Graustufen wahrnehmen.”

6. BR-Chefredakteur: Liebes Interview mit Markus Söder
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:05 Minuten)
“Nach einem ‘BR Extra’ geht es für BR-Chefredakteur Christian Nitsche und CSU-Chef Markus Söder mit dem Herzblatt-Hubschrauber nach Berlin ins Bundeskanzleramt.” Nach Ansicht des kurzen Interviewschnipsels kann man den Spott von Boris Rosenkranz gut verstehen. Hier kann es sich nur um Liebe handeln.