Suchergebnisse für ‘spiegel online’

Amokfahrt revisited

Heute berichtet die “Bild am Sonntag” über die Amokfahrt in Kassel, über die am Montag bereits Bild.de einen Artikel veröffentlicht hat.

“Bild” behauptet nun nicht mehr, der Amokfahrer habe sich den Weg freigeschossen (er war unbewaffnet). “Bild” behauptet nicht mehr, der Amokfahrer habe vor der Fahrt einer Frau eine Flasche auf dem Kopf zertrümmert (was auch nach letzten Informationen nicht sicher ist). Und “Bild” behauptet nicht mehr, die Polizei habe ihn mit einem Schuss in die Schulter gestoppt (eine Kugel traf den Kopf, wie andere Medien schon länger wussten).

Info: Amokfahrer schießt sich den Weg freiDer Artikel ist, de facto, eine Korrektur des Bild.de-Artikels vom Montag. Er enthält allerdings nicht das Wort “Korrektur” oder “Richtigstellung”, sondern, im Gegenteil, online sogar einen Link zu dem alten dreifach fehlerhaften Bild.de-Artikel mit seiner grotesk falschen Überschrift.

Nachtrag, 10.50 Uhr. Schon am frühen Sonntagmorgen surfen Bild.de-Mitarbeiter hier vorbei. Der “Info”-Link ist inzwischen entfernt worden.

Ups, verfragt

Hallo zusammen, schön, dass Sie Zeit gefunden haben, an unserem kleinen Kurs “Journalismus für Anfänger” teilzunehmen. Beginnen wir gleich mit der ersten Lektion: “Wie stelle ich die richtigen Fragen?” Nehmen wir einmal an, eine Sängerin sei nach Manipulationsvorwürfen aus den deutschen Musik-Charts ausgeschlossen worden. Weil sie sich in diesen Charts gut platziert hatte, durfte sie über eine “Wildcard” am Vorentscheid zum Schlager-Grand-Prix teilnehmen. Dort wurde sie von den Fernsehzuschauern zur Siegerin gewählt und darf nun nach Kiew zum Finale reisen. Was wäre dann die Frage, die wir stellen müssten? Irgendwelche Vorschläge? Ja, da hinten, die Herren Schommers und Wos von “Bild”?

Chart-Verbot für Gracia. Darf sie jetzt noch für Deutschland beim Grand-Prix singen?

Richtig. Gut gemacht. Nun müssen wir uns nur noch entscheiden, wem wir diese Frage stellen sollten. Wir haben da mal ein paar Antwortmöglichkeiten vorgegeben:

a) Dem Bürgermeister von Kiew.
b) Dem “Hitparaden”-Gründer Dieter Thomas Heck.
c) Irgendeiner Frau, die ihre Brüste zeigt.
d) Dem deutschen Grand-Prix-Chef.

Na, Herr Schommers? Herr Wos?

Darf Gracia jetzt noch beim Grand Prix auftreten?

Hitparaden-Gründer Dieter-Thomas Heck (67) zu BILD: „Nein. Wenn gemogelt worden ist, dann ist Gracia raus. Dann darf sie nicht nach Kiew.“

Ah, schade, falsch. Nein, Herr Schommers, c) ist auch nicht richtig. Die richtige Antwort wäre d) gewesen, und schauen Sie mal, Herr Schommers, Herr Wos, die Nachrichtenagentur AP wusste das und hat für Sie schon beim deutschen Grand-Prix-Chef nachgefragt und um 16.41 Uhr seine Antwort gemeldet:

“Gracia bleibt die Vertreterin Deutschlands beim Eurovision Song Contest am 21. Mai in Kiew”, erklärte NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer in Hamburg.

Was sagen Sie, Herr Schommers? Wenn das so ist, hätten Sie ja auch gar nicht schreiben können, dass das “der größte Skandal der deutschen Grand-Prix-Geschichte” sei? Eben, Herr Schommers. Eben.

Nicht neu: “Bild” tut Grünen-Politiker Unrecht

Sinnentstellende Montagetechniken beherrscht “Bild” übrigens nicht nur beim Arrangement aus dem Zusammenhang gerissener Zitate. Das geht auch mit Fotos.

Grad jüngst zum Beispiel sah’s so aus, als illustriere “Bild” ihre Berichterstattung über den “Grüne Jugend”-Sprecher und Graffiti-Befürworter Stephan Schilling mit einem großen Foto, das ihn vor einer fies beschmierten Häuserwand zeigt.

Nur gibt es dieses Foto gar nicht.

Zwar hatte sich Schilling tatsächlich für “Bild” vor einer Graffiti-Wand fotografieren lassen, wie er sagt, wenn man ihn fragt. Doch habe man sich ausdrücklich darauf verständigt, dass ihn die Fotos “nicht vor irgendwelchen Schmierereien” zeigen. Das Foto, so Schilling, sei dauraufhin auf einem alten Fabrikgelände vor einer Wand bei einem Jugendfreizeitklub entstanden – und sieht deshalb ursprünglich genau so aus wie das bei Bild.de (siehe Ausriss links).

Für die gedruckte “Bild” hingegen (siehe Ausriss rechts) wurde das Originalfoto manipuliert: Die farbenfrohe Graffiti-Wand im Bildhintergrund wurde gegen eine weitaus tristere, mehrere Kilometer entfernt und ohne Schilling entstandene Aufnahme ausgetauscht. Und selbst die dazugehörige “Bild”-Formulierung über Schilling (“Findet Graffiti (wie auf dem Foto im Hintergrund) in Ordnung”) wirkt derart suggestiv montiert, als wolle sie in die Irre führen und die Wirklichkeit bewusst verschleiern.

Aber wie gesagt: Dass (und wie) sich “Bild” gern kritisch mit Politikern der Grünen auseinandersetzt, ist ja nicht neu.

Neu: “Bild” tut CDU-Politiker Unrecht

Man kann geteilter Meinung darüber sein, wie sinnvoll es ist, Graffiti-Sprayer strafrechtlich und per Hubschrauber zu verfolgen. Man kann das beispielsweise gut finden. Oder auch nicht. Der 21-jährige Stephan Schilling hat sich eher für Letzteres entschieden, wofür er von der “Bild”-Zeitung am gestrigen Samstag als “Milchgesicht” bzw. “grünes Milchgesicht” beschimpft wurde – und als “Chef der ‘Grünen Jugend'” bezeichnet, wiewohl er doch nur deren Sprecher ist. Aber naja: Dass (und wie) sich “Bild” gern kritisch mit Politikern der Grünen auseinandersetzt, ist nicht neu und bekannt.

Wirklich übel mitgespielt hat die “Bild” diesmal aber weniger dem “Milchgesicht” Schilling als vielmehr dem Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Christoph Stölzl (CDU). Denn unmittelbar im Anschluss an den O-Ton eines FDP-Politikers, der laut “Bild” einen Rücktritt Schillings fordere und ihm “ein gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat” unterstellt, folgt ein Zitat Stölzls – genauer gesagt, dieses:

“Hier zeigt sich die häßliche Fratze der Freude am Rechtsbruch!”

Und in der Tat hat Stölzl das gesagt – als Teilnehmer am “1. Internationalen Anti-Graffiti-Kongress” nämlich, der (von “Bild” leider mit keinem Wort erwähnt) am vergangenen Donnerstag in Berlin stattfand. Nur: Stölzls umstrittenes Zitat bezieht sich offenbar mitnichten auf Schilling, wie “Bild” sogar mühelos in anderen Tageszeitungen aus dem Axel Springer-Verlag hätte nachlesen können. Dort nämlich heißt es:

“Christoph Stölzl (CDU), bezeichnete Graffiti als ‘abgestandenen Abfall der Comic-Malereien der 60er Jahre. Hier zeigt sich die häßliche Fratze der Durchsetzungs-Gesinnung und der Freude am Rechtsbruch.’
(“Berliner Morgenpost” vom 8.4.2005)

Oder noch kürzer:

“‘Hier zeigt sich die häßliche Fratze der Freude am Rechtsbruch.’ Christoph Stölzl (CDU) über Graffiti
(“B.Z.” mit Datum vom 7.4.2005)

Mit Dank an Arne S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 22:47:
Schilling selbst findet es übrigens okay, dass man ihn als “Chef” bezeichnet.

“Bild” enthüllt nichts Ungewöhnliches

Auch wenn beispielsweise Focus Online es mal wieder ungeprüft abgeschrieben hat, ist das, was “Bild” auf Seite 2 ihrer Donnerstagsausgabe “enthüllt” zu haben behauptete, falsch. Unter Berufung auf einen “streng geheimen Bericht” hieß es in “Bild” unter der Überschrift “Bundesbank verschwendet Millionen”:

2003 wurden 642 Mitarbeiter bei vollem Gehalt in den Vorruhestand geschickt, 72 erhielten Abfindungen. Kosten: 214 Millionen Euro!

Tatsächlich betrugen die Kosten aber offenbar nur 21,4 Millionen Euro, wie heute “Berliner Zeitung” u.v.a.m. berichten. In der “Berliner Zeitung” heißt es außerdem, solche Summen seien “in der Branche nicht ungewöhnlich“, und auch eine weitere in der”Bild”-Meldung “enthüllte” Zahl sei “genau genommen, wenig spektakulär“.

Mit Dank an David B. und Michael S. für die Hinweise.

Schock-Urteil

Das Landgericht Landau hat am Montag die Eltern eines verhungerten Säuglings zu Bewährungsstrafen verurteilt. Es befand sie, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, der Körperverletzung mit Todesfolge und der Verletzung der Fürsorgepflicht schuldig.

Für “Bild” ist das ein “Schock-Urteil”:

Die Rabeneltern kamen mit Bewährung davon!

Nicht nur “Bild” ist schockiert, auch die “Bild”-Leser werden es sein. Nach dem Lesen des Artikels muss man einfach schockiert sein über das Urteil. Das liegt allerdings nicht nur am Urteil, sondern auch am Artikel.

“Bild” stellt den Landauer Fall in den Zusammenhang mit dem der vor wenigen Tagen in Hamburg verhungerten Jessica. Dabei haben beide Fälle wenig gemein. Der Mutter in Landau wurde nicht vorgeworfen, ihren Sohn nicht ernährt zu haben. Sie hat das Kind gestillt — warum es trotzdem so extrem unterernährt war, blieb ungeklärt. Die Eltern hätten trotz der offensichtlichen Todesgefahr für das Kind viel zu lange keinen Arzt aufgesucht, urteilte der Richter. Der Tod sei von den Eltern nicht beabsichtigt gewesen, aber “billigend in Kauf genommen” worden. Die Vorwürfe im Fall der Hamburger Eltern sind ungleich schwerwiegender.

Um den Eindruck von einem “Schock-Urteil” zu erreichen, lässt “Bild” wichtige Informationen weg. “Bild” verschweigt, dass auch der Staatsanwalt nur Bewährungsstrafen für die Eltern beantragt hatte — für die am Verfahren Beteiligten war das Urteil also keineswegs schockierend. “Bild” verschweigt, dass sich der Fall vor fast vier Jahren ereignet hat und der Vorsitzende Richter die lange Dauer des Verfahrens strafmildernd wertete. “Bild” verschweigt auch, dass die beiden verurteilten Eltern als Bewährungsauflage 1500 bzw. 1300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten müssen.

Wenn man all das weiß, kann man das Urteil natürlich immer noch für falsch halten.

Vermischtes III

Seit vergangenen Samstag ist es endlich raus! Nein, nicht ob Jennifer Lopez schwanger ist! Vielmehr ist (spätestens) seit vergangenen Samstag bekannt, dass “Bild” nicht in die Zukunft sehen kann. Zwar hatte sie vor “Wetten dass…?” so getan (siehe Ausriss), wer sich aber die Sendung daraufhin gespannt ansah, wurde enttäuscht. Tatsächlich sagte Lopez nämlich nichts zu dem Thema.

Und “Bild” hat sogar noch größere Probleme mit dem Sehen, als bisher angenommen, wovon man sich am Montag überzeugen konnte. Im Text zur Titelgeschichte, “Brötchen-Millionär Kamps: Heimliches Baby mit ihr”, stand nämlich über den dreijährigen Marc W.: “Strahlemann-Lachen und süße braune Knopfaugen, ganz wie sein Papa, Multimillionär Kamps”. Tatsächlich hat Heiner Kamps jedoch eher blaue Augen, wie Märchentante Autorin B.A. Friedrich leicht hätte feststellen können, wenn sie einen Blick auf das in “Bild” veröffentlichte Foto geworfen hätte (siehe Ausriss).

Themawechsel: “Kann ein Gorilla-Weibchen seine Pflegerin sexuell belästigen?” Eine ziemlich blöde Frage, vor allem, weil sie über einem Text auf Bild.de steht, in dem es eigentlich um sexuelle Belästigung durch den Arbeitgeber geht, auch, wenn eingangs fälschlich behauptet wird, der Gorilla solle “zwei Tierpflegerinnen sexuell belästigt haben”.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise an Christoph W., Sven B. und Alexander S.

Von vorgestern

Zugegeben, der nun folgende Eintrag ist nicht so richtig aktuell, sondern bezieht sich, nun ja, auf die “Bild” von vorgestern. Aber das macht nichts. Schließlich schreibt “Bild” ja bekanntlich “was alle schreiben – bloß früher”. Und so stand da vorgestern eben auch diese Sache mit dem Ring der künftigen britischen Thronfolgergattin Camilla Parker Bowles. Genauer gesagt schrieb “Bild”:

“BILD enthüllt das Geheimnis des Ringes, der die Liebe besiegelt!”

Aha! Nur stand, was “Bild” da am Montag “enthüllt” haben will, bereits Tage vorher in englischen Zeitungen, wurde von der Nachrichtenagentur dpa bereits am vergangenen Samstagmorgen mit dem Hinweis auf “englische Zeitungen” vermeldet und fand sich dementsprechend bereits hie und da (und dort oder hier oder auch hier) wieder. Im Unterschied zu “Bild” fand sich allerdings auch überall ein Hinweis auf darauf, woher die Infos stammten, bevor “Bild” sie vorgestern “enthüllt” zu haben behauptete.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Herbert Lee Stivers, dem mittlerweile 78-jährigen US-Soldaten, der Hermann Göring 1946 Zyankali ins Gefängnis geschmuggelt hatte. In “Bild” hieß es dazu vorgestern:

“BILD fand Stivers (…) in Kalifornien, er erzählt exklusiv seine Geschichte.”

Und während man sich noch fragt, wie und wo die “Bild”-Rechercheure den Mann wohl aufgetrieben haben, was es sie wohl für Mühen und Überredungskünste gekostet hat, damit er seine Erinnerung “exklusiv” ausplaudert, hat man auch schon die Antwort gefunden: Strivers Geschichte stand nämlich einfach schon am 7.2. (also nur eine Woche vorher) in der kalifonischen “Los Angeles Times” und wurde beispielsweise am 8.2. hier und hier oder hier sowie hierzulande natürlich hier, hier, hier, hier oder hier mit Hinweis auf die “LA Times” weiterverbreitet.

Ja, und dann ist da ja noch diese Meldung bei Bild.de, ebenfalls von vorgestern, in der es hieß:

Jetzt haben findige Wissenschaftler eine erstaunliche Wirkung von Viagra entdeckt”

Doch wenn die Wissenschaftler wirklich so “findig” waren, wie von Bild.de vorgestern behauptet, waren sie mindestens so “findig” wie Bild.de selbst. Denn offenbar wurde die “erstaunliche Wirkung von Viagra” nicht nur von dem bei Bild.de herbeizitierten “Team amerikanischer und portugiesischer Forscher” herausgefunden, sondern auch von Professor Yaacov Leshem, Pflanzenforscher an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan in Israel und Professor Ron Wills von der Abteilung für Lebensmitteltechnologie an der Universität Newcastle in Australien. Letzeres jedenfalls geht z.B. aus einer Meldung der “Ärztezeitung” hervor – erschienen im Sommer 1999.

Mit Dank an Michael B., Andreas S., Andreas G., Thiemo R., Tobias L. und Constantin für die sachdienlichen Hinweise.

(Nicht) merkwürdig

Es stimmt schon: Der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) will demnächst die gemeinsam von Ulla Kock am Brink und Jörg Thadeusz moderierte Abendtalkshow “Leute am Donnerstag” einstellen. So steht’s beispielsweise heute in “Berliner Zeitung” und “Tagesspiegel”, so ähnlich steht’s auch in “Bild”:

Und man kann sicherlich spekulieren, ob mit dem O-Ton am Ende wirklich “ein RBB-Sprecher” zitiert wird, wie es den Eindruck macht, oder bloß aus einer RBB-Pressemitteilung. Andererseits: Hätte “Bild” tatsächlich mit einem RBB-Sprecher gesprochen, wieso ist dann in “Bild” von “maximal” 100.000 Zuschauern die Rede, wenn es doch – zumindest anfangs – auch schon mal 220.000 waren?

Spricht man indes mit einem RBB-Sprecher, ist sogar der “Marktanteil”-Satz plötzlich weit weniger “merkwürdig” als “Bild” ihn findet. Denn dann erfährt man, dass zwar die letzte Ausgabe der Sendung “knapp 7 Prozent” Marktanteil hatte, die Durchschnittsquote im Jahr 2004 allerdings mit durchschnittlich rund 4 Prozent (zuletzt rund 5 Prozent) nicht, wie von “Bild” fälschlicherweise behauptet, “über”, sondern unter dem Sender-Durchschnitt lag. Der nämlich lag 2004 bei rund 6 Prozent, zwischen 18 Uhr und 23 Uhr sogar bei 8,5 Prozent, weshalb eine Absetzung der Sendung denn auch alles andere als “merkwürdig” ist.

neu  

“Bild” verletzt Menschenwürde

Den vorläufig letzten Porno-Witz über Sibel Kekilli hat “Bild” vor nicht einmal zwei Wochen gemacht, am 17. Januar 2005. Damals saß die Ehefrau des Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber beim Deutschen Filmball neben der “Preisträgerin des Goldenen Bären und Ex-Porno-Darstellerin”. Und weil sie sagte: “Mein Mann kennt ihren Film”, schrieb “Bild” dahinter: “Welchen verriet sie nicht” und verdrehte das Zitat zur Überschrift: “Frau Stoiber outete ihren Mann als Kekilli-Fan”.

Höhepunkt einer mehrmonatigen Kampagne von “Bild” gegen Kekilli war allerdings, als das Blatt am 2. November 2004 ein Foto aus einem Porno-Film abdruckte, das sie beim Geschlechtsverkehr von hinten zeigt. Damit illustrierte “Bild” die Nachricht, dass Kekilli mit dem Bambi ausgezeichnet werde — wegen ihrer “eindringlichen Darstellung” in dem preisgekrönten Film “Gegen die Wand”.

Wie nennt man solche “Berichterstattung”? Kekilli nannte sie eine “dreckige Hetzkampagne” und “Medienvergewaltigung”. Der Deutsche Presserat nannte sie eine Entwürdigung und Verletzung der Menschenwürde. Jetzt hat auch das Berliner Kammergericht Worte gefunden: Sie sei “Teil einer Kampagne”, mit der Kekilli “in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich gemacht” worden sei. “Ein derartiger Eingriff in die Würde eines Menschen” sei durch die Freiheit der Berichterstattung “nicht mehr gedeckt”.

Das berichtet der “Tagesspiegel” heute. Das Gericht habe “Bild” nun die Veröffentlichung und Verbreitung des Nacktfotos untersagt. Sonst drohten 250.000 Euro Ordnungsgeld, ersatzweise Ordnungshaft.

Übrigens hat “Bild” nach unserem Wissen bis heute nicht über die öffentliche Rüge berichtet, die der Presserat in der gleichen Sache schon am 2. Dezember 2004 ausgesprochen hat. Solche Rügen abzudrucken, entspricht laut Pressekodex “fairer Berichterstattung”.

(Weitere Texte zum Thema: “Bild” versteht Rüge nicht, Sensation: “Bild” druckt Kekilli-Rüge, Presserat: Mehr Rüge muss nicht sein.)

Blättern:  1 ... 209 210 211 212 213