Stadt Wiesbaden kürzt Arbeitslosenhilfe für Henrico Frank
(welt.de)
Weil er sich nicht um die angebotenen Stellen gekümmert hat, muss Henrico Frank nun mit weniger Hartz-IV-Hilfe auskommen. Ab dem 1.Februar wird die monatliche Leistung von derzeit 345 Euro um 30 Prozent gesenkt. Frank war durch seinen Streit mit SPD-Chef Kurt Beck in die Schlagzeilen geraten.
Intelligenz im Ohr
(sueddeutsche.de, Yvonne Göpfert)
Musik, Kultur, Forschung oder Politik – es gibt eigentlich nichts, wozu sich nicht ein Podcast im Internet findet. Seit gut einem Jahr kann man auch Fremdsprachen mit der neuen Technik lernen.
“Lieber nicht am Telefon”
(tagesspiegel.de, Marc Felix Serrao) Thomas Roth, künftiger Leiter des ARD-Studios in Moskau, über Putin und russische Pressefreiheit.
Von Popmusik bis Politik
(berlinonline.de)
In eigener Sache: Über die Blogs der Berliner Zeitung.
Was Leser wirklich lesen!
(axel-springer-akademie.de, Video)
Ein kurzes Interview aus dem Jepblog der Axel-Springer-Akademie mit Christa D., 72, Berlinerin.
Und die Stellen, an denen “Bild” erklärt, warum das die heutige “Bild”-Schlagzeile ist, sehen maßstabsgetreu ungefähr so aus:
Es handelt sich dabei um neun kleine Worte (“Nun ist er als Chef der CSU im Gespräch”), irgendwo mitten in einem Seite-2-Kommentar, 20 kleine Worte am Anfang eines Seite-2-Artikels (“In der Führungskrise der CSU gilt er als heißester Anwärter auf den Parteivorsitz für die Zeit nach Edmund Stoiber”). Aber der Reihe nach. Schließlich wird ohnehin niemand ernsthaft behaupten wollen, dass die Details aus dem Privatleben des CSU-Politikers Horst Seehofer, die von “Bild” heute zur Titelschlagzeile gemacht werden, zufälligerweise gerade heute zur Titelschlagzeile gemacht werden.
Und während Stern.de beispielsweise darauf verweist, dass “”Bild” durch die Seehofer-Schlagzeile “mit einem ungeschriebenen Gesetz der deutschen Presse” in Konflikt gerate, wonach “über das Privatleben von Politikern nicht berichtet wird — zumindest nicht ohne deren Einverständnis”, rechtfertigt “Bild” selbst den Tabubruch als moralische Entscheidung:
“Wer sein Privatleben groß plakatiert, wer es politisch einsetzt, muss sich daran messen lassen. Und genau das tun wir.”
So jedenfalls steht es, sprachlich etwas holprig, am Ende des erwähnten Seite-2-Kommentars. Und das wirkt so scheinheilig wie der vorgebliche, auf geradezu alberne Art irreführende Anlass für die Veröffentlichung über Seehofers “heimliche Freundin” (“Jetzt ist die 32-Jährige schwanger — vierter Monat!”, “Wie erklärt er das seiner Frau?”): Horst Seehofers “Baby mit heimlicher Geliebten” ist nicht die Promi-Geschichte mit Herzschmerz, die ebenso gut auch anderntags und anderswo hätte in “Bild” stehen können, als die sie uns die neue “Bild”-Chefreporterin Verena Köttker heute auf Seite 2 verkauft(siehe Ausriss).
Wenn seit Wochen öffentlich und parteiintern über die weitere politische Karriere des CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber nachgedacht, wenn Horst Seehofer als möglicher Stoiber-Nachfolger gehandelt wird und dieser Tage im bayerischen Wildbad-Kreuth die alljährliche Klausurtagung der CSU stattfindet, profitiert beileibe nicht nur die “Bild”-Zeitung von ihrem Scoop.
Im Gegenteil warnt Stern.de davor, sich mit solchen Berichten “politisch instrumentalisieren zu lassen”. Und auch andernorts wird spekuliert, wer denn die Seehofer-Geschichte lanciert habe. (Erstaunlicherweise verteilt die bayerische Staatskanzlei angeblich ein Fax der “Bild”-Redaktion, in dem die Behauptung, Gerüchte um Minister Seehofer wären gezielt aus dem Umfeld der Staatskanzlei an ‘Bild’ gestreut worden, als “blanker Unsinn” dementiert werden, was wiederum Lawblog.de zu der Frage veranlasst, “ob Bild auch so vehement abstreitet, wenn andere verdächtige Kreise genannt werden”.)
Wir aber halten fest: “‘Bild” macht sich bewusst zum Handlanger der (parteipolitischen) Interessen anderer — entweder um von der Aufmerksamkeit zu profitieren oder weil die (parteipolitischen) Interessen anderer auch ihre eigenen sind.
Gestern schrieb Bild.de über zwei “Tattoo-Brüder” und ihren Komplizen. Laut Bild.de sind die Brüder 32 und 42 Jahre alt. Der ältere Bruder wurde laut Bild.de zu “neun Jahren Haft” verurteilt, der jüngere müsse “für sieben Jahre ins Gefängnis” und dem Komplizen “wurden fünf Jahre aufgebrummt”. Von diesen fünf Zahlen stimmt offenbarnureine. Und zwar die Sieben. Der ältere Bruder wurde nämlich zu zwölf Jahren verurteilt und der Komplize zu neun. Außerdem sind die Brüder in anderen Medien ein Jahr älter als bei Bild.de — was daran liegen könnte, dass die Bild.de-Zahlen offenbar aus einem Bild.de-Artikel stammen, der fast ein Jahr alt ist.
Die falschen Haftstrafen hingegen stammen ursprünglich von der Nachrichtenagentur dpa. Die hat sich allerdings gestern Nachmittag korrigiert. Bild.de hingegen hat das bislang versäumt.
Mit Dank an Julia W. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 16.29 Uhr: Bei Bild.de hat man inzwischen versucht, wenigstens die falschen Haftstrafen zu korrigieren — mit mäßigem Erfolg. Kleiner Tipp: Die Zahlen stimmen jetzt zwar, sie sind aber falsch zugeordnet (und die Grammatik-Fehler ignorieren wir einfach weiterhin).
Nachtrag, 18.1.2007: Es hat etwas gedauert, aber jetzt stimmen die Haftstrafen auch bei Bild.de.
Anfangs war die Lage unübersichtlich. Es gab Berichte, wonach die beiden Jugendlichen vor der Messerattacke in Tessin mit ihrer späteren Geisel Alkohol getrunken haben sollen. Die “Bild”-Zeitung machte daraus in ihrer gestrigen Ausgabe eine Tatsache. Nun ja.
Start-ups geh’n auf Kaperfahrt
(taz.de, Ulrich Schulte)
Interaktive Anwendungen florieren im Netz. Mit dem “Web 2.0” machen inzwischen auch Jungfirmen gutes Geld. Vergessen ist der erste Dotcom-Crash aber nicht.
Der Leser schreibt mit
(faz.net, Christina Hucklenbroich)
Im Internet zu recherchieren ist heute journalistischer Alltag. Hier vorab die Rohfassung eines Artikels zu diskutieren ist allerdings noch die Ausnahme. Wir haben es erfolgreich erprobt. Was meinen Sie? Soll diese partizipative Berichterstattung fortgesetzt werden?
Voß verwahrt sich gegen Jauch-Vorwürfe
(presseportal.de, Peter Voß)
SWR-Intendant Peter Voß (“Ohne Jauch geht’s auch“)hat sich gegen die
Vorwürfe verwahrt, die Günther Jauch gegen die ARD im allgemeinen und
gegen einige namentlich nicht genannte Intendanten in einem Interview
des Nachrichtenmagazins Der Spiegel erhoben hat.
Macht Web 2.0 blöde?
(welt.de, Dirk Nolde)
Technologiepopstar Jaron Lanier polarisiert. Er hält das globale Lexikon Wikipedia nicht für das Ergebnis kollektiver Intelligenz. Im Gegenteil. Lanier findet es gefährlich, dass jeder die Enyklopädie verändern kann. Er fürchtet die Diktatur der Doofen im Web. Doch dazu wird es nicht kommen.
Klimawandel: Eine Replik an die «Weltwoche»
(blattkritik.ch, Franz Mauelshagen) Dr. Franz Mauelshagen vom historischen Seminar der Universität Zürich, unter anderem auf Umweltgeschichte spezialisiert, schreibt eine Antwort auf zwei Artikel, die am 14.12.2006 in der Weltwoche publiziert wurden. Sein Vorwurf: Die Texte seien “eine Kampagne mit dem Ziel, den aktuellen Klimawandel und seine Ursachen zu banalisieren”.
Erfolg macht Probleme
(zeit.de, Torsten Kleinz)
Wikipedia wird an diesem Montag sechs Jahre alt. Viel Zeit zum Feiern gibt es jedoch nicht: Die Online-Enzyklopädie braucht Geld.
Das Schöne an Online-Medien ist ja, dass sie permanent aktualisieren können, so dass ihre Berichte auch bei zunächst unübersichtlichen Ereignissen immer auf dem neuesten Stand sind.
Soweit die Theorie.
Bei der Gewalttat in dem Ort Tessin in Mecklenburg-Vorpommern, wo zwei Jugendliche ein Ehepaar getötet haben sollen, gab es zunächst Berichte, dass die Täter Alkohol getrunken haben könnten. Das “Hamburger Abendblatt” berichtet heute:
Leere, am Boden liegende Alcopop-Flaschen (alkoholische Mixgetränke) lassen vermuten, dass die jungen Leute auch am Sonnabend Alkohol konsumiert haben.
Sie albern, trinken “Alcopops” (Schnaps mit Brause).
Über dem “Bild”-Artikel steht:
Und neben dem “Bild”-Artikel steht unter dem Foto jenes Mädchens:
Erst trank sie mit den Killern Schnaps — dann wurde sie ihre Geisel.
Inzwischen scheint festzustehen, dass es so nicht war. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die Täter keinen Alkohol im Blut.
Die “Bild”-Zeitung hätte also Grund, ihre Entscheidung zu bedauern, aus einer Vermutung eine Tatsache gemacht zu haben. Aber wenigstens kann sie die Sache ja in ihrem Online-Auftritt korrekt berichten. Und tatsächlich findet sich auf Bild.de ein weiterer Artikel mit neuen Informationen über die Gewalttat, in dem auch folgender Satz steht:
Für den Einfluss von Alkohol oder Drogen gibt es derzeit keine Anhaltspunkte.
Unmittelbar daneben ist aber leider die Geisel abgebildet. Und unter dem Foto steht was?
“Das war einfach nur boshaft und verletzend” (Teil 2, Teil 3)
(tagesschau.de, Sarah Strohschein und Ada von der Decken)
Prominente brauchen Medien, Medien brauchen Prominente. Doch wer benutzt eigentlich wen? In einem sehr persönlichen Interview erzählt Familienministerin Ursula von der Leyen für das Buchprojekt “Medienmenschen”, warum sie sich nicht mehr beim Plätzchenbacken fotografieren lässt und welcher Journalist sie tief gekränkt hat.
Der skrupellose Moralist
(telepolis.de, Doreen Müller und Urs Blohm)
Martin Sonneborn lebt von den Abfällen der Mediengesellschaft und ist glücklich mit dieser Rolle. Im Interview sprach der Satiriker über entlarvenden Humor und warum er Harald Schmidt verachtet.
Wie Google Karrieren zerstört
(welt.de, André Bense)
Das Internet ist längst zur Datenfalle geworden. Persönliche, unbedacht gemachte und schmutzige Einträge bringen Menschen zu Fall. Wer sich etwa für einen Job bewirbt, sollte im Netz eine weiße Weste haben – der Personalchef findet pikante Daten garantiert. Zum Glück gibt es jetzt Hilfe: Eine US-Internetfirma hat sich darauf spezialisiert, rufschädigende Einträge zu entfernen.
BILD vs. BILDblog
(htwm.de, Anja Zeutschel)
Die Axel Springer AG fordert den Deutschen Presserat auf, eine Beschwerde gegen das Unternehmen nicht zu behandeln. BILDblog.de hatte wegen einer nicht gekennzeichneten Anzeige im August 2006 in der Bild eine Rüge beim Presserat beantragt.
“Wie wandelnde Leichen”
(spiegel.de, Ayala Goldmann)
Tief liegende Augen, blasse Gesichtsfarbe, zitternde Hände: Rund eine Million Deutsche sind abhängig von Computer und Web. In schweren Fällen von Internet-Sucht hilft nur kalter Entzug.
Miserabler Bericht über StudiVZ
(blog.zeit.de/meckern)
Onkel Brumm vom Meckerblog ist bestürzt über einen unkritischen Artikel von Zeit Campus mit falschen, verschleiernden und irreführenden Komponenten. “Besonders delikat wird es dadurch, dass ZEIT online und Campus zum Holtzbrinck-Konzern gehören – so wie jetzt eben auch StudiVZ.”
Das digitale Ende der Schamgrenze
(welt.de, Matthias Wulff)
Exekutionen, Sexvideos und grausame Unfälle – wenn neue Anbieter so etwas im Internet zeigen, erfreuen sie sich rasant steigender Nachfrage. Das Web macht Kommunikation zu einer herrschaftsfreien Veranstaltung. Das mag man für geschmacklos halten. Doch wer hat je behauptet, dass zensurloser Diskurs nur die sympathischen Seiten des Menschens herauskehrt.
Zum Geburtstag ein Machtkampf
(zeit.de, Manfred Bissinger)
Der “Spiegel” wird sechzig. Die Geschäfte gehen gut, doch intern wird gestritten, wer das Magazin in Zukunft führen soll.
Swantje Waterstraat: Die Autorisierung von politischen Interviews in der deutschen Presse
(berlinerjournalisten.com)
Berliner Journalisten publiziert exklusiv Auszüge aus einer Diplomarbeit, die im Juni 2006 an der Berliner Universität der Künste vorgelegt wurde. Die übergeordnete Forschungsfrage lautete: Welche Bedeutung hat die Autorisierung in der Interaktion der am politischen Presseinterview beteiligten Akteure in Deutschland?
Trauriger Rekord
(jungewelt.de, Gerold Schmidt)
Journalisten leben in Mexiko inzwischen gefährdeter als in jedem anderen lateinamerikanischen Land.
Männerbefreiung
(blick.ch, Lena Tichy und Andy Limacher)
Emma, das Magazin von Frauen für Frauen, feiert diesen Monat seinen dreissigsten Geburtstag. Doch nun taucht Konkurrenz auf: Benno im Gespräch.
Schweizervolk, hilf!
(beobachter.ch, Dominique Strebel und Christoph Schilling)
Die Geschichte des Beobachters ist eine Geschichte des Kampfes. Die Schweizer Verleger wollten das neue Blatt zum Verschwinden bringen. Doch Gründer Max Ras brachte das Volk auf seine Seite.
“Unser Kampf ist heute intensiver, als er je war”
(persoenlich.com, David Vonplon)
80 Jahre nach seiner Gründung gehört der Beobachter zu den erfolgreichsten Zeitschriften der Schweiz. Sein Modell, das engagierten Journalismus für Benachteiligte mit professioneller Leserberatung verbindet, hat sich bewährt. Doch kämpft der Traditionstitel heute auch gegen die Überalterung seiner Leserschaft, die Reichweite des Blatts stagniert.
Wie wichtig ist der “Spiegel” noch?
(welt.de, Ulrike Simon)
Der Spiegel feiert seinen 60. Geburtstag. In Hamburg wird deshalb ein große Party ausgerichtet. Aber der Glanz der einstigen Institution in der deutschen Presselandschaft ist zunehmend verblasst. Nicht mehr Enthüllungs – Storys bestimmen das Blatt, sondern die bunte Reportage.
Berufsziel Freiheit
(jetzt.sueddeutsche.de, Dirk Schoenlebe)
Junge Journalisten im Irak kämpfen mit Worten für die Zukunft ihres Landes. Susanne Fischer bildet sie aus.
Geldsegen auf Umwegen
(netzeitung.de, Maik Söhler)
Schön: Bei der VG Wort können Autoren und Blogger jetzt auch Online-Texte melden und Tantiemen kassieren. Unschön: Die Art, wie das zu geschehen hat.
Spam der alten Schule
(taz.de, R. Wolff)
Dänemark ist genervt von seinen Gratiszeitungen: Nun will sogar die Regierung gegen die Papierberge vorgehen.
Zum drittenMal präsentiert “Bild” heute ein Ding, das Flugzeuge über dem World Trade Center zeigt, und in dem die Zeitung deshalb eine mögliche “versteckte frühe Botschaft” der Attentäter des 11. September 2001 vermutet. Diesmal ist es ein Filmplakat (Ausriss rechts), das für einen 1995 entstandenen Film wirbt.
Wir wissen nicht, ob “Bild” es ernst damit ist, hinter all diesen Aufnahmen Terroristen zu vermuten. Oder ob “Bild” die Anschläge, bei denen fast 3000 Menschen ums Leben gekommen sind, einfach für eine lustige Witze-Serie nutzt.
In jedem Fall finden wir, dass die Aufnahmen bei uns besser aufgehoben wären. Weil wir aus ihnen keine Verschwörungstheorien ableiten und uns mit ihnen nicht über den 11. September, sondern über “Bild” lustig machen würden.
Deshalb fragen wir: Wer hat Aufnahmen von Keksdosen, Christbaumschmuck, Filmplakaten oder sonstigen Gegenständen, auf denen Flugzeuge in der Nähe des World Trade Centers zu sehen sind, die ebenfalls nichts mit den Attentaten zu tun haben? Schickt sie uns an [email protected], damit wir sie zeigen können und sie so hoffentlich davor bewahren, von “Bild” “unheimlich” gefunden und mit terroristischen Anschlägen in Verbindung gebracht zu werden. 500 Euro zahlen wir dafür natürlich nicht.
Zur Inspiration zeigen wir die Entdeckung von BILDblog-Leser Werner V. Im “Spiegel” vom 11.05.1981 fand er eine ganzseitige Anzeige, die mit der Ansicht des World Trade Center für einen Flug “mit einem schönen, großen Jetliner von Boeing” wirbt. Der letzte Satz der Anzeige lautet: