Das Schöne an Online-Medien ist ja, dass sie permanent aktualisieren können, so dass ihre Berichte auch bei zunächst unübersichtlichen Ereignissen immer auf dem neuesten Stand sind.
Soweit die Theorie.
Bei der Gewalttat in dem Ort Tessin in Mecklenburg-Vorpommern, wo zwei Jugendliche ein Ehepaar getötet haben sollen, gab es zunächst Berichte, dass die Täter Alkohol getrunken haben könnten. Das “Hamburger Abendblatt” berichtet heute:
Leere, am Boden liegende Alcopop-Flaschen (alkoholische Mixgetränke) lassen vermuten, dass die jungen Leute auch am Sonnabend Alkohol konsumiert haben.
Sie albern, trinken “Alcopops” (Schnaps mit Brause).
Über dem “Bild”-Artikel steht:
Und neben dem “Bild”-Artikel steht unter dem Foto jenes Mädchens:
Erst trank sie mit den Killern Schnaps — dann wurde sie ihre Geisel.
Inzwischen scheint festzustehen, dass es so nicht war. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatten die Täter keinen Alkohol im Blut.
Die “Bild”-Zeitung hätte also Grund, ihre Entscheidung zu bedauern, aus einer Vermutung eine Tatsache gemacht zu haben. Aber wenigstens kann sie die Sache ja in ihrem Online-Auftritt korrekt berichten. Und tatsächlich findet sich auf Bild.de ein weiterer Artikel mit neuen Informationen über die Gewalttat, in dem auch folgender Satz steht:
Für den Einfluss von Alkohol oder Drogen gibt es derzeit keine Anhaltspunkte.
Unmittelbar daneben ist aber leider die Geisel abgebildet. Und unter dem Foto steht was?
“Das war einfach nur boshaft und verletzend” (Teil 2, Teil 3)
(tagesschau.de, Sarah Strohschein und Ada von der Decken)
Prominente brauchen Medien, Medien brauchen Prominente. Doch wer benutzt eigentlich wen? In einem sehr persönlichen Interview erzählt Familienministerin Ursula von der Leyen für das Buchprojekt “Medienmenschen”, warum sie sich nicht mehr beim Plätzchenbacken fotografieren lässt und welcher Journalist sie tief gekränkt hat.
Der skrupellose Moralist
(telepolis.de, Doreen Müller und Urs Blohm)
Martin Sonneborn lebt von den Abfällen der Mediengesellschaft und ist glücklich mit dieser Rolle. Im Interview sprach der Satiriker über entlarvenden Humor und warum er Harald Schmidt verachtet.
Wie Google Karrieren zerstört
(welt.de, André Bense)
Das Internet ist längst zur Datenfalle geworden. Persönliche, unbedacht gemachte und schmutzige Einträge bringen Menschen zu Fall. Wer sich etwa für einen Job bewirbt, sollte im Netz eine weiße Weste haben – der Personalchef findet pikante Daten garantiert. Zum Glück gibt es jetzt Hilfe: Eine US-Internetfirma hat sich darauf spezialisiert, rufschädigende Einträge zu entfernen.
BILD vs. BILDblog
(htwm.de, Anja Zeutschel)
Die Axel Springer AG fordert den Deutschen Presserat auf, eine Beschwerde gegen das Unternehmen nicht zu behandeln. BILDblog.de hatte wegen einer nicht gekennzeichneten Anzeige im August 2006 in der Bild eine Rüge beim Presserat beantragt.
“Wie wandelnde Leichen”
(spiegel.de, Ayala Goldmann)
Tief liegende Augen, blasse Gesichtsfarbe, zitternde Hände: Rund eine Million Deutsche sind abhängig von Computer und Web. In schweren Fällen von Internet-Sucht hilft nur kalter Entzug.
Miserabler Bericht über StudiVZ
(blog.zeit.de/meckern)
Onkel Brumm vom Meckerblog ist bestürzt über einen unkritischen Artikel von Zeit Campus mit falschen, verschleiernden und irreführenden Komponenten. “Besonders delikat wird es dadurch, dass ZEIT online und Campus zum Holtzbrinck-Konzern gehören – so wie jetzt eben auch StudiVZ.”
Das digitale Ende der Schamgrenze
(welt.de, Matthias Wulff)
Exekutionen, Sexvideos und grausame Unfälle – wenn neue Anbieter so etwas im Internet zeigen, erfreuen sie sich rasant steigender Nachfrage. Das Web macht Kommunikation zu einer herrschaftsfreien Veranstaltung. Das mag man für geschmacklos halten. Doch wer hat je behauptet, dass zensurloser Diskurs nur die sympathischen Seiten des Menschens herauskehrt.
Zum Geburtstag ein Machtkampf
(zeit.de, Manfred Bissinger)
Der “Spiegel” wird sechzig. Die Geschäfte gehen gut, doch intern wird gestritten, wer das Magazin in Zukunft führen soll.
Swantje Waterstraat: Die Autorisierung von politischen Interviews in der deutschen Presse
(berlinerjournalisten.com)
Berliner Journalisten publiziert exklusiv Auszüge aus einer Diplomarbeit, die im Juni 2006 an der Berliner Universität der Künste vorgelegt wurde. Die übergeordnete Forschungsfrage lautete: Welche Bedeutung hat die Autorisierung in der Interaktion der am politischen Presseinterview beteiligten Akteure in Deutschland?
Trauriger Rekord
(jungewelt.de, Gerold Schmidt)
Journalisten leben in Mexiko inzwischen gefährdeter als in jedem anderen lateinamerikanischen Land.
Männerbefreiung
(blick.ch, Lena Tichy und Andy Limacher)
Emma, das Magazin von Frauen für Frauen, feiert diesen Monat seinen dreissigsten Geburtstag. Doch nun taucht Konkurrenz auf: Benno im Gespräch.
Schweizervolk, hilf!
(beobachter.ch, Dominique Strebel und Christoph Schilling)
Die Geschichte des Beobachters ist eine Geschichte des Kampfes. Die Schweizer Verleger wollten das neue Blatt zum Verschwinden bringen. Doch Gründer Max Ras brachte das Volk auf seine Seite.
“Unser Kampf ist heute intensiver, als er je war”
(persoenlich.com, David Vonplon)
80 Jahre nach seiner Gründung gehört der Beobachter zu den erfolgreichsten Zeitschriften der Schweiz. Sein Modell, das engagierten Journalismus für Benachteiligte mit professioneller Leserberatung verbindet, hat sich bewährt. Doch kämpft der Traditionstitel heute auch gegen die Überalterung seiner Leserschaft, die Reichweite des Blatts stagniert.
Wie wichtig ist der “Spiegel” noch?
(welt.de, Ulrike Simon)
Der Spiegel feiert seinen 60. Geburtstag. In Hamburg wird deshalb ein große Party ausgerichtet. Aber der Glanz der einstigen Institution in der deutschen Presselandschaft ist zunehmend verblasst. Nicht mehr Enthüllungs – Storys bestimmen das Blatt, sondern die bunte Reportage.
Berufsziel Freiheit
(jetzt.sueddeutsche.de, Dirk Schoenlebe)
Junge Journalisten im Irak kämpfen mit Worten für die Zukunft ihres Landes. Susanne Fischer bildet sie aus.
Geldsegen auf Umwegen
(netzeitung.de, Maik Söhler)
Schön: Bei der VG Wort können Autoren und Blogger jetzt auch Online-Texte melden und Tantiemen kassieren. Unschön: Die Art, wie das zu geschehen hat.
Spam der alten Schule
(taz.de, R. Wolff)
Dänemark ist genervt von seinen Gratiszeitungen: Nun will sogar die Regierung gegen die Papierberge vorgehen.
Zum drittenMal präsentiert “Bild” heute ein Ding, das Flugzeuge über dem World Trade Center zeigt, und in dem die Zeitung deshalb eine mögliche “versteckte frühe Botschaft” der Attentäter des 11. September 2001 vermutet. Diesmal ist es ein Filmplakat (Ausriss rechts), das für einen 1995 entstandenen Film wirbt.
Wir wissen nicht, ob “Bild” es ernst damit ist, hinter all diesen Aufnahmen Terroristen zu vermuten. Oder ob “Bild” die Anschläge, bei denen fast 3000 Menschen ums Leben gekommen sind, einfach für eine lustige Witze-Serie nutzt.
In jedem Fall finden wir, dass die Aufnahmen bei uns besser aufgehoben wären. Weil wir aus ihnen keine Verschwörungstheorien ableiten und uns mit ihnen nicht über den 11. September, sondern über “Bild” lustig machen würden.
Deshalb fragen wir: Wer hat Aufnahmen von Keksdosen, Christbaumschmuck, Filmplakaten oder sonstigen Gegenständen, auf denen Flugzeuge in der Nähe des World Trade Centers zu sehen sind, die ebenfalls nichts mit den Attentaten zu tun haben? Schickt sie uns an [email protected], damit wir sie zeigen können und sie so hoffentlich davor bewahren, von “Bild” “unheimlich” gefunden und mit terroristischen Anschlägen in Verbindung gebracht zu werden. 500 Euro zahlen wir dafür natürlich nicht.
Zur Inspiration zeigen wir die Entdeckung von BILDblog-Leser Werner V. Im “Spiegel” vom 11.05.1981 fand er eine ganzseitige Anzeige, die mit der Ansicht des World Trade Center für einen Flug “mit einem schönen, großen Jetliner von Boeing” wirbt. Der letzte Satz der Anzeige lautet:
Saddam und die alten Medien
(blog.handelsblatt.de, Thomas Knüwer)
Vielleicht sollte ich die “Tagesthemen” nicht mehr schauen. Wäre besser für meinen Blutdruck. Denn egal ob Anne Will, Tom Buhrow oder gestern WDR-Kommentarsprecher Birand Bingül – sie alle demonstrieren ihre Überforderung mit der medialen Welt.
Dürfen Medien Saddams Todesvideo zeigen?
(fudder.de)
Ein Handy-Video schockiert die Welt. Es zeigt in voller Länge, wie Saddam Hussein hingerichtet worden ist. Das Video ist inzwischen auf vielen Seiten im Netz zu finden. Wie sollen Journalisten mit solchen Inhalten umgehen? fudder hat sieben deutsche Medienmacher gefragt: Dürfen Online-Medien das vollständige Exekutionsvideo zeigen und verlinken?
Web-2.0-Bubble jetzt auch in Deutsch: Holtzbrinck kauft StudiVZ
(konvergenz.kaywa.com, Andreas Göldi)
Das war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit: Die umstrittene deutschsprachige Facebook-Kopie StudiVZ ging heute über den Ladentisch. Der glückliche (?) Käufer ist die Verlagsgruppe Holtzbrinck, die für die Website mit einer Million registrierten Usern 85 Millionen Euro hinblättert (davon 50 Mio. gleich bar auf die Hand).
Rückkehr der rasenden Reporter
(spiegel.de, Frank Patalong)
Die Zukunft der Zeitung liegt im Netz – das ist inzwischen allen großen Verlagen klar. Die “Washington Post” wagt jetzt zaghafte Schritte, Print und Online näher zueinander zu bringen. Andere Medienhäuser sind ihr da Längen voraus.
Montags wird nicht mehr gebibbert
(fr-aktuell.de, Roderich Reifenrath)
Eine in die Jahre gekommene Institution des deutschen Journalismus feiert Geburtstag: Der “Spiegel” wird 60.
Einen der größten Erfolge unter Chefredakteur Kai Diekmann feierte die “Bild”-Zeitung im Jahr 2003 mit ihrer wochenlangen Berichterstattung über einen in den USA lebenden deutschen Sozialhilfeempfänger, den sie “Florida Rolf” nannte. Die Kampagne erreichte nicht nur, dass der Mann nach Deutschland zurückkehrte, sondern auch, dass der Bundestag in kürzester Zeit die Gesetzeslage verschärfte. Dabei betraf die Regelung nicht einmal 1000 vermeintliche “Sozialschnorrer” und bedeutete möglicherweise sogar höhere Ausgaben für die Steuerzahler.
In diesen Tagen arbeitet sich “Bild” wieder an einem vermeintlichen “Abzocker” ab: Henrico Frank, ein Arbeitsloser, der SPD-Chef Kurt Beck dafür verantwortlich machte, Hartz-IV-Empfänger zu sein, und dafür von ihm gesagt bekam, er solle sich erst einmal waschen und rasieren, dann bekomme er auch Arbeit. Frank ließ sich von Journalisten zu einem Friseurbesuch überreden, Beck vermittelte ihm darauf mehrere Stellenangebote, Frank ließ ein Treffen mit Beck jedoch platzen und lehnte auch die angebotenen Jobs ab. Seitdem ist er für “Bild” “Deutschlands frechster Arbeitsloser” und heute zum zweiten Mal großer Seite-1-Aufmacher:
Die Frage klingt, als wollte “Bild”, ähnlich wie bei “Florida-Rolf”, eine vermeintliche oder tatsächliche Ungerechtigkeit im Gesetz anprangern. In Wahrheit hat der Bundestag erst vor kurzem die Gesetzeslage für Menschen wie Henrico Frank drastisch verschärft. Wer innerhalb eines Jahres drei Angebote seiner Arbeitsagentur ohne guten Grund ablehnt, bekommt vom kommendem Jahr an für ein Vierteljahr sämtliche Zahlungen gestrichen, ist nicht krankenversichert, bekommt kein Geld für Unterkunft und Heizung. Nach Ansicht von Kritikern dieses Gesetzes kann das für viele hartnäckige Arbeitsverweigerer bedeuten, obdachlos zu werden. Die neue Regelung ist juristisch umstritten, weil eigentlich jeder Mensch einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf das Existenzminimum hat.
“Faulenzern” und “Abzockern” wie Henrico Frank droht also nach dem verabschiedeten Gesetz, nichts zu bekommen. Da es schwer ist, Menschen weniger als nichts zu geben, ist nicht ganz klar, auf welche Art Gesetzesverschärfung die “Bild”-Kampagne zielen könnte: Die Möglichkeit, “Faulenzer” und “Abzocker” aus dem Land zu jagen?
Aber vielleicht geht es der “Bild”-Zeitung hier auch nicht um das Gesetz. Vielleicht hat sie mit Henrico Frank eine persönliche Rechnung offen. Darauf deutet zum Beispiel der gestrige “Bild”-Artikel hin, der so begann:
Die “Bild”-Zeitung lässt offen, ob sie mit “uns” uns meint oder “Bild”-Mitarbeiter. Deren Gefühl, “verarscht” worden zu sein, könnte aber daher rühren, dass die Geschichte so schön auf ein Happy-End hätte hinauslaufen können: Dank tatkräftiger Unterstützung der Medien wird aus nichtsnutzigem Hartz-IV-Suff-und-Schmuddel-Punk ein glückliches Mitglied der arbeitenden Gesellschaft. Henrico Frank wollte dieses Spiel, hinter dem er eine PR-Aktion von Beck vermutet, offenbar nicht mitspielen — ob er dabei klug vorging, ist eine andere Frage.
Die “Bild”-Zeitung jedoch erweckt den Eindruck, Frank habe sie in die Irre geführt. Dabei zeigte Frank von Anfang an wenig Bereitschaft, die ihm von dem Medien zugeteilte Rolle zu spielen — selbst den Frisurwechsel bereute er schnell. Dass Frank “vier Handys” hat (nach eigenen Angaben alle Prepaid, ohne laufende Kosten), war “Bild” ebenso bekannt, wie dass er weiter seinen Anstecker “Arbeit ist Scheiße” trug. Erst im Nachhinein machte sie daraus Belege, um Frank zu “Deutschlands frechstem Arbeitslosen” zu stempeln.
Die “Bild”-Berichte über den Arbeitslosen sind inzwischen voller bösartiger Interpretationen und einseitiger Verdrehungen. Aus dem Angebot, für “5,50 Euro / Stunde” zu arbeiten, macht “Bild” einen von acht “gut bezahlten Jobs”. Dass sich die Sprecherin Franks bei den Arbeitgebern erkundigte, ob sich die Stellen (u.a. Straßenbauarbeiter, Maurer, Maler) überhaupt eignen für jemanden, der “nur noch eine Niere, dazu einen Bandscheibenvorfall und eine Schulterprellung” hat, nennt “Bild” schlicht “dreist”: “Motto: Ich kann nicht, aber was gibt’s denn?” Nebenbei fabriziert “Bild” aus den Zitaten mehrerer Politiker der Linkspartei, die grundsätzlich begrüßen, wenn Arbeitslose in die Politik und die Parlamente gehen, eine mögliche Kandidatur Franks für den Bundestag.
Den CDU-Politiker Michael Fuchs hingegen zitierte “Bild” gestern mit den Worten:
Was wirft das für ein Licht auf all die anderen Arbeitslosen! Henrico Frank bringt sie alle in Verruf.
Tut er das wirklich? Oder tun das nicht “Bild” und die anderen Medien, die das Verhalten Franks in einer Breite diskutieren, die gar keinen Sinn ergäbe, wenn sie davon ausgingen, dass Franks Verhalten ein völliger Einzelfall wäre. Dadurch, dass sie den Fall seit einer Woche ausführlich begleiten, suggerieren sie erst, dass es sich um ein grundsätzliches Phänomen und Problem handelt.
Der Politologe Frank Oschmiansky hat vor einigen Jahren die Konjunktur der immer wiederkehrenden “Faulheitsdebatten” untersucht und befand, sie folgten “zu einem guten Teil politischen Kalkülen”. Sie ließen bei den Bürgern den Eindruck entstehen, der “Missbrauch sozialer Leistungen” sei eines der größten Probleme dieses Landes — dabei sei der Schaden rechnerisch “marginal” gegenüber Delikten wie Schwarzarbeit, Subventionsmissbrauch, Korruption oder Steuerhinterziehung. Oschmianskys Fazit:
Zudem zielen die “Faulheitsvorwürfe” darauf, das sozialpsychologische Klima zu schaffen, um Leistungseinschränkungen oder auch Zumutbarkeits- oder Sanktionsverschärfungen den Boden zu bereiten. (…) Durch die Skandalisierung des Leistungsmissbrauchs wird ein Klima erzeugt, in dem Kürzungen von Sozialleistungen leichter durchsetzbar sind.
Gratistitel bewegen die Medienlandschaft (Publicom AG, René Grossenbacher)
Der Vormarsch der Gratismedien ist nach Meinung der DELPHInarium-Experten unumkehrbar. Die Boulevardpresse und die regionalen Abonnementszeitungen sind vom Trend am stärksten betroffen. Leiden wird generell auch die journalistische Qualität. Die Lage ist aber nicht hoffnungslos: Für hochwertige Inhalte werden die Konsumenten auch in Zukunft Geld ausgeben.
Ein Versuch, Künstler vor Internetpiraten zu schützen (Tages-Anzeiger Online, Verena Vonarburg)
Gratis Musik aus dem Internet herunterzuladen, ist erlaubt – aber nur, wenn man das Stück im privaten Kreis hört. So will es der Ständerat.
Neue Chefredaktion in der Netzeitung (Netzeitung)
2007 beginnt für die Netzeitung mit einem Wechsel in der Chefredaktion. Michael Angele und Matthias Ehlert führen das Blatt künftig als Doppelspitze. Der bisherige Chefredakteur Maier kauft die «Readers Edition».
Max Schautzer gründet Senioren-Sender (Handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
Der ehemalige ARD-Entertainer Max Schautzer hat für sich seine Zielgruppe identifiziert. Der Moderator will im nächsten Jahr mit einem neuen Sender für Zuschauer ab 50 Jahren in Deutschland auf Sendung gehen, sagte der 66-Jährige dem Handelsblatt exklusiv. Mit dem digitalen Sender könnte Schautzer bei seinem Publikum jedoch technische Schwierigkeiten haben.
Happy Campers – US-Import “Barcamp” mausert sich zur Alternativkonferenz (Telepolis, Oliver Gassner) Man könnte sagen, ein Barcamp sei ein Mix aus einem nicht endenden Strom von Kaffee, funktionierendem WLAN, Schlafsäcken, dem Mangel an Powerpointpräsentationen und freiem Zutritt für alle, die mitarbeiten. Das wäre zwar nicht ganz die offizielle Definition, würde aber die Sache ganz gut treffen.
Martin Hitz gründet konverMedia GmbH (pho) Martin Hitz, u.a. Ex-Redaktionsleiter NZZ Online und Projektleiter beim Relaunch der Tagesschau und vielgelesener Schweizer Blogger mitmedienspiegel.ch, hat sich selbstständig gemacht. In seiner eigenen Medienmitteilung schreibt er: «Jeder Medienmanager möchte eine Website wie die BBC oder einen Internetauftritt wie der Londoner Guardian oder die New York Times.» Aber dann geben sie es an die IT oder an eine Agentur, die natürlich alle keine Ahnung haben. :-) Bliebe zu erwähnen, dass auch nicht alle das Budget der BBC oder der New York Times haben.
Viel Erfolg, Martin!
Wie oft trifft es dieses arme Boulevardblatt: Kaum ist ein Artikel erschienen, wird “Bild” vorgeworfen, er sei von vorne bis hinten falsch — oder von hinten bis vorne. Und wem glaubt man dann? “Bild” etwa? Eher nicht — und das mit gutem Grund. Das Problem dabei: Natürlich lassen sich auch berechtigte Vorurteile ausnutzen …
Aber beginnen wir einfach wie so oft:
Vergangenen Samstag berichtete “Bild” auf ihrer Seite 2 groß über eine Aktion vor dem Reichstag, bei der 4.500 Ärzte-Kittel an die “längste Garderobe der Welt” gehängt wurden:
“Bild” schrieb:
Unglaublich aber wahr: Der zentrale Ärzteverband [die Kassenärztlich Bundesvereinigung KBV] ließ vor dem Berliner Reichstag “Miet-Demonstranten” gegen die Gesundheitsreform protestieren.
Daraufhin sah sich die KBV noch am selben Tag genötigt, eine Pressemitteilung herauszugeben, in der es schon in der Überschrift über den “Bild”-Artikel heißt:
KBV-Vorstand Andreas Köhler in der Pressemitteilung:
“Die KBV hat nie zu einer Demonstration vor dem Reichstag aufgerufen bzw. nie davon gesprochen, eine solche gegen die Gesundheitsreform durchzuführen. (…) Rund 170 Personen haben die 400 Meter lange Garderobe aufgebaut und auf ihren Schultern getragen. Diese Mitarbeiter wurden von einem externen Dienstleister zum Aufbau der Garderobe engagiert. (…) Die KBV hat — dies betone ich nochmals — keine Demonstration durchgeführt, sondern den Abschluss einer PR-Kampagne. (…) Die Redaktion der BILD hätte sich nur die Mühe machen müssen, die Pressemitteilungen bzw. Internetinformationen zu lesen. Die KBV wird sich presserechtliche Schritte gegen die unwahre Berichterstattung der BILD vorbehalten.” (Hervorhebung von uns.)
Wir fassen zusammen:
“Bild” behauptet, die KBV habe eine Demonstration veranstaltet und dafür “Miet-Demonstranten” angeheuert. Und das wäre sicherlich nicht im Sinne der Versammlungsfreiheit. Schließlich soll sich auf Demonstrationen ja der Wille des demonstrierenden Teils der Bevölkerung artikulieren und nicht der Wille desjenigen, der die “Demonstranten” bezahlt.
Die KBV behauptet, sie habe gar keine Demonstration veranstaltet, sondern lediglich eine PR-Aktion. Dafür habe sie eben rund 170 Leute anheuern lassen und bezahlt. Für eine Werbeveranstaltung ein völlig normaler Vorgang.
Und wer hat Unrecht? Mal wieder die “Bild”-Zeitung?
Nein, diesmal nicht. Die KBV erweckt in ihrer Pressemitteilung einen falschen Eindruck. Denn die Aktion war bei der Versammlungsbehörde wie eine Demonstration angemeldet worden und nach den Regeln für “Versammlungen und Aufzüge” wie eine “politische Kundgebung” genehmigt, so ein Sprecher der Versammlungsbehörde zu uns.
Mag sein, dass sich die KBV nun im Nachhinein darauf herausreden will, dass die “Garderobe” bloß Teil einer PR-Kampagne gewesen und also solche angekündigt worden sei. Aber: Eine politische Kundgebung vor dem Reichstag wird leichter genehmigt als eine PR-Aktion (wofür übrigens die Versammlungsbehörde gar nicht zuständig wäre). Und eine PR-Aktion ist mit höheren Kosten (Straßensperrungen, sonstige Polizeieinsätze, Sondernutzungsgebühren) verbunden.
Und mal ehrlich: Was aussieht wie eine Demonstration und angemeldet ist wie eine Demonstration, darf auch beurteilt werden wie eine Demonstration — ob nun von “Bild” oder von sonst irgendeinem Medium.
Dass der aktuelle “Spiegel” am Montag ebenfalls und ähnlich kritisch wie “Bild” über die Kittel-Aktion berichtet hatte, ist der KBV jedoch keine Pressemitteilung oder Androhung rechtlicher Schritte wert. Ein Sprecher: “Das hielten wir nicht für sinnvoll.”
Immerhin: Die Versammlungsbehörde macht sich nun Gedanken darüber, ob die KBV-“Garderobe” als “kommerzielle Veranstaltung” zu werten ist und entstandene Kosten eventuell zu erstatten sind, wie uns ein Sprecher sagt.
Und so haben “Bild”-Bericht und KBV-Mitteilung dann doch ihr Gutes.
Mit Dank an Dennis B. für den letztlich sachdienlichen Hinweis.
Insofern haben sich die Bild.de-Mitarbeiter offenbar auch nix dabei gedacht, als ihnen auf der Suche nach den “schönsten Weihnachtsmännern und (-Frauen)” ein US-Agenturfoto von “Diane Busch of Jupiter” unterkam. Im Gegenteil: Eh sie sich versah, war sie auch schon “Weihnachtsmieze”:
Zu dumm nur, dass die Frau gar nicht “Diane Busch of Jupiter”, sondern “Diane Busch of Jupiter, Fla.” (auf Deutsch also: Diane Busch aus Jupiter in Florida) ist.
Mit Dank an Valeri K. und Holger H. für den Hinweis.
Nachtrag, 19.12.2006: Bild.de hat’s offenbar kapiert und korrigiert.