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Sternestunden des Journalismus

Kennen Sie das “Burj al Arab” in Dubai?

Sicher kennen Sie:

Ein grosser Hafen, eine internationale Airline und das weltweit einzige Sieben-Sterne-Hotel Burj Al Arab waren Ausdruck der Vision und sind teilweise wirtschaftliche Erfolgsgeschichten.
(“NZZ am Sonntag”, 29. November 2009)

Binnen weniger Jahre mauserte sich die Berichterstattung über seine künstlichen Inseln, die glitzernden Hochhaustürme (darunter selbstverständlich das demnächst höchste Gebäude der Welt) und natürlich ganz besonders das welterste “Sieben-Stern-Hotel” zu so etwas wie einem eigenständigen journalistischen Topos.
(“Kurier”, 28. November 2009)

[A]n Dubais Topstrand also, nicht viel mehr als einen Wasserpistolen-pumpstoß entfernt vom bisherigen Wahrzeichen des Emirats, dem weißen, segelförmigen Siebensternehotel Burj al Arab, das gerade zehn Jahre alt geworden und schon ein Mythos ist und höher aus dem Wasser ragt, als es der Eiffelturm tun würde.
(“Die Presse”, 27. November 2009)

Pünktlich zur Jahrtausendwende wurde in Dubai mit dem “Burj al Arab” das erste Sieben-Sterne-Hotel der Welt eröffnet;
(“Süddeutsche Zeitung”, 14. Oktober 2009)

Das Fotoprojekt von Lamya Gargash dokumentiert die Ein-Sterne-Hotels eines Landes, das vor allem für das Burj al Arab bekannt ist: das einzige Sieben-Sterne-Hotel der Welt.
(“Spiegel Online”, 15. Juni 2009)

Im berühmten 7-Sterne-Hotel Burj al Arab gab es am Montagabend einen Empfang für die deutschen Gäste. Vielleicht trösten Glanz und Pracht des Bauwerks ein wenig über die Strapazen der Reise hinweg.
(stern.de, 2. Juni 2009)

Jetzt ist es raus: Der 96 m hohe gläserne Hotelturm im Palais Quartier wird ein Juwel. Gepachtet und gemanagt von der Luxushotelgruppe Jumeirah. Die betreibt auch das Burj Al Arab in Frankfurts Partnerstadt Dubai, das einzige 7-Sterne-Hotel der Welt.
(“Bild”, 30. April 2009)

Aber wissen Sie auch, wie viele Sterne das “Burj al Arab” in Dubai hat?

Der General Manager verrät es Ihnen gerne in einem Werbetext, den die Deutsche Presseagentur anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Hotels verbreitet hat (und unter anderem bei n-tv.de, “RP Online”, “Welt Online” und Sueddeutsche.de veröffentlicht wurde):

“Das Hotel hat einen eigenen Mythos. Wir haben nie behauptet, dass wir ein Sieben-Sterne Hotel sind. Das hat man uns nachgesagt”, erzählt Heinrich Morio, der General Manager des “Burj Al Arab”.

Nun könnte man natürlich sagen, dass so ein bisschen Understatement den ganzen Luxus des Hotels noch mal ein bisschen mehr strahlen lässt. Andererseits gibt es aber tatsächlich ein “weltweit einziges” und “welterstes” Sieben-Sterne-Hotel.

Das Schweizer Zertifizierungsunternehmen SGS hat im März 2007 eine neue Klasse eingeführt und die “Town House Galleria” in Mailand im darauf folgenden Dezember mit sieben Sternen ausgezeichnet.

Zumindest bei “Spiegel Online” und Bild.de hätte man das wissen können — zumal man dort bereits im Oktober 2008 berichtete, dass sich “mehr und mehr Luxushotels” mit sieben Sternen schmückten.

Damals schrieb Bild.de übrigens:

Weltweit gibt es offiziell nur einen bis fünf Sterne.

Diese Aussage ist weder falsch noch richtig, denn “weltweit” gibt es gar keine weder eine zentrale Sternvergabestelle noch einheitliche Qualitätskriterien. Letzteres hat die Welt der Hotels mit der des Journalismus gemein.

Mit Dank an Mario Z.!

Tilgner, Mingels, Ahmadinedschad

1. Interview mit Ulrich Tilgner

(swr.de, Wolfgang Heim)

Iran-Korrespondent Ulrich Tilgner (wegen Einschränkungen seiner Arbeit nicht mehr beim ZDF) ist nach Deutschland zurückgekehrt und spricht (mp3, 31:42 Minuten) über die Propaganda aus dem Westen, über Demonstrationen, die von Zehntausenden auf Millionen Menschen anwachsen, über das öffentliche Leben im Iran, das ohne Internet schlicht zusammenbricht und über die Software aus China, die jeden Morgen neu installiert werden muss, um die Internet-Filter zu umgehen.

2. “Bad Cover Versions*”

(stefan-niggemeier.de, Daniel Erk)

Daniel Erk liest den ins Zeit-Magazin übernommene Das-Magazin-Artikel “Dubai Exodus” (Guido Mingels, 19.06.2009) und vergleicht ihn mit dem Independent-Artikel “The dark side of Dubai” (Johann Hari, 07.04.2009). Erk meint: “(…) vielleicht hätte man auch einfach Johann Haris ganz hervorragenden Text übersetzen können. Oder, wenn man sich schon an seinem Text orientiert, wenigstens kurz auf ihn verweisen können. Im Hiphop nennt man das ‘Samples’ klären – und dem Respekt zollen, dem Respekt gebührt.”

3. “Finde den Unterschied – Zeit Online vs. Printausgabe”

(unpolitik.de)

“Stoppschilder vor Kinderpornoseiten” vs. “Verbot von Kinderpornographie”.

4. “IVW schränkt ab 2010 Relevanz von Page Impressions ein”

(horizont.net)

Endlich gibt es ein wenig Hoffnung auf ein Ende der den Online-Journalismus verändernden Page Impressions. Leider bleiben sie auch in Zukunft “ein Faktor zur Darstellung der Werbeträgerleistung von Online-Medien” (ivw.de).

5. “How to verify a tweet”

(twitterjournalism.com, Craig Kanalley)

8 Methoden, um einen Tweet (einen Beitrag beim Mikroblogging-Dienst Twitter) zu verifizieren.

6. Hose zu!

(youtube.com, Video, 30 Sekunden)

Im Umgang mit den Medien gibt es einige wichtige Dinge, die man wissen sollte. Dazu gehört: Vor einem Interview immer den Hosenschlitz zumachen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad weiss das.

Bild.de trägt zu dick auf

Manche Kriminalfälle könnten direkt aus einem schlechten Film stammen: Ende Juli wurde die libanesische Popsängerin Suzanne Tamim in Dubai ermordet. Am 10. August wurde der frühere Polizist Mohsen al-Sukkari als Tatverdächtiger festgenommen.

Am Tatort hatte die Polizei offenbar Indizien gefunden, die darauf hindeuteten, dass ein “unfassbar reicher ägyptischen Geschäftsmann” und Ex-Geliebter der Sängerin den Mord in Auftrag gegeben haben könnte. Gestern dann wurde der ägyptische Milliardär Hisham Talaat Moustafa festgenommen.

Nochmal: Er soll den Mord beauftragt haben, wie zahlreiche Medien übereinstimmend berichten.

Nur für Bild.de ist das Ganze offenbar zu kompliziert:

Ende Juli wurde die libanesische Pop-Sängerin Suzan Tamim († 31) grausam ermordet. Jetzt hat ihr mutmaßlicher Mörder ein Gesicht: Verdächtigt wird der ägyptische Unternehmer Hisham Talaat Mustafa. Er soll in ihre Wohnung in Dubai eingedrungen sein, die schöne Sängerin grausam zugerichtet und mit mehreren Messerstichen getötet haben. Am Dienstag wurde Hisham Talaat Mustafa festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft in Kairo mitteilte.

Dabei hatte Bild.de doch gestern selbst noch berichtet:

Art und Ausführung der Bluttat deuteten auf einen Auftragsmord hin.

Mit Dank an Govinda G., Peter R. und Jacob für den Hinweis.

Ein O für ein U vormachen

In seiner Bild.de-Kolumne “In Dubai dabei” schreibt Joachim Zoellner:

U-Turn in Dubai

Das ist natürlich falsch. Richtig wäre vielmehr:

O-Turn in Dubai

Mit Dank an Alexander H. für den freundlichen Hinweis.

Nachtrag, 16.09 Uhr: Tatsächlich ist das offizielle “U-Turn”-Schild von Dubai dreieckig und rot statt rund und rot. Dennoch gebe es “zu Hauf” runde und rote, wie uns BILDblog-Leser Alexander H. schreibt.

Nachtrag, 19.36 Uhr: Inzwischen hat’s Bild.de wieder so gemacht wie damals, im Dezember 2007, und eine 180-Grad-Wende vollzogen.

Kurz korrigiert (87)

Ja, Wahnsinn. Die Japaner bauen den “höchsten Fernsehturm der Welt”. “Japanischer Riese” nennt ihn Bild.de. “600 Meter hoch. Und damit den Wolken näher als jeder andere Turm weltweit.”

Da staunen sie bei Bild.de und zeigen gleich noch einen anderen tollen Ausschnitt aus der Illustration:

Noch toller wären die Bilder nur, wenn auf ihnen auch der japanische Fernsehturm zu sehen wäre. Und nicht Burj Dubai, ein ganz anderes Turmprojekt, auch hoch, aber nicht in Japan, sondern in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Und der tolle Turm, über den Bild.de schreibt, sieht so aus.

Nachtrag, 12.30 Uhr. Der Hochhaus-Beauftragte von Bild.de hat sich der Sache nun angenommen, war aber etwas in Eile. Immerhin finden sich im Teaser und in der Bildergalerie nun tatsächlich Illustrationen des geplanten neuen Fernsehturms für Tokio. Bild.de schreibt, es werde der höchste Turm weltweit sein, “doch lange wird der Höhenrekord des Tokio-Towers wohl nicht anhalten. Der nächste Riesenturm ist bereits in Planung … 2008 wird er von einem derzeit im Bau befindlichen 800-Meter-Wolkenkratzer in Dubai deutlich überragt werden”. Dazu müsste es allerdings schon zu einer erstaunlichen Störung im Raum-Zeit-Kontinuum kommen, denn der japanische Turm wird frühestens 2010 fertig. Er wird also nach Bild.de-Logik minus zwei Jahre lang das höchste Gebäude der Welt sein, oder anders gesagt: nie.

Schön, dass Bild.de das ursprünglich als “japanischer Riese” bezeichnete Gebäude jetzt richtig beschriftet: nämlich als geplanter Wolkenkratzer in Dubai. Drei Klicks weiter hat Bild.de aber noch ein Gebäude aus Dubai im Angebot:

Das ist nun wieder Quark. Das abgebildete Gebäude ist (aufmerksame Leser wissen es) keineswegs das Burj Dubai, das gerade gebaut wird, sondern ein früherer, inzwischen verworfener Entwurf für ein Hochhaus an gleicher Stelle, der auf einem ursprünglich für Melbourne geplanten Gebäude beruhte.

Klingt kompliziert? Wäre aber ganz einfach gewesen, wenn man es von Anfang an richtig gemacht hätte.

Nachtrag, 13.55 Uhr. Also, der Hochhaus-Beauftragte von Bild.de ist dann doch noch mal kurz reingekommen und hat immerhin die letzte Illustration aus der Bildergalerie, die mit dem falschen Burj Dubai, ersatzlos entfernt.

Danke an Birger T., Felix G. und Marco W. für die sachdienlichen Hinweise.

Allgemein  

Es geht auch ohne “Bild”

Nach BILD-Bericht: Schumi bricht Urlaub ab

Die Überschrift in der heutigen “Bild” klingt beeindruckend, irgendwie einflussreich und, hey, wichtig-wichtig. Schließlich hatte “Bild” doch am vergangenen Samstag öffentlich gefragt:

“Und was macht Schumi? Urlaub in Dubai…”

Weiter hieß es am Samstag:

“Mensch, Schumi – warum machst du jetzt bloß Urlaub? Ist das wirklich das richtige Zeichen, wenn Ferrari in der schlimmsten Krise seit Jahren steckt?”

Und weil das so allerliebst gefragt war, steht’s im Anschluss an die obige Schlagzeile auch heute nochmal in der “Bild”:

“‘Warum macht Schumi jetzt Urlaub?’ hatte BILD am Samstag gefragt.”

Und wie als Antwort schreibt “Bild” im Anschluss:

“Noch am selben Tag stieg Michael Schumacher (36) in Dubai in seinen Privat-Jet und flog nach Fiorano/Italien.”

Doch bevor man sich allzu lange mit der Frage aufhält, ob die Formulierung “Nach BILD-Bericht: Schumi bricht Urlaub ab” nun tatsächlich einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen “BILD-Bericht” und “Schumi” herstellen (also nach im Sinne von wegen) oder bloß irreführenderweise suggerieren will (also nach im Sinne von später als), muss man wohl feststellen, dass es zwischen Schumachers angeblichem Urlaubsabbruch und der “Bild”-Berichterstattung überhaupt keinen Zusammenhang gibt.

Im Gegenteil: Wie es scheint, hat da eine schlecht informierte “Bild”-Redaktion offenbar bloß Quatsch, Unsinn, eine Lüge hingeschrieben. Denn am Erscheinungstag des “BILD-Berichts” (Samstag) war Schumacher, wie seine Sprecherin Sabine Kehm auf Anfrage bestätigt, längst in Fiorano/Italien. Der “große Funktions-Test am neuen F2005”, für den Schumacher, angeblich nach Erscheinen des “BILD-Bericht”, seinen Urlaub abbrach (genauer übrigens: unterbrach), begann am Samstag um 9 Uhr, Schumacher selbst war bereits um 8.30 Uhr vor Ort und schon am Freitagabend, also vor Erscheinen des “BILD-Berichts”, angereist.

Wir müssen leider draußen bleiben VII (Nachtrag)

Heute berichtet auch die “Süddeutsche Zeitung” aus Dubai über das dortige FC Bayern München-Training – bzw. über die eigenartige Berichterstattung deutscher Boulevardmedien und darüber, wie “ein geringstfügiger Anlass (…) in der teuflischen Maschinerie zur landesweiten Sensation geraten” war. Mit anderen Worten: Irgendwie liest sich die Geschichte in der “Süddeutschen” (S.27) ganz anders als gestern in “Bild”. Nämlich so:

“Tatsächlich, soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen, geht es ruhig und gelassen zu im Münchner Quartier. Keine besonderen Vorkommnisse. Warum auch?”

Denn über den “Pöbel-Fall Kahn” (“Bild”) – also darüber, dass Bayern-Torwart Oliver Kahn während des Trainings auf üble Weise seine Trainer beschimpft habe – müsse, so die “Süddeutsche”, “eigentlich nicht berichtet werden, denn es stimmt ja nicht.” Dass Kahn seine Trainer “irgendwie beschimpft” habe, wie verschiedene Boulevardzeitungen (die ihrerseits keine Korrespondenten vor Ort haben) unter Berufung auf zwei “Zeugen” berichtet hatten, sei “wohl richtig”, doch:

“Zur Skandalgeschichte taugt das eigentlich nicht.”

Und hier kommt nun die “Bild”-Zeitung ins Spiel: “Kahn drohte dem Vertreter von ‘Bild’, der die Geschichte aufgetan hatte, mit juristischer Gegenwehr”, schreibt die “Süddeutsche” und fasst schließlich die “besonders perfide” Berichterstattung in “Bild” wie folgt zusammen:

“Die Zeitung, die für ihre Berichterstattung zuletzt von Kahn regelmäßig verklagt wurde, verfolgte die Story weiter, indem sie die Schlagzeilen der anderen Boulevardmedien präsentierte – die wiederum ihre Informationen ausschließlich vom örtlichen Bildreporter erhaltenen hatten.”

Mit Dank an Hendrik G. für den Hinweis.

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