Suchergebnisse für ‘Presserat’

Affenpocken-Eilmeldungen, Jubel über RB Leipzig, Symbolfotos

1. Messengerüberwachung dürfte an Deutschland scheitern
(spiegel.de)
In einer ersten Reaktion habe sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser noch zustimmend zur Messengerüberwachung geäußert, das habe sich jedoch geändert: “Jede private Nachricht anlasslos zu kontrollieren, halte ich nicht für vereinbar mit unseren Freiheitsrechten”, so Faeser. Nachdem sich auch Justizminister Marco Buschmann und Digitalminister Volker Wissing skeptisch zum Vorhaben der EU geäußert hätten, zeichne sich ab, dass Deutschland dem Entwurf – zumindest in dieser Form – im Rat nicht zustimmen wird.

2. Zwischen Angst und Aufklärung
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Stefan Fries, Audio: 6:20 Minuten)
Die Berichterstattung über das Affenpockenvirus erinnere mit ihren alarmistischen Überschriften und den vielen Eilmeldungen an die ersten Tage der Corona-Pandemie. Dadurch fehle es an Aufmerksamkeit für wichtigere Aspekte, kritisiert die Wissenschaftsjournalistin Kathrin Kühn: “Es fühlt sich surreal an, dass so ein Affenpockenvirus eine riesige Aufmerksamkeit bekommt und die darunterliegenden Meta-Themen – die gelöst werden müssen, damit es nicht mehr zu etwas in der Form kommt – weniger Aufmerksamkeit bekommen.”

3. Wenn der mediale Jubel lauter ist als die Kritik
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Andrej Reisin kritisiert ARD und ZDF für die fehlende Aufarbeitung der Tricks, mit denen der Red-Bull-Konzern seinen Fußballableger RB Leipzig etabliert hat: “Dabei geht es um elementare Spielregeln der Demokratie, die gerade ARD und ZDF nicht egal sein dürfen. Zur Disposition steht nichts weniger als das Aushebeln von demokratischen Strukturen, die Etablierung des Regelbruchs und die eiskalte und brutale Durchsetzung knüppelharter Finanz- und Machtinteressen. Dafür wird die Realität zurechtgebogen, bis Wahrheit und Lüge ununterscheidbar sind.”

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4. Ermessungsspielraum beim Symbolfoto
(verdi.de, Felix von Koltermann)
Symbolfotos spielen bei den beim Presserat eingehenden Beschwerden nur eine untergeordnete Rolle, dabei komme ihnen in der journalistischen Praxis eine enorme Bedeutung zu. Felix Koltermann erklärt, was der Pressekodex zu dem Thema sagt, wo aus seiner Sicht nachjustiert werden müsste, und worin die Schwierigkeiten bestehen.

5. Mit Klarnamen im Netz diskutieren? Bitte nicht!
(tagesspiegel.de, Atila Altun)
Mit dem echten Namen an Online-Diskussionen teilzunehmen, halte nicht davon ab, Hass zu verbreiten, schreibt Atila Altun. Deshalb spricht er sich in seinem Kommentar beim “Tagesspiegel” gegen eine Klarnamenpflicht aus. Sie treffe zudem die Falschen und setze Menschen Risiken aus: “Es wird den Tätern zu einfach gemacht, Menschen zu dechiffrieren, einzuschüchtern und mundtot zu machen – so in der Regel das Ziel dieserart Angriffe.”

6. So klappt der Umzug auf Mastodon
(netzpolitik.org, Rahel Lang & Constanze Kurz)
Nach der Ankündigung des Tech-Milliardärs Elon Musk, Twitter kaufen zu wollen, gab es einen Ansturm auf das freie und dezentrale Netzwerk Mastodon. “Wie funktioniert Mastodon? Ist es eine Twitter-Alternative? Was ist das Fediverse? Und wie finde ich die passende Instanz?” – Rahel Lang und Constanze Kurz erklären, worauf zu achten ist, wenn man von Twitter rüberwechseln möchte.

Fotos des Grauens, Narrative des Kremls, Medienkompetenz in Schulen

1. Wie umgehen mit Fotos des Grauens?
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider)
Deutsche Medien gehen mit den schockierenden Fotos aus dem ukrainischen Butscha recht unterschiedlich um. Der Deutschlandfunk fasst die verschiedenen Abwägungen einiger Redaktionen zusammen. Außerdem kommen externe Experten und Expertinnen wie Petra Grimm, Leiterin des Instituts für Digitale Ethik, zu Wort.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Presserat appelliert an die Redaktionen, vor der Veröffentlichung von Kriegsbildern sorgsam zwischen dem Informationsinteresse der Leserschaft und den Interessen von Opfern und deren Angehörigen abzuwägen.

2. Die Narrative des Kremls
(journalist.de, Thomas Urban)
Angesichts des Kriegs in der Ukraine stellen sich für Thomas Urban, mehr als zwei Jahrzehnte Osteuropa-Korrespondent für die “Süddeutsche Zeitung”, einige Fragen: “Was haben die deutschen Medien dazu beigetragen, dass man in Berlin Putins Grenzüberschreitungen so lange hingenommen hat? Warum sind einige Narrative des Kremls, die mit der Annexion der Krim und dem Krieg im Industrierevier Donbass 2014 ihren Ausgang nahmen, bis heute überaus wirksam geblieben?”

3. Morden und Manipulieren für Putin
(spiegel.de, Christian Stöcker)
“Wie kann es sein, dass so viele Russen zu glauben scheinen, was der Kreml über den Krieg zusammenlügt?” In seiner “Spiegel”-Kolumne über die mediale Gleichschaltung in Russland stellt Christian Stöckers fest: “Putin und seine Berufsmörder sind auf die öffentliche Meinung weiterhin angewiesen. Sie haben deshalb schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass sie nahezu vollständig unter ihrer Kontrolle ist.”

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4. Fernsehmesse vor Herausforderungen: Krieg, Corona – Cannes?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Seit gestern trifft sich die internationale Fernsehbranche zur Messe MIPTV in Cannes, doch viele Unternehmen haben abgesagt. Der Krieg in der Ukraine sorgt für weitere Unsicherheiten. Alexander Krei hat sich in der Branche umgehört, ob und mit welchen Erwartungen die Medienunternehmen nach Frankreich reisen und wie sie sich positionieren.

5. “Die Partizipation ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Der Deutschlandfunk gehört nach neuesten Datenerhebungen weiterhin als einziges Informationsprogramm zu den zehn meistgehörten Radioprogrammen in Deutschland. Intendant Stefan Raue gibt sich im Interview bescheiden: “Wenn in komplizierten Zeiten, in denen die Bürgerinnen und Bürger Antworten auf die vielen Fragen erwarten, die Angebote von öffentlich-rechtlichen Informations- und Kulturangeboten nicht intensiv genutzt würden, hätten wir sehr viel falsch gemacht.”

6. Medienkomeptenz in Schulen: Glückssache?
(verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Vor drei Jahren startete die Initiative “Journalismus macht Schule”, mittlerweile ist daraus ein Verein “zur Förderung von Informations- und Nachrichtenkompetenz” geworden. Nach mehreren Online-Konferenzen gab es nun wieder eine Präsenz-Veranstaltung. Susanne Stracke-Neumann war vor Ort und hat genau zugehört.

“Lügners Triumph”, Deutsche Welle entsperrt, Ohne Studiopublikum

1. Lügners Triumph
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber kritisiert in seinem Kommentar die Entscheidung des Presserats, den “Bild”-Artikel “Die Lockdown-Macher” nicht zu rügen: “Der Presserat hat die inkludierte Wirkungsabsicht von Artikel und Aufmachung ignoriert. Welcher Irrtum da begangen worden ist, zeigt sich schon an der Tatsache, dass sich die ‘Bild’-Zeitung von ihrem Irrtum distanziert hat.”

2. RSF entsperrt Deutsche Welle-Website
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat die russischsprachige Nachrichten-Website der Deutschen Welle wieder zugänglich gemacht. Technisch funktioniere dies über das Erstellen einer exakten Kopie der originalen Website, die wegen einer Sperre aus Russland nicht ohne Weiteres abrufbar ist. Die Kopie werde auf internationalen Servern platziert, die auch viele andere Dienste hosten und daher nicht so leicht blockiert werden können.

3. Ohne Publikum im Studio läuft es besser
(faz.net)
Viele TV-Shows mussten während der Corona-Pandemie auf Studiopublikum verzichten und kehren nun wieder zum alten Modell mit Publikum zurück. Nicht so die Talkshow von Markus Lanz im ZDF. Dort verabschiede man sich endgültig vom Konzept Studiopublikum. Die Gesprächssituation zwischen dem Moderator und den Gästen sei ohne Publikum besser: “Die Gespräche haben eine viel größere Dichte”, so der Chefredakteur der Sendung.

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4. Kein Zutritt
(sueddeutsche.de, Timo Posselt)
Das ZDF hat sich mehrfach darum bemüht, bei der Fabrikeröffnung des Autobauers Tesla in Brandenburg dabei sein zu dürfen, hat jedoch eine Absage kassiert. Ein Zusammenhang mit früherer kritischer Berichterstattung liege nahe. Tesla selbst habe sich nicht zu den Gründen geäußert, auch nicht auf Nachfrage der “Süddeutschen Zeitung”.

5. Da läuft was falsch
(taz.de, Anne Fromm & Luise Strothmann & Sonja Smolenski)
Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine wird von Angriffen auf russischsprachige Menschen in Deutschland berichtet. Oft werden entsprechende Meldungen von interessierter Seite zu Propagandazwecken aufgebauscht oder verdreht. Manchmal sind die Nachrichten sogar komplett erfunden. Die “taz” berichtet von einem Video aus einem Jugendtreff, das derzeit für Aufregung sorgt, und erklärt, was wirklich dahintersteckt.

6. Nach 56 Jahren: Schlagzeilen-Attacke auf Günther Jauch
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
“Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen zu erraten, was die Knallblätter daraus gezaubert haben.” Der “Übermedien”-Regenbogenpresse-Beauftragte Mats Schönauer hat erneut die kuriosesten Schlagzeilen der Yellow Press zusammengestellt und zu einem unterhaltsamen Quiz verarbeitet.

“Lockdown-Macher” zulässig, Einschaltquoten, Habecks Instagram

1. Presserat weist Beschwerden gegen “Lockdown-Macher”-Artikel zurück
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Gegen den vielfach kritisierten “Bild”-Artikel mit der Überschrift “Die Lockdown-Macher” gingen beim Deutschen Presserat zahlreiche Beschwerden ein. Presseratssprecherin Sonja Volkmann-Schluck hatte seinerzeit erklärt: “Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich ist. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.” Nun hat der Presserat alle Beschwerden gegen den “Bild”-Artikel vom 4. Dezember 2021 als “unbegründet” zurückgewiesen. Der Artikel sei “presseethisch zulässig”.

2. Bundesamt macht Anhörungsschreiben an Telegram öffentlich
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Das deutsche Bundesamt für Justiz wollte im April 2021 dem Betreiber des Messengerdienstes Telegram zwei Anhörungsschreiben zukommen lassen und hat diese per Post an den Firmensitz in Dubai gesendet. Beide Zustellversuche, die jeweils durch die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate durchgeführt wurden, seien nach “Spiegel”-Informationen gescheitert. Nun habe das Bundesamt die Schreiben im Bundesanzeiger veröffentlichen lassen, womit sie als zugestellt gelten.

3. EU-Staaten einigen sich auf strengeres Digitalgesetz
(zeit.de)
Das neue EU-Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act) soll die Marktmacht der Internetkonzerne strenger regulieren und für faireren Wettbewerb sorgen: “Vor allem die US-Unternehmen Google, Amazon, Facebook und Apple dürften die Auswirkungen spüren. Diesen sogenannten Gatekeepern soll für ihre zentralen Dienste unter anderem verboten werden, eigene Produkte und Angebote bevorzugt gegenüber denen der Konkurrenz zu behandeln.”

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4. Mexiko: Fünf Jahre nach dem Mord an der Journalistin Miroslava Breach
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Zusammenhang mit dem Mord an der mexikanischen Journalistin Miroslava Breach Velducea im Jahr 2017 erklärt Reporter ohne Grenzen: “Die mexikanischen Behörden haben die Krise der Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten im Land immer noch nicht in den Griff bekommen. Die mexikanische Regierung muss in Übereinstimmung mit ihren internationalen Verpflichtungen die volle Meinungsfreiheit garantieren und aufhören, Medienschaffende verbal zur Zielscheibe zu machen und zu kriminalisieren.”

5. TV-Einschaltquote: Heute zählen auch Klickzahlen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:33 Minuten)
Lange Zeit galt bei der Beurteilung des Erfolgs von Fernsehformaten die Einschaltquote als Maß aller Dinge. Heutzutage kommen neue Parameter wie die Werte von Mediatheken und Online-Streaming hinzu, deren Aussagekraft jedoch mitunter zweifelhaft ist. Oft sei bereits entscheidend, dass ein Inhalt einfach nur angeklickt wurde, wie der Medienwissenschaftler Christian Richter ausführt: “Es spielt also keine Rolle, ob man die gesamte Folge gesehen hat, ob man die Hälfte gesehen hat oder ob man tatsächlich einfach nur mal angeklickt, aus Versehen reingerutscht ist, sich verklickt hat, das alles spielt keine Rolle.”

6. Habecks Instagram
(faz.net, Andrea Diener)
Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck hat in letzter Zeit auf Instagram verschiedene Erklärvideos zu Gas, Kohle und Öl veröffentlicht. Andrea Diener findet lobende Worte für Habecks Medienarbeit: “Ausgerechnet der Wirtschaftsminister, der sich Anfang 2019 noch mit einigem Getöse von Twitter und Facebook verabschiedet hatte, weil er es nicht für die richtige Form hielt, Debatten zu führen, läuft hier als Erklärer in eigener Sache zu Hochform auf.”

Desinformations-Organ “Bild”, Paid Content der Verlage, Buchmesse

1. “Bild” schiebt Karl Lauterbach falsche Aussage unter, die er nicht gemacht hat
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Die “Bild”-Redaktion hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Schlagzeile eine Aussage untergeschoben, die dieser nie getätigt hat. Frederik von Castell ist der Sache nachgegangen und hat die entsprechenden Stellen um Stellungnahmen gebeten. Sein Fazit: “Was bleibt, ist eine nachweislich nicht den Sachverhalt wiedergebende Überschrift, die eifrig geteilt und als Aussage Lauterbachs wahrgenommen wird. Wer eine Aussage in dieser Weise verfälscht, wie es ‘Bild’ getan hat, muss sich auch den harten Vorwurf der Desinformation gefallen lassen.”

2. Bild ist eine Rügenpresse!
(katapult-magazin.de, Lilly Graschl & Daniela Krenn & Fahima Makanga)
“Die Bild hat es geschafft, 26 von den 60 verteilten Rügen des Presserats 2021 abzubekommen. Was es dazu braucht? Die konstante Missachtung des Pressekodex.” Das “Katapult”-Magazin hat die Informationen des Deutschen Presserats in eine Grafik umgesetzt, die auf eindrucksvolle Weise zeigt, wer Deutschlands meistgerügtes Medium ist.
Weiterer Lesehinweis: Das Geschäft mit Falschbehauptungen und Verstößen gegen die Branchenregeln scheint ein lukratives zu sein: Bonusrunde: Den Springer-Vorstand erwarten 88,8 Millionen Euro (kreiss.de, Markus Wiegand).

3. Warum Paid Content Verlage (so) nicht retten wird
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
“Betrachtet mit den Mitteln der Betriebswirtschaft kann Paid Content in seiner aktuellen Form nicht funktionieren”, lautet die These von Thomas Knüwer, für die er in einem ausführlichen Beitrag viele Argumente aufzählt. Er diskutiert dort auch die immer wiederkehrenden Vorschläge einer Nachrichten-Flatrate und eines Einzelartikelverkaufs. Außerdem zeigt Knüwer die mangelhafte Service-Orientiertheit vieler Verlage auf, die ihre Prozesse immer noch nicht an aktuelle Erfordernisse angepasst hätten.

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4. Heinrich Breloer wird 80: Der Mann, der das Dokudrama erfand
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Sebastian Wellendorf, Audio: 6:06 Minuten)
Heinrich Breloer gilt als der Erfinder des Filmgenres Dokudrama und wurde für seine Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Nun ist er 80 Jahre alt geworden – für den Deutschlandfunk ein schöner Anlass, an Breloers Arbeit und dessen Einfluss auf die nach ihm kommenden Filmemacher und Filmemacherinnen zu erinnern: “Sein Werk legte den Grundstein für ein ganzes Genre: Das von ihm erfundene Dokudrama ist heute weit verbreitet. Auf Streaming-Plattformen finden sich unzählige Beispiele, und selbst für Netzwerke wie Instagram wird Zeitgeschichte inzwischen dramaturgisch aufbereitet”.

5. Zeitgenosse der Tiefen und Untiefen deutscher Geschichte
(tagesspiegel.de, Hermann Rudolph)
Der ARD-Journalist und Publizist Peter Merseburger ist im Alter von 93 Jahren in Berlin gestorben. Hermann Rudolph erinnert an den Mann, der in den 1970er-Jahren zu einer der zentralen Figuren der kritischen Fernsehberichterstattung wurde: “Als Leiter von ‘Panorama’, dem Magazin des NDR, war er damals eine höchst streitbare – und umstrittene – Größe, der mit in charakteristischer Manier vorgeschobenen Kopf die Republik gleichsam auf die Hörner zu nehmen schien.”

6. buchmesse_popup in Leipzig vom 18.-20. März 2022
(buchmarkt.de)
Nach der Absage der Leipziger Buchmesse haben sich über 50 Verlage zusammengetan und bieten eine Alternativveranstaltung an. Mit dabei sind unter anderem die Aufbau Verlage, C.H.Beck, Hanser, Jung und Jung, Kampa, Kanon, Katapult, Klett-Cotta, Kunstmann, Mare, Matthes & Seitz, Schöffling, Suhrkamp/Insel, Verbrecher, Voland & Quist und Wagenbach. Die “buchmesse_popup” findet vom 18. bis 20. März dieses Jahres in Leipzig statt.

Schuld und Bühne, Problematische “Heldenküche”, Übersetzungspanne

1. Schuld und Bühne
(sueddeutsche.de, Georg Mascolo)
Nachdem die deutsche Medienaufsicht dem russischen Staatssender RT DE den Live-Sendebetrieb untersagte, hat die russische Regierung das Büro der Deutschen Welle in Moskau schließen lassen. Wie konnte es zu dieser Eskalation kommen? Georg Mascolo hat den Streit rekonstruiert.

2. Ein Nein zur Aufklärung
(taz.de, Anina Ritscher)
In einer Volksabstimmung hat sich eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer gegen eine ausgebaute staatliche Subvention für Medien ausgesprochen. Anina Ritscher führt dies auch auf die Stimmungsmache bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen zurück: “Dort warben Transparente schon Monate vor der Abstimmung mit dem Slogan ‘Nein zu Staatsmedien’. Die über zwei Jahre hinweg hartnäckig verbreitete Rhetorik von ‘Lügenpresse’ und ‘Systemmedien’ scheint zu fruchten.”

3. Felix Neureuther lässt sich auch als TV-Experte nicht den Mund verbieten
(tagesspiegel.de, Senta Krasser)
Als ehemaliger Skirennfahrer und mehrfacher Olympiateilnehmer ist der ARD-Wintersport-Experte Felix Neureuther begeisterungsfähig und kritisch zugleich. In der sehenswerten Doku “Spiel mit dem Feuer – Wer braucht noch solche Spiele?” stellte er den Verantwortlichen mutig kritische Fragen. Dennoch ist er in gewisser Weise Teil des Systems, wie Senta Krasser kommentiert: “Von den lukrativen Potenzialen der Fernsehvermarktung und des Sponsorings im Wintersport, die er in ihrer Gigantomanie so vehement anprangert, profitiert Felix Neureuther natürlich ebenso, wenn nicht noch mehr wie seinerzeit die Werbefiguren Mittermaier-Neureuther.”

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4. Sammler, kein Jäger: Wie “bissig” ist der Presserat?
(de.ejo-online.eu, Erik Benger)
Seit Beginn der Corona-Pandemie nimmt die Zahl der Beschwerden, die beim Deutschen Presserat eintreffen, zu – allein 2020 seien mehr als 4.000 eingegangen. Im “EJO”-Interview gibt Manfred Protze, langjähriges Mitglied des Presserats, eine Einschätzung zur aktuellen Lage und Bedeutung der Organisation. Es geht dabei auch um den oft vorgebrachten Vorwurf, beim Presserat handele es sich um einen zahnlosen Tiger.

5. Die problematische Bilanz von “Rosins Heldenküche”
(dwdl.de, Peer Schader)
Für Peer Schader bleibt nach Abschluss des TV-Projekts “Rosins Heldenküche” (Kabel Eins) gleich in mehrfacher Hinsicht ein fader Beigeschmack. Das betrifft zum einen die Kandidaten, bei denen es sich teilweise um Laiendarsteller handelte, und zum anderen den wenig überzeugenden und unsouveränen Umgang des namengebenden Sterne-Kochs Frank Rosin mit seinen Schützlingen. Die Sendung sei zudem “ein Paradebeispiel dafür, wie sehr Reality-Fernsehen mit seinem behauptetem Anspruch absaufen kann, wenn die Verantwortlichen kein Vertrauen darin haben, ihre Geschichte für ein wiederkehrendes Publikum zu erzählen”.

6. Twitter sperrt Nutzer nach peinlicher Übersetzungspanne
(spiegel.de, Jörg Breithut)
In der deutschen Grammatik ist “die” ein bestimmter Artikel, in einem englischen Kontext kann “die” als Aufforderung zum Sterben aufgefasst werden. Dieser Umstand ist einem Twitterer zum Verhängnis geworden: Eine Mischung von deutschen und englischen Worten in einem Tweet hat den automatischen Hassfilter anspringen lassen und führte zur (mittlerweile aufgehobenen) Sperrung des Accounts.

“Bild” sinnentstellend, Bedrohte BBC, Werbung im Zwielicht

1. Presserat: Bild-Schlagzeile zu Klimaschutz und Arbeitsplätzen war sinnentstellend
(riffreporter.de, Daniela Becker)
Im September haben wir hier im BILDblog über die verzerrte Wiedergabe eines Interviews mit dem Gewerkschaftschef Jörg Hofmann berichtet (“Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage), in der die “Bild”-Redaktion eine Aussage Hofmanns nahezu ins Gegenteil verkehrt hatte. Nun hat der Presserat “Bild” dafür eine Rüge erteilt. Daniela Becker von den “RiffReportern” ordnet den Vorgang ein, erklärt die Hintergründe und weist darauf hin, dass der gerügte Beitrag bei Bild.de bis heute unverändert online stehe – ohne dass dort die Entscheidung des Presserats auch nur mit einer Silbe erwähnt werde.

2. BBC soll ab 2027 keine Gebühren mehr fordern dürfen
(zeit.de)
Die britische Regierung will laut Medienberichten die Gebührenfinanzierung der BBC abschaffen. Sie plane in einem ersten Schritt, die BBC-Finanzen für zwei Jahre einzufrieren und das bisherige Finanzierungsmodell anschließend ganz zu beenden. Der Sender solle sich künftig durch Abos und eine Teilprivatisierung finanzieren. Die BBC und andere Kritiker der geplanten Maßnahme sehen die Qualität des Programms bedroht und befürchten als Folge einen großen Personalabbau.

3. Hedwig Bollhagen trägt Breitbart
(taz.de, Steffen Grimberg)
Viele Unternehmen sind sich gar nicht im Klaren darüber, dass ihre onine geschaltete Werbung dank automatisierter Prozesse auch auf fragwürdigen Websites ausgespielt wird – darunter rechtsradikale Seiten voller Hass, Verschwörung und Desinformation. Die Initiative “Stop. ­Funding. Hate. Now!” macht die Firmen regelmäßig auf das Problem aufmerksam und führt Buch über die betreffenden Medien.

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4. Was ist Hassrede?
(sebastianmeineck.wordpress.com)
Wenn von “Hassrede” gesprochen wird, ist nicht immer das Gleiche gemeint. Ein genauer Blick auf das Wort und dessen Bedeutungen könne helfen, die gemeinten Probleme besser zu verstehen, findet der Journalist Sebastian Meineck: “Wer von Hassrede spricht und dabei ganz sicher auch auf Diskriminierung aufmerksam machen möchte, muss das wohl dazu sagen – ansonsten könnte das durch den inzwischen diffundierten Begriff von Hassrede übersehen werden.”

5. Erfolg für Verleger Holger Friedrich: Die Zeit muss Gegendarstellung drucken
(kress.de, Markus Wiegand)
Holger Friedrich, Eigner des Berliner Verlags (unter anderem “Berliner Zeitung”), ist gerichtlich gegen die “Zeit” vorgegangen. Diese hatte im November über die Stimmung beim Berliner Verlag berichtet und sich zur dortigen wirtschaftlichen Situation geäußert. Mit zwei seiner ursprünglich vier Gegendarstellungspunkten sei Friedrich erfolgreich gewesen, berichtet kress.de. Das gerichtliche Nachspiel sei damit noch nicht beendet.

6. Selbstironie zum Geburtstag: Wie die “Apotheken Umschau” sich als “Rentner-Bravo” feiert
(rnd.de, Imre Grimm)
Die “Apotheken Umschau”, Deutschlands reichweitenstärkstes Gesundheitsmagazin, wird scherzhaft oft als “Rentner-Bravo” bezeichnet. Zum 66. Geburtstag des Hefts hat sich die Redaktion einen besonderen Spaß erlaubt: Auf zehn Seiten gibt es Medizinthemen in “Rentner-Bravo”-Optik. Imre Grimm hat sich das Experiment im Rahmen einer kleinen Stilkritik angeschaut.

Deutscher Schlafrat, Verhöhnung unserer Werte, Aloha Heja He

1. Deutscher Presserat rügt “Bild” mehrfach, lässt sich jetzt aber erstmal Zeit
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Der Deutsche Presserat hat bekanntgegeben, dass er ein Beschwerdeverfahren gegen “Bild” und Bild.de zum Artikel “Die Lockdown-Macher” eingeleitet habe. Grundlage seien die mittlerweile 94 Beschwerden, darunter welche von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der Berliner Humboldt-Universität. Der Presserat wolle den Fall auf seiner nächsten Sitzung entscheiden, das wäre dann der 24. März 2022. Boris Rosenkranz schriebt dazu: “Offenbar ist es dem Organ der freiwilligen Selbstkontrolle nicht möglich, einen fragwürdigen Artikel wie diesen, der öffentlich bereits breit diskutiert wurde und eine aktuelle gesellschaftliche Debatte betrifft, zum Anlass eines beschleunigten Verfahrens zu nehmen, um schnell zu einer Entscheidung zu kommen.”

2. Verhöhnung unserer Werte
(zeit.de, Eugen Ruge)
Der Schriftsteller Eugen Ruge kommentiert die jüngste Entscheidung eines britischen Gerichts, dass der WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert werden könne: “In diesen Tagen, Wochen und Monaten wird eine Weiche gestellt. Wenn Assange ausgeliefert und verurteilt wird, ohne dass die europäische Politik ernsthaft zu intervenieren versucht, disqualifiziert sie all ihre künftigen Warnungen im Hinblick auf die Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit in anderen Ländern zu hohlem Gerede.”

3. “Falter” gewinnt gegen ÖVP
(taz.de, Ralf Leonhard)
Die Wiener Wochenzeitung “Falter” darf laut einem letztinstanzlichen Urteil weiterhin behaupten, dass die ÖVP Wahlkampfkosten falsch gebucht und die Öffentlichkeit über die wahren Kosten des Wahlkampfes 2019 absichtlich getäuscht habe. Ralf Leonhard, Auslandskorrespondent der “taz”, fasst zusammen: “Mit dem Spruch des Obersten Gerichtshofes ist die Schmach jetzt komplett.”

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4. Die neuen Regierungssprecher
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Mehr als ein Jahrzehnt war Steffen Seibert als Regierungssprecher tätig und in dieser Zeit bei mehr als 1.000 Bundespressekonferenzen zugegen. Nun hat Steffen Hebestreit das Amt des Regierungssprechers und des Chefs des Bundespresseamtes übernommen. Stellvertreterin beziehungsweise Stellvertreter sind zwei ehemalige “Spiegel”-Leute: die von den Grünen nominierte Christiane Hoffmann und der von der FDP nominierte Wolfgang Büchner. Der Deutschlandfunk stellt die drei neuen Medien-Verantwortlichen vor.

5. Roman Rafreider nach “ZiB Flash”-Moderation von ORF-Aufgaben entbunden
(derstandard.de)
Der ORF-Moderator Roman Rafreider wurde von allen Aufgaben entbunden, nachdem er im offensichtlich alkoholisierten Zustand in der Sendung “ZiB Flash” die Nachrichten verkündete. Der ORF bedauere den Vorfall und prüfe dienstrechtliche Konsequenzen. In der Mediathek des ORF war die Sendung nach kurzer Zeit nicht mehr abrufbar, entsprechende Youtube-Mitschnitte hat der Sender löschen lassen.

6. Achim Reichel hat mit “Aloha Heja He” einen Hit in China
(spiegel.de)
Der 77-jährige Achim Reichel hat in China einen Überraschungshit gelandet. Dort ist sein Shantysong “Aloha Heja He” gerade schwer angesagt, ein Lied, das bereits 30 Jahre auf dem Buckel hat. Wie kommt es, dass das Lied dort plötzlich so populär ist?

Ausgezeichneter Journalismus, “Klima vor acht”, Ampel-Symbolik

1. 84 Presserat-Beschwerden gegen “Bild”-Bericht
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Gegen den vielfach kritisierten “Bild”-Artikel “Die Lockdown-Macher” liegen beim Deutschen Presserat bereits 84 Beschwerden vor. Presseratssprecherin Sonja Volkmann-Schluck erklärt: “Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich ist. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.”

2. Deutscher Reporter:Innen-Preis 2021
(reporter-forum.de)
Es muss eine Menge Arbeit gewesen sein, die vielen Einreichungen für den Reporter:Innen-Preis 2021 zu sichten und zu bewerten. Nun hat die zuständige Jury zwölf Reportagen, Essays, Podcasts und Multimedia-Projekte ausgezeichnet (PDF). Alle Nominierten und ihre 102 Beiträge, Werkstattgespräche mit den Preisträgerinnen und Preisträgern sowie die Aufzeichnung der Preisgala sind online abrufbar.

3. Weniger Sprüche, mehr tun: Klima vor acht setzt Themen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Initiative “Klima vor acht” hat mit ihrer Forderung nach einer kurzen Klimasendung im Ersten viel Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt und traf letztendlich auf Gehör, wenn auch bei einem anderen Sender: Zweimal in der Woche gibt es bei RTL nun das “Klima Update”. Timo Niemeier schildert, wie es der Initiative gelang, die Thematik auch im Fernsehen voranzubringen.

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4. Unsere Einnahmen und Ausgaben und was eine Stunde netzpolitik.org kostet
(netzpolitik.org, Stefanie Talaska)
netzpolitik.org ist laut Eigenbeschreibung ein “Medium für digitale Freiheitsrechte”. Die Redaktion befasst sich unter anderem mit staatlicher Überwachung, Open-Source-Software, Telekommunikationsgesetzen sowie schöpferischem Gemeingut und einer freien Wissensgesellschaft. Das Angebot von netzpolitik.org finanziert sich fast komplett aus Spenden von Lesern und Leserinnen. Stefanie Talaska schlüsselt die Einnahmen und Ausgaben des Vereins auf, bei dem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davor geschützt werden müssten, sich zu sehr selbst auszubeuten.

5. Keynote von Zoë Beck: Sexismus in der Buchbranche
(blog.buecherfrauen.de, Zoë Beck)
Die Keynote zur Eröffnung der Jahrestagung der “BücherFrauen” wurde in diesem Jahr von der Autorin, Verlegerin und Übersetzerin Zoë Beck gehalten und stand unter der Überschrift “Sexismus in der Buchbranche”. Sexismus habe eine Menge mit Sichtbarkeit zu tun: “Unsere weibliche Sichtbarkeit wird nicht von uns bestimmt, sondern vom männlichen Blick. Was dieser Blick sehen will, und das muss sich natürlich nachhaltig ändern. Ich sage nachhaltig, weil es dank der Frauenbewegung schon eine Sichtbarmachung von Frauen in der Kunst-, Musik-, Literatur-, Wissenschaftsgeschichte usw. gab. Nur wurden diese Frauen dann seltsamerweise wieder vergessen. Weil sie dann doch nicht in die Geschichtsbücher und Anthologien aufgenommen wurden oder in den Kanon, der für Schulen und Universitäten gilt. Wir erleben gerade eine neue Welle der Sichtbarmachung. Und wir müssen dafür sorgen, dass es diesmal bei der Sichtbarkeit bleibt.”

6. Die Paprika-Kugelschreiber-Servietten-Koalition: Die 13 dollsten Ampel-Symbolfotos
(uebermedien.de)
Berichterstattung über die Ampel-Koalition kommt vielfach nicht ohne Symbolbilder aus. Oft wirkt es jedoch recht bemüht, was die Symbolbild-Komponisten da an roten, gelben und grünen Gegenständen oder Symbolen zusammenpacken. “Übermedien” zeigt 13 besonders eindrucksvolle Beispiele.
Weiterer Lesehinweis: Im Interview erklärt die dpa-Fotochefin Silke Brüggemeier, wie man Symbolfotos moderner und journalistischer produzieren kann. “Symbolbilder sind ein bisschen in Verruf geraten”: Von Ampeln und anderem Gemüse (uebermedien.de, Stefan Niggemeier).

Kritik an “Bild”, Gewalt und Übergriffe, Lauterbach

1. Wissenschaftsorganisationen üben scharfe Kritik an “Bild”
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Unter der Überschrift “Die Lockdownmacher” (Unterzeile: “Experten-Trio schenkt uns Frust zum Fest”) zeigte die “Bild”-Redaktion Fotos von drei Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Dazu wurden in der Print-Version drei weihnachtliche Geschenkpakete mit den Aufschriften “Geschenke-Kauf 2G”, “Familienfest nach Corona-Regeln” und “Kino-Verbot für Ungeimpfte” gezeigt. Darauf hat nun die Allianz der Wissenschaftsorganisationen mit einer Stellungnahme reagiert. Derartige Artikel könnten “zu einem Meinungsklima beitragen, das an anderer Stelle bereits dazu geführt hat, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sahen oder mit ihr bedroht wurden. Solche Formen der Auseinandersetzung sind aus Sicht der Allianz in keiner Weise akzeptabel und widersprechen den Grundregeln einer freien und offenen Gesellschaft sowie den Grundprinzipien unserer Demokratie.”
Weiterer Lesehinweis: Auch die Berliner Humboldt-Universität hat mit einer Stellungnahme reagiert und zusätzlich beim Deutschen Presserat Beschwerde eingelegt.

2. Neue Normalität
(taz.de, Erica Zingher)
Journalistinnen und Journalisten haben es zunehmend schwerer, unbeschadet über “Querdenker”-Demos und Coronaleugner-Proteste zu berichten. Sie werden dort regelmäßig verbal und körperlich angegangen. Auch in den vergangenen Tagen gab es an verschiedenen Orten Attacken, teilweise aus dem rechtsextremen Spektrum. Erica Zingher kommentiert: “Wenn Jour­na­lis­t:in­nen von rechtsradikalen Gruppen gezielt angegriffen und bei ihrer Arbeit behindert werden, ist das nicht nur staatliches Versagen. Nicht nur die Polizei ist zu verurteilen, weil sie nicht ausreichend Schutz gewährleistete. Das Versagen fand schon viel früher statt, als es ein gewisser Teil der Gesellschaft akzeptabel fand, diese Menschen bei ihrem Protest mitlaufen zu lassen und ihre Anwesenheit ganz bewusst zu normalisieren.”
Weiterer Lesehinweis: Jörg Reichel von der Gewerkschaft DJU kritisiert, dass es bei Corona-Kundgebungen oft keine Konzepte zum Schutz der Berichterstattenden gebe, und nimmt die Polizei in die Pflicht: Hohe Risiken für Berichterstattende (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 4:57 Minuten).
Außerdem: “Die ‘Querdenken’-Szene radikalisiert sich immer weiter. Gewalteskalationen bei den Demos der Maßnahmen-Kritiker:innen gehören mittlerweile zur Normalität. Bei einer Demo in Berlin am 4. Dezember griffen Neonazis wiederholt Journalist:innen an. In Wien waren Identitäre und Rechtsextreme treibende Kraft einer Demo mit mehr als 40.000 Teilnehmenden und griffen wiederholt Polizist:innen an” – Gewalt und Übergriffe bei Demos in Berlin und Wien (belltower-news.de, Stefan Lauer).

3. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert die Pressefreiheit eingeschränkt hat
(freitag.de, Sebastian Friedrich)
Der scheidende Regierungssprecher Steffen Seibert hatte gestern seinen letzten Auftritt in der Bundespressekonferenz, bei dem er sich mit ein paar mahnenden Worten an die Hauptstadtpresse verabschiedete. Seibert erfährt für seine langjährige Tätigkeit viel Lob. Der Journalist Sebastian Friedrich hat jedoch ganz andere Empfindungen: “Für mich wird er als derjenige in Erinnerung bleiben, der 31 Kolleg*innen und mir 2017 die Presse-Akkreditierung für den G-20-Gipfel in Hamburg entzogen – und damit die Pressefreiheit eingeschränkt hat.”

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4. “Patriarchalisch geprägte Unternehmenskultur”
(sueddeutsche.de, Aurelie von Blazekovic)
In einem offenen Brief an den ZDF-Verwaltungsrat haben 200 Mitarbeiterinnen eine Parität in der Geschäftsleitung des Senders gefordert. “Süddeutsche”-Autorin Aurelie von Blazekovic ist der Frage nachgegangen, wie es bei den Spitzen der öffentlich-rechtlichen Sender um die Geschlechtergerechtigkeit steht.

5. Ampel-Koalition gegen Einschüchterungsklagen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Ein Bündnis aus Medien- und Nichtregierungsorganisationen begrüßt das Vorhaben der Ampel-Koalition, europaweit Maßnahmen gegen Einschränkungen der Freiheitsrechte, zum Beispiel durch missbräuchliche Klagen (sogenannte SLAPPs), zu unterstützen. SLAPP ist die englische Abkürzung für eine strategische Klage gegen öffentliche Beteiligung (Strategic Lawsuit Against Public Participation). SLAPPs dienen dazu, Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisiten einzuschüchtern und von ihrer Arbeit abzuhalten.

6. Die Talkshows müssen jetzt Trauer tragen…
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber beschäftigt sich in seiner Glosse mit dem Wechsel von Karl Lauterbach an die Spitze des Gesundheitsministeriums: “Die Talkshows müssen jetzt Trauer tragen. Ihr bester Gast, Publikumsliebling Karl Lauterbach, zieht aus den Fernsehstudios aus und im Gesundheitsministerium ein. Die Nachricht soll zu Panikattacken bei ‘Anne Will’ geführt haben, Markus Lanz will seiner Sendung am Dienstag im Karl-Lauterbach-T-Shirt vorsitzen, ‘Maybrit Illner’ ihren Talk am Donnerstag in ein Best-of-Karl verwandeln.”

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