Suchergebnisse für ‘Presserat Bild’

  

Presseratsrügen für “Bild” 2002

“Bild” fotografiert auf der Intensivstation
Verstoß gegen Ziffer 4 und 8 (B 232/01)

Ein Busfahrer erleidet hinter dem Steuer einen Schlaganfall. “Bild” veröffentlicht ein Foto des Fahrers auf der Intensivstation des Krankenhauses, nach Darstellung des Busfahrers ohne dessen Einwilligung. Zudem sucht ein Reporter des Blatts die Familie zuhause auf und fragt an der Tür den 14-jährigen Sohn aus, der mit der Situation offenbar überfordert ist. Als die Frau des Fahrers dazu kommt, erklärt sie dem Reporter, er solle die Familie in Ruhe lassen.

“Bild” entgegnet später, der Fahrer habe nichts gegen ein Foto einzuwenden gehabt, der Sohn sei nicht befragt worden und die Frau des Fahrers sei zu einem Gespräch bereit gewesen. Der Presserat stellt dennoch fest, dass es “unbedingt notwendig” gewesen wäre, auf den Abdruck des Fotos zu verzichten, damit der Fahrer nicht identifizierbar werde. Es habe kein öffentliches Interesse bestanden, das das Persönlichkeitsrecht des Busfahrers überlagert hätte. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” rückt Selbstmörderin groß ins Bild
Verstoß gegen Ziffer 8 und 11 (B 9-11/02)

“Bild” berichtet über die Selbsttötung einer Frau, die sich auf einem Friedhof mit Benzin übergossen und angezündet hat. “Bild” druckt ein Foto der verbrannten Leiche, auf dem Einzelheiten an Körper und Gesicht zu erkennen sind. Der Presserat erkennt eine “unangemessen sensationelle Darstellung”, mit der Persönlichkeitsrecht und Intimsphäre de Verstorbenen sowie ihrer Familie verletzt wurden.

“Bild” räumt ein, dass das Foto nicht hätte erscheinen dürfen und entschuldigt sich eigenen Angaben zufolge mit einem Schreiben der Rechtsabteilung bei den Hinterbliebenen. Der Presserat urteilt, dass der Abdruck des “schockierenden Leichenfotos” “jegliche Zurückhaltung vermissen” lasse und bemängelt, dass sich “Bild” nicht öffentlich entschuldigt hat. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” macht Opfer zum Täter
Verstoß gegen Ziffer 8 und 11 (B 14/02)

Ein Mann springt vor eine fahrende Straßenbahn. “Bild” druckt einen Bericht mit der Überschrift “Er hat gerade einen Menschen überfahren” und einen Pfeil auf das Foto des geschockten Fahrers, der von einem Feuerwehrmann zum Krankenwagen geführt wird. Seine Augenpartie ist mit einem Balken bedeckt.

Der Presserat kommt zu dem Schluss, dass durch die Aufmachung suggeriert werde, der betroffene Fahrer sei weniger Opfer des Vorgangs als selbst Täter. Trotz des Balkens sei er zudem für einen bestimmten Personenkreis erkennbar gewesen. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” macht Opfer zum “Opfer”
Verstoß gegen Ziffer 2 (B 35/02)

Unter der Überschrift “Freispruch! Das ‘Opfer’ hat die Misshandlungen nur erfunden” berichtet “Bild” über eine acht Jahre zurückliegende Gerichtsverhandlung gegen einen Mann, der eine Minderjährige sexuell missbraucht haben soll. Der Angeklagte war jedoch nicht freigesprochen, sondern zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Das erwähnt “Bild” im Text auch. Die Überschrift suggeriert jedoch das Gegenteil. Zudem druckt “Bild” ein Bild des Opfers samt Angaben wie Vorname, abgekürzter Nachname, Alter und Wohnort. Damit sei die junge Frau erkennbar geworden, was einen unzulässigen Eingriff in ihre Privatsphäre darstelle, urteilt der Presserat. (Nicht öffentliche Rüge)

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“Bild” fälscht Fotos
Verstoß gegen Richtlinie 2.2 (B 65/02)

“Bild” berichtet über die Umsiedlung von Bewohnern einer Wagenburg in Sozialwohnungen. Unter der Überschrift “Hier sollen sie hin” zeigt sie Fotos einer Wohnung, unter der Überschrift “Hier kommen sie her” ein Bild der Wagenburg mit vermummten Gestalten, unter dem steht: “Vermummte Alternative kämpften 1994 gegen die Räumung. Ergebnis: 22 verletzte Polizisten.”

Auf Nachfrage des Presserats gesteht “Bild” ein, dass die Vermummten in das Foto hineinmontiert wurden. Bei der abgebildeten Wohnung handelte es sich zudem nicht um eine der Wohnungen, in die die Wagenburgbewohner umgesiedelt werden sollten. Der Presserat rügt den Abdruck und die Montage, durch die beim Leser ein falscher Eindruck entstünde. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” beschafft Foto eines Opfers durch Lüge
Verstoß gegen Ziffer 8 und 4 (B 125/02)

Zu einem Bericht über einen Flugzeugabsturz im Spreewald druckt “Bild” das Foto des Opfers und nennt Namen, Alter und Arbeitsort. Die Ehefrau des Verstorbenen klagt, das Foto sei durch unlautere Methoden beschafft worden: Ein Unbekannter habe sich gegenüber eines Bekannten ihres Mannes als Schulfreund ausgegeben und um ein Foto für eine Collage anlässlich eines Schultreffens gebeten. Der Bekannte wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Unfall und habe das Foto herausgegeben. “Bild” behauptet, der Redakteur habe sich seinen Gesprächspartnern korrekt als Journalist vorgestellt.

Der Presserat stellt einen Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen fest. Es habe kein öffentliches Interesse vorgelegen, das den Abdruck des Fotos gerechtfertigt habe. Auch die Beschaffung des Fotos habe gegen den Kodex verstoßen. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” setzt Leibwächterin mit Tier gleich
Verstoß gegen Ziffer 1 (B 137/02)

Eine farbige Leibwächterin des Popstars Kylie Minogue wird in “Bild” als fünfmal so groß, fünfmal so breit und fünfmal so schwer wie die von ihr Beschützte beschrieben und als “Tier” bezeichnet. Ein Foto zeigt die Frau mit einer Sprechblase, in der “Wuff” zu lesen ist. Die Rechtsabteilung der Zeitung gesteht auf Nachfrage ein, dass die Bezeichnungen unpassend gewesen seien. Der Presserat kritisiert einen Verstoß gegen die Menschenwürde, da die Leibwächterin mit einem Tier gleichgesetzt werde. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” macht Selbstmörder identifizierbar
Verstoß gegen Ziffer 8 (B 141/02)

Unter der Überschrift “Warum sprang der schöne Philosoph in den Tod?” spekuliert “Bild” über den Selbstmord eines Literaturwissenschaftlers, der aus dem Fenster seiner Wohnung im 5. Stock sprang. Die Zeitung nennt Vornamen und Initial des Nachnamens, die Adresse, Details aus seinem Leben und druckt ein Bild des Betroffenen. Der Vater des Verstorbenen beschwert sich beim Presserat.

“Bild” erklärt, wegen der hohen Zahl von Suiziden sei es von öffentlichem Interesse, die Gründe dafür zu erläutern. Dazu müsse man das soziale Umfeld eines Selsbtmörders aufzeigen. Der Presserat dagegen sieht einen Verstoß gegen Ziffer 8. Es gebe keinen Grund, in dieser identifizierenden Form über die Selbsttötung zu berichten. Der “Berliner Kurier” wird wegen ähnlicher Berichterstattung gerügt. (Nicht-öffentliche Rüge)

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“Bild” vorverurteilt Verdächtigen als “Killer”
Verstoß gegen Ziffer 13 (B 150/02)

Ein Mann soll ein 14-jähriges Mädchen zum Sex gezwungen und danach vom Balkon gestoßen haben. “Bild” bezeichnet den Verdächtigen unter der Überschrift “Der Vergewaltiger – sein Opfer” als “Killer”. Der Presserat kritisiert, die Berichterstattung erwecke beim Leser den Eindruck, als sei der Verdächtige bereits der Tat überführt und verurteilt. Dass die dazu gedruckten Fotos des Mannes, der später tatsächlich verurteilt wurde, sowie des Mädchens von den jeweiligen Angehörigen freigegeben worden, kann “Bild” nachweisen. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” spekuliert über Selbstmörder und macht ihn identifizierbar
Verstoß gegen Ziffer 8 und Richtlinie 8.5 (B 230/02)

“Bild” berichtet über den Selbstmord eines Ingenieurs, der aus dem Bürofenster seines Arbeitsplatzes gesprungen ist, nennt den Vornamen des Mannes, den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens und erwähnt, dass die Frau des Mannes im selben Unternehmen tätig ist. Zudem druckt sie Spekulationen über den Grund des Selbstmords: Demnach habe sich die Frau des Ingenieurs im Frühjahr in einen jüngeren Mann verliebt.

Der Presserat kritisiert, dass die Zurückhaltung bei der Berichterstattung über Selbsttötungen “grob vernachlässigt wurde”. Es sei “presseethisch nicht zu rechtfertigen”, Spekulationen über das Motiv der Tat zu publizieren. Zudem seien durch die im Text genannten Details sowohl der Mann als auch seine Frau identifizierbar. (Öffentliche Rüge)

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“Bild” macht geistig Behinderten zum “Schwein” und “Killer”
Verstoß gegen Ziffer 8 und Richtlinie 8.1 (B 249-250/02)

Ein geistig behinderter Mann gesteht, ein Mädchen getötet zu haben. “Bild” berichtet unter der Überschrift “Es war wieder so ein Schwein!” und bezeichnet den Betroffenen, dessen Foto “Bild” samt Vornamen und abgekürztem Nachnamen veröffentlicht, als “Killer”. Der Presserat ist der Ansicht, dass damit das Persönlichkeitsrecht des Mannes verletzt werde. Wegen der möglichen Schuldunfähigkeit sei eine solche Veröffentlichung nicht rechtens gewesen. (Öffentliche Rüge)

Rechtenbühne “Nius”, Blockade in Israel, Rügen des Presserats

1. Nius: Wo Rechte eine Bühne bekommen
(zdf.de, Jan Böhmermann, Video: 32:31 Minuten)
Die Redaktion des “ZDF Magazin Royale” hat sich mit dem rechten Krawallportal des ehemaligen “Bild”-Chefredakteurs Julian Reichelt beschäftigt und dabei allerhand zutage gefördert: “Irgendwo im beschaulichen Berlin-Kreuzberg will sich eine Einheit aus tapferen Recken nicht damit zufriedengeben, dass die deutsche Medienlandschaft vom links-grün-woken Zeitgeist komplett verschlungen wird. Als rechtspopulistische Meinungsfreiheits-Avengers zieht das Team von Nius durchs Netz, um mit Artikeln, Podcasts und Videoformaten ihre ganz eigene Wahrheit ans Licht zu bringen. Dabei lassen sie sich nicht von nervigen Dingen wie moralischen Prinzipien oder journalistischer Sorgfalt beirren und geben Rechtsextremen bereitwillig eine Bühne.”

2. Bibis Medien-Blockade
(taz.de, Nicholas Potter)
Nicholas Potter schreibt in der “taz” über die Eskalation der Angriffe Benjamin Netanjahus auf die Pressefreiheit in Israel, darunter der Boykott der Zeitung “Haaretz” durch die israelische Regierung. Neben staatlichen Sanktionen gegen kritische Medien würden auch Pläne zur Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan vorangetrieben, um unabhängigen Journalismus zu schwächen. Diese Maßnahmen seien Teil einer umfassenderen Strategie zur Kontrolle der Berichterstattung sowie zur Untergrabung der Demokratie und unabhängiger Institutionen im Land.

3. Rügen für Verstöße gegen Sorgfaltspflicht und Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Medien gerügt, darunter Bild.de wegen einer unzulässigen Berichterstattung über einen Suizid, spekulativer Inhalte und der Verletzung des Persönlichkeitsschutzes durch identifizierende Darstellungen von Opfern. Auch andere Publikationen wurden gerügt, etwa für unangemessene Details zu Missbrauchsfällen, irreführende Überschriften und Verstöße gegen die Trennung von Werbung und Redaktion.

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4. Qualitätsoffensive: Telepolis überprüft historische Artikel
(telepolis.de, Harald Neuber)
Wie die Redaktion von “Telepolis” in eigener Sache mitteilt, habe man im Rahmen einer “Qualitätsoffensive” alle Beiträge vor 2021 vorübergehend aus dem Archiv genommen, um sie auf Qualität, Urheberrechte und Barrierefreiheit zu prüfen: “Wir werden die alten Inhalte systematisch und so schnell wie möglich sichten und – soweit sie noch einen Mehrwert bieten – nach unseren Qualitätskriterien bewerten und überarbeiten. Essays und Fachaufsätze haben dabei Vorrang, tagesaktuelle Texte aus der Vergangenheit nicht.”

5. Metas Content-Moderator:innen fordern besseren Schutz
(netzpolitik.org, Ben Bergleiter)
Content-Moderatorinnen und -Moderatoren, die für den Social-Media-Konzern Meta tätig sind, fordern in einem offenen Brief an das EU-Parlament gesetzliche Maßnahmen gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen. Sie berichten von niedrigen Löhnen, extremer psychischer Belastung durch verstörende Inhalte und unzureichender Unterstützung: “Es fühlt sich manchmal so an, als würde sich Meta mehr um das Image der Content-Moderation kümmern als um uns – die Menschen hinter den Bildschirmen. Wir sind keine Maschinen, die endlos verstörende Inhalte filtern können, ohne dass es Spuren hinterlässt”, so die namentlich nicht näher benannten Unterzeichner des offenen Briefs.

6. Guardian-Verlag verkauft »Observer«
(spiegel.de)
Der britische “Observer”, die älteste Sonntagszeitung der Welt, werde vom “Guardian”-Verlag an das Online-Portal “Tortoise Media” verkauft. In den kommenden fünf Jahren soll der neue Eigentümer mehr als 30 Millionen Euro investieren, um die gedruckte Ausgabe des “Observer” zu erhalten und dessen Onlinepräsenz auszubauen. Die Belegschaften von “Observer” und “Guardian” hätten vergangene Woche aus Protest gegen die Pläne gestreikt.

Grimme Online Awards, Presserat über KI, Muss Musk blechen?

1. Grimme Online Award legt Schwerpunkt auf historische Themen
(spiegel.de)
Der Grimme Online Award 2024 hat acht Internetformate für ihre “publizistische Relevanz und Informationstiefe” ausgezeichnet, wobei der Schwerpunkt auf Themen gelegen habe, die “der Demokratie dienlich” seien. Der erstmals vergebene Sonderpreis für Künstliche Intelligenz ging an eine Krimi-Challenge des Bayerischen Rundfunks. Trotz finanzieller Probleme des Grimme-Instituts konnte die Preisverleihung in Marl stattfinden. Insgesamt waren 27 Medienangebote nominiert.

2. Presserat zum Thema KI
(journal-nrw.de)
Der Pressekodex gelte uneingeschränkt auch für journalistische Inhalte, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurden. Mit Blick auf die Bewertung der bei ihm eingehenden Beschwerden halte der Deutsche Presserat eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Texte derzeit nicht für notwendig, verlange aber, dass KI-generierte Bilder als Symbolbilder gekennzeichnet werden. Diese Regelung solle verhindern, dass solche Darstellungen als reale Abbildungen missverstanden werden.

3. Datenreport über das Einkommen der Autor*innen in Deutschland
(kunst-kultur.verdi.de)
Einem Datenreport (PDF) des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller zufolge können nur 5,7 Prozent der Autorinnen und Autoren in Deutschland ausschließlich vom Schreiben leben, wobei nur ein kleiner Teil davon über 50.000 Euro brutto jährlich verdient. Die Mehrheit müsse zusätzliche Jobs annehmen, um den Lebensunterhalt zu sichern, oft auch in fachfremden Bereichen. Der Verband fordere daher strukturelle Änderungen wie eine Verlagsförderung und Anpassungen im Urheberrecht, um angemessene Honorare für Autorinnen und Autoren zu gewährleisten.

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4. Muss Elon Musk persönlich für X-Verstöße blechen
(netzpolitik.org, Maximilian Henning)
Der Digital Services Act der EU verpflichtet die Anbieter großer Online-Plattformen zur Einhaltung strenger Regeln. Verstöße können mit hohen Bußgeldern geahndet werden. Unklar sei jedoch, ob bei Verstößen die Plattform selbst oder ihr Eigentümer wie Elon Musk im Fall von X/Twitter haften muss. Die EU-Kommission prüfe derzeit, ob Musk persönlich als Anbieter haftet und ob mehrere Strafen für verschiedene Verstöße verhängt werden können.

5. Bücher werden überall gesammelt, Websites nur hier
(zeit.de, Tilman Baumgärtel)
Das “Internet Archive” sei die einzige ernstzunehmende Plattform, die systematisch Webseiten und andere digitale Inhalte archiviert, darunter 866 Milliarden Websites. Kürzlich sei ausgerechnet diese wichtige Plattform Ziel von Cyberangriffen geworden, die jedoch keinen Schaden an den archivierten Daten verursacht hätten. Neben Hackerangriffen würden auch Urheberrechtsklagen die Existenz des Archivs gefährden.

6. Nachrichten gegen Desinformation
(verdi.de, Irene Hell)
Irene Hell berichtet über den von über 800 Medien weltweit unterstützten “World News Day”, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information am 28. September gefeiert werde. Journalistinnen und Journalisten seien durch steigende Gewalt und Desinformation bedroht, während traditionelle Medien durch sinkende Einnahmen und aggressiv agierende Technologiekonzerne geschwächt würden.

Presserat rügt, RBB muss doch nicht, Aus Springer wird Döpfner

1. Rügen für Video und Fotos von Messerangriff in Mannheim
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat mehrere Rügen wegen unangemessen sensationeller Berichterstattung und Verstößen gegen den Pressekodex ausgesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit der Darstellung einer Messerattacke in Mannheim. Medien wie Schwaebische.de, bz-berlin.de und Bild.de hätten detaillierte Fotos und Videos der Tat gezeigt, die die Würde des Opfers und die Gefühle der Angehörigen verletzt und Sensationsinteressen bedient hätten. Darüber hinaus wurden weitere Rügen wegen irreführender Überschriften, unsachgemäßer Berichterstattung und mangelnder journalistischer Sorgfalt ausgesprochen.

2. Israel schließt Al-Jazeera-Büro im Westjordanland
(tagesspiegel.de)
Israelische Streitkräfte haben das Büro des arabischen Senders Al-Jazeera in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung für 45 Tage angeordnet. Israel werfe dem Sender aus Katar vor, ein Sprachrohr der Hamas zu sein. Der Schritt habe international Kritik ausgelöst, auch von deutscher Seite. So kritisiert Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes: “Das ist ein willkürlicher Schlag gegen die Pressefreiheit, der mit einer angeblichen und nicht bewiesenen Gefährdung von Israels Sicherheit durch Al Dschasira begründet wird.”

3. RBB muss nun doch nicht Ergebnisse von Kleinstparteien nennen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Vergangenen Freitag berichteten wir in den “6 vor 9” über eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, wonach der öffentlich-rechtliche RBB nicht in seiner Rundfunkfreiheit verletzt werde, wenn er die Wahlergebnisse von Klein- und Kleinstparteien wie der Tierschutzpartei in seiner Wahlberichterstattung gesondert nennen muss. Diese Entscheidung wurde am Samstag, also noch kurz vor der gestrigen Landtagswahl in Brandenburg, vom Bundesverfassungsgericht auf Antrag des Senders ausgesetzt.
Weiterer Hörtipp: Beim Deutschlandfunk diskutieren Brandenburg-Korrespondent Christoph Richter, Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und August Modersohn von “Zeit im Osten” über die Berichterstattung anlässlich der “Landtagswahlen ‘im Osten'” (deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 45:55 Minuten).

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4. Aus Springer wird Döpfner
(taz.de, Steffen Grimberg)
Nachdem Ende vergangener Woche bekannt wurde, dass das Geschäft des Axel-Springer-Konzerns aufgeteilt werden soll (siehe die “6 vor 9” vom Freitag), macht Steffen Grimberg in seinem Kommentar klar, was das konkret für den Medienbereich des Unternehmens bedeutet: “Der Laden, der mit rund 10.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen weltweit nicht gerade zum Medienmittelstand zählt, gehört nach Abschluss der Aufspaltung dann jeweils zur Hälfte Friede Springer und Mathias Döpfner. Aber auch das stimmt nur auf dem Papier, denn die 81-Jährige hat ihrem Axel-­Alter-Ego Mathias bereits das Stimmrecht ihres Anteilspakets überschrieben. Springer heißt jetzt Döpfner.”

5. Wie berichten über Katastrophen?
(verdi.de, Claudia Krieg)
Claudia Krieg fasst die Ergebnisse einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung über das “Berichten über Leid und Katastrophen” zusammen. Dazu zählen auch konkrete Empfehlungen: “Medienschaffenden wird unter anderem vorgeschlagen, sich mittels Schulungen stärker mit ethischen Fragen und psychologischem Grundwissen im Hinblick auf Stresssituationen zu beschäftigen. Es wird angenommen, dass sie, wenn sie stärker über ihre Arbeitsweisen aufklären und öffentliche Erwartungen reflektieren, aktiv die Medienkompetenz ihres Publikums erhöhen können.”

6. X lenkt im Streit mit Brasiliens Justiz ein
(spiegel.de)
Nach dem Verbot von Elon Musks Plattform X/Twitter in Brasilien habe der Kurznachrichtendienst eingelenkt und Zugeständnisse gemacht. Der zuständige Bundesrichter Alexandre de Moraes habe jedoch die Vorlage weiterer Dokumente gefordert und dafür eine Frist von fünf Tagen gesetzt. Zudem laufe parallel ein Ermittlungsverfahren gegen Musk wegen Behinderung der Justiz und Anstiftung zu Straftaten.

Presserat rügt, Eisbär Knut, Fazit der “Krautreporter”

1. 23 Rügen – u.a. für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seinen jüngsten Sitzungen insgesamt 23 Rügen ausgesprochen, unter anderem wegen Verstößen gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz. Zu den gerügten Fällen gehören beispielsweise die Berichterstattung von Bild.de über einen Schauspieler in hilfloser Lage sowie die identifizierbare Darstellung von Kindern in einem Sorgerechtsstreit, die die Privatsphäre der Betroffenen verletzen. Insgesamt fällt auf, dass die “Bild”-Redaktion einmal mehr überproportional oft gerügt wurde.

2. Eisbär Knut: Die wahre Geschichte
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 14:57 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal beschäftigt er sich mit der Geschichte um Eisbär Knut: “Ausgelöst wurde der riesige Hype von einer Lüge der BILD-Zeitung – in diesem Video erzähle ich zum ersten Mal die wahre Geschichte.” Wie immer eine absolute Empfehlung!

3. Dossiers: Probleme russischer Medienschaffender
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat drei verschiedene Dossiers zur Situation von Journalistinnen und Journalisten in beziehungsweise aus Russland zusammengestellt: eines zur Militärzensur (“Militärzensur in Russland. Wie beeinflussen repressive Gesetze die Arbeit unabhängiger Medienschaffender?”, PDF), ein weiteres über den unzureichenden Schutz im Exil (“Kein Schutz im Exil. Die prekäre aufenthaltsrechtliche Lage in Drittstaaten für unabhängige Journalist*innen aus Russland”, PDF) und eines über die zunehmende digitale Überwachung (“Digital surveillance of civil society by the state in Russia as well as in exile”, englisch mit deutschen Zusammenfassungen, PDF).

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4. Hä? Krautreporter gibts immer noch?
(krautreporter.de, Leon Fryszer)
“Krautreporter”, ein durch Crowdfunding gegründetes unabhängiges Onlinemagazin, zieht nach zehn Jahren Bilanz: Die ursprünglich eingesammelten eine Million Euro wurden in unabhängigen Journalismus investiert, darunter umfassende Recherchen zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen und der Aufbau einer Genossenschaft. Wegen stagnierenden Mitgliederzahlen habe man sich jedoch Gedanken über eine mögliche Neuausrichtung gemacht und alle bestehenden Probleme in einem Hypothesen-Dokument gesammelt. Das Fazit: “Wir investieren zukünftig in Nischen.”

5. Meta verzichtet zunächst auf Einführung des KI-Assistenten in Europa
(spiegel.de)
Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, habe die Einführung seines neuen KI-Assistenten in Europa aufgrund regulatorischer Anforderungen und des Widerstands von Datenschützern vorerst verschoben. Die irische Datenschutzbehörde, die für Meta in der EU zuständig ist, habe verlangt, dass die Künstliche Intelligenz nicht mit öffentlich zugänglichen Beiträgen von Facebook und Instagram trainiert wird. Die Datenschutzorganisation noyb hatte zuvor Beschwerden in elf europäischen Ländern eingereicht und die Datenschutzbehörden aufgefordert, ein Dringlichkeitsverfahren einzuleiten.

6. Journalistinnen und Journalisten des Jahres
(ardaudiothek.de, Jörg Wagner, Audio: 1:39:16 Stunden)
Jörg Wagner hat eine Spezialausgabe des radioeins-“Medienmagazins” von der Preisverleihung “Journalistinnen und Journalisten des Jahres” der Fachzeitschrift “medium magazin” veröffentlicht. Dort kommen viele der Preisträgerinnen und Preisträger zu Wort, etwa Ina Ruck (Journalistin des Jahres), Vassili Golod (Journalist des Jahres Kategorie “Reportage national”) und Dirk Steffens (Journalist des Jahres Kategorie “Wissenschaft”).

“Feindbild Journalist:in”, Aktionstag für faire Einkommen, König scheitert

1. Feindbild Journalist:in 8: Angst vor der Selbstzensur
(ecpmf.eu)
Die Studie “Feindbild Journalist:in 8” (PDF) beleuchtet die Zunahme tätlicher Angriffe auf Journalisten und Journalistinnen in Deutschland. Trotz des Rückgangs der “Querdenker”-Bewegung bleibe die Aggressivität gegenüber Medien und deren Vertreterinnen und Vertretern hoch. Die Studie unterstreicht auch die ernsthafte Besorgnis über die Selbstzensur unter Medienschaffenden im Lokaljournalismus in Sachsen, die aus Angst vor rechten Gruppen bestimmte Themen vermeiden würden.

2. Neuer Wahlkampf, alte Fehler
(deutschlandfunk.de, Yaena Kwon, Audio: 6:07 Minuten)
Der Deutschlandfunk thematisiert die anhaltende Dominanz Donald Trumps in der US-amerikanischen Berichterstattung während des laufenden Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl im November dieses Jahres. Trotz der Versprechen vieler Medien, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, erhalte Trump weiterhin unverhältnismäßig viel mediale Aufmerksamkeit. Dies werde von Kritikern als problematisch angesehen, da es Trumps Präsenz und dessen populistische Botschaften verstärke.

3. Aktionstag für faire Einkommen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Journalistinnen und Journalisten der öffentlich-rechtlichen Sender und der Deutschen Welle für den heutigen Dienstag zu einem “Aktionstag für faire Einkommen” aufgerufen: “Wir müssen den Tarifverantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Anstalten klar machen, dass die Beschäftigten ein Anrecht auf eine angemessene Bezahlung haben”, sagt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. Der DJV-Forderung nach 10,5 Prozent mehr Einkommen stehe ein Angebot der Arbeitgeberseite von unter zwei Prozent gegenüber. Das sei “blanker Hohn”, so Beuster.

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4. Galerist Johann König scheitert mit Beschwerde gegen »Zeit«-Recherche
(spiegel.de, Anton Rainer)
Der bekannte Berliner Galerist Johann König sieht sich seit einer Enthüllung der “Zeit” im August 2022 schweren Vorwürfen ausgesetzt. Die Redaktion hatte berichtet, König habe Frauen bedrängt und belästigt, unter anderem mit unerwünschten Küssen und Berührungen. König habe die Vorwürfe allesamt vehement zurückgewiesen und unter anderem Beschwerde beim Deutschen Presserat eingelegt. Diese wurde nach Informationen des “Spiegel” vom Presserat jedoch zurückgewiesen.

5. Echte Menschen in Film und Fernsehen
(verdi.de, Wilfried Urbe)
Wilfried Urbe thematisiert die fortschreitende Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in die Medienbranche, die gerade auf der TV- und Streaming-Messe MIPTV in Cannes zu beobachten ist. Ein niederländisches Unternehmen habe beispielsweise eine neue Software vorgestellt, die künstlich generierte Sprachen fast so gut wie menschliche Synchronsprecher umsetzen könne. Ein weiteres Beispiel sei der Einsatz von KI in Deutschland, wo die Stimme des verstorbenen Schauspielers Hans Clarin künstlich reproduziert wurde, um der Figur des Pumuckl neues Leben einzuhauchen.

6. “Wieder kälter”: Was hinter der “Tagesschau”-Eilmeldung steckt
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Am Montagabend wurden viele Menschen von einer irritierenden Eilmeldung überrascht: Die “Tagesschau” hatte eine Push-Nachricht auf ihre Handys gesendet mit der Mitteilung “Es ist wieder kälter geworden”. Die Erklärung für den Vorfall war ein menschliches Versehen: “Wir hatten in der Redaktion vom Team bei tagesschau.de eine Schulung. Uns ist im System ein Fehler passiert und dabei ist eine Eilmeldung verschickt worden. Wir bitten um Entschuldigung.”

Presserat rügt, USA erwägen, Angriffe der Internet-Trolle

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung sechs Rügen wegen verschiedener Verstöße gegen den Pressekodex ausgesprochen, darunter die Veröffentlichung von Fotos ohne Einwilligung, irreführende Berichterstattung und die unangemessene Darstellung von Gewalt. Die Rügen betreffen unter anderem die Veröffentlichung eines heimlich aufgenommenen Fotos durch die Onlineredaktion der “B.Z.”, einen Verstoß gegen den Opferschutz durch Bild.de und die Veröffentlichung eines Fotos, das eine tödlichen Schuss zeige, durch “Focus Online”.

2. USA erwägen Ende der Strafverfolgung von Julian Assange
(spiegel.de)
Die USA sollen erwägen, die Strafverfolgung des seit fünf Jahren in Großbritannien inhaftierten WikiLeaks-Gründers Julian Assange auf Ersuchen Australiens einzustellen. Assange, dem bei einer Auslieferung an die USA bis zu 175 Jahre Haft drohen, habe bereits zwölf Jahre eingesperrt verbracht, davon sieben Jahre im Asyl der ecuadorianischen Botschaft in London und weitere fünf Jahre im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Ihm wird vorgeworfen, vertrauliche Informationen über militärische und diplomatische Operationen der USA veröffentlicht zu haben.

3. Internet-Trolle “wollen Menschen kaputtmachen”
(tagesschau.de, Daniel Laufer)
Eine Gruppe von Internet-Trollen, bekannt unter dem Namen “NWO” (“New World Order”), führe seit Jahren organisierte Angriffe auf Live-Streamer und Politiker durch, indem sie falsche Notrufe absetzt, ein Phänomen, das als Swatting bekannt ist. Recherchen von “Kontraste” und “Spiegel” belegen anhand von über 75.000 internen Chatnachrichten das systematische Vorgehen der Gruppe, die auch für Bombendrohungen gegen öffentliche Einrichtungen verantwortlich sein soll.

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4. “Sender zukunftsfest machen”
(tagesspiegel.de)
Katrin Günther wird neue Programmdirektorin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) und damit Nachfolgerin von Martina Zöllner, deren Vertrag Ende Juli ausläuft. Günther, bisher stellvertretende Leiterin der RBB-Programmdirektion, wurde vom Rundfunkrat gewählt und tritt ihr Amt im August an. Als gebürtige Sächsin mit langjähriger Berliner Erfahrung wolle sie den öffentlich-rechtlichen Sender modernisieren und ein hochwertiges Programm gestalten.

5. Die Zukunft des Journalismus: Wie aus Konkurrenz Kollaboration entstehen kann
(reframetech.de, Nadine Daum)
Nadine Daum denkt in ihrem Beitrag über die Auswirkungen der Nutzung von Künstlicher Intelligenz im Journalismus nach: “Die zukünftige Zusammenarbeit von Mensch und Maschine verspricht großes Potenzial für eine effektivere journalistische Arbeitsweise, die die Mitarbeitenden entlasten. Nichtsdestotrotz bedarf es einer reflektierten Nutzung, um sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen im Sinne der journalistischen Werte erfolgreich zu bewältigen.”

6. Hamburger Print-Legende stellt sich neu auf
(deutschlandfunk.de, Sinje Stadtlich, Audio: 4:55 Minuten)
Die “Hamburger Morgenpost” wird in diesem Jahr stolze 75 Jahre alt, doch ausgerechnet im Jubiläumsjahr gibt es einen großen Umbruch: Aus dem täglich erscheinenden linken Boulevardblatt wird eine Wochenzeitung – eine Umstrukturierung als Reaktion auf die seit Jahren sinkende Auflage. Medienjournalistin Sinje Stadtlich war in Hamburg unterwegs, um Reaktionen einzufangen.

Presserat rügt, “Neue Ära der Propaganda”, Menschelnde Richterin

1. Rügen für Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung insgesamt 20 Rügen ausgesprochen, unter anderem wegen unangemessener Darstellung eines Missbrauchsopfers, verharmlosender Berichterstattung über Kindesmissbrauch und irreführender Überschriften in verschiedenen Publikationen. Beanstandet wurden außerdem die reißerische Darstellung sensibler Themen, mangelhafte Recherchen und die Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Betroffenen. Natürlich waren die “Bild”-Medien, wie immer, mehrfach vertreten.

2. Wir sind in einer neuen Ära der Propaganda
(spiegel.de, Jonas Schaible)
Jonas Schaible hat einen Essay verfasst, in dem er beschreibt, wie Propaganda heute tief in unseren Alltag eingedrungen ist und die Art und Weise, wie wir politische Informationen aufnehmen und verstehen, grundlegend verändert hat. Er zeigt, wie moderne Technologien und Soziale Medien genutzt werden, um politische Meinungen zu manipulieren, indem sie ein ständiges Echo von Halbwahrheiten und gezielten Fehlinformationen erzeugen. Schaible fordert einen bewussteren Umgang mit Medien und Informationen, um die demokratische Öffentlichkeit zu schützen und zu erhalten.

3. Ölige Geschäfte
(taz.de, Steffen Grimberg)
Wie Steffen Grimberg in seiner “taz”-Kolumne berichtet, beabsichtige Mansour bin Zayed Al Nahyan, ein Scheich und “so etwas wie der Vizepräsident” der Vereinigten Arabischen Emirate, den “Daily Telegraph” zu kaufen. Das wecke in Großbritannien überraschende Bedenken. Der im britischen Oberhaus zuständige Medienminister Lord Parkinson habe “ein Gesetz angekündigt, das den Verkauf medialer Kronjuwelen ans Ausland künftig verbieten soll”, schreibt Grimberg.

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4. Angemessenes Urteil muss her
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erwartet vom Landgericht Mühlhausen/Thüringen ein angemessenes Urteil im Fall des Überfalls von Rechtsextremisten auf einen Journalisten und einen Fotografen in Fretterode, nachdem der Bundesgerichtshof das mangelhafte Ausgangsurteil aufgehoben hat. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster kritisiert die Verharmlosung des brutalen Überfalls in der ersten Instanz und betont, dass der Angriff sowohl eine persönliche Verletzung als auch einen Angriff auf die Pressefreiheit darstelle.

5. Schon entdeckt? InZeitung
(verdi.de, Bärbel Röben)
Die “InZeitung”, initiiert vom gemeinnützigen Verein InForum und unterstützt von der Stadt Freiburg, setzt sich mit einer Auflage von 111.000 Exemplaren für Partizipation, Integration und interkulturellen Austausch ein. Im Gespräch mit dem Medienmagazin der Gewerkschaft Verdi stellt Viktoria Balon, Chefredakteurin der “InZeitung”, fest: “Das grundsätzliche Problem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht zu Wort kommen, gibt es immer noch”.

6. “Wenn es etwas men­schelt, ver­lieren wir nicht an Würde”
(lto.de, Vanessa M. Rolke)
“Legal Tribune Online” hat mit Martina Flade gesprochen, einer Straf- und Jugendrichterin am Amtsgericht Chemnitz, die auf Instagram Rechtswissen vermittelt. Flade sieht Parallelen zwischen ihrer richterlichen Tätigkeit und ihrer Rolle auf Social Media und betont die positive Resonanz, auch wenn sie gelegentlich mit kritischen Kommentaren konfrontiert werde. Sie ermutigt ihre Kolleginnen und Kollegen, ebenfalls aktiv zu werden: “Meiner Meinung nach ist es eine Gelegenheit, dass wir Juristen uns etwas mehr für die Nicht-Juristen öffnen.”

Bei Opferbildern abwägen, Digital-Orakel, Stimmungsmache bei “Nius”

1. Presserat: Bei Opferbildern abwägen
(verdi.de)
Nach dem Angriff der Hamas auf Israel fordert der Presserat die Redaktionen auf, bei der Veröffentlichung von Fotos und Videos von Terroropfern sorgfältig abzuwägen und die Wirkung solcher Bilder zu berücksichtigen. “An der Berichterstattung über den beispiellosen Angriff der Hamas und die jetzt folgenden Kampfhandlungen besteht zweifellos ein überragendes öffentliches Interesse”, so Presserats-Sprecherin Kirsten von Hutten: “Dennoch müssen Redaktionen vor der Veröffentlichung von Fotos und Videos die Menschenwürde der Opfer und die Gefühle der Angehörigen im Blick behalten”.

2. BR und Arte beenden Zusammenarbeit mit Malcolm Ohanwe
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der Bayerische Rundfunk (BR) und Arte haben die Zusammenarbeit mit dem Journalisten Malcolm Ohanwe beendet, nachdem dieser in einem Tweet Verständnis für den Angriff der Hamas auf Israel gezeigt habe. Der BR kritisierte Ohanwes Äußerungen als “menschenverachtend” und betonte, sie entsprächen nicht dem journalistischen Selbstverständnis des Senders. Ohanwe wiederum erklärte, er habe den Terror nicht relativiert oder gerechtfertigt.

3. Verhetzen, verunglimpfen, verachten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier kritisiert bei “Übermedien” die rechte Medienplattform “Nius”. Dort wurde kürzlich eine propagandistisch zugespitzte Bildcollage veröffentlicht, in der eine Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz aufgegriffen wurde, der zuvor behauptet hatte, Asylbewerber würden sich auf Kosten der Steuerzahler “die Zähne neu machen” lassen. Niggemeier kommentiert: “Es geht nur darum, Stimmung zu machen gegen all die Horden, die es sich angeblich auf Kosten der Deutschen, der Mehrheit, gut gehen lassen. Und es geht darum, diese Menschen zu benutzen, um Stimmung zu machen gegen Leute, die der fremdenfeindlichen Rhetorik von Merz widersprechen, die nicht den Reflex haben, dass man jetzt darüber nachdenken sollte, ob Asylbewerber eigentlich überhaupt zum Zahnarzt gehen müssen oder dürfen oder nicht die Schmerzen einfach aushalten sollten, irgendwo hört’s mit der Humanität ja auch mal auf.”

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4. Reporter ohne Grenzen auf Distanz
(taz.de, Florian Bayer)
Der Konflikt um den ORF-Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz spitzt sich offenbar zu. Der Rechtsanwalt Gabriel Lansky, der Wehrschütz vertritt, soll Reporter ohne Grenzen (ROG) Österreich verlassen haben, bevor er möglicherweise aus dem Vorstand ausgeschlossen werden konnte. Der Grund: Ein Interessenkonflikt, weil Lansky Wehrschütz vertrete und ihn gleichzeitig innerhalb von ROG unterstütze. Wehrschütz, dessen Akkreditierung als Journalist in der Ukraine bereits abgelaufen sei, war zuvor in die Kritik geraten, weil er die ukrainische Luftabwehr gefilmt und seine Beiträge mit prorussischen Propagandavideos versehen habe.

5. BDZV einigt sich mit DJV auf Inflationsausgleichsprämie
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” berichtet, hat sich der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) mit dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) auf eine Inflationsausgleichsprämie von 120 Euro monatlich geeinigt, die Redakteurinnen und Redakteuren von Tageszeitungen bis Ende des kommenden Jahres gezahlt werde. Die Vereinbarung verlängere jedoch den Gehaltstarifvertrag bis Ende 2024, was die Gewerkschaft dju kritisiere und als “tarifpolitische Bankrotterklärung” bezeichne.

6. Philipp Klöckner: Das Digital-Orakel von Ostvorpommern
(n-joy.de, Norbert Grundei, Audio: 1:28:54 Stunden)
Digital-Experte und Investor Philipp Klöckner ist einer der beiden Köpfe des hörenswerten “Doppelgänger-Tech-Talk”-Podcasts und profunder Kenner der Start-up-Szene. Norbert Grundei diskutiert mit Klöckner über dessen Karriereanfänge in Greifswald, den Streamingmarkt und gesellschaftliche Veränderungen.

Presserat rügt, Wagenknechts Medienhype-Partei, EU straft TikTok

1. Rügen wegen Vorverurteilung und Verstößen gegen den Opferschutz
(presserat.de)
Der Deutsche Presserat hat in seiner vergangenen Sitzung insgesamt 16 Rügen ausgesprochen. Einige der Rügen betrafen Vorverurteilungen, Verstöße gegen den Opferschutz und die journalistische Sorgfaltspflicht. So erhielt die Bild.de-Redaktion eine Rüge, weil sie einem Beschuldigten im Zusammenhang mit einem Kinderporno-Vorwurf nicht ausreichend Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben hatte. Gerügt wurden “Bild” und Bild.de auch für weitere Verstöße, wie die Darstellung der Vorwürfe gegen einen Rapper als Tatsache, die Veröffentlichung des Fotos eines Mordopfers sowie die erkennbare Abbildung ermordeter Kinder und deren Mutter.

2. “Natürlich habe ich Angst”
(taz.de, Johanna Treblin)
Devrim Akçadaǧ, deutscher Staatsbürger und Journalist kurdischer Herkunft, wurde während seines Urlaubs auf Sardinien von italienischen Behörden festgenommen, da die Türkei seine Auslieferung wegen einer angeblichen PKK-Mitgliedschaft fordert. Johanna Treblin hat Akçadaǧ gefragt, was genau ihm vorgeworfen wird, wie es zu seiner Festnahme und Inhaftierung kam, und was er von der Bundesregierung erwartet: “Die deutschen Behörden wissen, dass die Vorwürfe falsch sind und dass mich in der Türkei viele Jahre Gefängnis erwarten. In Italien entscheiden nicht nur Gerichte, sondern auch Behörden. Auf Gerichtsentscheidungen kann die Bundesregierung natürlich keinen Einfluss nehmen, aber bei den Behörden kann sie dies sehr wohl versuchen.”

3. Nun auch in “Zeit” und “Bild am Sonntag”: Wagenknechts Medienhype-Partei
(uebermedien.de, Johannes Hillje)
Seit Sommer 2022 gibt es Medienberichte über die mögliche Gründung einer neuen Partei durch Sahra Wagenknecht, obwohl die offizielle Gründung erst Anfang 2024 stattfinden könnte. Wagenknecht nutze die Medienaufmerksamkeit geschickt, indem sie Informationen nur häppchenweise preisgebe und so einen kontinuierlichen Medienhype erzeuge, findet der Politik- und Kommunikationsberater Johanns Hillje: “Sollte Wagenknecht ihre Partei tatsächlich bald gründen, wäre sie wohl auch die erste Medienhype-Partei unserer durchmedialisierten Demokratie.”

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4. Investigativer Journalismus
(mdr.de)
“Medien360G”, die “Medienkompetenzredaktion” des MDR, hat ein umfangreiches Dossier zum Thema “Investigativer Journalismus” veröffentlicht. Darin geht es unter anderem um die Frage, was eigentlich investigativer Journalismus ist, wie Medienschaffende aus dem Investigativbereich mit Drohungen, Angriffen und Klagen umgehen, und wie die Recherche-Redaktionen des MDR arbeiten.

5. Haushaltsmittel aufstocken
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert die aus seiner Sicht zu geringe Erhöhung der Mittel für die Deutsche Welle: “Eine gerade mal einprozentige Erhöhung des Bundeszuschusses ist die versteckte Forderung der Politik an den Intendanten, Leute rauszuschmeißen oder ihre Reallöhne drastisch zu kürzen”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall: “Das haben die Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Welle nicht verdient.”

6. EU verhängt Strafe in Höhe von 345 Millionen Euro gegen TikTok
(zeit.de)
Die Europäische Union hat gegen TikTok eine Geldstrafe in Höhe von 345 Millionen Euro verhängt, weil die Plattform gegen die Datenschutz-Grundverordnung verstoßen habe, insbesondere im Umgang mit Daten von Minderjährigen. Zu den Verstößen gehörten unzureichende Altersüberprüfungen bei der Registrierung und Voreinstellungen, die Beiträge von Kindern und Jugendlichen öffentlich sichtbar und kommentierbar machten. TikTok zeige sich mit der Höhe der Strafe nicht einverstanden und betone, dass viele der beanstandeten Einstellungen bereits vor Beginn der Untersuchung geändert worden seien.

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