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Faeser verbietet “Compact”, BVG erreicht Endstation, “Leuchtturm”

1. Faeser verbietet “Compact”
(tagesschau.de, Michael Götschenberg & Holger Schmidt)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe das rechtsextreme Magazin “Compact” wegen Verstoßes gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verboten. Seit den frühen Morgenstunden würden in mehreren Bundesländern Geschäftsräume und Wohnungen der Verantwortlichen durchsucht, um Beweismaterial zu sichern. Ziel des Verbots sei es, alle Formate und Online-Auftritte von “Compact” zu beenden und das Vermögen zu beschlagnahmen.
Weitere Lesetipps: Wir hatten vergangenen Mittwoch in den “6 vor 9” einen Beitrag über eine “Compact”-Kundgebung verlinkt, bei der eine Regenbogenflagge öffentlich zerrissen und in Brand gesetzt worden war. Außerdem empfehlen wir den BILDblog-Beitrag von Benedikt Frank, in dem dieser bereits im Jahr 2018 über die Verbindungen von “Compact” zu Rechtspopulisten und Rechtsradikalen berichtete.

2. Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen
(netzwerkrecherche.org)
Einmal im Jahr vergibt das Netzwerk Recherche (NR) den “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen”. In diesem Jahr wird die Auszeichnung an das Medienhaus “Correctiv” gehen, das im Januar über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa berichtete. “Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus”, so der NR-Vorsitzende Daniel Drepper: “Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.”

3. Mit wem reden, wenn nichts mehr geht?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 47:25 Minuten)
Die “Helpline” ist laut Eigenbeschreibung eine “unabhängige, anonyme und kostenlose Telefonberatung für mental belastete Journalist*innen”. Dass es sie weiterhin gibt, liegt auch daran, dass sie für ein zweijähriges Förderprogramm der Bundesregierung ausgewählt wurde. Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz sprechen in ihrem Podcast “Druckausgleich” mit Malte Werner, der Projektleiter der “Helpline” ist.

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4. Khesrau Behroz: “Ich bin Öffentlichkeitsjournalist”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:21 Minuten)
Zu Gast bei “Läuft” ist Khesrau Behroz, bekannt für seine dokumentarischen Podcasts. In seiner neuesten Produktion geht es um einen berühmten Mordfall aus dem Jahr 2007: “Judging Amanda Knox”. Behroz spricht mit Alexander Matzkeit darüber, ob er sich selbst als Medienjournalist sieht und warum der Fall Amanda Knox immer noch aktuell ist. Außerdem erklärt er seine verschiedenen Rollen in seiner Produktionsfirma.

5. Katapult kündigt Zeitung für Sachsen an: Ziel sind 500.000 Exemplare
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Das Greifswalder Magazin “Katapult” plane, im August 2024 eine Zeitung für Sachsen herauszugeben, um vor der Landtagswahl über die AfD aufzuklären und die positiven Aspekte der Migration hervorzuheben. Die Finanzierung der angestrebten Auflage von 500.000 Exemplaren solle über Spenden erfolgen. Und auch bei der Verteilung der Zeitung setze “Katapult” auf die Community.

6. Hass und Hetze – BVG verkündet “Endstation”
(tagesspiegel.de, Dominik Mai)
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren dafür bekannt, auf Twitter einen oft humorvollen und direkten Kommunikationsstil zu pflegen, der bei vielen Nutzerinnen und Nutzern beliebt war. Nun haben sie ihre Accounts auf der Social-Media-Plattform X/Twitter wegen zunehmender Hetze und Hass sowie mangelnder Moderation stillgelegt. Das Umfeld auf X entspreche nicht mehr den Werten des Unternehmens.

Ahrtal-Beitrag bleibt, Kemmerichs Tapferkeit, Im Skandal-Rausch

1. Gerichte: Ahrtal-Flutheld muss kritischen Text ertragen
(t-online.de, Lars Wienand)
2022 hatte t-online.de kritisch über “Ärger im Ahrtal” und zwei “Fluthelden auf Besatzerkurs” berichtet. Dagegen war einer der bekannten Helfer gerichtlich vorgegangen, sei damit jedoch nun beim dritten Gericht gescheitert: “Weil der Artikel von einem erheblichen öffentlichen Informationsinteresse getragen sei und sich in den Grenzen einer wertenden Schilderung wahrer Tatsachen aus der Sozialsphäre bewege, überwiege die Pressefreiheit die Persönlichkeitsrechte.”

2. Desinfektionsmittel-Beschaffung: Corona-Journalismus im Skandal-Rausch
(scilogs.spektrum.de, Markus Pössel)
Markus Pössel kritisiert die aktuelle Berichterstattung über die Beschaffung von Desinfektionsmittel durch die Bundesregierung während der Corona-Pandemie. Einige Medienberichte basieren nach Ansicht des Autors auf einem mangelnden Verständnis von Zahlen und Zusammenhängen, da die beschafften Mengen dem tatsächlichen Bedarf entsprächen. Der eigentliche Skandal, so Pössel, liege in der mangelnden Qualität der journalistischen Recherche und nicht in den Beschaffungen selbst.

3. Fehler mit System
(woz.ch, Thomas Schwendener)
Wie Thomas Schwendener berichtet, setze die Schweizer Boulevardzeitung “Blick” eine Künstliche Intelligenz (KI) ein, um Artikel aus anderen Medien umzuschreiben. Das Verfahren führe jedoch häufig zu Fehlern, die von Menschen in der Redaktion korrigiert werden müssen. Trotz ehrgeiziger Pläne und der Behauptung, KI-Tools würden Zeit für die Recherche freisetzen, stoße der Einsatz bei den “Blick”-Leserinnen und -Lesern auf Kritik und Skepsis. Der Verlag Ringier riskiere durch die zunehmende Abhängigkeit von KI das Vertrauen in seine journalistische Arbeit.

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4. X droht Millionenstrafe in der EU
(tagesschau.de)
Die EU-Kommission habe festgestellt, dass die Verifizierungspraxis auf der Plattform X/Twitter möglicherweise gegen EU-Recht verstoße. Elon Musk hatte eingeführt, dass jeder ein blaues Verifizierungshäkchen kaufen kann, was zu Verwirrung und Missbrauch führte. Sollten sich die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, drohe X eine Geldbuße von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

5. Meta hebt Beschränkungen für Donald Trump auf
(spiegel.de)
Der Konzern Meta habe die Beschränkungen für Donald Trumps Instagram- und Facebook-Kanäle, die nach der Erstürmung des Kapitols eingeführt worden waren, aufgehoben. Hintergrund dieser Entscheidung seien die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen im November, bei denen Trump voraussichtlich gegen Joe Biden antreten wird. Trotz der Lockerungen betone Meta, dass für Trump dieselben Richtlinien gelten wie für alle anderen Nutzerinnen und Nutzer, insbesondere in Bezug auf Hassrede und Aufrufe zur Gewalt.

6. Nein, der Rechtschreibrat hat kein Aus für den Genderstern beschlossen
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der frühere, kurzzeitige Thüringer Ministerpräsident Thomas Kemmerich (FDP) wandte sich per X/Twitter an die “lieben Leser*innen und Leser:innen aus dem linksgrünen Milieu” und “verehrten Anhänger_innen der Verhunzung unserer Muttersprache”: “Sie müssen jetzt ganz tapfer sein, der Rechtschreibrat hat das Aus für den Genderstern beschlossen.” Bei “Übermedien” kommentiert Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Thomas Kemmerich muss jetzt ganz tapfer sein: Der Rechtschreibrat hat nicht das Aus für den Genderstern beschlossen.”

Vorleser mit Hintergedanken, Recht am eigenen Text, Biden-Interview

1. “Sind Sie sicher, dass Sie ehrlich mit sich selber sind?”
(arminwolf.at)
Im Interview mit dem ABC-Moderator George Stephanopoulos musste US-Präsident Joe Biden nach seinem schwachen Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump seine geistige und körperliche Fitness verteidigen. Armin Wolf hat einen Blick auf die Fragetechnik und die Interviewführung geworfen: “Stephanopoulos hat geradezu ein Lehrbeispiel geliefert: Er stellt alle unangenehmen Fragen zu Bidens Gesundheitszustand und mentaler Fitness, bleibt dabei stets respektvoll und höflich, fragt aber beharrlich, gut informiert, mit Belegen und schlagfertig nach.”

2. Vorleser mit Hintergedanken
(taz.de, Torsten Hoffmann)
Literaturprofessor Torsten Hoffmann warnt davor, das Interesse der Neuen Rechten an Literatur falsch einzuordnen: “Insbesondere Leh­re­r:in­nen an Schulen und Hochschulen sollten sich deshalb rasch über zwei Dinge klar werden: dass die Neue Rechte (erstens) auch das literarische Feld mit ausgeklügelten und variantenreichen Taktiken bespielt und dass dies (zweitens) im Rahmen einer metapolitischen Agenda stattfindet, also nicht um der Literatur willen geschieht.”

3. »Bis ich es nicht mehr ertragen konnte«
(spiegel.de)
Der “Spiegel” berichtet erneut über die belastende Arbeit von Content-Moderatoren und -Moderatorinnen in Afrika, die täglich verstörende Inhalte wie Gewalt und Kindesmissbrauch prüfen müssen. Die Tätigkeit könne zu schweren psychischen und physischen Problemen führen. Die Angestellten würden oft schlecht bezahlt, unzureichend ausgebildet und wenig oder gar keine psychologische Unterstützung erhalten, obwohl sie unter enormem Stress stünden. Die Tech-Konzerne, für die sie arbeiten, würden die Vorwürfe zurückweisen.

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4. Kompliziertes Verhältnis – Verfassungsschutz und Pressefreiheit
(sr-mediathek.de, Florian Mayer & Michael Meyer, Audio: 16:10 Minuten)
“Mitte Juli wird es vor dem Berliner Verwaltungsgericht einen interessanten Termin geben: Es geht um die Frage, ob die linke Zeitung ‘Junge Welt’ vom Verfassungsschutz beobachtet werden darf.” Im Zentrum stünden dabei zentrale Aspekte der Pressefreiheit: “Wie weit dürfen Medien gehen, und wann darf der Staat eingreifen?” Florian Mayer und Michael Meyer sprechen darüber im SR-Podcast “Cross und Quer” mit Mika Beuster, Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands.

5. Das Recht am eigenen Text
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Françoise Hauser, Audio: 27:40 Minuten)
Welche Rechte haben freie Journalistinnen und Journalisten an ihren eigenen Texten, insbesondere wenn es keine vertraglichen Regelungen gibt? Wie sieht es mit Zweitverwertungen aus? Darüber haben sich Geraldine Friedrich und Françoise Hauser mit der Rechtsanwältin Renate Schmid unterhalten.

6. Podcast Preise für “Boys Club”, Tommi Schmitt und die Pochers
(dwdl.de, Alexander Krei)
In Berlin wurden die Deutschen Podcast Preise verliehen, wobei das Projekt “Boys Club” über “Macht und Machtmissbrauch bei Axel Springer” als beste journalistische Leistung ausgezeichnet wurde. Weitere Preisträger sind unter anderem Tommi Schmitt für seinen Fußball-Podcast “Copa TS” und “Die Pochers! Frisch recycelt” in der Kategorie beste Unterhaltung (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: Ob ausgerechnet der für seinen toxischen Umgang mit Mitmenschen und Publikum bekannte Oliver Pocher einen Preis für sein Talkformat verdient, muss die Jury mit sich selbst ausmachen. Nachträgliche Anmerkung zur Anmerkung: Bei dem Preis für Oliver Pocher handelt es sich um einen Publikumspreis. Die Kritik an der Jury nehmen wir daher zurück und bitten um Entschuldigung. Die Kritik an Pocher bleibt.)

Getötete Journalisten in Gaza, Podcast offline, Georgien

1. Was wissen wir über die mehr als 100 getöteten Journalisten in Gaza?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 21:04 Minuten)
Seit Oktober vergangenen Jahres seien laut der Organisation Reporter ohne Grenzen 129 Medienschaffende in und um Gaza getötet worden. Holger Klein spricht im “Übermedien”-Podcast mit dem Investigativjournalisten Frederik Obermaier über diese erschreckende Zahl: Waren unter den getöteten Medienschaffenden auch Propagandisten der Hamas? Welche Journalisten und Journalistinnen arbeiten überhaupt noch im Kriegsgebiet? Und wie stehen die Chancen, dass die Todesfälle nach Kriegsende aufgeklärt werden?

2. NDR nimmt Podcast über Band Rammstein offline
(medien.epd.de)
Wie epd Medien meldet, hat der NDR seine Podcast-Reihe “Rammstein – Row Zero” offline genommen, weil die Band Rammstein urheberrechtliche Unterlassungsansprüche geltend gemacht habe. Dieser Schritt sei erfolgt, “um die ordnungsgemäße Nutzung der darin verwendeten Musik zu klären.” Der vierteilige Podcast, der die Geschichten junger Frauen im “Sex-Rekrutierungssystem” von Rammstein-Sänger Till Lindemann beleuchtet, werde überarbeitet und nach Prüfung ohne die beanstandeten Musikpassagen wieder zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung, den Podcast offline zu nehmen, sei getroffen worden, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden und dem investigativen Inhalt den Vorrang zu geben.

3. “Kopie aus dem russischen Gesetz”
(taz.de, Vivien Mirzai)
Der georgische Jurist Sandro Baramidze spricht im Interview mit Vivien Mirzai über das “Transparenzgesetz”, das Anfang August in Georgien vollständig in Kraft treten soll: “Dieses Gesetz ist ein Copy-Paste-Gesetz aus dem russischen Gesetz von Putin.” Das Ziel der regierenden Partei Georgischer Traum sei es, “die NGOs und unabhängige Medien auszuschalten.”

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4. Wahlberichterstattung auf dem Prüfstand
(verdi.de)
Bei einer Podiumsdiskussion in Berlin hinterfragten Experten wie Jay Rosen und Errin Haines traditionelle journalistische Neutralitätsstandards angesichts politischer Asymmetrien, insbesondere seit der Ära Trump. Sie betonten die Notwendigkeit eines stärker menschenrechtsbasierten Journalismus. Deutsche und US-amerikanische Journalistinnen und Journalisten diskutierten die Herausforderungen der Wahlberichterstattung und die Gefahren von Desinformation sowie populistischen Strategien. Sie stellten dabei die Bedeutung von Faktentreue und Kontextualisierung heraus.
Weitere Lesehinweise: Wahlberichterstattung braucht ein Umdenken: Statt Politiker*innen müssen Wähler*innen im Fokus stehen (neuemedienmacher.de).
Die “taz” kooperiert in diesem Sommer mit den Autorinnen Manja Präkels, Tina Pruschmann und Barbara Thériault, die im Rahmen des Rechercheprojekts “Überlandschreiberinnen” Reportagen aus den drei ostdeutschen Bundesländern, in denen im September Wahlen anstehen, verfassen: “Die drei Autorinnen reisen vor den Landtagswahlen durch Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Ihre Eindrücke halten sie in essayistisch-literarischen Langzeitbeobachtungen fest. Vom 6. Juli bis 31. August werden ihre Texte in der Wochentaz erscheinen.” (taz.de)

5. Dieses Foto wurde vielleicht oder vielleicht nicht mit KI erstellt
(zeit.de, Eike Kühl)
Wie Eike Kühl berichtet, hat der Konzern Meta seine Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten auf Facebook und Instagram von “Made with AI” in “AI Info” geändert, da das ursprüngliche System nicht zuverlässig funktionierte. Die Änderung erfolgte, nachdem Fotos fälschlicherweise als KI-generiert gekennzeichnet wurden, obwohl sie nur minimal bearbeitet worden waren. Die neue Kennzeichnung solle die Nutzerinnen und Nutzer darauf hinweisen, dass die Inhalte möglicherweise mit Künstlicher Intelligenz bearbeitet wurden, könne aber immer noch zu Verwirrung führen.

6. Offener Brief für den Erhalt der Hörspielförderung der Film- und Medienstiftung NRW
(pro-hoerspiel.de)
Zahlreiche Organisationen und Akteure aus dem Hörspielumfeld haben sich in einem offenen Brief für den Erhalt der Hörspielförderung der Film- und Medienstiftung NRW ausgesprochen. Sie fordern die Gesellschafter, Geldgeber und Aufsichtsräte auf, die Streichung der Hörspielförderung durch den neuen Geschäftsführer Walid Nakschbandi rückgängig zu machen. Sie betonen die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung des Hörspiels und kritisieren die “überhastete” und “unkoordinierte” Entscheidung, die ohne ein neues Konzept getroffen worden sei.

7. Lindner (FDP) setzt “taz” mit rechtspopulistischem Portal “NIUS” gleich
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:06 Minuten)
Zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Am Dienstag haben wir in den “6 vor 9” auf die Reaktion der “taz”-Chefredaktion auf einen Tweet von Finanzminister Christian Lindner hingewiesen. Lindner hatte in dem Tweet sein Interview mit der rechtspopulistischen Krawallseite “Nius” gerechtfertigt und “Nius” in einem Atemzug mit der “taz” genannt. Bei radioeins kommentiert “6-vor-9”-Kurator: “Mit seinem Interview und seinen späteren Äußerungen verleiht Lindner dem Portal eine Legitimität, die ihm nicht zusteht. Lindner wertet eine rechtspopulistische Desinformations- und Hetzplattform auf, die journalistische Standards missachtet und Stimmungsmache betreibt. Und er tut das nicht nur in seinem Namen, sondern vereinnahmt auch SPD und Grüne dafür. Und ‘Nius’ nutzt das Interview, um sich lautstark als Gesprächspartner der gesamten Bundesregierung aufzuspielen.”

Joe Bidens Zustand, Bücher egal?, Grimme Online Award

1. Und plötzlich stellt sich die Frage nicht mehr, ob Medien über Joe Bidens Geisteszustand berichten sollten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Dürfen Medien über die schlechte gesundheitliche Verfassung eines Politikers berichten, auch wenn zu befürchten ist, dass rechte Kreise sich dies für ihre Propaganda zunutze machen? Ja, findet Medienkritiker Stefan Niggemeier mit Blick auf den Wahlkampf in den USA: “Das Beispiel Joe Biden mahnt, dass Verschweigen oder Herunterspielen keine gute Idee ist. Zu oft erscheint aber gerade das der erste und dominierende Gedanke von links in medienkritischen Diskussion in sozialen Medien: die Forderung, über bestimmte Themen, Personen oder Probleme nicht zu berichten, weil man damit nur ‘der anderen Seite’ in die Hände spielt.”

2. 1 Jahr Hinweisgeberschutzgesetz: Evaluation unerwünscht?
(whistleblower-net.de)
Das vor einem Jahr in Kraft getretene Hinweisgeberschutzgesetz soll Whistleblower vor Repressalien schützen und Whistleblowing erleichtern. Trotz rechtlicher Verbesserungen würden in der Praxis in vielen Kommunen und Unternehmen oft die notwendigen internen Meldestellen fehlen. Das Whistleblower-Netzwerk kritisiert, dass der Anwendungsbereich des Gesetzes zu eng sei, nationale Sicherheit und Nachrichtendienste ausgenommen seien und der Gang an die Öffentlichkeit “nur in Ausnahmefällen geschützt, langwierig und rechtsunsicher” sei.

3. Bücher? Uns doch egal!
(taz.de, Dirk Knipphals)
“Etwas ist zerrissen zwischen den öffentlich-rechtlichen Medien und der Literaturszene. Der Verdacht ist längst da: Zur Literatur gibt es von den Managern der Sender aus in Wirklichkeit gar kein Verhältnis mehr”. “taz”-Literaturredakteur Dirk Knipphals schreibt sich in seinem “Wutausbruch” den Frust über die erneute Streichung von Literatursendungen von der Seele. Proteste seien sinnlos, so Knipphals: “Weil die Managerriegen der Sender längst illiterat sind.”

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4. Grimme Online Award findet 2024 doch noch statt
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Lange Zeit stand zu befürchten, dass der Grimme Online Award aufgrund der desolaten Finanzlage des zuständigen Grimme-Instituts in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Nun ist das Land Nordrhein-Westfalen eingesprungen und hat wesentliche Teile der Finanzierung übernommen. Nominierungen seien den ganzen Juli über möglich.

5. Newsletter Netzwerk Recherche
(netzwerkrecherche.org, Daniel Drepper)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Daniel Drepper zur bevorstehenden NR-Jahrestagung. Außerdem gibt es wie immer einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Die Renaissance des Handwerks
(netzpolitik.org, Vincent Först)
Vincent Först beschreibt, wie Content Creator in Sozialen Medien traditionelle Handwerkskunst wiederbeleben, indem sie ihre handwerklichen Prozesse filmen und als Videos hochladen. Dies ermögliche den Zuschauerinnen und Zuschauern, die Schönheit und den Wert von Handarbeit zu schätzen und gleichzeitig die Content Creator durch Werbeeinnahmen und Sponsoren zu unterstützen.

KW 26/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. European Publishing Congress 2024
(spotify.com, Su Holder & Chris Guse, Audio: 41:04 Minuten)
Wer sich für das Thema Podcasten interessiert, kennt vielleicht schon das Format “Übers Podcasten” von Su Holder und Chris Guse. Bei der hier verlinkten Folge handelt es sich um ein (erstaunlich gut gelungenes) Experiment vom European Publishing Congress 2024: “Vor Ort haben wir live die Keynotes mithilfe von KI in fünf verschiedene Sprachen übersetzt. Aus den Transkripten haben wir dann diese Podcast-Folge erstellt, indem wir mit einem KI-Modell die Vorträge zusammengefasst und sie anschließend mit KI-Stimmen neu vertont haben.”

2. Historische Medien und Maschinelles Lernen
(youtube.com, Marten Düring, Video: 45:41 Minuten)
“Impresso – Media Monitoring of the Past” ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich mit der Digitalisierung und Analyse historischer Zeitungen und Radiosendungen beschäftigt. Marten Düring stellt das Projekt vor, bei dem es um das “Zusammenspiel von Infrastrukturen, Methoden und Akteuren” geht. Ein Fachvortrag, der aber auch für interessierte Laien etwas sein dürfte. Und der zeigt, was man aus historischen Texten und Nachrichten alles herausholen kann.

3. Italien
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 40:57 Minuten)
In den radioeins-“Ferngesprächen” lässt Holger Klein Korrespondentinnen und Korrespondenten über ihre Region und ihre Arbeit vor Ort zu Wort kommen. Diesmal ist Jörg Seisselberg dabei, der nach seiner Zeit als NDR-Parlamentskorrespondent seit Anfang 2019 für die ARD aus dem Studio Rom über Italien, den Vatikan und Malta berichtet.

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4. ZDF-Chef im Interview: Rundfunkgebühren, Jan Böhmermann & Satire
(youtube.com, Philipp Westermeyer, Video: 1:28:45 Stunden)
In diesem Gespräch mit ZDF-Intendant Norbert Himmler geht es um die Rundfunkgebühr und ihre Rechtfertigung, um die Bedeutung der ZDF-Programme und ihre Wirkung auf unterschiedliche Zielgruppen sowie um die Herausforderung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, junge Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen. Und natürlich geht es ums liebe Geld, denn das ZDF hat zwar einen Milliardenetat, muss aber trotzdem sparen.

5. Janique Johnson – RTL Wettermoderatorin & RTL Zwei News-Moderatorin
(spotify.com, Lisabell Shewafera, Audio: 35:41)
In der aktuellen Ausgabe des Podcasts “Inside Medien” ist die deutsch-US-amerikanische Moderatorin Janique Johnson zu Gast, die bei RTL als Wetter- und bei RTL 2 als News-Moderatorin tätig ist. Mit Lisabell Shewafera hat sie sich über ihren Werdegang und ihre laufenden Projekte unterhalten.

6. Das Ende von Social Media?
(youtube.com, Christian Jakubetz, Video: 29:22 Minuten)
Kommt Social Media, wie wir es kennen, langsam an sein Ende? Darüber spricht Christian Jakubetz mit Dominik Ruisinger, der dazu gerade ein Buch veröffentlicht hat. Es geht um Ziele und Zielgruppen, um Originalität und Qualität und um die Frage, wie man in dem Rennen um Aufmerksamkeit und in dem Überangebot von Inhalten überhaupt noch gesehen werden kann.

Umstrittener Gesetzentwurf, KI-Resilienz, Glücksspiel-Problem

1. Wer Terror im Netz gutheißt, soll gehen
(tagesschau.de)
Das Kabinett habe einem Gesetzentwurf zugestimmt, nach dem Ausländer ausgewiesen und abgeschoben werden können, wenn sie im Internet Terrortaten billigen. Es sei jedoch noch unklar, was genau unter einer Billigung zu verstehen ist. So habe die Innenministerin gesagt, es gehe dabei nicht “um den kleinen Klick und den kurzen Like”. Die rechtspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Clara Bünger, halte die Entwicklung für “den vorläufigen Höhepunkt einer besorgniserregenden Entwicklung”.

2. Schläge ins Gesicht, Knie im Rücken
(taz.de, Joscha Frahm)
Wie die “taz” berichtet, wurde bei der Besetzung der Berliner Humboldt-Uni im Mai ein Journalist mutmaßlich von einem Polizisten verletzt. Ignacio Rosaslanda, ein Videoreporter der “Berliner Zeitung”, sei während seiner Arbeit von einem Polizeibeamten angegriffen und fast eine Stunde auf dem Boden fixiert worden. Die Berliner Polizei habe eine Anfrage der “taz” zu dem Vorfall nicht beantwortet – sie habe derzeit zu viel mit der Fußball-EM zu tun, eine rechtzeitige Beantwortung sei daher nicht möglich.

3. Verkaufen Redaktionen ihre Seele?
(journalist.de, Stephan Weichert)
Beim “journalist” macht sich Stephan Weichert Gedanken über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Redaktionen und empfiehlt Medienhäusern, Schnittstellenressorts aufzubauen und die Möglichkeiten von KI für sich auszuloten: “KI-Resilienz wird deshalb eine Schlüsselkompetenz werden. Journalisten brauchen sie, um den Ausgleich hinzukriegen: zwischen machtvollen KI-Systemen in ihren Redaktionen und den Ansprüchen einer unabhängigen, demokratisch legitimierten Medienöffentlichkeit.”

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4. Österreichs Medien haben ein Glücksspiel-Problem
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
“In vielen österreichischen Onlinemedien erscheint regelmäßig Werbung für illegale Online-Casinos. Dazu kommt noch Werbung für legales Glücksspiel, die oft nicht als solche zu erkennen ist.” Das ist das Ergebnis einer “Kobuk”-Recherche, die zeigt, dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt, sondern dass das Ganze offenbar System hat.

5. Wie gut gemacht ist die neue „Tagesschau“ in Einfacher Sprache?
(uebermedien.de, Holger Klein, Video: 16:52 Minuten)
Vor knapp zwei Wochen haben wir in den “6 vor 9” darauf hingewiesen, dass die “Tagesschau” seit Kurzem eine Sendung in Einfacher Sprache anbietet, um den rund 17 Millionen Menschen in Deutschland, die Schwierigkeiten haben, komplexe Texte zu verstehen, den Zugang zu Nachrichten zu erleichtern. Holger Klein hat im “Übermedien”-Podcast mit Andrea Halbritter, Germanistin und Übersetzerin für Leichte und Einfache Sprache, gesprochen: Was ist der Unterschied zwischen Leichter und Einfacher Sprache? Welche Reaktionen hat sie von Menschen aus der Zielgruppe erlebt? Und kann man jede komplexe Nachricht vereinfachen?

6. Beinahe-Boykott: Autorenverband im Clinch mit Münchner Filmfest
(dwdl.de, Torsten Zarges)
Der Deutsche Drehbuchverband (DDV) beklage, dass Drehbuchautoren und -autorinnen beim Filmfest München nicht angemessen gewürdigt würden, was fast zu einem Boykott des Festivals geführt hätte. Trotz jahrelanger Beschwerden und Proteste werde die Berufsgruppe immer noch nur im Kleingedruckten erwähnt, während Regisseure und Regisseurinnen einen prominenten Platz bekämen. Nun hätten die Festivalmacher dem DDV ein Gesprächsangebot gemacht.

KI als Superkraft?, Umgang mit Rechtsruck, Gründe für das Fediverse

1. “Für Journalisten kann KI zur Superkraft werden”
(journalist.de, Catalina Schröder)
Catalina Schröder hat mit dem Wissenschaftsjournalisten Jakob Vicari über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gesprochen. “KI-Euphoriker” Vicari betrachtet diese als revolutionäres Werkzeug im Journalismus, das personalisierte Nachrichten und neue Rechercheansätze ermögliche. Ein lesenswertes Interview, auch wegen der darin angesprochenen und unter dem Gespräch verlinkten KI-Tools.
Dazu noch ein Hörtipp: Alles nur noch KI? – Künstliche Intelligenz in der Medienproduktion: “Eine kürzlich herausgekommene Studie von Bertelsmann bescheinigt der Künstlichen Intelligenz in der Medienproduktion ein enormes Potential. Ganze Inhaltebereiche könnten künftig von der KI produziert werden.” (sr.de, Michael Meyer & Florian Mayer, Audio: 19:46 Minuten)

2. Haben Medien eine Antwort auf den Rechtsruck?
(sueddeutsche.de, Nadja Zaboura, Audio: 42:05 Minuten)
Im Medienpodcast “quoted” ist der Sozialwissenschaftler Cihan Sinanoğlu, Leiter des Nationalen Monitorings Diskriminierung und Rassismus, zu Gast. Nadja Zaboura spricht mit ihm über die Rolle von Medien angesichts problematischer politischer Entwicklungen: “Welche Rolle spielen ganz konkret journalistische Medien bei der Frage, wie polarisiert oder differenziert politische und gesellschaftliche Debatten verlaufen? Welche Art der Berichterstattung fördert eher konstruktive, welche eher destruktive Kräfte? Was ist gut am Umgang der Medien mit dem Rechtsruck und was müsste sich ändern?”

3. “Journalismus ist ja immer noch der tollste Beruf”
(deutschlandfunk.de, Martin Krebbers)
Die Deutsche Journalistenschule (DJS) bildet jedes Jahr 45 ausgewählte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten aus. Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der DJS hat Martin Krebbers mit der aktuellen Leiterin Henriette Löwisch einen Blick auf die Geschichte der Schule geworfen. Löwisch spricht über die Veränderungen im Journalismus seit ihrer Zeit als DJS-Schülerin, insbesondere durch die Digitalisierung, die zwar Effizienz in der Recherche gebracht, aber auch zu weniger direktem menschlichen Kontakt und Vertrauensverlust geführt habe.

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4. Stuttgarter Zeitungen im Streik
(verdi.de)
Seit fast zwei Jahren bemühe sich die Gewerkschaft Verdi vergeblich, die Geschäftsführung der Zeitungsgruppe Stuttgart GmbH zu Tarifverhandlungen zu bewegen, woraufhin nun Streikmaßnahmen begonnen hätten: “Rund 100 Teilnehmer*innen einer Kundgebung vor dem Stuttgarter Gewerkschaftshaus prangerten am vergangenen Freitag die ungerechten Arbeitsbedingungen und die zunehmende Tarifflucht in der Medienholding Süd an. Zu dem Konzern gehören unter anderem die beiden renommierten Blätter Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.”

5. BJV startet “Woche der Medienpolitik” vor der Europawahl
(bjv.de, Benedikt Frank)
Direkt vor der anstehenden Europawahl initiiert der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) eine “Woche der Medienpolitik”, um auf wichtige Themen wie Pressefreiheit, KI, SLAPP-Klagen, Gleichstellung und die Whistleblower-Richtlinie aufmerksam zu machen. Themen also, die durch EU-Gesetzgebung direkt beeinflusst werden. Im Rahmen dieser Aktion wurden digitale Diskussionsrunden mit deutschen Europa-Politikerinnen und -Politikern aufgezeichnet. Diese Gespräche werden vom 3. bis 7. Juni täglich auf dem Youtube-Kanal des BJV sowie auf dessen Website veröffentlicht.

6. Viele gute Gründe für das Fediverse
(netzpolitik.org, Mario Birkholz)
Mario Birkholz plädiert in seiner Kolumne für eine aktivere Rolle der Hochschulen in der digitalen Kommunikationslandschaft: “Statt es einigen wenigen Großkonzernen zu überlassen, könnte an den Hochschulen die Entwicklung von Software für das Fediverse unterstützt, die Software getestet, Server in Betrieb genommen, Instanzen moderiert und zukünftige Fediverser geschult werden.”

Kunstkritik und Hundekot, Reichelt muss nachliefern, Väterrechtler

1. Dürfen Medien Leute, die Nazi-Parolen singen, an den Pranger stellen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:40 Minuten)
Seit einigen Tagen kursieren im Internet Videoaufnahmen von feiernden, jungen Menschen auf Sylt, die fremdenfeindliche Parolen skandieren und teilweise einen verkappten Hitlergruß zeigen. Diese Aufnahmen oder Teile davon wurden in Medien vielfach unverpixelt gezeigt, so dass die Identität der Beteiligten und deren persönlicher Hintergrund ermittelt und publiziert werden konnte. Holger Klein hat den Juristen Felix Damm gefragt: “Ist das in Ordnung? Dürfen Medien Menschen, die so eine Parole öffentlich skandieren, dann auch öffentlich vorführen? Wo verlaufen die Grenzen? Und können die Betroffenen womöglich Persönlichkeitsrechte geltend machen, also juristisch gegen Medien vorgehen?” Damm hält einen großen Teil der Veröffentlichungen für “gravierend rechtsverletzend”.

2. Reichelt verdonnert: Gericht fordert nach Lüge neues Video
(t-online.de, Lars Wienand)
Der ehemalige “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt hat falsche Behauptungen über die Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline verbreitet und muss nun auf Anordnung des Berliner Kammergerichts ein Richtigstellungsvideo auf seinem Kanal veröffentlichen. Das Gericht habe ein Zwangsgeld in Höhe von 5.000 Euro verhängt, weil Reichelt eine frühere gerichtliche Entscheidung missachtet habe, und drohe mit weiteren Strafen, falls er nicht nachbessert. Lars Wienand kommentiert bei t-online.de: “Das sture Verhalten von Julian Reichelt trägt dazu bei, dass die Vorgaben für Gegendarstellungen bei YouTube-Videos klarer werden.”

3. Wie “Stern” auf Väterrechtler-Propaganda hereinfiel
(volksverpetzer.de, Matthias Meisner)
Beim “Volksverpetzer” kritisiert Matthias Meisner eine Titelgeschichte des “Stern” über Trennungskinder. Der Beitrag stelle einseitig die Perspektive von Väterrechtlern dar, insbesondere durch den Psychologen Stefan Rücker, der den umstrittenen Begriff der “Eltern-Kind-Entfremdung” propagiere. Der “Stern”-Artikel überbetone die negativen Folgen von Trennungen und ignoriere den Gewaltaspekt, was zu einer verzerrten Darstellung beitrage.

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4. Immer mehr Internetsperren weltweit
(netzpolitik.org, Nora Nemitz)
Wie Nora Nemitz bei netzpolitik.org berichtet, zeigt der “KeepItOn”-Bericht (PDF), dass es im Jahr 2023 weltweit mindestens 283 Internetsperren in 39 Ländern gab, oft während Konflikten oder politischer Instabilität. Die meisten Sperrungen habe es – zum sechsten Mal in Folge – in Indien gegeben. Marginalisierte Gruppen wie die LGBTQ+-Gemeinschaft seien besonders betroffen, da die Sperren oft auf ihre Kommunikationsplattformen abzielen.

5. Wie uns Russland in die Netzwerke funkt
(zeit.de, Pauline Schinkels)
Pauline Schinkels berichtet von russischen Desinformationskampagnen in Sozialen Netzwerken. Dort würden gefälschte Inhalte verbreitet, die seriösen deutschen Medien ähneln. In der sogenannten “Doppelgänger-Kampagne” seien beispielsweise gefälschte Tweets und Artikel prominent genutzt worden, um Verwirrung zu stiften und Misstrauen zu säen. Es sei zu befürchten, dass diese Aktionen insbesondere im Wahljahr 2024 darauf abzielen, politische Wahlen in Deutschland und Europa zu beeinflussen.

6. Wie das Kunstsystem sich das Kunsturteil vom Hals schafft
(faz.net, Johannes Franzen)
Johannes Franzen schreibt in der “FAZ” über den Fall des Choreografen Marco Goecke, der eine Ballettkritikerin mit Hundekot attackiert hatte und anderthalb Jahre später zum Ballettdirektor in Basel ernannt wurde. Der Fall mache den Statusverlust der Kritik deutlich, so Franzen: “Der Skandal fällt in eine Zeit, in der professionelle Kritik an vielen Fronten geschwächt dasteht. Kulturjournalistische Formate werden eingespart. Die wirtschaftliche Infrastruktur, die das professionelle Schreiben über Kunst und Kultur möglich macht, schrumpft zusammen. Die Reaktion auf den Fall Goecke kann vor diesem Hintergrund auch als höhnische Geste des Triumphs eines Milieus gedeutet werden, das davon überzeugt ist, die professionelle Kritik nicht mehr zu brauchen.

7. Die CDU und ihre Online-Umfrage zum Verbrennungsmotor
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:00 Minuten)
Als siebter und zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator eine abgebrochene Online-Umfrage der CDU zum Verbrennungsmotor: “Digitale Beteiligung kann nur funktionieren, wenn die Verantwortlichen mit der nötigen Sorgfalt und Kompetenz vorgehen. Ich sag’s mal so: Die CDU hat hier gleich mehrfach versagt.”

KW 21/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Was haben wir aus dem Fall Föderl-Schmid gelernt?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 30:51 Minuten)
Holger Klein und Stefan Niggemeier sprechen im “Übermedien”-Podcast über die Aufarbeitung der Plagiatsvorwürfe gegen Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”: Wie konnte sich die Geschichte zum Skandal ausweiten? Was kann man Föderl-Schmid vorwerfen? Und was nicht? Und warum hat “Übermedien” nicht berichtet, obwohl die Redaktion von den Vorwürfen wusste?
Weiterer Hörtipp: Bei “BR24 Medien” fragt Nina Landhofer: “Machen wir es uns im journalistischen Alltag manchmal zu einfach? Brauchen wir mehr Regelungen darüber, wie man mit Quellen umgeht, wo man sie verlinkt, wo nicht, oder engt das zu sehr ein?” (ardaudiothek.de, Audio: 26:34 Minuten)

2. Masse statt Klasse? DGB-Kritik an Wirtschafts-TV
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:27 Minuten)
“Viel Kraft – wenig Biss”. So lautet das Fazit einer Studie der DGB-nahen Otto Brenner Stiftung zur Wirtschaftsberichterstattung in ARD und ZDF (PDF). Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer haben sich mit SR-Wirtschaftsredakteur Wolfgang Wirtz-Nentwig über die Kritik an der Fernsehberichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen unterhalten.

3. Im Todesmut der schlechten Quote mit Friedrich Küppersbusch
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 24:29 Minuten)
Was kann man im Superwahljahr von der Wahlberichterstattung im Fernsehen erwarten? Das hat Alexander Matzkeit den Politjournalisten und Fernsehproduzenten Friedrich Küppersbusch gefragt (Spoiler: nicht viel). Außerdem geht es um “Moral, TikTok und Deutschlands vier beste politische Interviewer:innen aller Zeiten” sowie die Doku über den Medienanwalt Christian Schertz.

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4. Journalismus unter Druck #4 – KI als Retter des Journalismus?
(youtube.com, Vera Linß, Video: 1:35:27 Stunden)
Bei der Heinrich-Böll-Stiftung wurde über die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auf den Journalismus diskutiert: Welche Regeln brauchen wir, um das Beste aus der KI rauszuholen und Risiken zu minimieren? Als Expertinnen und Experten mit dabei: Stephan Weichert (Vocer Institut für Digitale Resilienz), Sascha Devigne (Chefredakteur “Studio 47”), Marie Todeskino (Mitglied der Chefredaktion bei Ippen Digital) und Ole Reißmann (Leiter KI in der “Spiegel”-Gruppe).
Weiterer Gucktipp: Unbedingt empfehlenswert ist die Keynote von Philipp “Pip” Klöckner auf dem OMR-Festival, einer Großveranstaltung zu digitalem Marketing und Technologie: “Wo wir in Sachen KI wirklich stehen und was uns erwartet” (youtube.com, Philipp Klöckner, Video: 46:49 Minuten).

5. Nachhaltigkeit und Emotion als Faktoren journalistischer Arbeitsqualität
(youtube.com, Marlis Prinzing, Video: 20:55 Minuten)
Bei der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik ging es um “Nachhaltigkeit in der Medienkommunikation. Ethische Anforderungen und praktische Lösungsansätze”. Nun hat der Veranstalter einige Mitschnitte online gestellt, darunter den Vortrag von Marlis Prinzing zum Thema “Nachhaltigkeit und Emotion als Faktoren journalistischer Arbeitsqualität”.

6. Eine kleine Geschichte der verlorenen Bücher
(geschichte.fm, Richard Hemmer & Daniel Meßner, Audio: 54:31 Minuten)
Bei “Geschichten aus der Geschichte” sprechen Richard Hemmer und Daniel Meßner diesmal über Bücher: “Allerdings nicht in erster Linie darüber, wie sie entstanden, sondern wie sie im Laufe unserer Geschichte immer und immer wieder zerstört wurden.”

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