Suchergebnisse für ‘LINK’

Und noch ‘ne Torte

Oh, nein! Bild.de hat es schon wieder getan!

Bevor wir jedoch darauf zu sprechen kommen, was, hier aus gegebenem Anlass zunächst ein kleiner Link zu Renate Wanner in die “Sindelfinger Zeitung”. Aber nun zurück zu Bild.de:

Dort sieht die Tortengrafik zu aktuellen “WM-Frage der Woche” (“Wurde Kahn von Klinsi fair behandelt?”) nämlich so aus:

Doch halt, nein, stopp! Das stimmt natürlich nicht. Die Bild.de-Grafik sieht gar nicht so aus, sie könnte nur, wie wir wissen, ebensogut so aussehen wie die von uns angefertigte und abgebildete Montage. Selbstverständlich sieht die echte Tortengrafik von Bild.de ganz anders aus.

Nur mit der Idee, Prozentanteile in einem Tortendiagramm so darzustellen, dass die Größe der Tortenstücke den Prozentanteilen entspricht, hat auch die echte Bild.de-Grafik nichts zu tun. Sie sieht eher so aus wie eine umdekorierte Wiederverwertung einer anderen Torte. Dabei wäre es gar nicht so schwierig für Bild.de, ein korrektes Tortendiagramm zur aktuellen WM-Frage aufzutreiben. Das findet sich nämlich heute, weltexklusiv, in der gedruckten “Bild”.

Mit Dank Alexander W. für den Hinweis.

Nachtrag, 19.40 Uhr: Bild.de hat die Grafik inzwischen geändert — und dieses Mal etwa sogar auf Anhieb korrigiert?

“Bild”-Wolf ist eine Ente

“Bild” schreibt heute:

Lausitz-Wolf reißt süßes Lamm!

So, so. “Bild” schreibt weiter:

“Den bösen Wolf gibt es wirklich!”
(Link von uns.)

Aha. Und dann schreibt “Bild” noch:

“Oskar, das süße Osterlamm, ist tot. Das Tier mit dem weichen Fell wurde völlig zerfetzt — von einem Wolf!”

Sogar einen Kronzeugen hat die “Bild”-Zeitung für ihre Meldung — “Roland Schöbel (48, Landwirt)”, den Besitzer des Lamms. In “Bild” heißt es:

“(…) Roland Schöbel (…) entdeckte eindeutige Wolfsspuren.”

Seltsam nur, dass uns Jana Schellenberg, Leiterin des Kontaktbüros “Wolfsregion Lausitz”, sagt, die Höhe des Zaunes, hinter dem sich das Lamm aufhielt, die Größe eines Lochs im Zaun, die entdeckten Spuren, insbesondere aber die Bissverletzungen des Lammes, ließen ohne Zweifel darauf schließen, dass hier kein Wolf das kleine Lamm getötet habe, sondern “eindeutig ein Fuchs”. Es gebe ein Gutachten aus dem hervorgehe: “Ein Wolf war es definitiv nicht.”

Und siehe da, so steht es auch anderswo — in der “Lausitzer Rundschau” zum Beispiel unter der Überschrift:

“Lamm in Bärwalde vom Fuchs gerissen
Gerüchteküche sprach von einem Wolf”

Und in der “Sächsischen Zeitung” unter der Schlagzeile:

“Kein Wolf, ein Fuchs riss bei Boxberg ein Lamm”

Und selbst beim kleinen Lokalrundfunk Elsterwelle heißt es:

“Fuchs tötet Lamm in Bärwalde”

Nur “Europas größte Tageszeitung” hat sich die Recherchen gespart und stattdessen lieber — ohne wenn und aber — eine Falschmeldung verbreitet.

Mit Dank an Mirko K. für den Hinweis.

“Staunen über Daunen”

Nette Idee eigentlich von Bild.de, die heutige Titelschlagzeile der “Bild”-Zeitung (“Loriot – Rührender Abschied vom TV!”) mit einer Bilderschau (“Loriot: Seine schönsten Sketche in Bildern”) anzureichern. So gehört sich das für die “multimediale Erweiterung von BILD”, auch wenn “Bild” sich bei Bedarf gern mal von Bild.de distanziert.

Problematisch wird das Ganze allerdings, wenn Bild.de unter einen der “schönsten Sketche” schreibt:

Staunen über Daunen! In "Pappa ante Portas" schenkt Loriot einer älteren Dame - wie übrigens auch die übrige Verwandschaft -- wärmende Bettwäsche

Denn offenbar hat der zuständige Fotobetexter bei Bild.de den Film “Pappa ante Portas” nie gesehen. Die abgebildete Szene zeigt nämlich etwas derart anderes, dass sich nicht einmal aufzuschreiben lohnt, was eigentlich. Deshalb nur soviel: Loriot (rechts im Bild in seiner Rolle als “Heinrich Lohse”) “schenkt” darin keiner “älteren Dame” wärmende Bettwäsche. Ebensowenig handelt es sich bei den übrigen drei Personen um “die übrige Verwandschaft”, sondern um Lohses Haushälterin (links im Bild) und zwei Hausierhändler für handgefertigte Wurzelbürsten und Badezusatz (Bildmitte).

Mit anderen Worten: Bild.de hat sich bei der Betextung des Fotos einfach was ausgedacht, zurechtfantasiert, ja, man könnte auch sagen: die Bild.de-Leser belogen. Das ist in diesem Fall natürlich nicht sonderlich schlimm, aber natürlich mal wieder gut zu wissen.

Mit Dank an Le-Grex und Joachim W. für den Hinweis.

Nachtrag, 15.07 Uhr: Wie kommt’s? Plötzlich heißt es bei Bild.de zu dem Foto nur noch:

Loriot in einer Szene aus "Pappa ante Portas"

Nachtrag, 15.20 Uhr: Ach ja, und dann sei an dieser Stelle (mit Dank an Henning B. für den Hinweis) vielleicht doch noch nachgetragen, dass auch die Betextung eines weiteren Fotos (Bild.de schreibt: “Poetische Panne! Im Film ‘Pappa ante Portas’ spielt Loriot u.a. einen Schriftsteller mit Sprachfehler — wir hatten Lach-Tränen in den Augen”) so nicht richtig ist. Loriot, hier in der Rolle des Schriftstellers Lothar Frohwein, hat mitnichten einen Sprach- oder besser Sprechfehler, sondern einen lästigen Schluckauf. Als Alternativtext empfehlen wir deshalb auch hier: “Loriot in einer Szene aus “Pappa ante Portas”.

Nachtrag, 16.30 Uhr (und abermals mit Dank an gleich mehrere Hinweisgeber): In einem “Damenhut-Geschäft” spielt diese in der Kulisse einer Damenunterwäsche-Abteilung gedrehte Szene aus “Pappa ante Portas” auch nicht.

Parteiübergreifende Kritik an “Bild”

Die “Bild”-Zeitung berichtet heute, dass Bundestagspräsident Norbert Lammert ihr angesichts ihrer unakzeptablen Kampagne eine “unakzeptable Kampagne” vorgeworfen habe:

Lammert sprach sogar von “Vorführung und Nötigung des Bundestages”.

Auch der zugehörige “Bild”-Kommentar erweckt den Eindruck, es sei allein Lammert gewesen, der “Bild” diese Vorwürfe gemacht habe. Dem ist nicht so. (Auch wenn FDP-Chef Guido Westerwelle die Zeitung in Schutz nimmt.) Im selben Interview Lammerts, aus dem “Bild” zitiert, sogar im selben Satz betont der Bundestagspräsident, dass er mit seiner Kritik nicht alleine sei:

… zumal gestern Abend alle Fraktionen sich ausdrücklich von dieser Kampagne der “Bildzeitung” distanziert haben und gerade die damit offenkundig beabsichtigte Vorführung und Nötigung des Bundestages als in der Form und in der Sache vollständig unakzeptabel zurückgewiesen haben.
(Hervorherbung von uns.)

Die “Bild”-Zeitung verschweigt auch, dass der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Joachim Poß ihre Art der Berichterstattung gestern im Bundestag zum Thema machte. Laut Protokoll der Plenar-Sitzung sagte er:

Lieber Herr Präsident Lammert, Sie begrüße ich heute Morgen besonders freundlich, weil ich finde, dass Sie Opfer einer üblen Kampagne der Zeitung mit den großen Buchstaben sind.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Parteiübergreifend sind wir der Auffassung, dass sich die Politik nicht alles gefallen lassen darf, wenn so gemobbt wird wie hier im Einzelfall geschehen. Das ist auch nicht der erste Fall.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Oskar Lafontaine (DIE LINKE))

Danke auch an Thomas S.!

Kurz korrigiert (84-86)

Es ist ja eigentlich halb so wild, dass Bild.de schreibt, der in den USA angeklagte Zacarias Moussaoui (oder auch “Zacharias Moussaoui”, da mag Bild.de sich nicht entscheiden), sei “Todespilot vom 11. September” gewesen, obwohl das schon deswegen unmöglich ist, weil er bereits im August 2001 festgenommen worden war, wie man als Bild.de-Leser wenig später erfährt. Und dass Bild.de meint, die Anschläge vom 11. September hätten in “New York und Washington” stattgefunden, auch darüber mag man u.U. hinwegsehen. Zumal man bei einem Besuch der Pentagon-Homepage den Eindruck gewinnen könnte, das Gebäude befinde sich in Washington, obwohl es doch in Arlington (Virginia) liegt.

Nicht nachvollziehbar ist dagegen die Bild.de-Behauptung, es handle sich bei dem Prozess gegen Zacarias Moussaoui um den “weltweit ersten Prozeß gegen die Terroristen vom 11. September 2001″. Schließlich war doch der Prozess gegen Mounir al Motassadeq, der bekanntlich in Deutschland stattfand, der weltweit erste Prozess im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September. Und auch der Prozess gegen Abdelghani Mzoudi (ebenfalls in Deutschland) fand früher statt. Das hätten die Mitarbeiter von Bild.de sogar auf Bild.de nachlesen können.

Mit Dank an André K. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 29.3.2006: Der Terrorismusbeauftragte von Bild.de hat den “weltweit ersten Prozeß” inzwischen zum “US-Prozeß” heruntergestuft.

Symbolfoto XXXIV

“Elite-Soldaten holen Geiseln raus”, schreibt “Bild” heute und will die tolle Geschichte natürlich auch bebildern. Naturgemäß sind bei solchen geheimen Unternehmen jedoch keine Pressefotografen dabei. Die “Bild”-Redaktion hat sich deshalb mal wieder für ein Symbolfoto entschieden (siehe Ausriss), das sie wie folgt betextet:

"Elitesoldaten der Engländer und Amerikaner befreiten die Geiseln. Das Foto zeigt eine US-Einheit, die mit dem Hubschrauber bei der Offensive in der vergangenen Woche abgesetzt wurde."

Die Betextung des Fotos ist Unsinn: Ob und inwieweit an der Aktion überhaupt “Amerikaner” beteiligt waren — wer weiß. (In der britischen “Times” heißt es: “The force consisted mainly of SAS troopers, backed by about 50 soldiers from the 1st Battalion The Parachute Regiment and Royal Marines — all members of the Special Forces Support Group codenamed Task Force Maroon.” Kurzum: Es waren “mainly” Briten.) Und dass die “Offensive in der vergangenen Woche”, mit der “Bild” glaubt, den aktuellen Artikel illustrieren zu müssen, nichts mit die Befreiung dreier britischer Geiseln zu tun hat, lässt das Blatt zumindest unerwähnt.

Bedauerlicherweise zeigt die von “Bild” als Symbolfoto verwendete Abbildung jedoch nicht einmal die “Offensive in der vergangenen Woche”. Es handelt es sich dabei vielmehr um eine Aufnahme, mit der bereits die Nachrichtenagentur AFP am 16. März 2006 symbolhaft die an diesem Tag begonnene Offensive der US-Armee bei Samarra zu illustrieren versuchte, zu der es bis dahin ebenfalls keine Fotos gab.

Das von “Bild” also abermals als Symbolfoto verwendete Symbolfoto zeigt US-Soldaten der 1. Gepanzerten Division*, die am 26. August 2005 nahe Bagdad eine Landezone sicherten. Die Agentur AFP, die “Bild” selbst als Quelle nennt, wies bei Veröffentlichung ausdrücklich darauf hin — “Bild” nicht.

*) Nachtrag, 26.3.2006: Eine “Armored Division” ist natürlich keine “Gepanzerte Division”, wie wir schrieben, sondern eine “Panzerdivision”.

Mit Dank an Christoph P. für die Korrektur.

“Alles klar”

“Für die Bild-Zeitung ist schon alles klar. ‘Hartz IV zu hoch’, verkündete das Blatt am Dienstag auf Seite eins. Und nennt einen unverdächtigen Kronzeugen für diese Information: Das Statistische Bundesamt habe errechnet, dass das Arbeitslosengeld II (Alg II) für Männer um 2,3 und für Frauen sogar um 4 Prozent zu hoch sei. (…)

[Die] Meldung strotzte (…) nur so von Fehlern. Weder berechnet das Statistische Bundesamt die Regelsätze — das behält sich die Regierung vor. Noch wird das Arbeitslosengeld II nach Geschlechtern differenziert — ganz gleich, ob Mann oder Frau, alle bekommen das Gleiche.”

Dass die “Zeit” in ihrer aktuellen Ausgabe behauptet, die kleine “Bild”-Meldung “strotzte (…) nur so von Fehlern”, ist vielleicht etwas übertrieben, aber naheliegend: Immerhin bestand sie aus gerade mal vier Sätzen. Und wenn man den ersten (“Gibt’s bald weniger Stütze?”) weglässt, lautet sie:

Berechnungen des Stat. Bundesamtes kommen zu dem Ergebnis: Die Regelsätze für das ALG II (…) sind zu hoch. Sie müssten für Männer um 2,3 % und für Frauen um 4 % gekürzt werden, weil sie über dem Existenzminimum liegen.

Und so gesehen ist das, was da am Dienstag auf Seite 1 der “Bild”-Zeitung stand, zumindest äußerst irreführend. In der “FAZ”, die das Thema tags zuvor aufgebracht hatte, hieß es nämlich:

“Die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II sind vermutlich zu hoch angesetzt. Darauf deuten nach Aussagen von Fachleuten die Ergebnisse der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes hin. (…) Die Regelsätze bestimmen sich nach dem soziokulturellen Existenzminimum, das auf Basis der alle fünf Jahre stattfindenden Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ermittelt wird. Die Umfrage unter privaten Haushalten fand zuletzt 2003 statt, ihre Ergebnisse sind dem zuständigen Arbeitsministerium bekannt. Politiker und Verbände fordern von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD), möglichst schnell die Neuberechnung des soziokulturellen Existenzminimums vorzulegen, die womöglich auf eine Senkung hinauslaufen könne.”
(Hervorhebung und Link von uns.)

Das heißt: In der zitierten “Bild”-Meldung müsste zwischen den Wörtern zu hoch und Sie müssten eigentlich eine Menge erklärt werden, damit sie irgendwie Sinn ergibt.

Andere Medien versuchten das. “Bild” nicht.

Ungeprüft übernommen (2)

Am vergangenen Dienstag noch hatte “Bild” die Meldung exklusiv: dass sich der Ältestenrat des Bundestages mit ein paar umstrittenen Äußerungen Oskar Lafontaines befassen und die Frage erörtern wolle, ob man Lafontaine dafür rügen und eine Entschuldigung einfordern solle.

Über das Ergebnis berichtete dann am Donnerstagnachmittag allerdings nicht “Bild”, sondern die “Leipziger Volkszeitung” (LVZ) exklusiv. Dort hieß es u.a. unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung, der Ältestenrat habe Lafontaine, “aufgefordert, sich (…) öffentlich zu entschuldigen”. Und so vermeldeten es anschließend auch verschiedene Nachrichtenagenturen und diverse Medien:

“(…) zitierte die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitagausgabe) Teilnehmer der Sitzung.” (Quelle: AP)

“Die ‘Leipziger Volkszeitung’ (Freitag) berichtete unter Berufung auf Teilnehmer einer Sitzung des Gremiums, (…)” (Quelle: dpa)

Doch was die LVZ da berichtete, war, so Hans Hotter, Leiter der Pressestelle des Deutschen Bundestages, “nicht zutreffend.” Wie Hotter uns heute erläuterte, sei das Thema zwar kontrovers diskutiert worden, der Ältestenrat habe jedoch “keine offizielle Rüge” ausgesprochen und “nicht beschlossen”, dass Lafontaine sich entschuldigen müsse.

Mit Dank an Jason M. für den sachdienlichen Hinweis.

Was?!

Ach so, ja… fast hätten wir’s vergessen: Selbstverständlich konnte man die LVZ-Meldung am Freitag auch in Europas größter Tageszeitung nachlesen. Schließlich hatte sie das Thema ja ursprünglich aufgebracht. Auf eine klärende Rückfrage beim Bundestag scheint man dort jedoch ebenso verzichten zu können geglaubt zu haben wie auf den Hinweis, woher die Ente Exklusivmeldung eigentlich stammte. Stattdessen standen in “Bild” unter der irreführenden Überschrift “Entschuldigung von Lafontaine gefordert” nur die irreführenden Sätze:

“Watsch’n für Oskar Lafontaine! Die Mehrheit der Mitglieder des Ältestenrats des Bundestages hat den Fraktionschef der Linkspartei scharf gerügt und eine Entschuldigung gefordert.”

Und jetzt aber wirklich: Mit Dank an Jason M. für den Hinweis.

neu  

Das Botox-Wunder

Gestern berichtete “Bild” in Raum Berlin-Brandenburg über “Das Botox-Wunder”, weil ein Arzt an der Berliner Charité offenbar Fälle von spastischer Diparese bei Kindern mit Botox therapiert:

Im Text dazu heißt es dann über den Arzt:

“Er benutzt natürlich den Fachnamen ‘Botulinumtoxid’.”

Und neben dem Foto einer Botox-Ampulle steht es noch einmal:

“‘Botulinumtoxid’ heißt Botox eigentlich”

Und da wird man dann vielleicht doch hellhörig, weil der Arzt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den Fantasienamen “Botulinumtoxid”, sondern den Fachnamen Botulinumtoxin verwandt haben dürfte, denn so heißt Botox eigentlich.

Und dass der Arzt Botox “endlich mal für etwas Sinnvolles verwendet”, wie es über dem Artikel heißt, ist auch mehr als irreführend — nicht nur, weil er das schon “seit einem Jahr tut”, wie es sogar im “Bild”-Artikel heißt. Denn sagen wir’s mal so: Bereits 2002 berichtete das ZDF darüber; laut Wikipedia wird Botox bereits “seit Anfang der 80er Jahre” bei spastischen Muskelerkrankungen bei Kindern eingesetzt. Berichte über die kosmetische Anwendung von Botox hingegen tauchten erst vereinzelt in den 90ern auf (“Kontrovers wird allerdings die Verwendung des Toxins zum Beseitigen kosmetisch störender Gesichtsfalten diskutiert. Ein in England und den Vereinigten Staaten hergestelltes Toxinpräparat (Botox) wurde kürzlich in Deutschland zugelassen”, “FAZ” vom 24.11.1993), bevor dann vor vier, fünf Jahren schließlich der große Botox-Hype ausbrach (“Das gibt es nur in den USA: Mit Biowaffe gegen Falten. (…) Der Name des ‘Wundermittels’: Botox. (…) Ein einziges Gramm, sagen Millitär-Experten, reiche aus, um eine Million Menschen umzubringen. Die US-Schönheitsindustrie schwört dennoch drauf”, “Berliner Kurier” vom 6.3.2002).

Und wenn man jetzt noch immer nicht den Eindruck teilen will, die “Bild”-Autorin Uta S. (Alter geschätzt) hätte keine Ahnung, worüber sie eigentlich schreibt: Laut Uta S. und “Bild”, Europas größter Tageszeitung, ist Botox ein Nervengift, mit dem “Schönheits-Chirurgen (…) Lippen aufplustern”. Ja, drei weitere Male wird es fälschlicherweise als “Lippenaufspritzmittel” bezeichnet und die Überschrift sogar mit einem Symbolfoto aufgespritzter Lippen illustriert.

Deshalb an dieser Stelle noch schnell ein kleiner WARNHINWEIS:

VON EINEM AUFSPRITZEN DER LIPPEN MIT DEM NERVENGIFT BOTULINUMTOXIN (BOTOX) IST DRINGENDST ABZURATEN!

Mit Dank an Mark P. für den Hinweis!

Allgemein  

Kurz korrigiert (64)

Ach, vielleicht muss man das ja doch einfach noch einmal erzählen, wie das war damals, an jenem Samstagabend im Februar 1973, als Carmen Thomas als erste Frau zum zweiten Mal “Das aktuelle Sportstudio” im ZDF moderierte und dort, druckfrisch, die “Bild am Sonntag” des darauffolgenden Tages in die Kamera hielt, die unter der Überschrift “Charme allein genügt nicht, Frau Thomas!” bereits vor der Sendung einen Verriss gedruckt hatte, in dem der “BamS”-Autor behauptete, die Sendung, in der Thomas “irrsinnig nervös, unsicher vor der Kamera” gewesen sei, “mit einem lachenden und einem weinenden Auge” gesehen zu haben.

Auf jeden Fall aber sollte man sich noch einmal daran erinnern, wie Carmen Thomas vier Sendungen bzw. fünf Monate später mal versehentlich (und von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt) den Fußballverein Schalke 04 “Schalke 05” genannt hatte, woraufhin die “Bild”-Zeitung zwei Wochen später auf der Titelseite behauptete, die Moderatorin sei “im ZDF-Sportstudio gescheitert”, und um ihrem “05”-Versprecher ein ziemliches Gewese gemacht wurde, das ihr Leben veränderte.

Doch warum schreiben wir das jetzt alles noch einmal auf?

Weil jetzt, knapp 102 Jahre nach der Gründung von “Schalke 04” und gut 32 Jahre nach dem Fauxpas mit “Schalke 05”, bei Bild.de* folgende Grafik abgebildet ist:

Mit Dank an Holger S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 9.20 Uhr: Bild.de hat die Grafik, in dem übrigens auch das Werder-Bremen-Logo spiegelverkehrt abgebildet war, inzwischen aus dem Artikel entfernt.

*) Hinweis in eigener Sache: Nachdem das Angebot von Bild.de an diesem Wochenende komplett überarbeitet wurde, führen viele BILDblog-Links in älteren Einträgen z.Zt. leider nicht zu ihrem ursprünglichen Ziel. Wir bitten um Entschuldigung.

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