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KW 25/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Die fatalen Folgen der Null-Covid-Strategie in China
(youtube.com, Weltspiegel, Daniel Satra, Video: 18:15 Minuten)
Daniel Satra ist seit drei Jahren ARD-Korrespondent in China und ist es gewohnt, bei seiner Arbeit auf Schritt und Tritt verfolgt und überwacht zu werden. Seit Chinas Zero-Covid-Politik haben sich die Arbeitsbedingungen für ihn noch einmal verschlechtert, und eine Drehreise gleicht eher einem Horrortrip: “Wir werden Zeugen, wenn seine Corona-Warn-App scheinbar willkürlich von Grün auf Gelb springt, obwohl er täglich mehrmals negativ getestet wurde. Wir erfahren, wie es ist, wenn der Reporter zwischen die Fronten von Provinzbehörden, Seuchenschutz und der Polizei gerät.” Absolute Sehempfehlung.

2. Ferngespräche: Schweiz
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 56:05 Minuten)
Bei den radioeins-“Ferngesprächen” lässt Holger Klein Korrespondentinnen und Korrespondenten über ihre jeweilige Region zu Wort kommen. Diesmal hat er sich mit Kathrin Hondl zusammengeschaltet, die von Genf aus über die Vereinten Nationen, aber auch über Liechtenstein und die Schweiz berichtet.

3. Ich poste, also bin ich: Leben in der Influencer-Gesellschaft
(youtube.com, Yves Bossart, Video: 1:00:34 Stunden)
“Ältere Menschen haben noch nie von ihnen gehört, für jüngere sind sie Stars und Vorbilder: Influencer. Sie teilen ihr intimstes Leben und sammeln Follower, verdienen mit Produkthinweisen oft ein Vermögen. Woher kommt dieser narzisstische Exhibitionismus? Und was macht das mit der Gesellschaft?” In der “Sternstunde Philosophie” über die “Influencer-Gesellschaft” diskutiert Yves Bossart mit Anna Miller, Journalistin, Autorin und Aktivistin, sowie mit Wolfgang M. Schmitt, Youtuber, Podcaster und Autor.

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4. So kommt ihr an ein Recherchestipendium
(hinterdenzeilen.de, Tobias Hausdorf & Niklas Münch, Audio: 46:36 Minuten)
Bei “Hinter den Zeilen” geht es um Recherchestipendien von gemeinnützigen Stiftungen. Die Medienschaffenden Viktoria Morasch und Paul Hildebrandt teilen ihre Tipps und Erfahrungen. Außerdem meldet sich Corinna Cerruti zu Wort, die gerade das Fellowship “Vielfalt im Investigativjournalismus stärken” von den “Neuen deutschen Medienmacher*innen” in Kooperation mit dem “Netzwerk Recherche” durchlaufen hat (für Stipendieninteressierte: alle Adressen sind in einer kleinen Linksammlung auf der Seite zusammengefasst).

5. Der Fall Nannen
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 40:22 Minuten)
In der aktuellen Folge von “quoted. der medienpodcast” beschäftigen sich Nadia Zaboura und Nils Minkmar mit dem legendären “Stern”-Gründer Henri Nannen und der Debatte um Nannens NS-Vergangenheit: “Warum spielt das Thema Nannen plötzlich wieder eine Rolle? Wie sieht er aus, der Umgang des Stern und anderer Medien mit der braunen Geschichte ihrer ehemaligen Protagonisten? Und wieso ist Erinnerung auch und gerade auf diesem Feld so wichtig?”

6. Fynn Kliemann – vom Influencer zum Schwurbler?
(spiegel.de, Marius Mestermann & Anton Rainer & Sebastian Maas, Audio: 29:21 Minuten)
Nach Enthüllungen über fragwürdige Geschäfte mit Corona-Masken und Kritik an seinem Geschäftsgebaren geht der Influencer Fynn Kliemann nun in die Offensive. Teile einer “woken linken Szene” und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würden ihn angeblich zerstören wollen, weil er “nicht gespurt” habe. Der””Stimmenfang”-Podcast des “Spiegel” beschäftigt sich mit der Frage, was hinter dem Stimmungsumschwung samt Social-Media-Wutausbruch bei Kliemann steckt.

#MeToo-Recherchen, Comeback der Showtreppe, “Fernsehgarten”

1. Juliane Löffler: #MeToo Recherchen
(youtube.com, Juliane Löffler, Video: 26:29 Minuten)
Investigativjournalistin Juliane Löffler hat viel zum Themenkomplex #MeToo recherchiert. Im Zuge dieser Recherchen seien ihr verschiedene, stets neu auftretende Hürden und Probleme aufgefallen. In acht Punkten fasst Löffler zusammen, warum es auch im Jahr 2022 schwierig sei, öffentlich über #MeToo zu sprechen und zu berichten. Äußerst sehenswert und lehrreich!

2. “Für mich fühlt sich das nicht verrückt an”
(andreaslesch.substack.com)
“Fast sein ganzes Berufsleben lang hat Marko Schumacher als Sportredakteur für die Stuttgarter Zeitung gearbeitet. Er berichtete vor allem über die Fußball-Nationalmannschaft und den VfB Stuttgart. Er war ein erstklassiger Schreiber – und ein sehr sympathischer Kollege. Wir haben einige Welt- und Europameisterschaften zusammen als Reporter erlebt. Und jetzt? Ist er 50, hat seinen Job gekündigt und macht mit seiner Frau Elke ein Café auf.” Andreas Lesch mit einem lesenswerten Gespräch über einen Abschied aus dem Mediengeschäft samt beruflichem Neuanfang.

3. Kriegsberichterstattung: “Der Diskurs ist derzeit total verengt”
(freitag.de, Philipp Fess)
Medienpädagogin Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung kritisiert den Umstand, dass sich manche Redaktionen, Journalistinnen und Journalisten oder Medienverbände zu Kriegszeiten auf eine Seite schlagen: “Ich bin erschüttert, wenn sich Journalistenverbände mit gelb-blauen Fahnen schmücken. Nicht, weil Solidarität mit denen, die in der Ukraine leiden, nicht angebracht ist – ich selbst habe gleich nach Kriegsbeginn angeboten, Menschen bei mir aufzunehmen. Aber Journalisten sind keine NGOs, sondern Leute, die alles ausleuchten müssen, ohne voreingenommen zu sein.”

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4. Unterstützung für Exilmedien
(verdi.de)
“Die Zeit”, “Zeit Online” und die Handelsblatt Media Group wollen die unabhängigen russischen Exilmedien “Meduza” und “7×7” sowie zusammen mit dem “Tagesspiegel” das ukrainische Medienhaus NV unterstützen. Weitere Informationen dazu in der Pressemitteilung der “Zeit”-Verlagsgruppe.

5. Showeinlage beim “Fernsehgarten” verärgert Zuschauer
(t-online.de)
Die ZDF-Sendung “Fernsehgarten” steht wegen unnötiger Umwelt- und Klimabelastungen in der Kritik. Zunächst monierten Zuschauerinnen und Zuschauer, dass Moderatorin Andrea Kiewel zu jeder Sendung von Tel Aviv nach Mainz und anschließend wieder zurück geflogen werde. Nun habe man während der Sendung als Showeinlage fünf Flugzeuge Botschaften in den Himmel schreiben lassen.

6. Comeback der Showtreppe: Das schönste Möbel der TV-Unterhaltung
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader freut sich über die Rückkehr eines Fernsehstudio-Klassikers: “Jetzt feiert die Showtreppe endlich ein Comeback in deutschen TV-Studios! Und das wird ja wohl auch allerhöchste Zeit. Weil kein anderes Möbelstück so sehr vom Glamour der Bewegtbildunterhaltung kündet wie sie.”

Affenpocken-Eilmeldungen, Jubel über RB Leipzig, Symbolfotos

1. Messengerüberwachung dürfte an Deutschland scheitern
(spiegel.de)
In einer ersten Reaktion habe sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser noch zustimmend zur Messengerüberwachung geäußert, das habe sich jedoch geändert: “Jede private Nachricht anlasslos zu kontrollieren, halte ich nicht für vereinbar mit unseren Freiheitsrechten”, so Faeser. Nachdem sich auch Justizminister Marco Buschmann und Digitalminister Volker Wissing skeptisch zum Vorhaben der EU geäußert hätten, zeichne sich ab, dass Deutschland dem Entwurf – zumindest in dieser Form – im Rat nicht zustimmen wird.

2. Zwischen Angst und Aufklärung
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Stefan Fries, Audio: 6:20 Minuten)
Die Berichterstattung über das Affenpockenvirus erinnere mit ihren alarmistischen Überschriften und den vielen Eilmeldungen an die ersten Tage der Corona-Pandemie. Dadurch fehle es an Aufmerksamkeit für wichtigere Aspekte, kritisiert die Wissenschaftsjournalistin Kathrin Kühn: “Es fühlt sich surreal an, dass so ein Affenpockenvirus eine riesige Aufmerksamkeit bekommt und die darunterliegenden Meta-Themen – die gelöst werden müssen, damit es nicht mehr zu etwas in der Form kommt – weniger Aufmerksamkeit bekommen.”

3. Wenn der mediale Jubel lauter ist als die Kritik
(uebermedien.de, Andrej Reisin)
Andrej Reisin kritisiert ARD und ZDF für die fehlende Aufarbeitung der Tricks, mit denen der Red-Bull-Konzern seinen Fußballableger RB Leipzig etabliert hat: “Dabei geht es um elementare Spielregeln der Demokratie, die gerade ARD und ZDF nicht egal sein dürfen. Zur Disposition steht nichts weniger als das Aushebeln von demokratischen Strukturen, die Etablierung des Regelbruchs und die eiskalte und brutale Durchsetzung knüppelharter Finanz- und Machtinteressen. Dafür wird die Realität zurechtgebogen, bis Wahrheit und Lüge ununterscheidbar sind.”

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4. Ermessungsspielraum beim Symbolfoto
(verdi.de, Felix von Koltermann)
Symbolfotos spielen bei den beim Presserat eingehenden Beschwerden nur eine untergeordnete Rolle, dabei komme ihnen in der journalistischen Praxis eine enorme Bedeutung zu. Felix Koltermann erklärt, was der Pressekodex zu dem Thema sagt, wo aus seiner Sicht nachjustiert werden müsste, und worin die Schwierigkeiten bestehen.

5. Mit Klarnamen im Netz diskutieren? Bitte nicht!
(tagesspiegel.de, Atila Altun)
Mit dem echten Namen an Online-Diskussionen teilzunehmen, halte nicht davon ab, Hass zu verbreiten, schreibt Atila Altun. Deshalb spricht er sich in seinem Kommentar beim “Tagesspiegel” gegen eine Klarnamenpflicht aus. Sie treffe zudem die Falschen und setze Menschen Risiken aus: “Es wird den Tätern zu einfach gemacht, Menschen zu dechiffrieren, einzuschüchtern und mundtot zu machen – so in der Regel das Ziel dieserart Angriffe.”

6. So klappt der Umzug auf Mastodon
(netzpolitik.org, Rahel Lang & Constanze Kurz)
Nach der Ankündigung des Tech-Milliardärs Elon Musk, Twitter kaufen zu wollen, gab es einen Ansturm auf das freie und dezentrale Netzwerk Mastodon. “Wie funktioniert Mastodon? Ist es eine Twitter-Alternative? Was ist das Fediverse? Und wie finde ich die passende Instanz?” – Rahel Lang und Constanze Kurz erklären, worauf zu achten ist, wenn man von Twitter rüberwechseln möchte.

Dilemma um Reichelt, Rückblick auf Seibert, Kanzler Kohl

1. Julian Reichelt und das Dilemma des Medienjournalismus
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 3:55 Minuten)
“Meine Güte, ist das schwer. Wir haben lange heute überlegt in der Medienredaktion des Deutschlandfunks: Wie umgehen mit dem großen Interview, das Ex-‘Bild’-Chefredakteur Julian Reichelt der Wochenzeitung ‘Die Zeit’ gegeben hat?” Der Fall sei ein gutes Beispiel für das Dilemma des Medienjournalismus, wie Brigitte Baetz erklärt: “Wir wollen und müssen Medienhypes hinterfragen, wollen aber nicht gerade deshalb diese Hypes weitertransportieren.”

2. Gericht untersagt Teile des “Spiegel”-Berichts über Mockridge
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Das Landgericht Hamburg hat zentrale Teile eines “Spiegel”-Texts über den Comedian Luke Mockridge (“Die Akte Mockridge”) untersagt. Es handele sich um eine unzulässige Verdachtsberichterstattung. Mockridges Anwalt habe gegenüber der “Süddeutschen” angekündigt, er wolle nun vom “Spiegel” eine sechsstellige Entschädigungssumme für seinen Mandanten geltend machen. “Spiegel”-Redakteurin Ann-Katrin Müller schreibt bei Twitter: “Der SPIEGEL wird alle Rechtsmittel ausschöpfen, um die Freiheit seiner Berichterstattung zu verteidigen.”

3. Steffen Seibert, die Tausendeinhundert­fünfundsechzigste
(uebermedien.de, Hans Jessen)
In seiner Funktion als Sprecher der Bundesregierung und persönlicher Sprecher der Kanzlerin war Steffen Seibert mehr als eintausend Mal Gast der Bundespressekonferenz (BPK). Journalismus-Urgestein und BPK-Experte Hans Jessen blickt auf die Tätigkeit Seiberts zurück und stellt ihm eine Art qualifiziertes Abschlusszeugnis aus.

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4. So isoliert sind Kanäle von Coronaleugner:innen auf YouTube
(netzpolitik.org, Christina Braun)
“Wie sieht YouTube Deutschland eigentlich aus? Wer ist mit wem vernetzt? Und welche Lager bilden sich dabei?” Der Youtuber Fynn Kröger vom Kanal “Ultralativ” hat untersucht, wie Youtube-Kanäle in Deutschland miteinander vernetzt sind. Ein Ergebnis seiner Analyse: Kanäle von Coronaleugnern seien zwar untereinander, aber darüber hinaus wenig verbunden.

5. netzwerk recherche fordert mehr Geld für Journalist:innen von der VG Wort
(netzwerkrecherche.org, Malte Werner)
Eine geplante Neuregelung sieht vor, dass Verlagen eine Beteiligung an den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften zusteht. Das netzwerk recherche (nr) lehnt diese geplante Neuregelung ab. Die Ausschüttungen würden maßgeblich zum Lebensunterhalt von Medienschaffenden beitragen. Sie sollten daher in vollem Umfang den Urheberinnen und Urhebern zur Verfügung stehen. Damit schließt sich das nr einem Vorstoß des Berufsverbands Freischreiber an.

6. Witzige Panne: “Tagesschau”-Moderator spricht von Kanzler Kohl
(rnd.de)
“Tagesschau”-Sprecher Claus-Erich Boetzkes sprach in einer Anmoderation versehentlich von “Kanzler Kohl” – tatsächlich ging es aber um Merkel-Nachfolger Olaf Scholz. Twitter reagierte auf den kleinen Lapsus erwartungsgemäß mit Humor, und die “Tagesschau” kommentierte trocken: “Like, wer ihn noch kennt. #Scholz #Kohl”.

Ausgezeichneter Journalismus, “Klima vor acht”, Ampel-Symbolik

1. 84 Presserat-Beschwerden gegen “Bild”-Bericht
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Gegen den vielfach kritisierten “Bild”-Artikel “Die Lockdown-Macher” liegen beim Deutschen Presserat bereits 84 Beschwerden vor. Presseratssprecherin Sonja Volkmann-Schluck erklärt: “Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich ist. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.”

2. Deutscher Reporter:Innen-Preis 2021
(reporter-forum.de)
Es muss eine Menge Arbeit gewesen sein, die vielen Einreichungen für den Reporter:Innen-Preis 2021 zu sichten und zu bewerten. Nun hat die zuständige Jury zwölf Reportagen, Essays, Podcasts und Multimedia-Projekte ausgezeichnet (PDF). Alle Nominierten und ihre 102 Beiträge, Werkstattgespräche mit den Preisträgerinnen und Preisträgern sowie die Aufzeichnung der Preisgala sind online abrufbar.

3. Weniger Sprüche, mehr tun: Klima vor acht setzt Themen
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Initiative “Klima vor acht” hat mit ihrer Forderung nach einer kurzen Klimasendung im Ersten viel Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt und traf letztendlich auf Gehör, wenn auch bei einem anderen Sender: Zweimal in der Woche gibt es bei RTL nun das “Klima Update”. Timo Niemeier schildert, wie es der Initiative gelang, die Thematik auch im Fernsehen voranzubringen.

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4. Unsere Einnahmen und Ausgaben und was eine Stunde netzpolitik.org kostet
(netzpolitik.org, Stefanie Talaska)
netzpolitik.org ist laut Eigenbeschreibung ein “Medium für digitale Freiheitsrechte”. Die Redaktion befasst sich unter anderem mit staatlicher Überwachung, Open-Source-Software, Telekommunikationsgesetzen sowie schöpferischem Gemeingut und einer freien Wissensgesellschaft. Das Angebot von netzpolitik.org finanziert sich fast komplett aus Spenden von Lesern und Leserinnen. Stefanie Talaska schlüsselt die Einnahmen und Ausgaben des Vereins auf, bei dem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davor geschützt werden müssten, sich zu sehr selbst auszubeuten.

5. Keynote von Zoë Beck: Sexismus in der Buchbranche
(blog.buecherfrauen.de, Zoë Beck)
Die Keynote zur Eröffnung der Jahrestagung der “BücherFrauen” wurde in diesem Jahr von der Autorin, Verlegerin und Übersetzerin Zoë Beck gehalten und stand unter der Überschrift “Sexismus in der Buchbranche”. Sexismus habe eine Menge mit Sichtbarkeit zu tun: “Unsere weibliche Sichtbarkeit wird nicht von uns bestimmt, sondern vom männlichen Blick. Was dieser Blick sehen will, und das muss sich natürlich nachhaltig ändern. Ich sage nachhaltig, weil es dank der Frauenbewegung schon eine Sichtbarmachung von Frauen in der Kunst-, Musik-, Literatur-, Wissenschaftsgeschichte usw. gab. Nur wurden diese Frauen dann seltsamerweise wieder vergessen. Weil sie dann doch nicht in die Geschichtsbücher und Anthologien aufgenommen wurden oder in den Kanon, der für Schulen und Universitäten gilt. Wir erleben gerade eine neue Welle der Sichtbarmachung. Und wir müssen dafür sorgen, dass es diesmal bei der Sichtbarkeit bleibt.”

6. Die Paprika-Kugelschreiber-Servietten-Koalition: Die 13 dollsten Ampel-Symbolfotos
(uebermedien.de)
Berichterstattung über die Ampel-Koalition kommt vielfach nicht ohne Symbolbilder aus. Oft wirkt es jedoch recht bemüht, was die Symbolbild-Komponisten da an roten, gelben und grünen Gegenständen oder Symbolen zusammenpacken. “Übermedien” zeigt 13 besonders eindrucksvolle Beispiele.
Weiterer Lesehinweis: Im Interview erklärt die dpa-Fotochefin Silke Brüggemeier, wie man Symbolfotos moderner und journalistischer produzieren kann. “Symbolbilder sind ein bisschen in Verruf geraten”: Von Ampeln und anderem Gemüse (uebermedien.de, Stefan Niggemeier).

Nischenthema Klimawandel, Angriff auf MDR-Team, “Drecksblätter”

1. Klimawandel bleibt ein Nischenthema
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 7:47 Minuten)
Angesichts der Klimakonferenz in Glasgow findet man in den Medien derzeit verhältnismäßig viele Beiträge zum Thema Klima. Michael Brüggemann, Professor für Kommunikationswissenschaft in Hamburg, bezeichnet dies jedoch als “Ausnahmesituation”. Insgesamt sei das Niveau der Klimaberichterstattung recht niedrig. Nur zwei bis drei Prozent der von ihm untersuchten Nachrichtenartikel enthielten das Wort “Klimawandel” oder entsprechende Synonyme. Das werde dem Problem nicht gerecht, so der Wissenschaftler.

2. MDR verurteilt Angriff auf eigenes TV-Team in Zwickau
(mdr.de)
Ein MDR-Team wurde am Montagabend in Zwickau tätlich angegriffen, während es für “MDR exakt” bei einem sogenannten “Spaziergang” gegen Corona-Maßnahmen drehte. Zu der nicht genehmigten Versammlung hatten unter anderem die “Freien Sachsen” aufgerufen, die vom sächsischen Verfassungsschutz zuletzt als rechtsextremistische und verfassungsfeindliche Bestrebung eingestuft wurden. MDR-Intendantin Karola Wille kommentiert: “Die immer gewalttätigere Auseinandersetzung um Corona-Maßnahmen ist erschreckend und unerträglich, der MDR verurteilt den Angriff aufs Schärfste.”

3. Springer-Mitarbeiter sollen Beziehungen am Arbeitsplatz offenlegen
(sueddeutsche.de)
In einem Gespräch mit der “Financial Times” habe Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner angekündigt, die Angestellten des Konzerns dazu zu verpflichten, sexuelle Beziehungen von Führungskräften mit Mitarbeitenden offenzulegen. Springer müsse sich auf dem Weg zu einem globalen Unternehmen bewusst sein, dass auf dem wichtigen US-Markt striktere Regeln am Arbeitsplatz üblich seien.

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4. Hat der WDR im Fall von Nemi El-Hassan gegen Arbeitsrecht verstoßen?
(berliner-zeitung.de, Stefan Buchen)
Die Ärztin und Journalistin Nemi El-Hassan sollte eigentlich die Moderation der WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” übernehmen, doch im Vorfeld tauchten Vorwürfe hinsichtlich El-Hassans Gesinnung auf, die auch von “Bild” befeuert wurden. Nachdem sich Nemi El-Hassan mit einer Stellungnahme in der “Berliner Zeitung” zu Wort gemeldet hatte (“Ich bin Palästinenserin – deal with it!”), rückte der WDR endgültig von einer Zusammenarbeit ab. Nun stelle sich die Frage, ob der Sender in Vorgesprächen womöglich zu weit gegangen ist und arbeitsrechtlich unzulässige Fragen gestellt hat.

5. DJV Update – Bundesverbandstag und eine kleine Bild-Geschichte
(getrevue.co, DJV Sachsen)
In seinem aktuellen Newsletter berichtet der DJV Sachsen von seiner Teilnahme am Bundesverbandstag des Deutschland Journalisten-Verbands. Im Anschluss gibt es noch eine kleine “Bild”-Geschichte: “Die Bild-Zeitung hat sich für ihre Berichterstattung über die Querdenker- und Neonazi-Demonstration am vergangenen Sonnabend in Leipzig beim Instagram-Account zweier junger Leipziger Kollegen bedient und einen Screenshot eines Videos als Foto genutzt. Offenbar in der Bundesausgabe, immerhin mit – kleinem – Quellenhinweis, ganz bestimmt aber ohne Rückfrage und Genehmigung.”

6. Wie und warum Günther Jauch gegen die “gelben Drecksblätter” kämpft
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Was Mats Schönauer über die Abwehrschlacht des TV-Unterhalters Günther Jauch gegen die Yellow Press zusammengetragen hat, ist in mehrfacher Hinsicht erschütternd: Es zeigt, mit welch industrieller Perfidie die Regenbogenbätter ihre Leserinnen und Leser in die Irre führen und welch gewaltigen Aufwand an Zeit und juristischen Mitteln Jauch seit Jahren an den Tag legt, ohne dass es grundsätzlich besser wird.

Verschwundene Journalisten, “Bild” wirbt mit Laschet, Wortungetüme

1. RSF erinnert an verschwundene Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Verschwundenen erinnert Reporter ohne Grenzen (RSF) an Medienschaffende, die zum Teil schon vor Jahrzehnten spurlos verschwunden sind. “Die Praxis des Verschwindenlassens soll Medienschaffende einschüchtern; es ist ein perfides Mittel, um kritische Journalistinnen und Journalisten mundtot zu machen”, so RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske: “Die meisten der seit Jahrzehnten zurückliegenden Fälle wurden bis heute nicht aufgeklärt.”

2. “Bild” wirbt mit Armin Laschet für neuen TV-Sender – Kritik in sozialen Medien
(rnd.de)
Die “Bild am Sonntag” veröffentlichte am Wochenende eine ganzseitige Werbeanzeige für den Fernsehsender “Bild TV”. Prominentes Testimonial: der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Dies wurde vor allem in den Sozialen Medien stark kritisiert. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte ein CDU-Sprecher: “Es gab von ‘Bild am Sonntag’ weder eine Anfrage für das Motiv, noch ist die Werbeanzeige von der CDU freigegeben worden.” Auf Twitter kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “In passiv-aggressivem Tonfall kommentiert die CDU, die ‘Bild’-Werbung mit Laschet sei nicht genehmigt worden. Nur mal ne Frage, CDU: Wen habt Ihr für Laschets Imagepflege angeheuert? Ja, genau: Ex-‘Bild’-Chefin Tanit Koch. Also spart Euch die Krododilstränen und das Opfer-Getue.”

3. Wortungetüme und Bandwurmsätze – Wahlprogramme laut Studie unverständlich
(heise.de)
Die Wahlprogramm-Texte aus den Parteizentralen seien einer Studie (PDF) zufolge zwar so umfangreich wie nie zuvor – sie würden sich aber auch so schwer verstehen lassen wie kaum andere in der bundesdeutschen Geschichte. In den Programmen, so die Studienautoren der Universität Hohenheim, fanden sich Wortungetüme und Bandwurmsätze mit bis zu 79 Wörtern. Am formal verständlichsten sei laut “Hohenheimer Verständlichkeitsindex” das Wahlprogramm der Partei Die Linke, den letzten Platz belegen die Grünen.

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4. Historisches Fingerspitzengefühl
(taz.de, Sabine Seifert)
Engelbert Reineke war von 1966 bis 2004 als Fotograf im Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung tätig, davon 36 Jahre fest angestellt. “taz”-Redakteurin Sabine Seifert hat die berufliche Karriere Reinekes nachgezeichnet und ihn am Ende gefragt, wie er Angela Merkel fotografieren würde: “Erst mal gar nicht, sagt Reineke. Sie möge sich von ihren Pflichten erholen, den Ruhestand genießen. Fotografieren würde er sie dann nach ihrem 75. Geburtstag, das wäre im Jahr 2029. An der Ostsee bei schmuddeligem Wetter.”

5. Eine kleine Geschichtsstunde für Springer
(freitag.de, Karsten Krampitz)
Karsten Krampitz hat Texte von Sven Felix Kellerhoff, dem leitenden Redakteur Geschichte der “Welt”, gelesen und ist entsetzt. Bei der Springer-Tageszeitung wisse man nicht, wie Rosa Luxemburg aussah, und verbreite Falsches über einen verstorbenen SPD-Spitzenpolitiker: “Entweder hat der Kollege Kellerhoff völlig neue Quellen aufgetrieben – oder er verbreitet Lügen über einen toten SPD-Spitzenpolitiker, dessen Partei im Bundestagswahlkampf langsam aufholt.”

6. Tor, Tor, Tor: Fußball, Radio und viele Bilder im Kopf
(dwdl.de, Jochen Rausch)
Viele empfinden die Fußball-Live-Reportage als Königsdisziplin für Radio-Reporter und -Reporterinnen, vor allem wenn es über die volle Spiellänge geht. Jochen Rausch huldigt dem Genre, ist sich aber nicht sicher, wie es weitergeht: “Welche Rolle Audio in der digitalen Zukunft spielen wird, ist schwer einzuschätzen, es hängt unter anderem auch davon ab, wer die Verwertungsrechte hält, ob die Fans das Audioangebot in ausreichender Zahl wahrnehmen und sich Live-Events als digitale Audio-Produkte durchsetzen können, wie sich das Image des Profi-Fußballs generell entwickelt.”

Bild  

“#DankeBild ihr werdet immer besser”

Nach einem Telefonat mit einem ranghohen AfD-Politiker twitterte Martin Schmidt, Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio, vor zwei Wochen:

Screenshot eines Tweets von Martin Schmidt - Sie sagen, sie wollen mit uns nichts zu tun haben, sind aber unsere besten Wahlkämpfer, kostenfrei. Ob Corona, Migration, Klima: bei jedem Thema! Läuft für uns! Sagt mir eines der ranghöchsten Mitglieder der AfD kürzlich am Telefon über die Bild-Zeitung.

Eine solche Geschichte kann der “Bild”-Redaktion und vor allem “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt nicht gefallen. Immer wieder betont Reichelt, wie “schrecklich” er die AfD finde. Zum Vorwurf, “Bild” sei der verlängerte Arm der AfD, sagt er, dass dies “eine Unverschämtheit” sei: “Man kann das nur dann behaupten, wenn man bereit ist, Fakten schlichtweg zu ignorieren.” Und jetzt erzählt die AfD, wie toll und hilfreich sie die Berichterstattung von Reichelt und dessen Team findet?

“Bild”-Meinungschef Filipp Piatov versuchte dann auch gleich, Martin Schmidts Geschichte zu diskreditieren. Bei Twitter schrieb Piatov:

Screenshot eines Tweets von Filipp Piatov - Der ÖR entfernt sich politisch immer weiter von der Bevölkerung und diffamiert jeden, der das kritisiert, als rechtsextrem. Davon profitiert nur die AfD. Ein 3-jähriger Junge neulich im Zug, Applaus im Abteil

Piatovs offensichtlich ausgedachte Erzählung soll wohl zeigen, dass er auch Schmidts Tweet für erfunden hält. In Sozialen Medien liest man häufiger den Vorwurf, das sei jetzt aber eine “Geschichte aus dem Paulanergarten”, also unwahr. “Bild”-Chef Reichelt retweetete Piatovs Tweet.

Nur drei Tage später zeigte sich allerdings, dass die AfD von der “Bild”-Berichterstattung tatsächlich begeistert ist. Als die Redaktion auf ihrer Titelseite von Angela Merkel forderte: “KANZLERIN, wir wollen EINIGKEIT und RECHT und FREIHEIT”, gab es zahlreiche Danksagungen von AfD-Mitgliedern und -Verbänden. Die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar schrieb beispielsweise:

Screenshot eines Tweets von Joana Cotar - Wenn es angebracht ist, muss man auch mal Danke sagen. DankeBild

Ihr Kollege im AfD-Bundesvorstand Stephan Protschka konnte es selbst kaum glauben:

Screenshot eines Tweets von Stephan Protschka - Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich die Bildzeitung nochmal lesen werde. DankeBild ihr werdet immer besser. Freiheit für Deutschland. Aber normal. Wird es nur mit der AfD geben. 26. September ist Zahltag!

Guido Reil, für die AfD im Europäischen Parlament, dankte ebenfalls:

“#DankeBild” gilt immerhin bezogen auf aufrüttelnde Berichte gegen Gruppenvergewaltigungen und Mädchenmorde

Auch von der Berliner AfD kam ein Dankeschön an die “Bild”-Redaktion:

Besser spät als nie. #DankeBild für die Übernahme sämtlicher AfD-Positionen.

Und der AfD-Kommunalpolitiker Christian Breu twitterte:

#BILD hilft allen Menschen, die Opfer der skrupellosen Drangsalierungs- und #Lügenpolitiker geworden sind.
#DankeBILD

Neu ist die AfD-Begeisterung für “Bild” nicht. Bereits 2017, vor der vergangenen Bundestagswahl und nachdem die Redaktion ihr eigenes “BILD-Wahlprogramm” veröffentlicht hatte, jubelte Uwe Junge, damals Landes- und Fraktionsvorsitzender der AfD in Rheinland-Pfalz: “Endlich! Die BILD als Wahlkampfblatt für die AfD! Unser Programm in BILD veröffentlicht!” Und auch die Bundespartei stellte zum “Bild”-Wahlprogramm fest: “Hallo @BILD, nahezu ALLES hier findet sich im #AfD-Wahlprogramm!”

Mit ihrer aktuellen Berichterstattung findet die “Bild”-Redaktion übrigens nicht nur Anschluss bei der AfD. Auch in den Telegram-Kanälen vieler Verschwörungserzähler wird sie gelobt. “Spioniker” schreibt zum Beispiel: “Hammer, was die BILD jetzt raushaut! Ich glaube, der kritische Punkt ist erreicht!” und konstruiert aus der gelben Hintergrundfarbe eines Artikelbanners bei Bild.de mit Hilfe des des Flaggenalphabets, wo die Farbe Gelb für das Q steht, eine Verbindung zu QAnon. Michael Wendler sieht “Bild” als einen möglichen “Gamechanger”. Und Eva Herman empfiehlt ein Video von “Bild TV” (“Der Staat hat kein Recht mehr, zu regulieren, wie wir leben”). Die Protagonisten darin: Julian Reichelt und Filipp Piatov.

Mehr über das Verhältnis von “Bild” und AfD schreiben wir übrigens in unserem Buch “Ohne Rücksicht auf Verluste”, vor allem im Kapitel “‘Das wird man ja wohl noch sagen dürfen’ – ‘Bild’ und Rechtspopulisten”. Alle Infos dazu hier.

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Rettet unsere Mitarbeiter:innen, Fehlende Analyse, “FAZ”-Kündigung

1. Rettet unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Afghanistan!
(spiegel.de)
Mehrere deutsche Verlage, Redaktionen, Sender und Medienhäuser wenden sich in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesaußenminister Heiko Maas und bitten um die Ausstellung von Visa für die afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Medien: “Ohne diese mutigen Afghan:innen hätten die deutsche Öffentlichkeit und die Politik nicht über die Rahmenbedingungen des 20-jährigen Bundeswehreinsatzes informiert werden können. Für das Engagement der Bundesrepublik in Afghanistan war die Arbeit dieser Menschen ebenso unverzichtbar wie die der Bundeswehrübersetzer. So groß die Bedeutung dieser Mitarbeiter:innen ist, so überschaubar ist ihre Zahl, die nicht mehr als wenige Dutzend Menschen umfasst, einschließlich ihrer Familien.”

2. Fehlende Analyse
(taz.de, Peter Weissenburger)
Beim Umgang mit Falschbehauptungen tue sich der deutsche Nachrichtenjournalismus aus einer falsch verstandenen Neutralität oftmals sehr schwer. Dabei dürfen und sollten Falschaussagen politischer Figuren durchaus kritisch eingeordnet werden, wie Peter Weissenburger in seinem Text ausführt. Andernfalls drohe die False Balance: “Populistische Strategien funktionieren in einem solchen Journalismus der ‘falschen Balance’ besonders gut. Das ist aus den letzten beiden US-Wahlkämpfen sowie aus der Präsidentschaft Donald Trumps bekannt. Aber auch aus der Coronapandemie. Gerade wenn fragwürdige Aussagen oder deren Inhalt direkt in Überschriften stehen, handelt es sich nicht um eine neutrale Wiedergabe dieser Aussagen, sondern um eine Verstärkung. Dasselbe gilt für scheinbar neutrale Begriffe wie ‘Kritik’, ‘Vorwurf’ oder ‘Provokation’.”

3. Happy Birthday, FragDenStaat!
(netzpolitik.org)
Das Transparenzportal “FragDenStaat” ermöglicht es jedem Bürger und jeder Bürgerin, ganz einfach Anfragen an staatliche Stellen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu schicken, auf die diese (theoretisch) antworten müssen. Anlässlich des zehnten Geburtstags würdigt die netzpolitik.org-Redaktion die Arbeit der Initiative und sagt: “Danke, weiter so!” Wir vom BILDblog schließen uns da gern an.

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4. Das »nd« wandelt sich zur Genossenschaft und bleibt anders!
(nd-aktuell.de, Ines Wallrodt & Corinna Meisenbach & Fabian Hillebrand & Matthias Ritter & Daniel Lücking & Georg Ramsperger)
Beim “nd” (vormals “Neues Deutschland”) kündigen sich größere Veränderungen an: “Ab dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Tageszeitung von einer Genossenschaft herausgegeben, die der Belegschaft und den Leserinnen und Lesern gehört. (…) Wir werden unsere eigenen Chefs. Die Zeitung soll uns gehören, nicht mehr einer Partei oder einem Verlag. Uns, den Redakteurinnen und Redakteuren und den Verlagsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Und Ihnen. Sowie wir das Okay des genossenschaftlichen Prüfungsverbands haben, können Sie Mitglied werden.”

5. Sender GB News wird zum Sprachrohr von Rechtspopulisten
(fr.de, Sebastian Borger)
Der britische Sender GB News sei einst als seriöser Nachrichtensender gestartet, jetzt aber nicht viel mehr als ein britischer Verschnitt von Fox News, berichtet Sebastian Borger aus London. Das habe etwas mit der Eigentümerstruktur zu tun: “Für ihre bisher 60 Millionen Pfund (70,6 Millionen Euro) teure Investition wünscht sich die Gruppe exilierter Milliardäre, darunter Hedgefonds-Veteran Paul Marshall und die in Dubai beheimatete Investmentfirma Legatum von Christopher Chandler, ein Spiegelbild ihrer eigenen Ansichten: Brexit-begeistert, skeptisch bis feindselig gegenüber jenen, die von der Klimakrise sprechen, Rassismus- und Kapitalismus-Kritik üben.”

6. Was ich mit Prozessen bei Verlagen meine, wenn ich von Prozessen bei Verlagen schreibe
(indiskretionehrensache.de)
Nach 15 Jahren kündigt Thomas Knüwer sein “FAZ”-Abo. Das, was er beim Kündigungsvorgang erlebt, enttäuscht ihn ein weiteres Mal.

Wahlforschungs-Debakel, Exodus bei “Tagesschau” und Co., Ärgermacher

1. Ganz weit daneben
(zeit.de, Christian Endt)
Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt war ein Debakel für einen Großteil der Wahlforschung: Mehrere Institute hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD vorhergesagt, am Ende lag die CDU mit mehr als 16 Prozentpunkten vorne. Um festzustellen, wie es zu dieser eklatanten Diskrepanz kam, hat sich “Zeit Online” die Zahlen der Institute etwas genauer angeschaut. Christian Endt vermutet: “Die nachlassende Verlässlichkeit von Umfragen könnte mit dem Erfolg der AfD und der zunehmenden Zersplitterung des Parteienspektrums zusammenhängen. Zugleich fällt es den Demoskopen immer schwerer, Menschen für die Teilnahme an Telefonumfragen zu gewinnen. Außerdem haben die Institute lange auf Festnetzanschlüsse gesetzt und tun sich mit der Verbreitung von Mobiltelefonen schwer”.
Weiterer Lesehinweis: Beim “Spiegel” erklärt der Wahlforscher Rüdiger Schmitt-Beck: “Ostdeutschland ist einfach ein Sonderfall” (spiegel.de, Sophie Garbe).

2. Anja Reschke: “‘Panorama’ muss auch Ärger machen”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die ARD-Sendung “Panorama” ist das älteste politische Magazin im deutschen Fernsehen: Sie wird dieses Jahr stolze 60 Jahre alt. Seit zwanzig Jahren wird “Panorama” von Anja Reschke moderiert. Bei “DWDL” spricht Reschke darüber, wie die Sendung auch intern hinterfragt wird, auf welche Erfahrung sie gerne verzichtet hätte und worin sich “Panorama” von anderen Polit-Magazinen unterscheidet.

3. Wenn die Polizei Berichterstattung behindert
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen, Audio: 5:58 Minuten)
Immer wieder werfen Redaktionen der Polizei vor, an der Berichterstattung über Umweltproteste gehindert zu werden, ob im Hambacher Forst, am Steinkohlekraftwerk Datteln oder bei den jüngsten Protesten gegen den Ausbau der Autobahn 100 in Berlin. Dort sollen rund ein Dutzend Medienschaffende eingekesselt und mit Platzverweisen sowie Anzeigen wegen Hausfriedensbruch überzogen worden sein. Wie konnte es dazu kommen? Und wie ist das Vorgehen der Polizei zu bewerten? Darüber hat sich Antje Allroggen mit ihrem Kollegen Sebastian Engelbrecht unterhalten.

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4. Der dezentrale Newsroom
(journalist.de, Kathi Preppner)
Die Corona-Pandemie hat viele Journalistinnen und Journalisten ins Home-Office gezwungen. Die Arbeit von zu Hause wird von ihnen sehr unterschiedlich empfunden: Die einen schätzen sie, den anderen fehlt der direkte Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen. Die Medienjournalistin Kathi Preppner hat ein Stimmungsbild eingeholt und geht dabei auch auf die Frage ein, ob und wie sich die redaktionelle Arbeit verändern wird.

5. Exodus bei “Tagesschau” und “Tagesthemen”: Was zieht Linda Zervakis, Jan Hofer und Pinar Atalay zu RTL und Pro7?
(rnd.de, Imre Grimm)
Nach Linda Zervakis und Jan Hofer zieht es mit Pinar Atalay nun das dritte prominente Team-Mitglied von “Tagesschau” und “Tagesthemen” ins Privatfernsehen. Imre Grimm kommentiert: “Drei Abgänge in wenigen Monaten – es ist schon ein vergleichsweise spektakulärer Exodus, den das Team von ‘ARD Aktuell’ verkraften muss. Man darf zweifellos von schwierigen Wochen für das ARD-Nachrichtenteam in Hamburg-Lokstedt sprechen.” Bei der Motivlage der Wechselwilligen vermutet Grimm schlicht zwei Dinge: “Geld und Glamour.”

6. Hildmann-Hetze auf Apple- und Android-Geräten gesperrt
(t-online.de, Lars Wienand)
Seit Dienstag sind sowohl auf Apple- als auch auf Android-Geräten in der Telegram-App bestimmte Inhalte nicht mehr sichtbar. Von den Sperren betroffen ist auch der Kanal von Attila Hildmann (circa 100.000 Abonnenten). Dieser hatte dort über einen beunruhigend langen Zeitraum Hass und Hetze betrieben, Bilder mit Hakenkreuzen gepostet und zum Umsturz aufgerufen. Hildmann soll sich Anfang des Jahres in die Türkei abgesetzt haben.

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