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KW 07/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Drohen Medien in Trumps Informationsmist zu ertrinken?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 35:05 Minuten)
Wer sich über die aktuelle Lage in den USA informieren möchte, sollte sich das Gespräch von Holger Klein mit dem US-Korrespondenten Christian Fahrenbach nicht entgehen lassen. Fahrenbach erläutert, wie Donald Trumps Medientaktiken, gezielte Desinformation und Einschüchterung die journalistische Berichterstattung beeinflussen und welche Herausforderungen sich daraus für die Pressefreiheit ergeben. Diese Folge des “Übermedien”-Podcasts bietet nicht nur scharfsinnige Analysen dieser Strategien, sondern auch praktische Vorschläge für einen besseren und reflektierteren Medienkonsum über die USA.

2. Wirtschaft erklären und verständlich machen
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 22:10 Minuten)
Zu Gast bei “Satzzeichen” ist Florian Neuhann, Teamleiter für Wirtschaft und Finanzen in der ZDF-Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Soziales, Service und Umwelt. Christian Jakubetz spricht mit ihm über die Bedeutung und die Herausforderungen des Wirtschaftsjournalismus. Die beiden diskutieren, wie wirtschaftliche Entwicklungen politische Entscheidungen und Wahlergebnisse beeinflussen können, warum Wirtschaftsthemen immer verständlicher aufbereitet werden müssen und wie sich die mediale Darstellung von Wirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.

3. Talking Nahost: Selbstzensur im Journalismus?
(mediummagazin.de, Olivia Samnick, Audio: 35:43 Minuten)
Bei “Bonjourno” spricht Olivia Samnick mit der Journalistin Anna-Theresa Bachmann und Katharina Weiß von der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) über die Herausforderungen der Nahost-Berichterstattung in deutschen Medien. Sie greifen die Ergebnisse einer RSF-Recherche auf, die zeige, dass Journalistinnen und Journalisten in diesem Themenfeld zunehmend mit Selbstzensur, Hasskampagnen und redaktionellen Einschränkungen konfrontiert seien.

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4. Der Kampf des Hörspiels um Sichtbarkeit
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 26:16 Minuten)
Alexander Matzkeit unterhält sich mit Hörspielregisseur Leonhard Koppelmann über die aktuelle Situation des Hörspiels, insbesondere im Kontext von 100 Jahren Hörspielgeschichte und der jüngsten Entwicklungen in der Branche. Sie sprechen über die gestiegene Popularität des Mediums durch die ARD-Audiothek, aber auch über Herausforderungen wie den Wegfall wichtiger Hörspielpreise, die Reduktion von Etats und die verstärkte Konkurrenz durch digitale Plattformen.

5. Die TikTok-Armee der AfD
(ardmediathek.de, Christop Kürbel & Dominik Wolf & Helmi Krappitz, Video: 45:29 Minuten)
Keine andere deutsche Partei ist auf TikTok so erfolgreich wie die AfD, auch wenn Die Linke zuletzt aufholen konnte. Wie gelingt der AfD das? Mit welchen Methoden arbeitet sie? “Für die ARD Story recherchiert das Team undercover und wagt ein Experiment: Dabei taucht es tief ein in die Bubble der AfD-Unterstützer und zeigt, wie sie und auch offizielle Parteivertreter gezielt versuchen, die Plattform mit Inhalten zu fluten und so die TikTok-Algorithmen zu beeinflussen.”

6. Warum ihr dem Guinnessbuch der Rekorde nicht trauen solltet
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 14:06 Minuten)
Mats Schönauer wirft auf seinem Youtube-Kanal “Topfvollgold” regelmäßig einen kritischen Blick hinter die Kulissen von Boulevardpresse, Youtubern und Social Media. Diesmal geht es um eine von verschiedenen Medien gern aufgegriffene Sensation aus dem “Guiness-Buch der Rekorde”: “Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert decke ich die irre Geschichte hinter einem deutschen Guinness-Weltrekord auf, der rund um den Globus für Aufsehen gesorgt hat und nie in Frage gestellt wurde – bis jetzt.”
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

Kein Medienauskunftsgesetz, Kein Fehlverhalten, Keine Faktenchecks

1. Kritische Nähe von Medien und Regierung
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
“Wieder hat es eine Koalition unterlassen, die Pressefreiheit zu stärken. Dabei wäre dies gut für die Demokratie – gerade wenn Rechtspopulisten an die Regierung kommen.” Jost Müller-Neuhof kritisiert, dass die Ampelkoalition kein wirksames Medienauskunftsgesetz auf den Weg gebracht habe: “Es wäre das erste Gesetz gewesen, das Informationsrechte der Presse gegenüber Bundesbehörden – und damit auch gegenüber der Bundesregierung – festgeschrieben hätte.”

2. HR sieht Moderatorin nach Untersuchung entlastet
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Eine deutsch-israelische Expertin für Netzwerk- und Computersicherheit warf einer Moderatorin des Hessischen Rundfunks (HR) vor, sie im Vorgespräch zu einem Interview antisemitisch und rassistisch beleidigt zu haben. Der öffentlich-rechtliche HR sei nach einer umfangreichen Untersuchung zu dem Schluss gekommen, dass es “kein Fehlverhalten” der Moderatorin gegeben habe: Es sei davon auszugehen, dass die vorgeworfenen Beleidigungen “nicht erfolgten”. Man werde trotzdem intern beraten, “wie wir Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern besonders achtsam begegnen können. Dies gilt umso mehr, wenn Gäste extern zugeschaltet sind.”

3. Pressefreiheit: In eigener Sache
(falter.at, Florian Klenk)
Wie “Falter”-Chefredakteur Florian Klenk “in eigener Sache” mitteilt, sei er vom Wiener Straflandesgericht zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 1.500 Euro verurteilt worden, weil er den aus seiner Sicht rechtsextremen Aktivisten Martin Rutter auf Facebook als “Rechtsextremisten” bezeichnet hatte. Obwohl der Richter eingeräumt habe, dass diese Einschätzung nicht unzulässig sei, wurde Klenk wegen “übler Nachrede” verurteilt, weil er seinem Publikum im Posting keine ausführlichen Beweise für seine Einschätzung geliefert habe. Klenk kritisiert das Urteil als gefährlichen Eingriff in die Meinungsfreiheit und kündigt Berufung an.

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4. Die Journalistin Mzia Amaghlobeli ohrfeigte einen Polizisten
(taz.de, Nastasia Arabuli)
Die georgische Journalistin Mzia Amaghlobeli sitze seit Januar wegen angeblicher Gewalt gegen einen Polizisten im Gefängnis und befinde sich im Hungerstreik. Ihr würden vier bis sieben Jahre Haft drohen, obwohl eine Videoaufnahme Zweifel daran aufkommen lasse, dass die ihr vorgeworfene Ohrfeige für eine Anklage ausreicht. Internationale Organisationen würden sich für die Freilassung Amaghlobelis einsetzen, die ihren Hungerstreik bis zum Gerichtstermin am 4. März fortsetzen wolle.

5. Faktenchecks und Alternativen
(verdi.de, Lutz Lubienetzki)
Lutz Lubienetzki argumentiert, dass Faktenchecks wenig gegen Desinformation ausrichten könnten, da sie oft entweder trivial oder nicht eindeutig durchführbar seien. Er plädiert stattdessen für eine stärkere Moderation in Sozialen Netzwerken. Lubienetzki verweist auf Wikipedia als Vorbild für Transparenz, da dort alle Änderungen nachvollziehbar dokumentiert würden. Letztlich sieht er die Verantwortung nicht nur bei den Plattformen, sondern auch bei Politik und Gesellschaft.

6. X zahlt Trump Millionen wegen Kontosperrung
(tagesschau.de)
Der Kurznachrichtendienst X/Twitter habe sich mit US-Präsident Donald Trump auf eine Zahlung von zehn Millionen US-Dollar geeinigt, um einen Rechtsstreit über die Sperrung von Trumps Twitter-Konto nach dem Kapitolsturm 2021 beizulegen. Zuvor hatte bereits die Facebook-Mutter Meta eine Entschädigungszahlung in Höhe von 25 Millionen US-Dollar angekündigt. Der Vorgang ist insofern bemerkenswert, als X-Eigentümer Elon Musk ein enger Vertrauter Trumps ist und unter diesem eine neue Abteilung für “staatliche Effizienz” leitet, die den US-Verwaltungsapparat zerschlagen soll.

Gelöschter Leserbrief, Manipuliertes Foto, Migrationsfeindliche Tweets

1. Keine Belege “für geschilderten Hergang”
(tagesspiegel.de)
Der “Spiegel” hat in seiner aktuellen Ausgabe und online einen abfälligen Leserbrief über eine frühere Honorarprofessur von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz an der Universität St. Gallen veröffentlicht. Inzwischen ist klar: Diese Honorarprofessur hat es nie gegeben. Dementsprechend musste die “Spiegel”-Redaktion nun zurückrudern: “Wir haben den Vorgang überprüft, den Text depubliziert und bitten um Entschuldigung.”

2. Berliner Polizei bringt manipuliertes Foto in Umlauf
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Die Berliner Polizei habe ein Foto eines Protestbusses des “Zentrums für politische Schönheit” manipuliert und verbreitet, was von verschiedenen Medien zunächst ungeprüft übernommen worden sei. Als Begründung habe die Polizei gegenüber dem “Tagesspiegel” das “Neutralitätsgebot” angegeben. Das “Zentrum für politische Schönheit” werfe der Polizei außerdem fortgesetzte Schikanen im Zusammenhang mit dem Protestbus vor. Zudem sei die Sicherstellung des Fahrzeugs durch die Polizei umstritten.

3. Migrationsfeindliche Tweets der AfD nach Gewalttaten mit asylsuchenden Tatverdächtigen
(cemas.io, Joe Düker)
AfD-Accounts würden auffällig viele migrationsfeindliche Tweets unmittelbar nach Gewalttaten mit tatverdächtigen Asylbewerbern veröffentlichen, insbesondere nach den Anschlägen in Mannheim, Solingen und Aschaffenburg. Die Analyse zeige, dass die AfD damit ihre langjährigen Positionen verstärke, während sich auch andere Parteien mit Forderungen nach härteren Asyl- und Abschieberegelungen positionieren würden.

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4. Gewerkschaften und Produzenten einigen sich beim Thema KI
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Der Bundesverband Schauspiel und Verdi hätten mit der Produktionsallianz einen Tarifabschluss zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Herstellung von Film- und Fernsehproduktionen erzielt. Timo Niemeier fasst bei “DWDL” zusammen, worauf sich die verschiedenen Seiten geeinigt haben. Die Tarifregelung zum Einsatz generativer KI trete am 1. März 2025 in Kraft und gelte zunächst bis zum 30. Juni 2026.

5. Angriff auf linke Zeitung “Birgün”
(taz.de, Wolf Wittenfeld)
Drei führende Mitarbeiter der türkischen Zeitung “Birgün” seien verhaftet worden, nachdem sie über ein Treffen des Generalstaatsanwalts Akın Gürlek mit einem regierungsnahen Journalisten berichtet hatten. Das habe die gesamte türkische Medienszene auf den Plan gerufen: “Es gab massive Proteste zunächst in den sozialen Medien und am Sonntag dann auch vor dem Gericht im Istanbuler Stadtteil Çağlayan, wo die drei Manager dem Haftrichter vorgeführt werden sollten. Hunderte KollegInnen der Birgün-Leute versammelten sich vor dem Gericht, um ihre Solidarität und ihren Protest auszudrücken.”

6. TikTok verliert vor Gericht mit seinem Fake-Meldesystem
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 12:01 Minuten)
Der Anwalt Chan-jo Jun und dessen Kollegin Jessica Flint sprechen in ihrem Video über einen Rechtsstreit gegen TikTok. Die Plattform habe einen den Anwalt betreffenden Fake-Account trotz mehrfacher Meldungen nicht gelöscht. TikTok habe vor Gericht argumentiert, dass die Meldungen nicht über das “richtige” Formular eingereicht worden seien, sondern über einen leicht zugänglichen, aber letztlich nutzlosen Melde-Button, der nur zu einer automatisierten Prüfung führe. Das Landgericht München habe nun zugunsten von Jun entschieden.

Unbeachteter Staatsstreich, Schnitt-Kritik, Schlagabtausch ums Klatschen

1. Trump & Musk: Staatsstreich in den USA & keiner kriegt es hier mit?
(volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt)
Annika Brockschmidt kritisiert, dass deutsche und internationale Medien einen von Elon Musk und Donald Trump initiierten Staatsstreich nicht als solchen benennen, sondern ihn verharmlosen oder weitgehend ignorieren: “Wenn ein Staatsstreich in einem Land passiert, das zu Deutschlands wichtigsten Verbündeten zählt und das die größte Volkswirtschaft der Welt darstellt, sollte man meinen, dass das Schlagzeilen machen würde. In den Vereinigten Staaten von Amerika reißt seit Tagen ein nicht-gewählter Oligarch unermessliche Macht an sich, und deutsche Medien berichten weitgehend, als sei das alles ‘politics as usual’.”
Weiterer Lesehinweis: Auf der Social-Media-Plattform Bluesky kommentiert der “6-vor-9”-Kurator eine Schlagzeile von tagesschau.de: “Liebe Tagesschau, bei allem Verständnis für unaufgeregte und neutrale Berichterstattung, aber ein Staatsstreich ist kein ‘Bürokratieabbau’. So wenig wie eine Enthauptung eine Kopfschmerztherapie ist.”

2. Woher nimmt das ZDF das Publikum für seine Politsendungen?
(spiegel.de, Matern von Boeselager)
In der ZDF-Wahlsendung “Schlagabtausch” habe das Publikum auffällig oft für Beiträge der Grünen und Linken geklatscht, was zum Vorwurf geführt habe, das Publikum sei gezielt linkslastig ausgewählt worden. Im “Debattencheck” des “Spiegel” geht Matern von Boeselager der Frage nach, ob dahinter ein “gezieltes Casting” steckte.
Weiterer Lesehinweis: Boris Rosenkranz schreibt bei “Übermedien” ebenfalls über “die Aufregung über das Publikum in der ZDF-Wahlsendung”: “Aber was waren das denn für Menschen dort – und wieso offenbar solche, die ganz offensichtlich Positionen der Grünen und insbesondere der Linken unterstützen?”

3. ZDF weist Kritik an Bericht über CDU-Parteitag “scharf zurück”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Und noch einmal das ZDF: Ein Bericht der Nachrichtensendung “heute” über den CDU-Parteitag sorgt für Kritik, insbesondere wegen eines Bildschnitts. Vor diesem Schnitt ist Kanzlerkandidat Friedrich Merz und dessen Absage an die AfD zu sehen, nach dem Schnitt skeptisch blickende Delegierte – obwohl es tatsächlich Jubel für Merz’ Aussage gegeben habe (der in dem “heute”-Beitrag an anderer Stelle auch zu sehen ist). NRW-Medienminister Nathanael Liminski, wie Merz CDU-Politiker, werfe dem öffentlich-rechtlichen Sender bewusste Falschdarstellung und einen Verstoß gegen journalistische Grundsätze vor. Das ZDF weise die Vorwürfe scharf zurück.

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4. Propaganda im Sinne der Partei
(taz.de, Florian Bayer)
Florian Bayer beschreibt, wie die FPÖ in Österreich eine radikale Neugestaltung der Medienlandschaft plane, insbesondere durch Einschnitte beim öffentlich-rechtlichen ORF und eine Umverteilung staatlicher Inserate zugunsten rechtspopulistischer Alternativmedien. Die Partei attackiere kritische Medien offen, wie etwa mit der Bezeichnung der Tageszeitung “Der Standard” als “Scheißblatt” und wolle den ORF finanziell aushungern. Bayers Fazit: “Ob es der FPÖ gelingt, ihre Vorhaben umzusetzen, liegt jetzt vor allem an der ÖVP und der Frage, wie weit sie Herbert Kickl entgegenkommt.”

5. X muss relevante Daten für Forschung freigeben
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Berliner Landgericht habe entschieden, dass die Plattform X/Twitter nach dem Digital Services Act der Wissenschaft Zugang zu öffentlich zugänglichen Daten gewähren muss, damit diese systemische Risiken wie beispielsweise Wahlbeeinflussung untersuchen kann. Aufgrund der Klage der Wahlbeobachtungsorganisation Democracy Reporting International und der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) müsse X nun bis zum 25. Februar unbeschränkten Echtzeit-Zugang zu diesen Daten bereitstellen. Die GFF werte das Urteil als “riesigen Erfolg für die Forschungsfreiheit und unsere Demokratie”.

6. Amazon Prime Video droht nach Patentstreit Abschaltung in Deutschland
(zeit.de)
Einer Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf zufolge verletze der Streamingdienst Amazon Prime Video in Deutschland ein Streamingpatent von Nokia und dürfe daher seinen Dienst in der bisherigen Form nicht weiter anbieten. Andernfalls drohe eine hohe Geldstrafe. Bereits zuvor habe Nokia erfolgreich gegen Amazons “Fire-TV”-Sticks geklagt, wodurch einige Geräte vom Markt genommen werden mussten.
Ergänzung: Thomas Lückerath sieht in Überschriften wie der im oben verlinkten Artikel von “Zeit Online” nur “lukratives Clickbait statt Journalismus”: “Nokia gewinnt vor dem Landgericht Düsseldorf in einem Patentstreit gegen Amazon – und die deutschen Medien drehen durch. Binnen Stunden schreibt man voneinander das Märchen vom Aus des Streamingdienstes ab. Die Realität ist weniger spektakulär.” (dwdl.de)

KW 06/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Unabhängiger Journalismus bedroht
(youtube.com, Stefan Kappacher, Video: 21:00 Minuten)
In der ORF-Sendung “Zeit im Bild” spricht Stefan Kappacher mit Daniela Kraus, Generalsekretärin des “Presseclubs Concordia”, über die österreichische Medienlandschaft. Dabei geht es auch um die Frage, ob eine FPÖ-ÖVP-Regierung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, zu dem auch der ORF gehört, nach ungarischem Vorbild umgestalten könnte.

2. Politische Haltung im Journalismus und Brandmauerfall
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 47:26 Minuten)
Auch das WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” behandelt die drohende Einflussnahme der FPÖ auf den ORF in Österreich. In der Sendung kommen daneben noch weitere Themen vor: die Rolle des Journalismus im Bundestagswahlkampf, insbesondere im Hinblick auf politische Neutralität, das chinesische KI-Modell “DeepSeek” und seine möglichen Auswirkungen auf die globale KI-Landschaft sowie neue Studien zur Corona-Berichterstattung und deren Lehren für die Zukunft. Außerdem geht es um die veränderte Medienstrategie des Weißen Hauses unter der neuen US-Regierung und um einen kritischen Blick auf die Berichterstattung rund um die sogenannte “Brandmauer”.

3. KI im Wahlkampf: Wenn die KI Wahlkampf für die AfD macht
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 30:55 Minuten)
“BR24 Medien” thematisiert den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Wahlkampf, insbesondere durch KI-generierte Influencerinnen, die traditionelle Frauenbilder verbreiten und für die AfD werben. Es geht in der Sendung aber auch um die Frage, wie die großen Parteien KI einsetzen. Ein weiterer Aspekt sind KI-gestützte Wahlhelfer wie “wahl.chat”, ihre Funktionen und die Akteure dahinter.

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4. Wie viel Emotion und Story braucht ein guter Politikpodcast?
(deutschlandfunkkultur.de, Ina Plodroch & Marcus Wolf & Yves Bellinghausen, Audio: 41:35 Minuten)
Ina Plodroch, Marcus Wolf und Yves Bellinghausen sprechen über Storytelling in politischen Podcasts und darüber, wie Emotionen dabei eine zentrale Rolle spielen. Als Beispiel dient ihnen der “New-York-Times”-Podcast “Rabbit Hole”, der den Einfluss von YouTube-Algorithmen auf Radikalisierungsprozesse untersucht. Die drei analysieren die Machart und Erzählweise des Podcasts, insbesondere die forensische Aufarbeitung der YouTube-Historie eines Protagonisten, die einen starken Sog erzeuge. Außerdem diskutieren sie darüber, wie Algorithmen unser Medienverhalten beeinflussen.

5. Gefühlskiller Social Media
(arte.tv, David Borenstein, Video: 1:21:02 Stunden)
“Ein Mann liegt in seinem Bett, beleuchtet vom blauen Licht seines Mobiltelefons. Auf dem Bildschirm ziehen niedliche Haustiere, empörte Meinungsartikel und eindringliche Bilder aus den Brennpunkten der Welt vorbei – doch er fühlt absolut nichts. Ist dieses Phänomen das Ergebnis bewusster Absichten? Wenn ja, wer sind die Drahtzieher und was haben sie davon, unsere Affekte auf diese Weise zu manipulieren?” Der dänische Dokumentarfilmer David Borenstein ist der Frage nachgegangen, ob die Sozialen Medien zu einem Abstumpfungseffekt führen.

6. Zwischen Blockbuster und Arthouse – Filmkritik im Wandel
(sr-mediathek.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:56 Minuten)
Michael Meyer und Thomas Bimesdörfer sprechen mit dem Filmjournalisten Knut Elstermann über die Zukunft des Filmjournalismus. Themen sind der Rückgang der ausführlichen Filmberichterstattung in Zeitungen, das Nischendasein klassischer Filmmagazine und die zunehmende Selbstvermarktung von Filmstars und Studios über Social Media.

Medien über Migration, Tatort Pressestelle, Nötigung in Nippon

1. Warum berichten Medien nur dann über Migration, wenn etwas Schlimmes passiert?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:31 Minuten)
Das aktuell alles beherrschende Thema des Bundestagswahlkampfs ist das Thema Migration. Holger Klein hat Ella Schindler, Co-Vorsitzende des Vereins “Neue deutsche Medienmacher*innen” nach den möglichen Gründen gefragt: Lassen sich Medien zu sehr von der Politik beeinflussen? Und wie ginge es besser?

2. ARD muss Wagenknecht nicht zu “Wahlarena” einladen
(n-tv.de)
Laut einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln müsse die ARD die BSW-Kanzlerkandidatin Sahra Wagenknecht nicht zur Sendung “Wahlarena 2025” einladen. Das Gericht habe dies mit der geringeren politischen Bedeutung des BSW im Vergleich zu den bereits eingeladenen Parteien (SPD, Union, Grüne und AfD) begründet und auf die Rundfunkfreiheit des für die Sendung verantwortlichen WDR verwiesen.

3. Tatort Pressestelle
(turi2.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg beschäftigt sich in seiner Kolumne mit der abnehmenden telefonischen Auskunftsbereitschaft von Pressestellen. Seine Botschaft: “Für eine Gesellschaft, die angesichts der aktuellen Herausforderungen mehr denn je auf fairen, offenen Dialog angewiesen ist, ist das eine bedenkliche Entwicklung. Professionalität funktioniert auch mündlich. Also macht euch mal ‘n bisschen locker!”

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4. EU warnt vor Gefahren durch TikTok und X für die Bundestagswahl
(spiegel.de)
Die EU-Kommission habe vor möglichen Risiken für die Bundestagswahl durch Soziale Netzwerke wie TikTok und X/Twitter gewarnt. Laut einer nicht namentlich genannten EU-Kommissionsvertreterin bestehe eine “Gefahrensituation”. Die EU verfüge mit dem Digital Services Act allerdings über Maßnahmen, um Wahlmanipulation und Hassrede zu bekämpfen. Es gebe laufende Verfahren gegen Plattformen wie X, Facebook und TikTok, doch es bleibe unklar, ob vor der Bundestagswahl noch Sanktionen verhängt werden: “Dass die Kommission um Präsidentin Ursula von der Leyen noch vor der Bundestagswahl handelt, gilt nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP allerdings als unwahrscheinlich. Sie wolle sich wegen der Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Europa derzeit nicht mit den Techgiganten anlegen, heißt es demnach in Brüssel.”

5. Nötigung in Nippon
(taz.de, Martin Fritz)
Martin Fritz berichtet von einem MeToo-Skandal beim japanischen Sender Fuji TV, der nach Vorwürfen gegen den Entertainer Masahiro Nakai auch wirtschaftliche Folgen habe. Nach Rückzug von Werbepartnern und Druck eines US-Großaktionärs hätten mehrere japanische TV-Sender Untersuchungen frauenfeindlicher Strukturen angekündigt. Für Fuji TV könnten die Folgen erheblich sein: “Japanische Medienkenner halten es sogar für möglich, dass der einst erfolgreichste Sender Fuji TV diesen Skandal nicht überlebt.”

6. Die besten Journalistenfilme: Zehn Geheimtipps für die nächsten Filmeabend
(journalistenfilme.de, Patrick Torma)
Patrick Torma stellt zehn weniger bekannte, aber seiner Meinung nach sehenswerte Filme über Journalismus vor, darunter “A Taxi Driver” (2017), “Holy Spider” (2022) und “Verlorene Illusionen” (2021). Die Auswahl reicht von historischen Dramen über Mediensatiren bis zu Thrillern und Werken der Gattung Film Noir. Torma hebt dabei sowohl filmische Qualitäten als auch gesellschaftliche und medienkritische Aspekte hervor und verlinkt ausführliche Besprechungen zu den einzelnen Titeln.

Bezahlter Hass, Der Payback-Präsident, Europäische Digitalsteuer

1. Bezahlter Hass: Parteien schalten irreführende Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram
(correctiv.org, Gesa Steeger & Stella Hesch & Max Donheiser & Martin Böhmer)
Wie “Correctiv” berichtet, würden Parteien und Politiker bezahlte Werbeanzeigen auf Facebook und Instagram nutzen, um Falschinformationen, Hass und irreführende Narrative zu verbreiten. Besonders die AfD setze im Wahlkampf auf diese Strategie, doch auch in Anzeigen der FDP und des Bündnisses Sahra Wagenknecht fänden sich irreführende oder unbelegte Behauptungen. Experten würden vor einer demokratiegefährdenden Wirkung von gezielter Desinformation warnen. Der Social-Media-Konzern Meta verweise aber lediglich auf eigene Richtlinien und vage Selbstregulierungen, ohne wirksame Maßnahmen gegen die Verbreitung solcher Inhalte zu ergreifen.

2. Der Payback-Präsident
(taz.de, Nicholas Potter)
US-Präsident Donald Trump gehe erneut gegen Medien vor und habe den Sender CBS News verklagt, weil dieser angeblich ein Interview mit Kamala Harris zu seinem Nachteil bearbeitet habe. Obwohl Trump die Wahl bereits gewonnen habe, fordere er 10 Milliarden US-Dollar Schadenersatz und den Entzug der Sendelizenz von CBS, da das Interview Harris angeblich kohärenter erscheinen lassen habe.

3. Europäische Digitalsteuer
(djv.de, Gina Schad)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) spricht sich für eine europäische Digitalsteuer aus. “Sollten US-Zölle für Deutschland oder EU-Länder in Kraft treten, brauchen wir eine europäische Digitalsteuer nach französischem Vorbild. Ich bin mir sicher, dass einer schon lange von uns geforderten Digitalsteuer jetzt nichts mehr im Weg steht. Die freigewordenen Gelder sollten vielmehr genutzt werden, um die Medien- und Nachrichtenkompetenz in der Gesellschaft zu stärken”, so der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster.

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4. Gelbhaar nimmt RBB-Entschuldigung vorerst nicht an
(dwdl.de, Timo Niemeier)
“Der rbb hat im Zuge seiner Berichterstattung über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar schwerwiegende Fehler gemacht. Er hat Stefan Gelbhaar durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan.” Dies schrieb der öffentlich-rechtliche Sender in eigener Sache vor einigen Tagen in einer Pressemitteilung. Nun habe sich RBB-Chefredakteur David Biesinger mit dem Grünen-Politiker getroffen und ihn für die falsche Berichterstattung um Entschuldigung gebeten, was dieser aber vorerst abgelehnt habe.

5. Warum muss sich Stern.de “Nachrichtenfälscher” nennen lassen?
(faz.net)
“Der Bundesgerichtshof hat zu einem Bericht des Portals Stern.de über das ‘Twittermädchen’ Bana aus Aleppo ein erstaunliches Urteil gefällt. Die Zweifel eines Bloggers daran seien reine Meinungsäußerung.” Die “FAZ” erklärt das bemerkenswerte Urteil, das einem Blogger gestatte, einen Stern.de-Autor als “Fake-News-Produzenten” und “Nachrichtenfälscher” zu bezeichnen.

6. Massenklage geplant: Mit einer Million Nutzer gegen TikTok
(t-online.de, Lars Wienand)
Eine niederländische Stiftung habe mit einer deutschen Anwaltskanzlei eine Sammelklage gegen TikTok und X/Twitter eingereicht, um Verstöße gegen Verbraucher-, Daten- und Jugendschutzgesetze geltend zu machen. Die Klage könnte bis zu einer Million deutsche Nutzerinnen und Nutzer umfassen, die jeweils bis zu 2.000 Euro Schadenersatz erhalten sollen. Die Stiftung, die bereits in anderen europäischen Ländern gegen große Tech-Unternehmen vorgehe, trage dabei das finanzielle Risiko.

7. Tanz die Raute: Die Freiheit der Angela M.
(journalist.de, Lorenz Meyer)
Als zusätzlicher Link, weil in eigener Sache: Für den “journalist” hat der “6-vor-9”-Kurator eine absolut wahre* Reportage im “Spiegel”-Stil verfasst: mit Angela Merkel auf Promotour durch die TV-Formate (*Definitionen von “wahr” können variieren. Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig und unbeabsichtigt).

Polizei wehrt sich, Rechte-KI-Bilder, Unterschätzter Chronist Phoenix

1. Die Polizei nicht als populistisches Sprachrohr missbrauchen
(gdp.de)
Eine Polizeigewerkschaft, die Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen, kritisiert die Äußerungen von Manuel Ostermann, stellvertretender Vorsitzender einer anderen Polizeigewerkschaft, der DPolG Bundespolizeigewerkschaft, die dieser auf X/Twitter gepostet hat und die durch die “Bild”-Redaktion verbreitet werden (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: und die in ähnlicher Form von CDU-Politiker Friedrich Merz während der Bundestagsdebatte am Freitag vorgetragen wurden): “Wer tägliche Gruppenvergewaltigungen als Argument für einen schärferen Asylkurs in die Waagschale wirft, der handelt nicht nur stark populistisch, sondern auch ohne jede statistische Grundlage und polizeiliche Sachkenntnis.”

2. Sind die Plattformen gegen Manipulation gewappnet?
(netzpolitik.org, Ingo Dachwitz)
Ingo Dachwitz analysiert, wie Social-Media-Plattformen wie Meta, YouTube, TikTok und X mit Desinformation und Manipulation im Bundestagswahlkampf umgehen. Während einige Plattformen zumindest Maßnahmen wie Faktenchecks oder Werbeverbote ergreifen, falle insbesondere X negativ auf. Zudem warnt der Artikel vor russischen Einflusskampagnen und populistischen Desinformationsstrategien deutscher Parteien.

3. Unterschätzter Chronist der Republik: Ein Plädoyer für Phoenix
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader hält ein Plädoyer für Phoenix, den Ereigniskanal von ARD und ZDF, der “zur Disposition stehen könnte”: “Phoenix ist im Grunde genommen weniger klassisches Fernsehen als vielmehr ein demokratischer Beobachtungsposten: Er dokumentiert die Entwicklung unserer Demokratie, archiviert die wichtigen Momente und macht sie durch Einordnung verständlich. Die Phoenix-Mediathek wird so ein Stück weit zum politischen Gedächtnis der Republik, sortiert nach Themen und Ereignissen.”
Weiterer Lesetipp: Für den Erhalt des Senders macht sich derzeit eine Petition stark: phoenix muss bleiben! – Für eine besser informierte Republik (inn.it).

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4. Trump auf allen Kanälen – Wie Redaktionen und Publikum damit umgehen können
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 43:18 Minuten)
Der US-amerikanische Präsident Donald Trump beherrscht das Spiel mit den Medien aus dem Effeff. Welche Methoden verwendet er? Mit welchen Tricks arbeitet er? Und was können Medien und Publikum bei all dem tun? Darüber spricht Stephan Beuting mit der Chefreporterin im Hauptstadtbüro von t-online.de, Sara Sievert, und dem Medienwissenschaftler Stephan Weichert.

5. Die gefährliche Allmacht von Social Media in Lateinamerika
(taz.de, Katharina Wojczenko)
Soziale Medien wie Facebook und WhatsApp seien in Lateinamerika aufgrund der kostenlosen Nutzung durch “Zero-Rating” oft die einzige Informationsquelle, was Manipulation und Desinformation begünstige. Da Regierungen kaum regulierend eingreifen und Faktenchecks zunehmend wegfallen würden, avanciere Social Media zum Hauptmedium für politische Propaganda, Hetze und “Fake News”. Besonders betroffen seien vulnerable Gruppen, die sich Desinformationen kaum entziehen könnten. Außerdem würden viele Organisationen aus Angst vor Repressionen zur Selbstzensur greifen.

6. Echte Emotionen. Generative KI und rechte Weltbilder
(geschichtedergegenwart.ch, Roland Meyer)
“Die radikale Rechte liebt generative KI. Trump wie Musk teilen massenhaft KI-generierte Bilder auf ihren Plattformen, und auch die AfD hat schon lange den Nutzen von Midjourney & Co. für ihren Wahlkampf erkannt. Dabei zeigt sich: Die Technologie ist kein politisch neutrales Werkzeug. Als Nostalgiemaschine und Klischeeverstärker drängt sie sich für den Entwurf rechter Weltbilder geradezu auf.” Roland Meyer erklärt, wie generative KI zur Verbreitung rechter beziehungsweiser rechtsradikaler Propaganda genutzt wird.

Streit ums TV-Duell, Kontext ist die Botschaft, Diskurskitsch

1. Streit ums TV-Duell: ARD will bei ihrem “Grundkonzept” bleiben
(dwdl.de, Alexander Krei)
Die ARD habe erklärt, trotz Diskussionen an ihrem ursprünglichen Konzept festzuhalten, ein TV-Duell zur Bundestagswahl ausschließlich zwischen Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU/CSU) zu senden, ergänzt durch Formate wie die “Wahlarena”. Vorschläge, auch Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD) zum TV-Duell einzuladen, habe man abgelehnt – beiden seien “alternative Programmangebote” unterbreitet worden, die ARD warte noch auf Rückmeldungen.

2. Merz “Führer” genannt: Süddeutsche Zeitung distanziert sich von Post eines Mitarbeiters
(tagesspiegel.de)
Ein Journalist der “Süddeutschen Zeitung” habe auf seinem privaten X/Twitter-Account Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz sowie CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann in die Nähe von Nazis gerückt. Die “SZ” habe sich “in aller Form von den Äußerungen” distanziert. Der Mitarbeiter habe seine Bitte um Entschuldigung in folgende Worte gefasst: “Mich empört und bestürzt, dass die CDU sich derzeit offenbar Mehrheiten bei den Rechtsradikalen sucht. Ich habe dafür ganz offensichtlich unangemessene Worte gefunden. Dafür entschuldige ich mich.”

3. Pörksen: “Journalismusverachtung – das ist die Situation, leider”
(derstandard.at, Oliver Mark)
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat ein Buch über die seiner Meinung nach vielleicht am meisten unterschätzte Form der Kommunikation geschrieben: das “Zuhören”. Im Interview mit dem “Standard” erklärt er seine Position: “Wer allen zuhört, verliert sich im großen Rauschen. Wir müssen – unvermeidlich – auch weghören, überhören, möglichst gut begründet ignorieren. Nur wann? Kernpunkt all meiner Versuche der Kommunikationsanalyse ist ein einziger Satz. Es ist mein medienanalytisches Mantra, wenn Sie so wollen. Dieses lautet: Der Kontext ist die Botschaft.”

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4. tagesschau als Ziel von Deepfakes
(tagesschau.de, Carla Reveland)
Die “Tagesschau” sei immer wieder der Gegenstand von KI-Fälschungen. Oft zielen die über Social-Media-Kanäle verbreiteten Fake-Filme auf die Manipulation politischer Meinungen, wie ein aktuelles Beispiel zeige, das AfD-Politikerin Alice Weidel als angebliche Bundeskanzlerin darstelle. Die Professionalität solcher Deepfakes steige rapide. Gegenmaßnahmen wie rechtliche Schritte und KI-gestützte Erkennungssysteme würden jedoch oft nur hinterherhinken.

5. Hilfe für mehr als 700 Medienschaffende weltweit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehr als 700 Journalistinnen und Journalisten habe die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) im Jahr 2024 weltweit unterstützt (PDF). “Unser Ziel ist, dass Medienschaffende in Sicherheit berichten können, Menschen mit verlässlichen Informationen versorgen und den Machthabenden auf die Finger schauen. Auch in Deutschland sind wir auf verlässliche Informationen aus allen Ländern und Regionen der Welt angewiesen. Gerade deshalb müssen Europa und Deutschland Zufluchtsorte für diejenigen bleiben, die für ihre journalistische Arbeit ihr Leben riskieren”, erklärte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

6. Die Forderung nach einer “zivilisierten Debatte” ist bloß Diskurskitsch
(uebermedien.de, Johannes Franzen)
Literaturwissenschaftler und Kulturjournalist Johannes Franzen bezeichnet die in vielen Medien erhobene Forderung nach “zivilisiertem Streit” und einer “anständigen Debatte” als “Diskurskitsch”. Er erklärt: “Das wirklich Zerstörerische am ständigen Debattengerede der Gegenwart ist allerdings, dass es den Blick von den realen Problemen ablenkt und auf den Ton verschiebt, in dem darüber gestritten wird. Dabei ist der Streit nur das Symptom für eine oft existentielle Unzufriedenheit, die sich durch den sanften Zwang des besseren Arguments nicht befrieden lassen wird.”

KW 04/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Nur als “ferner liefen”? Kleinparteien und die Medien
(sr.de, Sabine Wachs & Thomas Bimesdörfer, Audio: 17:16 Minuten)
Sabine Wachs und Thomas Bimesdörfer diskutieren mit dem Politikwissenschaftler Uwe Jun über die geringe Medienpräsenz kleinerer Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl. Sie gehen der Frage nach, ob Journalistinnen und Journalisten diese Parteien bewusst ignorieren oder ob es sich um einen blinden Fleck in der Berichterstattung handelt. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht die Frage, ob die mangelnde Sichtbarkeit ein Demokratiedefizit darstellt.

2. Die Macht der Tech-Milliardäre: Angriff auf die Demokratie
(wdr.de, Andreas Maus & Julius Baumeister, Video: 11:59 Minuten)
Social-Media-Plattformen wie X (ehemals Twitter) und TikTok würden zunehmend politische Prozesse beeinflussen, indem sie rechtspopulistische Inhalte begünstigen und extremen Positionen Reichweite verschaffen. Der “Monitor”-Beitrag beleuchtet, wie die Plattformen mit Algorithmen und Manipulationsmechanismen Wahlen beeinflussen und Parteien wie die AfD oder rechtsextreme Kandidaten stärken können.
Weiterer Gucktipp: Die dazu passende Diskussion von “Monitor”-Redaktionsleiter Georg Restle mit der Informatikerin und Sprecherin des Chaos Computer Clubs Constanze Kurz sowie dem Medienwissenschaftler Martin Andree (youtube.com, Video: 1:00:45 Stunden).

3. Meta, Musk, Mastodon – Christian Schiffer über die Machtverschiebungen auf Social Media
(thisismedianow.podigee.io, Lukas Schöne, Audio: 53:30 Minuten)
Lukas Schöne spricht mit Christian Schiffer, Netzexperte beim Bayerischen Rundfunk, über die jüngsten Entwicklungen bei den digitalen Plattformen: “Können Medienschaffende sich noch auf Plattformen wie X oder Facebook verlassen, oder ist es Zeit für einen Strategiewechsel? Welche Rolle spielen alternative Netzwerke wie Mastodon und Bluesky? Und ist eine öffentlich-rechtliche europäische Social-Media-Plattform tatsächlich eine realistische Idee?”

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4. Wie gefährlich ist der Datenhandel?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 31:11 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Tech-Journalist Sebastian Meineck über die Recherche hinter den “Databroker Files”: “Wie sind die Journalisten an den Datensatz gekommen? Wie funktioniert das mit dem Datenhandel? Wo ist eigentlich die DSGVO, wenn man sie braucht? Und wie kann man seine Daten selbst besser schützen?”

5. Gesund durch Influencer? – Medizin-Hype mit Risiken & Nebenwirkungen
(ardmediathek.de, Rabea Westarp & Tasnim Rödder & Malte Schumacher, Video: 35:52 Minuten)
Das Team von SWR-“Vollbild” beleuchtet die wachsende Bedeutung von “Medfluencern” in Sozialen Medien, die – oft ohne medizinische Ausbildung – Gesundheitstipps teilen und dabei teilweise schädliche oder irreführende Inhalte verbreiten. Besonders problematisch seien Fälle, in denen Werbung mit redaktionellen Inhalten vermischt werde oder Verschwörungsideologien und ungeprüfte alternative Heilmethoden propagiert würden.

6. Island – Die Macht der Influencer
(ardmediathek.de, Christian Blenker & Andreas von Huene, Video: 44:39 Minuten)
Als “Land aus Feuer und Eis” zieht Island jährlich Millionen von Touristinnen und Touristen an – inspiriert durch perfekt inszenierte Bilder von Influencern in den Sozialen Medien, die die Vulkaninsel als Abenteuerparadies präsentieren. Die “Weltspiegel”-Doku begleitet ARD-Korrespondent Christian Blenker auf einem Roadtrip, um die Realität hinter diesen Bildern zu erkunden, und zeigt den enormen Druck, unter dem Influencer wie Gunnar Freyr und Ása Steinars stehen, immer spektakulärere Inhalte liefern zu müssen.

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