Weil Jürgen Klinsmann möglicherweise Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der USA wird, hat “Bild” gestern “die wichtigsten Fragen” dazu “beantwortet”. Darunter diese:
Singt er die US-Hymne mit?
Unwahrscheinlich! Klinsi hat immer betont, dass er sich als Deutscher fühlt und unsere Hymne mit Inbrunst singt. Der Text von “Stars and Stripes”, der US-Hymne, dürfte allerdings kein Problem für ihn sein.
Im Gegensatz zur “Bild”-Zeitung, für die schon der Titel der US-Hymne ein Problem ist. Sie heißt nämlich “The Star-Spangled Banner”. “Stars and Stripes” nennt man die amerikanischen Flagge.
Hagen Boßdorf will sich “gegen ‘Bild’ wehren”, berichtet die “Süddeutsche Zeitung”. “Bild” hatte den Sportkoordinator der ARD nämlich am Donnerstag zum “Verlierer des Tages” gemacht und über ihn geschrieben:
In einem “Zeit”-Interview verharmlost er den Blutdoping-Vorwurf gegen Radstar Jan Ulrich: “Was ist schon Doping? Wenn man sich das eigene Blut spritzt? Nee, Pillen und Spritzen, das ist Doping.” BILD meint: Total daneben!
Boßdorf hatte aber lediglich aus der Sicht eines Sportlers sprechen wollen. Das lässt sich nachvollziehen, wenn man die vollständige Passage in der “Zeit” kennt. Sie lautet nämlich:
“Vielleicht gerät man als Radfahrer in so ein Definitionsproblem”, sagt er schließlich. “Was ist schon Doping? (…)”
Allerdings wusste “Bild” das wahrscheinlich gar nicht und kannte nur eine Vorabmeldung der “Zeit”, in der es heißt:
Boßdorf nimmt den unter Blutdoping-Verdacht stehenden Ullrich indirekt in Schutz: “Was ist schon Doping? (…)”
Der ursprüngliche Fehler lag also bei der “Zeit”, die Boßdorf in ihrer Vorabmeldung sinnentstellend zitiert hatte. Und insofern ist “Bild” eigentlich kein Vorwurf zu machen. Außer dem, dass sie spätestens seit gestern weiß, was Boßdorf eigentlich gesagt hat und es heute trotzdem nicht korrigiert hat.
Mit Dank an Stefan J. für den sachdienlichen Hinweis.
Gestern veröffentlichte die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” auf ihrer Leserbriefseite eine Art Dementi von Kai Diekmann:
Am 16. Oktober war in der F.A.Z. folgendes über meine Rede vor dem Hamburger Wirtschaftsrat zu lesen: Vermögens- oder Gehaltslisten von Top-Verdienern, hätte ich angeblich geäußert, würden in “Bild” nicht veröffentlicht. Kurz darauf habe “Bild” allerdings genau solche Listen veröffentlicht. …
… Moment! Das stand in der “FAZ”? Stand das nicht in BILDblog?
Sowohl als auch. Denn die “FAZ” hat einen Artikel über “einflußreiche Blogs” am 16. Oktober mit einem Screenshot illustriert, auf dem groß und deutlich unser Eintrag über Diekmanns falsches Versprechen beim Wirtschaftsrat der CDU zu lesen war (siehe Ausriss).
Den Vorwurf wollte Diekmann offenbar nicht auf sich sitzen lassen — jedenfalls nicht in der “FAZ”. (Bei uns hat er sich nicht gemeldet.) Ausführlich legt er in seinem Leserbrief dar, was er wirklich gesagt habe: Zum Beispiel dass er nicht verstünde, “warum ausgerechnet Zentralorgane des deutschen Großkapitals wie F.A.Z. oder ‘Manager Magazin’ solche Listen mit großem Aufwand erstellen und spektakulär veröffentlichen”.
Gesagt habe er auch, dass es ihm “als Chefredakteur einer Zeitung, deren Leser zumeist etwas weniger verdienen würden als Dax-Vorstände, aber oftmals von deren Entscheidungen unmittelbar betroffen seien, nicht leichtfalle, mich auf diesem Feld von den genannten Publikationen links überholen zu lassen”.
Vielleicht wollte Kai Diekmann dies sagen. Tatsächlich hat er nach seinem Vortrag vor dem Wirtschaftsrat der CDU auf die Publikumsfrage, welchen Anteil “Bild” am Neid in unserer Gesellschaft habe, kritisch auf die Listen anderer Medien über die reichsten Deutschen verwiesen und hinzugefügt:
“Sie werden diese Gehaltslisten in ‘Bild’ nicht finden.”
Tolle Nachrichten aus dem Hause Axel Springer: Der Verlag hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres 281 neue Stellen geschaffen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Axel Springer AG hervor. Und in der “Bild”-Zeitung, die bei Axel Springer erscheint, findet man diese Information offenbar so wichtig, dass sie sie heute sogar auf der Titelseite platziert (siehe Ausriss).
Andere Informationen hingegen, die in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz unerheblich sind, findet “Bild” weniger wichtig: Zum Beispiel, dass Springer damit immer noch 82 Beschäftigte weniger hat als im Jahresdurchschnitt 2005. Oder dass Springer damit fast 4.000 Beschäftigte weniger hat als im Jahr 2001. Oder dass Springer im September angekündigt hat, bis 2009 266 Stellen abzubauen. Oder dass im September 600 Springer-Mitarbeiter vor der Konzernzentrale gegen die geplanten Stellenkürzungen protestierten. Oder dass der Springer-Betriebsrat, anders als der Vorstandschef, der Auffassung ist, dass bei Springer netto Stellen abgebaut würden, wie die “FTD” heute berichtet. Oder dass ein Teil der neuen Stellen, wie eine Verlagssprecherin erklärte, in Polen entstanden. Oder, oder, oder…
Gestern war in der Hamburger “Bild”-Ausgabe ein Artikel über eine Auseinandersetzung in der S-Bahn. Drüber stand:
“Wenn du in Hamburg nur helfen willst dann wirst du brutal niedergeprügelt und liegst plötzlich hirntot im UKE”.
Kurz die Fakten: Am frühen Morgen des 22. Oktober kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Jugendlichen und einem 52-Jährigen Mann. Der 52-Jährige starb einen Tag später im Krankenhaus. In der Pressemitteilung der Polizei vom 23. Oktober hieß es:
Eine Gruppe von Jugendlichen (…) belästigte fortwährend andere Fahrgäste. Der 52-Jährige forderte die Jugendlichen auf, die Provokationen zu unterlassen und drohte ihnen Schläge an. Daraufhin versetzte ihm einer der Jugendlichen einen Faustschlag und verletzte den Mann am Kopf.
Aber zurück zu “Bild”: Im Text war die Rede von einer “Horde von dumpfen Typen, denen ein Menschenleben nichts wert ist”, von “menschenverachtender Brutalität”, von explodierender Gewalt, von einer “Gewalt-Orgie”.
Die gestrige “Bild”-Version ist also total übertrieben wesentlich detailreicher, stimmt im Kern aber mit der Pressemitteilung der Polizei überein.
Das gilt auch für einen Text, der offenbar aus der heutigen “Bild”-Hamburg stammt und der auch auf Bild.de veröffentlicht wurde. Dieser Text wird spätestens seit heute morgen auf der “News”-Seite von Bild.de groß angeteasert (siehe Ausriss).
Spätestens seit heute morgen gibt es aber auch erhebliche Zweifel daran, dass die erste Version der Polizei oder die ausgeschmückte Version von “Bild” stimmen. Das, wie “Bild” bei Axel Springer erscheinende, “Hamburger Abendblatt” schreibt in seiner heutigen Ausgabe:
Nach Informationen des Abendblattes geht die Mordkommission jetzt davon aus, dass Wolfgang L. (52) mit dem Streit begonnen hatte. Er soll auch als Erster gewalttätig geworden sein.
Um 5.00 Uhr gab die Nachrichtenagentur dpa eine entsprechende Meldung heraus, und um 10.46 Uhr gab die Polizei eine Pressemitteilung heraus, die die Meldung des “Abendblatts” im Wesentlichen bestätigt. Und seither haben diverseMedien, die zuvor schon über den Fall berichtet hatten, über die ZweifelandembisherangenommenenTathergang berichtet.
Bei Bild.de indes findet sich noch immer kein Hinweis darauf. Der irreführende Text wird nach wie vor von dem irreführenden Teaser auf der “News”-Seite angekündigt.
P.S.: Es mag ja sein, dass man bei Axel Springer der Auffassung ist, es sei nicht Aufgabe der multimedialen Erweiterung von “Bild”, falsche oder überholte Artikel, die ursprünglich aus “Bild” stammen, zu korrigieren, zu aktualisieren oder zu ergänzen. Dennoch wäre es vielleicht langsam an der Zeit, den irreführenden Teaser mal von der “News”-Seite zu entfernen. Auch deswegen, weil der “Bild”-Text den Eindruck erweckt, der Faustschlag habe mehr oder weniger direkt zum Tod geführt. Die Polizei gab heute aber bekannt:
An einem direkten Zusammenhang zwischen dem Faustschlag und den später bei dem Opfer festgestellten und zu seinem Tode führenden Hirnblutungen bestehen nach den bisherigen Untersuchungen Zweifel.
Mit Dank an Christian H. und Ulrich W. für den sachdienlichen Hinweis.
Es ist schon oft geschrieben worden, dass die Entertainerin Charlotte Roche von der “Bild”-Zeitung “erpresst” wurde, damals im Jahr 2001, kurz nachdem mehrere Familienmitglieder Roches bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen waren.
Und “Bild” hat es stets bestritten.
Genauer gesagt, hat “Bild” es nicht öffentlich bestritten, als 2003 der Erpressungsvorwurf erstmals öffentlich gemacht wurde (1). Wohl aber, als der “Tagesspiegel” Roches Vorwurf aus dem “Stern” ein Jahr später wiederholte (2). “Bild” setzte eine Gegendarstellung durch, der “Tagesspiegel” präzisierte daraufhin den Erpressungsvorwurf (3), wogegen “Bild” offenbar wiederum nicht vorging. Als allerdings der “Stern” — abermals ein Jahr später — die nunmehr präzisierte “Bild”-Erpressungsversion wiederholte (4), wollte “Bild” auch dies doch wiedernicht hinnehmen.
Seitdem streiten sich “Bild” und “Stern” vor Gericht — zuletzt am gestrigen Montag vor dem Landgericht München I.
“Erpresst die Bild-Zeitung Promis mit Telefonterror?” fragt deshalb heute die “Süddeutsche Zeitung”, beschreibt noch einmal minutiös, wie “Bild” damals, vor inzwischen fast fünfeinhalb Jahren, vorgegangen sein soll und lässt nicht unerwähnt, dass “Bild” die Schilderung falsch und “verheerend” finde.
Das Gericht allerdings zweifelt laut “Süddeutsche” nicht an Roches Schilderung.
Weil sich aber offenbar die zentrale “Stern”-Behauptung (“Die ‘Bild’-Leute riefen bei Viva an”) nicht beweisen lässt, könne das Gericht nicht ausschließen, “dass etwa freie Reporter unter der Flagge des Blattes [“Bild”] segelten”. Es habe daher einen Kompromiss vorgeschlagen:
Der “Stern” dürfe zwar schreiben, dass sich die Anrufer als ‘Bild’-Reporter ausgegeben hätten — aber nicht, dass sie es auch tatsächlich gewesen seien.*
… auch wenn der “Stern”-Anwalt darauf hinwies, dass es unwahrscheinlich sei, “dass acht Trittbrettfahrer sich nacheinander ausgerechnet auf ‘Bild’ berufen würden”.
*) Laut “Süddeutsche” haben die Verlage bis zum 10. November Zeit, dem vom Gericht vorgeschlagenen Kompromiss zuzustimmen, andernfalls wird am 22. November ein Urteil verkündet.
BILDblog hat einen neuen Anstrich. Nach zweieinhalb Jahren fanden wir es an der Zeit, uns von dem alten Design zu verabschieden, das eigentlich nicht für uns, sondern für private Weblogs auf Blogger.com gemacht war.
Wir haben ein bisschen entrümpelt, umgeräumt, tapeziert — und rechts oben eine Übersicht “zuletzt aktualisiert” eingerichtet. Hier erscheinen nicht nur neue Einträge, sondern auch Hinweise auf nachträgliche Ergänzungen und Korrekturen. Der Hinweis “mehr” unter einem Eintrag zeigt an, dass es mehrere BILDblog-Artikel zu diesem Thema gibt. Sie können auch über das “Themen”-Auswahlfeld unten in der rechten Spalte angewählt werden.
(BILDblog lässt sich übrigens inzwischen auch ganz gut ausdrucken und auf Handys ansehen und hat eine Bücher-Ecke.)
Es gibt eine amerikanische Fernsehserie über den “Naval Criminal Investigative Service” der amerikanischen Marine. Im Original hieß sie zunächst “Navy NCIS”, später dann “NCIS”. Sat.1 zeigt sie allerdings unter dem Titel “Navy CIS” — vermutlich, damit einige Zuschauer, denen der Buchstabendreher nicht auffällt, sie irgendwie mit den extrem erfolgreichen (aber mit “NCIS” weder verwandten noch verschwägerten) “CSI”-Formaten von Vox und RTL verwechseln.
Fallen wirklich Leute auf sowas rein?
Aber klar! Bild.de berichtet heute über “CSI: Miami” und “CSI: NY”. Und schreibt in diesem Zusammenhang:
“CSI steht für ‘Crime Scene Investigation’ und gleich mehrere Erfolgsserien aus den USA. Ob Las Vegas, Miami, New York oder die Navy — die Fernseh-CSI-Teams werden immer mehr.”
Danke an Jörg J., Christian H. und Alexandra P. für die Hinweise.
Axel Sülwald berichtet heute für die “Bild am Sonntag” (Preis am Kiosk: 1,40 Euro) kurz, aber groß über den neuen Fiat 500:
“Nach BamS-Informationen soll die für Mitte 2007 erwartete “Knutschkugel” (…) ab 2008 auch als Cabrio kommen!”
Und zur Illustration zeigt die “BamS” freundlicherweise sogar “schon einmal” zwei “Computer-Animationen” des Autos.
Doch woher hat “BamS”-Autor Sülwald bloß seine ominösen “BamS-Informationen”?
Nun, nach BILDblog-Informationen gehört er möglicherweise einfach nur zu den weit über 200.000 Menschen, die monatlich bei autoexpress.co.uk vorbeischauen. Meldung und Bilder finden sich nämlich auch auf der Website der größten britischen Autowochenzeitschrift*. Allerdings schon seit anderthalb Wochen. Exklusiv. Und obendrein kostenlos.
Nachtrag, 20.40 Uhr: Naja, oder “BamS”-Autor Sülwald gehört zu den knapp 300.000 Lesern des gedruckten “Auto Express”. Der hatte das Fiat-Cabrio schließlich in seiner letzten Ausgabe als Cover-Story.
*) Und noch ein Nachtrag: BILDblog-Leser Jens-Uwe R. weist zu Recht darauf hin, dass es sich beim “Auto Express” um die britische Lizenzausgabe der “Auto-BILD” handelt.
Nachtrag, 16.30 Uhr: Negativ wirkt sich bei dieser Serie natürlich auch diebekannteEnglischschwäche von “Bild” aus: “Denglisch” grassiert, weil Jugendliche amerikanische Idole anhimmeln, die in “screenplays” auftreten? In Drehbüchern??
Mit Dank an Christian D. und Jens F. und Gruß an Peter K.