Archiv für Vermischtes

Kurz korrigiert (298)

Wir wissen wirklich nicht, wen unter den durchschnittlich über elf Millionen “Bild”-Lesern es interessieren könnte, wieviele Tage zwischen den Geburtstagen von Karlheinz Kögel und Bill Clinton liegen.

Wir wissen nur, dass die Differenz heute im Rahmen der “Ich weiß es!”-Kolumne von Christiane “Ich weiß es!” Hoffmann in der “Bild”-Zeitung steht (siehe Ausriss) — und dass die Zahl 111 nicht mal stimmt.

Mit Dank an Holger K. fürs Nachzählen.

Beinahejournalismus

+++Wir unterbrechen dieses Blog für eine Eilmeldung. Das südliche Bayern wäre, wie wir soeben erst erfahren, am Mittwoch beinahe durch ein Flammeninferno dem Erdboden gleichgemacht worden. Ein Papierkorb in einer Damentoilette in München war in Brand geraten. Nur durch den Einsatz eines Feuerlöschers konnte ein Übergreifen der Flammen auf Herrentoilette, Flur, Etage, Haus, Straße, Stadt und Freistaat verhindert werden.+++

Ja: Bei der “Süddeutschen Zeitung” hat’s gebrannt. Die Berufsfeuerwehr informierte die Öffentlichkeit über das Geschehen mit den Worten (pdf):

Im vierten Obergeschoss eines Münchner Zeitungsverlags geriet in der Damentoilette am Mittag ein Mülleimer in Brand. Noch vor Eintreffen der Einsatzkräfte der Feuerwache Mitte hatten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes den Brand mit einem Schaumlöscher gelöscht.

Und “SZ”-Redakteur Karl Forster schreibt heute in seiner Kolumne:

Da diese Zeilen hier in unmittelbarer Nachbarschaft der gebrannt habenden Toilette entstehen, ist festzustellen: Seitens der Behörde ist alles korrekt berichtet.

Zum Erstaunen der Toilettennachbarn aber war laut einer vierbuchstabigen Zeitung sehr viel mehr geschehen: Unter der Rubrik “Flammen bis zur Decke” steht geschrieben: “Das Stammhaus an der Sendlinger Straße wäre beinahe abgebrannt.” Und dass der Sicherheitsdienst sich durch den Qualm habe “kämpfen” müssen. Haben wir da vielleicht eine Katastrophe verpennt?

Vielen Dank an “SoWhy” und Holger G.!

“Bild” zahlt Leser-Touristen 500 Euro

“Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner beklagt heute, wenn wir ihn richtig verstanden haben, dass man als Politiker nirgends mehr unbeobachtet ist. Schuld daran sei: der “totale Tourismus”.

Wagner schreibt an Günter Verheugen, über dessen NacktFotos anscheinend “ganz Deutschland” diskutiert, ohne sie überhaupt gesehen zu haben:

(…) es gibt auf unserer Erde leider keinen Flecken mehr, wo ein verheirateter EU-Kommissar mit seiner Kabinettschefin unbegafft nackt baden kann. Wir leben nun einmal im totalen Tourismus, der auf Einzelschicksale keine Rücksicht nimmt.

Touristen knipsen alles, den schiefen Turm von Pisa und den nackten EU-Kommissar mit seiner ebenfalls nackten Bürochefin.

Ich wünschte, die Fotos gäbe es nicht. (…)

Zufälligerweise hat sich am vergangenen Sonntag auch der Komiker Michael Mittermeier über die Auswirkungen des, äh, totalen Tourismus geäußert. Auf SWR 1 sagte er:

Der “Bild”-Leser-Reporter ist meines Erachtens einfach eine böse, voyeuristische Aktion, die leider Gottes uns Leuten einfach schadet, uns Künstlern. Weil Leute dich wirklich verfolgen mit Foto-Handys. Und ich hab mich schon mit Leuten gestritten, die mich angemacht haben, weil sie sagen: Ey, wieso gönnst Du mir kein Foto, ich will 300 Euro verdienen, und da muss ich sagen: Das ist schon ‘ne ziemliche Sauerei. Weil: Wenn ich privat bin, bin ich privat. Und es geht nicht, jemanden zu fotografieren, wenn er im Tengelmann steht, ich meine, das ist wirklich eine böse Aktion.

Danke an Tim S.!

Kurz korrigiert (297)

"Wärmster Dezember seit 1300 Jahren"
Es gehört wirklich nicht viel dazu, obige Behauptung, die “Bild” heute auf der letzten Seite aufstellt, als das zu erkennen was sie ist: nämlich “in doppelter Hinsicht Unsinn”, wie “Spiegel Online” schreibt.

Denn erstens zitiert “Bild” selbst im Text den Klimatologen Reinhard Böhm (der übrigens laut einer Agentur-Meldung “konstruierte Horrorszenarien strikt ablehnt und dem meteorologische Überreaktionen so überhaupt nicht liegen”) mit den Worten:

“Wir erleben gerade die wärmste Periode* seit 1300 Jahren.”
Hervorhebung von uns.

Und zweitens ist der Dezember — und auch das dürfte “Bild” bekannt sein — gerade mal sieben Tage alt. Wie er trotzdem den Weg in die Überschrift finden konnte, bleibt also das Geheimnis von “Bild”.

*) Dass Böhm mit “Periode” keineswegs den Monat Dezember meinen konnte, kann man übrigens auch daran erkennen, dass in der Studie, aus der die “1300 Jahre” stammen, lediglich “Jahresdurchschnittstemperaturen bis ins 8. Jahrhundert” errechnet wurden.

Mit Dank an Timo B. und Benjamin K. für den sachdienlichen Hinweis.

Kurz korrigiert (296)

Prinzipiell natürlich sehr aufmerksam von der “Bild”-Zeitung, den Nicht-Anatomen unter ihren Lesern mithilfe einer “BILD-GRAFIK” zu illustrieren, was da genau bei diesem Basketballer kaputt gegangen ist, der seinen Fuß plötzlich “auf 3 Uhr” sah.

Wobei man da sogar als Laie stutzig werden könnte: Das Innenband des Fußes befindet sich also an der Außenseite des Fußes? Und das Syndesmoseband, das das Schien- mit dem Wadenbein verbindet, sitzt deutlich unterhalb von Schien- und Wadenbein?

Ist natürlich Quatsch. Wenn Sie sich die korrekten Orte der diversen Verletzungen bitte auf diesen Grafiken selbst raussuchen möchten, vielen Dank.

Wer in der Grafik einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.

Besten Dank an Philipp S. und Manuel N.!

Verlierer des Tages

“Gewinner” des Tages in “Bild” ist heute Jürgen Rüttgers, denn:

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (55, CDU) hat es “geschafft”: Auf die Frage “Wer ist der beliebteste SPD-Politiker” nannte in einer Forsa-Umfrage die Mehrheit der Nordrhein-Westfalen ausgerechnet den Namen des CDU-Regierungschefs! Bitter für die SPD: Sie hat die Erhebung bezahlt.

BILD meint: Parteibuch tauschen!

BILDblog hingegen meint: KLAPPE HALTEN!

  • In der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ging es nicht um den beliebtesten Politiker, sondern um den bekanntesten.
  • Der Namen Rüttgers wurde nicht von der “Mehrheit der Nordrhein-Westfalen” genannt, sondern, wie uns Forsa mitteilt, von “zwei Prozent der Befragten”.
  • Laut “Westfälischer Zeitung” war Rüttgers damit nur der drittbeliebtestebekannteste “SPD-Politiker” (hinter Müntefering und Steinbrück).
  • Wie uns ein SPD-Sprecher auf Anfrage mitteilt, hat die SPD die Umfrage zudem “weder bezahlt noch in Auftrag gegeben”. Auftraggeber waren die “Westfälische Rundschau” und der TV-Sender n-tv.
  • Und das Ergebnis der Umfrage wurde im Juli 2006 bekanntgegeben, Rüttgers überraschendes Abschneiden seitdem von vielen Medien, u.a. vom “Spiegel” verbreitet.

Aber okay, ein Teil des “Bild”-Unsinns stand vor zwei Tagen in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, aus der “Bild” ihn heute offenbar ungeprüft (ohne Quellenangabe und unter Hinzufügung eigener Fehler) übernommen hat. Doch wie wir “Bild” kennen, wird die “FAZ” deshalb wahrscheinlich gleich morgen zum “Verlierer” des Tages.

Mit Dank auch an Jochen Z.!

Mehr dazu hier.

Kurze Zwischenfrage

Wir suchen einen Artikel, der vor einigen Wochen in “Bild” Aachen erschienen ist. Wer hat Zugang zu einem Archiv und kann uns dabei helfen? Bitte melden unter: [email protected].

Vielen Dank!

Danke an alle für die Mithilfe — hat sich erledigt!

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