Archiv für Vermischtes

Suchet, so werdet ihr finden (Matthäus 7,7)

Auf der Internetseite “Catholic Google” kann man sich die Ergebnisse einer Google-Suche so filtern lassen, dass für Katholiken möglicherweise anstößige Inhalte nicht angezeigt und christlich orientierte Seiten bevorzugt ausgegeben werden.

Das Thema macht gerade die Runde und ist gestern Abend auch auf Bild.de angekommen, wo man allerdings einen entscheidenden Aspekt missverstanden hat:

Im Internet ist die Sünde oft nur einen Klick entfernt. Wer nicht ständig in Versuchung geführt werden möchte, kann sich über den neuen Dienst CatholicGoogle.com freuen. Dort versucht Google, alle Suchergebnisse nach katholischen Grundsätzen zu filtern... (...) Wie lange der Suchmaschinen-Primus die Katholiken so unterstützt, ist offen.

Denn der Anbieter ist keineswegs Google selbst. Google bietet nur jedem die Möglichkeit, Suchen nach eigenen Vorgaben einzuschränken. Um zu wissen, dass der “Suchmaschinen-Primus” die Katholiken gar nicht “unterstützt” oder selbst “versucht”, die Ergebnisse “nach katholischen Grundsätzen zu filtern”, hätte Bild.de nicht einmal mitdenken, sondern nur auf das Wort “Disclaimer” auf catholicgoogle.com klicken müssen. Dort heißt es:

The site is not associated or affiliated with Google.com (…)

Mit Dank an Marcel S., Michael D., Thomas S. und spass-guru.de.

Kurz korrigiert (488)

Über den Fußballverein TuS Koblenz schreibt “Bild” in echtem Sportberichterstatterdeutsch:

Koblenz (…) hat die Fühler nach Kickers-Stürmer Angelo Vaccaro ausgestreckt, der sich auf der Waldau nicht mehr wohlfühlt.

TuS-Trainer Uwe Rapolder hatte den Torjäger (5 Treffer) beim letzten Auswärtsspiel der Blauen vor der Winterpause in Paderborn (0:2) beobachtet.

Und jetzt für alle, die sich nicht mit (Drittliga-)Fußball auskennen:

  • Keine Bange, auf der Waldau, die Blauen und Kickers sind bloß gängige Synonyme (für den Fußballverein Stuttgarter Kickers), die dem Leser redaktionelle Kompetenz vermitteln sollen.
  • Keine Ahnung, wie “Bild” darauf kommt, Rapolder hätte Vaccaro beim 0:2 gegen Paderborn “beobachtet”. Schließlich hat Vaccaro da gar nicht mitgespielt.

Mit Dank an Buddy für den Hinweis.

Kehraus 2008

… und wieder ist es an der Zeit, schnell noch ein wenig Gerümpel wegzuräumen, das während unseres Winterschlafs liegengeblieben ist.

Denn dass Dieter Althaus kein “CSU-Ministerpräsident” ist, hat man bei “Bild” inzwischen immerhin selbst gemerkt. Ob Britney Spears, wie Bild.de behauptet, wirklich über Weihnachten in Indien war, ist zumindest fraglich; so fraglich wie die Bild.de-Behauptung, DJ Tommek DJ Tomekk habe 2007 “auf RTL” mit einem Hitlergruß geschockt. (Soweit wir uns erinnern, schockte “Bild” damit.) Doch wenn es auf Bild.de heißt…

"Sexy Schlamm-Grätschen - Der schärfste Kick des Jahres als Video"

Pünktlich zum Jahresende in der bundesligafreien Zeit begeistert uns die US-Sportseite dbbsports.com mit dem heißesten Kick des Jahres!

… dann wollen wir an der Begeisterung der Bild.de-Redaktion nicht zweifeln. Die 14-teilige Screenshot-Galerie zum Thema und eine Bild.de-Version des Videos (“Es ist das schärfste Fußballspiel des Jahres, was das amerikanische Sport-Portal dbbsports.com seinen Lesern zum Ende des Jahres beschert!”) sprechen für sich. Weshalb wir nur mal kurz darauf hinweisen wollen, dass es sich, wenn überhaupt, um den schärfsten/heißesten Kick des Jahres 2007 handelt – genauer: um ein vor anderthalb Jahren veröffentlichtes Musikvideo, das nun von dbbsports.com bloß wiederverwertet wurde.

Und dann war da noch der Versuch der “Bild”-Zeitung, eine “Spiegel”-Geschichte zu entkräften, die den Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Schwierigkeiten brachte. Im “Spiegel” hatte der ehemalige US-General James Marks gesagt, dass zwei deutsche Geheimagenten im Irak-Krieg den Amerikanern mit Wissen des Kanzleramtes wertvolle Informationen für ihre Kriegsführung geliefert hätten. Eine solche “aktive Unterstützung” hat Steinmeier, der das Kanzleramt damals leitete, immer bestritten.

Rolf Kleine, Leiter des “Bild”-Hauptstadtbüros und so etwas wie Pressesprecher, Schönfärber und Ausputzer für Steinmeier, veröffentlichte daraufhin in “Bild” und auf Bild.de einen Artikel, in denen er dem “Spiegel” vorwarf, “offenbar einem bezahlten Propagandisten des Pentagon aufgesessen” zu sein. Marks Aussagen seien deshalb nicht ernst zu nehmen. Kleine nahm damit exakt die Verteidigung Steinmeiers am selben Tag vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss zur Rolle der BND-Agenten vorweg (und erklärte schon vorab: “Jetzt deutet alles darauf hin, dass der SPD-Kanzlerkandidat unbeschadet aus der Affäre herauskommt”).

Auf den “Bild”-Artikel antwortet in der aktuellen Ausgabe nun wieder der “Spiegel” — mit einem “Münchhausen-Test”. Unter Berufung auf detaillierte Aussagen mehrerer Journalisten, des Pentagons und von Marks selbst kommt der “Spiegel” zu dem nüchternen Ergebnis: “Es finden sich keine Belege, dass Marks ein ‘bezahlter Propagandist’ des Pentagon ist.”

Mit Dank an diverse Hinweisgeber und kleinefragen.de.

Genauer, als die Polizei erlaubt

Kommen wir noch einmal zurück auf die beiden “Autodiebe”, denen n-tv ein “standesgemäßes Ende” bescheinigt hatte – allerdings in einem etwas anderen Zusammenhang.

Die “Bild”-Zeitung berichtete gestern nämlich in ziemlich großer Aufmachung in ihrer Berliner Ausgabe über denselben Fall:

"Zwei Einbrecher rasen in den Tod"

Der Artikel ist garniert mit diversen Fotos einer Drogerie (Polizeiauto vor der Drogerie, der aufgehebelte Rolladen der Drogerie, Blick in die Drogerie auf ein umgestürztes Regal). Und fast als wären sie dabei gewesen, berichten Jörg Bergmann und Matthias Lukaschewitsch, wie sich die Geschichte zugetragen haben soll:

Sie hatten es auf Parfumflacons, Scheren und Kosmetikartikel abgesehen – ein paar Minuten später waren die beiden Einbrecher tot!

0.15 Uhr. In die Drogerie “Rittmeier” in Blankenfelde (Teltow-Fläming) wird eingebrochen, die Diebe steigen durch ein Fenster an der Vorderseite des Ladens ein. Sie kippen ein Regal mit Parfumflaschen, Kosmetik und hochwertigen Scheren um. Sie breiten ein Laken aus, wollen die Sachen mitgehen lassen.

Eine Zeugin ruft die Polizei. Als die Täter die Sirenen hören, flüchten sie ohne Beute aus dem Laden. Sie steigen in einen Mercedes, den sie vor Wochen in Berlin geklaut hatten* – und geben Vollgas.

Das Ende ist bekannt: Beide Insassen des Mercedes sterben, als der Wagen gegen einen Baum prallt.

Und das ist auch so ziemlich das Einzige, was bisher sicher ist. Alles, was Bergmann und Lukaschewitsch sich da sonst noch so zusammenreimten und als Tatsachen darstellten, ist unbestätigt. Der Stand der Ermittlungen lässt sich im Grunde auch heute noch so zusammenfassen, wie die Nachrichtenagentur ddp am Sonntag schrieb:

Parallel zu dem Verkehrsunfall wurde bei der Polizei ein Einbruch in einen Laden in Blankenfelde gemeldet. Ein Zusammenhang zu dem Verkehrsunfall wird nicht ausgeschlossen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei des Schutzbereiches Teltow-Fläming dauern an.

Es gibt allerdings Hinweise, nach denen die beiden Getöteten, anders als “Bild” schrieb, gar nicht selbst in der Drogerie waren, sondern womöglich zwei Komplizen dort abgesetzt hatten. Wie uns eine Polizei-Sprecherin bestätigt (und die Nachrichtenagentur dpa gestern berichtete), will eine Zeugin gesehen haben, wie aus dem später verunglückten Mercedes zwei Männer ausstiegen, deren Beschreibung nicht auf die Getöteten passt.

Wohl deswegen klingt das, was “Bild” gestern noch so genau zu wissen schien, in einem “Bild”-Artikel von heute denn auch sehr viel weniger präzise:

In ihrer Todesnacht waren die Brüder an einem Einbruch in einen Drogeriemarkt in Blankenfelde (Teltow-Fläming) beteiligt.

*) Tatsächlich war der Wagen entgegen einer ersten Pressemitteilung der Polizei doch nicht gestohlen gewesen.

Mit Dank für den Hinweis an Phil.

Bild.de rechnet sich einen Bruch

Was viele nicht wissen: BILDblog wird auch in der Schule eingesetzt. Es gibt Mathelehrer, die in ihrem Unterricht zum Beispiel auf unseren Eintrag “Machen Tortendiagramme eigentlich dick?” zurückgreifen, der im Kern auf der schönen “Bild”-Formulierung vom August 2007 beruhte:

Denn mittlerweile ist jedes sechste Kind in Deutschland zu dick! Mitte der 90er-Jahre war es nur jedes dritte.

Dass BILDblog auch “Bild”-intern zur Fortbildung eingesetzt wird, ist dagegen eher unwahrscheinlich. Oder wie Bild.de heute schreibt:

Eingeschlafene Autofahrer verursachen im Schnitt jeden vierten tödlichen Verkehrsunfall. Bei Lkw-Fahrern sind übermüdete Lenker sogar an jedem sechsten schweren Unfall schuld.

Mit Dank an Ludwig H.!

Verloren im Queensberry-Wirbel

Viel Platz ist ja nicht in der täglichen “Gewinner/Verlierer”-Rubrik auf der “Bild”-Titelseite. Umso erstaunlicher, wie viele Fehler da an einem Tag wie heute so rein passen (siehe Ausriss)

Schon die Formulierung “soll es vorher schon zweimal gegeben haben”, auf die “Bild” das “Verlierer”-Dasein der deutschen Retorten-Girlband Queensberry stützt, ist ein bisschen untertrieben. Man kann sich u.a. bei YouTube anschauen, dass der Song ganz bestimmt bereits von anderen gesungen wurde: Im Sommer Ende Oktober erschien er auf dem Album der Kanadierin Eva Avila – und unter dem Titel “Game over” nahm das Lied 2008 für Holland in Belgien am “Eurovision Song Contest” an einem nationalen Vorentscheid für den diesjährigen “Eurovision Song Contest” teil.

Und wir haben gehört: Das alles soll schon seit mehr als einer Woche völlig korrekt auf einer belgischen “Song Contest”-Website namens Belgovision.com nachzulesen sein.

Drei Kreuze für Queensberry

Es ist im Journalismus nichts Neues, dass bei Ereignissen, die relativ vorhersehbar sind, vorab schon mal weite Teile eines Artikels vorgeschrieben und hinterher nur noch hier und da ergänzt werden. Gerade im Online-Journalismus, wo man ja gerne so tut, als ob es auf jede Minute ankäme, lässt sich dann irgendwas ganz fix veröffentlichen.

Es ist nur blöd, wenn man so einen fast fertigen Artikel zu früh ins Netz stellt:

"Popstars": Großes Finale! xxx ist in der Band! Das ist Queensberry: Gabriella (19), Vici (16), und Leo (20) - und xxx (xx). Großes Finale bei "Popstars": Die Band ist komplett. Gabriella (19), Vici (16), und Leo (20) - und xxx (xx): Sie sind Queensberry!

Der Artikel, den Bild.de gestern Abend etwas vorzeitig abfeuerte, sah zu weiten Teilen aus wie seine aktuelle Fassung: Es ging um alles oder nichts, der erste gemeinsame TV-Auftritt von Sido und seiner Freundin war ein “Highlight der Show”, und für “die Mädels” kam es “völlig überraschend”, dass sie schon im Februar auf Tour gehen.

Wie egal es letztlich für die Sendung und den Bild.de-Artikel war, wer eigentlich das vierte Bandmitglied bei Queensberry geworden ist, offenbart dieser, nun ja, Satz…

xxx völlig fassungslos: "xxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx!"

… für dessen endgültige Version Bild.de dann aber sowieso auf einen Namen verzichtete:

Danach völlig fassungslos: "Ich kann es noch gar nicht glauben!"

Mit Dank an Simone G. für den Hinweis und den Screenshot!

Nachtrag, 20. Dezember: BILDblog-Leser Nikolai K. fragt sich, warum Bild.de eigentlich in beiden Versionen des Artikels behauptet, dass während des “Popstars”-Finals “der erste gemeinsame Live-Auftrit im TV von Jury-Mitglied Sido und seiner schönen Freundin Doreen” stattgefunden habe. Immerhin gibt es bei YouTube seit Ende Mai ein Video, in dem Sido und Doreen gemeinsam bei MTV auftreten und in dem Sido den Song “Nein” (den die beiden auch bei “Popstars” gesungen haben) mit den Worten “Wir standen noch nie zusammen auf der Bühne” anmoderiert.

Wir können ihm diese Frage leider auch nicht beantworten.

Der Pop-Titan bleibt PR-Titan

Die Medienevolution Videoreporter-Aktion von “Bild” ist bislang offenbar noch kein richtiger Knüller. Und da hilft es auch wenig, dass “Bild” heute den 7-jährigen Marvin Pfützner, erster “Gewinner der Video-Aktion von BILD”, für ein vernuscheltes Laien-“Dingsda” zum “Gewinner” des Tages macht.

Aber es geht ja auch anders auch anders auch anders:

"Dieter Bohlen bloggt für Bild.de: Der Pop-Titan ist jetzt Blog-Titan"

Mit anderen Worten: Es gibt seit heute auch ein kurzes Wackelvideo auf Bild.de, in dem Dieter Bohlen zu sehen ist, wie er von jemand anderem mit einer offenbar nicht besonders brauchbaren Kamera gefilmt wird. “Bohlen liest BILD, Bohlen im Auto, Bohlen im Hotel, Bohlen hinter den Kulissen, Bohlen gratuliert ‘Supertalent’-Gewinner Michael Hirte zu seinem grandiosem Erfolg”, heißt es dazu auf Bild.de.

Und das alles ist wörtlich zu nehmen: Bohlen sitzt “Bild”-lesend im Auto (28 Sekunden) und gratuliert anschließend irgendwo hinter den Kulissen eines Castings für die RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” dem Gewinner der RTL-Show “Das Supertalent”, Michael Hirte, zu seinem dessen Erfolg (67 Sekunden) – in Abwesenheit Hirtes, versteht sich. Wir dokumentieren das trotzdem mal:

Ja, hier sitzen gleich die Kandidaten – alles natürlich top secret. Aber ich möchte einem Menschen natürlich von ganzem Herzen und von euch allen erstmal Glückwunsch sagen. Das ist hier dieser Mann [hält die aktuelle CD von Michael Hirte in die Kamera]: Michael Hirte. [Kamera zoomt auf das Cover; es folgt ein kurzer Einspieler des “Ave Maria”-spielenden Hirte]. Seit gestern abend, 18 Uhr, Nummer 1 in Deutschland. Und ich glaube, wir haben eigentlich noch nie einen gefunden, glaube ich, der’s so verdient hat wie dieser Michael Hirte. Ich habe mich gestern wirklich unheimlich gefreut für ihn. Er ist mittlerweile schon Gold und Platin und ich weiß nicht was. Und wir hatten, glaube ich, noch nie ‘nen “Superstar”* oder ‘n “Supertalent”** oder überhaupt irgend jemand, der das so verdient hat. Und ich glaub’, für den Michael Hirte hier, für ihn [hält wieder die Hirte-CD in die Kamera] wird das ‘n ganz, ganz schönes Weihnachten, und der kann sich endlich mal ‘n paar warme Bratkartoffeln leisten und vielleicht auch noch ‘ne Currywurst dabei. Michael, erstmal herzlichen Glückwunsch – und die vielen Leute, die ihm geholfen haben***, natürlich auch: Vielen Dank! Tschüß.

Es folgt ein 44-sekündiger Einspieler (“exklusiv hier auf Bild.de”), wie Michael Hirte “Stille Nacht” auf der Mundharmonika spielt. Dann ist Schluss. Außer für uns, denn wir hätten da ja noch ein paar Anmerkungen:

*) Dieter Bohlen sitzt seit 2002 in der DSDS-Jury, schrieb und (co-)produzierte u.a. die Musik der DSDS-Gewinner Alexander Klaws und Mark Medlock.
 
**) Dieter Bohlen sitzt seit 2007 in der “Supertalent”-Jury; sein Co-Produzent Joachim “Jeo” Mezei produzierte u.a. die Musik des “Supertalent”-Gewinners 2007, Ricardo Marinello.
 
***) Dieter Bohlens Co-Produzent Mezei ist an der Produktion des Albums von “Supertalent”-Gewinner Hirte beteiligt, auf dem sich u.a. auch die Mundharmonikaversion eines Bohlen-Songs aus DSDS findet. Wer sich hinter Hirtes Produzenten-Team “Dreamfactory” verbirgt, wollte uns Hirtes Plattenfirma bislang auf Anfrage nicht verraten.

P.S.: Bild.de zeigt seinen Lesern auch noch ein zweites Wackelvideo mit Bohlen. Darin geht’s dem “Blog-Titan” zwar nicht nur um seinen Hirte – aber auch.

Die dicken Jungen von Seite 1

Vermutlich haben sie gestern bei “Bild” den ganzen Tag gegrübelt, wie man mit dem leider bereits am Nachmittag durch die “Bunte” bekannt gewordenen Tod Horst Tapperts in der heutigen Ausgabe noch Schlagzeilen machen kann (Ergebnis: “Derrick tot!”). Und für den Rest der Seite 1 blieb da dann einfach nicht mehr genügend Zeit.

Aus der DSHS-Studie:

“Die Befragungen zu sportlichen Aktivitäten zeigen, dass ein Viertel der Heranwachsenden und jungen Erwachsenen ‘nie’ beziehungsweise ‘selten’ Sport treibt. In Grafik 4 ist zu sehen, dass der Anteil sportlich inaktiver Personen über die Altersgruppen hinweg zunimmt. (…) Grafik 5 zeigt [zudem], dass nur noch 19 % der 25-jährigen Frauen und 30 % der gleichaltrigen Männer in einem Sportverein aktiv sind. Auf die Frage ‘Glauben Sie, dass Sie sich ausreichend bewegen?’ antworten 32 % der Studienteilnehmer mit ‘nein’. (…) Für alle genannten Aspekte bestehen signifikante Geschlechtsunterschiede: Frauen geben häufiger an, ‘nie’ beziehungsweise ‘selten’ Sport zu treiben (…), kein aktives Sportvereinsmitglied zu sein (…) und sich nicht ausreichend zu bewegen (…).”

So wäre es zu erklären, dass das, was gestern – unter Berufung auf eine Studie der Deutsche Sporthochschule in Köln (DSHS) – in einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa gestanden war…

So ist unter den 25 Jahre alten Männern schon jeder zweite zu dick, 60 Prozent rauchen, ein Drittel treibt nie Sport. Rund 25 Prozent der 25-jährigen Frauen haben Übergewicht, nur noch 19 Prozent sind im Sportverein aktiv, ebenfalls rund 60 Prozent rauchen.

… von “Bild” heute wie folgt zusammengefasst wird:

"Fast die Hälfte der jungen Männer und ein Viertel der Frauen hat Übergewicht. 60 Prozent rauchen. Nur ein Drittel (Männer) bzw. ein Fünftel (Frauen) macht regelmäßig Sport."

Der letzte Punkt jedenfalls behauptet immerhin das Gegenteil von dpa (siehe oben) und hat mit den – ohnehin bereits vor einem Monat veröffentlichten – Untersuchtungsergebnissen eigentlich nichts mehr zu tun (siehe Kasten). Aber okay, am Ende der DSHS-Studie [pdf] heißt es ja ohnehin:

Auch wenn querschnittlich mehr als 12 500 Personen (…) untersucht wurden, besteht kein Anspruch auf bundesweite Repräsentativität (…).

Oder um es mit “Bild” zu sagen:

"Immer mehr Junge zu dick für den Job"

Mit Dank an Martin F. für den Hinweis.

Voll neben der Taxispur

"Gefährlicher Irrtum: Taxispur mit Startbahn verwechselt -- Ein Pilot in Hongkong versuchte, seine Maschine von der Taxispur neben der Startbahn zu starten. Ein gefährlicher Irrtum, aber kein Einzelfall."

So steht es derzeit unter Berufung auf die “Sunday Morning Post” auf der Startseite von Bild.de. Und im dazugehörigen Artikel heißt es über die Piloten:

"Strasse mit Startbahn verwechselt: Piloten wegen Startversuch auf Taxispur entlassen -- Vielleicht wollten sie einfach nur mal Taxi spielen..."

Und das mit dem “Irrtum” und “kein Einzelfall” stimmt, liebe Bild.de-Redaktion…

… nur, dass es sich bei einem Taxiway, von dem in der “Sunday Morning Post” die Rede ist, nicht um eine “parallel zur Startbahn verlaufende Taxispur” oder gar einen “Taxistreifen” handelt, sondern um nichts weiter als das englische Wort für Rollbahn.

Aber vielleicht wollte die Bild.de-Redaktion ja einfach nur mal Journalismus spielen…

Mit Dank an Steffen U., Christoph H., Maik L., Robert T., Daniel R., Jan E., Andreas B., Jan und Olaf T.!

Man muss dazusagen: Den eigentlichen Übersetzungsfehler hatte gestern morgen die Nachrichtenagentur AFP gemacht, die unter der Überschrift “Piloten in Hongkong wegen Startversuch auf Taxispur gefeuert” über den Vorfall berichteten. Und zahllose Medien haben die irreführende Meldung genauso irreführend übernommen (siehe Beispiel-Ausriss) – wobei offenbar niemand so übers Ziel hinausgeschossen ist wie Bild.de. Und nur die wenigsten haben den Fehler – wie sueddeutsche.de etwa – wenigstens nachträglich korrigiert und sich bei den Lesern entschuldigt.

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