In Hamburg bei der “Bild”-Zeitung mag man Hans Albers offenbar. Und die Vorstellung, dass ein “Bild”-Redakteur mit Kapitäns-Mütze morgens “La Paloma” pfeifend das Büro betritt und, sich halb auf den Schreibtisch setzend, verschmitzt grinsend zur Sekretärin wendet: “Na, du seute Deern” — diese Vorstellung ist ganz drollig (siehe Ausriss rechts). Allerdings würde man von jenem Redakteur auch erwarten, er wisse, dass Hans Albers nicht 78 sondern bloß 68 Jahre alt geworden ist. Oder dass die Bezeichnung “Star der Nachkriegszeit” (siehe Ausriss links) Albers nur teilweise gerecht wird. Er war nämlich auch schon in der Vorkriegs- und in der Kriegszeit ein Star. Wenn nichtsogareingrößerer.
Mit Dank an klein-K auch für den Scan.
Nachtrag, 21.6.(mit Dank an klein-k): “Bild”-Hamburg berichtigt in ihrer heutigen Ausgabe in einer Meldung das Alter von Hans Albers.
Lieber Gerhard Scholz aus Göttingen (Niedersachsen),
Sie haben der “Bild am Sonntag” anscheinend einen Brief mit folgendem Vorschlag geschrieben:
Ändern Sie doch den Spot “Deutschlands schnellstes Magazin” einmal um. Viel origineller wäre doch: “Ein Sonntag ohne BamS — undenkbar!” Ich, und vielen Lesern wird es bestimmt genau so ergehen, kann mir einen Sonntag ohne BamS nicht mehr vorstellen.
Und Claus Strunz, der Chefredakteur, antwortete Ihnen gestern in seinerbeliebtenRubrik “Der Chefredakteur antwortet”:
Entweder Sie sind ein Hellseher oder wir der Zeit voraus. Oder beides.
Die “BamS” werde nämlich zufällig tatsächlich ihren Slogan ändern. Sogar fast ungefähr etwa annähernd genauso, wie Sie es hellsichtig vorgeschlagen haben: nämlich in “Deutschland am Sonntag – BILD am SONNTAG!”
Bei der Gelegenheit beantwortete Herr Strunz Ihnen, lieber Herr Scholz, noch ein paar Fragen, die Sie gar nicht gestellt hatten:
Wir sind in den vergangenen Jahren “schneller” geworden, haben also noch mehr Nachrichten vor allen anderen Medien. Und wir haben unseren “Magazin”-Charakter betont, sind in den Bereichen “Leben” und “Ratgeber” besser, hintergründiger und exklusiver geworden. An diesem Konzept, mit dem wir unsere Auflage (also die Zahl der verkauften Exemplare — rund 1,9 Millionen) stabilisiert (…) haben, halten wir natürlich fest.
Natürlich. Denn im ersten Quartal dieses Jahres verkaufte die “Bild am Sonntag” über drei Prozent weniger Zeitungen als im Vorjahr. Und was Herr Strunz meint, wenn er sagt, man habe die Auflage “stabilisiert”, haben wir mal in dieser Grafik anschaulich gemacht:
All dies nur, damit Sie, lieber Herr Scholz, und die anderen treuen “BamS”-Leser wissen, was sie von den Antworten des Herrn Strunz zu halten haben.
Vielleicht hätte Kai Diekmann, “Bild”-Chef und Herausgeber von “Bild” und “Bild am Sonntag”, damals, vor zweieinhalb Jahren, auch eine Kopie seiner Mail an die “Bild”-Mitarbeiter an den Kollegen Strunz (Claus Strunz, Chefredakteur “Bild am Sonntag”) schicken sollen. Schließlich hatte Diekmann in seiner Mail ja u.a. auch gegen “übergeigte Überschriften” gewettert.
“BILD am SONNTAG:Sie sind Außenminister, im Oktober wollen Sie zudem stellvertretender SPD-Vorsitzender werden — und damit automatisch der Reservekanzlerkandidat. Trauen Sie sich das alles zu, Herr Steinmeier? FRANK-WALTER STEINMEIER: Ich trete an als stellvertretender Parteivorsitzender. Wenn ich mir das nicht zutrauen würde, hätte ich nicht Ja gesagt, als Kurt Beck mich gebeten hat, zu seinem Team zu gehören. (…)
Als früherer Chef des Kanzleramts kennen Sie den Kanzlerjob aus dem Effeff: Kanzler — können Sie das?
Die SPD wird sich rechtzeitig für das Wahljahr 2009 aufstellen und den Kanzlerkandidaten benennen. Wen ich mir wünsche, ist völlig klar: Kurt Beck.”
Und Strunz? Hat für die heutige “Bild am Sonntag” den Außenminister Frank-Walter Steinmeier interviewt (siehe Kasten). Über das Interview berichten inzwischen auch verschiedene Nachrichtenagenturen und haben sich dabei für folgende Überschriften entschieden:
Steinmeier für Beck als Kanzlerkandidat(AP)
Steinmeier: Wünsche mir
Beck als Kanzler(dpa)
Steinmeier wünscht sich Beck als Kanzlerkandidaten(ddp)
Nur die “BamS” selber hat beim eigenen Interview (“Das Rennen um die SPD-Kanzlerkandidatur ist eröffnet.”) offenbar nicht richtig zugehört und titelt überm Steinmeier-Interview:
Unter dem Stichwort “Medien-Ente” hieß es gestern beispielsweise bei FAZ.net:
“Jauch-Kandidat nach Show gefeuert!”
So lautete die Schlagzeile von “Bild”; die
Meldung wurde vielfach übernommen.
Doch die Geschichte des wegen zu
großer Offenherzigkeit entlassenenen
Bundestags-Chauffeurs war falsch.
Nachtrag, 17.6.2007: Die “FAZ” findet inzwischen offenbar selbst nicht mehr, dass es sich bei dem “Bild”-Bericht um eine “Medien-Ente” handelte. Am Samstag hieß es in einer kurzen “FAZ”-Meldung: “Der Bericht in der ‘Bild’-Zeitung hat wohl doch den Umschwung bei der Kündigung des Bundestagsfahrers Konrad Göckel bewirkt, auch wenn er und der Geschäftsführer der Firma RocVin (…) dies gegenüber dieser Zeitung dementierten. (…)”
Im großen “Mallorca-Special” (“Nach Malle wollen alle!”) ist Bild.de offensichtlich so ziemlich jeder Superlativ recht (siehe Ausriss). So auch dieser:
Allein im vergangenen Jahr hoben laut Statistischem Bundesamt rund 3,8 Millionen Flugzeuge von Deutschland aus gen Mallorca ab.
Wenn das stimmte, wären das mehr als 10.000 Flüge pro Tag. Und wenn man annähme, dass jedes Flugzeug im Schnitt nur etwa 75 Passagiere an Bord hätte (eine zugegebenermaßen völlig aus der Luft gegriffene Zahl), dann würden pro Jahr rund 285 Millionen Urlauber allein aus Deutschland die Insel bevölkern. Da müssten dann — selbst wenn wirklich “alle” nach “Malle” wollten und auch flögen — schon einige Mehrfach-Urlauber dabei sein. Glücklicherweise ist das Unsinn.
Mit Dank an Christian K. für den sachdienlichen Hinweis.
Nachtrag, 18.04 Uhr: Der Mallorca-Beauftragte von Bild.de hat aus den -zeugen inzwischen -gäste gemacht.
Bild.de berichtet heute über eine merkwürdige “Geräuschallergie” im All bzw. “IRRITATIONEN AUF DER INTERNATIONALEN RAUMSTATION” und schrieb unter ein Foto der Raumstation:
“There are nine million bicycles in Beijing
That’s a fact, it’s a thing we can’t deny
Like the fact that I will love you till I die.” (Katie Melua [mp3])
Aber “Bild” macht ja heute den Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, zum “Gewinner” des Tages. Der Grund: Bloomberg wolle New York “zur weltweit führenden Metropole der Solarenergie” machen.
Und tatsächlich berichtete z.B. die “New York Times” am Dienstag:
Mr. Bloomberg said, the city plans to seek companies to install and maintain solar panels on government buildings. [Bloomberg sagte, die Stadt habe vor, nach Firmen zu suchen, die Solarzellen auf Regierungsgebäuden installieren und warten.]
“(…) But solar energy is still not as cost-effective as gasfired electricity. And New York City is uniquely expensive: our taller buildings require more wires and cranes to carry equipment to rooftops, while extensive interconnection requirements and inspections delay implementation. (…) In order to facilitate solar projects on City buildings, we will release an RFP to attract private solar developers to build, own, operate, and maintain the panels on City buildings. The City will enter into a long-term contract with the developer to purchase the solar energy generated by these panels.” (Quelle: PlaNYC 2030, Seite 113)
Wirklich neu ist Bloombergs Ankündigung indes nicht. In dem bereits im April veröffentlichten sog. “PlaNYC 2030” [pdf, 39,5 MB] wird schon eine Ausschreibung angekündigt, mit der private Solarenergieunternehmen für Bau, Betrieb und Wartung von Solarzellen auf städtischen Gebäuden gewonnen werden sollen (siehe Kasten).
Neu ist eigentlich nur, dass die “Bild”-Zeitung in ihrer heutigen “Gewinner”-Meldung als weltweit wohl einzige Zeitung zu berichten weiß, Bloomberg wolle (siehe Ausriss) sage und schreibe “50 000 Wolkenkratzer mit Solarzellen ausstatten”.
Wo Bloomberg die 50.000 Wolkenkratzer hernehmen soll (sonst istdieRedevon200), verrät “Bild” nicht.
Mit Dank an Steffen B. und Torsten R. für den Hinweis.
Ganz schön spektakulär, diese Geschichte zum heutigen “BILD-Leser-Reporter”-Foto in der “Bild”-Berlin:
Kopfüber baumelt ein Mann unter der silbernen Kugel des Fernsehturms. Hilflos hängt er in der Luft (…)! Aufregung am Alex! (…) Ein Industriekletterer reinigt die Kugel des Fernsehturms. Plötzlich rutscht er ab, stürzt 30 Meter in die Tiefe. Nur ein Sicherungsseil bremst den freien Fall, rettet ihm das Leben. BILD-Leser-Reporter Klaus-Michael Baltruschat (49): “Ich hörte einen lauten Schrei. Der Mann stürzte, schrie ganz laut, sein Hilferuf hallte über den Alexanderplatz.”
Es sieht zwar auf dem Foto nicht so aus, als baumele der Mann “kopfüber” am Seil, aber “Bild” überprüft ja bekanntlich die Leser-Reporter-Fotos vor der Veröffentlichung. So auch dieses. “Bild” hat bei der Funkturm GmbH nachgefragt und zitiert ganz am Ende eine Sprecherin. Allerdings hat man sich offenbar entschieden, ihr nicht zu glauben, sondern sie nur zu zitieren:
Wie konnte der Unfall passieren? Luisa Vollmar (29) von der Deutschen Funkturm GmbH: “Der Kletterer wollte die Seilkonstruktion testen, ließ sich deshalb einige Meter fallen. Es war niemand in Gefahr.”
Uns gegenüber konkretisierte die Sprecherin der Funkturm GmbH ihre Äußerung wie folgt:
Das war kein Unfall, sondern ein Routine-Test. Der Kletterer ist auch nicht 30 Meter in die Tiefe gestürzt — das Seil ist an der Stelle ohnehin nur zehn Meter lang — sondern er hat sich rausbaumeln lassen.
Übrigens: Anders als “Bild” (“Angeblich nur ein Test…”) findet man bei Bild.de, wo dasselbe Foto unter Berufung auf “BILD-Leser-Reporter Uwe Baltruschat (40)”* veröffentlicht ist, die Funkturm-GmbH-Version offenbar plausibel:
Doch was dramatisch aussieht, war eher ungefährlich. Funkturm-Sprecherin Luisa Vollmar (29): “Der Kletterer gehört zu einer Firma, die die Kugel säubert. Er testete die Sicherheit, ließ sich einige Meter fallen.”
*) Bei Uwe Baltruschat handelt es sich laut Klaus-Michael Baltruschat um seinen Bruder.
Nachtrag, 14.6.: Wie uns BILDblog-Leser Andreas G. mitteilt, entschied man sich auch in der Düsseldorfer “Bild”-Ausgabe (und vermutlich auch in anderen), den Text abzudrucken, der bei Bild.de steht, also der Version der Funkturm-GmbH Glauben zu schenken. Und auf lichtjaeger.de gibt es ein kleines, unspektakuläres Video des Fernsehturm-Putzers.
Gestern erst hatten wir gewettet, dass “Bild” alsbald mit Neuigkeiten über Annina Ucatis aufwarten würde, die angeblich ehemalige “Geliebte von Oliver Pocher” (sie behauptet, mit Pocher vor sieben Jahren mal ausgegangen zu sein).
Und tatsächlich heißt es auf der heutigen “Bild”-Titelseite:
Gestern berichtete BILD über die Ex-Geliebte von Oliver Pocher (…).
Aber darüber, wie“Bild” heute berichtet, sind wir dann doch überrascht (siehe Ausriss): Mit der Schlagzeile “Jetzt schlägt Pochers Freundin zurück” und der Frage “Na, wer hat hier die überzeugenderen Argumente?” wirbt “Bild” für die aktuelle Ausgabe des Magazins “Maxim”. “Maxim” wird (wie “Bild”) vom Verlag Axel Springer herausgegeben und ist (laut “Bild”) “im Handel erhältlich” — seit gestern übrigens.
Allerdings ist das nicht alles, was es heute in der Ucatis-Sache nachzutragen gibt. Denn entgegen unserer ersten Annahme, dass sie erst 2003 als “Bingo-Fee” in “Bild” aufgetaucht sei, kennen sich Ucatis und “Bild” schon viel, viel länger:
“Bild”-Mitarbeiter Holger Bloehte*, dessen Name zuletzt im Januar 2007 über einem Ucatis-Artikel stand, hatte ihr nicht nur 1998 schon zu einem Job als “Super-Ische” in der “Harald Schmidt Show” verholfen (Quelle: “taz”, 1998), sondern Ucatis vor inzwischen fast zehn Jahren überhaupt erst für die Öffentlichkeit “entdeckt” (Quelle: “Hustler”, 2001). Und tatsächlich findet sich in der “Bild”-Zeitung vom 23. Juni 1997 ein Artikel Bloehtes über Ucatis. Er ähnelt demjenigen, der gestern in “Bild” erschien, insofern, als Ucatis damals behauptete, in einer “Bremer Promi-Disco” mal kurz mit Dieter Bohlen geredet zu haben.
*) Wenn Holger Bloehte (von “Bild” gelegentlich auch “Holger Bloethe” genannt) gerade nicht über Annina Ucatis schreibt, druckt “Bild” Geschichten von ihm, die Überschriften tragen wie “Asyl-Familie kassiert 50000 Euro Stütze und hortet einen Schatz” (2.12.2004), “Warum zahlt der Staat einem 3fachen Mörder das BWL-Studium?” (19.4.2006) oder “Dieser Dackel rettet diesem Dackel das Leben” (10.3.2006). BILDblog-Lesern könnte Bloehte zudem wegen eines Artikels im November 2006 bekannt sein, in dem er Helmut Pflugradt als “Skandal-Politiker” bezeichnete. “Bild” entschuldigte sich damals anschließend öffentlich bei Pflugradt dafür, ihm “Unrecht getan” zu haben.
Wenn sich eine Frau mit Körbchengröße 75 G plötzlich erinnert, dass sie vor sieben Jahren mal mit Oliver Pocher “ganz öffentlich ins Kino, Hand in Hand über die Straße gegangen” sei (und Oliver Pocher sich dazu bislang “gegenüber BILD nicht äußern” wollte), dann…
… muss das natürlich auf die Tittelseite von “Bild”(siehe Ausriss). Zumal die Frau doch laut “Bild” behauptet, dass sie auch “die Geliebte von Oliver Pocher” gewesen sei bzw. (wie “Bild” selbst es formuliert) “eine Affäre mit dem TV-Star” hatte und “Oliver Pocher ganz nahe kam”.
Überrascht fragt “Bild” deshalb: “Wer ist die hübsche Blonde?” Und hat sogar eine Antwort:
Annina wurde in Bremerhaven geboren, arbeitet heute als selbstständige Immobilienmaklerin in Köln. Sie ist Single, ließ sich in drei Operationen den Busen auf Körbchengröße 75 G vergrößern.
Das ist dann zwar alles, was “Bild” heute über “Annina U. (29)” zu berichten weiß — aber längst nicht alles, was es über Annina Ucatis (so ihr voller Name) zu berichten gäbe. Allein im “Bild”-Archiv fände sich da beispielsweise der Hinweis, dass Ucatis im Frühjahr 2003 von “Bild” als “Bingo-Fee” entdeckt wurde und anschließend in einer “BILD-Sommeraktion” wochenlang “den leckersten Kerl vom Bau” suchen durfte — aber auch diese zweifellos etwas übergeigte “Bild”-Geschichte vor anderhalb Wochen:
Ja, damals wusste “Bild” sogar noch, dass Ucatis “als TV-Assistentin von Harald Schmidt und Verona Feldbusch” aufgetreten ist.
Außerdem tingelte Ucatis mit ihrer “Busen-Sucht” in den vergangenen Monaten durch die diverse TV-Boulevardmagazine. Und RTL fasste zusammen:
Annina (…) entdeckte, dass zwei Argumente reichten, um in den Medien und auf Promi-Parties Karriere zu machen. Annina trat als Nummerngirl in der Erotik-Sendung “Peep” auf, lernte Dieter Bohlen kennen, hatte Kurzauftritte bei “Veronas Welt” und war die Assistentin von Harald Schmidt. Und irgendwann (…) wurde Annina angeblich auch die Freundin von Party-König Michael Ammer. (…) Doch irgendwie verlief sich Anninas Medien-Karriere. Je riesiger ihr Busen wurde, desto weniger war sie gefragt. (…) Zur Zeit ist Annina Single. Ihr letzter Freund hat sie verlassen, weil er ihre Begeisterung für die Riesenbrüste bei nunmehr drei Kilogramm Silikon nicht mehr teilen konnte. Die 29-Jährige will sich jetzt ganz auf ihre Arbeit als Immobilienmaklerin konzentrieren. Nebenbei macht sie Fotos, die in den pornografischen Bereich gehen. (…)
Es wäre jetzt natürlich völlig unangebracht, einen Zusammenhang zwischen Körbchengröße und Glaubwürdigkeit herzustellen. Aber jede Wette, dass “Bild” demnächst wieder Neues von Frau Ucatis zu berichten hat — und sei’s auch sieben Jahre alt.