Gestern berichtete “Bild” in Raum Berlin-Brandenburg über “Das Botox-Wunder”, weil ein Arzt an der Berliner Charité offenbar Fälle von spastischer Diparese bei Kindern mit Botox therapiert:
Im Text dazu heißt es dann über den Arzt:
“Er benutzt natürlich den Fachnamen ‘Botulinumtoxid’.”
Und neben dem Foto einer Botox-Ampulle steht es noch einmal:
“‘Botulinumtoxid’ heißt Botox eigentlich”
Und da wird man dann vielleicht doch hellhörig, weil der Arzt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den Fantasienamen “Botulinumtoxid”, sondern den Fachnamen Botulinumtoxin verwandt haben dürfte, denn so heißt Botox eigentlich.
Und dass der Arzt Botox “endlich mal für etwas Sinnvolles verwendet”, wie es über dem Artikel heißt, ist auch mehr als irreführend — nicht nur, weil er das schon “seit einem Jahr tut”, wie es sogar im “Bild”-Artikel heißt. Denn sagen wir’s mal so: Bereits 2002 berichtete das ZDF darüber; laut Wikipedia wird Botox bereits “seit Anfang der 80er Jahre” bei spastischen Muskelerkrankungen bei Kindern eingesetzt. Berichte über die kosmetische Anwendung von Botox hingegen tauchten erst vereinzelt in den 90ern auf (“Kontrovers wird allerdings die Verwendung des Toxins zum Beseitigen kosmetisch störender Gesichtsfalten diskutiert. Ein in England und den Vereinigten Staaten hergestelltes Toxinpräparat (Botox) wurde kürzlich in Deutschland zugelassen”, “FAZ” vom 24.11.1993), bevor dann vor vier, fünf Jahren schließlich der große Botox-Hype ausbrach (“Das gibt es nur in den USA: Mit Biowaffe gegen Falten. (…) Der Name des ‘Wundermittels’: Botox. (…) Ein einziges Gramm, sagen Millitär-Experten, reiche aus, um eine Million Menschen umzubringen. Die US-Schönheitsindustrie schwört dennoch drauf”, “Berliner Kurier” vom 6.3.2002).
Und wenn man jetzt noch immer nicht den Eindruck teilen will, die “Bild”-Autorin Uta S. (Alter geschätzt) hätte keine Ahnung, worüber sie eigentlich schreibt: Laut Uta S. und “Bild”, Europas größter Tageszeitung, ist Botox ein Nervengift, mit dem “Schönheits-Chirurgen (…) Lippen aufplustern”. Ja, drei weitere Male wird es fälschlicherweise als “Lippenaufspritzmittel” bezeichnet und die Überschrift sogar mit einem Symbolfoto aufgespritzter Lippen illustriert.
Deshalb an dieser Stelle noch schnell ein kleiner WARNHINWEIS:
Am Montag fand in Madrid eine Pressekonferenz mit dem brasilianischen Stürmer Ronaldo statt. Es war der Vortag des Champions-League-Spiels von Real gegen Arsenal London, deshalb waren viele internationale Journalisten dabei. Sie hatten danach Aufregendes zu berichten: Ronaldo deutete an, dass er den Verein vielleicht zum Ende der Saison vorzeitig verlässt. Er beschwerte sich, dass ihn die Fans nicht mögen, er sprach von seiner großen Traurigkeit und davon, dass er mit dem Vereinspräsidenten darüber geredet hätte, und er sagte auf die Frage, ob England ein mögliches Ziel wäre, dass jeder Ort eine Option wäre.
Auch Bild.de berichtete am Montag von dieser Pressekonferenz und zitierte Ronaldo ausführlich; “Bild” brachte am Dienstag eine kurze Meldung. Am Mittwoch aber legten “Bild” (in einem Teil der Auflage; siehe Ausriss) und Bild.de noch einmal nach. “Bild”-Reporterin Cathrin Gilbert muss einen besonderen Zugang zu dem Stürmerstar haben, denn:
“Exklusiv in BILD spricht er über seine Gründe.”
Das Exklusiv-Interview ist kurz und knackig. Ronaldo beschwert sich darin, dass ihn die Fans nicht unterstützen, er spricht von seiner großen Traurigkeit und davon, dass er mit dem Vereinspräsidenten darüber geredet hätte, und er sagt, England sei, falls er geht, ein mögliches Ziel.
“Bild” “exklusiv”
Pressekonferenz
Die Fans sind so verdammt eigen. Sie verlangen das Unmögliche von uns Spielern.
Entweder hat Ronaldo also all das, was er am Montag der Weltpresse erzählt hat, am Dienstag noch einmal fast wörtlich exklusiv der “Bild”-Reporterin erzählt. Oder nicht.
Am 28. Oktober 2005 berichtete “Bild” zum wiederholten Mal über ein Elternpaar (von “Bild” kurz “Eis-Eltern” genannt), das die Leiche eines seiner Kinder zweieinhalb Jahre lang in einer Kühltruhe versteckt hatte. Anders als in den vielen vorangegangenen Berichten illustrierte das Blatt den seitenfüllenden Bericht vom 28. Oktober unter anderem mit nebenstehendem Foto und schrieb dazu:
“In dieser Kühltruhe wurde die Kinderleiche entdeckt.”
(Hervorhebung von uns.)
Dabei konnte es schon bei Veröffentlichung des Fotos als unwahrscheinlich gelten, dass die Kinderleiche tatsächlich in “dieser Kühltruhe” entdeckt wurde. Ja, “Bild” selbst hätte es wissen müssen. Bereits am 23. Juni 2004 hatte “Bild” schließlich ein Foto aus der Wohnung der “Eis-Eltern” veröffentlicht (siehe Ausriss) und auf dem Foto diejenige Stelle rot markiert, an dem “diese Kühltruhe” bzw. “die Kühltruhe mit dem toten Jungen” gestanden haben soll — und “diese Kühltruhe” hätte an der rot markierten Stelle gar keinen Platz gehabt.
Weil heute aber — aus aktuellem Anlass — andere Medien wie die Nachrichtenseite N24.de ein Foto der tatsächlichen Kühltruhe veröffentlichen, die “dieser Kühltruhe” nicht im geringsten ähnlich sieht (siehe Ausriss), steht damit endgültig fest, dass die “Bild”-Zeitung am 28. Oktober 2005 ihre vielen, vielen Leser einfach mal wieder schamlos belogen hat.
Mit Dank an Sascha E. für den sachdienlichen Hinweis!
Nachtrag, 21.28 Uhr: Natürlich berichtet auch Bild.de aktuell über die “Eis-Eltern von Cottbus” – und illustriert die Nachricht…
… naja, wie wohl?
Nachtrag, 21.2.2006: Aus dem aktuellen Artikel hat Bild.de die falsche Truhe mittlerweile ersatzlos entfernt. In der Online-Version des ursprünglichen “Bild”-Berichts vom 28. Oktober aber findet sie sich leider noch immer.
Neulich rief eine Freundin aus München an und sagte, dass dort heftiges Schneetreiben herrscht. Der hab ich aber die Meinung gesagt. Erst habe ich ihr ausführlich beschrieben, wie das war, als mir in München so richtig die Sonne auf den Pelz brannte, der Himmel klar, die Luft mild. Und dann habe ich ihr, um sie vollends der Lüge zu überführen, Fotos geschickt von München im strahlenden Sonnenschein, Aufnahmen aus meinem letzten Sommerurlaub da unten. Die blöde Kuh.
Norbert Körzdörfer sieht das genauso. Der “Bild”-Kolumnist und offizielle “Berater des Chefredakteurs” widerlegte gestern in “Bild” einen aktuellen Bericht, wonach sich sein Freund Tom Cruise und dessen Freundin Katie Holmes getrennt hätten. Aber sowas von.
Die beiden können sich gar nicht getrennt haben, denn Körzdörfer hat sie getroffen. “Exklusiv für BILD”. In Shanghai. Am letzten Drehtag für “Mission Impossible III”.
Sein Sonnenbrillen-Blick streichelt über den schwangeren Bauch von Katie Holmes (…). “Siehst du das, Norbert!? Hab ich es dir nicht gesagt: Diese Frau lass’ ich nie mehr los!”
Na also. Norbert hat es gesehen. Alle Trennungs-Gerüchte: Lügen. Und dass dieser eindrucksvolle Sonnenbrillen-Blick, wenn er am letzten Drehtag von “Mission Impossible III” stattfand, immerhin schon zweieinhalb Monate zurückliegt — diese kleine Information hat Körzdörfer sicher nur vor lauter Rührung vergessen zu erwähnen.
Aber “Bild” hat noch andere Beweise.
Schein-Liebe? Ein Foto dementiert die Schlagzeilen: Tom Cruise (43) und Katie Holmes (27, im 7. Monat) küssen sich — öffentlich!
Das Foto, das die aktuellen Schlagzeilen “dementiert”, ist übrigens vor einem Monat aufgenommen worden: am 16. Januar am Rande eines Fußballspiels in Santa Monica. Das kann man auf der Homepage der Agentur nachlesen, aber leider nicht in “Bild”.
Mit der gleichen Methode könnte “Bild” auch beweisen, dass Jenny Elvers noch mit Heiner Lauterbach zusammen ist, Yvonne Wussow mit Klausjürgen Wussow und Adolf Hitler mit Eva Braun.
Wobei das Datum der Aufnahme fast egal ist, wenn man glaubt, mit einem öffentlichen Kuss beweisen zu können, dass zwei Menschen nicht nur zum Schein für die Öffentlichkeit zusammen sind. Norbert Körzdörfer glaubt das bestimmt. Norbert Körzdörfer beschreibt nämlich auch, wie sein Freund Tom Cruise seine Freundin Katie Holmes küsst, “so schön, daß ich wegschaue”, und weiß:
Körpersprache lügt nicht.
Außer vielleicht, wenn man das wirklich lange trainiert. Was macht Tom Cruise eigentlich nochmal beruflich?
“Bild” berichtet ja heute über “Gotteslästerung in Deutschland” und “erklärt” ihren über elf Millionen Lesern, “was deutsche Gerichte als ‘Blasphemie’ (…) beurteilen”. Und heute mittag hatten wir ja schon darauf hingewiesen, dass ein Fall, in dem jemand in Griechenland angeklagt und freigesprochen wurde, nicht dazuzählt.
Das ist aber leider noch nicht alles. Denn unter der Zwischenüberschrift “Das ist verboten” heißt es außerdem:
“Christliche Kirchen dürfen nicht als ‘Verbrecherorganisation’ bezeichnet werden, so ein Urteil des Landgerichts Göttingen von 1985.”
Doch auch das ist falsch*. Christliche Kirchen dürfen sehr wohl als “Verbrecherorganisation” bezeichnet werden, sogar als “größte Verbrecherorganisation aller Zeiten”, und ein entsprechendes Urteil stammt zwar aus dem Jahr 1985, jedoch nicht vom Landgericht Göttingen, sondern vom Amtsgericht Bochum.
Und für alle, die das jetzt noch genauer wissen wollen, war’s nämlich so: Im November 1984 wurde in ein paar deutschen Städten ein Flugblatt verteilt, das ein Bochumer Medizinstudent verantwortete und in dem sich das “Kommitee zur Abschaffung von §166 StGB” kritisch damit auseinandersetzte, dass ein Mitglied des “Internationalen Vereins zur Verbreitung der Lebensfreude e.V.” wegen des Verteilens von Aufklebern mit den Aufschriften “Lieber eine befleckte Verhütung als eine unbefleckte Empfängnis” sowie “Masochismus ist heilbar” in Göttingen zu einer Geldstrafe von 400 D-Mark verurteilt worden war. In dem Flugblatt hieß es u.a. dazu: “(…) wer über die Machtpolitik der Kirche aufklärt und beim Namen nennt, daß sie die größte Verbrecherorganisation aller Zeiten ist, die einen in der Geschichte einmaligen Rekord an Folter und Mordopfern aufweist – 22 Millionen allein während der Kreuzzüge – (…) muss mit hohen vom Staat verhängten Strafen rechnen.” Im Zuge der Ermittlungen gegen den Studenten fanden drei Hausdurchsuchungen bei ihm statt. Doch nachdem es dem Kirchenkritiker Karlheinz Deschner mit einem 30-seitigen Gutachten offenbar gelungen war, dem Gericht glaubhaft zu machen, dass es sich bei der christlichen Kirche tatsächlich um die größte Verbrecherorganisation aller Zeiten handeln könnte, endete die mündliche Verhandlung im Oktober 1985 nach wenigen Stunden mit einem Freispruch.
Und eigentlich sollte eine Zeitung wie “Bild”, die immer wieder die Nähe zur Katholischen Kirche sucht und deren Chefredakteur und Herausgeber selbst bekennender Katholik ist, sowas wissen (oder in einem Buch nachlesen), statt ihren über elf Millionen Lesern die Unwahrheit zu erzählen* nur die halbe Wahrheit zu erzählen.
Mit Dank auch an Zeljko K. für den Hinweis!
*) Nachtrag, 8.2.2006:
Wir müssen uns korrigieren: Auch im Fall der in Göttingen zu 400 D-Mark Strafe verurteilten Birgit Römermann ging es nicht nur um die oben erwähnten Aufkleber, sondern ebenfalls um ein Flugblatt mit der Äußerung: “Sieht man sich die Geschichte der Kirchen an, ist man Mitglied einer der größten Verbrecherorganisationen der Welt. Hexenverfolgungen, 6 Millionen Frauen verbrannt, Völkermorde, Religionskriege, Kreuzzüge, Unterdrückung und Verarschung des Volkes durch alle Jahrhunderte, Judenverfolgung, Segnung von Waffen, Verteufelung der Lust und und und, um nur einige Beispiele zu nennen.” Und auch in der Bezeichnung “Verbrecherorganisation” erkannte das Landgericht Göttingen 1984 (!) einen Verstoß gegen § 166 StGB. Insofern stimmt, was “Bild” behauptet. Allerdings entschied ein anderes Gericht ein Jahr später in einem anderen Fall anders. Die Frage, ob die Bezeichnung “Verbrecherorganisation” verboten ist oder nicht, hängt also im Einzelfall u.a. davon ab, ob sie den öffentlichen Frieden stören kann oder nicht.
“Nicht richtig ist, daß Brad Pitt von seiner Seite aus irgendeine Forderung an ‘Die Goldene Kamera’ von ‘Hörzu’ gestellt hat.”
Ja, fallen wir ruhig mit der Tür ins Haus. Die “BamS” hatte ja im Rahmen ihrer “Goldene Kamera”-Berichterstattung behauptet, Pitt habe “für sein Erscheinen eine Million Dollar gefordert”. Und obiges Zitat stammt nicht etwa von Brad Pitts Sprecherin, die ja bereits gestern auf unsere Anfrage hin einen Bericht der “Bild am Sonntag” als “komplett unwahr” bezeichnet hatte. Im Gegenteil: Obiges Zitat stammt von Beate Wedekind, der Organisatorin des “Hörzu”-PR-Events.
Wedekind betont, die “Hörzu” habe Brad Pitt zwar “schon seit einigen Jahren auf der Kandidaten-Liste als Preisträger”, aber “selbstverständlich” respektiere man seinen Wunsch, zwischen Privatleben und Beruf scharf zu trennen”, so die Organisatorin auf unsere Anfrage.
Und da ist es dann schon mehr als seltsam, dass die “BamS” sich die Sache mit Leichtigkeit aus erster Hand hätte erklären lassen können, stattdessen aber auf dubiose “BamS-Informationen” zurückgreift, die sich im Nachhinein als “nicht richtig” bzw. “komplett unwahr” herausstellen. Ja, nicht mal beim Springer-Konzern (unter dessen Dach nicht nur die “Goldene Kamera”-Verleihung stattfand, sondern auch “Hörzu” und “BamS” erscheinen), war zu den deutlichen Dementis Gegenteiliges zu erfahren. Stattdessen beantwortete die Unternehmenssprecherin eine Bitte um Stellungnahme überraschenderweise mit dem knappen Hinweis, Anfragen zur “Goldenen Kamera” und der begleitenden Presseberichterstattung seien an die Organisatorin der Veranstaltung, Beate Wedekind, zu richten…
Das hatten wir zwar zuvor bereits getan, aber okay, zitieren wir sie halt nochmal:
“Nicht richtig ist, daß Brad Pitt von seiner Seite aus irgendeine Forderung an ‘Die Goldene Kamera’ von ‘Hörzu’ gestellt hat.”
Nachtrag, 22:17:
Wie aus einem fehlerhaften “BamS”-Bericht eine noch fehlerhaftere GMX-Meldung wird, parodiert übrigens bereits seit gestern eindrucksvoll das… GMXblog?
Nachtrag, 12.2.2006:
Obwohl nicht nur Brad Pitts Sprecherin und die “Goldenen Kamera”-Organisatorin der “BamS”-Darstellung, Pitt habe eine Million Dollar gefordert, ausdrücklich widersprechen, sah sich die “BamS” offenbar nicht dazu veranlasst, den Sachverhalt in ihrer aktuellen Ausgabe richtigzustellen. Selbst in der Rubrik “Korrekturen” wird stattdessen nur die Verwechslung von Thüringen und Sachsen-Anhalt “in der kleinen Grafik auf Seite 93” berichtigt.
Am 17.06.2000 berichtete beispielsweise die “Berliner Morgenpost”, dass an der Paul-Löbe-Oberschule in Berlin sog. “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 25.02.2002 berichtete das “Höchster Kreisblatt”, dass an der Eichwaldschule in Höchst “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 11.07.2002 berichtete die “Kölnische Rundschau” über die am 1.1.2000 an der Leverkusener Freiherr-vom-Stein-Schule eingeführten “Raucher-Ausweise”.
Am 18.09.2002 berichtete die “Frankfurter Rundschau”, dass am Ernst-Ludwig-Gymnasium in Bad Nauheim “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 23.1.2003 berichtete die “Berliner Morgenpost”, dass “Raucher-Ausweise” am Berliner Friedrich-Engels-Gymnasium bereits 2002 wieder abgeschafft worden waren.
Am 15.7.2004 berichtete die “Frankfurter Rundschau”, dass an der Diesterwegschule in Ginnheim “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 04.11.2004 berichtete die “Kölnische Rundschau”, dass am Gymnasium Lindlar “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 13.01.2005 berichtete der “Lauterbacher Anzeiger”, dass die Schule an der Wascherde in Lauterbach ihre “Raucher-Ausweise” wieder abgeschafft habe.
Am 24.01.2005 berichtete das “Hamburger Abendblatt”, dass an der Ahrensburger Gesamtschule “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 2.03.2005 berichteten die “Potsdamer Neusten Nachrichten”, dass an der Voltaire-Gesamtschule in Potsdam “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Am 24.3.2005 berichtete die “Stuttgarter Zeitung”, dass an der Waldorfschule in Faurndau “Raucher-Ausweise” eingeführt worden seien.
Mit Dank an Sascha K., Torsten F. und andere für den Hinweis.
Nachtrag, 14:55:
Bild.de hat die Falschmeldung der “Bild”-Zeitung seit gesternabend im Wortlaut übernommen, den Text der Meldung jedoch an einer einzigen Stelle dahingehend verändert, dass die Ziffer in der “Bild”-Überschrift durch das entsprechende Zahlwort ersetzt wurde. Hat nur nicht so richtig geklappt…
Nachtrag, 15:39:
Okay, den Tippfehler in der Überschrift hat Bild.de inzwischen korrigiert. Jetzt ist die Überschrift auch bei Bild.de nur noch sachlich falsch.
Vielleicht erinnert sich ja noch wer an diesen Erfinder, von dem “Bild” ebenso irrwitziger- wie fälschlicherweise und wider besseres Wissen behauptet hatte, er könne aus toten Katzen Benzin machen. Nein? Macht nix. Denn, was “Bild” kann, kann die “Bild am Sonntag” schon lange:**
Vorgestern berichtete die “BamS” doppelseitig mal wieder über die Vogelgrippe und die “miesen Geschäfte mit der Angst”:
“Es gibt Menschen, die von dieser Angst profitieren wollen”, schrieb die “BamS” und berichtete von einem “Luftreiniger” bzw. “Raumluftsterilisator”, vertrieben durch die Pinneberger Firma Kobra Biotechnic. Viroxx heißt das Ding, das (laut “BamS”) “aussieht wie eine rollbare Heizung” und 4980 Euro kostet. “Schon 250 Geräte haben wir verkauft”, zitierte die “BamS” den Geschäftsführer der Firma, Uwe Perbandt, im O-Ton…
… und anschließend den Vogelgrippe-Experten Christian Drosten vom renommierten Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (“kopfschüttelnd”):
“Luftreiniger und ähnliches können Sie als Schutz vor Vogelgrippe oder Influenza vergessen, das ist reine Geschäftemacherei.”
Sein Urteil klingt nicht gut. Und fragt man bei Christian Drosten nach, bestätigt er zunächst: Genau so sei es, und genau so habe er es auch der “BamS” auf Anfrage gesagt. Allerdings sei er vom Leiter der “BamS”-Medizinredaktion, Bernd Schwedhelm, nur pauschal “nach irgendwelchen Geräten zur Luftreinigung gefragt worden”. Vom erwähnten Viroxx-Gerät hingegen sei in dem Telefonat mit Schwedhelm überhaupt keine Rede gewesen. Anderfalls wäre seine Antwort vermutlich anders ausgefallen.
Und so verwundert es auch kaum, dass es nach Erscheinen des “BamS”-Artikels auf der Website der Viroxx-Hersteller heißt, die Darstellung der “Bild am Sonntag” sei “absolut unzutreffend”:
“Bei VIROXX handelt es sich nicht wie dargestellt, um einen herkömmlichen Luftreiniger, sondern um ein Entkeimungssterilisationsgerät. (…) Auf die Frage der Journalistin, wie viele Geräte die Firma schon hergestellt habe und an wen es vertrieben wurde, lautet die Originalantwort “Es handelt sich um ca. 250 Geräte, die ausschließlich an deutsche Fachkliniken, Arztpraxen und Labore vertrieben wurde.” (…) Auch wurde den Journalisten deutlich gesagt, das VIROXX für den Einsatz in Wartezimmern und kleineren Operationssäalen gedacht ist (…).* Es ist uns wirklich unverständlich, wie uns Panikmache vorgeworfen wird und unsere Technologie mit ‘Lutschbonbons’ in den Zusammenhang gebracht werden kann.”
(Außerdem heißt es, von dem Gespräch mit der “BamS” gebe es “einen digitalen Mitschnitt”.)
Und tatsächlich handelt es sich beim Viroxx um ein medizinisches Gerät, das nicht nur TÜV-geprüft und zugelassen ist, sondern dessen Wirksamkeit am Beispiel des SARS Corona-Virus auch von der Universität Marburg zertifiziert wurde (das Gutachten liegt uns vor), weshalb Viroxx-Mann Uwe Perbandt, nachhaltig irritiert, auch nicht versteht, worin sein Geschäft mit der Angst bestehen soll.*
Perbandt berichtet uns außerdem, es habe die niedersächsische Landesregierung (deren Ministerpräsident Christian Wulff den Viroxx-Fabrikanten Bioclimatic noch im Juli 2005 besucht und als innovatives Unternehmen gelobt hatte) nach der offensichtlich grob verfälschenden “BamS”-Veröffentlichung ihre Unterstützung zugesagt. Zudem habe sich der in der “BamS” zitierte Virologe Drosten bei ihm bereits netterweise schriftlich für sein von der “BamS” so sinnentstellend verwendetes Statement entschuldigt. Sogar ein Mitarbeiter aus dem Hause “Bild” habe ihn für die (nach Perbandts Einschätzung) schon jetzt geschäftsschädigende Berichterstattung um Entschuldigung gebeten.
Stattdessen aber, so Perbandt, habe er die Angelegenheit dann doch lieber seinen Anwälten übergeben.
Mit Dank an Daniel S. für den Hinweis.
*) Nachtrag, 15:45:
Tatsächlich bewirbt die Firma Kobra Biotechnic das Viroxx-Gerät auch für den privaten Gebrauch. Den Beweis, dass es sich dafür nicht eigne, bleibt die “BamS” jedoch schuldig.
**) Nachtrag, 19:10:
Wir haben den Vorspann nach Veröffentlichung aufgrund neuer Erkenntnisse gestrichen, da der Vergleich uns nicht mehr angemessen erschien.
Zur Klarstellung:
Wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen das Viroxx-Gerät sinnvoll ist. Die Antwort auf diese Fragen müssen wir Vogelgrippe- oder Virologenblogs überlassen. Wir sind das BILDblog, unser Thema ist die Berichterstattung von “Bild”, “BamS” und Bild.de.
Es mag sein, dass die aktuelle Viroxx-Werbung, die das Gerät auch für den Einsatz jenseits von öffentlichen Orten wie Arztpraxen oder Flughäfen empfiehlt, zweifelhaft ist. Ganz sicher aber ist die “Bild am Sonntag”-Berichterstattung zweifelhaft. Als ein Beweis für ein angebliches “mieses Geschäft” mit der Vogelgrippe zitiert die “BamS” einen Experten, der allerdings gar nicht wusste, dass er sich zu Viroxx äußert. Der Eindruck, den die “BamS” erweckt, es handele sich bei dem Gerät um eine Art wirkungslose Attrappe, ist nach unseren Recherchen falsch.
Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn die “Bild am Sonntag” nachvielenArtikeln der “Bild”-Zeitung, die Panik vor der Vogelgrippe verbreiteten, einen Artikel gegen die Panikmache veröffentlicht. Aber auch bei diesem hehren Ziel muss die “BamS” nach unserer Überzeugung journalistische Standards einhalten.
Immerhin: Nachdem “Bild” (wie berichtet) mehrere Tage lang fälschlicherweise behauptet hatte, die neue Freundin von Boris Becker sei eine 35-jährige Frau namens Jennifer, die mit einem Bau-Unternehmer names Eric Sheppard verheiratet sei, stellt “Bild” die Sache heute richtig:
“Viele Zeitschriften und Zeitungen, auch BILD, berichteten: Sie heißt Jennifer Sheppard (35), kommt aus Florida. Jetzt stellt Boris schmunzelnd gegenüber BILD klar: ‘Liebe Leute, da hat sich tatsächlich ein Fehler eingeschlichen. Die 35jährige Jennifer ist in Wirklichkeit die 29jährige Lilly.‘”
(Hervorhebung von uns.)
Wie gesagt: Immerhin. (Dass die freundliche Titelschlagzeile und die mit Wörtern wie “Glück”, “zufrieden”, “vertraut und liebevoll” gespickte “Happy-End”-Story womöglich Becker wieder mit “Bild” versöhnen soll, wollen wir nicht einmal andeuten…) Und dass Becker über die Verwechslung schmunzelt, ist denkbar. Ob allerdings auch Jennifer Sheppard darüber schmunzeln kann, dass ihr von Europas größter Tageszeitung tagelang ein außereheliches Verhältnis unterstellt wurde, und wie lustig es Sheppards Ehemann gefunden haben mag, dass “Bild” ihn als gehörnten Ehemann denunziert hat (siehe Ausriss), lassen wir mal dahingestellt. Fest steht, dass die “Bild”-Redaktion ihre Recherchekapazitäten darauf verwendet, aufzuschreiben, was es mal bei Sheppards zu essen gab (O-Ton: “Lamm als Lolli, kalte Pfirsichsuppe”), statt sich vielleicht vorab zu vergewissern, ob’s dafür überhaupt irgendeinen Anlass gibt.
PS: Außerdem sind wir gespannt, welche Ausrede wohl der “Bild am Sonntag” einfällt, wenn sie in der kommenden Woche korrigiert, dass sie Beckers Freundin noch gestern den Namen “Jennifer Klein” (?!) verpasst hatte — und natürlich, wann eigentlich Bild.de seinen Lesern die Richtigstellung der (onlineinzwischenkomplettentfernten) “Bild”-Enten zumuten mag.
Es gibt Dinge, die nehmen sie bei der Axel Springer AG ganz genau. Interviews zum Beispiel. Die müssen vor der Veröffentlichung vom jeweiligen Gesprächspartner autorisiert werden, und zwar ausnahmslos, “auch im Falle besonderen Termindrucks”, wie es in den “journalistischen Leitlinien” des Verlages heißt. Deshalb kann man davon ausgehen, dass das, was von einer Springer-Publikation als Interview veröffentlicht wird, der Gesprächspartner nicht nur gesagt hat, sondern von ihm ausdrücklich zur Veröffentlichung freigegeben wurde.
Soweit die Theorie.
Praktisch hätte es deshalb gar nicht die Verwirrungen geben dürfen, die um ein “Bild”-Interview mit dem Fußballstar Zinédine Zidane entstanden sind. Laut “Bild”-Zeitung, die — ausweislich eines Fotos — Zidane in Madrid besucht hat, sagte er über Michael Ballack und Real Madrid unter anderem: “Er kann gerne kommen, aber meinen Platz gebe ich nicht her!” Für Kenner waren diese Äußerungen erstaunlich; sie wurden weltweit nachgedruckt.
Allerdings dementiert Zidane. Noch am selben Tag, an dem der Artikel in “Bild” erschien, erschien auf seiner offiziellen Internetseite folgendes Statement:
Zinédine Zidane hat sich auf Fragen deutscher “Bild”-Journalisten zu Michael Ballack geäußert, dessen Wechsel nach Madrid diskutiert wird. Seiner Gewohnheit treu bleibend hat sich Zizou nicht allzu lang mit dem Thema aufgehalten, ganz im Gegensatz zu dem Eindruck, den der “Bild”-Artikel zu erwecken sucht.
Im Gegensatz zu dem, was die “Bild” am Montag, 28. November, schreibt, hat Zinédine Zidane nie bestätigt, dass er nie erklärt habe, dass er Michael Ballack “mit offenen Armen empfange”. Er bestreitet auch, folgende Aussage gemacht zu haben: “Es wird schwer, zusammen zu spielen. Ich werde nicht so leicht meinen Posten aufgeben.” Gegenüber Zidane.fr betonte Zinédine am Montagmorgen, er habe lediglich gesagt, dass es sich bei Ballack um einen “sehr guten Spieler” handele, dass Real immer sehr gute Spieler suche und dass Ballack die notwendigen Qualitäten haben könnte, um bei Real zu spielen. Mehr hat Zinédine zu dem Thema nicht gesagt.
(Übersetzung von uns.)
Und das ist ja nun merkwürdig*. Und es wird nicht weniger merkwürdig, wenn man versucht, mit den Betroffenen zu reden und den Widerspruch aufzuklären. Fragt man Olivier De Los Bueis, der Zidanes offizielle Website redaktionell verantwortet, erhält man zur Antwort: “Ich glaube dem, was Zidane mir gesagt hat. Ich habe keine Zweifel an dem, was er auf seiner Website sagt.”
Fragt man Tobias Fröhlich, den Pressesprecher von “Bild”, sagt der, es handele sich um ein Missverständnis, und das Dementi sei von Zidandes Website entfernt worden. Weist man ihn darauf hin, dass das nicht der Fall ist, sagt er, das müsse sehr bald passieren. Weist man ihn einen Tag später darauf hin, dass es immer noch nicht geschehen ist, sagt er, er könne das auch nicht erklären.
Die entscheidende Frage, ob das Interview von Zidane autorisiert wurde, beantwortet der “Bild”-Sprecher nicht. Auch nach vielmaligem Nachfragen über mehrere Tage sagt er nur, das Interview sei “völlig ok” und werde “von niemandem beanstandet”. Er verweist auf die “journalistischen Leitlinien”, weigert sich aber ausdrücklich, die Frage zu beantworten, ob das Interview, wie darin vorgeschrieben, autorisiert wurde.
Und wir haben es nicht geschafft herauszufinden, was Zidane nun tatsächlich gesagt hat und was er zur Veröffentlichung freigegeben hat, wenn überhaupt etwas. Eine Möglichkeit ist, dass die “journalistischen Leitlinien” von Axel Springer in diesem Punkt offenbar in der Praxis nicht die gleiche Bedeutung haben wie in der Theorie.
*) Merkwürdigerweise berichtete die Agentur sid am Montag über Zidanes Widerspruch in zwei verschiedenen Versionen. Zunächst sprach sie von einen “Dementi” Zidanes und schrieb:
Am Montag bestritt Zidane auf seiner eigenen Homepage (www.zidane.fr) jedoch, die Aussagen in dieser Form getätigt zu haben. Er habe lediglich gesagt, dass Ballack ein sehr guter Spieler sei und Real immer sehr gute Spieler brauchen könne. Alles andere entspreche nicht der Wahrheit.
Drei Stunden später veröffentlichte sid die Meldung erneut, sprach diesmal aber von einer “Präzisierung” statt von einem “Dementi” und formulierte:
Am Montag relativierte Zidane auf seiner eigenen Homepage (www.zidane.fr) jedoch zwei seiner Aussagen. Er haben zum einen nicht von einem Empfang mit “offenen Armen” gesprochen. Zudem könne er nicht ausschließen, vielleicht zusammen mit Ballack auf dem Platz zu stehen.
An den Aussagen Zidanes hatte sich in der Zwischenzeit nichts geändert.