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Der Tod ist nicht genug

Woran starb Christopher Reeve?

Nun ja, wir wissen es eigentlich nicht. Oder besser gesagt: Wir wissen nur das, was aus der Stellungnahme von Reeves Familie auf der Homepage der Christopher Reeve Paralysis Foundation hervorgeht.

Reeve fell into a coma after going into cardiac arrest while at home. Reeve was being treated for a pressure wound that he developed, a common complication for people living with paralysis. In the past week, the wound had become severely infected, resulting in a serious systemic infection.
Reeve was admitted to Northern Westchester Hospital on Saturday evening and never regained consciousness.

Übersetzt bedeutet das etwa, dass Reeve nach der Infektion eines Druckgeschwürs, wie es häufig bei Gelähmten vorkommt, einen Herzstillstand erlitt und ins Koma fiel, aus dem er nicht mehr erwachte.

In “Bild” klang das gestern auf der Titelseite allerdings etwas anders:

Und darunter heißt es,

Reeve starb mit 52 an einem Herzinfarkt, nachdem er sich mit einem Super-Virus infiziert hatte

Was für ein “teuflischer Super-Virus” das war, der Reeve “besiegt” hatte, das geht auch aus dem Artikel nicht hervor, Wundinfektionen jedenfalls werden nur in den seltensten Fällen von Viren verursacht – von Super-Viren ganz zu schweigen.

Hat “Bild” etwa Informationen, die den Lesern vorenthalten werden? Oder ist der Tod an sich “Bild” einfach zu langweilig?

(Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise an Carsten und Alex)

We are the Champions X

So ist das also:

Es ist d a s Thema der Frankfurter Buchmesse: Die “Bild”-Bestseller-Bibliothek von “Bild” und Weltbild! 25 Top-Bestseller zum Sensationspreis von 4,99 Euro!

Mag ja sein, und wer sich sehr anstrengt, der wird sicher auch auf der offiziellen Internetseite der Frankfurter Buchmesse irgendwo irgendwas dazu finden. Leichter sind Informationen darüber aber in “Bild” selbst aufzutreiben. Heute mal wieder auf der letzten Seite in der “In & Out”-Liste oder eben auf Seite 1 unter dieser Überschrift:

Literatur-Papst Karasek präsentiert die “Bild”-Bestseller-Bibliothek

So eine Empfehlung durch einen “Literatur-Papst” könnte man ja durchaus auch als eine Art von Qualitätssiegel begreifen. Ob zu Recht oder zu Unrecht soll hier gar nicht diskutiert werden, lediglich eine kleine Zusatzinformation, die in “Bild” leider fehlt, wollen wir noch gerne ergänzen:

Dr. Hellmuth Karasek, 70, wird (…) ab 1. Oktober 2004 exklusiv Autor der bei Axel Springer erscheinenden Zeitungen “Die Welt”, “Berliner Morgenpost” und “Welt am Sonntag”.

Saufen ist out

Ehrlich! Siehe zum Beispiel die “Bild”-“In/Out”-Liste vom Mittwoch. “Out” sind:

“Diese Oktoberfest-oder-sonstwo-ich-sauf-so-viel-dass-
mein-Hirn-aussetzt-Trinker
– macht den Menschen zum Schwachmaten.”

Siehe aber auch die “Bild”-“In/Out”-Liste vom Donnerstag.
“Out” ist:

“Ein Mitten-in-der-Woche-Kater – lässt einen jedes Schlückchen zu viel und jede Sekunde Schlaf zu wenig bereuen.”

Was machen “Bild”-Redakteure eigentlich in ihrer Freizeit?

Einfach cool!

“Mission unverständlich!” Tom Cruise wirbt schon seit Jahren für die “mysteriöse” und “umstrittene Sekte” Scientology. “Der Starschauspieler (…) eröffnete jetzt in Madrid ein neues Zentrum von ‘Scientology'”. Dabei setzt die “Psycho-Sekte” “in hohem Maß Methoden der Beeinflussung ihrer Mitglieder ein”, das deutsche Innenministerium warnt vor ihr und “der Verfassungsschutz hat Scientology beobachten lassen”! So stand’s am Montag in “Bild”.

Irgendwie ist dieser Tom Cruise also ein Typ, der einem suspekt sein sollte. “Bild” spekuliert: Womöglich scheiterte sogar seine Ehe mit Nicole Kidman an dem Engagement für Scientology. “Machte sein Glaube ihr Angst?”

Drei Tage später läuft nun Tom Cruises neuer Film “Collateral” in den deutschen Kinos an. Und “Bild” urteilt über seine Rolle im “Film der Woche”: “Tom Cruise als Bösewicht – einfach cool.”

Keine 50 Cent

Der US-Rapper 50 Cent ist “Verlierer des Tages” in “Bild”. Weil er “bei einem Rockfestival in London ausgebuht, mit Flaschen und Matsch beworfen worden” ist, daraufhin die Bühne verlassen hat und die Zuschauer “wüst beschimpft” haben soll. Weswegen “BILD meint: Die Musik ist keine 50 Cent wert”.

Stimmt. Wer in der Rubrik Kino & Musik / Musik Download “50 Cent” in die Titelsuchmaschine eingibt, wird aufgeklärt: Die Titel von “50 Cent” sind keineswegs 50 Cent wert. Sondern 1,19 Euro. Zumindest beim Bild-T-Online-Download-Partner. Aber das nur so am Rande.

[Nachtrag vom 2.9.] Ach ja: Und das „Rockfestival in London“ fand eigentlich im britischen Reading statt. Aber auch das macht ja fast keinen Unterschied.

Dank an Oliver B. für diesen zusätzlichen sachdienlichen Hinweis.

“Da schauen wir gerne hin”


Das ist doch nett von der “Bild”-Zeitung: Da zeigt sie ihren Lesern im Sportteil anhand mehrerer Beispiele mal “Po-lympia!” (siehe Ausrisse). “Beachvolleyball in Athen – da schauen wir gerne hin”, schreibt “Bild” dazu und “erklärt”, soviel Nutzwert muss sein, anhand der Fotos “die Geheimsprache”, mit denen sich Beachvolleyballteams hinterrücks über ihre Strategien verständigen.

Allerdings ist die “Geheimsprache” offenbar so geheim, dass auch die “Bild” ihre Schwierigkeiten damit zu haben scheint: In einer ersten Druckfassung erklärte die Zeitung ihren Lesern u.a. die “Fingerzeichen” auf dem Bild links wie folgt:

“Unsere Chance! Gegner kriegt nichts auf die Reihe”

In einer später aktualisierten Ausgabe allerdings erklärte “Bild” die “Fingerzeichen” auf dem Bild rechts mit den Worten:

“Ich blocke die Mitte ab. Du nimmst die Bälle, die in die Ecken sollen.”

Insgesamt zeigte “Bild” zunächst fünf “Po-lympia”-Bilder, darunter eines, auf dem die Fingerzeichen ungefähr so aussehen, als wische sich die abgebildete Sportlerin die Hände ab oder sowas (siehe Ausriss rechts). Und “Bild” erklärte:

“Kein Block am Netz. Beide ab nach hinten ins Feld.”

Auf dieses Bild wurde jedoch aus irgendeinem Grund in der späteren Ausgabe verzichtet.

Niemand arbeitet gern am Sonntag

Wochenanfang. Und “Bild”, die meistzitierte Tageszeitung Deutschlands (pdf), ist wieder randvoll mit Exklusivgeschichten. Oder?

“Supermärkte verkaufen wieder Dosenbier”, freut sich das Blatt auf Seite 1 mit der Handelskette Lidl. Der “BamS” war die Neuigkeit, die von der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” bereits am Samstag vorab gemeldet wurde, gestern bloß ein paar Zeilen auf Seite 3 wert.

“Dieses Glück ist eine Schande!”, schreibt “Bild” empört: “Bruder und Schwester zeugten miteinander 3 Kinder.” Eine Riesengeschichte. Kein Wunder, dass die “BamS” sie gestern schon auf der Titelseite hatte.

Ach, und die “Sorge um eine Dienstwagenaffäre” weitet sich aus (zumindest in “Bild”). “Auch im Bundespräsidialamt” prüft das Finanzamt jetzt, ob die Privatnutzung von Dienstwagen korrekt versteuert wurde, schreibt “Bild” unter Berufung aufs Schwesterblatt “BamS”, das sich in seinem gestrigen Bericht über die “Affäre” bereits auf die Freitagsausgabe von “Bild” beziehen konnte.

“Trennung? Krise? Entzweiung? Käse! Blödsinn! Quatsch!” bzw. “Getrennt? Entliebt? Von wegen!” Siedendheiß meldet “Bild”, dass am Gerücht, Dieter Bohlen und “seine Estefania” hätten sich getrennt, nichts dran ist. Hat “Bild” jedenfalls von Estefania erfahren. Und die “BamS” gestern schon von Dieter Bohlen (siehe “BamS”-Ausriss).

Im Interview mit dem Sonntagsblatt äußerte sich Bohlen außerdem zu dem Vorwurf, er kopiere Passagen aus seinen alten Songs und verwende die für neue Kompositionen noch einmal: “So was kann mal passieren, und es ist ja immerhin noch besser, man klaut bei sich selbst.”

Die wichtigste Meldung des Jahres

Was mag sich wohl hinter dieser Ankündigung verbergen? Das “Service Pack 2” von Microsoft für Windows XP.

Tausende “Windows XP”-Nutzer fragen sich: Muss ich mir das neue Servicepaket herunterladen oder kann ich darauf verzichten?

Na, eigentlich dachten wir, die Frage hätte sich schon mit der Überschrift: “Der wichtigste Download des Jahres” beantwortet, gerade auch in Verbindung mit den Worten “Sicherheitslücken gestopft!” und “Windows XP erhält Runderneuerung”. Oder?

Antwort: Abwarten!

Ach.

Das “Service Pack 2” ist … nur für professionelle Nutzer gedacht. … Microsoft-Sprecherin Irene Nadler: “Privatanwendern empfehlen wir das Herunterladen nicht.”

Och, menno. Na, wenigstens soll demnächst auch ein Update für private Nutzer erscheinen (noch gibt’s da gar nichts herunterzuladen). Vermutlich grübeln ein paar “Bild”-Redakteure jetzt schon, mit welchen Superlativen sie das dann ankündigen werden. Wo sich doch schon der “wichtigste Download des Jahres” als völlig unwichtig herausgestellt hat.

Danke an Martin J. für diesen sachdienlichen Hinweis.

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