Archiv für Kommerzielles

Bloß keine Schleichwerbung!

Die “Bild”-Familie schreibt gern über Paris Hilton – und bild.de beispielsweise dies:

“Paris soll in einem Fast-Food-Werbespot mitspielen, ihr David dabei Regie führen. Bestätigt ist bislang nichts.”

Um welche Fast-Food-Kette es sich dabei handelt, bleibt unerwähnt. Kochlöffel etwa? Mc Donald’s jedenfalls ist’s, wer hätte es gedacht, nicht.

Mit Dank an Nils K. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 5.9.2004: Immerhin hat Bild.de mittlerweile ebenfalls herausgefunden, für wen Frau Hilton künftig wirbt und das sogar in die “Internet-Klatsch”-Rubrik geschrieben.

Symbolfoto III

Hatte “Bild” nicht kürzlich die “Zeit” zum “Verlierer” des Tages gemacht, weil die “Zeit” künftig den Einsatz von Symbolfotos deutlicher kennzeichen will?

Eigentlich ja.

Andere Frage: Wie zur Hölle soll man bloß diese “Bild”-Serie “Hitlers letzte Tage” bebildern? Etwa mit Fotos aus der Hitler-Zeit? Gibt es da zu der Vorlage für die “Bild”-Serie (“Der Untergang”) nicht auch gerade einen gleichnamigen Film? Und gibt’s zum Film nicht auch ein Buch? Und sehen die Bilder aus dem Filmbuch nicht viel, viel besser aus als die ollen Originalfotos? Ach ja, und wenn man die “Hitler”-Serie dann tatsächlich mit Fotos aus dem Film bebildert, sollte man das dann nicht klipp und klar dazuzuschreiben?

Ja, eigentlich ja.

Wenn aber “Bild” nun so ein Filmbild gedruckt hat, das (siehe Ausriss aus der Montags-“Bild”) einfach nur eine Straßenszene zeigt (Trümmer, eine Explosion und vorn ein Mann in Uniform mit Stahlhelm, wie tot), langt es dann nicht, wenn man einfach nur “Straßenkampf in Berlin. Die Gefallenen werden nicht mehr bestattet” dazuschreibt und sonst nix? Ist es nicht eigentlich egal, ob da nun Statisten in Kulissen liegen oder echte Leichen?

Definitiv nein.

(Wird fortgesetzt…)

Ihre Zeitung

“Ihr Privatsekretär: 3,7 Mio. Euro”
“Ihr Sprechtrainer: 220.000 Euro”
“Ihr Biograf: 10,7 Mio. Euro”
“Ihre Heilerin: 680.000 Euro”
“Ihr Bodyguard: 1,9 Mio. Euro”
“Ihr Butler: 6,7 Mio. Euro”
“Ihr Geliebter: 1,6 Mio. Euro”

So steht es in der “Bild am Sonntag”. Mit Ihr ist Lady Di gemeint, bei den Genannten handelt es sich um Patrick Jephson, Peter Settelen, Andrew Morton, Simone Simmons, Ken Wharfe, Paul Burrell sowie James Hewitt – und bei den Geldbeträgen um lauter Summen, die laut “BamS” fast alle der genannten Sieben mit irgendwelchen Büchern über Lady Di verdienten (die zudem meist an ihrem Todestag erschienen). Kein Wunder also, dass die Zeitung die Verfasser der Diana-Bücher schon in der Überschrift kurzerhand als “Grabräuber” bezeichnet, oder? “Grabräuber”…? Egal. Am Ende der Berichterstattung heißt es:

“Lesen Sie Montag die große Serie in ‘Bild’ – mit dem geheimen Fotoalbum der Prinzessin!”

Wobei: Dass das geheime Fotoalbum der Prinzessin, aus dem die “Bild”-Zeitung seit Tagen und ganz “exklusiv” zahlreiche Bilder zeigt, letztlich nur ein nach Aufmerksamkeit heischender Vorabdruck des (am 31. August erscheinenden) Buchs “Diana – das Porträt” ist, lässt selbstverständlich auch die “BamS” nicht unerwähnt. Im Gegenteil druckt die “BamS” sogar selbst vier Fotos aus dem Band, dessen Verfasserin Rosalind Coward heißt und deren Name dennoch nicht der einzige ist, der in der “Grabräuber”-Liste fehlt…

Mit Dank an Lars W. für den sachdienlichen Hinweis.

Bestens abgesichert

Fragen, die wir uns alle schon einmal gestellt haben:

Wer versichert eigentlich das deutsche Olympia-Team? Die Zürich-Gruppe.

Und sind die Sportler damit gut abgesichert? Bestens!

Was für Bereiche deckt so ein Paket von der Zürich-Versicherung denn ab? Unfall, Haftpflicht, Reisegepäck, Rechtsschutz, technische Ausrüstung und Transportversicherung.

Und war diese Versicherung schon vor Olympia nah an den Sportlern dran? Total! Die von der Zürich-Gruppe haben sogar ein Fernsehmagazin im DSF gesponsert.

Und wenn man dieses alles so aufschreibt in zwei Artikeln auf bild.de, müsste man dann nicht “Werbung” dazuschreiben oder sowas? Offensichtlich nicht.

Danke an Oliver B. für diesen sachdienlichen Hinweis.

Die wichtigste Meldung des Jahres II

Vor gut einer Woche wirkte es noch verwirrend, dass “Bild” einerseits den “wichtigsten Download des Jahres” anpries, um dann im Text davon abzuraten, ihn sich tatsächlich herunterzuladen. Aber in der gigantischen Vermarktungsmaschine “Bild” geschieht nichts ohne Grund — manchmal braucht es halt nur ein paar Tage, bis man ihn erkennt. Und, siehe da: Jetzt wirbt das Schwesterblatt “Computer Bild” in Anzeigen und im Internet für sein neues Heft mit diesem freundlichen Hinweis:

Wichtigstes Windows-Update exklusiv auf Heft-CD
Computerbenutzer aufgepasst! Das wichtigste Update des Jahres für Windows XP ist da. … Die Zeitschrift COMPUTERBILD bietet die Programmverbesserungs-Sammlung jetzt exklusiv auf Heft-CD-ROM.

Das mit der “Exklusivität” darf man zwar getrost bezweifeln, aber wer schon vor über einer Woche heiß gemacht wurde auf das “wichtigste Update des Jahres”, wird ja nicht so lange warten wollen, bis er herausgefunden hat, wo er die CD sonst noch bekommen kann.

Und wir können die Kategorie, unter der wir dieses Thema einsortiert haben, von “Merkwürdiges” auf “Kommerzielles” ändern.

Danke an Andreas G. für seinen Hinweis!

Die sind doch nicht blöd!

Der “Spiegel” berichtet, dass der Handelsexperte Walter Gunz im kommenden Jahr Chef von bild.de wird. Gunz ist einer der Gründer der Elekronikmarktkette “Media Markt”.

Und so einer soll der Richtige sein, den Online-Ableger von “Bild” zu leiten?

Och jo. Besser als ein, sagen wir, Journalist.

(Zum Erfolg der “Volks”-Produkte siehe auch hier.)

Intersport spinnt!

“Wandern liegt voll im Trend”, schreibt bild.de, und womöglich stimmt das sogar. Interessant ist aber, dass bei dem Artikel nicht nur “10 wichtige Wander-Tipps” stehen, die der Deutsche Wanderverband freundlicherweise zusammengestellt hat, sondern auch “tolle Angebote für Ihre Wanderausrüstung”, die die Sportartikelfirma Intersport freundlicherweise zusammengestellt hat. Das Wort “Intersport” taucht schon in der Internetadresse der Wander-Trend-Geschichte von bild.de auf (“www.bild.t-online.de/BTO/sport/intersport/wandern/…”), was den Verdacht nahe legt, dass die Shopping-Angebote nicht passend zum Artikel zusammengestellt wurden, sondern der Artikel überhaupt nur geschrieben und mit anderen zusammengestellt wurde (siehe Ausriss oben), um zu den Shopping-Angeboten zu führen.

Seit dem Frühjahr befindet sich unter den Sportmeldungen von Bild Online meistens eine mit der Dachzeile “Intersport spinnt”. Dahinter finden sich kritische, journalistisch-fundierte Berichte mit Überschriften und Textzeilen wie diesen:

INTERSPORT beweist Teamgeist mit völlig verrückten Preisen.
An alle Kids: Die Sommerferien sind gerettet! Ob Regen oder Sonnenschein – die neuen supergünstigen Angebote von INTERSPORT lassen garantiert keine Langeweile aufkommen!
Ob Schwarzwald, Fichtelgebirge oder Schwäbische Alb – für den perfekten Tag unterwegs sorgen supergünstige Angebote in allen teilnehmenden INTERSPORT-Fachgeschäften.
Selbstverständlich spielen dabei die kompetente Beratung sowie die dazugehörigen Service-Leistungen eine wichtige Rolle.
etc. etc.

Jeder dieser Artikel führt am Ende zur nächsten Intersport-Filiale oder zum Internet-Online-Shop. Wer genau hinguckt und den Kopf verdreht, wird gelegentlich auch einmal das Wort “Anzeige” entdecken, aber an allen entscheidenden Stellen fehlt es; auf das sonst gern verwendete “Shop-Tipp”-Logo mit dem kleinen Einkaufswagen verzichtet bild.de hier.

Aber hey, wenn Intersport nun schon seit Monaten ununterbrochen “spinnt”, wäre es doch journalistisch fahrlässig, da nicht immer und immer wieder drauf hinzuweisen. Oder?

Werbung muss als solche klar erkennbar und vom übrigen Inhalt der Angebote eindeutig getrennt sein.

Steht im Mediendienstestaatsvertrag. Und der gilt auch für Bild Online. Theoretisch.

Ein guter Grund

Michael Otto (61)” steht als “Gewinner” des Tages auf Seite 1 der heutigen “Bild”-Zeitung. Und warum? Weil Otto neben Verlags-Erbin Friede Springer u.a. im Springer-Aufsichtsrat sitzt? Oder weil Ottos Otto-Versand ein Partner, äh… Partner, also jedenfalls ein Partner des Online-Shops von bild.de ist? Weil sich Springer und Otto im Jahr 2001 mal gemeinsam an einem Internet-Portal für Frauen versucht haben, wohl kaum. Aber wenn Otto heute als “Gewinner” des Tages auf Seite 1 der heutigen “Bild”-Zeitung steht, weil er der gestrigen “Bild am Sonntag” ein Interview gab (oder so), dann ist das natürlich ein guter Grund, als “Gewinner” des Tages auf Seite 1 der heutigen “Bild”-Zeitung zu stehen. “Bild” jedenfalls fasst zusammen: “Otto find ich gut!”

Okey-dokey, supi-dupi, alles easy

Natürlich kann eine Zeitung, wenn sie will, auf ihrer Titelseite eine Kooperationsaktion großflächig bewerben. Wenn sie dann sowas wie “Sommer-Knaller von LIDL und BILD: Heute Eis für alle! Eins kaufen, eins geschenkt!” dazuschreibt, ist dagegen nichts zu sagen.
Ganz hinten in der “In/Out”-List der “Bild” taucht am selben Tag allerdings auch folgende Empfehlung auf:

Schlecken, z.B. mit dem supi-dupi ‘Lidl’-zwei-für-ein-Eis-Angebot

Aber was heißt das? Nur weil die “Bild” auf der Titelseite groß Werbung in eigener Sache macht, darf der Hinweis auf die Kooperation im redaktionellen Teil weggelassen werden?! Befragen wir doch den Pressekodex (Ziffer 7):

“Verleger und Redakteure (…) achten auf ein klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.”

Gut, dann wäre das geklärt.

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