Nur, damit das keiner verwechselt: Linkerhand, das sind die sog. “Top-Themen”, anhand derer Bild.de seit geraumer Zeit auf ausgewählte redaktionelle Inhalte (Exklusiv-Storys etc.) aufmerksam macht. Das rechts hingegen sind die neuen “Shop-Tips”, also Hinweise auf das kommerzielle Online-Shopping-Angebot von Bild.de.
Archiv für Kommerzielles
We are the Champions XII
We are the Champions XI
“(…) ich mag BILD sehr, weil es BILD irgendwie täglich schafft, die Geschehnisse aus der gewaltigen Erde (…) verständlich darzustellen.”
Das schrieb Franz Josef Wagner vor zwei Wochen in der “Bild”-Zeitung anlässlich eines mehrteiligen Vorabdrucks des “Rückenbuchs” von Dietrich Grönemeyer in der “Bild”-Zeitung. Aber das nur so nebenbei.
Denn heute macht “Bild” den Grönemeyer zum “Gewinner” des Tages, nachdem es sein Buch auf Platz 1 der “Spiegel”-Bestsellerliste geschafft hat. Doch warum? Warum nur? “Warum?” fragt sich auch “Bild” und antwortet:
“Weil’s eine BILD-Serie war!”
Und wer weiß, vielleicht hat es “Bild” mit diesem Halbsätzchen ja tatsächlich geschafft, die Geschehnisse aus der gewaltigen Erde (in diesem Fall: die Eitel- oder Selbstgefälligkeit, mit der “Bild” ihre “Gewinner” kürt), irgendwie verständlicher darzustellen als sonst so. Warum man “Bild” dafür mögen sollte, steht allerdings in einem anderen Blatt – oder aber auf.
Happy Birthday!
Wir wissen auch nicht, warum der Downloadanbieter “Musicload” von T-Online es heute trotz seines ersten Geburtstages nicht (wie sonst in solchen Fällen üblich) in die “Gewinner”-Rubrik von “Bild” geschafft hat, obwohl “Musicload” über das gemeinsame Angebot bild.t-online quasi mit “Bild” verschwägert ist. Wir wissen aber, dass solche Werbung für befreundete oder verwandte Unternehmen unabhängige Berichterstattung in “Bild” ja nicht auf die Rubrik “Gewinner/Verlierer des Tages” beschränkt ist.
Und so schaffte es die Meldung, dass “Musicload” als PR-Geburtstags-Aktion über tausend Titel für je einen Cent anbot, auf die Seite 1 der “Bild”-Zeitung — eine freundliche Geste, die sicherlich mit dazu beitrug, dass der Server unter dem Ansturm der Nutzer prompt zusammenbrach.
Außer auf der ersten Seite fand “Bild” auch noch auf der letzten Seite Platz für einen Hinweis auf “Musicload”, in der Kolumne “Ich weiß es!” von Christiane Hoffmann:
Die coolste Party gab’s in Berlin — zum 1. Geburtstag des Internetportals “Musicload” von T-Online im “China Club”. Nur 50 Very-Wichtige, z. B. Nena, Heiner Lauterbach. Lässig!
Weitere dieser “Very-Wichtigen” nennt die “Welt”:
Dagmar Siegel (ebenfalls Geburtstagskind) mit Partner Karlheinz Kögel (media control, L’Tur), Burda-People-Group-Geschäftsführer Philipp Welte mit Gattin, die Schauspielerin Judy Weiss, BILD-Chef Kai Diekmann mit Ehefrau Katja Keßler …
In der “Welt” steht übrigens noch diese nette kleine Geschichte:
Bei Ankunft einer ungefähr zwei Quadratmeter großen Torte sang [Nena] “Happy Birthday”. “Alle Gäste stimmen mit ein” war auf dem Programmablauf des Abends zu lesen, woran sich aber nicht “alle” hielten.
Na, immerhin: “Bild” hat sich dran gehalten.
Nachtrag, 17.00 Uhr: Ganz übersehen — auch in “Bild” sind der “Bild”-Chefredakteur und seine Gattin beim “Musicload”-Party-Besuch abgebildet.
We are the Champions X, Teil 2
“Bild” Frankfurt setzt da noch einen drauf, druckt das Bild von Seite 1 auf Seite 9 noch mal in groß, titelt: “BILD macht’s möglich: Donnerstag ist Bestsellertag”, schreibt drunter noch mal ausführlich auf, was “der berühmte Literaturkritiker Hellmuth Karasek” bei der “Bestseller”-Präsentation am gestrigen Morgen so alles erzählen durfte, und lässt “Prominente schwärmen: ‘Die BILD-Bibliothek ist Volksbildung’.” Über alldem steht: “Die Buchmesse in BILD Frankfurt”, obwohl “BILD in BILD Frankfurt” eigentlich ja besser gepasst hätte.
“Veröffentlichungen [müssen] so gestaltet sein, dass die Werbung für den Leser als Werbung erkennbar ist” bzw. “Die Glaubwürdigkeit der Presse als Informationsquelle gebietet besondere Sorgfalt beim Umgang mit PR-Material sowie bei der Abfassung eigener redaktioneller Hinweise durch die Redaktionen”,
steht im Pressekodex.
Ach ja, übrigens: Auch die “Süddeutsche” wirbt heute für ihre “SZ-Bibliothek” – mit einer separaten Anzeige und dem netten Claim:
We are the Champions X
So ist das also:
Es ist d a s Thema der Frankfurter Buchmesse: Die “Bild”-Bestseller-Bibliothek von “Bild” und Weltbild! 25 Top-Bestseller zum Sensationspreis von 4,99 Euro!
Mag ja sein, und wer sich sehr anstrengt, der wird sicher auch auf der offiziellen Internetseite der Frankfurter Buchmesse irgendwo irgendwas dazu finden. Leichter sind Informationen darüber aber in “Bild” selbst aufzutreiben. Heute mal wieder auf der letzten Seite in der “In & Out”-Liste oder eben auf Seite 1 unter dieser Überschrift:
Literatur-Papst Karasek präsentiert die “Bild”-Bestseller-Bibliothek
So eine Empfehlung durch einen “Literatur-Papst” könnte man ja durchaus auch als eine Art von Qualitätssiegel begreifen. Ob zu Recht oder zu Unrecht soll hier gar nicht diskutiert werden, lediglich eine kleine Zusatzinformation, die in “Bild” leider fehlt, wollen wir noch gerne ergänzen:
Dr. Hellmuth Karasek, 70, wird (…) ab 1. Oktober 2004 exklusiv Autor der bei Axel Springer erscheinenden Zeitungen “Die Welt”, “Berliner Morgenpost” und “Welt am Sonntag”.
We are the Champions VIII
[Nur so der Vollständigkeit halber…]
Ähm, gestern in “Bilds” “In & Out”-Liste: die “klasse Autobiographie ‘Ich habe mich gewarnt’ von SAT1-Moderator Hugo Egon Balder“. Und wer hatte kürzlich einen Vorababdruck dieser klasse Autobiographie im Blatt? Richtig, die “Bild”-Zeitung, diese klasse… Halt! Das geht zu weit, selbst als Scherz.
Nachtrag, 15:36: Ach ja, in der “Blieswoods Lebensregeln” genannten Version der “In & Out”-Liste vom vorgestern stand natürlich noch “die BILD-Bestseller-Bibliothek. Spannungs-Literatur für 4,99 Euro” – Sie wissen schon: diese “BILD-Bestseller-Bibliothek”, die “Bild” heute auf der Titelseite als “Sensation der Buchmesse” feiert.
We are the Champions VII
Der Axel Springer-Verlag gibt seit 1952 die “Bild”-Zeitung heraus und seit März 2004 beispielsweise auch die 14-tägliche Programmzeitschrift “TV Digital”, für die “die Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG als strategischer Partner gewonnen werden” konnte und die zudem “von Premiere allen Abonnenten angeboten” wird.
Außerdem hatte Bild.de, also die Online-Ausgabe der im Axel Springer-Verlag erscheinenden “Bild”-Zeitung, bereits im November 2003 “zusammen mit Premiere” den sog. “Volks-Dekoder” im Angebot und es dabei nicht belassen, nein: Seither bekommen Besitzer einer Bild.de-Kundenkarte bei Bedarf sogar ein kostenloses Premiere-Probe-Abo, das sich nach Ablauf der Probezeit “automatisch in ein kostenpflichtiges Abo” verlängert, logo.
Wen wundert’s da noch, dass “Bild” auf der Titelseite jubelt:
“Der Bezahl-TV-Sender Premiere kann immer mehr Abo-Kunden verbuchen!”
Und dass “Bild” deshalb den Premiere-Chef Georg Kofler zum “Gewinner” des Tages macht, versteht sich nahezu von selbst…
Gestern pfui, heute hui
Vor zwei Wochen diskutierte “Bild am Sonntag”-Chefredakteur Claus Strunz bei Sat.1 unter anderem mit “Wetten dass…?”-Moderator Thomas Gottschalk über Sinn und Unsinn der Rundfunkgebühren für ARD und ZDF.
Gottschalk musste außerdem auf die Frage antworten, warum er denn in “Wetten dass…?” ständig für Telefonfirmen und Autohersteller schleichwerbe, ausgerechnet im gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen – und sagte darauf sinngemäß: Weil das ZDF sich die Show sonst nicht leisten könnte.
Strunz, der sich mit seiner überdeutlichen Rücksichtnahme auf die Interessen seines zweiten Arbeitgebers ProSiebenSat.1 ganz furchtbar blamierte, fand das befremdlich und ließ lieber vorschlagen, dass ARD und ZDF sich von Werbung und von Sponsoring wie in “Wetten dass…?” verabschieden sollten.
Heute nun läuft eine schöne Meldung von Strunz’ Kollegen bei Bild.T-Online über den Ticker: “Bild.T-Online mit eigenem ‘Wetten, dass ..?’ Channel.”
Hui! “Attraktive Inhalte auf hohem Online-Niveau” soll der “Channel” bieten. Und ein Rätsel für Gottschalk-Fans. Einer wird dann “in der (…) Sendung am 13. November 2004 als Gewinner von Thomas Gottschalk begrüßt (…) werden”.
Und man darf gespannt sein, ob Gottschalk sagen wird: “Das ist der Sieger des Rätsel beim Internetportal einer großen Boulevardzeitung, deren Namen wir hier nicht nennen wollen.”
Fest steht jedenfalls schon:
“Der neue Channel wird exklusiv von Bild.T-Online zusammen mit Dolce Media crossmedial sowohl Online als auch in der Bild.T-Online Beilage der BILD vermarktet.”
Tränen, Blut, Schreie
Wie findet “Bild” eigentlich Mädchen, die sich piercen oder tätowieren lassen? Geil. In Wort und — vor allem — Bild präsentiert das Blatt gerne die Resultate. “Bild” zeigt “sexy Girls mit ‘Nippel-Sonnen'”, erklärt ungewöhnliche Piercings für angesagt, gibt Tipps zum Selbermachenlassen (“schon etwas schmerzhaft”) und sucht seit Wochen Deutschlands schönstes “Arschgeweih”, jene “heißen Hingucker”, “zauberhaften”, “sexy Bildchen”, “Tattoo-Rücken, die entzücken”. Body-Modification? Yes please!
Äh, außer:
…heute riesengroß auf Seite 1 der “Bild”. Was ist passiert? “Big Brother”-Kandidatin Daniela hat sich im Container vor laufenden Kameras piercen lassen. Resultat, laut “Bild”:
Tränen, Blut, Schreie.
Oder genauer, nicht laut “Bild”: Keine Tränen, kein Blut, ein Schrei. “Bild” behauptet:
“Big Brother” bricht letztes Tabu.
— och, da würden uns noch ein paar letztere einfallen. Und wo wir gerade dabei sind: Sado-Maso hat mit Folter nichts zu tun, Folter hat mit Piercings nichts zu tun, Piercings haben mit Sado-Maso nichts zu tun.
Warum lässt sich dieses Mädchen vor der TV-Kamera quälen?
Vielleicht weil sie auch so geil aussehen will wie die gepiercten “Bild”-Mädchen und keine Lust hatte auf ein Ansteck-Plastik-Piercing aus dem Kaugummiautomaten?
…widerliche Bilder von einem Busen-Piercing…
So widerlich, dass “Bild” seinen Lesern auch extra nicht mehr als drei Großaufnahmen davon zumutet. Na gut: vier.
Sadomaso-Folter im deutschen TV — jetzt wollen Politiker den Irrsinn stoppen!
Mit anderen Worten: Klicken Sie vor dem Verbot schnell noch rechts neben den Artikel, wo “hier geht’s zum BB-Livestream” steht. Von den 0,98 Euro, die 12 Stunden Big Brother Live kosten (mögliche Sado-Maso-Folter inklusive), kommt ein Teil einem guten Zweck zugute: bild.de.