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Für sie am Ball

Für diese Schlagzeile auf Bild.de gilt das gleiche wie für die Momente, in denen man unbekleidet vom eigenen Partner mit einer anderen Person im heimischen Schlafzimmer überrascht wird: Es ist nicht, wonach es aussieht.

Martin wollte Casillas-Freundin abschießen

Zum einen ist da der Vorwurf des “Abschießenwollens”, den Bild.de so beschreibt:

Vor dem Anstoß versuchte Marvin Martin (24) die spanische TV-Reporterin Sara Carbonero (28) abzuschießen.

Die Verlobte von Spaniens Torhüter Casillas moderierte gerade am Spielfeldrand, als Martin Maß nahm.

Warum er nur Auswechselspieler ist, bewies der Mittelfeldmann eindrucksvoll: Sein Schuss verfehlte die schöne Moderatorin.

Es bedarf schon einigen bösen Willens, in dieser Aktion Absicht zu erkennen — und nicht einfach ein verunglückte Volley-Annahme:

(Auch die Behauptung, Frau Carbonero habe “im letzten Moment zur Seite springen” können, dürfte angesichts des Videos leicht übertrieben wirken. Aber eine frontal getroffene Kamera ist offenbar nicht so spektakulär, wie eine beinahe getroffene “schöne Moderatorin”.)

Zum anderen lautete die Überschrift ursprünglich “Nasri wollte Casillas-Freundin abschießen”, weil die Sportexperten von “Bild” Marvin Martin zunächst für Samir Nasri gehalten hatten.

Nachdem einige Leser in den Kommentaren auf diese Verwechslung hingewiesen hatten, überarbeitete Bild.de unauffällig den gesamten Artikel — und sorgte dafür, dass die Kommentare unter dem Artikel nicht mehr angezeigt werden.

In der gedruckten “Bild” allerdings kann man die ursprüngliche Verwechslung noch in aller Pracht nachlesen:

Nasri wollte Casillas-Freundin abschießen

Mit Dank an Jan David Sch., Moritz S., Arno W., Thomas Sch. und S.K.

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Freibrief für unerlaubte Fotos von Unfallopfern?

Im Oktober 2005 kam eine 32-jährige schwangere Frau bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben, den sie nicht verschuldet hatte. Weil im Fahrzeug des Unfallverursachers der Musiker Max Mutzke saß, hielten Boulevardmedien wie “Bild” den Unfall für besonders relevant.

Zwei Tage nach dem Unfall suchte ein “Bild”-Mitarbeiter die Eltern der Verstorbenen auf und bat an der Haustür um Informationen über die Getötete und ein Foto von ihr. Die Eltern verweigerten jegliche Angaben und erklärten ausdrücklich, dass sie kein Foto
zur Verfügung stellen wollten und mit einer Veröffentlichung eines Fotos ihrer Tochter in “Bild” nicht einverstanden seien. “Bild” ignorierte dies und beschaffte sich von einem unbekannten Dritten ein Porträtfoto der jungen Frau und druckte es nebst diversen Einzelheiten aus dem Privatleben der Getöteten.

Für “Bild” eine nahezu alltägliche Geschichte.

Doch die Eltern der jungen Frau taten etwas, wozu die meisten Angehörigen in so einer Situation gar nicht in der Lage sind: sie gingen juristisch gegen “Bild” vor. Die Zeitung musste sich in einer Unterlassungserklärung verpflichten, das Foto nicht erneut zu verbreiten.

Zusätzlich forderten die Eltern Schadensersatz in Höhe von 15.000 Euro von der Axel Springer AG. Nach einem ursprünglichen Urteil des Landgerichts Berlin, das Springer zu einer Zahlung von 3.000 Euro und der Übernahme der Anwaltskosten der Eltern verurteilt hatte, ging der Fall durch die Instanzen, bis der Bundesgerichtshof im März den Schadensersatzanspruch der Eltern zurückwies: “Bild” habe weder die Persönlichkeitsrechte der Eltern noch die der verstorbenen Tochter verletzt, die Eltern hätten auch keinen Anspruch auf Zahlung einer angemessenen Lizenzgebühr.

Das Internetportal “Datenschutz Praxis” hat sich die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vorgenommen und kommt zu dem Schluss, sie sei “ein Freibrief für Zeitungen, Fotos von Unfallopfern auch dann risikolos veröffentlichen zu können, wenn die Angehörigen sich strikt gegen eine Veröffentlichung aussprechen”:

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“Frei-BILD für alle”: Umschlagplatz Briefkasten

Am Samstag war es endlich so weit: 41 Millionen Haushalte in Deutschland bekamen die “Frei-BILD für alle”. Wer sonst nie “Bild” liest, konnte sich ein Bild davon machen, wie die Zeitung aussähe, wenn sie täglich auf Persönlichkeitsrechtsverletzungen verzichtete und nur harmlos-nette Geschichten brächte.

Es war noch viel weniger eine Zeitung, als wir im Vorfeld gedacht hatten, und noch viel mehr ein Werbeprospekt: In fast allen Geschichten ging es um “Bild”. Eine weitere Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde wäre also durchaus verdient: als selbstbezüglichste “Zeitung” der Welt.

Wie viele Exemplare ungelesen weggeworfen wurden, weiß niemand, aber rund 250.000 Haushalte hatten der Zustellung im Vorfeld widersprochen und bekamen deshalb (wie vorher angekündigt) einen auffälligen roten Din-A-4-Briefumschlag:

Damit hatte auch das Rätselraten ein Ende, was sich wohl in dem Umschlag befinden würde:

Sehr geehrter ... Ihrem Widerspruch gegen die heutige Zustellung einer kostenlosen Jubiläums-Ausgabe der Bild-Zeitung entsprechend haben wir sichergestellt, dass sie kein Exemplar erhalten. Mit ihrem Widerspruch hatten sie uns Adressdaten übermittelt, damit wir das Zustellverbot beachten können. Wunschgemäß bestätigen wir Ihnen hiermit, dass diese Daten nach Abschluss der Jubiläumsaktion vollständig gelöscht werden, sofern sie nicht ohne ihn wegen eines bestehenden Abonummervertrages bei uns vorhanden sind und deshalb gespeichert bleiben müssen. Im Vorfeld der Jubiläumsaktion sind uns zahlreiche Widersprüche übermittelt worden, die offenbar unzutreffende Absenderangaben enthielten. Falls Sie zu den Betroffenen gehören sollten und nun keine Jubiläums-Bild erhalten haben, obwohl Sie sich darüber gefreut hätten, bitten wir um kurze Mitteilung - wir schicken Ihnen dann gerne Ihr persönliches Exemplar nachträglich zu. Mit freundlichen Grüßen, Axel Springer Vertriebsservice

Nur: Eine nicht unerhebliche Anzahl von Empfängern erhielten sowohl den roten Brief, als auch eine “Frei-BILD für alle”. Andere, die Widerspruch eingelegt hatten, bekamen trotzdem die “Frei-BILD für alle” und keinen roten Brief.

Einige Betroffene haben uns bereits geschrieben, dass sie rechtliche Schritte gegen die Axel Springer AG eingeleitet hätten. Ob diese den richtigen treffen ist allerdings fraglich: Offenbar waren einige Zusteller trotz eigentlich akribischer Planung bei der Post (BILDblog berichtete) gar nicht darüber informiert worden, dass die Adressaten der roten Umschläge keine Gratis-“Bild” bekommen sollten.

Die Betroffenen können sich jetzt an Campact wenden, die die Widersprüche organisiert hatten:

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Keine echte Überraschung

So richtig wollen es die Leute von “Bild” offenbar selbst nicht glauben:

Meister-Shirt schon aufgetaucht?

Der erste Absatz klingt noch ziemlich sicher:

Eigentlich will der BVB das große Geheimnis erst am 4. Juli lüften und sein neues Trikot für die Saison 2012/13 offiziell präsentieren. Dumm nur, dass es bereits jetzt in den ersten Geschäften verkauft wird…

Doch dann wird “Bild” ungewohnt zurückhaltend:

Hintergrund: Ausrüster Puma hat das Trikot offenbar schon ausliefern lassen, damit es passend zur Vorstellung in knapp zwei Wochen in den Läden vorrätig ist.

Allerdings mit der Verpflichtung, sie auf keinen Fall früher anzubieten. Doch an diese Vorgabe halten sich anscheinend längst nicht alle Einzelhändler.

Meister-Shirt schon aufgetaucht? Demnach ist es der Grundton komplett gelb, mit schwarzgelben Kragen und schwarzem Absatz an den Ärmeln. Sowie zwei Sternen über dem BVB-Logo auf der rechten Brust.

Schön, schlicht. Aber leider keine echte Überraschung mehr…

(Hervorhebungen von uns.)

Ja, dieses Trikot-Design ist “keine echte Überraschung mehr”: Der “Westen” hatte bereits vor über einem Monat ein Bild des neuen Dortmund-Trikots gezeigt, das vorher schon in verschiedenen Fanforen aufgetaucht war, und etwas nebulös hinzugefügt:

Aus BVB-Kreisen wurde bestätigt, dass dieses Fanforum bei der Abbildung des neuen Trikots einen Volltreffer gelandet habe.

Mit Dank an Ulas Y.

Ein Hauch von NICHTS

Was ist DAS denn? NICHTS, oder?

Genau: Nichts. Im Grunde geht es hier um etwas, das gar nicht da ist. Oder, sagen wir: vermutlich nicht da ist. Jedenfalls ist es ein gutes Beispiel dafür, was “Bild” aus einem vermeintlichen “NICHTS” alles machen kann.

Hast Du etwa nichts drunter, Heidi?

So fragte “Bild” am Montag großflächig auf der letzten Seite. Und spekulierte munter drauflos:

Warum so hüllenlos? Der Stoff des giftgrünen Kleides war gnadenlos. Hätte die Moderatorin etwas drunter getragen, es wäre wahrscheinlich sichtbar gewesen. Und somit ein absolutes No-go für einen öffentlichen Auftritt.

Um der Mutmaßerei ein bisschen Glaubwürdigkeit zu verpassen, wurde noch ein “Vertrauter” der Protagonistin herangezogen:

“Heidi überlässt NICHTS dem Zufall! Lieber kein Slip, als einen, den man sieht …”

Ganz abgesehen davon, dass sich der vermeintliche “Vertraute” mit dieser Antwort glatt als Society-Experte beim Privatfernsehen bewerben könnte, reichte den Leuten von “Bild” das Geschwurbel aber offenbar als Bestätigung für das, was sie ohnehin schon wussten — und schon gerieten die “Bild”-Mühlen in Bewegung:

Diese Promi-Damen
mögen

Unter dieser Überschrift präsentierte Bild.de eine 34-teilige Fotostrecke zu Heidi Klum und veröffentlichte parallel eine 16-teilige Fotostrecke mit “Unterwäscheblitzern” diverser Popstars.

Bild.de diente außerdem mit Beispielen wie Britney Spears (“schockte” schon 2006 mit “Unten-ohne-schamlos-Fotos”) oder Paris Hilton (“drängt uns auch immer mal wieder Unten-ohne-Fotos auf”) und vergaß dabei natürlich nicht, einige der aufgedrängten Unten-ohne-schamlos-Fotos in Großversion mitzuliefern. (Sollte ein Leser mal Zweifel am Unten-ohne-Grad der Fotos hegen, kann er sich dank der zusätzlichen Vergrößerungsfunktion sogar auf einer Groß-Groß-Version von der schamlosen Nacktheit der “Promi-Damen” überzeugen.)

Abends wusste Bild.de dann auch schon, was “Deutschland” von der ganzen Sache hielt:

Heidi Klum ohne Slip im TV: Das sagt Deutschland

“Ein Vorbild sollte sich nicht so verhalten…”, “Das hat wirklich kein Trend-Potenzial…”, “So geht das nicht…”, “Ich bin total erschrocken…”

Die Meinungen der von BILD.de befragten Passanten zu Heidi Klums (39) Sliplos- Auftritt in der US-Show “Project Runway” sind eindeutig – auf großes Verständnis für diese Aktion kann die Topmodel-Mama also nicht hoffen.

“Deutschlands” Meinung erfährt man in einem anderthalbminütigen Video (“Mädels, tragt ihr auch ‘unten ohne’?”), in dem irgendwelche Passanten etwas dazu sagen. In einer weiteren Fotostrecke (“Das sagen die Deutschen zu unten ohne”) sagen dieselben Passanten noch mal dasselbe dazu.

Dass Heidi Klum “ohne Slip im TV” aufgetreten ist, ist mittlerweile auch gar keine Spekulation mehr, sondern von Bild.de kurzerhand zur Tatsache erklärt worden.

O-Ton des Bild.de-Reporters im Video:

Heidi Klum wird immer verhaltensauffälliger. Jetzt ist die 39-Jährige in einer US- TV-Show ohne Schlüpfer aufgetreten!

Am Mittwoch war es dann so weit: Aus der Spekulation, die zur Tatsache geworden war, wurde schließlich eine “Debatte”!

Die Unten-ohne-Debatte

Die höschenlose Heidi Klum (39) im hautengen Kleid löste einen Riesenwirbel aus.

Dass man außerhalb des “Bild”-Universum von diesem “Riesenwirbel” nichts mitbekam, interessierte dort selbstverständlich niemanden. Stattdessen durften jetzt auch endlich mal die ran, die sich auch an anderen von “Bild” heraufbeschworenen Debatten immer herzlich gerne beteiligen. “BILD bittet deutsche Promis um ihre Meinung”, hieß es, und ihre wertvollen Informationen durften beisteuern: Mariella Gräfin von Faber- Castell, Jenny Elvers, “Mode-Legende” Wolfgang Joop, Franziska Knuppe (“seit fünf Jahren Gesicht und Body der Dessousfirma ‘Triumph'”) und Yasmina Filali (“‘Die Hose bleibt an! Im Auto schnalle ich mich doch auch an'”).

Jetzt wurde es selbst den Lesern bei Bild.de zu viel. Im “Slip-Voting” machten 42 Prozent der Befragten ein Kreuzchen bei: “Wieso die Aufregung? Der Slip zeichnet sich unter dem Kleid doch eh nur ab.”

Wieso die Aufregung? Gute Frage. Für Bild.de aber kein Grund zum Innehalten. Ganz im Gegenteil: Aus dem offenkundigen Desinteresse ihrer eigenen Leserschaft strickten die Leute von Bild.de wieder eine ganz neue Story. Und so ging es direkt weiter in die nächste Phase, die Post-Debatten-Phase:

Schlüpfrig? Nein. Clever!

42 Prozent sind der Meinung: “Wieso die Aufregung? Der Slip zeichnet sich unter dem Kleid doch eh nur ab” – und dieser Meinung ist auch die BILD.de-Lifestyle- Redaktion.

Denn bei genauerer Betrachtung wird klar: Das Topmodel mit einem Hang zum Perfektionismus hatte eigentlich gar keine andere Wahl, als den Slip ausnahmsweise mal im Schrank zu lassen. Wegen des zarten Satins und der transparenten Einsätze an der Seite hätte sich Unterwäsche – egal wie klein – wirklich nur unschön abgezeichnet.

Und wenn Sie jetzt sagen: Das mit dem Abzeichnen hatte “Bild” doch schon im allerersten Artikel festgestellt! — Genau.

In der normalen Welt ist unterdessen Alles beim Alten geblieben. Die Ursprungsfrage, ob jetzt ein Höschen im Spiel war oder nicht – wenn es denn überhaupt jemanden gibt, den das interessiert – ist nach wie vor unbeantwortet.

In der Welt von “Bild” und Bild.de aber gibt es nicht nur eine Antwort darauf (kein Höschen!), sondern auch eine Bewertung derselben (“Clever!”), einen wichtigen Hinweis für die Leserinnen (“IMMER daran denken, die Beine schön geschlossen zu halten”), es gibt fünf Artikel, mehrere Fotostrecken, eine Umfrage unter Passanten, eine Umfrage unter “Promis”, eine Umfrage unter den Lesern — und nicht einmal den Hauch eines Erkenntnisgewinns.

Das ist das, was “Bild” aus einem vermeintlichen “NICHTS” alles machen kann.

Nachtrag, 25. Juni: Wenn Sie schon schon ungläubig den Kopf geschüttelt haben, dann passen Sie mal auf!

Das schrieb Bild.de gestern:

Eine vermeintlich höschenlose Heidi Klum (39) löste in der vergangenen Woche einen Riesenwirbel aus. Nun geht der Schlüpfer-Rummel in die nächste Runde.

Klingt schon jetzt wie der blanke Hohn. Aber es geht noch weiter:

Mit einem luftigen Auftritt sorgt das deutsche Supermodel erneut für Aufregung. (…) Beim Werbe-Dreh für ein Haarspray in New York blies der Wind Heidis blauen Trenchcoat nach oben und gab die Sicht auf ihr knackiges Hinterteil frei!

Das heißt übersetzt: Es gibt ein Foto, auf dem ungefähr ein Zentimeter von Heidi Klums Pobacke zu sehen ist (kann man sich auf Bild.de selbstverständlich wieder in normaler, in großer und in ganz großer Version anschauen). Da stellt sich natürlich die Frage:
Lüftet dieses Foto Heidis Schlüpfer-Geheimnis?
Wir machen es kurz:

Das viel diskutierte Schlüpfer-Geheimnis kann auf diesem Foto leider nicht gelüftet werden. Selbst bei näherer Betrachtung ist das Rätsel nicht zu lösen. Es ist weder ein Slip noch kein Slip zu sehen!

Sie dürfen jetzt weitermachen mit dem Kopfschütteln.

Mit Dank an Matthias M., Sven, Robin und Ulrike H.

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Die Ente ist sicher

Wenn man es nicht ohnehin jeden Tag über “Bild” sagen könnte, würden wir sagen: Das, was da morgen millionenfach ungefragt unters Volk gebracht wird, ist doch keine Zeitung! Aktuelle Informationen wird die “Frei-BILD für alle” jedenfalls nicht enthalten. Die Produktion wurde schon vor Tagen abgeschlossen. Seit Mittwoch verteilt die Post das Papier intern über das Land.

Wann das zeitlose Printprodukt, mit dem sich “Bild” zum 60. Geburtstag gratuliert, tatsächlich entstanden ist, wissen wir nicht. Es könnte schon länger her sein. Auf der Titelseite jedenfalls ist Chefredakteur Kai Diekmann, über dessen neuen Kurzhaarschnitt die Medien vergangene Woche ernsthaft berichtet haben, noch mit alter Frisur abgebildet:

Es ist ein größerer logistischer Aufwand, den Springer betreibt, um sich morgen in rund 41 Millionen Briefkästen stecken zu lassen. Und der Aufwand wurde noch größer dadurch, dass mehr als 250.000 Menschen erklärt haben, keine “Bild” bekommen zu wollen — diesen Widerspruch muss “Bild” respektieren.

Für einen solchen Einspruch ist es jetzt zu spät, aber der Cartoonist Ralph Ruthe hat bei Facebook eine Druckvorlage veröffentlicht, die Sie morgen an Ihren Briefkasten kleben können:

Hier bitte keine BILD einwerfen

Die Deutsche Post AG schreibt in einer internen Mail:

Am morgigen Samstag stemmt der Brief-Bereich in der Zustellung das größte Einzelprojekt aller Zeiten

Die Bild-Zeitung feiert ihren 60. Geburtstag und bringt zu diesem Anlass eine Jubiläumsausgabe heraus. Jeder Haushalt in Deutschland soll eine gratis bekommen. 41 Millionen Exemplare müssen verteilt werden – eine Riesenaufgabe für unsere Zusteller. Axel Springer plant sogar, die Aktion ins Guinness Buch der Rekorde zu bringen.

(Link von uns)

Die Zeitungen wurden bereits seit vergangenen Mittwoch auf insgesamt 8.100 Paletten aus den dezentralen Lagern Zug um Zug an die Briefzentren geliefert. Dort werden die Sendungen kommissioniert und weiter an die Zustellstützpunkte transportiert.

Die Zusteller wurden in den Dienstunterrichten auf die Aktion vorbereitet. Über 53.000 von ihnen werden am Samstag fast zwei Millionen Kilometer zurücklegen, um die Bild zu allen Haushalten zu bringen. In Bonn wird ein zentrales Lagezentrum eingerichtet, von dem aus Kollegen für Nachfragen und bei Problemen zur Verfügung stehen. Alles ist bereit für den größten Pressepost-Versand, den es jemals in Deutschland gab.

In einem Interview gab Uwe Brinks, Produktionschef Deutschland bei der Deutschen Post, zu Protokoll:

Das ist eine große Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Gleichzeitig habe ich natürlich Respekt davor. Ich vertraue ganz auf unsere Mitarbeiter. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass viele Kollegen der Ehrgeiz gepackt hat. Für uns ist das eine tolle Chance zu beweisen, dass wir “die Post für Deutschland” und erste Wahl für unsere Kunden sind. Diese Aktion kann uns keiner nachmachen.

Die Zusteller, mit denen wir gesprochen haben, hat eher die Wut als der Ehrgeiz gepackt, aber bei einem solchen Projekt für Deutschland kann auf den Einzelnen natürlich keine Rücksicht genommen werden.

Und so wird sie aussehen, die meiste Zeitung aller Zeiten:

Frei-Bild für alle!

PS: BILDblog wird morgen übrigens wie üblich für sieben Milliarden Menschen produziert, die frei entscheiden können, ob sie uns lesen wollen.

Wir sind weiterhin jeden Tag kostenlos, freuen uns aber über finanzielle Unterstützung.

“Bild” erzählt einen vom trojanischen Pferd

Sollte es in absehbarer Zeit zu einem Krieg zwischen Deutschland und Griechenland kommen, kann man den Leuten von “Bild” nicht vorwerfen, nicht alles dafür getan zu haben: Erst hetzen sie seit zwei Jahren gegen die “Pleite-Griechen”, jetzt haben sie sich auch noch auf ein Terrain vorgewagt, bei dem viele Menschen noch weniger Spaß verstehen als bei drohenden Staatspleiten — Fußball.

Der trojanische BILD-Reporter im Griechen-Hotel

Und so klingt es, wenn sich so ein “Bild”-Reporter in einem polnischen Hotel frei bewegt:

Ich fühle mich wie 007.

Ich, der BILD-Reporter, spioniere bei den Griechen, unseren Gegnern am Freitag.

Nein, wir wussten auch nicht, dass die Griechen am Freitag gegen die Redaktionsmannschaft von “Bild” spielen. Aber vielleicht ist das Gefühl, “ganz Deutschland” zu sein, bei “Bild”-Mitarbeitern genauso tief verwurzelt wie ihre Boshaftigkeit gegenüber den Griechen:

Am Dienstag ziehe ich ein. Mein Doppelzimmer kostet 93 Euro pro Nacht. Lobenswert sparsam, die Griechen.

Überhaupt wirkt der ganze Text wie eine traurige Mischung aus dem Worst-Of-Programm von Fips Asmussen und dem Aufsatz “Mein schönstes Ferienerlebnis” eines Grundschülers:

Am härtesten arbeitet bei den Griechen die Kaffeemaschine. Sie haben zwei davon in ihrem Bereich. Eine kann Cappuccino und Latte Macchiato, die andere normalen Kaffee. Sie arbeiten Vollzeit.

Ja, Kaffee wäre jetzt wirklich hilfreich, so unspannend wie die Erlebnisse aus dem Mannschaftshotel sind:

Ich sehe Theofanis Gekas (32), den Stürmer aus der Bundesliga (Bochum, Leverkusen, Hertha, Frankfurt). Gekas hat Kopfhörer in den Ohren, hört Musik über sein iPhone. Der singt sich schon heiß aufs Spiel.

Fast wäre beinahe etwas vielleicht passiert:

Mit meinem Handy mache ich Fotos. Plötzlich tippt mich der Barkeeper an. Er will wissen, wer ich bin. Ist meine Zahnarzt-Tarnung (weißes Hemd, weiße Hose, weiße Turnschuhe) aufgeflogen? Ich schwitze. Cool bleiben. Ich tue so, als sei ich aus Russland und murmele “nix kappitschi”. Der Barkeeper zieht Leine. Puh…

Dann aber doch noch etwas, das überraschend zum Skandal taugt:

Plötzlich schreit jemand im Hinterhof. Ich renne hin, schaue um die Ecke und sehe Georgios Karagounis. Der ist 35 und Kapitän der Griechen. Er schreit in Disco-Lautstärke in sein Handy. Jedes zweite Wort ist “Malaka”. Ein griechischer Freund bringt mir bei, dass “Malaka” auf Deutsch so etwas heißt wie “Leck mich am Arsch”.

Den Brüller sehen wir am Freitag nicht auf dem Platz. Malaka-Karagounis ist gesperrt.

Derlei schnarchige Belanglosigkeiten, bemüht aufgeregt erzählt, haben offenbar dennoch ausgereicht, dass einzelne griechische Medien über den “Bild”-Reporter im Mannschaftshotel berichten.

Oder, wie Bild.de es nennt:

Griechenland tobt!

Die Reaktionen scheinen aber vor allem einem Missverständnis geschuldet:

Auf der Homepage des griechischen TV-Senders “Star” steht: “Neue Provokation der BILD. BILD nennt Karagounis einen Malaka.”

In dem Bericht heißt es weiter: “Im Hotel der geliebten Nationalmannschaft ist ein deutscher Reporter der BILD eingedrungen und setzt seine Provokationen gegen das Spiel fort. Höhepunkt ist: Er nennt Karagounis einen Malaka – ein Arschloch.” Ein Missverständnis durch eine unglückliche Formulierung in BILD: Die Formulierung “Malaka-Karagounis” sollte keine Beleidigung des Griechen-Kapitäns sein (“Malaka” bedeutet unter anderem Wi…er)! Sondern ein Spitzname, weil Karagounis bei seinem Telefonat häufig “Malaka” sagte. BILD bedauert das Missverständnis.

Was halt so passiert, wenn skandalwillige Beinahe-Journalisten auf beiden Seiten mit erhöhtem Blutdruck mit Fremdsprachen hantieren.

Dieses internationale Doppelpass-Spiel könnte bis zum Viertelfinalspiel am morgigen Abend so weitergehen, wenn der “trojanische BILD-Spion”, dessen Gesicht die Zeitung verpixelt hat, nicht vorher auffliegt.

Nach unseren Informationen handelt es sich bei dem Mann um Jörg Weiler, der sonst bei Borussia Dortmund für “Bild” im Einsatz ist und dort unter anderem an der unrühmlichen Berichterstattung über einen im Stadion tödlich verunglückten Fan beteiligt war.

In Troja gewannen damals übrigens die Griechen, wie sogar “Bild” richtig erklärt.

Mit Dank auch an Martin E., Michael, Dietfried D. und Ernst R.

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Jetzt auch “Bild” im Rinderwahn

In der Schule gab es immer ein paar Jungs, die wirklich jede Gelegenheit dafür nutzten, irgendeinen schlechten Witz zu erzählen. Was diese Jungs auszeichnete, war ihr enormes Durchhaltevermögen: Selbst dann, wenn sie einen Spruch schon tausendmal wiederholt hatten, konnten sie selbst sich noch immer herzlich darüber kaputtlachen.

Was aus diesen Jungs geworden ist? Keine Ahnung. Doch einige von ihnen müssen in den Redaktionen von “Bild” und Bild.de untergekommen sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Redakteure immer dann, wenn in einer Polizeimeldung Rinder und Polizisten aufeinandertreffen, geradezu zwanghaft versuchen, irgendein “Bullen”-Wortspiel einzubauen.

Ganz abgesehen davon, dass “Bullen”-Wortspiele in etwa so neu und lustig sind wie Witze über die Frisur von Thomas Gottschalk oder das Gewicht von Rainer Calmund, sind sie in den meisten Fällen auch schlichtweg falsch (BILDblog berichtete).

Denn nicht alles, was vier Beine hat und “Muh” macht, ist ein Bulle. Die Tiere, die sich Anfang der Woche auf einer Wiese in Weeze um einen Polizeihubschrauber geschart hatten, waren zwar Rinder, aber darunter gab es “mit hoher Wahrscheinlichkeit” nicht einen einzigen Bullen, wie die Polizei auf unsere Anfrage hin eine Augenzeugin zitierte.

Der Artikel in der gestrigen Ruhrgebietsausgabe von “Bild” ist deswegen auch recht vorsichtig formuliert:

Das ist mal eine etwas andere Liebesgeschichte zwischen Rindern und “Bullen”…

Am Rande eines Unfalls bei Weeze landete der Heli des Landes-Kriminalamts auf einer Weide. Da ahnten die Beamten noch nicht, dass die dort grasende Rinderherde total auf den Hubschrauber fliegt.

Bei der Überschrift war die Witzelsucht dann aber doch zu stark:

Bullen schlecken "Bullen"-Heli ab

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“Bild” findet ein Korn

In “Bild” werden “häufig persönlichkeitsrechtsverletzende Beiträge veröffentlicht”, Kai Diekmann sucht “bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer” — das haben die Zeitung und ihr Chefredakteur vor neun Jahren vom Landgericht Berlin schriftlich bekommen.

Für “Bild” ist es eine Zumutung, wenn der Deutsche Presserat darauf beharrt, dass die Zeitung Gerichtsfotos von Angeklagten nur anonymisiert drucken solle. Es ist für “Bild” ja schon unerträglich, dass Verbrecher ihre Menschenrechte behalten.

Aber da Tiere bei “Bild” ja bekanntlich mehr Respekt genießen als Menschen und die die Selbstironievortäuschungssucht von Kai Diekmann offenbar ansteckend ist, berichtetet die Zeitung heute so über einen “irren Prozess um Hahnen-Schrei”:

Ein Fall für das Amtsgericht Nürtingen: Hahn Ottmar II. (4). Noch ist seine Schuld nicht bewiesen. Fotos: Michael Hahn (Kein Witz!)

Mit Dank an Frank P.

Gina-Lisa macht “solche Sachen” nicht

Wenn Sie sich nicht für Fußball interessieren, haben Sie’s gerade schwer genug. Wenn Sie sich nicht für das interessieren, was Fußballer außerhalb des Fußballplatzes so machen, wird’s jetzt richtig schlimm. Aber weil es Journalisten gibt, die sich genau dafür interessieren, müssen wir da jetzt gemeinsam durch:

Wenige Tage vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft kam es in einem Berliner Hotel zu einer nächtlichen Begegnung mit Folgen: Der deutsche Nationalspieler Jerome Boateng und die Boulevard-Prominente Gina-Lisa Lohfink trafen sich an der Hotelbar (“Sie trinkt Champagner, er trinkt Wasser”) und suchten später mit einer dritten Person ein Hotelzimmer auf (“Die TV-Blondine: ‘Wir haben uns nur unterhalten!'”).

Wenn Sie glauben, das sei die langweiligste Geschichte der Welt, haben Sie die Rechnung ohne die Boulevardpresse gemacht: Zufällig war auch ein Fotograf anwesend, grieselige Bilder erschienen in “Bild”. Und weil ein Nationalverteidiger, der zu spät ins Bett geht, ein Vorfall von nationaler Bedeutung ist, drehten die Medien an der Demarkationslinie von Boulevard und Sport über Tage frei.

Arthur Boka, Verteidiger beim VfB Stuttgart und Ex-Freund von Frau Lohfink, gab gegenüber der Münchner “tz” zu Protokoll:

“Ich bin mir sicher, dass Jerome in eine Falle gelockt wurde! Gina-Lisa macht solche Sachen immer wieder, um in den Schlagzeilen zu bleiben.”

Medien wie Eurosport oder “Welt Kompakt” (und damit auch welt.de und morgenpost.de) übernahmen die Informationen aus dem Boka-Interview gerne — und haben jetzt den Salat:

Gegendarstellung
Auf dem Online-Portal www.morgenpost.de wurde am 10.06.2012 unter der Überschrift “Jerome Boateng kämpft sich aus Frust aus der Luder-Falle” ein Artikel öffentlich zugänglich gemacht, der unwahre Tatsachenbehauptungen enthält, die ich wie folgt richtig stelle:

Es wird behauptet:

“Inszenierung mit Gina-Lisa

Es war offenbar eine Inszenierung, in die Boateng hineingeraten war. …

“Jerome wurde in eine Falle gelockt

Arthur Boka, … einst mit Lohfink liiert, erkannte das Muster: ‘Ich bin mir sicher, dass Jerome in eine Falle gelockt wurde’, … und beschrieb die Inszenierung so: ‘Ich glaube, dass der Fotograf in das Hotel bestellt wurde. Dann wurden die Bilder verkauft, und Gina-Lisa hat Geld dafür bekommen’, sagt: ‘So bekommt sie Aufmerksamkeit und bleibt im Gespräch.”

“Boateng ist in die Falle getappt.”

Hierzu stelle ich fest:

Diese Behauptungen sind unwahr. Weder habe ich einen Fotografen in das Hotel bestellt, noch habe ich Geld für den Verkauf der Bilder bekommen. Es handelte sich daher auch nicht um eine Inszenierung. Ich habe Herrn Boateng daher auch nicht in eine Falle gelockt und ich mache “solche Sachen” auch nicht immer wieder, um in den Schlagzeilen zu bleiben.

Köln, den 20.06.2012

für Gina-Lisa Lohfink

Heiko Klatt
Rechtsanwalt

Anmerkung der Redaktion: Frau Lohfink hat recht. Unser Artikel basierte auf Angaben ihres ehemaligen Lebensgefährten, der seine Aussagen mittlerweile zurückgezogen hat.

Tatsächlich ist der Originalartikel im Internetangebot der “tz” inzwischen offline, auch die Artikel bei Eurosport und welt.de sind verschwunden.

Ironie der Geschichte: Frau Lohfink ist mal wieder in den Schlagzeilen.

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