Archiv für 6 vor 9

Twitterfakes, Die Affäre Silberstein, ARD-ZDF-Fusion erstrebenswert?

1. Zahlreiche Fake News auf Twitter
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Bei Extremsituationen wie Anschlägen, Naturkatastrophen oder Unglücksfällen dient Twitter oft als Kommunikationskanal, um beispielsweise wichtige Informationen von Polizei oder Feuerwehr zu verbreiten. Doch gleichzeitig kursieren Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen. So auch beim gestrigen Massaker in Las Vegas. Patrick Gensing hat sich nach dem Attentat auf Twitter umgesehen.
Weiterer Lesetipp: Auch bei “Spiegel Online” hat man sich mit der “Fake-Flut” nach dem Attentat in Las Vegas beschäftigt.

2. Die Affäre Silberstein
(falter.at, Barbara Toth & Florian Klenk & Josef Redl & Nina Horoczek)
Ein SPÖ-Berater soll in Österreich mit einer geheimen “Spezialeinheit” im Auftrag seiner Partei auf Facebook eine Schmutzkampagne gegen ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz betrieben haben. Der “Falter” hat versucht, mit allen Beteiligten zu sprechen. Anschließend hat man den Skandal in 20 Fragen und Antworten aufgearbeitet. So gut es nach jetzigem Kenntnisstand ging.

3. Interpol muss politischen Missbrauch abstellen
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Reporter ohne Grenzen” fordert die internationale Polizeiorganisation Interpol zu schnellen Reformen auf, um den zunehmenden Missbrauch ihrer Fahndungsaufrufe durch repressive Regierungen zu verhindern: “Niemand sollte in ein Land ausgewiesen werden, in dem ihm ein unfairer Prozess oder gar Folter drohen, und kein kritischer Journalist sollte wegen eines willkürlichen Fahndungsaufrufs bei jeder Auslandsreise in ständiger Angst vor Verhaftung leben müssen. Interpol darf sich nicht zum Handlanger autoritärer Regime bei der Verfolgung unliebsamer Journalisten machen lassen.” Dazu auch ein Lesetipp aus dem Jahr 2015 vom “SZ-Magazin”: “Der viel zu lange Arm des Gesetzes”.

4. Google kommt Verlagen bei Bezahl-Artikeln entgegen
(zeit.de)
Viele Paywalls lassen sich derzeit über eine Google-Suche umgehen. Das soll sich nun ändern, denn Google will die Verlage selbst entscheiden lassen, wie viele bezahlpflichtige Artikel Nutzern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Das neue Modell habe Google zusammen mit vielen Verlagen entwickelt, auch mit der “New York Times” und der “Financial Times”.

5. Warum ARD und ZDF fusionieren sollten
(handelsblatt.com, Hans-Peter Siebenhaar)
ARD und ZDF haben Sparvorschläge vorgelegt, doch für Handelsblatt-Kolumnist Hans-Peter Siebenhaar handelt es sich nur um kosmetische Korrekturen. Die Politik sei gefordert, das “verkrustete und ineffektive” Rundfunksystem zu reformieren. “Im digitalen Zeitalter braucht niemand mehr eine mediale Grundversorgung durch staatsnahe Rundfunkanstalten mit einem beamtenähnlichen Pensionssystem.” Eine Möglichkeit, die Rundfunkgebühr nachhaltig zu senken, sei die Zusammenlegung von ARD und ZDF.

6. Mehr als 500 Podcasts von und mit Frauen in Deutschland
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Sind Podcasts vor allem eine Männerdomäne? Weit gefehlt! Die Medienforscherin Nele Heise pflegt eine Datenbank, in der mehr als 500 aktive Podcasts und Podcastformate gelistet sind, an denen Frauen beteiligt sind. Die Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender seien dabei noch nicht einmal mitgezählt. Leider würden Podcasts von Frauen im medialen Diskurs weitgehend unberücksichtigt werden. Podcasterinnen kämen kaum als Interviewpartnerinnen, kaum bei Vorstellungen des Formats Podcast und selten in Bestenlisten vor.

SPÖ-Skandal, “Funk”-Bilanz, Maas-Aufrüstung

1. Wer hat Schuld am SPÖ-Skandal?
(faktenfinder.tagesschau.de, Silvia Stöber)
Steckt die österreichische SPÖ hinter einer antisemitischen Kampagne gegen Herausforderer Sebastian Kurz von der ÖVP? Anscheinend hat ein SPÖ-Berater eine perfide Schmutzkampagne gestartet, die er unter anderem über eine anonyme Facebookseite befeuerte. Silvia Stöber versucht Licht ins Dunkel des österreichischen Wahlkampfs zu bringen. Lesenswert dazu ebenfalls Ingrid Brodnigs Beitrag “Die Wahrheit über anonyme Fanpages”, in dem sie anhand des konkreten Beispiels aufführt, wie gefährlich und rechtswidrig anonyme Seiten im Wahlkampf sind.
Auf “Telepolis” kommentiert Stefan Weber, der als Plagiatsgutachter u.a. die Diplomarbeiten von Bundeskanzler Christian Kern und Kanzleramtsminister Thomas Drozda überprüft hat: “Österreichs Politik dreht durch”.

2. Maas rüstet personell gegen Facebook & Co. auf
(spiegel.de, Fabian Reinbold)
Nach Informationen des “Spiegel” wird das Bundesamt für Justiz (BfJ) rund 50 Mitarbeiter für die Umsetzung des Facebook-Gesetzes von Justizminister Heiko Maas abstellen. Das Gesetz verpflichtet Plattformen wie Facebook oder YouTube unter anderem zum Aufbau eines wirksamen und transparenten Beschwerdemanagements. Die Hälfte der Mitarbeiter nehme die Arbeit bereits Anfang Oktober auf, wenn das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) in Kraft trete. Dazu würden zwei Referate eingerichtet, eines für Grundsatzfragen und eines für Einzelfallverfahren. Weiterer Lesetipp: Markus Reuter auf netzpolitik.org mit: “Ab heute gilt das NetzDG – und das sind die Gefahren für die Meinungsfreiheit”.

3. Die traurige Bilanz des Jugendnetzwerks von ARD und ZDF
(welt.de, Christian Meier)
Letztes Jahr starteten ARD und ZDF ihr Jugendprogramm “Funk”. Dabei handelt es sich um ein Konglomerat aus mittlerweile rund 60 verschiedenen Video- und Audioformaten, die nur übers Netz und da vor allem über YouTube und Facebook verbreitet werden. 45 Millionen Euro war den Sendern der Verjüngungsversuch wert. Christian Meier hat sich die Zahlen genauer angeschaut und eine Zwischenbilanz gezogen. Niveau und Abrufzahlen seien bescheiden, dennoch lohne sich das Projekt für ARD und ZDF.

4. Die AfD in den Medien: Aufgeblasen am rechten Rand?
(netzpolitik.org, Constanze Kurz, Alexander Beyer )
Kanadische Forscher untersuchten über mehrere Monate die Erwähnungen der Rechtspopulisten und werteten dabei tausende von Artikeln des gesamten politischen Spektrums aus. Im Hinblick auf die letzten Monate vor der Wahl schreibt der am Forschungsprojekt beteiligte Politik- und Medienwissenschaftler Alexander Beyer: “Dass die traditionellen Medien eine übergroße Schuld am Erstarken der AfD hätten und zu einseitig wären, lässt sich als These wohl nicht mehr halten, wenn man die letzten Monate des Wahlkampfes mit dem Statistikauge betrachtet. Denn mit Blick auf die Mainstream-Medien und ihre Themensetzung zeigen sich signifikante Unterschiede bei der Erwähnung der Parteien und ihrer Themen — und gerade keine Übermenge an AfD-Berichten.”

5. Zahlen nur bei Empfang!
(faz.net, Michael Hanfeld)
Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass der Rundfunkbeitrag für Hotel- und Gästezimmer nur erhoben werden darf, wenn die Zimmer auch eine Empfangsmöglichkeit bieten. Eine Hostel-Betreiberin aus Neu-Ulm hatte darauf verwiesen, dass es in den Zimmern keine Fernseher, Radios und keinen Internetempfang gebe, war mit dieser Argumentation in den Vorinstanzen jedoch erfolglos geblieben. Es sei das erste Verfahren, in dem ein Kläger mit dem Einspruch gegen den Rundfunkbeitrag Erfolg hatte. Nach Informationen der “Neuen Juristischen Wochenschrift” (NJW) rolle das Bundesverfassungsgericht den Rundfunkbeitrag neu auf und habe dazu einen Fragenkatalog an alle Landesregierungen verschickt.

6. “Willicks weltweit”: “Jetzt haben wir es echt richtig scheiße”
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff hat sich die WDR-Produktion “Willicks weltweit” angesehen und sich danach den Ärger über die “dümmste Sendung im deutschen Fernsehen” und ihre Protagonistin von der Seele gerantet: “Ich kann ja verstehen, wenn eine Moderatorin Lust hat, mal eine Reise anzutreten in ein fernes Land, sagen wir mal Texas. Darf sie machen. Dafür verdient sie genug. Warum aber muss sie auf Senderkosten noch einen Redaktionskollegen, einen Kamera- und einen Tonmann mitnehmen, um in einer Woche Dinge herauszufinden, die nicht über den Hauch von Relevanz für die Menschen im Sendegebiet verfügen, von denen noch nicht einmal klar ist, ob sie so, wie sie präsentiert wurden, überhaupt wahr sind und nicht nur die abgelutschtesten der abgelutschten Klischees bedienen? Ich sage mal so: Bei RTL II würde man sich für solch einen Mist schämen.”

Rechercheverbieter AfD, Epoch Times, Instagram-Narzissmus

1. AfD will Recherche-Netzwerke verbieten
(mdr.de)
Im Landtag von Sachsen-Anhalt ging es gestern um die Recherchenetzwerke “rechercheMD” und “Sachsen-Anhalt rechtsaußen”, die sich unter anderem mit rechtsextremen Verstrickungen der AfD in Sachsen-Anhalt befasst hatten. In den Augen der AfD-Fraktion handelt es sich um “kriminelle Vereinigungen” und einen zentralen Baustein des Linksextremismus im Land. Die AfD verlangte deshalb ein Verbot der Recherchenetzwerke durch die Landesregierung. Die anderen im Landtag vertretenen Parteien sahen die Sache anders und lehnten den AfD-Antrag ab.

2. Lebenslang Lebemann
(spiegel.de, Christoph Twickel)
Hugh Hefner ist der Gründer und Chefredakteur des US-amerikanischen Männermagazins “Playboy”. Vorgestern verstarb der exzentrische Lebemann im Alter von 91 Jahren. Im Nachruf auf “Spiegel Online” geht es um das Leben des von Feministinnen und Konservativen gleichermaßen angefeindeten Verlegers und die Höhen und Tiefen seines Bunny-Unternehmens.

3. Tadel verpflichtet
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Vor Jahrzehnten schlich sich Günter Wallraff als schneidiger Boulevardjournalist “Hans Esser” bei “Bild” ein, heutzutage ist sein Namen mit Enthüllungsfilmen bei RTL verbunden. Wallraff wird am ersten Oktober 75 Jahre alt, eine Woche später strahlt RTL das Filmporträt mit dem Titel “Wallraff war hier” aus. Hans Hoff berichtet über einen hyperaktiven ewig Junggebliebenen, der sich engagiert wie eh und je.

4. Wie Journalisten mit dem Vorwurf „Lügenpresse“ umgehen
(de.ejo-online.eu, Kathrin Wesolowski)
Woher kommt der Begriff „Lügenpresse“ und müssen Medienmacher sich eigentlich ständig gegen diesen Vorwurf verteidigen? Das Medienrechercheinstitut “EJO-Online” hat eine Spurensuche in der Geschichte deutscher Medien unternommen und aktuelle Reaktionen von Wissenschaftlern und Journalisten zusammengestellt.

5. Pädophilie-Verschwörung und Panikmache: Wie die ‘Epoch Times’ auf Facebook um Klicks bettelt
(motherboard.vice.com, Theresa Locker)
Unter den Verschwörungs- und Wutmedien nimmt die “Epoch Times” alleine schon wegen ihres skurrilen Hintergrunds eine Sonderstellung ein: Die Lieblingslektüre vieler AfD-Anhänger steht der chinesischen religiösen Bewegung Falun Gong nahe. “Motherboard” hat untersucht, wie das Desinformationsmedium mit Fake News und Panikmache auf Facebook um Klicks bettelt.

6. I-Telkeit
(zeit.de, Sascha Chaimowicz)
Sascha Chaimowicz ist fasziniert von einem Instagram-Phänomen: Fotos von Menschen, die sich augenscheinlich für ganz bezaubernd halten, ihre Selbstverliebtheit jedoch hinter Ironie verstecken.

Social Polizei Media, 280 Zeichen, #IndieFresse

1. Hier spricht die @Polizei
(sueddeutsche.de, Jana Anzlinger)
Vor einem Jahr war es noch ungewöhnlich, dass die Polizei für ihre Kommunikation mit dem Bürger Social-Media-Kanäle nutzte, doch das hat sich gewaltig geändert: Heute verwalten BKA, Bundespolizei, Präsidien und Dienststellen mehr als 200 Accounts auf Twitter und Facebook. Es geht um Fahndungsaufrufe, Krisenkommunikation, Tierfotos und Witze. Jana Anzlinger hat sich angeschaut. wie die Staatsgewalt in der neuen Öffentlichkeit agiert – und wie ernst sie den Auftritt nimmt. Weiterer Lesetipp inklusive Datenvisualisierungen: Markus Reuter auf netzpolitik.org: Polizei hat mehr als 200 Accounts auf Twitter und Facebook

2. Wie Google nicht-identifizierende Berichterstattung identifizierbar macht
(weicher-tobak.de, Frederic Servatius)
Aus guten Gründen anonymisieren Medien bei bestimmten Meldungen die Namen von Menschen, meist zum Schutz der Betroffenen. Vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Opfer von Verbrechen, ja auch die Täter oder mutmaßlichen Täter sollen laut Pressekodex anonymisiert werden. Dafür reiche es meist aus, hinter den Vornamen, den ersten Buchstaben des Nachnamens zu setzen. Frederic Servatius erklärt, worin bei diesem Verfahren die Schwierigkeit liegt und warum dieses Verfahren nicht ausreicht.

3. Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch erklärt die Zeitungskrise bei der “taz” für beendet.
(turi2.de, Jens Twiehaus, Video, 5 Minuten)
Karl-Heinz Ruch ist seit mehreren Jahrzehnten krisenerprobter Geschäftsführer der “taz”. Jens Twiehaus hat mit ihm vor der Baustelle des neuen “taz”-Domizils über Auswege aus der Transformation und Diversifikation gesprochen und warum es der “taz” derzeit vergleichsweise gut geht.

4. Twitter testet Erweiterung auf 280 Zeichen
(zeit.de)
Immer wieder gibt es Gerüchte, der Kurznachrichtendienst Twitter wolle an der magischen 140-Zeichen rühren. Nun ist es anscheinend soweit: Man testet international die Ausweitung eines Tweets auf eine Länge von 280 Zeichen. Die Nutzer nehmen das Vorhaben mit gemischten Gefühlen auf. Weiterer Lesetipp: Der “Wired”-Beitrag: Diese sieben Dinge sollten Twitter wichtiger sein als das Zeichenlimit

5. Schelte von oben
(taz.de, Marco Carini)
Das Kölner Verlagshaus DuMont will elf der 65 Hamburger “Mopo”-MitarbeiterInnen kündigen, angeblich um ein “neues publizistisches Konzept” für das Blatt durchzusetzen. Dieses Konzept erfordere jedoch mehr als weniger Mitarbeiter. Es ginge wohl eher um Gewinne für die Verlagsmutter. Die “Mopo” schreibe trotz Auflagenrückgangs immer noch eine schwarze Null. Nun erhebt sich auch Widerstand aus dem Hamburger Rathaus: Die Fraktionschefs von SPD, CDU, Grünen, Linken und FDP appellierten an das Kölner Verlagshaus DuMont, die angedrohte Entlassungen zurückzunehmen und von den Kürzungsplänen abzusehen.

6. #IndieFresse: SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles sagt der CDU den Kampf an – und Twitter diskutiert, ob der Spruch zu weit geht
(meedia.de, Nils Jacobsen)
“Ab morgen kriegen sie in die Fresse.” prollte die neu gewählte SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles und meinte damit vor allem den ehemaligen Regierungspartner CDU. Nils Jacobsen hat auf “meedia.de” die Reaktionen der Twitter-Gemeinde ausgewertet.

Alpen-Breitbart?, Staatsfunk-Framing, Medialer AfD-Kater

1. “Breitbart” aus den Alpen?
(sueddeutsche.de, Peter Münch)
Der österreichische Ochsengalle-Brause-Hersteller (“Red Bull”) und Milliardär Dietrich Mateschitz hat sein lange erwartetes Internet-Portal “Addendum” gestartet. Dahinter steht ein auf 40 Mitarbeiter angewachsenes Team, das vom ehemaligen Chefredakteur der konservativen Tageszeitung “Die Presse” und “Servus TV”-Moderator Michael Fleischhacker geleitet wird. Eine Bewertung der Seite, die im Vorfeld als “Alpen-Breitbart” bespöttelt wurde, lasse der Anfang noch nicht zu, so Peter Münch auf “sz.de”. Zumindest die Schwerpunkte sind klar: Es geht derzeit vor allem um die Themen Asyl, Asyl und Asyl.

2. “Über Taten berichten – nicht über Worte”
(spiegel.de, Francesco Giammarco)
Der “Spiegel” hat mit Henriette Löwisch, Leiterin der Deutschen Journalistenschule in München, über das schwierige Spannungsfeld der AfD-Berichterstattung gesprochen. Löwisch plädiert für mehr Nüchternheit und findet für die Taktik der AfD einen biblischen Vergleich: “Sie selbst stilisieren sich zum David. Wenn sie den Goliath so piesacken können, dass er vor Wut und Entsetzen aufheult und sich empört, dann sind sie in den Augen ihrer Anhänger die Helden, egal wie abscheulich ihre Sprüche objektiv sind. Und je länger sie das auskosten können, von Talkshow zu Schlagzeile zu Talkshow, desto besser. So funktioniert Populismus.”
Weiterer Lesetipp: Jürn Kruse in der “taz” mit Medienschelte nach AfD-Erfolg: Frustabbau-Tradition

3. „Staatsfunk“ – ein organisierter Etikettenschwindel per Framing
(udostiehl.wordpress.com)
Denken Sie beim Begriff “Staatsfunk” an Nordkorea, erscheinen Ihnen Bilder von AfD-Politikern und Pegida-Demonstranten oder hören Sie die Stimme von Zeitungsverlegerchef Mathias Döpfner? Udo Stiehl schreibt über die gefährliche Umetikettierung des Begriffs, wie man sie auch beim Ausdruck “Staatspresse” erleben kann. Stiehl rät dazu, derartige Begriffe zu meiden und hat einen Tipp für all diejenigen, denen die sachliche Formulierung “öffentlich-rechtlicher Rundfunk” zu lang ist: “Mit „ÖR“ sind es nur noch zwei Zeichen. Das reicht im Zweifel auch schon, um solchen Begriffskaperungen keinen Vorschub mehr zu leisten.”

4. Der Aufstieg der AfD – Sind die Medien schuld?
(wdr.de, Georg Restle)
Sind die Medien am Aufstieg der AfD Schuld wie in den vergangenen Tagen diskutiert wird? Ein seltsames Schwarzer-Peter-Spiel sei es, das da vor allem von Politikern und Politikerinnen der ehemals Großen Koalition gespielt werde, findet Georg Restle: “Wer so argumentiert irrt mehrfach: Erstens gibt es DIE Medien nicht. Zweitens lässt sich die Dynamik rechts-nationalistischer Bewegungen und Parteien weltweit beobachten, völlig unabhängig von der jeweiligen Medienlandschaft. Und drittens verbietet sich ein solches Argument, jedenfalls soweit es die Unterschlagung einer gesellschaftlichen Realität nahelegt.”

5. bigFM: Die LFK, die Wahrheit und der Unterschied zwischen Information und Unterhaltung
(fair-radio.net, Mario Köhne)
Das Radio-Watchblog “Fair Radio” deckte vor einigen Wochen einen Schwindel des privaten Radiosenders “bigFM” auf. Der Sender hatte mit einer frei erfundenen Story eine neue Nachrichtenfrau vorgestellt. “Fair Radio” hatte daraufhin Beschwerde bei der Landesmedienanstalt eingereicht. Diese sieht jedoch keinen Grund für Konsequenzen: „Zwar kann man kritisieren, dass bigFM nicht innerhalb der Sendung auflöste, dass es sich um eine Aktion zur Einführung der neuen Nachrichtensprecherin handelt und damit spielt, dass einige Hörer nicht erkennen, dass es sich um eine gestellte/fingierte Aktion handelt, dies stellt allerdings keinen medienrechtlichen Verstoß dar.“

6. Die Salamander-auf-Moos-Koalition
(uebermedien.de, Mats Schönauer & Yannick von Eisenhart Rothe)
Früher bezeichneten Journalisten eine schwarz-grün-gelbe Koalition als “Schwampel”, mittlerweile hat sich der Begriff “Jamaika-Koalition” durchgesetzt. Auch, weil man damit viele Wortspiele und lustige Bildmontagen machen kann. Mats Schönauer und Yannick von Eisenhart Rothe zeigen auf “Übermedien”, welche Blüten der Jamaika-Wahnsinn hervorbringt.

CDU-Werber gescheitert, AfD-Verliererfragen, Wunschdenken

1. “Wir sind gescheitert”
(horizont.net, Thomas Strerath)
“Wir könnten enttäuschter nicht sein” lautet das Fazit des Vorstands der bekannten Werbeagentur “Jung von Matt”, die für die CDU-Wahlkampagne verantwortlich war. “Die mediale Thematisierung und Überhöhung der AfD, auch in Social Media, war Futter für die Hydra. Und so wuchs sie auf knapp 13 Prozent am Wahltag, dabei lag sie am 3. September noch bei 8 Prozent. Ein Zuwachs von 60 Prozent in drei Wochen! Deswegen ist es nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv, sich auf Facebook oder sonstwo permanent über die AfD zu echauffieren oder, noch schlimmer, ihr mit gleichermaßen wütendem Protest und Demonstrationen auf der Straße zu begegnen. Auch das nur Futter für die Wut der Hydra.” In den letzten drei Wochen hätte man keine neue Antwort mehr gefunden. Strerath betrachtet sich als gescheitert: “So haben wir vielleicht erst geholfen, das zu ermöglichen, was wir genau verhindern wollten.”

2. Fragen, mit denen man gegen die AfD nur verlieren kann
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeiers Gedanken zur “Berliner Runde” sind gleichzeitig eine allgemeine Kritik zum journalistischen Umgang mit der AfD, denn vieles, was in der Sendung schief lief, misslingt auch an anderer Stelle. Niggemeier dazu: “Es ist ein Vorsatz zu spüren, die AfD nicht wie eine normale Partei zu behandeln. Dieser Vorsatz ist nachvollziehbar, denn eine Partei, die rassistische, rechtsextreme Positionen einnimmt oder zulässt, ist keine normale Partei. Der Vorsatz führt aber regelmäßig zu einer Angststarre, Pampigkeit und Fixierung, die dem Ressentiment und den Schein-Argumenten der Partei nur Emotion und Empörung entgegensetzt.”

3. Ein Journalist kommt frei, vier bleiben in Haft
(faz.net)
Nach elf Monaten Untersuchungshaft hat ein türkisches Gericht die Freilassung des “Cumhuriyet”-Journalisten Kadri Gürsel angeordnet: Bis zu einem Urteil befindet er sich (unter Auflagen) auf freiem Fuß. Die vier anderen seit Monaten inhaftierten “Cumhuriyet”-Mitarbeiter bleiben jedoch weiter eingesperrt. Das “International Press Institute” (IPI) kritisiert das Verfahren als “politisch motiviert”. Durch die lange U-Haft würden die Angeklagten bestraft, ohne verurteilt worden zu sein.

4. Journalistisches Wunschdenken
(ndr.de, Annette Leiterer)
Annette Leiterer, Redaktionsleiterin des Medienmagazins “ZAPP” (NDR), antwortet auf den Vorwurf, die öffentlich-rechtlichen Medien hätten den “Rechtsruck herbeigetalkt”. “Dahinter steht eine Vorstellung, die Medien mehr Macht und Journalisten mehr Einfluss zuweist, als sie gemeinhin haben. Selbstüberschätzung nennt man das wohl und interessanterweise wird ja gerade die von Seiten der AfD-Wählerschaft hin und wieder Journalisten vorgeworfen. Aber tatsächlich: Wer meint, dass die vielen Menschen, die nun die AfD gewählt haben, diese nicht gewählt hätten, wenn in ARD und ZDF nicht so viel über sie berichtet hätten, scheint die Meinung von immerhin knapp 13 Prozent der Wählerinnen und Wähler zu negieren.”
Auf Sueddeutsch.de gibt es weitere Stimmen zur Thematik: Sind die Medien Schuld am Erfolg der AfD?

5. Gegen Rechtsextremismus im Netz
(deutschlandfunk.de, Christiane Enkeler)
“Den Fake News trotzen” hieß es beim DJV-Kongress “Besser Online”, einer Tagung für Online-Journalisten. Mit Johannes Filous von der Initiative “Straßengezwitscher” und Gerald Hensel von “Fearless Democracy” hatte man gleich zwei Experten für Engagement gegen Rechtsextremismus im Netz eingeladen. Beide haben ihre einschlägigen Erfahrungen gemacht. Johannes Filous: “Wer das macht, der muss sich im Klaren sein, dass man dadurch häufig auch zur Zielscheibe von Hasskriminalität wird.” Und Gerhard Hensel wurde Opfer eines Shitstorms, der auch sein berufliches Umfeld einbezog.

6. „Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen“
(welt.de, Christian Walther)
Christian Walther, Vorsitzender des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg, blickt auf 400 Jahre Zeitungsgeschichte in Berlin.

6 vor 9: Sonderausgabe zur Bundestagswahl 2017

1. Wie der Rechtsruck herbeigetalkt wurde
(spiegel.de, Georg Diez)
Die Erfolge der AfD haben auch die Plasbergs dieser Welt mitzuverantworten, findet Georg Diez in seiner Kolumne auf “SPON”. Die öffentlich-rechtlichen Talker hätten den reaktionären Kräften schon früh und dann immer wieder eine Bühne geboten. “Es war falsch verstandene Demokratie: Indem sie eine dissidente Stimme, die extremen Rechten, anderen dissidenten Stimmen vorgezogen haben, haben die Fernsehsender eine Stimmung erzeugt, in der es normal erschien, dass der Stumpfsinn und der Hass eine Stimme im Bundestag werden. Man kann und darf am Tag nach der Wahl nicht einfach zum Alltag übergehen.”

2. Die Stimmungskanone der AfD
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer bezeichnet die “Bild”-Zeitung als “die Stimmungskanone der AfD” und liefert viele Beispiele, die seine Aussage auf erschreckende Weise untermauern. Schönauers Fazit: “Es ist eine Spaltung, an der „Bild“ fleißig mitgearbeitet hat. Mit den Themen, die sie setzte, mit der Schärfe, die sie immer wieder in die Debatte brachte, mit der Stimmung, die sie schürte, mit den Übertreibungen, den falschen Behauptungen, der Hysterie. Vor allem im Endspurt des Wahlkampfes hat sie alles getan, um Wut und Angst in einer Weise zu befördern, die der AfD in die Karten spielt.”

3. Das Panik-Orchester
(zeit.de, Christian Bangel)
Auf “Zeit Online” beschäftigt sich Christian Bangel mit dem zurückliegenden Wahlkampf und dem Zustandekommen des Wahlergebnisses: “Aus Angst vor dem Rechtspopulismus ist in Deutschland inzwischen ein Journalistenpopulismus entstanden. Wo immer er Ressentiments der Bevölkerung gegen “den Islam” und “die Flüchtlinge” vermutet, ist er zur Stelle, um sie hinauszuposaunen und doppelt zu unterstreichen. Darin duldet er keine Widerrede– er verweist dabei immer auf die US-Wahl und die Unfähigkeit dortiger liberaler Eliten, das Lebensgefühl der Bevölkerung zu verstehen.”

4. Mission Stimmungsmache
(Patrick Gensing, faktenfinder.tagesschau.de)
Beim “Faktenfinder” der Tagesschau geht es um die vielen automatisierten Tweets, die in der heißen Phase des Wahlkampfs vor allem die AfD unterstützt hätten. Nach “Buzzfeed”-Informationen soll ein russischer Hacker verschiedene Bots eingesetzt haben. In wessen Auftrag ist nicht bewiesen: “Tatsächlich bleibt unklar, ob und wie die AfD dieses Netzwerk mitsteuert. Klar ist hingegen, dass die meisten Social Bots die Agenda der AfD unterstützen: Sie helfen, Begriffe zu etablieren, generieren Reichweite und simulieren Relevanz.”

5. Welche Rolle Falschmeldungen im Wahlkampf spielten
(sueddeutsche.de, Simon Hurtz)
Welche Rolle spielten Fake News im Wahlkampf? In Deutschland wohl eine kleinere als oft angenommen, wenn man Experten Glauben schenkt. Dazu käme, dass Deutschland im internationalen Vergleich Social-Media-Entwicklungsland sei. Ernüchternd: Oft sei schlampiger Journalismus von vermeintlich seriösen Medien der Ausgangspunkt für virale Fake News.

6. Basta: “FAZ”-Redakteure plaudern – und das Mikro ist schon an.
(turi2.de, Jens Twiehaus, Video, 1:26 Minuten)
Panne der “FAZ” am Wahlabend: Das Mikro des YouTube-Livestreams ist schon Minuten vorher offen und überträgt Redakteure, die über ihren dicken Bauch, dreckige Fingernägel und “die blöde Schwesig” plaudern.

Gehaltvolle Intendanten, Online-Ruppigkeit, Angstmacher Hahne

1. Schutz erlaubt
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat entschieden, dass deutsche Richter über die Verpixelung von Angeklagtenfotos in Mordprozessen entscheiden dürfen. Damit wurden Beschwerden des “Axel-Springer-Verlags” und von RTL abgewiesen. Es gelte der Schutz der Unschuldsvermutung, selbst wenn der Angeklagte, wie im konkreten Fall, ein Geständnis abgelegt habe. Dieses müsse immer erst auf seine Tragfähigkeit überprüft werden.

2. Fake-News von Tom Buhrow?
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Auf der ARD-Pressekonferenz in Köln ging es um Transparenz, “Fake News”, Anne Wills Einzelgast Angela Merkel, Dokumentarfilme, den Anteil von Wissenschaft im Programm und die Frage, an welchen Managern sich die ARD-Verantwortlichen gerne beim Gehalt orientieren. Jakob Buhre hat sich die Mühe gemacht und ein Transkript der Veranstaltung angefertigt, dem er die wichtigsten Kernpunkte voranstellt. Zum Beispiel die Behauptung von WDR-Intendanten Tom Buhrow, dass kein einziger Direktor in der ARD mehr als die Bundeskanzlerin verdiene. Eine Aussage, die nicht haltbar sei, wenn man in die Geschäftsberichte der verschiedenen Anstalten schaue.

3. “Online sind die Menschen ruppiger”
(journalist-magazin.de, Monika Lungmus)
Das Medienmagazin “journalist” hat mit der Autorin Ingrid Brodnig (2016: “Hass im Netz”, 2017: “Lügen im Netz”) über die digitale Gesellschaft und die negativen Auswüchse der Digitalisierung gesprochen. Unter anderem geht es um die Frage, ob die klassischen Medien “Schreihälsen” zu viel Aufmerksamkeit schenkten. Brodnig bejaht dies: “Das Problem ist die menschliche Natur. Es ist so, dass Menschen eher hinschauen, wenn etwas brisant und emotionalisierend ist. Das nennt man auch den “negativity bias”. Aggression ist gerade im Internet eine wunderbare Strategie, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Postings mit Schimpfworten bekommen zum Beispiel mehr Likes. Wut auslösende Kommentare erhalten sehr gutes Feedback.”

4. Moralisch gewinnen? Nö!
(taz.de, Jürn Kruse)
“Springer”-Vorstandschef Mathias Döpfner hat in einem Brief an die Chefs der 30 DAX-Unternehmen für eine Anzeige geworben, die er gemeinsam mit ihnen in türkischen Medien schalten wollte: für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und die Freilassung der zu Unrecht Inhaftierten. Die DAX-Unternehmer wollten dabei jedoch nicht mitmachen. Auch die Bundesregierung, die weiter Hermesbürgschaften für Geschäfte mit der Türkei gibt, agiere wenig überzeugend, wie Jürn Kruse in der “taz” schreibt: “Dass die Bundesregierung übrigens — wie es in Döpfners Brief stehen soll — die Initiative des Springerchefs unterstützte, lässt auch ihre Bigotterie erkennen: Ein paar Anzeigen? Ja, bitte. Ernsthafte Konsequenzen und eigenes Handeln? Nein, danke.”

5. Suchmaschinen werden privilegiert
(lto.de)
Es ist gemeinhin bekannt, dass kommerzielle Betreiber einer Internetseite für Links haften, die zu rechtswidrig veröffentlichten Werken führen. Für Suchmaschinen gilt dies nicht, so der BGH in einem neuen Urteil. Die Suchmaschinenbetreiber würden generell nicht für die Anzeige illegal ins Netz gestellter Inhalte haften. Etwas anderes gelte nur, wenn sie wissen oder wissen mussten, dass etwas rechtswidrig veröffentlicht worden sei.

6. Angst essen Hahne auf
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video 5:27 Minuten)
ANGST! ANGST! ANGST! Moderator Peter Hahne beschwört in seiner ZDF-Sendung die ganz große Angst und erledige damit das Geschäft der AfD, wie Boris Rosenkranz auf “Übermedien” findet. Rosenkranz hat sich Angstmacher Hahne und seine beiden Angst-Assistenten in einem Videokommentar vorgeknöpft.

7. Die vergangenen 30 Tage in 26 Minuten
(steadyhq.com, Sebastian Esser & Moritz Tschermak, Audio, 26:12 Minuten)
Ein zusätzlicher Link in eigener Sache: Morgen ist es genau einen Monat her, dass wir bei Steady um Eure Unterstützung gebeten haben. Über all das Großartige, was danach kam, hat Moritz Tschermak in 26 Minuten mit Sebastian Esser von Steady gesprochen.

“Bild”-Falle für Altmaier, Mediale Lobbyschlacht, Radio Vatikan

1. Wie „Bild“ Peter Altmaier zum Feind der Demokratie machte
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Seit der Frage “Haben Sie endlich aufgehört, Ihren Partner zu schlagen?” sollte eigentlich jedem bekannt sein, dass es Fragen gibt, die sich nicht mit “Ja” oder “Nein” beantworten lassen. Die „Bild“-Zeitung hat dem Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) eine ähnliche Frage zur AfD vorgelegt, bei der er nur verlieren konnte. Altmaier hat sich auf das falsche Spiel eingelassen, und die “Bild”-Zeitung freut sich nun diebisch, das Ganze zum vermeintlichen Skandal hochjazzen zu können. Und Medien und Politiker springen begeistert auf den Zug auf.

2. Kampf um die Zukunft von ARD und ZDF
(ndr.de, Daniel Bouhs, Video, 5:15 Minuten)
Die Fronten zwischen Zeitungsverlegern und Öffentlich-Rechtlichen scheinen verhärtet, der Tonfall wird immer ruppiger. So auch auf dem Jahreskongress der deutschen Zeitungsverleger, wo laut gegen öffentlich-rechtliche Angebote lobbyiert wurde. Daniel Bouhs berichtet über die Lobby-Schlacht, bei der es insbesondere um zwei Streitpunkte ginge: Wie lange dürfen Beiträge im Netz bleiben (“Depublikation”)? Und wie viel Text dürfen die Sender neben Audio und Video veröffentlichen (“Presseähnlichkeit”)?

3. ARD macht weiter mit dem faktenfinder
(faktenfinder.tagesschau.de)
Die ARD-Intendanten haben bei ihrer Sitzung in Köln dem Vorschlag des NDR zugestimmt, den “ARD-Faktenfinder” für zunächst zwei Jahre fortzuführen. Die “Faktenfinder”-Artikel würden verlässlich zu den meistgelesenen auf tagesschau.de gehören, so der Chefredakteur von “ARD-aktuell” Kai Gniffke.

4. Der Papst und die Medien
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Das “European Journalism Observatory” (EJO) hat mit dem Leiter der deutschen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord gesprochen. Im Interview erklärt der kirchliche Medienmann, was dieser Papst anders mache, warum die katholische Kirche in den Medien so einen schweren Stand habe und wie der Vatikan seine eigenen Medien organisiert.

5. Demmel: “Nichts ist so linear wie Nachrichtenfernsehen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Dieses Jahr wird der Sender n-tv 25 Jahre alt. Die letzten zehn Jahre war Hans Demmel Geschäftsführer des Senders. Im Interview mit “DWDL” spricht er über neue und alte Herausforderungen, das Dilemma des Wahlkampfs und die Emotionalisierung von News. Außerdem erklärt er die Merkwürdigkeit, warum der Onlineauftritt von n-tv.de von einer externen Firma namens “Nachrichtenmanufaktur” hergestellt wird.

6. Die AfD versteht Googles Benimmregeln nicht
(zeit.de, Patrick Beuth)
Weil Google sich weigert, gewisse Anti-Merkel-Anzeigen der AfD zu schalten, spricht deren Kreativ-Chef von “Sabotage”. Dabei hätte er nur das Kleingedruckte lesen sollen, findet Patrick Beuth bei “Zeit Online”.

Desinformations-Champions, Verleger im Jammertal, Realfake Jasmin

1. Welche deutsche Nachrichtenseite verbreitet die meisten Falschmeldungen auf Facebook?
(motherboard.vice.com, Theresa Locker)
Welche deutsche Nachrichtenseite verbreitet die meisten Falschmeldungen auf Facebook? “Vice” hat über einen Zeitraum von sechs aufeinanderfolgenden Tagen die Facebook-Seiten von acht verschiedenen deutschsprachigen Online-Nachrichtenmedien mit großer Reichweite untersucht. Gewinner der Stichprobe ist der “Spiegel”, Verlierer sind “Sputnik DE”, “Huffington Post DE” und “RT Deutsch”. Tiefer gehende Infos zu den “Postingstrategien” der untersuchten Medien sind in einem separaten Artikel aufbereitet. Außerdem hat man ein FAQ zum Untersuchungs-Setup der Recherche zusammengestellt. Und zum Schluss noch der Hinweis auf Stefan Niggemeiers Kommentar ‘Fake News’-Debatte: Warum wir die Wahrheit nicht relativieren dürfen

2. Der rechtsextreme Flügel hat sich durchgesetzt
(nwzonline.de, Andreas Herholz)
Die “Nordwest Zeitung” (NWZ Online) hat sich mit dem Politikwissenschaftler Hans-Joachim Funke über die Chancen der AfD bei der anstehenden Bundestagswahl unterhalten. Funke spricht von einer drohenden Zäsur in der Geschichte des Bundestages und appelliert die Medien, ihrer Aufklärungsfunktion gerecht zu werden: “Viele Talkshows, die wie etwa Maybrit Illner im ZDF oder Plasberg in der ARD, AfD-Politiker geradezu hofieren, werden ihrem öffentlichen Auftrag nicht mehr gerecht.”

3. Ganz schön sportlich – für eine Frau
(sueddeutsche.de, Werner Bartens)
Wissenschaftlerinnen aus Kalifornien haben analysiert, wie sich die Darstellung von Sportlerinnen in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Das Resümee: Wenn Frauen-Sport im Fernsehen übertragen wird, gibt es immer noch unangemessenen Kommentaren über Äußerlichkeiten und Nebensächliches. Der Sexismus komme jedoch verkleidet daher: “Es geht um die vermeintlichen Schwächen der weiblichen Leistungsfähigkeit. Damit wird den Zuschauern subtil vermittelt, dass Frauensport weniger aufregend und interessant ist.”

4. AfD wirft Google Sabotage vor
(spiegel.de, Melanie Amann & Marcel Rosenbach)
Die AfD fühlt sich von Google diskriminiert. Der Suchmaschinenriese würde sich nach “Spiegel”-Informationen seit mehr als einer Woche weigern, bestimmte Anzeigen für eine Anti-Merkel-Seite der AfD zu schalten. AfD-Kampagnenchef Kunkel spricht von Sabotage und will den fünfstelligen Etat für die Bewerbung der Anti-Merkel-Inhalte nun bei Facebook investieren.

5. Schuld sind die anderen
(taz.de, Benno Stieber)
Beim Jahreskongress der deutschen Zeitungsverleger ging es laut “taz”-Korrespondent Benno Stieber recht einseitig zu: Die Verleger hätten sich ausführlich ihren erklärten Gegnern gewidmet und tüchtig auf die großen Internetmultis wie Facebook und Google sowie die öffentlich-rechtlichen Sender geschimpft. Die eigenen Fehler seien dabei nicht zur Sprache gekommen.

6. Mein Fake Jasmin Nicoletta Goldmann
(fritschis-welt.de, Denise Fritsch)
Online einen Menschen kennenlernen, den man schätzt und in den man sich irgendwann vielleicht sogar verliebt, um nach Monaten der Kommunikation festzustellen, dass es diesen Menschen gar nicht gibt… Genau das ist Bloggerin “Fritschi” passiert, als sie Opfer des Realfakes “Jasmin Goldmann” wurde. Nachdem sich das Lügengebäude nicht mehr halten ließ, fingierte die falsche “Jasmin” ihren angeblichen Tod. Denise Fritsch hat die verstörende Geschichte dokumentiert.

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