Archiv für 6 vor 9

DSDS-Krankenausbeutung, Medien-Putinismus, Facebooks Crystal Meth

1. DSDS-Kandidat Diego sorgt für Diskussionen: „Ein psychisch kranker Mensch wird richtiggehend ausgestellt“
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
In der neuen Staffel von „Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) sorgte ein Kandidat mit seltsamen Äußerungen für Irritationen. Er sei der Sohn von US-Rapper Tupac Shakur, von der Mafia entführt und nach Deutschland verschleppt worden. RTL verkauft den Bewerber als lustigen Paradiesvogel, verrät aber nicht, dass dieser sich seit zwei Jahren wegen einer Psychose in psychiatrischer Behandlung befindet. Aus medienethischer Sicht ein kritischer Fall wie die Professorin Marlis Prinzing findet: „Schon jetzt wird unübersehbar die Schaulust des Publikums bedient: ein psychisch kranker Mensch wird richtiggehend ausgestellt und zum Klatschobjekt, er wird benutzt, um medial breit durch diesen offenbar vorsätzlich erzeugten ‚Skandal‘ auf die Sendung aufmerksam zu machen.“

2. Ehre und Verantwortung
(wiwo.de, Miriam Meckel)
In einem Beitrag des „Zeitmagazins“ wurde über die Anschuldigungen von drei Frauen gegen den Regisseur Dieter Wedel berichtet, was in den Medien vereinzelt als „mediale Hinrichtung“ oder „Kampagne“ kritisiert wurde. Miriam Merkel findet in ihrer Kolumne, dass derartige Berichterstattung erlaubt sein muss: „Menschen mit Macht haben eine besondere Verantwortung als Vorbild und Führungskraft. Diese moralische Dimension verjährt nicht. Nicht bei mutmaßlich korrupten Politikern, nicht bei Unternehmern als mutmaßlichen Steuerhinterziehern und nicht bei Kulturschaffenden als mutmaßlichen Vergewaltigern. In solchen Fällen gibt es immer zwei Antworten auf die Frage der Ehre: die der potenziellen Täter und die der potenziellen Opfer.“

3. Medientrends 2018: Personalisierte Angebote, zahlende Nutzer
(de.ejo-online.eu)
Was sind die Medientrends 2018? Nic Newman vom Reuters Institute hat knapp 200 internationale Medienmacher befragt. Sprachaktivierte Assistenten und Podcasts wurden häufig genannt. Außerdem wollen Medienmacher auf einen Mix von Einnahmequellen setzen. Sorgen würden vor allem die Tech-Giganten wie Google, Facebook, Apple und Amazon machen. Werbung würde in Zukunft an Bedeutung verlieren, was den Druck erhöhen würde.

4. “Putinismus funktioniert durch Furcht”
(zeit.de, Steffen Dobbert)
Welchen Einfluss hat die russische Regierung auf das Internet und die Medien und wie funktioniert Zensur heute in Russland? Der Geheimdienstexperte Andrej Soldatow spricht im Interview mit der “Zeit” über Fake News, Folter und Propaganda des Kreml.
Weiterer Lesetipp: Mit diesen Tricks haben Kreml-Freunde die AfD vor der Wahl im Netz gepusht (“Motherboard”, Karolin Schwarz)

5. Facebook versorgt den Stammtisch mit Crystal Meth
(sueddeutsche.de, Andrian Kreye)
Facebook will uns zukünftig weniger Medieninhalte und mehr Texte, Fotos, Videos und Links einblenden, die von Freunden und Familie stammen. Bevorzugt solche, die Reaktionen auslösen. Adrian Kreye kritisiert den Vorstoß des Netzwerks: „Zuckerbergs Plan, Facebook zu emotionalisieren, wirkt deswegen, als würde er einem aufgebrachten Stammtisch einen Beutel Crystal Meth hinstellen und den Erzürnten viel Vergnügen damit wünschen. Die werden in der Nacht sicher länger bleiben. Allerdings werden sie sich wahrscheinlich auch an die Gurgel gehen. Das geschieht im Internet zwar nur virtuell. Der Effekt auf ganze Gesellschaften ist jedoch durchaus ernst zu nehmen.“

6. Die Geschichte des ersten viralen Videos
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das erste virale Video stammt aus dem Jahr 1997: Ein Mann schlägt in seiner Großraumbüro-Wabe mit der Tastatur seines Rechners wutentbrannt auf den Monitor ein. „Wired“ ist der Geschichte des Videos nachgegangen, das seinerzeit für Werbezwecke aufgenommen und auf Promo-CDs verteilt wurde: In der seinerzeit „hohen Auflösung“ von 352×240.

Republikstart, Barbara-Zensur, Nebelkerzen mit Agenda

1. Der Vater der Republik
(tagesanzeiger.ch, Michèle Binswanger)
Nach einer rund einjährigen Vorbereitung ging die mit über drei Millionen Franken crowdgefundete “Republik” am Sonntag online. Im “Tagesanzeiger” gibt es dazu passend ein lesenswertes Porträt über Medienmacher und “Republik”-Mitgründer Constantin Seibt. Lesenswert wie übrigens auch der (frei zugängliche) “Republik”-Artikel über “Zuckerbergs Monster”.

2. Nebelkerzen mit Agenda
(spiegel.de, Georg Diez)
Georg Diez vergleicht im “Spiegel” das Wirken von Frank Schirrmacher mit dessen “FAZ”-Nachfolger Jürgen Kaube. Wo Schirrmacher ein dauerndes “Seht-Her” in die Welt gerufen habe, sei Kaubes Maxime ein einziges Abwinken: “Man könnte fast denken, dass hier jemand das eigene Phlegma als Grund nimmt, auf eine politische Sicht auf die Gegenwart oder die Gegenwart ganz generell zu verzichten — wenn hinter dem, was Kaube immer wieder als seinen Antiideologismus präsentiert, nicht doch ein ideologisches Motiv erkennbar wäre: Das Raunen war schon immer der Grundton der Rechten, und Nebel ist das Gegenteil von Aufklärung.”

3. Aufwärts ist noch nicht oben
(taz.de, Anne Fromm)
In den vergangenen Wochen wurden bei der der “Süddeutschen Zeitung” mehrere Redaktionsstellen mit Frauen besetzt. Was gut ist, denn beim Thema Frauenförderung gibt es Nachholbedarf: Nur bei rund einem Fünftel der im Impressum aufgelisteten Ressortleitungs- und journalistischen Chefposten finde man derzeit Namen von Frauen. Schlechter ginge es dann nur noch bei der “FAZ”. Das solle sich jetzt ändern, aber in München glauben nicht alle an einen echten Veränderungswillen des Verlagshauses.

4. Hi Leute, ich bin wieder zurück im Netz
(facebook.com, Barbara)
Die Zettel- und Streetartkünstlerin “Barbara” meldet sich nach einer Auszeit auf Facebook zurück. Doch die Freude ist getrübt, denn über Barbara schwebt das Damoklesschwert der Facebook-Lösch- und Kontrollinstanzen. Und die haben im Zweifel wenig Sinn für satirische Beiträge und löschen nicht nur Bilder, sondern machen den ganzen Account dicht. Satire könne unter den gegebenen Umständen nur noch höchst eingeschränkt geschehen: “Es beginnt schon mit der Zensur im Kopf. Ich muss mir jetzt gut überlegen, ob ich einen Beitrag poste oder nicht, denn die Gefahr, dass meine Seite komplett gelöscht wird, ist allgegenwärtig”, findet “Barbara”. “Ich habe ständig versucht dem Hass im Internet mit meinen Botschaften etwas entgegenzusetzen, habe dafür super viel positives Feedback bekommen, nicht zuletzt sogar den Grimme online Award. Dass ich jetzt von den Plattformen Facebook und Instagram dafür abgestraft werde, fühlt sich schrecklich und unwürdig an.”

5. Wie die AfD die Wut schürt
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Hat sich die ARD tatsächlich “zunächst geweigert”, über den gewaltsamen Tod einer 15-Jährigen in Kandel zu berichten, wie ihr von der AfD auf Facebook vorgeworfen wurde? Natürlich nicht. Trotzdem hat sich die falsche Behauptung tausendfach im Netz verbreitet.

6. Ein Foto, zwei Stories
(detektor.fm)
Sind Kate Middleton und Meghan Markle beste Freundinnen oder schlimmste Feindinnnen? Während die Zeitschrift “das neue” vom “Geheimpakt der neuen Freundinnen” schreibt, betitelt “die aktuelle” den “Zicken-Zoff”. Regenbogenpresse-Spezialist (und BILDblogger) Moritz Tschermak würde weder für “das neue” noch für “die aktuelle” seine Hand ins Feuer legen: “Ich bin harmoniebedürftig und würde mich eher freuen, wenn die beiden Frauen neue Freundinnen sind. Aber ich wage es nicht, einer von beiden Zeitschriften zu glauben. So blöd bin ich nicht.”

Unter Beschuss, Steele-Dossier, Facebooks Newsfeed-Änderung

1. Unter Beschuss
(gutjahr.biz)
Welch ein Alptraum: Seit 18 Monaten wird der Journalist und Blogger Richard Gutjahr von Verschwörungstheoretikern, Reichsbürgern und Antisemiten im Netz attackiert, verleumdet und bedroht. Auf YouTube würden an die 800 Verschwörungsvideos über ihn und seine Familie kursieren. “Unsere Gerichts- und Anwaltskosten sind gewaltig. Hinzu kommen die schlaflosen Nächte, die Tränen und die zwischenmenschlichen Konflikte, die nicht nur unser Privatleben, sondern auch das Verhältnis zu meinem Arbeitgeber auf die Probe gestellt haben.” In einem lesenswerten und sehr persönlichen Beitrag erzählt Gutjahr, was er über Facebook und Google, über unser Rechtssystem und über die tatsächliche Strafverfolgung von Hatespeech gelernt hat. Und gibt zum Schluss einige handfeste Tipps zum Umgang mit Hetze und Hasskommentaren im Netz.

2. Die Pläne des neuen ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm
(morgenpost.de, Kai-Hinrich Renner)
Am ersten Januar übernahm BR-Intendant Ulrich Wilhelm den Vorsitz der ARD. Wilhelm ist sowohl Jurist als auch gelernter Journalist und diente bereits Edmund Stoiber und Angela Merkel als Sprecher. In ersten Interviews ging es gleich ums liebe Geld: Drei Milliarden Euro mehr Gebührengelder benötige man ab 2021, um tiefe Einschnitte im Programm zu vermeiden.

3. Spätfolgen eines Scoops
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Vor einem Jahr veröffentlichte das US-Portal “Buzzfeed” das sogenannte “Steele-Dossier”. Darin geht es um Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung. Am letzten Tag vor Ablauf der Verjährungsfrist hat der in dem Dossier als zentrale Figur genannte Anwalt von Donald Trump Verleumdungsklage gegen “Buzzfeed” erhoben.

4. Facebook, Twitter und die Privatisierung der Medien- und Kunstfreiheit
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Adrian Lobe hält das gesetzliche Vorgehen gegen Hassrede auf Social-Media-Plattformen in Deutschland für gefährlich. Die Auslagerung hoheitlicher Aufgaben an Private gefährde die Medien- und Kunstfreiheit. Als aktuelles Beispiel nennt er die Vorgänge um das Satiremagazin “Titanic”.

5. Wie viele Flüchtlinge finden Arbeit?
(mediendienst-integration.de, Carsten Janke)
Wie viele Geflüchtete sind arbeitslos und wie viele haben bereits einen Job gefunden? Zu diesem Thema gibt es natürlich Statistiken, aber so einfach ist es nicht: Durch das Herauspicken einzelner Zahlen lässt sich die Situation unterschiedlich beschreiben und wahlweise ein Erfolg oder Misserfolg bei der Integration begründen. Der “Mediendienst Integration” erläutert, welche Arbeitsmarkt-Zahlen wichtig sind, was sie sagen und — gute Idee — was sie eben nicht sagen.

6. Facebook Overhauls News Feed to Focus on What Friends and Family Share
(nytimes.com, Mike Isaac)
Facebook überarbeitet den Newsfeed: mehr Nachrichten von Freunden und Familie und weniger Einblendungen von Publishern und “Brands”. Die “New York Times” zitiert Mark Zuckerberg mit den Worten: “We want to make sure that our products are not just fun, but are good for people. We need to refocus the system.” Den entsprechenden Seitenbetreibern dürfte die Umstellung weh tun, denn sie werden seltener eingeblendet und müssen sich ihre Sichtbarkeit zukünftig noch teurer erkaufen.

“Kika”-Doku, AfD-Medienverhalten, Polit-Psychiatrisierung

1. Malvina, Diaa und der Hass
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal “Kika” lief Ende November eine Dokumentation über eine junge Liebe, bei der zwei Weltsichten aufeinanderprallen: Malvina ist Deutsche und Christin; ihr Freund Diaa kommt aus Syrien und ist Moslem. Darüber ist nun mediale Aufregung entstanden, die sich vordergründig am Alter der Protagonisten festmacht. Boris Rosenkranz berichtet über den aus dem Ruder gelaufenen Fall, bei dem auch der “Kika” nicht immer gut aussieht. Weitere Lesetipps: “Kika ändert Alter eines Flüchtlings in einer Doku — na und?” (Björn Vahle, “Neue Westfälische”) und “Sinnliche Aufklärung” (Martin Kaul, “taz”).

2. Wer ist der echte Steve Bannon?
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Lange Zeit spielte der rechtsnationalistische Vordenker und Meinungsmacher Steve Bannon eine wichtige Rolle als Trumps Einflüsterer und Chef der rechten Nachrichtenseite “Breitbart”. Doch in letzter Zeit läuft es nicht gut für den Mann. Zunächst verlor er seinen Job im Weißen Haus, nun auch den bei “Breitbart”. Auf Twitter gibt es immer wieder Verwirrung um echte und vermeintliche Bannon-Zitate, was an einigen Satire-Accounts und einem Namensvetter liegt. Und an Medien, die nicht genau hinschauen, wen und was sie da zitieren.

3. Mit den Medien und gegen die Medien
(de.ejo-online.eu, Linards Udris, Daniel Vogler & Jens Lucht)
In einer Studie wurden die Inhalte der und die Resonanz auf die Facebook-Kommunikation der wichtigsten deutschen Parteien vor der Bundestagswahl 2017 untersucht. Auffällig sei die Kommunikation der AfD, die sich in fast der Hälfte ihrer Beiträge auf die Medien bezogen habe. Was den Umgang mit Medien angeht, sei sie ein Sonderfall: Nur sie bewirtschafte Themen zusammen “mit den Medien” und stelle sich gleichzeitig auch “gegen die Medien”.

4. Presserat verzeichnet rekordhohe Zahl an Beschwerden
(nzz.ch)
Beim Schweizer Presserat sind 2017 insgesamt 127 Beschwerden eingegangen, deutlich mehr als in den Vorjahren, in denen die Zahl bei durchschnittlich 80 Beschwerden lag. Das Verfahren vor dem Presserat ist für Privatpersonen kostenlos. Neuerdings will man jedoch Beschwerdeführern, die sich anwaltlich vertreten lassen, sowie Organisationen, Unternehmen und Institutionen eine Gebühr von 1000 Franken auferlegen.

5. Die Debatte um das NetzDG ist unsachlich
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Rechtsanwalt Thomas Stadler verteidigt das NetzDG trotz bestehender Schwächen in der Gesetzesumsetzung. Den vielfach gehörten Vorwurf der Privatisierung der Rechtsdurchsetzung lässt er nicht gelten: “Die Strafjustiz wird außerdem niemals in der Lage sein, Millionen strafbarer Einzelinhalte zu verfolgen und schon gar nicht zeitnah. Wer also rechtswidrige Inhalte aus dem Netz bekommen will, muss den Plattformbetreibern entsprechende Pflichten auferlegen. Hierzu gibt es keine praktikable Alternative.” Der Gesetzgeber dürfe jedoch nicht allzu leichtfertig die fälschliche Löschung von rechtmäßigen Inhalten durch sogenanntes “Overblocking” in Kauf nehmen, weil dies die Meinungs- und Informationsfreiheit beeinträchtige.

6. “Hoffnung nach kollektiver Entlastung”
(detektor.fm, Christian Erll, Audio, 7:27 Min.)
Schon lange wird über die Zurechnungsfähigkeit des US-amerikanischen Präsidenten debattiert. Das Trump-Enthüllungsbuch “Fire & Fury” von Michael Wolff sorgt nun dafür, dass die Frage immer lauter gestellt wird. Detektor.fm hat mit “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm über die “Psychiatrisierung der Politik” gesprochen und mit ihr diskutiert, warum eine derartige Diskussion auch Gefahren birgt.

NetzDG-Bumerang, Seitenwechsel, Schmutziger Türkei-Deal?

1. Das #NetzDG: Ein Bumerang für Heiko Maas
(wolfgangmichal.de)
Als einen Bumerang für Heiko Maas bezeichnet Wolfgang Michal das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Das NetzDG stehe in der Tradition der Republikschutzgesetze von Weimar und richte sich eindeutig gegen rechts. Doch eine der vielen Lehren aus Weimar sei: “Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht.” Dem NetzDG könne eine ähnliche Entwicklung blühen wie dem Republikschutzgesetz: “Denn nicht immer wird der verantwortliche Minister Heiko Maas heißen und “eine Strategie gegen rechts” im Sinn haben. Irgendwann könnte “der Schutz der Republik” auch in den Händen eines AfD-Ministers liegen.”
Weiterer Lesetipp: Der Beitrag “Das überschätzte Recht” von “FAZ”-Redakteur und Jurist Hendrik Wieduwilt.

2. Europas öffentlicher Rundfunk unter Beschuss
(ndr.de, Kathrin Drehkopf, Caroline Schmidt & Jonas Schreijäg)
Mit dem Anwachsen populistischer Bewegungen in Europa wächst auch der Druck auf öffentlich-rechtliche Medien. Kathrin Drehkopf, Caroline Schmidt und Jonas Schreijäg haben in ganz Europa Rundfunkanstalten und deren Gegner besucht und ergründet, wie die verschiedenen Sender mit der Kritik umgehen. Im verlinkten Beitrag gibt es eine Übersicht ihrer ersten Eindrücke. Mehr davon dann bei “Zapp” am heutigen Mittwoch um 23:15 Uhr im NDR und später in der NDR-Mediathek.

3. In eigener Sache
(silkeburmester.de)
“Widerstand gebrochen, ich arbeite jetzt für @axelspringer”, twittert die Journalistin und frühere “taz”-Kolumnistin (“Die Kriegsreporterin”) Silke Burmester, die den Springer-Verlag stets als “Druckwerkstatt des Teufels” verdammt hatte. In einer Stellungnahme erklärt sie die Gründe für den Wechsel. Gründe, von denen sie ahnt, dass sie nicht jeder akzeptieren wird: “Deswegen steht es jedem frei, von mir enttäuscht zu sein oder mich nun richtig blöd zu finden. Das ist okay, das ist Euer, das ist Ihr Recht. Es ginge mir im umgekehrten Fall sicherlich kaum anders.”

4. Gibt es einen schmutzigen Deal?
(faktenfinder.tagesschau.de, Arnd Henze)
Ist die Freilassung des “Welt”-Journalisten Deniz Yücel an Rüstungsexporte in die Türkei gebunden, wie man Äußerungen von Außenminister Sigmar Gabriel entnehmen kann? Was hat der Minister tatsächlich gesagt? Wie ist es interpretiert worden? Wie überzeugend sind seine späteren Dementis und Erklärungen? Arnd Henze vom ARD-Hauptstadtstudio sortiert und kommentiert den Vorgang.

5. „Keine Sau beschwert sich“
(taz.de, Svenja Bergt)
Max Schrems erlangte Berühmtheit, als er von Facebook die Herausgabe seiner Daten erzwang und das EU-US-Abkommen “Safe Harbor” vor dem Europäischen Gerichtshof kippte. Im Gespräch mit der “taz” spricht der Datenschutzaktivist über seine crowdgefundete NGO, mit der er ab Mai allzu datensüchtige Unternehmen verklagen will. Zu diesem Zeitpunkt startet nämlich die “europäische Datenschutz-Grundverordnung”.

6. Michael Wolff: You Should Believe All Of “Fire And Fury”
(youtube.com, Stephen Colbert, Video, 9:19 Minuten)
Der US-amerikanische Satiriker Stephen Colbert hat mit Michael Wolff gesprochen, dem Autor des Donald-Trump-Enthüllungsbuchs “Fire and Fury”. Auf die Frage angesprochen, wie viel Dichtung und wie viel Wahrheit das Buch enthalte, entgegnet der hinsichtlich seiner Arbeitsmethoden nicht unumstrittene Wolff: “You should believe all of it.”

Weiterer Lesetipp: “Fakten oder Fiktion”, ein Fünf-Punkte-Faktencheck von “Spiegel Online”.

YouTube-Löschwelle, Werben gegen Asyl, Fehlergeständnisse

1. Neues aus dem Fernsehrat (20): Drohende Löschwelle öffentlich-rechtlicher Inhalte bei YouTube
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Leonhard Dobusch vertritt seit Mitte 2016 den Bereich “Internet” im ZDF-Fernsehrat. In einer Serie bei netzpolitik.org berichtet er fortlaufend von den Sitzungen des Rats. Im jüngsten Plenum ging es um das Thema Depublizierung und die damit verbundenen Fristen. Vor allem das Löschen von öffentlich-rechtlichen Inhalten auf YouTube reiße Löcher ins digitalkulturelle Erbe: “Gerade durch den Umstand, dass YouTube eben auch ein soziales Netzwerk und eine Suchmaschine ist, sind Löschungen dort noch folgenreicher als es die Depublizierung von Inhalten in den Videosilos öffentlich-rechtlicher Mediatheken ist.”

2. Was Social-Media-Experten von 2018 erwarten
(joca.me, Jörgen Camrath)
Was erwartet uns 2018 im Bereich der Sozialen Medien? Jörgen Camrath hat einige Social-Media-Experten befragt, darunter Verantwortliche von t3n.de, derStandard.at, Bild.de, „Bento“, codastory.com, dem “Media Lab Bayern” und weitere Journalisten. Wichtige Stichpunkte sind das Verhältnis von Publishern und Facebook, der Kampf um Reichweite, das Thema Netzneutralität, die Regulierung der großen Plattformen und das Verschwinden des Journalismus hinter Bezahlschranken.

3. Werben gegen Asyl
(fluechtlingsforschung.net, Nerges Azizi & Dana Schmalz)
Das “Netzwerk Flüchtlingsforschung” hat sich die Kampagne “Rumours about Germany” angeschaut, mit der das Auswärtige Amt über die Möglichkeiten informieren will, in Deutschland Schutz zu erhalten. Aus Sicht der Autorinnen geschieht dies auf eine kritikwürdige, da unausgewogene Weise: “Eine ausgewogene Information würde Migranten und Asylsuchende nicht nur über Gefahren und mögliche Widrigkeiten, sondern auch über ihre Rechte aufklären. Doch solche Fakten kommen in der Aufklärungskampagne des Auswärtigen Amts praktisch nicht vor.”

4. Wie Internetsperre und Zensur funktionieren
(br.de, Patrizia Kramliczek)
Der Iran und andere Staaten zensieren immer wieder die Online-Kommunikation und blockieren den Zugang zu bestimmten Internetseiten. Wie funktioniert das und wie kann man dem entgehen? Patrizia Kramliczek erklärt Vorgehensweise und Ausweichmöglichkeiten. Dabei geht es auch um hochentwickelte Technologie, deren Export die EU in Zukunft besser regulieren will.

5. Was hat die #metoo-Debatte in den Redaktionen ausgelöst?
(journalist-magazin.de)
Was hat #MeToo in den Redaktionen ausgelöst? Das Medienmagazin “journalist” hat vier leitende Journalistinnen gefragt, wie sie und ihre Redaktionen mit der #MeToo-Debatte umgehen: Ines Pohl (“Deutsche Welle”), Katja Hertin (“Focus Online”), Katrin Gottschalk (“taz”) und Hannah Suppa (“Märkische Allgemeine”).

6. #MeinGroessterFail: Journalisten gestehen ihre Fehler
(jetzt.de, Felix Schröder)
Unter #MeinGroessterFail berichten seit ein paar Tagen Journalisten über ihre größten Fehler. Der Hashtag sei nicht nur lustig, sondern auch ein Aufruf zu mehr Transparenz, findet Felix Schröder und stellt einige der Selbstoffenbarungen vor.

Branchenkrankheit Übergriffigkeit, Ausblick, Trödelshow-Dauerschleife

1. “Das ist nicht die Schuld von den Frauen, die Branche funktioniert so”
(deutschlandfunkkultur.de, Eckhard Roelcke)
Zehn überaus lehrreiche Minuten: Die Schauspielerin Maren Kroymann erklärt bei “Deutschlandfunk Kultur”, warum Theaterszene und Filmwirtschaft so anfällig für sexuelle Übergriffe sind (im Artikel auf die Schaltfläche “Hören” klicken).

2. Schlank in drei Tagen?
(sueddeutsche.de, Werner Bartens)
Einem Ritus folgend, überschlagen sich die Frauen- und People-Magazine zu Beginn des Jahres mit Diät-Titeln und Abnehmtipps. Werner Bartens kommentiert die publizistische Schlankmachmanie: “Nur in Spurenelementen findet sich in den Diät-Heften die Erkenntnis, dass es tatsächlich gesund sein kann, so zu bleiben, wie man ist. Denn bei den Wenigen, die tatsächlich abnehmen, schlägt fast immer der Jojo-Effekt zu. Nach spätestens einem Jahr sind zwei Drittel der verlorenen Kilos wieder drauf, dann folgt der Rest. Aber da gibt es dann schon die neuen Diäthefte.”

3. Da kommt was auf uns zu
(taz.de, Anne Fromm)
Die “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm wagt einen Blick in die Medienzukunft. 2018 werde ein wichtiges Jahr für die Branche: Für Verlage und Sender werde es darum gehen, die eigene Blase zu durchstechen, Journalismus besser zu verpacken, die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen zu regeln und dafür zu sorgen, dass Redaktionen bunter und weiblicher werden.

4. „Vermutung der freien Rede zugunsten der Löschung unterlaufen“
(welt.de, Christian Meier)
Seit dem 1. Januar gilt das Gesetz gegen Hassrede in Sozialen Netzwerken, das “Netzwerkdurchsetzungsgesetz” (NetzDG). Im Gespräch mit der “Welt” erklärt Medienrechtler Tobias Gostomzyk, warum es so fehleranfällig ist und wovon die Strafbarkeit eines Postings abhängt. Mit seiner Kritik an dem Gesetz sei er nicht allein: “Inzwischen sind nach meiner Zählung über 20 Aufsätze zum NetzDG erschienen. Die allermeisten Autorinnen und Autoren halten das NetzDG ausdrücklich für verfassungswidrig und beziehungsweise oder europarechtswidrig. Soviel Eintracht unter Juristen ist selten.”

5. Strafe für Produzenten wegen Tod von Stuntman
(faz.net)
In letzter Zeit gab es bei amerikanischen Kino- und Fernsehproduktionen einige, teilweise tödliche Unfälle. Nun hat die amerikanische Behörde für Arbeitssicherheit (OSHA) eine Produktionsfirma nach dem Tod eines Stuntmans mit der maximal dafür vorgesehenen Höchststrafe belegt. Als “Weckruf” für die gesamte Filmbranche. Ein Weckruf, der jedoch mit etwa 10.000 US-Dollar vergleichsweise leise ausfällt.

6. Wie das ZDF seine Programme mit altem Trödel vollrümpelt
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Es sind unglaubliche Zahlen, von denen Stefan Niggemeier berichtet: Das ZDF hat im vergangenen Jahr 1211 Folgen der Show “Bares für Rares” ausgestrahlt. Das entspricht einer Sendezeit von fünf Wochen, vier Tagen und 15 Stunden. Damit sei die Trödelshow fast schon in der Liga der Sendungen, die Privatsender wie ProSieben in Dauerschleife zeige: “Big Bang Theory” sei dort im vergangenen Jahr 2500-mal gelaufen, “Two and a Half Men” knapp 2400-mal.

Dortmunder Presse-Beef, Inside Wikipedia, Volksverhetzer „Konkret“?

1. “Staat und freie Presse sind zwei Baustellen”
(deutschlandfunk.de, Antje Allroggen)
Einige Zeitungen und Zeitschriften fühlen sich nicht nur durch das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen bedroht, sondern betrachten auch das Online-Angebot vieler Kommunen als rechtswidrige Konkurrenz. Derzeit geht beispielsweise der Dortmunder Verlag Lensing, Herausgeber der “Ruhr-Nachrichten”, gegen das Online-Angebot der Stadt Dortmund vor. Antje Allrogen vom Deutschlandfunk hat mit dem Geschäftsführer des nordrheinwestfälischen DJV-Landesverbands Volkmar Kar über den Dortmunder Pressestreit gesprochen.

2. Wie der Postillon deutschen Leitmedien in der Schweden-Sex-Debatte den Spiegel vorhält – eine Chronologie
(postillleaks.de, Sascha Gerson)
“Postillleaks” erzählt die peinliche Posse um eine in Schweden angeblich notwendige Sex-Genehmigung nach und kommentiert: “Dass Leitmedien in Deutschland in der Recherche und der Bearbeitung ihrer Artikel Fehler begehen, ist normal wie menschlich, auch wenn das sicherlich nicht die Tagesordnung sein sollte. Aber dafür gibt es ja Bildblog. Dass selbige Leitmedien erst nach dem zigsten Hinweis des Postillon (nochmal: eine Satire-Zeitung!) müde zurückrudern, ist dann schon peinlicher, zumal dies impliziert, das man das Ruder ohne den Fingerzeig aus Fürth erst gar nicht in die Hand genommen und alle Artikel 1:1 stehengelassen hätte.”

3. Unsere Lieblingslinks aus 2017
(leidmedien.de)
Das Projekt “Leidmedien.de” beschäftigt sich mit der Berichterstattung über Behinderte. Zum Jahresende hat die Redaktion ihre Lieblingslinks des Jahres zusammengetragen: Projekte, Filme und Texte, die von Menschen mit Behinderung berichten, von ihnen angestoßen und gemacht wurden sowie Kurioses aus dem Alltag.

4. Inside Wikipedia
(tagesspiegel.de, Sebastian Leber)
Wer und was steckt hinter dem Weltlexikon Wikipedia? Sebastian Leber hat “Wikimedia Deutschland” besucht, die älteste und größte Länderorganisation. 100 Menschen sind hier angestellt. Was treibt die Menschen, die das Weltwissen gratis verfügbar machen? Leber ist ein spannender Blick-hinter-die-Kulissen-Bericht gelungen.

5. Wie viel Pranger darf sein?
(lto.de, Arno Lampmann )
Ein bisher unbekannter Twitterer dokumentiert antisemitische Facebook-Statusmeldungen und -kommentare mittels Screenshot und macht zusätzliche Informationen zu den Urhebern öffentlich. Der Jurist Arno Lampmann sieht vor allem Letzteres als problematisch an: “Durch diese ganz bewusst gewählte Art und Weise der Präsentation erfahren die Betroffenen eine zusätzliche Anprangerung und Stigmatisierung, was die grundsätzlich zulässige Veröffentlichung der aus der Sozialsphäre stammenden Äußerungen der Betroffenen unzulässig macht.”

6. „Langeweile“ gegen „Konkret“
(taz.de, Katharina Schipkowski)
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen das linke Magazin “konkret”. Der Verdacht: Volksverhetzung. Was war geschehen? In einem Artikel hatte Leo Fischer, Kolumnist und Exchefredakteur des Satiremagazins “Titanic” eine Boykott-Kampagne ins Spiel gebracht: Die “SBD-Bewegung”. Das Kürzel steht für „Stehenlassen – Bemäkeln – Dauernd runterputzen“. Die “Konkret”-Redaktion kann sich die Ermittlungen gegen sie nur mit gähnender Langeweile der Staatsorgane erklären.

Sex-Fake-News, Machtmissbrauch, Saure Gurke für Claus Kleber

1. Faktencheck ist sexy
(taz.de, Hengameh Yaghoobifarah)
Haben Sie auch von den angeblich in Schweden geltenden neuen Regeln gehört, nach denen man vor dem Sex am besten eine schriftliche Einverständniserklärung einholt, um auf der sicheren Seite zu sein? Dann sind Sie einer amtlichen Falschmeldung aufgesessen: “Stell dir vor, du bist ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtensender und verbreitest eine so unterirdische Fake-News, dass die Satire-Seite „Der Postillon“ dich berichtigen muss. In genau dieser Situation befindet sich die Social-Media-Redaktion der Heute-Nachrichten des ZDF, deren Berichterstattung über eine Gesetzesänderung in Schweden inhaltlich straight outta Bild.de entstammt.” Weiterer Lesetipp: Nachdem die falschen Meldungen derart hohe Wellen schlugen, sah sich die Schwedische Botschaft gezwungen eine Erklärung abzugeben. Und sich via Twitter bei dem Organ zu bedanken, das für Aufklärung gesorgt hat: “Dem Postillon”.

2. 5 der 10 erfolgreichsten Artikel von unzensuriert.at sind Falschnachrichten über Flüchtlinge
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Der ehemalige Chefredakteur der umstrittenen FPÖ-nahen Plattform “unzensuriert.at” Alexander Höferl soll ins österreichische Innenministerium wechseln und dort Kommunikationsleiter werden. Ein Anlass für “BuzzFeed News”, sich Höferls frühere Wirkungsstätte näher anzuschauen. Das Ergebnis: Fünf der zehn erfolgreichsten “unzensuriert”-Artikel seien Falschmeldungen über Flüchtlinge, die zum Teil von mehreren Medien widerlegt wurden.

3. Das Bundeskartellamt wirft Facebook Machtmissbrauch vor
(wired.de)
Das Bundeskartellamt kritisiert Facebooks marktbeherrschende Stellung in Deutschland. Das Netzwerk nutze seine Stellung aus, um Daten von Nutzern auch außerhalb von Facebook zu sammeln — ohne deren Zustimmung. Alternativen zum Netzwerk gebe es nicht: Konkurrenzseiten hätten durch das Quasi-Monopol nahezu keine Chance mehr. Frühestens im Frühsommer 2018 wird sich erweisen, wie sich der Streit zwischen Behörde und Netzwerk weiterentwickelt.

4. Die MDR-eigene „Hall of Shame“
(flurfunk-dresden.de, Ben Kutz)
Der “MDR” listet auf einer “Korrekturen”-Seite chronologisch alle Fehler und Ungereimtheiten auf. Ein prinzipiell guter Ansatz findet der “Flurfunk Dresden”, der jedoch seine Schwächen habe: “Durch diese Auflistung erschafft der MDR eine hausinterne Hall of Shame. Einerseits mag der Ansatz löblich sein, offensiv mit seinen Fehlern umzugehen. Auf der anderen Seite macht man sich angreifbar, indem alle Fehler auf einer Seite gebündelt werden.” Und in der Tat, bei einigen der aufgelisteten Beispielen weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

5. Twitter gibt sich neue Hatespeech-Regeln. Das Problem liegt aber woanders.
(fearlessdemocracy.org, Kai Heiderich)
Kai Heiderich kommentiert auf “Fearless Democracy” Twitters neue Regeln im Umgang mit Hatespeech (“New Rules on Violence and Physical Harm”). Es stelle sich die Frage, was die Regeln in Deutschland wert seien. Heiderich ist skeptisch und verweist auf die knappen Personalressourcen Twitters in Deutschland: “Ein kleines Rumpf-Büro in Hamburg existiert zwar – dass von hier aus ein robuster Umgang mit den eigenen Hausregeln in Zukunft zu erwarten ist, bleibt abzuwarten.”

6. “Ich war in der Tat nicht auf Augenhöhe mit Frau Furtwängler”
(deutschlandfunk.de)
Claus Kleber hat sich im Juli 2017 im “heute journal” mit Maria Furtwängler über eine Studie unterhalten, nach der Frauen in den Medien unterrepräsentiert sind. Für seine von vielen als chauvinistisch empfundene Moderation bekam Kleber nun die “Saure Gurke” verliehen. Kleber sieht sich zu Unrecht am Pranger und lehnt die Annahme des Negativpreises ab.

„Krawall-Barbie“, Kein “Tod den Juden”, Pornhub und die “Krone”

1. Die „Krawall-Barbie“ der Bild-Zeitung beschäftigt den Presserat
(br.de)
Mit “Krawall-Barbie” überschrieb “Bild” das Foto einer jungen blonden Frau mit bauchfreiem Top, die während des G20-Gipfels im Juli in Hamburg randaliert haben soll. Beim Deutschen Presserat sind deshalb bislang fünf Beschwerden eingegangen. Juristen sehen in der Veröffentlichung von G20-Fahndungsfotos in den Medien eine mögliche „erhebliche Prangerwirkung“ für die abgebildeten Personen. Die Veröffentlichung derartiger Bilder “unterliegt immer einer sorgfältigen Abwägung zwischen dem Persönlichkeitsrecht des Betroffenen auf der einen Seite und der Pressefreiheit sowie dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit auf der anderen Seite“, so der Berliner Presseanwalt David Geßner.

2. Massenhafte „Tod den Juden“-Rufe am Brandenburger Tor?
(uebermedien.de, Emily Dische-Becker)
Gab es wirklich massenhafte „Tod den Juden“-Rufe am Brandenburger Tor, wie vielfach in den Medien berichtet wurde? Emily Dische-Becker hat beim Reporter des Artikels nachgefragt, der die weitere Berichterstattung nach sich zog. Mit erschütterndem Ergebnis: “Bei einem späteren Gespräch sagt der Reporter, er habe den fertigen Artikel gar nicht gekannt, über dem sein Name steht und der so viele Reaktionen ausgelöst hat. Er habe die Beobachtung seinem Redaktions-Kollegen nur telefonisch mitgeteilt. Dass in dem Artikel davon die Rede war, dass 1500 Menschen minutenlang den Spruch skandierten, habe er nicht gewusst und es habe ihn überrascht. Das sei alles maßlos übertrieben.”

3. Zahl der Krimis soll nicht weiter steigen
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Vor wenigen Tagen fand in Berlin zum vierten Mal in diesem Jahr die “ZDF”-Pressekonferenz statt. ZDF-Intendant Thomas Bellut und ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme sprachen u.a. über steigende Personalausgaben trotz Personalabbau, Sportvielfalt im Programm, das Erreichen der Krimi-Grenze und Mitgliedschaften von Mitarbeitern.

4. “Am Gängelband der Politik”
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Der Chefredakteur der Wochenzeitung “Falter”, Florian Klenk, ist wenig optimistisch, was die Zukunft des Journalismus in Österreich anbelangt. Er fürchte, die Medien könnten ihrer kritischen Rolle bei der neuen Regierung nicht nachkommen, sagte Klenk im Deutschlandfunk.

5. Neues aus dem Fernsehrat (19): Fünf Wünsche ans öffentlich-rechtliche Christkind
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch )
Leonhard Dobusch hat in einer Art weihnachtlichem Wunschzettel ans “öffentlich-rechtliche Christkind” einige Dinge notiert, die ARD, ZDF und Co im Netz auch ohne neues Gesetz tun könnten, bislang aber nicht tun. Die Überschriften lauten Open-Source-Kooperation bei Mediathekentwicklung, Personalisierung bei Mediatheken, Open Data and Transparenzoffensive, weniger Geoblocking und Creative Commons für Eigenproduktionen ohne Fremdmaterial.

6. Pornhub braucht halben Strom von Temelín: “Krone” verrechnete sich
(derstandard.at, Georg Pichler)
Die amerikanische Zeitschrift “The Atlantic” hat sich mit dem wachsenden Stromverbrauch durch Streamingdienste beschäftigt. Ein Forscher hat dazu in einer Beispielrechnung den Stromverbrauch der Porno-Plattform “Pornhub” kalkuliert. Die österreichische “Krone” schrieb daraufhin, “Pornhub” würde im Jahr so viel Strom verbrauchen, wie das Land Luxemburg insgesamt. Zudem könne der Verbrauch das tschechische Atomkraftwerk Temelín zur Hälfte auslasten. Beides war allerdings komplett falsch. Die Krone hatte augenscheinlich eine Komma- mit einer Tausenderstelle verwechselt.

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