Annett Louisan ist anscheinend kürzlich in einem “trägerlosen Seidenkleid” aufgetreten, das “Bild” nicht übersehen ließ, dass sich “ein paar Pfündchen mehr auf die Rippen geschmuggelt haben”. Na und?
Die “Bild”-Zeitung hat kein Problem damit. Im Gegenteil. Sie jubelt:
Endlich mal eine Sängerin, die den Magerwahn im Showgeschäft nicht mitmacht!
Und wenn Sie jetzt so ein wohliges Gefühl im Bauch haben und denken: Mensch, wose Recht ham, hamse Recht, dann sollten Sie jetzt nicht hier klicken.
Jungs Weiß(nicht so recht)Buch
(blog.zeit.de, Jochen Bittner)
Kommende Woche will der Verteidigungsminister dem Regierungskabinett das lang ersehnte Weißbuch vorstellen. Dieser Blog veröffentlicht das neue sicherheitspolitische Strategiepaper (pdf, 829 kb) exklusiv vorab.
Mitstreiter für FTD Debatte gesucht
(ftd.de)
Jetzt ist Ihre Meinung noch mehr gefragt: FTD Debatte ist das neue Forum für den Austausch von Standpunkten, Argumenten und Informationen über Wirtschaft, Politik, Finanzen, Karriere und Sport. Ein ausgeklügeltes Bewertungssystem sorgt dafür, dass die besten Inhalte einfach zu finden sind.
Viermal täglich eine Multimedia-Zeitung
(nzz.ch, Heribert Seifert)
Mit kühnen Schritten sucht die britische Zeitung “Daily Telegraph” den Weg in Richtung Multimedia. Künftig wird sie täglich vier Hauptprodukte anbieten. Dem Vorstoss gingen Entlassungen voran.
“Der Herr hat’s genommen”
(welt.de, Burkhard Riering)
Der Medienunternehmer und Pleitier Leo Kirch will Genugtuung und klagt gegen die Deutsche Bank. Morgen wird er 80 Jahre alt.
Unnachgiebiger werden! Oder hinschmeißen!
(spiegel.de, Thea Dorn)
Passend zu Eva Hermans Apfelkuchen-Thesen ist sie auch in der Politik wieder da: die Sehnsucht nach dem bärig-bärtigen Mann, der im rechten Moment auf den Tisch haut. Doch Angela Merkel hat noch immer die Chance, sich aus politischen und gesellschaftlichen Mustern von vorgestern zu befreien.
Nachtrag, 16.30 Uhr: Negativ wirkt sich bei dieser Serie natürlich auch diebekannteEnglischschwäche von “Bild” aus: “Denglisch” grassiert, weil Jugendliche amerikanische Idole anhimmeln, die in “screenplays” auftreten? In Drehbüchern??
Mit Dank an Christian D. und Jens F. und Gruß an Peter K.
Miroslav Klose ist im Champions-League-Spiel von Werder Bremen gegen Levski Sofia gestern in der 82. Minute ausgewechselt worden. Warum? “Bild” weiß es:
Damit er sich für Bayern schonen kann, für sein erstes Saisontor…
Unter der Überschrift “Von Null auf Hundert – wie Unauffällige immer wieder Weltgeschichte machten” nannte es zusammen mit Hitler den Unions-Fraktionsvize Bosbach, dessen Tätigkeit als “gelernter Supermarktleiter” (in Wahrheit Rechtsanwalt) in “rumsitzen” und in “Akten rummalen” bestünde.
Und sicher ist das, wie fast alles in “Titanic”, irgendwie taktlos und womöglich sogar beleidigend gemeint. Bis auf die Sache mit dem “gelernten Supermarktleiter”. Das ist einfach wahr.
Zugriff auf weitere E-Paper
(blog.benbit.ch)
Dieses Sicherheitsloch hab ich aber bereits vor Monaten entdeckt, nur hab ich mich entschlossen, es nicht zu veröffentlichen. Aber offensichtlich, ist es ein neuer Trend Sicherheitslöcher in Applikationen zu veröffentlichen.
Keine Zeit für Journalismus
(werbewoche.ch, Karin Müller)
Nie zuvor gab es so viele gute Journalisten wie heute. Wer so was sagt, liest wohl keine Schweizer Presseerzeugnisse.
Innereien befreien
(jungewelt.de, Frank Schäfer)
The Smiths konnten Leben retten – doch wer rettete die Smiths? Marc Spitz über die Leiden drogensüchtiger Musikjournalisten.
Vorbild Super Nanny
(zeit.de)
Wie erreicht man Problemfamilien? Experten und Bundestagsabgeordnete suchten gemeinsam nach Lösungen, wie man den Medieneinfluss auf Kinder steuern kann.
Harald Fidler gibt sich die Kugel
(standard.at)
“Kleinen Tod” nennen die Japaner das Prickeln, das das Fugu-Gift auf der Zunge auslöst – Der japanische Kugelfisch im Selbstversuch.
Weil Robert V.* mehrere Fotos einer “Kürbis-Regatta” im kanadischen Bécancour an die “Bild”-Zeitung geschickt hat, darf er heute quer über eine “Bild”-Seite behaupten:
“Bild” glaubt ihm das offenbar unbesehen und behauptet auch:
“Er (…) ist der erste BILD-Leser-Reporter aus Übersee.” (Link von uns.)
Was aber ist dann mit Manja S.?
Was mit Joachim K.?
Und was mit Sabine W.?
Mit Dank an Volker K.
*) Alle Anonymisierungen von uns.
Was ist Kai Wessel für ein Mensch? — Wir wissen es nicht.
Wir wissen nur: Kai Wessel schreibt in “Bild”. Geschichten aus Ostwestfalen. Viel passiert dort nicht. Aber wenn, dann tragen Wessels “Bild”-Geschichten Überschriften wie diese:
“Hund beim Gassigehen hingerichtet!”
“Celina (6) auf Spielplatz von Jagdterrier zerfleischt”
“Arzt-Pfusch bei Deck-Pudel”
“Amokläufer erschoss Cousin und Freund”
Und vor einer Woche schrieb Kai Wessel unter der Überschrift “Tatort Schule – Sie wollten meinen Jungen in der Turnhalle aufhängen”:
“Hilflos baumelte der kleine Junge (6) über dem Boden. Immer tiefer grub sich die Schlinge in seinen Hals. Röchelnd schnappt er nach Luft.
Aufgeknüpft im Kinderhort!
Schauplatz der ‘Hinrichtung’ war (…) ein Detmolder Kinder- und Jugendhaus (…).”
Anschließend rekonstruierte Wessel die “Chronologie einer unfassbar brutalen Tat”:
“Eine Gruppe Jugendlicher (11–14) fiel im Toberaum der Tagesstätte über den kleinen S.* her. Ihr Anführer schnappte sich ein kräftiges Seil, band es ihm um den Hals. Dann ließ er S. daran herunter baumeln — wie am Galgen.” *) Abkürzung des Namens von uns.
Soweit Kai Wessel in “Bild”. Es klingt, als wäre er dabeigewesen. War er aber nicht. Doch wie zum Beweis zitierte Wessel die örtliche Polizei: “Wir ermitteln wegen Körperverletzung (…).”
Einen Tag später berichtete dann die “Lippische Landes-Zeitung” und fasste zunächst Kai Wessels “Bild”-Bericht zusammen:
“Schlagzeile und Text beschrieben in interpretationsfreien Worten ein Lynchszenario.”
Aber nicht nur das. Die “Lippische” schreibt auch:
“Dieses Szenario allerdings soll es laut Polizei nie gegeben haben (…): ‘Es ist richtig, dass die Mutter des Kindes (…) Anzeige erstattet hat und wir daraufhin die Ermittlungen
aufgenommen haben (…). Von Aufhängen wie in einem Western war dabei aber überhaupt nicht die Rede. (…) Offenbar gab es keine jugendliche Tätergruppe, und es wurde auch niemand mit einer Schlinge brutal aufgeknüpft.’
Stattdessen sei, so die “Lippische” (unter Berufung auf Polizei und Kinderhort), die Halsverletzung des Jungen womöglich “durch einen Unfall beim Spielen verursacht” worden, wobei sich der Sechsjährige am Seil einer Hängematte verletzt haben könnte. Er habe jedoch “nach dem Vorfall an anderer Stelle im Haus sogar noch weitergespielt”.
Gut, hier könnte die Geschichte zu Ende sein. (“Bild” berichtet, die Polizei dementiert, mankenntdas.) Ist sie aber nicht — nicht für das Detmolder Kinder- und Jugendhaus, das wegen Kai Wessels “Bild”-Bericht um seinen Ruf fürchtet, und nicht für uns, denn:
Nach der Veröffentlichung der “Lippischen Landeszeitung” entschloss sich “Bild” zu einer, ähm… Korrektur?
“(…) Jetzt kam raus: Der Täter ist erst acht Jahre alt. Nach Darstellung einer Mitarbeiterin kam es zwischen den Jungs zu einem Streit.”
Und wer ist der Autor dieser Unverfrorenheit? — Wir wissen es nicht.
Mit Dank an Stefan D., Jürgen T und die Detmolder Polizei, die uns bestätigt, die Darstellung der “Lippischen Landes-Zeitung” treffe “den Nagel auf den Kopf”.
Frauen machen Druck
(jungle-world.com, Gisela Notz)
Alternative Zeitungen und Zeitschriften der Neuen Frauenbewegungen – wo sind sie geblieben? Entstehungsgeschichten, Beispiele und politische Konzepte.
Kapituliert wird nicht
(sueddeutsche.de, Ingo Salmen)
Das ZDF will seine TV-Produktionen im Internet für alle freigeben.
Schuld hat immer der andere
(tagesspiegel.de, Sebastian Bickerich)
Wie deutsche und polnische Zeitungen zum Krieg der Worte rüsten.
Wikipedia-Gründer fordert Wikipedia heraus
(spiegel.de, Holger Dambeck)
Larry Sanger weiß genau, mit wem er sich anlegt. Ausgerechnet der Mitgründer der Internet-Enzyklopädie Wikipedia will in wenigen Tagen ein neues Online-Lexikon starten: Citizendium. Es soll die typischen Wikipedia-Probleme umgehen.
Fleißig bloggend in die Top 100?
(hirnrinde.de, Stefan Evertz)
Die Frage ?Wie komme ich in die diversen Ranking-Listen? dürfte wohl viele Blogger bewegen – zumindest zu Anfang. Insofern ist es durchaus interessant, was Darren Rowse über das Alter der Top 100 Blogs bei Technorati zusammengetragen hat. Er hat bei 78 Blogs das Alter ermittelt.
“Eine Firma aus Hannover, Satelliten Media Design, verfolgt zusammen mit der Universität Hannover einen der Kernpunkte des ganzen Phänomens der gemischten Sprache: Sie stellt jährlich die 100 Wörter, die am häufigsten in der deutschen Werbung gebraucht werden, zusammen [pdf]. In den 1980er Jahren schaffte es nur ein englisches Wort auf die Liste. (…) 2004 waren schon 23 englische Wörter auf der Liste.”
(Hervorhebung und Übersetzung von uns.)
Einige Monate später zeigte sich der “Focus” (11/05) in Sorge um “die Zukunft des Deutschen”, fand das “New York Times”-Zitat und beging beim Abschreiben einen entscheidenden Fehler:
“Inzwischen hält es sogar die “New York Times” für geboten, ihren Lesern mitzuteilen, dass “im Land von Goethe, Schiller und Thomas Mann Denglisch auf dem Vormarsch ist”. Unter den 100 meistverwendeten deutschen Wörtern anno 2004, zitiert das Blatt eine Studie der Universität Hannover, seien 23 englische (1980: eines).”
(Hervorhebung von uns.)
Gut anderhalb Jahre später widmete der “Spiegel” (40/06) “der dramatischen Verlotterung” der deutschen Sprache gar eine Titelgeschichte und behauptete jetzt auch:
“Schon 2004, so stellte eine Studie der Universität Hannover fest, waren unter den 100 am meisten verwendeten Wörtern deutscher Rede 23 englische, fast ein Viertel – 1980 war es noch eines.”
Das war vor zwei Wochen. Und gestern nun startete “Bild” überraschend eine neue Serie (“Verlernen wir Deutsch?”), in der es — unter offensichtlicher, aber unausgesprochener Zuhilfenahme der “Spiegel”-Story — unter anderem hieß:
“Verhunzt, gepanscht, gedemütigt: unsere deutsche Sprache.
(…) Wie ein Todesengel schwebt Englisch auf die deutsche Sprache nieder: Unter den 100 meistgebrauchten deutschen Wörtern ist inzwischen jedes vierte aus dem Anglo-Amerikanischen abgeleitet. Vor einem Vierteljahrhundert war es erst jedes hundertste.”
Und wir lernen: Ein “Focus”-Fehler wird nicht dadurch richtiger, dass “Bild” ihn aus dem “Spiegel” abschreibt. Und die Aussage, dass von 100 Wörtern eins anders ist, wird auch nicht dadurch schöner, dass “Bild”-Autor Paul C. Martin sie sprachlich so demütigtpanscht verhunzt.
Übrigens: Die Liste der “100 häufigsten Worte in deutschen Werbeslogans” (Hervorhebung des Wortes “Werbeslogans” von uns), auf die 2004 die “New York Times” verwies, ist bis heute kostenlos online und wird ständig aktualisiert.
Mit Dank ans tazblog “Wortistik” für die Vorrecherche.