In der Rubrik “Die besten Promi-Fotos” zeigt Bild.de eine Einsendung von “Leser-Reporter” Peter Schröder, dem ein wirklich sehenswerter Schnappschuss gelungen ist. Er hielt mit seiner Kamera, wie Bild.de staunt, “genau den Moment fest”, in dem der Kampf von Axel Schulz abgebrochen wurde.
Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen.
Obwohl: Je länger wir den Schnappschuss ansehen, desto hartnäckiger meldet sich ein unbestimmtes Gefühl, der Schriftzug “RTL” links oben und die Einblendung der Rundenzahl und -zeit links unten im Foto wollten uns irgendetwas mitteilen.
Danke an Thomas L.!
Nachtrag, 22.10 Uhr. Na sowas: Das Foto ist plötzlich verschwunden und taucht nur noch klein in den Fotogalerien auf.
Um vielleicht doch noch einmal kurz auf “Counter-Strike” zurückzukommen, jenes “Baller-Spiel”, das auch der Amokläufer von Emsdetten spielte, und von dem “Bild” irrigerweise annimmt, man spiele es mit dem Joystick, hantiere darin mit Raketenwerfern und in der ab 16 Jahren freigegebenen deutschen Version spritze Blut.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn die “Bild”-Redakteure sich vor dem nächsten “Counter-Strike”-Artikel das Spiel einfach mal kaufen. Sie müssen sich dafür nicht einmal in düsteren Ecken im Bahnhofsviertel mit irgendwelchen dubiosen Spiele-Dealern einlassen. Den “Baller-Schund” (“Bild”), von dem sich die Zeitung fragt, warum er nicht endlich verboten wird, findet man gleich um die Ecke.
Anders als Bild.de berichtet, ist “Harry Potter und der Orden des Phönix”, der im Juli 2007 in die Kinos kommt, nicht der sechste, sondern erst der fünfte Harry-Potter-Film.
Danke an Stefanie F., Shibbe, Daniela L., Dominik W. und Cody.
Nachtrag, 17.45 Uhr. Der Hogwarts-Beauftragte von Bild.de hat nochmal nachgezählt.
Öffnet die Archive! Ein Pamphlet.
(blattkritik.ch, Michael Staub)
Der Blattkritiker wünscht sich Zeitungen, die ihre Auffassung von Qualitätsjournalismus nicht auf populäre Forderungen wie «Mehr Geschichten» oder «Mehr Lokales» beschränken, sondern sich mutig und selbstbewusst verkaufen. Und zwar nicht über die Hintertür der Publireportagen, «Partnerschaften» und kiloschweren Werbebeilagen. Sondern indem sie ihre Hauptleistung, ihre Texte nämlich, in die Freiheit des Internets entlassen.
“Der Sender hat sich erpressen lassen”
(persoenlich.com, Stefan Wyss) Mark van Huisseling ist nicht mehr Juror der Musik-Casting-Show “Superstar”. 3+ hat den Weltwoche-Kolumnisten nach einem Ultimatum der Kandidaten, die sich unfair bewertet fühlten, freigestellt. Van Huisseling gesteht zwar Fehler ein, hätte vom Sender aber mehr Rückendeckung erwartet: “3+ hat gewusst, wen sie eingekauft haben.” Für Ihn gab es keinen Grund für eine Entlassung.
Fernsehen ist von gestern, der echte Trendsetter liest nach
(jetzt.sueddeutsche.de, Christina Kretschmer)
Niemand muss mehr fernsehen, denn im Internet kann man ja alles nachlesen. Und: das ist meist sehr viel unterhaltsamer, als die neueste Folge der Lieblingsserie.
Redaktionelle Unabhängigkeit
(telepolis.de, Peter Nowak)
Eine Tagung der Deutschen Journalisten Union in der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di untersucht neue Zensurmechanismen.
Top-Liste der Blog-Skandale
(basicthinking.de, Robert Basic)
1. Jamba, 2. StudiVZ, 3. Heidi Klum, 4. Transparency International, 5. Klowand, 6. Du Bist Deutschland, 7. Euroweb, 8. Opel-Test, 9. Sozialgericht Bremen.
Da zeigt sich natürlich die Qualität einer guten Boulevardzeitung: Die Siegerinnen der Castingshow “Popstars” stehen erst seit ein paar Tagen fest, und schon kann “Bild” so viele Geheimnisse lüften, dass es für eine ganze Serie reicht. Titel:
In Teil 1 geht es heute um Mandy. Mandy ist erst 16, hat es aber schon faustdick hinter den Ohren:
Na, da sind wir aber gespannt.
Das wusste echt noch keiner. Also, außer den über drei Millionen Menschen, die am 26. Oktober “Popstars” gesehen haben. Damals gaben die Kandidatinnen ein Konzert in Mandys Heimatstadt Bürstadt, übernachteten bei ihrer Mutter — und wer überraschte Mandy mit Blumen? Richtig, Mandys Freund Nicolai:
Wenn die “Bild”-Zeitung also heute schreibt:
…dann meint sie vermutlich: “Sie zeigt zum ersten Mal in ‘Bild’ ihren Freund.”
Aber Mandy hat ja noch mehr Geheimnisse.
Okay, das ist wirklich neu. Also, außer für die fast vier Millionen Leute, die zufällig die “Popstars”-Folge vom 9. November gesehen haben. Darin sollten die Kandidatinnen eine emotionale Geschichte aus ihrem Leben erzählen. Mandy dankte ihrer Mutter, dass sie immer für sie da war, und sagte: “Meine Eltern haben sich im März getrennt.”
Ein letztes Geheimnis hat “Bild” noch in petto, das ist sicher der Kracher:
“2001, mit elf Jahren, gewann sie den ‘Kiddy-Contest’ von ZDF und ORF, eine Talentshow für Kinder.”
Ja, das stand wirklich noch nirgends. Also, außer seit Monaten in Mandys offiziellem Fragebogen auf den offiziellen “Popstars”-Seiten von ProSieben.
Nein, “Bild” bleibt dabei: Eine Reise von Abgeordneten des Europaparlamentes in die
muss eine Lustreise sein. Was denn sonst?
Ein Kamerateam von RTL hat zwei deutsche Politiker gefilmt, wie sie in Barbados in Badehose am Strand liegen, und wenn das nicht Beweis genug ist, dass die Reise zur parlamentarischen Versammlung von EU und afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (AKP-EU) nur eine Ausrede für einen lustigen Badeurlaub ist, was dann?
“Bild”-Zahlenexperte Dirk Hoeren hat sich trotzdem Mühe gegeben, noch weitere Beweise über den wahren Charakter der Reise (“Eine Woche Reden, Reggae und Rum”) zusammenzutragen.
“Schon freitags”, schreibt er, sei “ein Großteil der insgesamt acht deutschen Teilnehmer” angereist. “Erster offizieller Punkt” der Tagesordnung sei aber erst am Sonntag gewesen. Das ist falsch. Erster offizieller Punkt war laut “Tagesordnung und Arbeitsprogramm” das “Frauenforum” am Samstag um 10.30 Uhr. Und dann waren da noch die Sitzungen von drei Komitees am Samstagnachmittag. Rolf Berend, einer der von RTL und “Bild” unter Palmen gezeigten Politiker, ist zum Beispiel Mitglied eines Komitees, das am Samstag um 14.30 Uhr tagte.
Am Dienstagnachmittag, staunt “Bild”, “besuchte eine Arbeitsgruppe die örtliche Rum-Industrie”. Und, zugegeben: Wir wissen nicht, wieviel Gratisproben bei der Gelegenheit ausgeschenkt wurden. Wir wissen nur, dass die Teilnehmer sich als Preis dafür mindestens diesen vergleichsweise trockenen Vortrag [pdf] über die Probleme bei der Liberalisierung des EU-Rum-Marktes anhören mussten. Dass andere Arbeitsgruppen sich zu dieser Zeit über die Probleme bei der Bekämpfung von HIV und Aids und den Umweltschutz informierten, fand “Bild” übrigens nicht berichtenswert.
Schließlich rechnet “Bild” vor:
“Ganze 19 Stunden tagte die AKP-EU-Versammlung laut offiziellen Protokollen und Tagesordnungen — in fünf Tagen”.
Das ist, wenn man davon absieht, dass es nur vier Tage waren, nicht komplett falsch. Aber “Bild” zählt hier anscheinend ausschließlich die Tagungen des Plenums — sämtliche Präsidiums- und Kommitteesitzungen, Projektbesuche und Workshops, die ungefähr die Hälfte des Arbeitsprogramms ausmachten, rechnet “Bild” einfach nicht mit.
Wobei sich die Frage stellt, warum Herr Hoeren überhaupt noch mit Gewalt Beweise für den lotterhaften Charakter der Dienstreise herbeirechnen musste. Wir sagen nur:
Danke an Wolfgang W. für den sachdienlichen Hinweis!
»Gefühl ekelt mich«
(zeit.de, Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert)
Harald Schmidt hasst Sentimentalitäten, trotzdem spricht er über die Geburt seiner Kinder und den größten Rollenwechsel seines Lebens: Von Peymanns Theaterbühne auf die Planken des Traumschiffs.
Der Kult der Selbstdarstellung
(manager-magazin.de, Martin Nejezchleba)
Broadcast Yourself! Der YouTube-Slogan ist programmatisch für das neue Gesicht des Internets, das Web 2.0. An der Universität Bamberg wird dem neuen Netz auf den Zahn gefühlt und gezeigt, wie millionenfaches Sich-selbst-auf-Sendung-Bringen bisherige Öffentlichkeitskonzepte auf den Kopf stellt.
Wie MTV YouTube besiegen will
(welt.de, Lars Winckler)
Der Ikone der Popkultur bläst der Wind heftig ins Gesicht. Erst litt das Image unter der nervigen Klingeltonwerbung, jetzt bieten YouTube, Yahoo und Co. tausende Musikvideos kostenlos über das Internet an. MTV Deutschland-Manager Joel Berger erklärt WELT.de, warum sein Sender heute dennoch erfolgreicher als je zuvor ist.
Herrn Bezos?s jüngste Vision
(eurams.de, Stephan Bauer)
Zwölf Jahre nach Gründung von Amazon hat Internet-Pionier Jeff Bezos wieder große Pläne. Der Onlinehändler soll zum Rechenzentrum des Web werden. Wall Street ist skeptisch.
Kulturelle Kopfnüsse
(taz.de, Christian Bartels)
Bei 3sat wollen gut erzogene Redakteure Kulturfernsehen für die “aktive Mitte” machen. Mit Hilfe des feuilletonistischen Service-Magazins “Vivo” hofft man auf mehr Unverwechselbarkeit.
Abgelehnte New Yorker Cartoons
(vice.typepad.com)
Die Cartoons im New Yorker sind ganz schön lahm. Aber Leute die diese Witze auch noch analysieren und sich ihre eigenen Versionen davon zusammenbasteln sind noch viel…moment, am schlimmsten sind eigentlich die Leute, die sich neue, super ausgeflippte Bildunterschriften für die Cartoons ausdenken.
Es ist, unter uns gesagt, natürlich komplett egal, um wieviel Uhr genau die letzte Folge der ZDF-Serie “Das Erbe der Guldenburgs” endete, insbesondere in einem Artikel, in dem es nicht einmal um die Serie, sondern nur den angeblich geheimnisvollen Tod eines Darstellers geht. Einen solchen Artikel, wie die “Bild am Sonntag” es tut, mit dem Satz zu beginnen:
“Am 19. Mai 1990 um 20.14 Uhr war die Geschichte eigentlich zu Ende.”
ist reine Wichtigtuerei.
Blöd, wenn’s dann nicht einmal stimmt. An diesem Tag fand nämlich in Berlin das DFB-Pokal-Endspiel Kaiserslautern gegen Bremen statt, das Kaiserslautern 3:2 gewann, und das ZDF übertrug bis 20.04 Uhr live das Spiel und die Pokalübergabe. Die letzte Folge von “Das Erbe der Guldenburgs” begann deshalb nicht wie sonst gegen 19.30 Uhr, sondern erst um 20.05 Uhr. Sie endete um 20.47 Uhr.
Dies alles hinzuschreiben, ist zwar auch reine Wichtigtuerei. Aber wenigstens stimmt’s.