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«Sie konsumieren, was sie bekommen»
(nzz.ch, Chanchal Biswas)
In der Deutschschweiz gibt es neu vier grosse Sonntagszeitungen und bald fünf Gratiszeitungen. Findet der Mensch souverän durch die Informationsflut, oder geht er darin unter? Ein Medienprofi gibt Antwort.

Qualitätsjournalismus nach sueddeutsche.de-Art
(blog.zeit.de/meckern, pdf)
Das führende Internet-Angebot unter den Tageszeitungen, sueddeutsche.de, sieht sich dem “Qualitätsjournalismus im Netz” verpflichtet. Die dort praktizierte Jagd nach den Klicks symbolisiert jedoch eher das Elend des Netzjournalismus.

“Von Dramatik reden immer die anderen”
(sueddeutsche.de, C. Busse und C. Tieschky)
Der Schweizer Verleger Michael Ringier äußert sich im Interview über den Auflagenschwund seines Boulevardblattes “Blick” und seinen Berater Gerhard Schröder.

Wo der Zuschauer nur Zaungast ist
(spiegel.de, Nils Klawitter)
Autistische Erzählrituale, eine stereotype Inszenierung, dazu noch feine Unbegreiflichkeit: Ein neues Buch des Journalisten Walter van Rossum rechnet mit dem Mythos “Tagesschau” ab.

Vietnam, Irak – und morgen Iran?
(tagesspiegel.de, Rüdiger Schaper und Jacalyn Carley)
Faule Journalisten, verlogene Politiker: Ein Gespräch mit der amerikanischen Reporterlegende Seymour M. Hersh.

Soll ja ein Traumberuf sein
(youtube.com, Video, 3:24 Minuten)
Journalisten über ihren Beruf anlässlich einer Buchpräsentation.

medienlese – der Wochenrückblick

Der Blick offerierte seinen Lesern einen in drei Altersklassen aufgeteilten Test, um herauszufinden, ob sie vielleicht Idioten sind. Frage 1: “Arbeiten Sie in einem Büro mit Töggelikasten oder Pingpong-Tisch?” Frage 5: “Hattest oder hast du eine Vokuhila-Frisur?”. Frage 8: “Frau: Zwingen Sie ihn dazu?”. Die Auswertung ging so: “Mussten Sie in Ihrer Altersklasse mehr als vier Mal «Ja» antworten? Uiuiui. Bei Ihnen ist Hopfen und Malz fast verloren.” Dafür wurde aber gleich auch Lebenshilfe offeriert. Punkt 7: “Nehmen Sie diesen Test nicht zu ernst – Sie sind kein Idiot, schliesslich lesen Sie Blick Online. :-)”.

Richtig schöne Bildergalerien gab es diese Woche. Eine, die sich “Love is in the air” nannte. Und eine, die sich “So schön war?s beim Fernsehpreis” nannte.

Wir lieferten zwar 50 Zitate diese Woche, aber bild.de zeigte schnell mal, wie man das richtig macht und schrieb über den Abgang von eines CSU-Politikers: “Unter stehenden Innovationen verlies Edmund Stoiber das Rednerpult“.

Read On…

Kurz korrigiert (437)

Es gibt bei Preisverleihungen nicht viel, was einen daran interessiert:

  • Wie war’s?
  • Und wer hat gewonnen?

Die Antwort auf die erste Frage ist Ansichtssache. (Aber wenn die Bild.de-Redaktion meint, der “Deutsche Fernsehpreis” gestern abend auf RTL sei mit 3,43 Millionen Zuschauern “ein echter Straßenfeger” gewesen… na, denn.)

Die Antwort auf die zweite Frage ist vielleicht entscheidender. Und dennoch heißt’s auf Bild.de seit heute Nacht in einer “Fotogalerie”:

"Beste Kochshow -- Gewinner:

Ach, hätten sich die Bild.de-Redakteure doch einfach nur ihre zweite “Fotogalerie” zum Thema angeschaut! Heißt es dort doch unter einem weiteren Tim-Mälzer-Foto korrekt:

"Seine Freundin Nina Heik lächelt, aber Tim Mälzer guckt, als habe man ihm die Suppe versalzen. Mit dem Preis klappt es bestimmt ein anderes Mal"

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 18.30 Uhr: Bild.de hat den Fehler inzwischen korrigiert.

Knast-Mädchen Reloaded

Erinnern Sie sich noch an Melanie W. aus Marzahn? Im Jahr 2005 berichtete “Bild” mehrfach über das Mädchen, das in Brasilien wegen Drogenschmuggels im Gefängnis saß und angeblich zur “Miss Knast” gewählt wurde. Außerdem fantasierte “Bild” von einer möglichen Model-Karriere nachdem Melanie es auf das Cover der brasilianischen Zeitschrift “Trip” geschafft hatte (wir berichteten).

Zwei Jahre später gibt es “Exklusiv in BILD” (in der Berlin-Ausgabe ganzseitig und auf der Titelseite) Neuigkeiten — und alte Falschinformationen. Neu ist: Melanie wurde aus dem Gefängnis entlassen. Teils alt und falsch und teils neu und falsch ist dies:

"2005 wurde sie zur Miss Knast gewählt"

Die blonde Schönheit kam in die Endauswahl, begeisterte die Jury (…). Sie gewann!

Erstens wurde Melanie, wie gesagt, nicht zur Miss Knast gewählt, und zweitens wurde sie nicht im Jahr 2005 nicht zur Miss Knast gewählt, sondern im Jahr 2004. Das konnte man übrigens auch in der “Bild”-Zeitung nachlesen. Dort hieß es im November 2005 in einer recht abenteuerlich formulierten Meldung:

Jung, sexy, Verbrecherin — Brasilien hat eine neue “Miss Knast”! Die deutsche Titelverteidigerin Melanie [W.], 2. der Miss-Wahl 2004* (BILD berichtete), mußte ihre Krone abgeben.

*) Auch der 2. Platz ist aller Wahrscheinlichkeit nach falsch. Dem “Tagesspiegel” hatte Melanie im Oktober 2005 erzählt, dass die “Miss-Knast”-Geschichte nicht stimmte: “Die angebliche Miss Knast Brasilien landete in der Endauswahl der Schönheiten auf den hinteren Plätzen.”

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Immer schneller und jederzeit reagieren
(nzz.ch, Patrick Donges, Otfried Jarren und Martina Vogel)
Das Mediensystem beeinflusst die Politik erheblich. So müssen Parteivertreter heute ständig erreichbar und jederzeit in der Lage sein, zu einem Thema schnellstmöglich eine Position zu formulieren.

Web für 0
(freitag.de, Katrin Schuster)
Auf die Frage, wie man als Zeitung im Internet Geld verdienen kann, gibt es eine neue Antwort: alles freigeben.

Weltweite Werbung geht ins Netz
(handelsblatt.com, Massimo Bognanni)
Mit Blick auf das rasante Wachstum strotzen Onlinewerber derzeit vor Selbstbewusstsein: ?Die größten Fische fängt man im Internet? – so warb die Branche gestern auf der Online-Marketingmesse OMD in Düsseldorf. Und die jüngsten Trends zeigen: Es sind immer mehr die globalen Gewässer, in denen werbetreibende Unternehmen mit ihren Kampagnen fischen.

InnenLEBEN
(zeit.de/leben, Videos)
Warum reizt einen Autor eine bestimmte Geschichte? Was ist ihm während der Recherche passiert? Und welche Begegnungen haben ihn besonders berührt? Autoren des ZEITmagazins LEBEN geben im Video-Interview Einblicke in das “Innenleben” ihrer Reportagen.

Im Gespräch: Mathias Plica über die Web 3.0 Studie
(media-treff.de, Video, Christian Schmitt, 6:28 Minuten)
Webcast von der OMD: Interview mit Mathias Plica, der die CHIP Xonio Web 3.0 Studie vorstellt.

Markt und Medien
(spiegel.de, Video, Yasemin Yüksel, 3:00 Minuten)
Das Fachchinesisch in der Werbebranche.

Allgemein  

Die große Unbekannte

…begrüßen wir besonders die neuen Teilnehmer an unserem beliebten Gymnastik-Kurs “Geistige Beweglichkeit mit Franz Josef Wagner”. Sind Sie locker? Fein, dann beginnen wir sofort mit einer 180-Grad-Dehnungsübung. Herr Wagner, machen Sie’s wieder vor?

Franz Josef Wagner, “Bild”, 15. August 2007:

Ich denke, wir brauchen einen Bildungsminister. Wenn wir schon jemanden haben, dann kenne ich seinen Namen nicht.

Franz Josef Wagner, “Bild”, 27. September 2007:

Die großen Frauen der Republik heißen Frau Merkel, Frau Schavan, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Frau von der Leyen.

(Links natürlich von uns.)

Vielen Dank an Adrian C.!

Kurz korrigiert (436)

“Du stehst halt ständig unter Beobachung, vor allem von diesen Korinthenkackern da von BILDblog. Und die sind halt gnadenlos. Also die decken halt jeden noch so kleinen Schreibfehler auf, also kannste nix machen….”

[Der langjähriger “Bild”-Lokalreporter] Timo S. hatte Frankfurt einfach zur Hauptstadt von Hessen gemacht, BILDblog merkte das sofort, Timo S. recherchierte:

“Ich hab’ doch nochmal in Wikipedia nachgeguckt und also die BILDblogger hatten leider Recht: Es ist tatsächlich Wiesbaden. Und wenn du sowas täglich hast, das macht dich fix und fertig, ne.”
(Aus einem satirischen Beitrag des NDR-Medienmagazins “Zapp”)

Und nun zum Papst.

Bild.de schreibt heute:

"Am 30. April 2005, erst drei Tage vor seinem Tod, sei der Papst mit einer Sonde zur künstlichen Ernährung ausgestattet worden, sagt Dr. Lina Pavanelli:

Das wäre in der Tat viel zu spät gewesen. Anders als Bild.de glaubt, war der Papst am 30. April 2005 nämlich schon seit 28 Tagen tot.

Mit Dank an Timo R. und Dirk U. für den Hinweis.

Nachtrag, 17.13 Uhr: Bild.de hat das Datum nun am Anfang des Texts komplett gestrichen. Weiter unten, in einem Zitat eines Vatikan-Sprechers heißt es jedoch: “Der Papst ist lange vor dem 30. April mit der erforderlichen Sonde ausgestattet worden (…).”

Nachtrag, 17.40 Uhr: Jetzt wurde auch das Zitat des Vatikan-Sprechers vollständig entfernt.

“Bild” verbreitet “Bild”-Meldung falsch

Schon eigenartig: Da verbreiten gleich mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf “Bild” eine Falschmeldung — und in “Bild” selbst steht’s richtig?!

So geschehen heute Nacht:

Gegen 1.40 Uhr meldete Reuters:

Blatt — EU will im Kampf gegen Terror Internet-Suche überwachen

Gegen 2.50 Uhr meldete AFP:

Bild: EU will Internet-Suche überwachen

Und gegen 8.55 Uhr klapperte AP hinterher und meldete:

EU will laut Bericht Internetsuche überwachen

Alle drei Agenturen berufen sich auf “Informationen der ‘Bild-Zeitung'” — und berichten in teilweise fast identischen Formulierungen:

Wer mittels einer Suchmaschine nach “gefährlichen Wörtern” wie “Bombe”, “Völkermord” oder “Terrorismus” forsche, solle überwacht werden.
(Hier zitiert nach AFP.)

Die AFP-Meldung endet sogar mit den Worten: “Der Beitrag lag AFP vorab in redaktioneller Fassung vor.”

“Bild”-Vorabmeldungsente
 
EU will Internet-Suche überwachen
 
Hamburg. Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus will die EU-Kommission künftig die Internet-Suche überwachen. Wer mittels einer Suchmaschine, z. B. mit Google, nach “gefährlichen Wörtern” wie “Bombe”, “Völkermord” oder “Terrorismus” forscht, soll überwacht werden. Das berichtet die BILD-Zeitung (Donnerstagausgabe) unter Bezug auf den deutschen EU-Abgeordneten Alexander Alvaro (FDP).

Der Abgeordnete kritisierte das Vorhaben. Er sagte der BILD-Zeitung: “Ein verrückter Plan, der die Einfallslosigkeit der Kommission offenbart. Wer im Internet nach solchen Begriffen sucht, ist noch lange kein Terrorist.”
(zitiert im Wortlaut)

Erstaunlich also, dass selbst der von “Bild” in der Vorabmeldung (siehe Kasten) zitierte EU-Abgeordnete der FDP, Alexander Alvaro, uns gegenüber betont, die Behauptung, die EU wolle Suchmaschinen(nutzer) überwachen, gehe “an dem sowieso schon recht hanebüchenen Vorschlag der EU-Kommission völlig vorbei.” Der EU-Kommissar Franco Frattini habe vorgeschlagen, Menschen an der Nutzung oder Suche gefährlicher Wörter zu hindern. Überwacht werden solle aber niemand.

Erstaunlich auch, dass in der heutigen “Bild”-Zeitung ohnehin etwas ganz anderes steht. Kein Wort davon, dass die EU Suchanfragen oder -abfrager überwachen wolle. Vielmehr heißt es dort (irreführend, aber nicht völlig falsch) in einer 14-zeiligen Meldung auf Seite 2:

"EU will Wörter-Abfrage im Internet kontrollieren"

Die EU-Kommission will (…) die Internet-Abfrage “gefährlicher Wörter” wie “Bombe”, “Völkermord” und “Terrorismus” kontrollieren. (…)

Doof für “Bild” ist die Sache trotzdem, weil sich die falsche Vorab-Version (“Wer … forscht, soll überwacht werden.”) inzwischen unter Bezugnahme auf “Bild” in vielen Medien wiederfindet.

Peinlich für die Agenturen (insbesondere Reuters) ist zudem: Die vermeintliche “Bild”-News ist gar keine. Dass der EU-Kommissar Frattini innerhalb der EU die Internetsuche nach Bombenbauanleitungen und den Zugang zu entsprechenden Seiten von den Internetprovidern blockieren lassen wolle*, hatte Reuters bereits vor zweieinhalb Wochen ausführlich gemeldet.

*) Inzwischen hat AFP auch mit Frattini gesprochen und zitiert ihn unter der Überschrift “Frattini dementiert Bericht zur EU-Überwachung von Internetsuche” mit den Worten: “Ich beabsichtige überhaupt nicht, mögliche Internetrecherchen der Bürgerinnen und Bürger einzuschränken.” Laut AFP erwäge er aber, Webseiten sperren zu lassen, die illegale Inhalte wie etwa Anleitungen für den Bau von Bomben enthielten — allerdings nur dann, wenn eine “konkrete Gefahr” bestehe: “Nur dann, wenn es um eindeutig terroristische Zwecke geht, kann die Technik helfen, die Nutzer dieser Webseiten zu identifizieren.”

“Bild”-Sprecher Tobias Fröhlich sagte uns auf Anfrage (und unter Verweis auf Frattinis Aussagen gegenüber AFP), man erkenne zwischen “Bild”-Vorabmeldung und “Bild”-Bericht “keine Diskrepanz”.

Nachtrag, 15.40 Uhr: Über die Verwirrungen rund um die vorab verbreitete “Falschmeldung” von “Bild” berichtet auch Zeit.de und resümiert: “Unfreiwillig hat die ‘Bild’-Zeitung für die Freiheit im Internet gekämpft.”

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Pandora-Box der alten FACTS-Redaktion geöffnet
(facts.ch, Christoph Lüscher)
Erschreckend schnell ist es im Sommer 2007 ruhig geworden um das eingestellte Nachrichtenmagazin FACTS. Und auch wenn manche für die Beschreibung von FACTS 2.0 Wiederauferstehungs– oder gar Untoten-Metaphern verwendet haben, machen wir hier in Tat und Wahrheit etwas ganz Neues, das nicht mehr viel mit dem alten Nachrichtenmagazin gemein hat. Einiges haben wir aber auch vom alten FACTS geerbt, unter anderem die Redaktions-Mailbox, wo Minute für Minute neue Medienmitteilungen eintreffen. Nicht für empfindliche Gemüter: wir öffnen Pandoras Box der “NO FACTS 2.0”.

Die Öffentlich-Rechtlichen und das Internet
(perlentaucher.de, Robin Meyer-Lucht)
Zweite Folge.

“Plötzlich knallt es” – aus dem Innenleben der Tagesschau
(agenturjournalismus.de)
Der Tagesschau-Blog vermittelt interessante Impressionen aus dem Innenleben der ARD-aktuell-Redaktion. Gründlicher untersucht wurde der “journalistische Herstellungsprozess der Tagesschau” in einer Dissertation von Sabine Schäfer, die jetzt im UVK-Verlag erschienen ist.

“Boulevard ist das schwierigste Genre”
(persoenlich.com, David Vonplon)
Der Weltwoche-Autor Walter de Gregorio zu seinem Wechsel zum Blick.

“Bild” agitiert mit anonymen Zeugen
(ndr.de, Video, 5:40 Minuten)
“Bild”-Mitarbeiter packen aus, schildern eindringlich den journalistischen Alltag des Boulevardblatts.

OMD Live
(zeit.de, Videos)
Diverse Interviews von der digitalen Vermarktungsmesse in Düsseldorf.

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