“Bild” und Grand-Prix: War schon schlimmer

Man muss dankbar sein.

Als Gracia vor drei Jahren beim Eurovision Song Contest auf den letzten Platz kam, schrieb “Bild”-Autor Hauke Brost einen langen Text über die Frage “Warum mag uns keiner mehr?”, in dem Sätze standen wie:

NEHMEN WIR MAL DIE POLEN. Wer sich da drüben einen gebrauchten Skoda leisten kann, wo hat der denn die Kohle her? Auf deutschen Baustellen Fliesen verlegt oder in deutschen Schlachthöfen Rinder zerlegt. Dankbarkeit? Stinkefinger (0 Points von Polen).

ODER DIE HOLLÄNDER. Jetzt legen sie mit ihren Käse-Wohnwagen wieder die deutschen Überholspuren lahm, ohne Maut natürlich. Wir stehen dafür im Stau. Aber Dankbarkeit? Stinkefinger (0 Points von Holland). (…)

Wir kaufen dem Türken sein Döner ab, und aus lauter Freundschaft haben wir gleich 10 Points in die Türkei geschickt, und was schallt zurück? 0 Points von der Türkei. Ey, Alda, kraß, voll der Hammer, ey.

Wir Deutschen sind die Guten. Wir lassen Heidi Klum ihren Seal heiraten (…).

Man muss dankbar sein. Nachdem in diesem Jahr auch die No Angels beim Eurovision Song Contest sehr schlecht abgeschnitten haben, schreibt “Bild” zwar auf der Titelseite “Wir zahlen und die anderen schieben sich die Punkte zu”, aber die Berichterstattung ist vergleichsweise anständig.

Vergleichsweise.

Unerklärlich bleibt, wie Mark Pittelkau, ein kleiner Veteran der “Bild”-Grand-Prix-Berichterstattung, zu dem Urteil kommt:

Es ist das schlimmste Desaster der deutschen Grand-Prix-Geschichte!

Genau genommen ist es höchstens das schlimmste Desaster der deutschen Grand-Prix-Geschichte der letzten zwei Jahre.

Jetzt kamen die No Angels mit 14 Punkten auf den drittletzten Platz. 2005 kam Gracia mit 4 Punkten auf den letzten Platz. 1995 kam Stone & Stone mit einem Punkt auf den letzten Platz. Und 1996 schaffte es Deutschland gar nicht erst ins Finale.

Auch nur sehr, sehr ungefähr stimmen Pittelkaus Aussagen über das gegenseitige “Zuschachern” von Stimmen osteuropäischer Staaten:

Wie jedes Jahr bekam zum Beispiel Bosnien von Kroatien 12 Punkte, Länder wie Armenien, Aserbaidschan und Russland schoben sich die Punkte gegenseitig zu (…).

Bosnien hat bisher 14-mal am Grand-Prix teilgenommen. Vor diesem Jahr bekam das Land erst einmal zwölf Punkte aus Kroatien (2006). Und wer etwas über das Verhältnis zwischen Armenien und Aserbaidschan weiß, wird nicht erstaunt sein, dass beide Länder einander jeweils exakt null Punkte gaben.

Aber, wie gesagt: Man muss schon dankbar sein.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber!

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Globale Bildsprache aus Asien
(Frankfurter Rundschau, Christian Schlüter)
“Die Vielfalt der chinesischen Comic-Szene wird mittlerweile auch von den Behörden geduldet, was nicht nur daran liegt, dass sie noch recht klein und deswegen ungefährlich ist: Mit einiger staatlicher Unterstützung orientiert sich die Manhua-Produktion längst an den internationalen Märkten.”

Promi-Blogger Perez Hilton: 66 lobende Worte über Stefanie Heinzmann (Bild Keystone/Chris Weeks)Blogger lobt Stefanie, Blick bejubelt Blogger
(Blick Online, Christian Bischoff)
Promi-Blogger Perez Hilton schreibt 66 lobende Worte über Stefanie Heinzmann – und bei Blick Online wird daraus eine Jubelmeldung mit 206 Wörtern. Screenshot, Zitat – nur das mit dem Link hat wieder mal nicht geklappt, deswegen hier: “Sing Out Loud, Sister!”

Eurozentriker müssen sich warm anziehen
(Perlentaucher, Christoph Mayerl)
“Die Gefechte um die Meinungshoheit über Tibet zeigen es: das Internet hat die Medienlandschaft nicht unbedingt demokratischer gemacht. Es gilt das Gesetz der großen Zahl.” Aufgewacht, es gibt mehr als eine Wahrheit.

Angst vor Lokalnachrichten in Google Earth
(Financial Times Deutschland, Björn Maatz)
“Eine akute Gefahr sehen Zeitungsverleger bislang zwar nicht, sind sich aber des Einflusses von Google bewusst: ‘Unter Umständen muss neu darüber nachgedacht werden, ob Google News weiterhin von fremden Inhalten, insbesondere von Zeitungswebsites, profitieren darf’, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV).” Das mit dem Internet haben sie immer noch nicht verstanden, profitieren von Google-News-Zitaten und fürchten doch den Content-Klau.

Schwenzel und das knarzende Ungetüm
(wirres.net, Felix Schwenzel)
“mir fiel auf, wie sehr sich meine lese-erwartungen beim lesen von zeitungen denen beim lesen im internet angepasst haben. ich erwarte persönliche stellungnahme, eine klar zu erkennende subjektive, aber auch ehrliche, haltung zum objekt der berichterstattung ? und fachkompetenz.”

Gegen Content-Klau vorgehen
(Online Journalism Review, Robert Niles)
“Do-it-yourself copyright protection online: If others are stealing your content online, there are simple ways that you can find them, and then shut them down. Here’s how.” Hoffentlich versucht der BDZV jetzt nicht, gegen jedes Zitat im Internet vorzugehen …

medienlese – der Wochenrückblick

Radio Multikulti und “Polylux” gestrichen, Mitarbeiter und Journalisten ausgeforscht, Verweigerer unerwünscht und Fußball-Quoten nur stabil.

Der RBB streicht “Polylux”, Moderatorin Tita von Hardenberg gibt Durchhalte-Parolen im Internet: “Von Polylux bleibt Polylog. Nach dem Fernsehen kommt das Netz.” Für das ebenso eingesparte Radio Multikulti machen sich unterdessen Unterstützer stark. Unser Kommentar: “Sparen am falschen Ende.”

Konzernsicherheit – ein Wort macht Karriere. Es hat etwas vom Sound aus alten Wallraff-Tagen, als deutsche Unternehmen bewaffnete Einheiten aufstellten. Diesmal wird nicht gleich geschossen, sondern elektronisch überwacht. Nach Lidl gibt es nun auch schwere Vorwürfe gegen Burger King. Mitarbeiter sollen intern bespitzelt worden sein, berichtet die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. An Meldungen dieser Art hat man sich beinahe gewöhnt – wo eine Kamera, da auch Überwachung.

Read On…

Daum hält sich nicht an “Bild”-Wissen (Nachtrag)

"Abschied vom 1. FC Köln perfekt: Christoph Daum haut ab! -- Christoph Daum verlässt den 1. FC Köln! BILD hatte exklusiv schon am 13. Mai den Abschied des Trainers angekündigt. Jetzt einigte sich Christoph Daum (54) mit dem FC auf eine Vertragsauflösung! Der Trainer-Hammer in der 2. Liga. Daum geht!"

Als wollte man sich bei “Bild” mit Daums “überraschender Wende” und seinem “Rücktritts-Rückzieher” (wir berichteten) nicht so recht abfinden, findet sich der obige “Bild”-Artikel(entwurf?)* mit Datum vom gestrigen Freitag aktuell verlinkt auf Bild.de.

Mit Dank an Lasse P., Max S., Benno K. und Stefan J.

*) Nachtrag, 20.28 Uhr: Wo vorhin noch die “Daum geht”-Meldung stand, steht jetzt nixxx mehr.

Britney Spears verwirrt “Bild”

“Bild” berichtet heute in ihrer Printausgabe:


Jetzt soll die Sängerin auch noch für ihren Vater bezahlen! Bei einem Gericht in Los Angeles reichte Jamie Spears (55) einen Antrag auf die Begleichung von Verdienstausfall ein. Seine Tochter Britney (26) soll ihm rund 6400 Euro bezahlen, weil er sich im Februar als Vormund um sie gekümmert hat! (…) Das bedeutet: Für jede Woche Vormundschaft will Papa Spears 1600 Euro kassieren! Das Gericht berät über den Fall.
(Hervorhebungen von uns.)

So so, das Gericht “berät”… Laut People.com z.B. hat das Gericht längst aufgehört, sich zu beraten – und Jamie Spears ab März ein wöchentliches Gehalt von 2500 Dollar (ca. 1600 Euro) zugesprochen sowie rückwirkend für den Februar weitere 10.000 Dollar (ca. 6400 Euro). Bislang also rund 40.000 Dollar (ca. 25.600 Euro).

Wie verzeihlich es ist, dass “Bild” die People.com-Meldung vom vergangenen Dienstag entgangen ist, sei dahingestellt. Sie ist ohnehin nicht neu. Die Nachrichtenagentur dpa etwa verbreitete am 7. März folgende Meldung:

Britney Spears’ Vater James (54) wird als Vormund seiner psychisch angeschlagenen Tochter reichlich entlohnt. Für die Verwaltung des Millionenvermögens der Popsängerin erhält der Vater daraus monatlich 10 000 Dollar (6500 Euro), berichtete der Internetdienst “E!Online”.

Andererseits hätte ein Blick auf Bild.de gereicht, um’s heute wenigstens halbwegs richtig in die “Bild”-Zeitung zu schreiben: Dort findet sich nämlich seit vorgestern ein Artikel, dessen Überschrift lautet:

Und obwohl auch Bild.de mit dem Betrag, den Jamie Spears bekommt, trotz Nachbesserung immer Probleme hat, steht dort doch klar und deutlich:

Britney Spears muss ihrem Vater und Vormund James Spears (56) ein Gehalt zahlen! Das ordnete jetzt das Gericht in LA an.
(Hervorhebung von uns.)

P.S.: Dass der bei Bild.de abgebildete “Gerichtsbeschluss” offensichtlich kein Gerichtsbeschluss ist, sondern wohl die “Petition for Order” (also die Klageschrift), ist da vermutlich kaum noch der Rede wert.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber für die Anregung.

6 vor 9

Interview: Burda fordert klare Grenzen für ARD und ZDF
(FAZ, Michael Hanfeld)
Hubert Burda ist dagegen: Frauen-Boxen als Grundauftrag der Öffentlich-rechtlichen? Und das ganze noch im Internet? Zentrale Forderung: “dass die Angebote von ARD und ZDF nur für eine begrenzte Zeit – sieben Tage – verfügbar sind.” Tagesschau-Chef Kai Gniffke bloggt zurück.

15 Jahre jetzt-Journalismus
(jetzt.de, Tobias Kniebe)
“In dieser Woche ist es 15 Jahre her, dass erstmals ein jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung beilag. Aus diesem Grund gibt es online auf jetzt.de in dieser Woche einen Blick ins Archiv: 15 Jahre jetzt-Journalismus, als gedrucktes Heft, als Online-Magazin und als jetzt-Kosmos …”

“Afrika ist kein Land”
(Neue Gegenwart, Frank Windeck)
“Welche Nachrichten erreichen uns vom schwarzen Nachbarn? (…) Immer mehr afrikanische Internetseiten gehen an den Start. Immer mehr Blogs werden geschrieben, immer mehr digitale Fotos oder auch Videos eingestellt. Für den proaktiven europäischen Mediennutzer ist dies eine Fundgrube an Informationen, die nicht überschätzt werden kann.

Interview: Die Langeweile Maxim Billers (PDF)
(Galore, Patrick Wildermann)
“Wie alle Heuchler neige ich zum Pathos, auch in der Liebe. Und am Ende werde ich dann doch wieder ganz kalt. – Ist Pathos ein negativer Begriff für Sie? – Pathos ist scheiße. Pathos ist immer Lüge. – Aber Pathos hat doch auch etwas Opernhaftes, es transportiert große Gefühle. – Sie müssen mich bitte irgendwas fragen, ich will jetzt nicht diskutieren.”

Sonderseite 700 Folgen “Tatort”
(FAZ.net)
Unter anderem “Einsame Wölfe und Gruppendynamiker, starke Frauen und sensible Männer, alte Hasen und junge Hüpfer und demnächst ein geschiedenes Ehepaar” oder “Und Schimanski warf zwei rohe Eier ein”.

Wired erklärt die Formel 1 (Lesetipp)
(Wired, Mark Seal)
“Of all the copy shops in all of England, Trudy Coughlan had the rotten luck of walking into Document Image Processing. (…) Thus began the biggest scandal ever to rock the world of Formula One racing.”

Fluchzeuge im Bauch

Wenn ein 76-jähriger Mann einen Hirntumor hat, was würde Ihnen dazu einfallen?

Uns ist Elisabeth Volkmann eingefallen, “Bild” etwas anderes. Doch dazu gleich. Als Volkmann jedenfalls vor zwei Jahren 70-jährig an akutem Herz- und Kreislaufversagen starb, schrieb “Bild”:

Liegt ein Fluch über der Klimbim-Familie?

Der Fluch bestand für “Bild” damals in Selbstmord (Michael Pfleghar), Schlaganfall (“Peer Augustinski”), “nie Glück mit den Männern” (Ingrid Steeger) und Volkmanns Tod.

Aber das ist natürlich nix gegen, sagen wir, die Kennedys. Die können in der “Bild”-Schicksalsbilanz mit den Klimbims locker mithalten: 3x Flugzeugabsturz (Joseph Kennedy jr., Kathleen Kennedy, John F. Kennedy jr.), 2x Attentat (John f. Kennedy, Robert Kennedy) und 1x Lymphdrüsenkrebs (Jacky Kennedy Onassis) in 55 Jahren.

Und nun, neun Jahre nach dem letzten Schicksalsschlag, haben die Ärzte bei JFKs gerade mal 76-jährigen Bruder Ted “einen bösartigen Tumor in der linken Gehirnhälfte entdeckt”! Für “Bild” ein klarer Fall:
"Schon wieder schlug das Schicksal zu: Der Fluch der Kennedys"
Um es mit Spießer Alfons zu sagen:

Wer hier wirklich zugeschlagen hat, war nicht das Schicksal, sondern der BILD-Autor.

Daum hält sich nicht an “Bild”-Wissen

Über Christoph Daum, Trainer des 1. FC Köln, schrieben “Bild” und Bild.de am Dienstag vergangener Woche überraschend dies:

"Daum -- Rücktritt!"
(…) Er wird zurücktreten. BILD weiß: Seine Entscheidung steht fest, auch wenn er sie (noch) nicht verkünden will.

(…) Spätestens Montag! Dann steht fest: Christoph Daum (54) wird den 1.FC Köln verlassen.

(…) Daum wird die Kölner trotz der Rückkehr in die Bundesliga zum Saisonende vorzeitig verlassen. Auch ein Vertrag bis 2010 kann Daum nicht halten (…). Der Absprung steht aufgrund seiner Ausstiegsklausel unmittelbar bevor.

Seit gestern abend steht wohl fest: Die “Bild”-Behauptungen sind falsch, Daum wird nicht zurücktreten. Oder, um’s mit der aktuellen “Bild” zu sagen:

"Daum bleibt!"

Allerdings liegt dazwischen eine turbulente Woche.

Unmittelbar nach dem “BILD weiß”-Bericht nämlich erklärte Daum im Kölner “Express”:

An dieser Stelle muss ich alle irren Spekulationen beenden: Selbstverständlich will ich weiter beim FC bleiben. (…) Das ist jetzt keine Pokerei (…).

“Welt Online” hielt Daums “Pokerei”-Dementi anschließend jedoch selbst für Pokerei und “eine Retourkutsche” auf die Rücktrittsmeldungen. Und auf die Frage, ob denn möglich sei, “dass der Trainer des 1.FC Köln in der kommenden Saison nicht Christoph Daum heißt”, antwortete Daum im Interview:

Ich kann diese Möglichkeit nicht gänzlich ausschließen.

“Welt Online” waren an diesem Tag nicht mal die einzigen mit einem Daum-Interview. Und als am selben Tag der “kicker” fragte, ob denn wohl jemand überrascht sein dürfte, wenn er tatsächlich Trainer bliebe, orakelte Daum:

Einen* gibt es wohl. Denjenigen, der mich hier weghaben will. Der wird überrascht sein.

*) Einen Tag nach dem “kicker”-Interview wollte Daum seine Aussage ausdrücklich “auf einen Medienvertreter” bezogen wissen.

Die “Bild”-Zeitung indes reagierte mit einer “BILD-Analyse” zum “Daum-Dilemma”:

Christoph Daum in einem “Express”-Video:

“Dass andere Themen jetzt, bevor die Saison zuende ist, in den Mittelpunkt kommen, dafür kann ich nichts. Das liegt an der Kölner ‘Bild’-Redaktion, das ist ‘ne persönliche Sache.”

“Daum weg”, schrieb BILD nach dem Aufstiegs-Finale gegen Mainz. (…) Der Trainer reagierte sauer und sprach von einer “persönlichen Sache” mit BILD-Köln [siehe Kasten].

Nun gut! (…) Gestern erklärte Daum in einem RPR1- Radio-Interview: “Es wird Gespräche (mit dem FC) geben, die vom Ergebnis her offen sind.”

Und später: “Es steht nichts fest…”

Daraus könnte man auch einen Rücktritt interpretieren.

Daraus, ähm, könnte man auch ein Zurückrudern interpretieren. Was allerdings das großspurige “BILD weiß” betrifft, mit dem das Hin und Her begann, gibt es im Nachhinein drei Möglichkeiten:

  • A: “Bild” hatte sich von irgendwem (oder Daum) irgendwas erzählen lassen und als Tatsache hinausposaunt.
  • B: “Bild” hatte sich für Daums Pokerei (inkl. Dementis, Beschimpfen-Lassen und Doof-Dastehen) einspannen lassen.
  • C: “Bild” hatte keine Ahnung und einfach irgendwas behauptet.

Unplausibel ist keine der Versionen. Nur…

…mit Journalismus haben sie alle drei nichts zu tun.

Wie Gegendarstellung Wirbel wird

Es steht zwar nicht “Gegendarstellung” über einem “Bild”-Artikel von gestern, der sich mit dem Grünen-Justizexperten Benedikt Lux beschäftigt, aber eigentlich ist es eine:

"Knast-Chef bedauert Wirbel um Grünen-Politiker"Die angebliche Affäre um Grünen-Rechtsexperte Benedikt Lux (26): Die Justizvollzugsanstalt Tegel hatte behauptet, Lux sei von einem Wärter ertappt worden, als er einem Häftling Baller-Spiele übergeben wollte. Jetzt stellt sich heraus: Diese Behauptung war falsch!

Und diese Behauptung war von “Bild” verbreitet worden – in einem Artikel am 7. März. Gestern schrieb “Bild” dazu:

Zuerst hatte Justizstaatssekretär Hasso Lieber (62) den Grünen im Rechtsausschuss gemaßregelt. Dann hatte JVA-Sprecher Lars Hoffmann (42) in BILD gesagt: “Videospiele sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Abgesehen davon gab es weder einen Antrag eines Insassen noch eine Genehmigung. Erst in der Anstalt, als Herr Lux die Spiele einem Insassen übergeben wollte, fiel das einem Wachhabenden auf.” Dabei war es ganz anders! Wie aus einer internen Erklärung des damals Wachhabenden, die BILD vorliegt, hervorgeht, teilte Lux dem Knast-Bediensteten von selbst mit, dass er die Spiele dabeihabe und sie gerne einem Insassen geben würde.

Nun ist es überhaupt kein Wunder, dass “Bild” diese vermeintlich “interne Erklärung des damals Wachhabenden” vorliegt. Und auch wenn “Bild” diesen Eindruck erweckt: Eine Exklusiv-Info im herkömmlichen Sinn ist das keineswegs. Die Erklärung war nämlich Beweismittel in einem Gegendarstellungs-Verfahren gegen “Bild”, das Lux nach dem Artikel vom 7. März angestrengt hatte – und zwar mit Ansage, wie Lux uns erzählt. Er habe “Bild” schon vor Erscheinen des Artikels angekündigt, dass er klagen werde, sollte “Bild” in ihrer Berichterstattung den falschen Eindruck erwecken, er habe versucht, die “Ballerspiele” ins Gefängnis zu schmuggeln.

“Bild” ließ Lux zwar unter der Überschrift “Grüner Abgeordneter bringt Knackis Ballerspiele in Knast” (der Artikel wurde bei Bild.de gelöscht) auch mit seiner Version zu Wort kommen (siehe Ausriss), doch die in “Bild” zitierten Aussagen des JVA-Sprechers, dass es keinen Antrag gegeben hätte und Lux von einem Wachhabenden mit den Video-Spielen quasi erwischt worden wäre, sind nun mal falsch.

Mitte April entschied das Gericht deshalb, dass Lux einen Anspruch auf Gegendarstellung hat. Da “Bild” die Gegendarstellung jedoch nur ungern habe abdrucken wollen, so Lux, habe er sich mit “Bild” geeinigt, das in einem weiteren Artikel richtig zu stellen. Mit dem von gestern sei er “zu etwa 70 bis 80 Prozent zufrieden”.

Offen bleibt, inwieweit neben dem “Knast-Chef” auch “Bild” den “Wirbel um Grünen-Politiker” bedauert. Den hat “Bild” zwar nicht von sich aus verursacht, aber ihm durch die Verbreitung der falschen JVA-Informationen den nötigen Aufwind gegeben.

6 vor 9

RBB killt Radio Multikulti und “Polylux”
(taz, Juliane Wiedemeier und Steffen Grimberg)
“Der RBB schafft mit ‘Polylux’ eine seiner wenigen prestigeträchtigen Zulieferungen für die ARD ab – und Europas erste multinationale Hörfunkwelle gleich dazu.” Auf Spiegel Online höhnt Christian Buß zum “Polylux”-Ende vom “Burn-out in der Partyzone”.

Sat.1 schiebt Niels Ruf ab
(dwdl.de, Uwe Mantel)
“Zuletzt holte die ‘Niels Ruf Show’ am späten Freitagabend nur noch miserable 2,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Nun reagiert Sat.1 und verschiebt die Late Night weiter in die Nacht.” So gebt ihm doch ein wenig Zeit!

Gaming-Zeitschriften: Die Spieler im Überblick
(Magaziniac.Blog, Evil)
“Fallende Auflagen, Monokultur im PlayStation-Segment und bereits einige Todesfälle (NMag Print, play vanilla, Sims 2 – Das offizielle Magazin) sind auch im Jahre 2008 bei den Spieleheften keine Überraschung. Doch was gibt es eigentlich noch Kiosk?”

Lifestyle für Lau
(horizont.net)
Ein neues Lifestyle-Magazin im Pocket-Format macht den Preiskampf der Frauenzeitschriften gar nicht erst mit: Chill kostet nichts. Die erste Ausgabe erscheint für das Rhein-Main-Gebiet, Hamburg, München, Köln oder Berlin könnten folgen.

Wall Street Journal mit neuem Chefredakteur
(sueddeutsche.de)
“Medienmogul Rupert Murdoch demonstriert seinen Einfluss: Nur wenige Monate nach der Übernahme des Wall Street Journal macht er seinen Vertrauten zum Chefredakteur.”

Staatsfeindin Nummer eins
(NZZ Online, Beat Bumbacher)
“Wenn in Jemen eine Zeitung ihre Auflage steigern möchte, dann bringt sie auf ihrer Titelseite ein Bild von Jane Novak. Die 46-jährige amerikanische Hausfrau und Mutter von zwei Kindern hat es in dem südarabischen Land dank ihrem Internet-Blog zu erstaunlicher Berühmtheit gebracht.”

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