Vor allem in Hamburg kam es am 1. Mai zu Ausschreitungen. Natürlich berichtet auch “Bild” über die “linken Chaoten” und “dumpfen Randalierer” — und zeigt online sogar allerlei Fotos von “BILD-Leser-Reportern”, die “Zeugen der sinnlosen Gewalt” geworden seien:
“Ein dritter Randalierer stopft das Tuch weiter in den Innenraum”? Naja. Zeugen der sinnlosen Gewalt, die ihre Aufnahmen nicht gleich an “Bild” geschickt haben, sahen die Szene irgendwie anders:
Mit Dank an, ähm, YouTube-Reporter diggernansy und an Bernd K.
§ 223 Körperverletzung
(1) Wer eine andere Person körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Warum lassen wir zu, dass mittelmäßige Kicker bei uns abkassieren wie Weltmeister? Wenn ein Benny Lauth, Total-Versager und Ersatzspieler bei Hannover 96, wie James Bond mit einem Aston Martin V12 (528 PS) vorfährt, dann sollte er von seinen Vorgesetzten doch eigentlich auf die Fr… kriegen, oder?
Maifeier-Tag in Berlin und Hamburg: Stundenlange Ausschreitungen, fliegende Steine, berstende Scheiben und brennende Autos.
Hunderttausende Euro gingen bei den sinnlosen Krawallen in Rauch auf! Fassungslos sehen wir die Bilder eures Hasses gegen den Wohlstand.
Zur gleichen Zeit in Afrika und Asien: Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria!
Für jeweils nur fünf Euro hätte jedes einzelne Kind gerettet werden können (…)
Die sinnlose Gewalt der Chaoten kostet Staat und Steuerzahler ein Vermögen – jeden einzelnen Euro hätten die armen von Malaria bedrohten Kinder so bitter nötig.
Unser Tipp(mit Link von uns):
Wer zehnmal keine “Bild”-Zeitung kauft, spart übrigens ca. fünf Euro.
Der Presserat hat “Bild” für dergleichen schon gerügt und Vergleichbares missbilligt. “Bild” ist das offenbar schnurz. Und so steht auch heute eigentlich außer Frage, dass die Art und Weise, wie “Bild” über “die Baby-Werferin” berichtet (siehe Ausriss), der journalistischen Berufsethik widerspricht und die Persönlichkeitsrechte der Frau verletzt* – um so mehr, als “Bild” selbst berichtet, dass die Frau, die “Bild” beim Vornamen nennt und abbildet, psychisch krank und “nicht in U-Haft, sondern in eine psychiatrische Klinik” gebracht worden sei (siehe Kasten).
Aus dem Pressekodex
“Liegen Anhaltspunkte für eine mögliche Schuldunfähigkeit eines Täters oder Tatverdächtigen vor, sollen Namensnennung und Abbildung unterbleiben.” (Ziffer 13, Richtlinie 13.1)
Und es ist mehr als fraglich, ob es die Sache irgendwie besser macht, wenn “Bild” über die großen Lettern “Das ist die Baby-Werferin” deutlich kleiner schreibt: “Junge Mutter aus Schöneberg auf dem Weg zum Haftrichter. Er glaubt:”
*) Was den kleinen schwarzen Balken über der Augenpartie der Frau anbelangt, hatte der Presserat die “Bild”-Redaktion bereits 2004 ausdrücklich daran erinnert, “dass Maßnahmen zur Anonymisierung einer Person auch wirksam sein müssen. So müssen Augenbalken soviel verdecken, dass eine Identifizierung über die nicht verdeckten Teile eines Gesichtes nicht möglich ist”.
Revoluzzer aus dem Netz (zeit.de, Video, 7:55 Minuten)
Jeff Jarvis (buzzmachine.com) erzählt im Videointerview, wie er 2001 den Schockwellenreiter las und verlinkte. Er glaubt nicht daran, dass man Angst vor Verlust der Privatsphäre haben muss (wie es die ältere Generation hat), sondern daran, dass im Internet etwas zurück kommt, wenn man etwas preis gibt.
Jugenderinnerungen der neuen Rentner (nzz.ch, ras.)
Rainer Stadler ermüden die Erinnerungen der Medien an die 68er: “Wer bereits mehrere solcher Jubiläen durchgemacht hat, mag sie ermüdend finden. Vor allem dann, wenn diese gleichsam rituell abgehandelt, wenn keine neuen Perspektiven eröffnet werden. Ein Blickwechsel scheint auch im vierzigsten Jahr danach kaum möglich. Das Erzählmuster Memoiren herrscht vor. Im Mittelpunkt stehen wieder die damaligen Akteure, die milde auf ihre wilden Jugendjahre zurückblicken.” Mich ebenfalls: “Die Schildkröte Alter holt jeden – auch den rollenden Stein von 1968” (blog.ronniegrob.com).
Der Schönwettermacher (weltwoche.ch, Daniele Muscionico)
“An der Spitze des Tages-Anzeigers steht ein Mann, der sich früher ‘Che’ nannte. Anfangs gab niemand Peter Hartmeier eine Chance, heute ist er akzeptiert, was in dieser Redaktion etwas heissen will. Sein Optimismus hat ihm viel geholfen.”
Paparazzi in Bäumen vor Psychiatrie (taz.de, Ralf Leonhard)
“Amstetten wird seit dem Inzestfall von Reportern belagert. Einige versuchten, sich als Ärzte in das Krankenhaus einzuschleichen, um an Fotos zu kommen.” Dazu: Hyänen am Horrorhaus (zeit.de, Nina Horaczek)
Interview mit Staatsminister Bernd Neumann (exklusiv) (medienhandbuch.de)
Bernd Neumann: “Die von Ihnen zitierten Untersuchungen zeigen lediglich, dass die Printnutzung junger Leserinnen und Leser ebenso stetig wie deutlich zurückgeht. Sie belegen aber nicht, dass die Zeitungen und Zeitschriften ihre Funktion als politische Leitmedien verloren haben.”
“Infiltration von Meinung” (faz.net, Michael Hanfeld)
“Es gibt Stücke im Fernsehen, denen schadet ein später Sendezeitpunkt gar nicht. Für den Film ‘Quoten, Klicks & Kohle‘ von Thomas Leif, den das Erste Mittwochabend um kurz nach halb zwölf zeigte, gilt das ganz besonders. Denn nach einem solch peinlichen Stück der Selbstbeweihräucherung und einem solchen Ausmaß manipulativer Techniken muss man lange suchen.”
Quoten statt Voten (medienheft.ch, Gerti Schön)
“Kurzatmige Nachrichten über aufgeblasene Bagatellen bestimmen die Berichterstattung über die Vorwahlen in den USA: Ob nun angebliche Heckenschützen in Bosnien, radikale Prediger oder “frustrierte Wähler” – kaum jemand, der nicht aufgeboten würde, um die Stimmung gegen die demokratischen Präsidentschaftskandidaten anzuheizen. Dabei geht es mehr um Quoten als um Voten.”
“Man muss lernen, anonym zu bleiben” (zeit.de, Götz Hamann)
“Netzsurfer tragen selbst Verantwortung, sagt der oberste Datenschützer von Google. Peter Fleischer über die Spuren, die Nutzer hinterlassen – und über das, was der amerikanische Internetkonzern damit anstellt.”
Der Hakenkreuzzug (spiegel.de, Ansberg Kneip)
“Wie Google Earth bei der Entnazifizierung der Welt hilft.”
“Gegen eine reine Mantellösung würde ich mich wehren” (persoenlich.com, David Vonplon)
“Letzten Samstag ist der “Bund” in die Räumlichkeiten der “Berner Zeitung” am Dammweg gezogen. Folgt auf die geografische Zusammenlegung der Zeitungen auch eine redaktionelle? Laut “Bund”-Chefredaktor Artur K. Vogel sind solche Befürchtungen aus der Luft gegriffen: “Wir versuchen, uns klar von der ‘BZ’ abzugrenzen”, erklärt er im Interview mit “persoenlich.com” und übt scharfe Kritik an Medien, die anderslautende Berichte publizierten.”
Da geht was (blick.ch, Lu Hai Rui)
“China ist ein ziemlich grosses Land, und in einem ziemlich grossen Land passieren ziemlich kuriose Dinge. In den vergangenen Wochen habe ich allerlei Zeitungsausschnitte für Sie gesammelt, liebe Leserinnen und Leser, und bin stolz, Ihnen nun die zehn verrücktesten Kurznachrichten des Frühlings präsentieren zu dürfen.”
Am vergangenen Sonntag nutzte Claus Strunz in seiner “Bild am Sonntag”-Kolumne “Der Chefredakteur antwortet” die Gelegenheit, dass ihn ein Leser auf eine vermeintliche Ungereimtheit in den vorangegangenen “BamS”-Ausgaben aufmerksam machte.
Während nämlich die “BamS” am 6. April “Was trickste Schröder mit Gaddafi?” gefragt habe, sei in der Ausgabe vom 13. April gestanden: “Tatsächlich gibt es bisher keine Beweise für eine persönliche Verwicklung Schröders in die Affäre.”
“BamS”-Chef Strunz antwortete:
Sie sprechen zu Recht einen Widerspruch in unserer politischen Berichterstattung an.
Nach allem, was man zum jetzigen Zeitpunkt wissen kann, haben wir einen Fehler gemacht. Gerhard Schröder ist nicht persönlich in die Affäre um deutsche Ausbildungshilfen für libysche Polizeibeamte verwickelt gewesen. (…)
Das haben wir am 13. April 2008 auch so berichtet und damit unsere Berichterstattung der Vorwoche korrigiert – prominent platziert im Politik-Aufmacher. So deutlich, dass Sie es natürlich sofort bemerkt haben. Denn wir wollen nichts, was wichtig ist, unseren Lesern vorenthalten – und sei es die Richtigstellung eigener Fehler. Das gehört zu unserem Selbstverständnis als größte Sonntagszeitung Deutschlands. (…)
Und nun zur Praxis:
Mit anderen Worten: Eine Woche nach der großen, aber offensichtlich falschen Schröder-Geschichte (nicht mehr online) stand in einem anderen Text:
“Riesen-Wirbel um den Bericht von BILD am SONNTAG (…)”
“Schröder (SPD) dementierte (…)”
“(…) bisher keine Beweise (…)”
Und wir sehen es deutlich, das Selbstverständnis als größte Sonntagszeitung Deutschlands! Bleibt nur noch eine Frage: Wenn doch die “Bild am Sonntag” ihre ursprüngliche Berichterstattung der Vorwoche korrigiert hat – prominent platziert und so deutlich, dass der Leser es natürlich sofort bemerkt, wie Strunz behauptet, warum dann stehen die Worte “Fehler”, “korrigiert” und “Richtigstellung” erst eine weitere Woche später in Strunz’ Leserbriefkastenonkelkolumne? Beziehungsweise: Warum steht auf Seite 4 derselben Ausgabe – prominent platziert – unter ein paar Polit-Meldungen dann noch dies:
Und apropos “wir wollen nichts, was wichtig ist, unseren Lesern vorenthalten”: Als die “Bild am Sonntag” vergangene Woche in Riesenlettern auf die Titelseite schrieb, dass der TÜV vor neuem Diesel warne, wollte der TÜV im Nachhinein von seiner Warnung nichts mehr wissen. Wer seither beim TÜV nachfragt, wird dort niemanden mehr finden, der offiziell vor neuem Diesel warnt, womit die “BamS”-Titelschlagzeile zwar keine Ente war, aber quasi im Moment ihres Erscheinens in sich zusammenfiel. In der “BamS” stand davon anschließend kein Wort.
Im Gegenteil: Unmittelbar neben Strunz’ Sonntagsrede findet sich zwar ein Ausriss der (unhaltbaren) TÜV-Schlagzeile und die (unhaltbar gewordene) Kernaussage: “Gegenüber BILD am SONNTAG warnt ein TÜV-Experte vor dem neuen Dieselkraftstoff, der einen höheren Biodieselanteil enthält” – allerdings bloß unter der schönen Überschrift: “BILD-am-SONNTAG-Leser wussten es zuerst!”
Bierfreunde helfen einander (taz.de, S. Grimberg und T. Landsberg)
“Lidl bemüht sich nach dem Spitzelskandal weiter um Schadensbegrenzung. Und nicht nur ‘Bild’ kämpft mit. Aus Krisen-PR wird Hofberichterstattung.” Siehe auch “Wir vertrauen Lidl – vertrauen Sie uns!”. Weiter unten im Bild-Text: “Informieren Sie sich bei www.lidl.de”.
Bedeutung der Zeitungen für die Demokratie (bmi.bund.de, Wolfgang Schäuble)
Rede von Dr. Wolfgang Schäuble: “Ob wir in 20 oder 30 Jahren hochwertigen Journalismus und meinungsstarke Zeitungen in ihrer jetzigen Form noch haben werden, dürfte aber vor allem davon abhängen, ob und wie es Zeitungen gelingt, sich auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters einzustellen. Das Internet wirft die bewährten Geschäftsmodelle der Zeitungen über den Haufen und revolutioniert den Nachrichtenmarkt. Für junge Lesergruppen ist das Internet bereits zum neuen Leitmedium geworden.”
Schweizer Verlag: Sonderbares Geschäftsgebahren (perfektionist.ch)
Eine grosse Schweizer Wochenzeitung, die zu einem grossen deutschen Verlag gehört, übernimmt einen offensichtlich an die falsche Adresse gesandten Werbeauftrag ungefragt ins Blatt und schickt eine Rechnung.
Reporter auf der Grenze zwischen Moral und Unmoral (tagesanzeiger.ch, Eberhard Falcke)
“Truman Capote war ein brillanter Journalist. Seine Porträts und Reportagen sind jetzt in einem Band versammelt. Grossartige Lektüre.”
Die “Bild”-Zeitung glaubt, dass die ARD-Talkshow “Anne Will” schlechte Quoten hat. Vielleicht will die “Bild”-Zeitung auch nur glauben machen, dass die ARD-Talkshow “Anne Will” schlechte Quoten hat. Denn um das zu belegen, sind einige Verrenkungen nötig. “Bild” schreibt heute:
Seit September 2007 moderiert Anne Will (42) jeden Sonntag um 21.45 Uhr ihre ARD-Polit-Talkshow. Doch die Quoten sind schwach, schon bei der zweiten Sendung schalteten nur noch 3,26 Millionen Zuschauer ein (Vorgängerin Sabine Christiansen holte fast 5 Mio.).
Aha: “Bild” vergleicht die zweite Sendung von Anne Will mit irgendeiner Sendung von “Sabine Christiansen”. Die Zeitung hätte nur die dritte Sendung von Anne Will nehmen müssen, um zu einem ganz anderen Ergebnis zu kommen: Da hatte “Anne Will” nämlich 5,86 Millionen Zuschauer.
Tatsache ist: Im Schnitt aller Sendungen hatte “Anne Will” bessere Quoten als “Sabine Christiansen” in ihrer letzten Saison.
Aber “Bild” hat noch einen anderen Vergleich:
Wills Quoten schwächeln, Plasberg begeistert hingegen mit seinem Talk [“Hart aber fair”] am späten Mittwochabend mit spannenden Gesprächen und tollen Gäste.
Wen Plasberg so begeistert, sagt “Bild” nicht, es ist auch schwer zu sagen. Die Zuschauer eher nicht — jedenfalls nicht, wenn man nach ihrem Einschaltverhalten urteilt. Anne Will hat deutlich höhere Zuschauerzahlen als Plasberg, und das nicht nur absolut gerechnet (wobei Anne Will der Sendeplatz am Sonntagabend zugute kommt, wenn ohnehin besonders viele Menschen fernsehen), sondern auch beim Marktanteil (dem Anteil derjenigen Zuschauer, die eine Sendung sehen, von allen, die zu der jeweiligen Zeit den Fernseher eingeschaltet haben).
Konkret:
Sendung
Zuschauer
Marktanteil
Anne Will
4,00 Mio.
13,8 %
Hart aber fair
3,24 Mio.
12,8 %
Sabine Christiansen*
3,78 Mio.
13,3 %
*) Saison 2006/2007
Und das ist noch nicht alles. “Bild” zitiert gleich zweimal aus einem Bericht des aktuellen “Focus”, der den Anlass für die “Bild”-Verrechnungen bildet:
[Anne] Will fühlt sich durch die Vorgehensweise vom Sender ungerecht behandelt. Dem “Focus” sagte sie: “Es geht nicht um konstruktive Kritik, sondern darum, mir zu schaden.”
Änderungspläne gibt es bei der ARD offenbar schon! Programmdirektor Günter Struve (68) zum “Focus”: “Es wird eine Lösung im Sommer geben, weil es sie geben muss!”
Das Will-Zitat stammt jedoch nicht aus dem “Focus”, sondern aus einem einen Monat alten “FAZ”-Interview — und so steht’s auch im “Focus” selbst (“… klagte sie der FAZ”).
Das Struve-Zitat indes stammt nicht nur nicht aus dem “Focus” (und steht so auch nicht da), sondern aus einer Pressekonferenz zur ARD-Hauptversammlung vor zwei Wochen — und betrifft im Kern sogar nicht einmal Anne Will. Struves “Lösung” bezog sich vielmehr auf die uneinheitlichen Anfangszeiten der “Tagesthemen”.
Und dass der ARD-Vorsitzende Fritz Raff den “Focus”-Bericht, auf den sich “Bild” beruft, scharf dementiert hat, fand “Bild” nicht einmal erwähnenswert.
Wir wollen nicht nachtreten. Aber wir wollen’s auch nicht unerwähnt lassen: Es ist in diesem Jahr bereits die zweite Niederlage der “Bild”-Zeitung.
Nachdem “Bild” vor drei Monaten erst, bei der hessischen Landtagswahl, die “Kriminelle Ausländer raus!”-Kampagne der hessischen CDU und ihres Vorsitzenden Roland Koch nach Kräften (und über dieGrenzendesjournalistischZumutbaren hinaus) unterstützt hatte, verlor die CDU zwölf Prozentpunkte.
Und gestern nun ist auch das Volksbegehren gegen die Einstellung des Flugbetrieb auf dem Berliner Flughafen Tempelhof gescheitert. Dabei hatten auch hier “Bild” und die anderen Springer-Zeitungen monatelang nach Kräften (und über die Grenzen desjournalistisch Zumutbaren hinaus) versucht, ihren Lesern weiszumachen, dass sie am gestrigen Sonntag unbedingt für den Erhalt von Tempelhof als Flughafen stimmen sollen — und wollen. Aber genutzt hat es wieder nichts: Zwar stimmten 60,2 Prozent der Wähler mit “Ja”, doch weil es für einen Erfolg des Volksbegehrens nicht nur die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, sondern auch mindestens ein Viertel aller Stimmberechtigten brauchte, waren es am Ende, bei einer Wahlbeteiligung von gerade mal 36,1 Prozent, doch zu wenig: statt 25 Prozent nur 21,7 Prozent — oder, um es mit der örtlichen “Bild” zu sagen:
Tolles Ergebnis des 1. Volksentscheids in der Hauptstadt! 530 231 Berliner haben gestern für den Erhalt des City Airports Tempelhof gestimmt! (…)
Ach ja: Die wahlentscheidende “21,7 Prozent”-Zahl sucht man in der heutigen “Bild” (Berlin-Brandenburg)* vergeblich. Sogar aus der offiziellen Tabelle des Statistischen Landesamts Berlin wurde sie von “Bild” rausgekürzt:
*) Anders als in Berlin-Brandenburg findet sich in anderen “Bild”-Ausgaben nur eine kleine Seite-1-Meldung, in der aber dafür die “21,7 Prozent” erwähnt werden.