Biometrische Überwachung, Becker – Pocher 0:1, Erfolg von “7 vs. Wild”

1. RSF fordert Verbot biometrischer Überwachung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen (RSF) hat sich zusammen mit 23 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen in einem offenen Brief (PDF) an die Bundesregierung gewandt. Diese solle sich für ein Verbot biometrischer Identifizierungsverfahren einsetzen. Ein Verbot wirke der “Normalisierung von Überwachungspraktiken im öffentlichen Raum entgegen”, so die zuständige RSF-Referentin für Internetfreiheit: “Zudem entspricht es dem Verbot biometrischer Überwachung, das die Ampelparteien im Koalitionsvertrag vereinbart haben.”

2. Boris Becker mit Klage gegen Oliver Pocher geschei­tert
(lto.de)
Der frühere Tennisstar Boris Becker, der derzeit in einem englischen Gefängnis einsitzt, ist mit seiner Unterlassungsklage gegen den TV-Komiker Oliver Pocher vor Gericht gescheitert. Das Landgericht Offenburg habe am gestrigen Dienstag entschieden, dass Becker durch einen Fernsehbeitrag des Comedians nicht in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wurde. Das Urteil sei jedoch noch nicht rechtskräftig.

3. Anforderungen an Medienschaffende
(journalistik.blogs.uni-hamburg.de, Jonathan Deupmann, Audio: 44:08 Minuten)
“Durch die Digitalisierung entwickeln sich die Produktion, Vermarktung und Auswertung von Medieninhalten weiter – wie verändert das die Anforderungen an Medienschaffende von morgen?” In der aktuellen Folge des “JKW”-Podcasts (“Journalistik und Kommunikationswissenschaft” der Universität Hamburg) erzählt Berater Matthias Rieger von seinen Erfahrungen bei einer Unternehmens- und Personalberatung und gibt dabei Einblicke in typische Projekte.

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4. Gegen Desinformation und für Demokratie
(de.ejo-online.eu, Paula Hammerschmidt)
Paula Hammerschmidt hat sich mit Hendrik Sittig unterhalten, dem Leiter des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung. Welche Rolle erfüllt das Medienprogramm auf dem Balkan? Und mit welchen konkreten Themen beschäftigt es sich inhaltlich? Was sind derzeit die wichtigsten Herausforderungen für die Pressefreiheit in Südosteuropa? Und welche Mechanismen braucht es, um demokratische Stabilität und freie Medien in der Region zu stärken?

5. Grow-Stipendien 2022: Das sind die Gewinner:innen
(netzwerkrecherche.org)
Erneut haben das Netzwerk Recherche und die Schöpflin Stiftung verschiedene Projekte aus dem Bereich des gemeinwohlorientierten Journalismus ausgezeichnet. Die Förderungen in Höhe von jeweils 3.000 Euro gehen in diesem Jahr an das Lokalmagazin “bloq” aus der Rhein-Neckar-Region, an das “Reporterslam”-Team, das gemeinnützigen Live-Journalismus auf die Bühne bringen möchte, sowie an die inklusive Redaktion des Online-Magazins “andererseits” aus Österreich.

6. 7 Gründe, warum #7vsWild so erfolgreich ist
(youtube.com, Jannis Schakarian, Video: 5:48 Minuten)
Der Outdoor-Wettbewerb “7 vs. Wild” war die Youtube-Überraschung des vergangenen Jahres. Nun schickt sich Youtuber Fritz Meinecke an, mit einer neuen Staffel die Rekorde des Vorjahres zu knacken. Jannis Schakarian, selbst erfahrener Formatentwickler, wollte das Erfolgsgeheimnis der Youtube-Serie ergründen und hat, wie könnte es anders sein, sieben Erfolgsfaktoren identifiziert.

7. Eine (fast wahre) Begegnung mit Giovanni di Lorenzo
(uebermedien.de, Lorenz Meyer)
Zusätzlicher Bonus-Link, weil den “6-vor-9”-Kurator betreffend: Bei “Übermedien” gibt es einen exklusiven Auszug aus dem Bericht über eine (fast wahre) Begegnung mit “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Der Text stammt aus der gestern erschienenen satirischen “Kreuzfahrt durch die Republik”.

ARD korrigiert, Katars Komplizen?, Schuler jetzt bei Reichelt

0. In eigener Sache (schamlose Eigenwerbung)
(rowohlt.de)

Mit einer Mischung aus Vorfreude und Nervosität fiebert der “6-vor-9”-Kurator der heutigen Veröffentlichung seiner Satire “Kreuzfahrt durch die Republik” (Rowohlt) entgegen. In dem Buch führt er fiktive Gespräche mit Prominenten aus Politik, Unterhaltung und Journalismus: “Mit Angela Merkel auf dem Golfplatz, mit Rezo auf Youtube, mit Markus Lanz im Fernsehstudio – das ist gleichermaßen komisch und entlarvend, denn Meyer versteht es wie kein Zweiter, den Zungenschlag der deutschen Prominenz zu imitieren.” Meyer könne das Buch nur allen empfehlen. Es handele sich nach Aussage eines berühmten Kritikers, Baron von Münchhausen, um eine “vergnügliche Gesellschaftskritik, die in ihrer Härte und Komik allenfalls von der Wirklichkeit übertroffen wird”.

1. ARD bittet um Entschuldigung und korrigiert Beitrag
(spiegel.de)
Die Redaktion der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin” musste einen Fehler einräumen: “Im Bericht aus Berlin vom 13.11.2022 wurde im Beitrag über den Streit um das Bürgergeld ein falsches Bild eingesetzt. Wir bitten dafür um Entschuldigung und werden das Bild im Beitrag korrigieren und ihn neu in der Mediathek hochladen.” Der “Spiegel” erklärt, worum es dabei genau geht, und was das Flugzeug des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz damit zu tun beziehungsweise nicht zu tun hat.

2. Haben ARD und ZDF eine Zukunft?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zufolge, sprächen sich 35 Prozent der Befragten für eine Fusion von ARD und ZDF aus. Weitere 35 Prozent seien gar für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Joachim Huber fasst die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen und geht dabei auch auf die Altersverteilung ein.

3. Komplizen von Katars “Sportwashing”?
(verdi.de, Günther Herkel)
In wenigen Tagen startet die Fußball-WM in Katar. Unzählige journalistische Beiträge dokumentierten die vielen Schattenseiten des Megaevents. Günther Herkel fragt sich: “Wie kann in dieser Situation eine Medienberichterstattung gelingen, die die Balance zwischen Sportjournalismus und den Erwartungen einer kritischen Öffentlichkeit schafft?”

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4. Ehemaliger “Bild”-Mann Schuler schließt sich Julian Reichelt an
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Medienbeobachter hatten es schon einige Zeit vermutet, nun ist es Gewissheit: Ralf Schuler, langjähriger Leiter des “Bild”-Parlamentsbüros, folgt nach “DWDL”-Informationen seinem ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt zu dessen neuem Unternehmen Rome Medien und werde dort neuer Politik-Chef.

5. Hinweise auf (investigative) Recherchen in Text, Podcast oder Doku
(sachbuchliebe.substack.com, Daniel Drepper)
Der Journalist Daniel Drepper verweist auf seinen neuen Newsletter, in dem es Hinweise auf investigative Recherchen in Text, Podcast und Doku geben soll: “Jetzt, wo Twitter zusammenbricht – findet Ihr meine Tipps ab sofort auch in ‘Daniels Recherchebrief’. Für alle, die sich für gute Recherchen interessieren.”

6. Warum die DFB Nationalmannschaft keine Emotionen auslöst? Ganz einfach …
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hat sich den medialen Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf der offiziellen Website und in den Sozialen Medien angeschaut. Die medialen Bemühungen würden eine große “Scheißegaligkeit” ausstrahlen. Es sei “kein Wunder, dass bei Heimspielen der deutschen Nationalmannschaft eine Atmosphäre herrscht wie in einem Kühlschrank nachts um halb drei. Es gibt schlicht keinen Grund, sich für das Produkt DFB Nationalmannschaft emotional zu erwärmen.”

Das “System Reichelt”, “Kulturpass”, Nachruf auf Wolf Schneider

1. Politologe über “Achtung, Reichelt!”: “Reichelt hat nur sich als Person zu bieten”
(fr.de, Moritz Serif)
Im Interview mit der “Frankfurter Rundschau” analysiert der Politikwissenschaftler Markus Linden den Youtube-Kanal von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt: “Reichelt arbeitet mit einem Konzept, das in die Nähe von Halbwahrheiten geht. Er übersteigert das Vorliegende und deutet alles in eine Richtung. Aus Klima-Aktivisten werden Klima-Terroristen und eine Öko-Diktatur. Cancel Culture macht er an kleinsten Fällen aus und jazzt sie zum Massen-Phänomen hoch. Das ist das System Reichelt. Dinge anhand weniger Fälle hochstilisieren und diese als großes Ganzes, Lug und Trug der angeblich herrschenden grünen Klasse gegen die Bevölkerung ausspielen.”

2. In der ARD-Doku “Thomas Hitzlsperger – Katar, warum nur?” …
(twitter.com, Jens Weinreich)
Jens Weinreich kritisiert in einem Twitter-Thread die ARD-Doku “Thomas Hitzlsperger – Katar, warum nur?”. Dort werde “absurd falsch” behauptet, es sei “Job von Bonita Mersiades gewesen, Stimmen für die WM-Bewerbung Australiens zu kaufen, das gegen Katar verlor.” Richtig sei vielmehr, dass Mersiades eine verdienstvolle Whistleblowerin sei, die sich gegen das System stellte, so Weinreich: “Bonita Mersiades hat sich gegen unsaubere Geschäfte und dubiose Berater (Hargitay, Radmann & Co) in der WM-Bewerbung gewehrt und verlor ihren Job. Sie wurde angefeindet und ausgestoßen. Es ist nicht das erste Mal, dass deutsche Medien ihr derartiges antun bzw es zulassen.”
Update: Die ARD hat anscheinend reagiert. Unter der Dokus steht nun: “In einer früheren Version war folgender Satz enthalten ‘Ihr Job – Stimmenkauf’. Damit keine Missverständnisse über die Rolle von Bonita Mersiades entstehen, wurde dieser Satz entfernt. Als Kommunikationschefin der australischen WM-Bewerbung für 2022 hat sie dubiose Machenschaften und versuchten Stimmenkauf beobachtet und aufgedeckt. Als Whistleblowerin und Erzfeindin der FIFA, wie sie im Film ja auch eindeutig vorgestellt wird, hat sie Enormes auf sich genommen und gegen mächtige Gegner gekämpft.”

3. Twitter pausiert neue Blue-Bestellungen
(spiegel.de)
Twitter hat Nutzerinnen und Nutzern in verschiedenen Ländern angeboten, sich einen blauen Verifizierungshaken zu kaufen. Das Problem dabei: Durch das neue “Twitter-Blue”-Abo wurden viele Fake-Accounts verifiziert, was für große Verwirrung sorgte. So schnell es eingeführt wurde, ist das neue Abosystem wieder abgeschafft worden, aber Sicherheit und Vertrauen in das Unternehmen wollen – auch bei der Bundesregierung – nicht aufkommen.

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4. So schwer ist es nun auch nicht
(netzpolitik.org, Constanze Kurz & Emilia Ferrarese)
Die beunruhigenden Entwicklungen beim Kurznachrichtendienst Twitter veranlassen viele, sich nach Alternativen umzuschauen. Dabei fällt immer wieder der Name “Mastodon”. Weil sich Neulinge damit zuweilen etwas schwer tun, gibt es bei netzpolitik.org ein paar Tipps für den Umzug beziehungsweise den Einstieg.

5. Kulturpass für 18-Jährige: Ampel-Koalition will 200 Euro verteilen
(ndr.de, Georg Schwarte)
Nach dem Vorbild Frankreichs wolle die Koalition allen Menschen in Deutschland, die im kommenden Jahr 18 Jahre alt werden, einen Kulturgutschein (“Kulturpass”) über 200 Euro zukommen lassen: “Mit dem Geld, das die Nutznießer über eine App verwalten sollen, könnten sie dann Museumstickets, Konzertbesuche und Bücher- oder Plattenkäufe finanzieren.” Der deutsche Kulturrat habe dies als eine grundsätzlich gute Idee bezeichnet, habe jedoch darauf hingewiesen, dass es möglicherweise Probleme bei der Definition der enthaltenen Kulturleistungen geben könne.

6. Chapeau, Wolf Schneider!
(taz.de, Philipp Gessler)
Der berühmte Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Philipp Gessler hat Schneider zu verdanken, dass er bei der Hamburger Journalistenschule angenommen wurde und seinen Berufswunsch umsetzen konnte. Dennoch enthält Gesslers Nachruf auch kritische Passagen: “Etwa, dass er im Auftrag des Axel-Springer-Verlags als Redakteur ‘zur besonderen Verwendung’ hartnäckig unter anderem Günter Wallraffs Lesungen besuchte, um dort die Ansichten seines Verlages zu vertreten – als bezahlter Antipode Wallraffs, der 1977 mit seinem Buch ‘Der Aufmacher’ undercover die üblen Methoden des Springer-Blatts Bild von innen aufgedeckt hatte. Das war schon mies.”

KW 45/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum wird Klima oft als politisches Thema missverstanden, Sara Schurmann?
(newsfluence.podigee.io, Eva-Maria Schmidt, Audio: 31:30 Minuten)
Die freie Journalistin Sara Schurmann hat sich vor zwei Jahren mit einem offenen Brief an ihre Kollegen und Kolleginnen gewandt. Ihr Appell: Medienschaffende sollten bei jeder Berichterstattung die Auswirkungen auf das Klima mitdenken (hier die Dokumentation des Briefs). Im “Newsfluence”-Podcast erklärt Schurmann, weshalb konstruktiver Journalismus aus ihrer Sicht wichtig ist und wie Klimaberichterstattung aussehen sollte. Außerdem verrät sie, wem man auf Twitter folgen kann und auf welche Plattform sie selbst vielleicht bald wechselt.

2. Wie wird die WM in Katar den Sportjournalismus verändern?
(br.de, Linus Lüring, Audio: 23:14 Minuten)
In einer Woche beginnt die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Wie werden die Bedingungen vor Ort für Journalistinnen und Journalisten sein? Und wie wird diese WM die Sportberichterstattung verändern? Im BR24-Medienmagazin spricht Linus Lüring mit Sportreporterin Julia Metzner, Investigativjournalist Benjamin Best, Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen und Ex-Nationalspieler Timo Hildebrand.

3. Die Twitter-Konferenz
(deutschlandfunkkultur.de, Christine Watty, Audio: 39:15 Minuten)
Seit der Twitter-Übernahme durch den Tech-Milliardär Elon Musk geht es auf der Plattform noch lebhafter zu als sowieso schon. Jeden Tag scheint Musk sich etwas Neues auszudenken, was jedoch oft wenig Bestand hat und kurze Zeit später wieder einkassiert wird. Deutschlandfunk Kultur hat sich mit drei Twitter-Größen über das derzeitige Chaos unterhalten: der Journalistin Nicole Diekmann, dem Satiriker Dax Werner und dem Literaturwissenschaftler und Autor Johannes Franzen.

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4. Warum sollte es einen überhaupt kümmern, was da gerade bei Twitter passiert?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 33:12 Minuten)
Auch im “Übermedien”-Podcast “Holger ruft an” geht es um den aktuellen Wirbel bei Twitter. “Übermedien”-Mitgründer Stefan Niggemeier erklärt, warum er Twitter nach wie vor für sehr bedeutend hält: “Er findet, dass Twitter ‘ein toller Ort für Kommunikation’ sei. Und deshalb wichtig. Allgemein, aber auch ihm ganz persönlich. Weil er das ‘Megaphon’, das er da hat, nicht einfach so abgeben will.”

5. Buhrow privat zur ARD-Reform und Twitter unter Musk
(wdr.de, Steffi Orbach, Audio: 43:36 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin “Töne, Texte, Bilder” gibt es ein buntes Themenangebot: Es geht um die debattenauslösende Wirkung der letzten Rede des ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow, um Geschichtsvermittlung in neuen Medien, um die Proteste im Iran und deren mediale Verbreitung sowie um katholische Medienarbeit.

6. Hauptsache Reichweite: Sind Influencer die neuen Journalisten?
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Video: 22:52 Minuten)
Influencerinnen und Influencer übernehmen immer öfter klassische Journalistenjobs und das teilweise sogar unter dem Dach des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Doch nicht nur sie übertreten die Grenze zum Journalismus, dies passiere auch in die andere Richtung. “Zapp” fragt: “Ist es ein Problem, dass die Grenzen verschwimmen?”

Bild.de lässt mögliche Täter-Uhr stehen bleiben

In der Nacht auf den 3. Oktober ist im bayerischen Hohenaschau eine 23-jährige Frau getötet worden. Etwa um 2:30 Uhr soll sie einen Club verlassen und sich auf den Heimweg gemacht haben. Bereits kurz darauf, spätestens um 3 Uhr, soll es zu dem Verbrechen gekommen sein. Die Polizei sucht noch nach Tatverdächtigen und setzt dabei auch auf eine Armbanduhr: Die Beamten fanden ein markantes, überwiegend aus Holz gefertigtes Modell am mutmaßlichen Tatort, das Armband aufgerissen. Ganz in der Nähe lag auch ein Ring, den das Opfer am Abend noch getragen hatte. Ob die Uhr mit der Tat in Verbindung steht, ist nicht klar. Die Polizei sucht aber nach dem Besitzer.

Am Mittwoch waren Fall und Uhr auch Thema in der ZDF-Sendung “Aktenzeichen XY… Ungelöst”. Hans-Peter Butz, Leiter der eingesetzten Sonderkommission, war zu Gast im Studio.

Und dann konnte Bild.de gestern auch noch berichten:

Screenshot Bild.de - Mordfall Hanna bei Aktenzeichen XY ungelöst - Um 2:39 Uhr blieb diese Uhr stehen - Sie wurde in der Nähe des Tatorts gefunden
(Unkenntlichmachung durch uns.)

“Bild”-Reporter Jörg Völkerling schreibt:

Butz im Gespräch mit XY-Moderator Rudi Cerne: “Es ist möglich, dass die Uhr beim Kampf mit dem Täter abgerissen wurde.” Auffällig: Die Zeiger blieben bei 2.39 Uhr stehen!

Das lässt den Zusammenhang von Uhr und Tat noch klarer erscheinen: Die Tatzeit liegt zwischen 2:30 Uhr und 3 Uhr, die Zeiger der gefundenen Armbanduhr sollen laut Bild.de um 2:39 Uhr stehen geblieben sein – Treffer!

Das Problem dabei: Die Uhr ist, anders als von Völkerling behauptet, gar nicht stehen geblieben. Schon in der ZDF-Sendung konnte man auf zwei verschiedenen, eingeblendeten Fotos erkennen, dass sich der Sekundenzeiger zwischen beiden Aufnahmen bewegt hat:

Screenshot Aktenzeichen XY ungelöst - Zu sehen sind zwei verschiedene Fotos der Uhr, auf denen der Sekundenzeiger unterschiedliche Stellungen hat

Auf Nachfrage bestätigte uns ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern Süd:

Die Stellung der Zeiger der Uhr spielt, wie wir bereits bei Veröffentlichung der Fotos erwähnt haben, keine Rolle. Die Uhr war zum Zeitpunkt des Fundes funktionstüchtig, lief also. Das Foto entstand am Tag nach dem Fund der Uhr, zufällig zu einer Zeit, die mit der – von Medienvertretern vermuteten – Tatzeit übereinstimmen könnte.

(Hervorhebungen im Original.)

Oder anders gesagt: Die “Bild”-Redaktion stiftet bei einen Verbrechen, bei dem sowieso noch vieles geklärt werden muss, zusätzliche Verwirrung.

Mit Dank an Stefan für den Hinweis!

Konflikte im WDR, Mögliche Twitter-Pleite, “Goldene Kartoffel”

1. Konflikte im WDR: Es geht auch um eine Viertelmilliarde Euro für das Filmhaus in Köln
(correctiv.org, Annika Joeres & Frederik Richter & Anne Burgmer)
Beim WDR rumort es, dementsprechend könnte am heutigen Freitag eine sehr schwierige Betriebsversammlung bevorstehen. “Correctiv” hat die zahlreichen Konfliktthemen zusammengefasst, die von Einzelfragen bis zu allgemeinen Überlegungen reichen. Und natürlich werde es auch um den kostspieligen Umbau des Filmhauses gehen, dessen Kalkulation derzeit vom Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen überprüft werde.

2. Hochrangige Mitarbeiter verlassen Twitter – Musk schließt Pleite nicht aus
(tagesspiegel.de)
Tech-Milliardär Elon Musk sorgt im Zuge seiner Twitter-Übernahme für weiteres Chaos und soll inzwischen auch eine etwaige Insolvenz des Unternehmens nicht ausschließen. Die US-Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission macht sich unterdessen Sorgen, dass Twitter gegen eine Übereinkunft mit der Behörde in Sachen Datensicherheit und Datenschutz verstoßen könnte, was Strafen in Millionenhöhe nach sich zöge: “Kein Geschäftsführer oder Unternehmen steht über dem Gesetz.”

3. “Goldene Kartoffel” für SWR-Dokumentation
(verdi.de)
Der von den “Neuen deutschen Medienmacher*innen” verliehene Negativpreis “Goldene Kartoffel” geht dieses Jahr stellvertretend an eine SWR-Doku: “Die Dokumentation ‘Russlanddeutsche – unsere fremden Nachbarn?’ erhebt den Anspruch, einen differenzierteren Blick auf die Gruppe zu werfen – löst dies aber nicht ein. Die Doku zeichnet ein tendenziöses, stigmatisierendes und verzerrtes Bild.”

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4. 57 Millionen Menschen sind täglich im Internet
(tagesschau.de)
Laut der neuesten “ARD/ZDF-Onlinestudie” sind vier von fünf Menschen in Deutschland täglich online: “In Deutschland nutzen 2022 fast 57 Millionen Menschen täglich das Internet. Das entspricht 80 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren und damit dem höchsten jemals gemessenen Wert in der seit 1997 erhobenen ARD/ZDF-Onlinestudie.”

5. Vollbrecht-Tweet darf als Leugnung von NS-Verbrechen bezeichnet werden
(spiegel.de)
Das Landgericht Köln hat in einem Urteil festgestellt, dass ein Tweet der Berliner Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht “als Leugnen von NS-Verbrechen gewertet werden” könne. Vollbrecht müsse “einprägsame, auch starke Formulierungen” ihrer Kritikerinnen und Kritiker ertragen, da sie sich selbst “in der Öffentlichkeit äußerst plakativ und provokant zu Wort gemeldet” habe, so das Urteil. Marie-Luise Vollbrecht habe jedoch angedeutet, dass sie womöglich gegen das Urteil in Berufung gehen werde.

6. “Mit dem Image des manchmal arroganten Oberlehrers konnte ich gut leben”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Mehr als zwei Jahrzehnte hat sich Frank Plasberg mit seiner Sendung “Hart aber fair” dem Polittalk gewidmet. Nun verlässt er die TV-Bühne. Bei “DWDL” spricht Plasberg über seinen selbstgewählten Rückzug, seinen Nachfolger und die gesellschaftliche Situation in Deutschland, die bisweilen schon US-amerikanische Züge trage.
Weiterer Hinweis: Das letzte Mal “Hart aber fair” mit Frank Plasberg gibt es am kommenden Montag, 14. November. Das Thema wird dann sein: Ab in die Wüste – wer freut sich auf die WM in Katar? Ab dem 9. Januar 2023 gehe es dann mit Louis Klamroth als neuen Moderator weiter.

Rotstift bei “Bild TV”, “Edition F” bleibt, “Medienwoche” geht

1. »Bild« will TV-Angebot schrumpfen
(spiegel.de, Anton Rainer & Alexander Kühn)
Nach “Spiegel”-Informationen setzt der Axel-Springer-Verlag bei seinem Bewegtbildangebot “Bild TV” den Rotstift an. Der Sendebetrieb verschlinge offenbar zu viel Geld bei zu geringen Werbeeinnahmen. Künftig solle “Bild TV” deshalb nur noch auf Sparflamme weiterlaufen: “Das zentrale Programmangebot des Senders”, die werktägliche Live-Schiene, könnte verschwinden, berichten Anton Rainer und Alexander Kühn.

2. Doch noch voller Erfolg gegen Hass-Kom­men­tare
(lto.de, Annelie Kaufmann)
Die Grünen-Politikerin Renate Künast hat einen Jahre andauernden Rechtsstreit gewonnen: Das Kammergericht in Berlin entschied, dass die hasserfüllten Reaktionen auf einen ihrer Facebook-Posts nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt waren. Facebook müsse jetzt die Daten der postenden Nutzer und Nutzerinnen herausgeben.

3. Streiktag in der ARD: Mit viel Wut im Bauch
(verdi.de)
Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di sind gestern an vielen ARD-Standorten hunderte Beschäftigte in den Warnstreik getreten, “mit Entschlossenheit und einer gehörigen Portion Wut”. In vielen Programmen sei es zu Ausfällen gekommen. Natürlich geht es bei dem Ausstand ums Geld: “ver.di fordert durchschnittlich Gehalts- und Honorarerhöhungen um sechs Prozent und stärkere Steigerungen besonders für Berufseinsteiger*innen und niedrige bis mittlere Entgelte. Außerdem sollten die Laufzeiten der Tarifabschlüsse auf zwölf Monate begrenzt werden.”
Weiterer Lesetipp: Deutschlandradio-Vorgesetzter rät seinen Mitarbeitern vom Streik ab (übermedien.de, Boris Rosenkranz).

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4. Gegen das “rote Zeckenparadies”
(taz.de, Ralf Leonhard)
In Österreich wurden zwei namhafte Chefredakteure wegen kompromittierender Chats freigestellt. Ralf Leonhard, Österreichkorrespondent der “taz”, ordnet den Fall und die Reaktionen darauf ein.

5. MEDIENWOCHE stellt Betrieb ein
(medienwoche.ch, Thomas Paszti)
Eine bedauernswerte Nachricht aus der Schweiz: Zwölf Jahre nach ihrer Gründung werde die “Medienwoche”, die wir auch gerne hier in den “6 vor 9” verlinken, Ende dieses Jahres eingestellt. In seinem Abschiedsbrief begründet “Medienwoche”-Gründer Thomas Paszti den Schritt: “Im Hinblick auf einen längerfristigen Weiterbetrieb in neuen Händen und ohne Quersubventionierung hat es die MEDIENWOCHE nicht geschafft, ausreichend Einnahmen aus dem Werbe- und Lesermarkt zu generieren.”

6. Ein neues Zuhause für EDITION F
(editionf.com)
Vor wenigen Wochen hatte “Edition F”, ein Onlinemagazin für Frauen, Insolvenz angemeldet, das Ende des Portals schien besiegelt. Doch nun die Wende – es könne weitergehen: “Edition F wird zukünftig ein Teil von Funke sein. Das heißt, es wird weiter wichtigen Content zu feministischen Themen in unserem Magazin, auf unseren Social Media Kanälen und in unseren Newslettern geben.”

Streik-Tag, Kindernachrichten für Erwachsene, Twitter-Chaos

1. ARD steht am Mittwoch bundesweiter Streik-Tag bevor
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Dem Mediendienst “DWDL” zufolge hat die Gewerkschaft ver.di in allen ARD-Anstalten für den heutigen Mittwoch zum Streik aufgerufen. Damit reagiere man auf die “festgefahrenen Verhandlungsstände” in der aktuell laufenden Tarif-Auseinandersetzung. Die Forderungen von ver.di sollen sich auf Gehalts- und Honorarerhöhungen von durchschnittlich sechs Prozent belaufen.

2. Katarischer WM-Botschafter nennt Homosexualität “geistigen Schaden”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
In der ZDF-Doku “Geheimsache Katar” hat sich der katarische WM-Botschafter herablassend über Homosexualität geäußert und sie als “geistigen Schaden” bezeichnet. Das Interview sei sofort durch den Pressesprecher des WM-Organisationskomitees abgebrochen worden. Diese Sequenz sei jedoch nicht die einzig bemerkenswerte während der 45 Minuten, findet “Tagesspiegel”-Redakteur Joachim Huber.

3. Die beste Kindernachrichtensendung für Erwachsene
(uebermedien.de, Katrin Wilkens)
Katrin Wilkens hat sich die Kindernachrichtensendung “Logo” angeschaut, die sie für die “beste Kindernachrichtensendung für Erwachsene” hält. Sie fragt sich: “Infantilisiert ‘Logo’ die herkömmlichen Nachrichtensendungen oder profitieren die von manchem jungen Zuschauer, der die ‘Tagesschau’ um 20 Uhr nicht mehr als Abendritual anerkennen mag?”

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4. Bei Twitter regiert das Chaos
(taz.de, Volkan Ağar)
Volkan Ağar kommentiert die Twitter-Übernahme durch Elon Musk und die zweifelhaften und chaotisch anmutenden Entscheidungen des neuen Eigentümers: “Musk beklagte am Freitag auf einer Investorenkonferenz einen ‘massiven Rückgang der Erlöse’ und beschuldigte ‘Aktivistengruppen’, Anzeigenpartner unter Druck zu setzen. Wenn er das Unternehmen nicht abschließend gegen die Wand fahren möchte, sollte Musk sein Verwirrspiel also lieber beenden. Aber vielleicht möchte er das auch gar nicht.”

5. Julia Jäkels Ruf aus der Gated Community
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer ärgert sich über einen Artikel, den die ehemalige Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel anlässlich der Twitter-Übernahme durch Elon Musk geschrieben hat (nur mit Abo lesbar): “Ganz, ganz viel in Julia Jäkels Text ist geprägt von einer Weltsicht, wie sie in der Filterblase der MedienentscheiderInnen vorherrscht. Man sieht sich als Verfechter der Demokratie, dämonisiert digitale Technik und das, obwohl ein selbstkritischer Blick auf das eigene Tun zur Erkenntnis führen könnte, dass man Teil des Problems ist und nicht Teil der Lösung.”

6. Deutschlands erster Journalismus-Sessel
(journalist.de, Martin Tege)
Radio Euskirchen und das “Innovationslabor für neuen Journalismus” tactile.news haben drei Tage einen “Journalismus-Sessel”, die sogenannte Dialogbox, durch die Stadt gerollt, um Stimmen von Bürgerinnen und Bürgern einzufangen. Martin Tege berichtet über einen ungewöhnlichen Versuch, mit Menschen ins Gespräch zu kommen.

Katar-Berichterstattung, Zu nah an den Mächtigen?, Freie Lizenzen

1. “Der Fußball-Fan in mir ist ziemlich sauer”
( faz.net, Martina Keller)
In Interview mit der “FAZ” äußert sich Journalist und Sportmoderator Jochen Breyer zu den schwierigen Arbeitsbedingungen für Medienschaffende rund um die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Er wünscht sich von seinen Kollegen und Kolleginnen dennoch eine kritische Berichterstattung: “Wir Journalisten werden dafür verantwortlich sein, uns nicht vom rollenden Ball ablenken zu lassen. Es wird so wichtig wie wahrscheinlich noch nie, auch das zu beleuchten, was außerhalb des Spielfelds passiert.” Breyer hat zusammen mit Julia Friedrichs die Doku “Geheimsache Katar” gedreht, die heute Abend im ZDF läuft und vorab, heute ab 12 Uhr, in der Mediathek zu sehen ist.

2. Zu nah an den politisch Mächtigen?
(sueddeutsche.de, Cathrin Kahlweit)
In Österreich lassen zwei führende Journalisten gezwungenermaßen vorerst ihre Jobs ruhen: Rainer Nowak, Chefredakteur und Co-Geschäftsführer der Zeitung “Die Presse”, und ORF-TV-Chefredakteur Matthias Schrom. In beiden Fällen gehe es um die mangelnde Abgrenzung zu den politisch Mächtigen (sogenannte “Verhaberung”, siehe dazu auch die “6 vor 9” von gestern).

3. Reform von ARD & Co. – Vorschläge: jetzt!
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
“Tagesspiegel”-Medienredakteur Joachim Huber erkennt dringenden Gesprächs- und Reformbedarf bei den Öffentlich-Rechtlichen und sieht dabei vornehmlich die Führungsspitzen in der Pflicht. Hubers Vorschlag: “Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow formuliert bei seiner nächsten Rede nicht Fragen an die öffentlich-rechtliche Zukunft, sondern er liefert Antworten.”

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4. Twitter will laut Bericht entlassene Mitarbeiter zurückholen
(zeit.de)
Die große Kündigungswelle bei Twitter hat anscheinend auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwischt, die von dem Unternehmen eigentlich dringend benötigt werden. Nun bitte Twitter einem Medienbericht zufolge einen Teil der am vergangenen Freitag Entlassenen um Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz.

5. Es wird Zeit für freie Lizenzen bei Öffentlich-Rechtlichen
(netzpolitik.org, Jan-David Franke)
Auf netzpolitik.org setzt sich Wikimedia-Projektmanager Jan-David Franke für freie Lizenzen bei den Öffentlich-Rechtlichen ein: “Die Entscheider*innen in den Anstalten sollten freie Lizenzen endlich nicht länger als Wagnis, sondern als Chance begreifen. Gerade in Zeiten, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk immer stärker unter Druck gerät, kann ein klares Bekenntnis zu einer grundlegenden Freigabepraxis für Wissens- und Bildungsinhalte auch ein Befreiungsschlag sein.”

6. Der Bilder-Zwang auf LinkedIn und der Druck zu liefern
(meedia.de, Sabrina Harper)
Sabrina Harper klagt in ihrer “Meedia”-Kolumne über den LinkedIn-Algorithmus, der Posts mit mehrheitsfähigen Bildern bevorzuge: “Die starke Fokussierung auf das Medium Bild schränkt uns alle ein und ist irgendwie auch sinnlos. Es mag sein, dass in einer Printzeitschrift ein gutes Aufmacherbild den Weg in einen Artikel weist. In einem schnelllebigen Onlinenetzwerk würde ich lieber auf einen Blick wissen, was durch meinen Feed wabert.”

Das Ruhegeld der RBB-Spitzen, Übernahme mit Haken, Verhaberung

1. Über 1.100 RBB-Beschäftigte fordern Verzicht auf Ruhegeld
(dwdl.de, Alexander Krei)
Wie “DWDL” berichtet, haben über 1.100 Beschäftigte des öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) die Mitglieder der Geschäftsleitung in einer Protesterklärung aufgefordert, auf ihre nachvertraglichen Ruhegelder zu verzichten: “Der Anspruch auf eine lebenslange Absicherung, sobald die Tätigkeit für den RBB beendet wird, ist nicht nur moralisch schwer erträglich, sondern bedeutet eine erhebliche wirtschaftliche Belastung für den RBB.”

2. Eine Übernahme mit Haken
(profil.at, Ingrid Brodnig)
“Man muss die Frage stellen, ob Elon Musk Twitter jetzt einfach kaputtmacht.” Die österreichische Journalistin und Publizistin Ingrid Brodnig stellt fünf Thesen zu Elon Musk und dessen Twitter-Kauf auf. Ohne zu viel zu verraten zu wollen: All zu positiv fällt Brodnigs Einschätzung nicht aus.
Weiterer Lesehinweis: Nachdem Musk anscheinend alle Ethik-Expertinnen und -Experten bei Twitter entlassen hat, hat sich Volker Türk, UN-Hochkommissar für Menschenrechte, mit einem offenen Brief an den Tech-Milliardär gewandt: “Twitter ist Teil einer globalen Revolution, die unsere Kommunikation revolutioniert hat. Aber ich schreibe mit Sorge und Unbehagen über unsere digitale Öffentlichkeit und die Rolle, die Twitter darin spielt”.

3. “Whistleblowing stärkt den demokratischen Diskurs”
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Kosmas Zittel vom “Whistleblower-Netzwerk” ist unzufrieden mit dem neuen Hinweisgeberschutzgesetz. Im Interview mit netzpolitik.org macht er deutlich, an welchen Stellen es seiner Ansicht nach knrischt – und das sind einige: Weder schütze das geplante Gesetz in ausreichender Weise, noch gehe es weit genug.

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4. Verhaberung behindert kritischen Journalismus
(sueddeutsche.de, Alexandra Föderl-Schmid)
Die vorwiegend in Österreich verwendete Vokabel “Verhaberung” ist eine abwertend gemeinte Beschreibung einer Verbrüderung zum Zwecke der gegenseitigen Begünstigung (auch “Freunderlwirtschaft” genannt). In Österreich scheint dieses Phänomen besonders im symbiotischen Verhältnis zwischen Journalismus und Politik zutage zu treten. Alexandra Föderl-Schmid erklärt diese spezielle Art der “Beziehungspflege”.

5. SLAPP – ein Schlag gegen die Pressefreiheit
(br.de, Ingo Lierheimer, Audio: 23:05 Minuten)
“SLAPP” ist die englische Abkürzung für strategische Klagen gegen öffentliche Beteiligung (Strategic Lawsuits Against Public Participation). Sie dienen dazu, Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisten einzuschüchtern und von deren Arbeit abzuhalten. Das BR24-Medienmagazin war auf einer Anti-“SLAPP”-Konferenz in Straßburg und hat von dort einige Stimmen mitgebracht.

6. Nach Kritik auf Twitter: ARD entschuldigt sich für “Ratten”-Wortwahl auf “tagesschau.de”
(tagesspiegel.de)
Mit deutlichen Worten hatte ARD-Korrespondent Nils Dampz die Twitter-Übernahme durch Elon Musk kommentiert und dabei auch von “rassistischen oder verschwörerische Ratten” gesprochen. Diese Wortwahl wurde von vielen kritisiert. Daraufhin hat tagesschau.de die entsprechende Textstelle geändert und den Begriff gestrichen: “Wir bitten um Entschuldigung für die Wortwahl. Es war nie das Ziel, jemanden zu entmenschlichen.”

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