Suchergebnisse für ‘Bruno’

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Meister der Grauslichkeit
(extradienst.at, Bruno Jaschke)
Die Chronik einer Zeitung ist für die Leser-Blatt-Bindung und die Auflage gleichermaßen wichtig. Was braucht es, um ein Ressort zu leiten, in dem viel Grauslichkeiten vorkommen.

Süße Dänenrache
(faz.net, Siegfried Thielbeer)
In Kopenhagen stehen zwei Journalisten und der Chefredakteur der Tageszeitung ?Berlingske Tidende? wegen Geheimnisverrats vor Gericht. Sie hatten enthüllt, woher die Regierung Informationen über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen bezog.

Schwerstarbeit am Geschmack
(taz.de, Dirk Knipphals)
Das Feld ist ausdifferenziert. Was bleibt? Kultur braucht keine Rückkehr zur großen Erzählung, sie lebt auch nicht von Homestorys oder dem Hohelied der Theorie. Eine Gebrauchsanweisung für das Raumschiff Kulturkritik.

Wem gehört das Wissen?
(zeit.de, Gunhild Lütge)
Raubkopierer sind nicht zu stoppen. Sie bedrohen Musikindustrie, Filmwirtschaft und Verlage, aber auch Autoren und Künstler. Intelligente Lösungen lassen auf sich warten.

Web 2.0 geht an die Börse
(heute.de, Ulrich Hansen)
OpenBC” alias “Xing” heißt der neue deutsche Hoffnungsträger. Dazu ein Interview mit Lars Hinrichs als Video.

Der Fluch der Unterbrechung
(zeit.de, Jürgen von Rutenberg)
Vor lauter Anrufen, Emails und Internet kommen viele nicht mehr zum Arbeiten. Psychologen und Programmierer suchen verzweifelt nach Gegenmitteln.

Die Hubertus-Legende-Legende von “Bild”

“Bild” wittert heute einen neuen “Fall Bruno”, weil Jäger ein “süßes weißes Bambi erschießen” sollen. Allerdings, so “Bild”, habe sich bislang “niemand gefunden, der den Herzlos-Befehl ausführen will”. “Bild” meint zu wissen warum:

Weidmänner kennen den Aberglauben: "Wer ein weißes Reh schießt, stirbt innerhalb eines Jahres. Oder einer aus der Familie des Jägers findet den Tod."

Und “Bild” glaubt sogar, den Ursprung dieses Aberglaubens zu kennen:

Ursprung ist die Hubertus-Legende. Sie besagt, dass der heidnische Hubertus seinen Spieß auf einen weißen Hirsch schleuderte. Die Lanze traf das Tier, verwandelte sich in ein Kruzifix.

Nun ist ein Hirsch zwar nicht unbedingt ein Reh, und wer weiß schon, ob der Aberglaube tatsächlich auf die Hubertus-Legende zurückzuführen ist, aber sei’s drum. Denn erstens ist es mindestens umstritten, ob Hubertus einem weißen Hirsch begegnete (manche meinen, die Darstellungen von weißen “Hubertus-Hirschen” seien auf die Unkenntnis von Künstlern zurückzuführen). Und zweitens weiß wohl nur “Bild”, was es mit dieser ominösen Lanze auf sich hat, die sich in ein Kruzifix verwandelt haben soll. Eigentlich besagt die Legende nämlich, dass Hubertus gerade auf den Hirsch anlegen wollte, als er entdeckte, dass dieser ein leuchtendes Kreuz zwischen den Geweihstangen trug. So kann man das auch überall nachlesen.

Ein Braunbär, ein Schwarzbär und eine Ente

Manchmal, nicht immer, macht es einem die Zoologie leicht. Dieser Bär hier rechts zum Beispiel ist so schwarz, dass man sich fragen könnte: Höm, wieso heißt der überhaupt Braunbär? Und die Antwort lautet: Heißt er gar nicht. Er heißt Schwarzbär.

Insofern ist es doppelt quatsch, wenn “Bild” zu diesem süüüßen informativen Foto schreibt:

New York — Guck mal, Herr Minister Schnappauf! Es gibt auch Orte, wo Braunbären in Ruhe leben können!

Dieser Bär versucht, in eine Hängematte in einem Garten in New Jersey (USA) zu klettern, um ein Schläfchen zu halten — und wird dabei nicht abgeschossen, wie sein europäischer Artgenosse “Bruno”.

Denn erstens ist das, wie gesagt, gar kein Braunbär. Und zweitens können Schwarzbären in den USA nicht “in Ruhe leben”, sondern werden gejagt, teilweise als Freizeitvergnügen, teilweise illegal, teilweise (gerade auch in New Jersey) aufgrund von vermeintlichen Konflikten mit Menschen — ganz wie “Bruno”.

Vollends abwegig wird der “Bild”-Artikel aber durch die Überschrift:

Wenn Bruno das noch erlebt hätte

Denn “Bruno” hat das noch erlebt. Oder hätte es jedenfalls erleben können, wenn er in den Alpen amerikanisches Fernsehen empfangen oder einen Internet-Anschluss gehabt hätte. Jedenfalls wurden die Aufnahmen vom Schwarzbär in der Hängematte bereits Mitte Juni veröffentlicht, als “Bruno” noch lebte.

Danke an Torben F., Andreas K., Maja I. und vor allem Fabian L.!

“Bild” macht Jagd auf den Bärentöter

Seit Bär “Bruno” alias “JJ1” tot ist, herrscht im Hause “Bild” große Aufregung kann man “Bild” quasi beim Arbeiten zuschauen. Täglich glänzt das Blatt mit allerlei Detailinformationen, deren Herkunft teilweise unklar und deren Wahrheitsgehalt oft zweifelhaft ist. Das Spiel geht dann so: An einem Tag macht die “Bild”-Zeitung aus zweifelhaften Behauptungen Tatsachen, am nächsten Tag konstruiert sie aus der Zweifelhaftigkeit dieser Tatsachen eine kleine Verschwörungstheorie.

So zum Beispiel gestern, unter der Überschrift, “Mußte Bruno wirklich sterben?”:

Leugnen. Schweigen. Widersprüche. Der Tod des Bären Bruno wird immer rätselhafter.

Stimmt schon irgendwie, zumindest in “Bild”. Und wir fassen zusammen.

1. Das verräterische Herz

Sein Herz und seine anderen inneren Organe wurden heimlich verbrannt!
“Bild” am 27.6.2006.

Eine Tag später stand dann in “Bild”:

Erst hieß es, Brunos Herz und die anderen Innereien seien verbrannt worden. Die Wahrheit: Sie liegen in einer geheimen Kühlkammer (7 Grad Celsius).
“Bild” am 28.6.2006.

Wir berichteten bereits.

2. Voller Magen stirbt nicht gern

Er riß in den letzen Wochen 35 Schafe, aber starb mit leerem Magen!
“Bild” am 27.6.2006.

Zwei Tage später druckte “Bild” Brunos Sektionsbericht ab:

Magen: Inhalt 6,3 kg, bestehend aus Fleisch-, Organ- und Pflanzenmaterial (…)
“Bild” am 29.6.2006.

3. Ein Schuss im Dunkeln

Agenturberichten zufolge hatte Bayerns Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard kurz nach Brunos Tod gesagt, dass der erste Schuss auf das Tier tödlich gewesen sei. (Etwas später war dann auch die Rede davon, dass Bruno mit einem Schuss getötet wurde.) Insofern ist es also nachvollziehbar, dass “Bild” am Tag nach Brunos Tod schrieb:

Ein Schuß! Bruno ist tot.
“Bild” am 27.6.2006.

Einen Tag später, nachdem das Umweltministerium dann offiziell präzisere Informationen herausgab, schrieb “Bild” allerdings:

Erst hieß es, Bruno sei mit einem Schuß getötet worden. Die Wahrheit: Zwei Kugeln töteten den Bären. Eine traf ins Herz, eine zerfetzte die Lunge. Das ergab die dreistündige Obduktion im tierpathologischen Institut in München.
“Bild” am 28.6.2006.

Und das war mal wieder falsch, wie einen Tag später aus “Bild” selbst deutlich wird:

Nach Schüssen in Lunge und Leber hörte [Brunos Herz] auf zu schlagen. (…) “Der Leberschuß führte zu einem massiven Schock”, erläutert BILD der Münchner Tiermediziner Prof. Henning Wiesner (Hellabrunn). Die “Ausweitung der rechten Herzkammer” führte zum Herz-Kreislauf-Stillstand. (…) Die 2. Kugel wurde “sicherheitshalber gesetzt”.
“Bild” am 29.6.2006.

Sicherheitshalber hat “Bild” noch einen anderen Tiermediziner gefragt. Und so steht heute in “Bild”: “Experten zweifeln das Obduktionsergebnis an”. Und vor allem:

Nur zur Erinnerung: Der Obduktionsbericht der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist eindeutig. Er spricht, wie auch in “Bild” nachzulesen war, von zwei Projektilen. Und inwiefern Ulf Christian Hellinger, einer der von “Bild” befragten Experten, das Obduktionsergebnis anzweifelt, wird aus “Bild” nicht deutlich. Tatsächlich “analysiert” er, wie “Bild” im Text schreibt, den Obduktionsbericht wohl eher. Und von einer dritten Kugel sagt er nichts.

4. Das Mörderspiel

Schon am Tag, nachdem Bruno erschossen worden war, wusste “Bild” scheinbar recht genau, was passiert war. Sie schrieb:

Der Koch ruft die Polizei, schnell treffen drei Männer an der Kümpflalm ein. Zwei Jäger, ein Polizist, heißt es. Ihr Auftrag: Sie sollen den Bären in dieser Nacht erschießen.
“Bild” am 27.6.2006.

“Bild” verbreitete also ein Gerücht, wie man an dem Einschub “heißt es” erkennen kann. (In Agenturmeldungen und auch auf Bild.de war das Gerücht sogar noch deutlicher gekennzeichnet). Doch einen Tag später ist daraus in “Bild” scheinbar eine offizielle Verlautbarung geworden:

Erst hieß es: Drei Jäger seien an dem Todesschuß beteiligt gewesen. Die Wahrheit: Ein “staatlich beauftragtes Sicherheitsteam des Landkreises Miesbach” hat Bruno erschossen. Elitejäger oder gar Elitepolizisten?
“Bild” am 28.6.2006.

Und einen weiteren Tag später wurde wieder etwas Fakt:

Fakt ist: Polizisten waren beim Abschuß vor Ort.
“Bild” am 29.6.2006.

Fakt ist aber auch, dass sich das zuständige bayerische Umweltministerium nicht zu dem Thema äußert. Es bleibe bei der Formulierung, dass es sich um “jagdkundige Personen” handelte, sagte uns ein Sprecher.

Doch “Bild” gibt sich, offenbar von journalistischem Ehrgeiz gepackt, damit nicht zufrieden. Und schrieb gestern:

Aber seltsam: Die Behörde äußert sich nach wie vor nicht zu den verwendeten Projektilen. Wurde Bruno mit einem Jagdgewehr getötet?
Oder etwa doch mit einer Polizeiwaffe.
“Bild” am 29.6.2006.

Und heute wird “Bild” noch detailverliebter:

Der Experte [Hellinger] fragt sich auch, was für Munition verwendet wurde. Die Behörden verraten es bisher nicht. Fakt ist: Bei einem starken Kaliber müßte das Projektil auch den Tierkörper durchschlagen. Hat es aber nicht.

Laut Thomas Schreder, Sprecher des Deutschen Jagdschutz-Verbandes, ist das allerdings keineswegs Fakt. Er sagte uns:

“Es gibt großkalibrige Geschosse, die darauf ausgelegt sind, den Tierkörper zu durchschlagen, und solche, die darauf ausgelegt sind, das nicht zu tun.”

Aber “Bild” meint ja, noch mehr über die Jagd zu wissen:

Außerdem würden Jäger für einen Bären Teilmantelgeschosse verwenden, die aufsplittern. Von Geschoßsplittern ist in dem Obduktionsbericht jedoch nicht die Rede.

Und auch zu Teilmantelgeschossen haben wir Schreder befragt. Er sagt:

“Es gibt verschiedene Arten von Teilmantelgeschossen. Manche die aufsplittern, andere die aufpilzen und keine Splitter hinterlassen. Beide haben ihre Stärken.”

Aber nochmal zurück zu der vermeintlichen dritten Kugel und zu dem zweiten Experten, den “Bild” heute zitiert und übrigens nicht namentlich nennt:

Ein Münchner Wildtier-Experte vermutet, daß eine Polizeiwaffe benutzt wurde: “Die mangelnde Durchschlagskraft der Geschosse weist darauf hin.”
Feuerte ein Polizist die Kugel ab?

Allerdings erwähnt auch dieser ominöse Experte eine dritte Kugel mit keinem Wort, er interpretiert, wie es scheint, bloß den Obduktionsbericht, in dem ja bekanntlich von zwei Kugeln die Rede ist. Zweifel daran haben offenbar nur die “Bild”-Rechercheure, die entweder verschweigen, welche Anhaltspunkte sie für die “Drei-Kugel-Theorie” haben, oder – ja, oder sie haben keine.

Doch anstatt zu mutmaßen, warum “Bild” seltsame Theorien in die Welt setzt, haben wir lieber beim bayerischen Umweltministerium nachgefragt, warum es denn eigentlich keine näheren Informationen zu den “jagdkundigen Personen” oder zur verwendeten Munition gibt. Der Sprecher sagte uns:

“Zu den verwendeten Projektilen geben wir vor allem deshalb keinen Kommentar ab, weil sich dadurch Rückschlüsse auf den tatsächlichen Schützen ziehen lassen könnten.”

Dass der Schütze geheim bleiben soll, liege vor allem daran, dass es schon “sehr viele Morddrohungen gegeben habe, sowohl beim bayerischen Umweltministerium, als auch beim bayerischen Jagdschutz-Verband – was übrigens auch “Bild” weiß.

So gesehen lässt sich eine Frage, die “Bild” heute stellt, sogar beantworten:

SOLLEN WIR DIE GANZE WAHRHEIT NIE ERFAHREN?

Nein. Die Öffentlichkeit soll “die ganze Wahrheit” tatsächlich nicht erfahren. Und das kann man doof finden. Viel schlimmer ist allerdings, dass man aus “Bild” nicht mal die halbe Wahrheit erfährt.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Schauspieler erleben mehr

Jessica Schwarz: Ich habe ein Sex-Tabu gebrochenGeil.

Welches?

Sie hatte schwanger Geschlechtsverkehr. Nun könnte man fragen, ob das wirklich so ein Tabu ist. Muss man aber gar nicht, denn in der Szene, auf die sich “Bild am Sonntag” bezieht, hatte Frau Schwarz weder Sex, noch war sie schwanger. Sie hat in einem Film eine Schwangere gespielt, die Sex hat. Angemessen wäre also vielleicht die Schlagzeile gewesen: “Ich habe ein Film-Tabu gebrochen”.

Lesen Sie demnächst exklusiv in “Bild am Sonntag”:

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Charlize Theron: “Ich bin eine Serienmörderin.”
und
Bruno Ganz: “Ich ließ sechs Millionen Juden ermorden.”

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