In einem aktuellen Artikel berichtet Bild.de über den Stromimport Deutschlands. Der Autor schreibt unter anderem:
So wird unser Importstrom produziert:
► 21 Prozent Kernkraft,
► 46 Prozent konventionelle Energiequellen,
► 51 Prozent erneuerbare Energien.
… was zusammen 118 Prozent ergibt und somit nicht stimmen kann.
Der Fehler liegt beim angegebenen Anteil der konventionellen Energiequellen. Einer im Bild.de-Artikel eingebetteten Grafik zufolge ist der deutlich niedriger:
Nachtrag/Möglicherweise Korrektur: Da könnten wir jetzt was durcheinandergebracht haben, sicher sind wir uns aber nicht: Mehrere Leser weisen uns darauf hin, dass es sein könnte, dass die “Bild”-Redaktion die drei übereinander geschriebenen Werte gar nicht als Teile meint, die zusammen 100 Prozent ergeben sollen, sondern dass sie einmal den Anteil der Kernkraft angibt und in der Zeile darunter noch Erdgas, Kohle und Öl hinzurechnet für die “konventionellen Energiequellen”. Das ließe die Definition von konventionellen Energiequellen auf jeden Fall zu. Allerdings würden dann die Pumpspeicher fehlen, die die Datenquelle der “Bild”-Grafik, die Agora Energiewende, durchaus zu den konventionellen Energiequellen zählt. Sollten wir tatsächlich danebengelangt haben, bitten wir, den Fehler zu entschuldigen. Aber wie gesagt: So ganz sicher sind wir uns nicht.
1. “Wir sind keine Mikrofonhalter” (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert, dass die Bundesregierung nur noch Erklärungen an die Medien herausgebe und keine Fragen der Journalistinnen und Journalisten beantworte. Der DJV bezeichnet dies als eine “kommunikativen Einbahnstraße”. Die Medien hätten ein Recht auf Information: “Wir sind keine Mikrofonhalter. Wer glaubt, so mit den Medien umgehen zu können, hat die Rolle des Journalismus als kritische Institution in der Demokratie nicht verstanden”, so der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall.
2. Wenn Medien als Gegner wahrgenommen werden (deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Sebastian Wellendorf, Audio: 7:43 Minuten)
Der Deutschlandfunk greift eine Studie der Universität Hohenheim auf, die zeige, dass etwa ein Fünftel der Deutschen ein rechtspopulistisches Weltbild habe und sich von klassischen Nachrichtenmedien fernhalte. Etwa ein Viertel der Befragten sei der Meinung, “Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren”, und: “Medien bringen nur, was die Herrschenden vorgeben”. Wie können Medien dem entgegnen? Indem sie zum Beispiel Positionen und politische Prozesse besser erklären, so der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider.
3. Unbequeme Wahrheiten aussprechen (taz.de, Leif Kramp & Stefan Weichert)
In der “taz” plädieren Leif Kramp und Stefan Weichert für einen Journalismus, der sich stärker am Gemeinwohl orientiert und weniger an Reichweite und Klicks: “Wir brauchen einen neuen ‘alten’ Journalismus, der sich an ethischen Grundtugenden und demokratischen Werten orientiert, der die Menschen dadurch überzeugen kann, dass er ganzheitlich und transparent agiert, dass er Kontexte diskutiert. Und dass er sich frei von Abhängigkeiten macht – von Geldgebern, ökonomischen Launen, politischen Einflüssen und den digitalen Infrastrukturen des US-amerikanischen Tech-Kapitalismus.”
4. Beten wir für eine bessere Doku über Antifeminismus (uebermedien.de, Lisa Kräher)
Eine “Y-Kollektiv”-Doku geht der Frage nach, was Antifeminismus mit rechter Ideologie zu tun hat. Ein wichtiges Thema, wie Lisa Kräher bei “Übermedien” findet, dessen filmische Umsetzung jedoch von starker Kritik begleitet werde. Kräher hat sich die Kritik an der Doku angesehen und sortiert, was daran aus ihrer Sicht berechtigt ist und was nicht.
5. Unklare Zukunft für “Meedia” und “Blickpunkt Film” (dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie Timo Niemeier bei “DWDL” berichtet, steht der Verlag hinter den Redaktionen von “Meedia” und “Blickpunkt Film” unter der Kontrolle eines Insolvenzverwalters, die Zukunft der Medienmarken sei ungewiss. Ursprünglich habe die Geschäftsführung versucht, das Unternehmen in Eigenregie zu sanieren, was sich jedoch als aussichtslos erwiesen habe.
6. Schülerzeitungen als Teil der Demokratie (verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Der Schülerzeitungswettbewerb in Brandenburg für das Jahr 2022/2023 habe ungewöhnlich wenige Einsendungen, mit nur 17 teilnehmenden Zeitungen von Schülerinnen und Schülern. Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg und Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke betonten die wichtige Rolle dieser Zeitungsprojekte für die demokratische Mitbestimmung und Meinungsbildung an Schulen. Beim Wettbewerb habe ein besonderes Augenmerk auf dem Thema Urheberrecht bei redaktionell verwendeten Fotos gelegen. Die Liste aller Preisträger gibt es hier (PDF).
“Bild” war kürzlich im bayerischen Ort Rottenburg an der Laaber. Dort hat Helmut Aiwanger, der ältere Bruder von Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, sein Waffengeschäft. Helmut Aiwanger sagte vor wenigen Tagen, er sei der Verfasser eines antisemitischen Flugblatts aus Schulzeiten, nachdem die Urheberschaft erst seinem Bruder zugeschrieben wurde.
BILD zu Besuch bei Hubert Aiwangers elf Monate älterem Bruder Helmut!
Wobei “zu Besuch” nun nicht so ganz passt, denn viel kommt von Helmut Aiwanger nicht:
Als der BILD-Reporter ihn anspricht, sagt er nur: “Passt schon” – bayerisch für: “Kein Interesse, Tschüss!”
Dafür entdeckt der “Bild”-Reporter am Fenster des Geschäfts mehrere Zettel “mit eindeutigen Botschaften”:
“Buchempfehlung: Heinrich Böll, 1974: Die verlorene Ehre der Katharina Blum” steht da an seiner Scheibe. Soll heißen: Die Aiwangers seien – wie die Heldin des genannten Romans – ohne eigenes Zutun unschuldige Opfer der Sensationsgier der Presse.
“Opfer der Sensationsgier der Presse”?
Da war doch irgendwas, was Heinrich Böll noch dazu geschrieben hatte.
Mal nachlesen im Buch.
Ah, hier, direkt am Anfang, noch bevor die Erzählung beginnt:
Personen und Handlungen dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der “Bild”-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.
Dieses Detail hat der “Bild”-Reporter offenbar vergessen.
In Bölls Werk erschießt die Titelfigur Katharina Blum übrigens am Ende einen Reporter. Dass seine “Buchempfehlung” also nicht wirklich zur Deeskalation taugt, scheint auch Helmut Aiwanger erkannt zu haben. Auf dem Zettel im Fenster seines Geschäfts steht auch noch: “Keine Sorge, nur Heinrich Bölls Prosa endet dramatisch.”
Es klingt ja tatsächlich erstmal ein bisschen irre:
Ein Ernährungsminister, der seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ernähren könne. Dazu mit Cem Özdemir noch ein Grüner, der keinen “Öko-Koch” finde, höhö. Natürlich ist das eine Geschichte für “Bild”. Und wie das bei “Bild”-Geschichten eben häufig ist, bleibt von ihr bei genauerer Betrachtung nicht mehr viel übrig.
Zum Start mal das Sprachliche: Im Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), um den es im “Bild”-Artikel geht, wurde keine Kantine geschlossen. Denn es gibt dort keine. Es gibt eine Cafeteria, deren Betrieb Anfang Juli eingestellt wurde. Das wird auch im ersten Satz des “Bild”-Textes klar:
Monatelang suchte Ernährungsminister Cem Özdemir (57, Grüne) einen Öko-Koch für die Mitarbeiter-Cafeteria in seinem Ministerium – ohne Erfolg!
Das ist auch deutlich mehr als nur Wortklauberei, denn diese Cafeteria verfügte über keine eigene Kochmöglichkeit – es konnten dort lediglich gelieferte Speisen warmgehalten werden. Ein Sprecher des BMEL erklärte uns auf Nachfrage den bisherigen Ablauf bei der Verpflegung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums: Das nahegelegene Bundesministerium für Arbeit und Soziales verfüge über eine richtige Kantine. Der dortige Betreiber habe bislang die BMEL-Cafeteria mitversorgt. Die Vereinbarung über diese Lieferungen an das BMEL sei allerdings kürzlich ausgelaufen, daher war eine neue Ausschreibung notwendig.
In dieser Ausschreibung ging es, anders als von der “Bild”-Redaktion behauptet, nie um einen “Öko-Koch”. Und somit sei der Grund für die derzeitige Schließung der Cafeteria auch nicht ein fehlender “Öko-Koch”, so der BMEL-Sprecher:
In der Tat musste die Ausschreibung für den Weiterbetrieb der Cafeteria erfolglos beendet werden. Grund war die gesunkene Nachfrage der Beschäftigten, die einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb des Angebots nicht mehr zuließ. Seit der Corona-Pandemie wurde die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten ausgebaut und wird seither von den Mitarbeitenden – auch mit Blick auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie – intensiv genutzt.
Dieser Aspekt wird auch am Ende des “Bild”-Artikels einmal erwähnt. Aber vorne im Text vermutet die Redaktion eine ganz andere Ursache für die erfolglose Ausschreibung:
Grund: Die Vorgaben für den Betreiber waren offensichtlich viel zu hoch. U. a. sollte mindestens ein Tagesgericht immer in “ovo-lacto-vegetarischer Form” gekocht und angeboten werden.
Folge: Es fand sich kein geeigneter Öko-Koch.
Jetzt müssen Özdemirs Mitarbeiter ausbaden, dass ihr Chef so hohe Öko-Vorgaben macht.
Es seien also die “hohen Öko-Vorgaben” Özdemirs, um die es geht, mutmaßt “Bild”:
Der Ernährungsminister scheitert an seinen eigenen Ernährungsvorgaben.
Das ist schlicht falsch.
Neben dem Tagesgericht in “ovo-lacto-vegetarischer Form” nennt der “Bild”-Artikel noch weitere Vorgaben für “Özdemirs Kantinen-Koch”:
Laut Ausschreibung sollte Özdemirs Kantinen-Koch u. a.:
► “eine schrittweise Reduzierung des Angebots an Mittagsgerichten mit Fleisch-/Wurstwaren” umsetzen
► mehr Essen mit Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten anbieten
► mindestens 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft beziehen.
Diese Punkte finden sich alle in einem 93-seitigen Papier mit dem Titel “Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln umsetzen” (PDF). Es handelt sich dabei um die aktuellste Weiterentwicklung des “Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit” der Bundesregierung, beschlossen am 25. August 2021. Damals, gut einen Monat vor der Bundestagswahl, saßen weder Cem Özdemir noch irgendwelche anderen Grünen in der Bundesregierung. Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD war noch im Amt. Und die hat beschlossen:
Vor dem Hintergrund der erheblichen Auswirkungen des Ernährungsverhaltens auf Gesundheit und Umwelt wird die Gemeinschaftsverpflegung in den Kantinen der Bundesverwaltung an dem Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Betriebsverpflegung vom November 2020 (unter ergänzender Einbeziehung der Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission) insbesondere wie folgt ausgerichtet:
a) Zusammenstellung eines Speiseplans mit steigenden Anteilen an pflanzlichen Lebensmitteln wobei Hülsenfrüchte und Nüsse bzw. Ölsaaten als pflanzliche Proteinquellen genutzt werden können.
b) Tägliches Angebot mindestens eines vollwertigen ovo-lacto-vegetarischen Gerichts zu allen Mahlzeiten […]
c) Schrittweise Reduzierung des Angebots an Mittagsgerichten mit Fleisch-/Wurstwaren […]
Dieses “Maßnahmenprogramm” sieht für die “Kantinen der Bundesverwaltung” auch eine Erhöhung des “Bio-Anteils im Speisenangebot” auf “mindestens 20 Prozent” bis spätestens 2025 vor. Das BMEL soll zusätzlich ein Pilotprojekt angehen, “mit dem auf Basis einer Ausschreibung mit interessierten Behörden/Kantinen ein Bio-Anteil von mindestens 50 Prozent bis spätestens 2025 umgesetzt wird”.
Oder kurz gesagt: Anders als “Bild” behauptet, geht es hier nicht um Cem Özdemirs “hohe Öko-Vorgaben”, sondern um die der damaligen Großen Koalition. Das Papier “Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln umsetzen” hatte CDU-Politiker Helge Braun in seiner damaligen Funktion als Bundesminister vorgestellt.
Und so sind die Reaktionen auf die aktuelle Verpflegungssituation im BMEL, die “Bild” bei CDU-Politikern eingesammelt hat, um sprachlich mal im Bild zu bleiben, völlig Banane:
Entsprechend groß sind Unverständnis und Spott bei der Opposition.
CDU-Fraktionsvize Steffen Bilger (44) zu BILD: “Ein Minister für Ernährung, der seine eigenen Leute nicht ernähren kann – das ist für Cem Özdemir peinlich.” Die Fürsorge für die Mitarbeiter solle wichtiger sein als die “Durchsetzung grüner Ernährungspolitik”.
Der ernährungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Albert Stegemann (47): “Es ist ein politisches Armutszeugnis, dass Bundesernährungsminister Özdemir die Ernährung seiner Beschäftigten im eigenen Ministerium nicht sicherstellen kann.” Cem Özdemir müsse “im eigenen Haus den ernährungspolitischen Offenbarungseid leisten”.
Die konkreten Folgen dieses “ernährungspolitischen Offenbarungseids” sehen übrigens so aus: Statt, wie bisher, das aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gelieferte Essen in der BMEL-Cafeteria zu essen, gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ernährungsministeriums nun die wenigen Meter über den gemeinsamen Innenhof rüber ins BMAS und essen in der dortigen Kantine.
1. Ehemaliger BSI-Chef Schönbohm will 100.000 Euro vom ZDF (dwdl.de, Timo Niemeier)
Nachdem Jan Böhmermann ihm in einer Folge des “ZDF Magazin Royale” eine zu große Nähe zu einem Verein mit angeblichen Kontakten zum russischen Geheimdienst vorgeworfen hatte, fordert Arne Schönbohm, ehemaliger Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), 100.000 Euro Entschädigung vom ZDF. Schönbohms Anwalt argumentiere, dass das ZDF den Ruf und die Karriere seines Mandanten zerstört habe. Das ZDF habe die Forderungen jedoch zurückgewiesen.
2. Mehr als ein Drittel der Minderjährigen hat Pornos gesehen (spiegel.de)
Eine von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegebene Studie zeige, dass mehr als ein Drittel der Minderjährigen zwischen 11 und 17 Jahren schon einmal pornografische Filme gesehen hat, sei es freiwillig oder unfreiwillig. Der Konsum von Pornografie beeinflusse das Verhalten von Kindern und Jugendlichen: “Fast die Hälfte der Jungen gab an, dass sie beim Versenden erotischer Nachrichten Handlungen oder Begriffe verwendeten, die sie aus den Pornos kennen (46 Prozent). Bei Mädchen sei dieser Zusammenhang deutlich schwächer ausgeprägt (17 Prozent).”
3. Rechtsextreme sind keine guten Interviewpartner*innen. (neuemedienmacher.de)
Der Artikel auf neuemedienmacher.de diskutiert, wie Journalistinnen und Journalisten verantwortungsvoll über die AfD und rechtsextreme Gruppierungen berichten können. Die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” betonen, wie wichtig es sei, marginalisierte Gruppen in den Fokus zu rücken, und warnen davor, antidemokratischen Akteuren eine Plattform zu bieten. Außerdem gibt es fünf konkrete Tipps für die Berichterstattung über Rechtsextreme, darunter die Notwendigkeit von Kontextualisierung und Transparenz.
4. Newsletter Netzwerk Recherche 224 (netzwerkrecherche.org, Anna Behrend)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. In der aktuellen Ausgabe stimmt Anna Behrend die Leserinnen und Leser auf die kommenden Konferenzwochen ein und verrät ihre Tipps des Monats. Außerdem gibt es wie gewohnt einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.
5. Wie der Konstruktive Journalismus gegen die Nachrichtenmüdigkeit wirken kann (de.ejo-online.eu, Pauline Wörsdörfer)
Pauline Wörsdörfer geht der Frage nach, ob der Konstruktive Journalismus ein Mittel zur Bekämpfung der sogenannten Nachrichtenmüdigkeit sein kann. Konstruktiver Journalismus konzentriere sich auf Lösungsansätze und positive Perspektiven, um die Leserschaft zu ermutigen und gesellschaftliche Probleme anzugehen. Studien würden zeigen, dass diese Form des Journalismus bei den Leserinnen und Lesern positive Emotionen auslöse und so der Nachrichtenmüdigkeit entgegenwirken könne.
6. Bild, Spiegel, Amazon.de: Reichweitenstarke deutsche Websites sperren OpenAI’s GPT Bot aus (omr.com, Roland Eisenbrand)
Roland Eisenbrand beschäftigt sich mit den Überlegungen von Websitebetreibern, wie man mit Künstlichen Intelligenzen (KI) wie ChatGPT umgehen soll. Viele große deutsche Medienhäuser und Marken hätten bereits Maßnahmen ergriffen, um den GPT Bot der Firma OpenAI von ihren Seiten fernzuhalten.
Lesen Sie mit BILDplus, wie Blitze und Überschwemmungen Elektroautos gefährden und wie Sie sich schützen können!
Die Auflösung für den Teaser “So gefährlich sind Blitze für E-Autos” hinter der “Bild-plus”-Bezahlschranke lautet: gar nicht. Blitze sind gar nicht gefährlich für E-Autos. Denn, schau an, auch für E-Autos gilt die Physik:
Sind Blitze gefährlich für mein E-Auto?
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber etwas Angst fährt bei Gewittern immer mit: Was passiert, wenn mein Fahrzeug vom Blitz getroffen wird?
Hier steht uns glücklicherweise die Physik zur Seite! Die Karosserie des Autos dient als sogenannter “Faradayscher Käfig” und leitet die elektrische Energie um die Insassen herum – das funktioniert sogar bei Cabrios mit geschlossenem Verdeck. Auch für E-Autos droht nach Aussage des ADAC keine besondere Gefahr.
1. ZDF einigt sich mit Journalistin (deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Annika Schneider, Audio: 8:09 Minuten)
Nach achtjährigem Rechtsstreit haben sich die Journalistin Birte Meier und ihr ehemaliger Arbeitgeber ZDF in einem Equal-Pay-Streit auf einen Vergleich geeinigt. Meier verklagte das ZDF, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie deutlich weniger Geld verdiente als ihre männlichen Kollegen mit gleichen Aufgaben und gleichem Status als fest-frei Beschäftigte. Die genaue Vergleichssumme wurde nicht veröffentlicht, der Fall gelte aber als wichtiger Schritt im Kampf um Lohngerechtigkeit.
Siehe dazu auch die Stellungnahme der am Verfahren beteiligten Gesellschaft für Freiheitsrechte: “Equal Pay: Jahrelanger Rechtsstreit mit ZDF endet mit Vergleich”.
2. Schweigen und weitermachen (taz.de, Florian Bayer)
Wie vor eineinhalb Wochen in den “6 vor 9” zu lesen war, sind die ORF-Nachrichten auf zwei prorussische Propagandavideos hereingefallen. Die Aufnahmen seien fälschlicherweise als Beispiele für Zwangsrekrutierungen in der Ukraine ausgestrahlt worden, sollen aber unter anderem die Festnahme eines russischen FSB-Spions gezeigt haben. Florian Bayer kritisiert in der “taz” den seiner Meinung nach wenig souveränen Umgang des österreichischen Senders mit dem Fehler.
3. Neues Gesetz in Frankreich will Browser zur Zensur verpflichten (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Ein in Frankreich geplantes Gesetz soll Webbrowser dazu verpflichten, von der Regierung erstellte Sperrlisten zu implementieren, um bestimmte Webseiten zu blockieren. Mozilla, die Stiftung hinter dem Firefox-Browser, warne davor, dass diese Maßnahme autoritären Regimen die Zensur erleichtern und die bisherige Zensur von der Ebene der Internet Service Provider auf die Ebene der Browser verlagern könnte. Die Mozilla Foundation habe daher eine Petition gegen den Gesetzesentwurf gestartet.
4. 50 Jahre Bildung! (medienbildungshub.de)
Der Artikel auf medienbildungshub.de beleuchtet die 50-jährige Geschichte des Grimme-Instituts, das 1973 als Adolf-Grimme-Institut gegründet und von seinem Gründer Bert Donnepp als “Modellversuch im Bildungswesen” bezeichnet wurde. Neben der Verleihung des Grimme-Preises betreibt das Institut unter anderem wissenschaftliche Forschung zu Medien und Bildung und beschäftigt sich mit den Herausforderungen neuer Medientechnologien.
5. X erlaubt in den USA wieder politische Werbung (zeit.de)
Die ehemals als Twitter bekannte Online-Plattform X hebt das 2019 vom damaligen Twitter-Chef eingeführte Verbot politischer Werbung in den USA auf. Das Unternehmen betont, dass es Regeln für die bezahlte Verbreitung politischer Botschaften geben werde, einschließlich des Verbots falscher oder irreführender Informationen. Auch die Sicherheitsabteilungen der Plattform würden ausgebaut. Vor nicht allzu langer Zeit hatte es auch dort einen massiven Stellenabbau gegeben.
6. Spiegel-Gruppe übernimmt RTL-Anteile an “11 Freunde” (dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” unter Bezug auf eine “Spiegel”-Meldung berichtet, hat die “Spiegel”-Gruppe die Mehrheitsanteile am Fußballmagazin “11 Freunde” übernommen, die zuvor von Gruner + Jahr beziehungsweise RTL gehalten wurden. Die Übernahme soll nach Zustimmung der Kartellbehörden vollzogen werden, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. “Spiegel” und “11 Freunde” wollen unabhängig voneinander arbeiten, aber Synergien bei digitalen Produkten, Vertrieb und Werbung nutzen.
Brutale Attacke in Chemnitz: Ein Mann wurde von unbekannten Tätern angegriffen. Mit einer Machete hackten sie dem 28-Jährigen dabei mehrere Finger ab!
Die Tat ereignete sich am Dienstag gegen 15 Uhr in einer Parkanlage an der Helbersdorfer Straße. Nach der Attacke flüchteten die schwarz Maskierten in Richtung Stadtpark.
Genauso eindeutig klingt es in der Überschrift:
So ist es gewesen, kein Konjunktiv, kein “soll”.
Heute, knapp zwei Wochen später, ist klar, dass etwas mehr Distanz und deutlich weniger Zueigenmachen dieser Geschichte des angeblichen Opfers besser gewesen wäre:
(Augenbalken durch Bild.de, weitere Verpixelung durch uns.)
Jetzt die überraschende Wende: Am Montag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass gegen den Mann wegen Vortäuschens einer Straftat und gegen einen weiteren Beschuldigten wegen schwerer Körperverletzung ermittelt wird.
Dem nun Mitbeschuldigten, der sich jetzt wegen schwerer Körperverletzung verantworten muss, waren die Ermittler durch Auswertung von Mobiltelefonen auf die Schliche gekommen. Der Deutsche soll nach BILD-Informationen wie Alexander W. der rechtsextremen Szene angehören.
Laut LKA und Staatsanwaltschaft Chemnitz hat der Überfall so nie stattgefunden. Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart (59) zu BILD: “Nach den Ermittlungen hat sich ein Überfall durch Linke nicht bestätigt.”
Der Fall habe “bundesweit für Aufsehen” gesorgt, schreibt die “Bild”-Redaktion. Zu ihrer eigenen Rolle bei der Verbreitung der wahrscheinlich erfundenen Geschichte eines Neonazis schreibt sie nichts.
Seit vergangenem Donnerstag berichten die “Bild”-Medien intensiv über den Tod einer 32-jährigen Frau in Stuttgart. Der Fall hat einiges, was ihn für eine Boulevardredaktion interessant macht, beispielsweise einen festgenommenen Tatverdächtigen, mit dem das Opfer laut “Bild” eine Affäre gehabt haben soll. Außerdem, und das ist sicher von zentraler Bedeutung, gibt es Fotos – zwei verschiedene Aufnahmen der Frau hat die “Bild”-Redaktion zusammenklauben können. Und die zeigt sie bei jeder Gelegenheit.
Allein bei Bild.de sind mindestens sieben Artikel seit vergangenem Donnerstag erschienen (überwiegend als “Bild-plus”-Artikel, schließlich versucht die “Bild”-Redaktion immer wieder, mit dem Tod von Menschen Abos zu verkaufen). Dazu mehrere große Artikel in der Stuttgart-Ausgabe der “Bild”-Zeitung beziehungsweise in der “Bild”-Bundesausgabe. Außerdem eine komplette Seite in “Bild am Sonntag”. Und mehrere Push-Nachrichten für alle, die die “Bild”-App auf dem Smartphone haben.
Die Verpixelungen oben haben alle wir hinzugefügt – in den “Bild”-Medien sind die Fotos der Frau ohne jegliche Unkenntlichmachung erschienen (lediglich beim letzten Screenshot hat die “Bild”-Redaktion dem Tatverdächtigen einen schmalen Balken über die Augen gelegt). Als Quelle der Aufnahmen ist “Privat” angegeben.
Der Pressekodex des Deutschen Presserats ist bei diesem Thema recht eindeutig. In Richtlinie 8.2 zum “Opferschutz” steht:
Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.
Um eine Person des öffentlichen Lebens handelt es sich bei der Frau nicht.
Wir haben bei “Bild” nachgefragt, ob der Redaktion eine Erlaubnis der Familie vorliegt, die Fotos unvepixelt zu zeigen. Und wenn nicht, warum sie es trotzdem tut. Eine Antwort haben wir bislang nicht erhalten.
Sollte keine Erlaubnis der Familie vorliegen, dürfte es auch juristisch gesehen recht klar sein, dass das, was die “Bild”-Redaktion hier macht, nicht in Ordnung ist. Allerdings gilt: wo kein Kläger, da kein Richter. Und so gibt es in diesem Fall noch einen weiteren Umstand, der ihn für die “Bild”-Redaktion besonders interessant machen dürfte: Die getötete Frau stammt aus Kenia. Sie soll allein in Deutschland gewesen sein, ihre Familie befindet sich laut “Bild” in Kenia. Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass die Familienmitglieder mitbekommen, was die “Bild”-Redaktion mit den Fotos alles anstellt.
1. Razzia bei Radio Dreyeckland war rechtswidrig (netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wie netzpolitik.org berichtet, habe das Landgericht Karlsruhe die Hausdurchsuchungen beim Freiburger Sender Radio Dreyeckland (RDL) letztinstanzlich für rechtswidrig erklärt. Dies hätten der Sender und die juristisch beteiligte Gesellschaft für Freiheitsrechte mitgeteilt. Die Durchsuchungen waren erfolgt, nachdem RDL einen Link zum Archiv der 2017 verbotenen Internetseite linksunten.indymedia.org veröffentlicht hatte. Das Gericht habe betont, dass die Durchsuchungen mehrere Grundrechte verletzt hätten und eine einschüchternde Wirkung ausüben könnten.
2. Kritik an der Berichterstattung der SZ (deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Sören Brinkmann, Audio: 8:12 Minuten)
Am Samstag berichtete die “Süddeutsche Zeitung” über ein antisemitisches Flugblatt (nur mit Abo lesbar), das vor rund 35 Jahren in einem bayerischen Gymnasium gefunden und mit dem heutigen stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger in Verbindung gebracht wurde. Aiwanger bestreitet, das Flugblatt verfasst zu haben. Stattdessen sagt sein Bruder, er sei der Urheber. Die Art der Berichterstattung hat Kritik hervorgerufen. Stefan Niggemeier erklärt im Interview mit dem Deutschlandfunk, worum es im Einzelnen geht und was die “Süddeutsche” seiner Meinung nach hätte besser machen können.
3. Auf ein Stück Erdbeertorte bei ganz normalen Leuten (uebermedien.de, Lisa Kräher)
Bei “Übermedien” kritisiert Lisa Kräher die Berichterstattung der “Zeit” über Menschen, die 2020 versucht haben, das Reichstagsgebäude in Berlin zu stürmen. Kräher bemängelt, dass die Redaktion den Beteiligten eine große Plattform biete, ohne deren Motive und Hintergründe ausreichend kritisch zu hinterfragen. Sie argumentiert, dass die Darstellung verharmlosend wirken könne und die tatsächlichen Probleme nicht angemessen adressiere. Besonders kritikwürdig seien aus ihrer Sicht die von der “Zeit” in deren Social-Media-Kanälen verwendeten Zitatkacheln.
4. “Hier findet Entgrenzung statt” (taz.de Wilfried Urbe)
Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, spricht im Interview mit der “taz” über die Herausforderungen von Hass und Desinformation im Internet. Er betont, dass die Gesellschaft zunehmend Verantwortung übernehme, indem sie entsprechende Hassbotschaften melde. Die NRW-Initiative “Verfolgen statt nur Löschen” habe bereits zu zahlreichen Ermittlungsverfahren und Verurteilungen geführt: “Nachdem wir 2018 starteten, haben wir inzwischen 1.500 Anzeigen an das LKA NRW beziehungsweise das BKA weitergeleitet. Daraus sind 900 Ermittlungsverfahren entstanden und 400 Beschuldigte identifiziert worden. Aktuell laufen 52 Anklagen, bisher kam es zu 38 Verurteilungen.”
5. Länder wollen Intendantengehalt im RBB-Staatsvertrag deckeln (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Wie Joachim Huber beim “Tagesspiegel” berichtet, sieht der neue Staatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine Gehaltsobergrenze für die Intendanz von 180.000 Euro vor – deutlich weniger als das derzeitige Gehalt der Senderchefin Katrin Vernau von 295.000 Euro. Die Ziele der Reform seien eine bessere Kontrolle, höhere Wirtschaftlichkeit und mehr Transparenz im Sender. Neben der Gehaltskürzung seien auch strukturelle Veränderungen wie die Verschlankung der Senderspitze und die Professionalisierung der Aufsichtsgremien geplant.
6. Youtuber sind keine Journalisten (djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert ein Urteil des Verwaltungsgerichts Minden, das einen Youtuber mit professionellen Journalistinnen und Journalisten gleichstelle. Das Gericht habe laut “FAZ” entschieden, dass es für die unterstellte Pressetätigkeit ausreichend sei, einen Youtube-Kanal zu haben, und die Reichweite des Kanals dabei unerheblich sei. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall findet das befremdlich und “verhaltensoriginell”. Er fragt unter der etwas generalisierend wirkenden Überschrift “Youtuber sind keine Journalisten”: “Wie will man eigentlich noch journalistische Angebote von lustigen Katzenvideos und anderem Klamauk unterscheiden?”