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Jetzt weiß sie es auch!

Uiuiui! “Bild” berichtet schon wieder über “aufgetauchte” Nackt-Szenen. Diesmal zeigen sie aber nicht Sophie Schütt sondern Antonio Banderas und Angelina Jolie:

Zumindest sind die Szenen so heiß, daß sie aus der Endfassung des Historiendramas “Original Sin” (…) rausgeschnippelt wurden (und jetzt – o Wunder – doch noch aufgetaucht sind).

Irgendwie macht es den Eindruck, als wollte Katharina Wolf, die heute Christiane Hoffmann in ihrer “Ich weiß es!”-Rubrik vertritt, sich schon wieder mit der “offiziellen Begründung” (die sie vermutlich nur etwas verkürzt wieder gibt, die aber ansonsten durchaus nachvollziehbar ist) nicht ganz zufrieden geben, aber das nur am Rande.

Wo und wann sind diese Szenen wohl aufgetaucht? Da die DVD, auf der sie zu sehen sind, bereits – o Wunder – im Juli 2002 ganz offiziell von MGM Home Entertainment veröffentlicht wurde, und MGM – o Wunder – auf der Internetseite zum Film ganz ungeniert mit ihnen wirbt, liegt es natürlich nahe, dass sie “jetzt” (oder am Wochenende) bloß in Wolfs DVD-Player aufgetaucht sind, aber das ist selbstverständlich reine Spekulation.

Mit Dank für den sachdienlichen Hinweis an Christian W.

Eine Zensur, die nicht stattfand, findet nicht statt

“Über jeden Erfolg muss mit dem Zuschauer
stets neu verhandelt werden.” (Bernd Gäbler)

Aber vergessen wir mal kurz den nichtigen Anlass und fassen zusammen: Zwei Tage hintereinander erschien “Bild” mit ebenso riesigen wie irreführenden Titelgeschichten zum selben Thema (bzw. machte aus einem inszenierten und irreführend wiedergegebenen Sachverhalt Schlagzeilen). Einzige Grundlage für die ganze Aufregung: die Formulierung “BILD erfuhr” und das Wörtchen “angeblich”, sonst nichts. Zwei Tage später dann sagen die von “Bild” sinnloserweise Angeprangerten in “Bild”:

“Das Echo auf die BILD-Berichte war so überwältigend, daß…”

Mit anderen Worten:
Ausriss: mediapilot.de, Text: BILD wirkt!
 
Oder etwa nicht? Schließlich zeigt der zur ProSiebenSat.1 Media AG gehörige, kommerzielle TV-Sender Sat.1 in seinem Zweiteiler “Schöne Witwen küssen besser” nun also doch eine kurze Szene, in der die Schauspielerin Sophie Schütt unbekleidet an einem Pool entlangschlendert und die laut “Bild” einer vermeintlichen “Nackt-Zensur” zum Opfer gefallen wäre, laut Sat.1 jedoch bloß “für die Handlung nicht so wichtig” war.

Doch wenn es beim werbefinanzierten Programmanbieter Sat.1 heißt, der Sender wolle damit “dem Wunsch der Zuschauer gerne nachkommen”, will man gar nicht erst spekulieren, wer sich dabei wohl alles hinter wessen Rücken ins Fäustchen lacht. Der Axel Springer Verlag jedenfalls, in dem “Bild” erscheint, ist mit 11,48 Prozent an der ProSiebenSat.1 Media AG beteiligt. Eine Zensur hingegen findet nicht statt.

Routine

Zuerst ein kurzes Quiz: Überlegen Sie sich mal, wie wohl die Frage gelautet haben könnte, auf die die folgende Antwort der Schauspielerin Sophie Schütt passt:

“Der ganze Schönheitswahn nervt, weil er uns Frauen enorm unter Druck bringt. Wir können dem kaum standhalten. (…) Jede Frau hat Körperzonen, die ihr nicht besonders gefallen und die sie gerne verändern würde. Natürlich geht mir das auch so. Ich würde allerdings nur an mir etwas verändern wollen, wenn ich selbst darunter leide, aber nicht wenn es der Schönheitswahn oder mein Beruf von mir abverlangt. (…) Eine natürliche Frau mit Ausstrahlung ist doch viel attraktiver als eine künstlich geschnitzte Barbie. Ich bin eine ganz normale Frau und das sind meine Zuschauerinnen auch.“

Und? Sind Sie auch auf so Larifarifragen wie “Frau Schütt, fühlen Sie sich eigentlich schön?”, “Frau Schütt, sind Ihre Brüste echt?” oder “Frau Schütt, was halten Sie grundsätzlich vom Schönheitswahn?” gekommen? Gut.

Aber der Reihe nach: Am 20. und 21. Dezember zeigt Sat.1 den Zweiteiler “Schöne Witwen küssen besser”, und damit der TV-Movie auch gebührend ankündigt werden kann, hat Sat.1 (wie üblich) vorab ein paar Videokassetten an Medien-Redaktionen verschickt, auf denen (das kommt vor) nicht die endgültige Endfassung zu sehen ist. Im Fall des Sat.1-Zweiteilers etwa gibt es auf der Vorab-VHS Szenen, die in der endgültigen Endfassung nicht mehr auftauchen, weil der Film am Ende zu lang wurde, und deshalb Szenen weggelassen wurden, die für die Handlung nicht so wichtig sind. Eine der weggelassenen Szenen zeigt Hauptdarstellerin Sophie Schütt nackt. Und hier beginnt unsere Geschichte.

Denn am gestrigen Mittwoch sah die “Bild”-Titelseite so aus:

Im dazugehörigen Artikel hatte “Bild” auf die Titelfrage sogar eine Antwort. Sie lautete (wie könnte es anders sein): Nein, sie ist nicht “nicht schön genug fürs TV”. Und in “Bild” lautete sie ähnlich, nämlich so:

“‘Der Zweiteiler wurde am Ende zu lang. Wir haben diese Szenen weggelassen, weil sie für die Handlung nicht so wichtig sind’, so SAT1-Sprecherin Kristina Faßler gestern.”

Und man hätte es dabei belassen (oder die ganze Story lassen) können: kein Skandal nirgends, nur Routine – weshalb bei “Bild”, garniert mit ein paar Splitterfasernacktbildern, auch noch steht:

BILD erfuhr: Der Produktion kamen nach den Dreharbeiten Zweifel, ob die Nacktszenen für die Schauspielerin vorteilhaft sind. Deshalb wurden sie später rausgeschnitten.”

Die Formulierung “BILD erfuhr” ist natürlich ein wenig schwammig und unglaubwürdig so ganz ohne Hinweis, wer das wo und wann zu wem gesagt haben könnte. Aber sie ist noch nichts gegen das, was “Bild” heute, noch riesengrößer als am Vortag, auf die Titelseite schreibt. Nämlich dies:

Und mal abgesehen davon, dass von der angeblichen “Nackt-Zensur” überhaupt keine Rede sein kann (s.o.), ist auch die Formulierung “Jetzt wehrt sich Sophie Schütt” irgendwie übergeigt. Denn zitiert wird Schütt in “Bild” ausschließlich mit den bereits eingangs zitierten Worten. Und dass sie sich darin auch nur ein klitzekleines Bisschen gegen die rausgekürzten Szenen “wehrt”, wie “Bild” behauptet, ist Schütts Worten überhaupt nicht anzumerken – womöglich, weil es gar nicht stimmt. Fairer formuliert: Falls sich Schütt unwahrscheinlicherweise wirklich gegen die gekürzte Szene “wehrt”, wie “Bild” behauptet, dann jedenfalls nicht in “Bild”.

Nachtrag, 12.12.04: Der Netzeitung sagte eine Sat.1-Sprecherin übrigens, Schütts Bemerkungen in “Bild” seien eine Kritik am allgemeinen Schönheitswahn, nicht am Sender.

Allgemein  

Christiansen und der Hundesalon

Eins vielleicht vorweg: Sabine Christiansen gehört — wie Stefan Raab — nicht zu denjenigen Prominenten, deren Leben von der “Bild”-Zeitung mit Sympathie begleitet wird.

Am Dienstag berichtete “Bild”, dass die Fernsehmoderatorin gemeinsam mit Promi-Friseur Udo Walz einen Hundesalon in Berlin eröffnen werde. Wörtlich:

Die Talk-Queen wird am Donnerstag zur Eröffnung des Hundesalons „Sparks – dogs and more“ in Berlin (Uhlandstraße 181–183) erwartet, den sie als stille Teilhaberin an der Seite von Promi-Figaro Udo Walz (60) betreibt.

Heute, am Donnerstag, schreibt “Bild”:

Wie BILD am Dienstag exklusiv berichtete, ist auch TV-Moderatorin Sabine Christiansen (47) an diesem Salon beteiligt. Das ließ die TV-Lady allerdings sofort dementieren.

Sie sei keine Teilhaberin, sondern lediglich Schirmherrin für einen Teil der Einnahmen, die zu Gunsten notleidender Tiere verwendet werden.

Das ist falsch. Die Nachrichtenagentur AP meldete schon am Dienstag um 14.25:

[Christiansens] Referent Frank Jungbluth dementierte am Dienstag eine Meldung der “Bild”-Zeitung, wonach Christiansen den Salon in dieser Woche gemeinsam mit dem Prominentenfriseur Udo Walz eröffne. Christiansen sei lediglich zu einem kleinen Anteil stille Teilhaberin an dem Salon, einem Projekt von Walz, sagte Jungbluth. (…)

Auch die Pressesprecherin des Hundesalons “Sparks – dogs and more” in Berlin, Martina Conrad, widersprach dem Bericht der “Bild”-Zeitung. Der Salon habe vor einigen Tagen zunächst als Fachgeschäft für Tieraccessoires eröffnet. Nach dem Umbau der Räumlichkeiten sollte ein Pflegeangebot für Hunde hinzukommen. Ein Termin stehe noch nicht fest. Christiansen werde nicht im Salon erwartet.

Was Christiansen also dementieren ließ, war die Behauptung von “Bild”, Christiansen werde den Salon gemeinsam mit Walz am heutigen Donnerstag eröffnen. Sie dementierte nicht, dass sie stille Teilhaberin sei, sie bestätigte es sogar. Ihr Anteil beträgt 1250 Euro, das sind lächerliche zwei Prozent.

All das hindert “Bild” nicht daran, völlig irreführend schon in der Überschrift zu fragen:

Warum stehen Sie nicht zu Ihrem Hundesalon?

(Nun ja: Sie steht dazu.)

“Bild” weiter:

BILD wollte gestern bei Frau Christiansen nachfragen.

1. Warum haben Sie dementiert, daß Sie am Hundesalon von Udo Walz finanziell beteiligt sind?

2. Ist es Ihnen peinlich, daß Sie an einem Hundesalon beteiligt sind?

3. Ist Ihre Glaubwürdigkeit jetzt beschädigt?

Punkt 1: Sie hat es nicht dementiert, sie hat es bestätigt.

Punkt 2: Nein, ihr Sprecher sagte am Dienstag, Christiansens Einnahmen sollten “zu 100 Prozent in einen Sozialfonds fließen, aus dem tierärztliche Rechnungen bedürftiger Menschen bezahlt werden”, weil gerade für ältere Menschen Hunde häufig eine soziale Funktion hätten.

Punkt 3: Hä?

Und hat eigentlich die “Bild”-Zeitung, die offenbar sowohl am Dienstag als auch am Donnerstag falsch über den Fall berichtet hat, eine Glaubwürdigkeit, die jetzt beschädigt sein könnte?

Montagen an Montagen

Sorry, aber wir wollen noch mal kurz auf Hitler zurückkommen – auch wenn’s dabei jetzt eher um was anderes geht. Schließlich hatte “Bild” (wie Bild.de) “Hitlers geheime UFO-Pläne” am Montag mit einem zwar 17x13cm großen, aber sehr unscharfen, schwarzweißen “UFO” illustriert (siehe hier) und dazugetextet:

“Dieses Foto ist dennoch vermutlich eine Montage”

Ja, weil die ganze Geschichte ohnehin auf Spekulationen beruhte (genauer gesagt auf Spekulationen, die laut “Bild” in einer TV-Doku geschildert werden, welche anlässlich ihrer mutmaßlichen Ausstrahlung im Rahmen eines UFO-Thementages durch einen britischen Spartensender von einer dortigen Boulevardzeitung zusammengefasst wurden, bevor “Bild” selbst daraus ihre Titelstory machte), war es zwar ein klein wenig unschön, aber durchaus nachvollziehbar, dass “Bild” neben die unscharfe, schwarzweiße Bebilderung geschrieben hatte:

“Dieses Foto ist dennoch vermutlich eine Montage”

Immerhin. Hätte “Bild” allerdings ein klein wenig mehr recherchiert, wäre sie womöglich schnell auf etwas weniger Unscharfes und noch weniger Schwarzweißes gestoßen (siehe hier oder hier oder gar hier), das weder “Foto” noch “Montage” ist, sondern eine Fantasiezeichnung des szenebekannten UFOMalers James Nichols aus den 1980er oder 1990er Jahren, die dem vermeintlichen Foto, das ja nach “Bild”-Spekulationen vermutlich eine Montage sei, sehr ähnlich sieht.

Mit Dank an M.N. für den entscheidenden Anstoß.

Schall & Rauch

Der bild.de-Artikel, um den es hier geht, trägt die Autorenzeile “Von THOMAS KRALICEK und VIM VOMLAND”, aber so richtig wundern würde es uns nicht, wenn sich herausstellte, dass er eigentlich von Günther Kralitscheck und Wim Womland geschrieben wurde.

Es geht darin um Reiner Calmund, der aufregende neue Fernsehpläne haben soll. Es wäre allerdings erstaunlich, wenn die Angaben des Artikels über die angebliche neue Show stimmen würden, denn im übrigen stimmt ungefähr nichts in dem Stück.

Mal abgesehen davon, dass die Casting-Show “Big Boss” mit Calmund alles andere als ein Erfolg ist (kein Wort davon bei “Bild”). Und dass das Zitat eines anonymen Pro-Sieben-Menschen, man sehe in ihm “einen Erfolgstypus”, weil der Dicke Volksnähe ausstrahle, doch nicht ganz nach einem konkreten Job-Angebot klingt. Und dass das gleiche für das Zitat des RTL-Unterhaltungschefs gilt, der gesagt haben soll: “Wir können uns mit Herrn Calmund sehr gut eine weitere Zusammenarbeit vorstellen.”

Also mal abgesehen davon, heißt der RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger und nicht “Senger”, wie bild.de schreibt. Und der Deutschland-Chef von Endemol heißt Borris Brandt und nicht “Boris Brandt”, wie bild.de schreibt. Und die Produktionsfirma der ARD-Talkshow “Sabine Christiansen” heißt TV21 und nicht “Sabine Christiansen Production”.

Und jetzt sind wir sehr gespannt, wann der Selbstverständliche-Standards-Beauftragte bei bild.de seinen Dienst antritt und die schlimmsten Fehler korrigiert. (Ach so, und ob es die beschriebene neue Show mit “Calli” je geben wird, natürlich.)

Update, 11.25 Uhr: Sämtliche Fehler stehen auch in der gedruckten “Bild”. Und immer noch online.

Update, 14.35 Uhr: Der Selbstverständliche-Standards-Beauftragte von bild.de hat offenbar immer noch nicht seinen Dienst angetreten. Womöglich ist er mit Burn-Out-Syndrom krank geschrieben. Allerdings verbreitet inzwischen die Nachrichtenagentur ddp die “Bild” Meldung mitsamt der darin enthaltenen Fehler weiter. Das muss Chefredakteur Kai Diekmann meinen, wenn er “Bild” als “DAS LEITMEDIUM” bezeichnet: “Bild” schreibt die Fehler auf, und alle anderen schreiben sie ab.

Update, 20.10 Uhr: Ts. Alle Fehler wie gehabt. Schrecklicher Verdacht: Es gibt gar keinen Selbstverständliche-Standards-Beauftragten bei “Bild”.

Update, 9. Dezember, 0.00 Uhr: Was etwas beunruhigend ist: Der eine Autor des Fehler-Textes, Thomas Kralicek, 38, ist nicht irgendein unterbezahlter bild.de-Hilfsarbeiter, sondern neuer “Ressortleiter Show” bei “Bild”. Vorher war er bei RTL Newmedia für die People-Berichterstattung veranwortlich. RTL Newmedia ist eine Tochter von RTL. RTL ist der Laden, bei dem Tom Sänger (nicht “Senger”) Unterhaltungschef ist. Und der andere Autor des Fehler-Textes, Vim Vomland, ist auch nicht irgendein unterbezahlter bild.de-Hilfsarbeiter, sondern — laut “Bild”-Schwesterblatt “Welt” — eine “Bild”-Reporter-Legende. (Danke an Franz K. für den Hinweis!)

Neue Attacken

Was bisher geschah:

1. Vor anderthalb Wochen berichtete “Bild”, Rennfahrer Ralf Schumacher investiere in eine Erotikfirma.

2. Stefan Raab verulkte Schumacher und dessen Frau Cora in seiner Show “TV Total” daraufhin als “Porno-Ralle” und “Hard-Cora”.

3. “Bild” machte einen “Porno-Zoff” draus und warf Raab “schlechte Scherze” vor.

4. Einen Tag später druckte “Bild” die Geschichte “Schöne Cora Schumacher: Meine Familie leidet unter Stefan Raab” und berichtete, Cora gehe nur noch aus dem Haus, “wenn es wirklich sein muß”. Den Moderator beschuldigte das Blatt, das mit schlechten Scherzen selbst nichts am Hut hat, er denke “vor allem daran, die schlaffen Quoten seiner Show auf Kosten von Ralf und Cora wieder hochzukriegen“. Und war sicher: “Raab will unter der Gürtellinie weiterwursteln.”

Am gestrigen Abend nun witzelte Raab in seiner Sendung wieder über die Schumachers und verlas die schriftliche Abmahnung ihres Anwalts. Außerdem kündigte Raab an, den Erlös aus den “Porno-Ralle”-T-Shirts, die online verkauft werden, einem gemeinnützigen Verein zu spenden. Das findet Bild.T-Online nun allerdings nur ganz knapp kommentierungswürdig…

…und echauffiert sich stattdessen lieber völlig unvorbelastet über das “TV-Lästermaul Raab” bzw. “die Giftspritze”, den “Läster-Nachschlag”, also die “Raab-Attacke” mit den “bösen Beleidigungen” und “Hohn, Spott, Häme!”, Raabs “spöttelnde”, “scheinheilige” Art und seine “vor Sarkasmus triefende Stimme”, mit der die Schumachers wieder “übel verhöhnt” wurden.

Den Beitrag kündigt Bild.T-Online übrigens mit “(…) neue Attacken im Porno-Zoff!” an. Und meint damit Raab, natürlich.

Wen denn auch sonst?

Hitler

“Hitler” macht sich hierzulande meistens ziemlich gut in einer Überschrift, das Wort “geheim” auch, “UFO” immer. Und “Bild” hatte es am gestrigen Montag geschafft, alle drei Wörter in einer einzigen Schlagzeile unterzubringen und schrieb also:

“Historiker enthüllen: Hitlers geheime UFO-Pläne”

Und natürlich sind – um das vorweg zu sagen – die erwähnten UFOs keine Fortbewegungsmittel Außerirdischer, wie das Wort “UFO” im alltäglichen Sprachgebrauch suggeriert, sondern bloß bombentragende, fürs Radar unsichtbaren, tragflächenlose „Flugkreisel” mit Propeller an der Unterseite, Düsenantrieb und einem Cockpit mit Plexiglas-Kuppel, wie auch “Bild” die Enthüllungen einer Doku des “renommierten TV-Senders ‘Discovery'” zusammenfasste, auf welcher der komplette Artikel beruhte und die, wie “Bild” nicht mal unerwähnt ließ, bloß “neue, größenwahnsinnige Details” zu bieten hat.

Worin genau die neuen “Details” bestehen, machte “Bild” zwar in ihrer Berichterstattung nirgends deutlich. Aber egal, denn Tatsache ist: “Hitlers geheime UFO-Pläne” waren damals, vor ungefähr 60 Jahren, fraglos geheim. Inzwischen sind sie es aber nicht mehr so. Und mehr dazu würde hier auch definitiv zu weit führen – oder noch weiter.

Tatsache ist aber außerdem, dass die Geschichten und Verschwörungstheorien rund um “Hitlers geheime UFO-Pläne” insbesondere in der Neonazi-Szene verbreitet sind und werden, wie man, wenn man will, vielleicht am besten beim “Informationsdienst gegen Rechtsextremismus”* von Margret Chatwin nachlesen kann. Aber auch das führt hier vielleicht zu weit. Schließlich handelte es sich bei der “Bild”-Geschichte doch im Grunde nur um eine Art Programmhinweis (bei dem “Bild allerdings in ihrem Mitteilungsbedürfnis über die “bizarren Wunderwaffen” völlig zu erwähnen vergaß, wann, wo oder wieso der “Discovery Channel” die Doku zeigt/gezeigt hat/zeigen wird), oder? Außerdem ist “Bild” ja heute bereits wieder bei ganz anderen Themen angelangt und berichtet lieber über:

“Hitlers irre Wunder-Waffen”

Mit Dank an Thomas H., Adrian J., Daniel. R., Henrik T., Denis M., Rainer M. und andere für die Hinweise.

Nachtrag, 13:23:
Okay, überall dort im Lande, wo die gestrige “Hitler”-Story sogar die Titelschlagzeile war, stand (anders als z.B. in der Berlin-Ausgabe) offenbar auch ein Hinweis, dass die Doku vom “Discovery Channel” am 18.12. ausgestrahlt werde. Beim “Discovery Deutschland” weiß man davon allerdings auf Nachfrage nichts. Auch im Programmablauf ist nichts dergleichen verzeichnet. Aber das muss ja noch nichts heißen…

Nachtrag, 15:37:
Zum Glück weiß ein “Bild”-Sprecher auf Nachfrage Genaueres: So ging die Berichterstattung in “Bild” offenbar zurück auf eine Veröffentlichung im britischen “Daily Express”, der am 5.12. über die TV-Doku berichtete, die wiederum im britische Spartensender “Discovery Science” am 18.12. um 20 Uhr (Ortszeit) ausgestrahlt werde – womit (nachdem bei Bild.de – Nachtrag, 8.12.2004 – nachträglich sogar der Hinweis “am 18. Dezember im TV” hinzugefügt wurde) wenigstens das soweit geklärt ist.

*) inzwischen leider offline

Sie sind noch nicht unter uns

Wir wollen Sie zwar nicht unnötig beunruhigen, würden Sie aber trotzdem bitten, sich mal kurz diesen Text auf Bild.de durchzulesen.

Bevor Sie sich jetzt panisch fragen, wo Sie eine Gasmaske herkriegen und schon mal den Atemschutz rauskramen, der seit der letzten SARS-Epidemie irgendwo rumliegt, entspannen Sie sich. Es wird zwar aus dem “Bild”-Text nicht deutlich, aber die “Todes-Bakterien”, die angeblich unsere Erde bedrohen sind noch nicht frei gesetzt. Nicht mal “die Proben aus dem All”, von denen da die Rede ist, die “möglicherweise tödliche Mikroben!” enthalten, existieren. Es gibt lediglich den Plan, sie auf dem Mars zu sammeln und zur Erde zu schicken. Deshalb müsste Jeffrey Kargel von der Geologischen Aufsichtsbehörde der USA korrekter Weise und anders als auf Bild.de auch in etwa so zitiert werden:

“Bevor wir Proben vom Mars holen oder bemannte Missionen auf den Mars schicken, müssen wir die Maßnahmen zum planetarischen biologischen Schutz überdenken.”

Wer das jetzt noch spannend findet, der kann das selbstverständlich in der Online-Ausgabe der “Times” nachlesen.

Mit Dank an Lutz K. für den sachdienlichen Hinweis.

Über Zweifel erhaben


Es dürfte nicht gerade angenehm sein, von “Bild” als “Egoist” oder “Prozeßhansel” bezeichnet zu werden oder folgenden Satz über sich in der Zeitung zu lesen:

Viele Deutsche schalten nur noch auf stur, denken bloß an sich und nicht an die Allgemeinheit. Einer von ihnen: Cord Quast (54), Obstbauer bei Hamburg. Er boykottiert den Industriestandort Deutschland, verzichtet sogar auf 2,3 Millionen Euro!

Um die Sache nicht noch komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon ist, lassen wir mal bei Seite, dass “Bild” in ihrer Hamburg-Ausgabe schon seit Wochen hin und wieder in wenig vorteilhafter Weise über “Airbus-Gegner” berichtet (Nur diese Schlagzeile vom 25. Oktober sei hier beispielhaft erwähnt: “Spielt die Airbus-Gegnerin Quast ein falsches Spiel? Angeblich möchte sie nur die Natur bewahren, verschandelt die Umwelt aber mit Windrädern”)

Kümmern wir uns mal um den aktuellen Fall: Cord Quast gehört ein Grundstück, das der Flugzeughersteller Airbus für den Ausbau seiner Startbahn am Werk in Finkenwerder braucht. Und das möchte er nicht verkaufen. Dass Quast bei seinem “Boykott” sogar das Hamburger Oberverwaltungsgericht (OVG) auf seiner Seite hat, weiß “Bild” zwar, findet aber, das “Urteil” sage “viel darüber aus, warum es in unserem Land nicht mehr vorwärts geht.”

Und vielleicht hätte “Bild” damit ja sogar ein wenig Recht, wenn es denn tatsächlich so sicher wäre, dass mit diesem Startbahnausbau 4000 Arbeitsplätze geschaffen würden. Wenn also dieser Satz, im vorletzten Absatz des “Bild”-Artikels tatsächlich stimmen würde:

Das Hamburger Oberverwaltungsgericht bestätigte den einstweiligen Baustop für die Startbahn. Begründung: Das Projekt sei “nicht gemeinnützig”. Das Recht der Bauern auf ihr Land habe Vorrang vor neuen Arbeitsplätzen.

Wer sich allerdings die Presseerklärung zum Beschluss des OVG (oder besser noch, den Beschluss selbst) gewissenhaft und vorurteilsfrei durchliest, der wird feststellen, dass das OVG keineswegs der Meinung ist, dass neue Arbeitsplätze hinter dem Recht der Bauern auf Eigentum an ihrem Land zurückstehen müssen. Das OVG erkennt sogar implizit das Gegenteil an, wie man der Pressemitteilung – auch wenn sie etwas kompliziert ist – entnehmen kann:

Im Planfeststellungsverfahren habe die Behörde nicht hinreichend geklärt, welche konkreten Schritte (…) es erforderten, die Start- und Landebahn (…) zu verlängern. Auch habe die Behörde nicht geklärt, ob und in welchem Umfang sich nachteilige Folgen für die Arbeitsplätze am Standort Finkenwerder und die technische Kompetenz der Mitarbeiter ergeben, (…) und ob die Begründung von Airbus für die Verlängerung sachlich gerechtfertigt sei (…).

Man könnte also zusammenfassend sagen, dass das OVG den Landebahn-Ausbau gestoppt hat, weil es zum Einen Zweifel daran hat, dass dadurch tatsächlich die vom Hamburger Senat erhofften, von Airbus in Aussicht gestellten und von “Bild” behaupteten 4000 Arbeitsplätze entstehen. Und weil es zum Anderen Zweifel daran hat, dass der Landebahn-Ausbau überhaupt notwendig ist.

“Bild” hingegen hat offenbar keine Zweifel, dass der “Prozeßhansel” Cord Quast derjenige ist, der bloß an sich denkt und nicht an die Allgemeinheit.

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