Was verbirgt sich hinter dieser Ankündigung auf der Startseite von Bild.de? Eine schlichte, wahrscheinlich vom Praktikanten aus dem Archiv zusammengeklaubte Liste? Ja, auch. Aber vor allem Werbung, für eine nicht ganz so günstige Art, im Internet Kontakte zu knüpfen:
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…steht am Ende des Fremdgeh-Artikels, mit Verweis auf diese Seite, die angesichts eines Monatspreises von 30 Euro doch etwas amateurhaft wirkt. Aber mit einem Partner wie der “Bild”-Zeitung im Boot kann man auch von Asbach-Bäumenheim aus groß rauskommen.
“Benzinpreis hat in den Ferien fast Rekord-Hoch”, berichtete “Bild” am Samstag, und zwar “laut Infodienst EID”. Bei Reuters wird eine Meldung draus: “‘Bild’:Benzinpreise fast wieder auf Rekordhoch.” Im Text steht: “Die Benzinpreise in Deutschland liegen nach Informationen der ‘Bild’-Zeitung fast wieder auf Rekordniveau” bzw. dann im zweiten Satz: “Die Zeitung berichtete am Samstag unter Berufung auf den Erdöl-Informationsdienst (…)” (siehe u.a. auch Spiegel Online).
Und die Rumsbums-“BamS” schreibt: “Nach Erkenntnissen des Erdöl-Informations-Dienstes (EID) liege der Preis für ein Liter Superbenzin in Deutschland durchschnittlich bei 1,20 Euro, berichtete BILD.”
Simone Kahn hat die Scheidung von Oliver Kahn eingereicht. Anscheinend hat sie das vorher nicht der “Bild”-Zeitung angekündigt, weshalb “Bild” von einem “überraschenden” Schritt spricht. Offenbar wollten weder Simone (34) noch Oliver (35) noch Olivers Geliebte Verena (23) mit “Bild” reden, weshalb der – wieder einmal – nichts anderes übrig blieb, als einen Reporter stundenlang, nächtelang mit der Kamera vor dem Haus der Kahns herumstromern zu lassen.
Um 23.07 Uhr besucht Verena ihren Olli in seiner Münchner Villa. Um 2 Uhr löschen sie das Licht im Erdgeschoss, kurz darauf ist das Schlafzimmer hell erleuchtet. Erst um 2.45 Uhr schaltet das Pärchen die Deckenlampe aus. Morgens verlässt Olli um 8.07 Uhr die Villa, in der Hand hält er seinen Kulturbeutel. Verena kommt um 9.30 Uhr aus dem Haus.
An der Überschrift des Artikels “Erst Liebesnacht, dann Scheidungsschlacht” stimmt übrigens nichts. Erstens war es umgekehrt: Nach Aussage ihres Beraters Dr. Gerald Meier (41) hat Simone Kahn bereits vor zwei Wochen die Scheidungspapiere vorbereiten lassen, Oliver Kahns Liebesnacht deutet er in ihrem Namen als “Reaktion” darauf. Zweitens gibt es von einer “Schlacht” bisher (auch in “Bild”) überhaupt keine Anzeichen.
Aber wetten: Die “Bild”-Zeitung arbeitet bereits daran.
Michel Friedman und Bärbel Schäfer haben geheiratet.
“‘Ja, es stimmt – wir haben geheiratet’, bestätigte der Bräutigam gestern Nachmittag gegenüber BILD. Dabei sollte erst alles ganz geheim bleiben…”
schrieb die “Bild” am Samstag über ihr “Protokoll der überraschendsten Hochzeit des Jahres”, das bei genauerem Hinsehen eher das Protokoll einer berichterstatterischen Niederlage ist. Sieben Namen stehen in der Autorenzeile, darunter auch der von Kitti Pohl. Mindestens drei Stunden war die Co-Reporterin offenbar um ein Lokal gestromert, in das die Frischvermählten zu einem Umtrunk geladen hatten. Doch weil die “Bild” nicht auf der Gästeliste stand, war die Ausbeute vor Ort mehr als mäßig:
“Aus dem Lokal ertönte lautes Klatschen, als Friedman sagte: ‘Bärbel ist das größte Geschenk meines Lebens.'”
Naja. “Um 16 Uhr war die Feier bereits zu Ende”, schrieb “Bild” sichtlich enttäuscht dazu, was allerdings die “BamS” nicht davon abhielt, tags drauf auf einer halben Seite abermals über Friedmanns “glücklichsten Tag seines Lebens” zu berichten, obwohl sie besagtem Satz vom “größten Geschenk” nichts als ein paar weitere (O-Ton “BamS”) “wenig überraschende Worte” aus o.g. Friedman-Ansprache hinzuzufügen wusste, die Kitti Pohl, diesmal alleinige Autorin, in der “Bild” nicht untergebracht hatte: “So, das war es jetzt. Auf euer Wohl. Danke, dass ihr da seid!” zum Beispiel.
PS: Noch besser Bescheid weiß die “BamS” nur über JürgenTrittin. Der mache aus seinem Geburtstag am kommenden (!) Sonntag nämlich “ein Staatsgeheimnis”, behauptet Martin S. Lambeck unter der (ähm, etwas missverständlichen) Überschrift “Pssst! Trittin feierte heimlich seinen 50.” – “Früher”, so Lambeck, “gab’s an Trittin-Geburtstagen eine Feier in seiner Wohnung in Niederschönhausen. Was diesmal (…) passiert, weiß niemand.”
Sibel Kekilli hat vor dem Berliner Landgericht einen Prozess gegen “Bild” gewonnen. Wie der “Tagesspiegel” berichtet, hatte “Bild” einem Foto von ihr eine Denkblase hinzugefügt, in der stand: “Nie geraucht! Nie getrunken! Nur die paar Pornos…” “Bild” argumentierte, die Denkblase mache deutlich, dass es sich nicht um ein Zitat der Schauspielerin handele. Kekilli fand, das Gegenteil sei der Fall. Das Gericht auch.
Dabei ist das Blatt doch so gründlich! Berichtet über den “Star und die Porno-Szene”, das “Film-Früchtchen”, das seine Sex-Erfahrung “im preisgekrönten Berlinale-Film gut verwenden konnte”, von dem sich Schwester und Eltern abwandten. Selbst im Bericht über ihren Triumph beim Deutschen Filmpreis vergißt “Bild” nicht den Hinweis, daß sie “ihre Karriere horizontal begann”. Ein “Bild”-Artikel, der ausführlich aus einem Interview Kekillis mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (FAS) zitiert, steht online unter der Adresse “…porno__diva__sibel…”. Darüber erscheinen je nach Tageszeit Sex-Werbebanner, mit denen Bild.de sein Geld verdient: 1, 2, 3 (Ausschnitte). Die Bild.T-Online-Suchmaschine wirft zum Stichwort “Kekilli” noch vor den redaktionellen Beiträgen zwei Links zu Sexshops aus, die mit Pornos mit Kekilli werben.
Diese Aussage Kekillis im FAS-Interview zitierte “Bild” nicht: “Die ‘Bild’-Zeitung sagt mir zum Beispiel: Wir wollen jetzt an deine Eltern ran. Aber wir können sie in Ruhe lassen, wenn du uns ein Interview gibst. Ich laß mich ganz bestimmt von denen nicht erpressen.“
Potzblitz! Ute Kusch hatte sich was ganz besonderes einfallen lassen: Sie kam “in ihrer schwarzen Amtsrobe“, “schlicht-schön und sehr dezent” statt “schmink-schön und schmuck-behangen” wie Tatjana Gsell, die im übrigen ein weißes Kostüm anhatte. Es ging hier – das merkte “Bild” sofort – um ein “Duell zweier grundverschiedener Frauen”, um “Die schrille Witwe und die Aschenputtel-Richterin”:
Die bescheidene Richterin arbeitete neun Jahre lang als Staatsanwältin. Jetzt leitet sie an die 350 Verfahren im Jahr. Sie hat eine Tochter, arbeitet Teilzeit. Tatjana Gsell nennt sich selbst „Diplomkosmetikerin“. Sie ist Millionenerbin, muss nicht arbeiten.
…auf der Titelseite von “Bild”: “Hier mampft McClement” steht neben dem Bild vom Wirtschaftsminister, der gerade in ein riesiges Bulettenbrötchen beißt. Im knappen Text dazu geht’s dann um einen (ziemlich PR-heischenden) “Besuch in der Berliner Filiale einer Hamburger-Kette“.
Bei der “Hamburger-Kette” handelte es sich übrigens um die Firma Burger King. Aber das ist in unmittelbarer Nähe zur bereits erwähnten Anzeige des mit “Bild” kooperierenden Konkurrenten McDonald’s womöglich eine eher unwichtige Information.
An diesem Donnerstag startet “Supersize me” in den deutschen Kinos.
“Einen Monat lang ernährte sich der schlanke, durchtrainierte Doku-Filmer Morgan Spurlock nur in einem US-Fast-Food-Restaurant. Danach wog er ein paar Kilo mehr und fühlte sich gesundheitlich als Wrack. Fragt sich, was geschehen wäre, wenn er einen Monat nur Steaks und Hirsebrei gefuttert hätte“…
…schreibt “Bild” im Kinotipp, druckt einen gelangweilten Smiley als Wertung dazu und lässt auf dem Titel weiter McDonald’s dafür werben, dass es dort außer Frühstück ja inzwischen auch “Bild” zu kaufen gibt. (Aber mit solchen Mätzchen ist das Boulevardblatt ja längst nicht mehr allein.)
In der “In/Out”-Liste steht derweil die Empfehlung: “Käsesahne mümmeln (jetzt sogar bei McDonald’s).”