Vielleicht war es einfach so, dass Jan Ullrich nach dieser, dieser oder dieser Geschichte keine Lust mehr hatte, mit irgendwelchen “Bild”-Zeitungs-Mitarbeitern zu telefonieren. Vielleicht hat er sich einfach eine neue Nummer für sein Mobiltelefon geben lassen und allen Journalisten Bescheid gegeben, nur den “Bild”-Leuten nicht. Weshalb die beim Versuch, ihn zu erreichen, nur eine Frauenstimme hörten: “Diese Nummer ist uns nicht bekannt.”
Das wäre eine naheliegende Erklärung. Aber natürlich noch keine “Bild”-Zeitungs-Geschichte. Eine “Bild”-Zeitungs-Geschichte wird es so:
Rechnung nicht bezahlt!
T-Mobile sperrt Ullrichs HandyDen Anschluß an die Weltspitze hat Rad-Star Jan Ullrich (30) in dieser Desaster-Saison (nur 4. bei der Tour, Blech bei Olympia) verloren. Und seinen Telefon-Anschluß ist er jetzt auch erst mal los…
Die Überschrift ist geschickt: Sie suggeriert, dass Ullrich die Rechnung nicht bezahlt habe. Dabei war es laut Artikel T-Mobile selbst:
Ullrich und einigen Team-Kameraden stehen die Mobil-Telefone kostenlos zur Verfügung. Die Rechnungen werden eingereicht und dann von T-Mobile bezahlt. Doch Ullrichs Rechnung ist im Unternehmen seit Monaten verschwunden. Deshalb kappte T-Mobile nun wie bei jedem säumigen Normalo-Teilnehmer die Verbindung.
Ist das nicht völlig irre? Ah ja:
Völlig irre.
Und ein bisschen unwahrscheinlich. Die “Frankfurter Rundschau” hat deshalb mal bei T-Mobile nachgefragt, ob das denn überhaupt stimmt. Anscheinend stimmt es nicht. Ein T-Mobile-Sprecher sagt, dass man Ullrichs Anschluss gesperrt habe, weil ihm die Karte geklaut worden sei. Tja. Nicht so aufregend. Es sei auch nicht zu befürchten, dass Ullrich den Kontakt zur Außenwelt verliert:
Dem Kapitän des T-Mobile-Teams stehen [T-Mobile-Sprecher] Schindera zufolge etliche Karten und Handys kostenlos zur Verfügung. Die Promi-Anschlüsse sind markiert – und werden deshalb nie gesperrt.
Ja, langweilig. Die spannendsten Geschichten schreibt halt doch nicht das Leben. Die muss sich die “Bild”-Zeitung schon selber ausdenken.