“Bild” macht heute den Schriftsteller Andreas Maier in 28 schmalen Zeilen zum “Verlierer” des Tages und bezieht sich dabei auf eine Meldung der Nachrichtenagentur dpa vom gestrigen Donnerstag um 14.02 Uhr.
Es geht darin um ein neues Literaturstipendium der Stadt Potsdam, das nicht zuletzt darin besteht, dass einem von einer Jury ausgewählten Autor eine Zeit lang “ein angemessener Wohnraum” zur Verfügung gestellt wird. Darüber, dass sich der Wohnraum indes in einem Plattenbau befinden soll, hatte sich die Jury beschwert, woraufhin dann die Wohnungsunternehmen, die den Wohnraum zur Verfügung stellen wollten, ihr Angebot zurückzogen. Stipendiat für das Jahr 2004 ist übrigens besagter Andreas Maier, der laut dpa “äußerte, dass man Stipendiaten in der Regel in einem Schloss, einer Villa an der Ostsee oder einem aufgearbeiteten Bauernhaus, nicht aber in der ‘Platte’ wohnen lasse”. Und ganz ähnlich steht’s heute auch in “Bild”:
“Doch der Autor meckerte laut dpa: Stipendiaten lasse man in der Regel in einem Schloß oder einer Villa wohnen, nicht aber in der ‘Platte’. Da zogen die Wohnungsunternehmen ihr Angebot zurück.”
Dass dpa gestern bereits um 17.45 Uhr meldete, die Wohnungsunternehmen hätten “die der Stadt gegebene Zusage erneuert”, steht (anders als Oliver Kahns “Amoklauf” gegen 22.33 Uhr) nicht in “Bild”. Erstens. Zweitens “meckerte” Maier nicht. Wie bereits vor einer Woche in den “Potsdamer Neusten Nachrichten” nachzulesen war, reagierte er vielmehr “durchaus noch sehr humorvoll” bzw. “freundlich, mit allenfalls leicht ironischer Note” (“FAZ”) oder “zurückhaltend” (FAZ.net): Dem Potsdamer Blatt (auf das sich übrigens auch dpa bezog) sagte Maier nämlich auch, das umstrittene Wohnraum-Angebot habe ihn “erstaunt”. Nachdem aber selbst ein Schloss für Stipendiaten “nicht immer das Ideale” sei, sehe er “schon die Möglichkeit, sich auf die Platte am Stadtrand einzulassen”, denn:
“Vielleicht leide ich da, vielleicht auch nicht. Aber es könnte ebenso gut auch sein, dass ich eine geräumige Altbauwohnung in der Innenstadt habe (…) und ich mich dort auch nicht wohl fühle.“
Dass das alles nicht in 28 schmale “Verlierer”-Zeilen passt, ist klar. Dass “Bild” die ganze Sache ja ohnehin bloß mit dem Hinweis “laut dpa” verbreitet hatte, auch. Nur schrieb doch “Bild”-Chef Kai Diekmann kürzlich an seine Mitarbeiter:
“Wer sich bei heiklen Themen auf andere verläßt und keine eigenen Recherchen anstellt, paßt nicht zu uns. (…) Wer bei anderen abschreibt und dabei nicht mal in der Lage ist, Namen oder Fakten richtig abzuschreiben, gehört nicht zu BILD!”
Bleibt also die Frage, weswegen Maier überhaupt zum “Verlierer” wurde – und der Anfang des “Verlierer”-Textes. Er lautet:
“Dumm gelaufen”