Archiv für Dezember 11th, 2025

“Ein Jahr des Chaos”, Kampf um Warner, Beleidigter Bundeskanzler

1. “Ein Jahr des Chaos”: Die trimediale Diversifizierung von Bild (2020-2023)
(inlibra.com, Volker Lilienthal)
In einer auf Interviews mit 43 Redaktionsmitgliedern basierenden Studie analysiert Volker Lilienthal (Universität Hamburg) das Scheitern des Versuchs, die Marke “Bild” zwischen 2020 und 2023 um einen eigenen Fernsehsender zu erweitern. Als zentrale Ursachen für den Misserfolg macht der Autor den überhasteten Start während der Pandemie, unzureichende personelle Ressourcen sowie einen Führungsstil, der die Belegschaft massiv überfordert habe, aus.

2. Rolle von Trumps Schwiegersohn im Kampf um Warner Bros. stößt auf Kritik
(spiegel.de)
Die finanzielle Beteiligung von Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner am Übernahmeangebot von Paramount für Warner Bros. werde von Experten als massiver Interessenkonflikt kritisiert. Da Trump zuvor angekündigt habe, den konkurrierenden Deal von Netflix streng kartellrechtlich prüfen zu wollen, entstehe der Eindruck einer möglichen Begünstigung.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Das hier ist mehr als eine Firmenübernahme. Das ist ein Testlauf. Ein Testlauf dafür, wie weit ein Präsident gehen kann. Der bestimmen will, wer welche Geschichten erzählen darf. Und im Moment sieht es so aus, als würde ihn mal wieder niemand stoppen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, 5:02 Minuten)

3. Touristen sollen Social-Media-Aktivität preisgeben
(tagesschau.de, Samuel Jackisch)
Nach Plänen der US-Grenzschutzbehörde sollen Touristen künftig verpflichtet werden, im Rahmen des ESTA-Antrags ihre Social-Media-Aktivitäten der vergangenen fünf Jahre offenzulegen. Die US-Behörden würden diesen Schritt mit der notwendigen Abwehr von Terrorismus und Spionage begründen. Der von Datenschützern kritisierte Vorschlag sei noch nicht rechtskräftig, könne aber nach Ablauf einer zweimonatigen Kommentierungsfrist bereits ab Februar in Kraft treten.

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4. Medien und Nahost: Die Sprache der Gewalt
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann analysiert in seiner Untersuchung von über 11.000 Beiträgen deutscher Leitmedien, wie sprachliche Verzerrungen die Wahrnehmung des Nahostkonflikts beeinflussen können, indem Gewalt gegen Israel systematisch dramatisiert und entkontextualisiert würde. Israelische Angriffe würden durch Begriffe wie “Gegenschlag” oder “Reaktion” häufig als legitime Antwort auf vorangegangene Ereignisse gerahmt. Eine solche Einordnung bleibe bei palästinensischer Gewalt meist aus.

5. Über Künstliche Intelligenz berichten: Wie viel KI-Wissen braucht der (Fach-)Journalismus?
(dfjv.de, Gunter Becker)
Journalistinnen und Journalisten aus dem Technikbereich stünden vor der komplexen Herausforderung, Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur als Werkzeug nutzen zu können, sondern auch ihre technischen Funktionsweisen tiefgreifend zu verstehen. Expertinnen und Experten wie Erkan Kasap und Sabrina Harper würden betonen, dass ein fundiertes Vokabular unerlässlich sei, um Marketing-Hype von Fakten trennen und die Gefahr von KI-Halluzinationen in der Recherche minimieren zu können.

6. Beleidigter Bundeskanzler: Wie viel “Arschloch” darfs denn sein?
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Medienberichten zufolge gehe Bundeskanzler Friedrich Merz seit seiner Zeit als Oppositionsführer systematisch mit hunderten Strafanträgen gegen mutmaßliche Beleidigungen im Internet vor. Dabei habe es auch Hausdurchsuchungen gegeben. Kritiker würfen Merz vor, den Straftatbestand der Beleidigung von Politikerinnen und Politikern (§ 188 StGB) als Instrument des “Cyber-Bullying” zu missbrauchen. Ziel sei es, kritische Stimmen durch finanzielle und emotionale Belastung aus dem Diskurs zu drängen.