Archiv für September, 2025

KW 36/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. ProSiebenSat.1: Was die Übernahme durch den Berlusconi-Konzern bedeutet
(br.de, Linus Lühring, Audio: 26:29 Minuten)
In der aktuellen Folge von “BR24 Medien” geht es um die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern MediaForEurope (MFE): “Wie kam es zur Übernahme und welche Macht wird MFE künftig haben? Warum hat ProSiebenSat.1 wirtschaftliche Schwierigkeiten und warum hat das den Einstieg erleichtert? Welche Pläne hat MFE und welche Rolle spielt Pier Silvio Berlusconi dabei, der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten und Medienmoguls Silvio Berlusconi”?

2. Macht bei Axel Springer bald KI die ganze Arbeit?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 29:46 Minuten)
Holger Klein hat sich mit dem Medienjournalisten Marvin Schade über die KI-Pläne des Axel-Springer-Verlags unterhalten. Springer habe seine Redaktionen auf das Prinzip “AI first” eingeschworen: Recherchen sollen mit Künstlicher Intelligenz beginnen, Artikel automatisch überprüft und optimiert werden. Klein und Schade diskutieren über die Chancen und Risiken dieser Strategie.

3. Digitalminister Wildberger: Kann er Deutschland modernisieren?
(youtube.com, Jelena Morgenstern, Video: 12:33 Minuten)
Das NDR-Medienmagazin “Zapp” hat sich angeschaut, wie Karsten Wildberger, Deutschlands erster Digitalminister, die Verwaltung modernisieren, die Abhängigkeit von US-Techfirmen verringern und die “Digitalwende” schaffen will. Kritiker würden bemängeln, dass Wildbergers Pläne unkonkret bleiben würden und er bisher zu wenig gesellschaftspolitische Visionen zeige. Zudem bestünden Zweifel wegen seiner Nähe zur Wirtschaft.

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4. Exxpress & Co.: Das Netzwerk hinter den Krawallportalen
(falter.at, Falter Radio, Raimund Löw & Lina Paultisch, Audio: 18:37 Minuten)
Im “Falter”-Podcast spricht Raimund Löw mit der Journalistin Ina Paulitsch über das rechte Medienprojekt “Nius” sowie die österreichische Website “Exxpress”. Recherchen würden zeigen, dass hinter den Plattformen ein Netzwerk rund um Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz stehe, mit konservativen Geldgebern aus Deutschland und Verbindungen zum ungarischen Orbán-Regime. “Nius” und “Exxpress” würden fragwürdige Inhalte verbreiten, parteinahe Meinungsumfragen veröffentlichen und offenbar das Ziel verfolgen, Diskurse nach rechts zu verschieben.

5. “Man spricht Deutsh” – Wie geht’s dem heimischen Film?
(ardaudiothek.de, Christoph Borgans & Michael Meyer, Audio: 18:17 Minuten)
Bei “Medien – Cross und Quer” unterhalten sich Christoph Borgans und Michael Meyer mit Michelle Müntefering von der “Produktionsallianz”, der Interessenvertretung der Produzentinnen und Produzenten von Film- und Fernsehwerken, über einen neuen Gesetzesentwurf zur Reform der Filmförderung. Dieser Entwurf sehe vor, dass etwa Streamingdienste stärker in deutsche Produktionen investieren müssen. Ziel sei es, mehr und bessere deutsche Filme und Serien zu ermöglichen.

6. FUNKs fragwürdiges Format – und warum ich plötzlich Thema war
(youtube.com, Sashka, Video: 27:24 Minuten)
YouTuberin “Sashka” beschwert sich in ihrem Video darüber, dass sie in einem öffentlich-rechtlich finanzierten “Funk”-Podcast aus ihrer Sicht unsachlich und persönlich kritisiert wurde. Einer der Vorwürfe gegen “Sashka” laute, sie richte ihre Kritik vor allem gegen Frauen und wolle Männern gefallen. Insgesamt wirft sie dem “Funk”-Format “Brave Mädchen” vor, emotional voreingenommen zu sein, oberflächlich zu recherchieren und publizistische Standards zu missachten.

Berlusconis Kontrolle, Unfaires übers Fairness-Abkommen, Globaler Süden

1. Berlusconi-Konzern erhält volle Kontrolle bei ProSiebenSat.1
(spiegel.de)
Die italienische Medienholding MediaForEurope, geführt von Pier Silvio Berlusconi, habe sich die Mehrheit an ProSiebenSat.1 gesichert und halte nun über 75 Prozent der Anteile. Damit erhalte der Konzern umfassende Kontrolle über das Unternehmen und könne einen Beherrschungsvertrag abschließen. Berlusconi habe angekündigt, den Standort Deutschland zu stärken, und betone, die redaktionelle Unabhängigkeit wahren zu wollen.
Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Was uns droht, kennen wir aus Italien: ‘Bunga-Bunga-TV’. Sexistische Shows, rechtspopulistische Stimmungsmache, seichte Unterhaltung. Bis am Ende nur noch Entertainment und Propaganda übrig sind. Inhalte, die den Eigentümern nützen und ihrer politischen Agenda dienen.” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:09 Minuten)

2. “Fairness-Abkommen” Köln: Medien schreiben schon wieder BILD-Lügen ab!
(volksverpetzer.de, Thomas Laschyk)
Thomas Laschyk kritisiert in seinem Beitrag für den “Volksverpetzer”, dass Medien wie “Bild”, “Welt” und “Focus” das Kölner “Fairnessabkommen” zwischen demokratischen Parteien fälschlich als “Maulkorb” oder “Asyl-Schweige-Pakt” darstellen. Das Abkommen verpflichte die unterzeichnenden Parteien lediglich zu einem respektvollen Umgang im Wahlkampf. Es verbiete keineswegs Diskussionen über Migration. Selbst seriöse Medien hätten diese Falschdarstellungen übernommen.

3. Frieden, Feinde, AfD
(taz.de, Ambros Waibel)
Bei der “Berliner Zeitung” stehe ein erneuter Wechsel in der Chefredaktion an: Ab November übernehme Philippe Debionne, zuletzt Chefredakteur beim umstrittenen “Nordkurier”. Auch bei anderen Medien wie der “Welt” würden sich personelle und inhaltliche Verschiebungen nach rechts zeigen, was die Frage aufwerfe, ob es um politische Tendenzen oder bloß um die geschäftliche Ausschlachtung gesellschaftlicher Polarisierung geht.

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4. Die mediale Vernachlässigung des globalen Südens
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 36:39 Minuten)
Der Globale Süden komme in Medien kaum vor, weder in den privaten noch in den öffentlich-rechtlichen, obwohl dort 85 Prozent der Weltbevölkerung leben. Wie kommt es zu dieser verengten Perspektive? Darüber diskutiert der Kulturwissenschaftler Ladislaus Ludescher mit der Journalistin Sham Jaff und dem Deutschlandfunk-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

5. Auftakt zum langfristigen Schwerpunkt “Theater und Journalismus”
(correctiv.org)
Das Schauspiel Köln und “Correctiv” bringen ab dem 10. September das Stück “Geheimplan gegen Deutschland – Ein Nachspiel” auf die Bühne und zeigen es auch per Livestream. Die Aufführung basiere auf der “Correctiv”-Recherche zum geheimen Treffen rechtsextremer Akteure in Potsdam und thematisiere die Folgen für Gesellschaft und Politik. Die Inszenierung sei zugleich der Auftakt einer langfristigen Kooperation von “Theater und Journalismus”, bei der investigative Recherchen künstlerisch umgesetzt werden sollen.

6. Bald Mindestalter für soziale Medien?
(zdfheute.de, Dorthe Ferber & Jan Henrich)
Die Bundesregierung habe eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, um bis Sommer 2026 Vorschläge für besseren Kinder- und Jugendschutz im digitalen Raum zu erarbeiten. Angesichts hoher Bildschirmzeiten und wachsender Risiken wie Extremismus oder Abhängigkeit sollen die Fachleute auch über Altersgrenzen für Soziale Netzwerke diskutieren.

Eklat um Donnepp Media Award, Kein selbstschießendes Auto, Privatsache

1. Donnepp Media Award wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt
(epd.de)
Im vergangenen Januar wurden die vom “Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises” gestifteten Donnepp Media Awards verliehen. Ein Preis ging an die Abiturientin Judith Scheytt, die sich unter anderem kritisch mit der deutschen Nahost-Berichterstattung beschäftigt. Nun sei Scheytt der Preis aberkannt worden. Ihr werde vorgeworfen, die Hamas-Rhetorik auszublenden und Israel pauschal Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Scheytt hat dem auf Instagram widersprochen. Es sei “nicht die Aufgabe von Medienkritik, Verständnis für militärische Operationen zu zeigen.” Teile der Jury seien deutlich gegen die Aberkennung der Preises gewesen. Und auch die für ihren Medienjournalismus ausgezeichnete Mit-Preisträgerin Annika Schneider ist spürbar entsetzt: “Die Vereinsvertreter haben sich offensichtlich mit ihrer Arbeit und ihren Themen nicht ausreichend auseinandergesetzt, weder vor noch nach der Preisverleihung. Sonst hätten sie gewusst, dass die Auszeichnung Kritiker auf den Plan rufen wird – und sich dafür besser gewappnet. Sonst hätten sie verstanden, dass ihr Einknicken genau die Schieflage beweist, die Judith Scheytt immer wieder kritisiert.” Mit bemerkenswerter Konsequenz gibt Schneider nun ihren eigenen Preis zurück: “Ich möchte mich nicht für ‘guten Medienjournalismus’ auszeichnen lassen von einem Verein, der dessen Prinzipien selbst nicht einhält.” Sie werde Statue und Urkunde zurücksenden und die erhaltenen 5.000 Euro zurücküberweisen.

2. Nein, in China gibt es keine selbstschießenden Polizeiautos
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Medienberichte über selbstschießende Polizeiautos in China würden auf einer Fehlinformation beruhen, berichtet Hans Kirchmeyr bei “Kobuk”. Ein falsch übersetzter chinesischer Bericht habe ein Kamerasystem mit einem “Schießgerät” verwechselt, das sich bei genauerer Prüfung lediglich als Notruf- und Überwachungstechnik entpuppt habe. Die Falschmeldung habe sich ausschließlich im deutschsprachigen Raum verbreitet, ausgelöst durch ein irreführendes Video des Contentanbieters “KameraOne”.

3. X sieht kein Problem, wenn Nutzer SA-Parole verwenden
(t-online.de, Lars Wienand)
Elon Musks Plattform X weigere sich weiterhin, deutschen Behörden Nutzerdaten herauszugeben, selbst in strafrechtlich relevanten Fällen wie der Nutzung von NS-Parolen. Die Staatsanwaltschaft ermittele deshalb inzwischen gegen mehrere X-Manager wegen möglicher Strafvereitelung. Die Social-Media-Plattform berufe sich auf angebliche Verstöße gegen Europarecht und fordere, dass deutsche Ermittler stattdessen den langwierigen Weg über US-Rechtshilfeabkommen gehen sollen.

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4. Rechtspopulist soll nach Beleidigung von taz-Reporter zahlen
(taz.de)
Wie die “taz” berichtet, muss der rechtspopulistische YouTuber Anthony Lee 100 Euro zahlen, um einer Anklage wegen Beleidigung zu entgehen. In mehreren Videos habe Lee den “taz”-Redakteur Jost Maurin massiv beschimpft, darunter mit Ausdrücken wie “Arsch” und “Idiot”. Die Staatsanwaltschaft sehe darin einen strafbaren Angriff auf die Menschenwürde. Maurin werte die Entscheidung als Signal gegen rechte Demagogie.

5. RTL Group will für Sky-Übernahme vier Mio. Aktien zurückkaufen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die RTL Group plane, bis zu vier Millionen eigene Aktien zurückzukaufen, um eine “variable Kaufpreis-Komponente” für die Übernahme von Sky Deutschland abzusichern. Diese Komponente hänge vom künftigen Kurs der RTL-Aktie ab und könne bis zu 377 Millionen Euro betragen. Bertelsmann, Hauptaktionär der RTL Group, wolle dabei die Hälfte der angestrebten Aktien beisteuern.

6. Auch eine Promi-Hoch­zeit ist Pri­vat­sache
(lto.de, Hasso Suliak)
Der Bundesgerichtshof habe entschieden, dass Medien wie die “Bild”-Zeitung nicht identifizierend über nichtprominente Ehepartner von Prominenten berichten dürfen. Im konkreten Fall hatte der Ehemann von Ex-Model Nadja Auermann erfolgreich auf Anonymitätsschutz geklagt. Die Berichterstattung über seine Hochzeit mit Auermann habe seine Privatsphäre verletzt. Laut “Legal Tribune Online” stärke das Urteil den Persönlichkeitsschutz von Privatpersonen und dürfte künftige Promi-Berichterstattung in ähnlichen Fällen deutlich einschränken.

Berlusconi in Berlin, Medaille für Döpfner, Stammtisch-Feuilleton

1. Kulturstaatsminister Weimer empfängt Berlusconi in Berlin
(t-online.de)
Die Sendergruppe ProSiebenSat.1 stehe vor der Übernahme durch die italienische Medienholding MediaForEurope (MFE) der Berlusconi-Familie. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer habe deshalb den MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen, um über die Zukunft von ProSiebenSat.1 zu sprechen. “Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt”, habe Weimer bereits im Juli gegenüber dem “Spiegel” gesagt. Die bayerische Landesregierung und die zuständige Landesmedienanstalt ständen der Übernahme jedoch wohlwollend gegenüber.

2. Bild dir deinen Freund
(taz.de, Pauline Jäckels)
Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, soll von Israel mit der höchsten Ehrenmedaille ausgezeichnet werden – nicht für journalistische Leistungen, sondern wegen seiner öffentlichen Unterstützung Israels nach dem Hamas-Angriff. Kritiker würfen Döpfner vor, dabei die journalistische Distanz aufgegeben und stattdessen die israelische Regierungslinie einseitig verbreitet zu haben. Zudem stehe der Springer-Verlag in wirtschaftlicher Verbindung zu umstrittenen Siedlungsprojekten im Westjordanland.

3. Neubesetzungen im RBB verzögern sich
(verdi.de, Volker Nünning)
Volker Nünning hat sich mit den Personalien beim krisengeschüttelten RBB beschäftigt. Demnach könnten wichtige Führungspositionen länger unbesetzt bleiben, da der öffentlich-rechtliche Sender die Neubesetzungen mit dem laufenden Umbauprozess abstimmen wolle. Katrin Günther werde ihren Posten als kommissarische Programmdirektorin zwar Ende September abgeben, dem RBB aber voraussichtlich in anderer Funktion erhalten bleiben. Die Wahl ihrer Nachfolge könnte am 1. Oktober im Rundfunkrat erfolgen. Weitere Führungspositionen würden offenbar erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgeschrieben.

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4. Das Stammtisch-Feuilleton der “Zeit”
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Lisa Kräher kritisiert, dass ein Autor der “Zeit” in einem Essay versucht habe, den Aufstieg der Neuen Rechten zu erklären, indem er rechte Narrative über eine angeblich übergriffige linke Identitätspolitik weitgehend übernommen habe. Der Text von Jens Jessen operiere mit populistischen Klischees über Veganismus, Gendern und Diversity-Trainings. Besonders problematisch sei, dass Jessen linke Anliegen mit autoritären Umerziehungspraktiken verglichen habe, ohne zu differenzieren, was die politische Linke eigentlich sei.

5. Der nordische Medien-Sozialstaat – vorsichtiger Optimismus
(de.ejo-online.eu, Johann Roppen)
In den nordischen Ländern genössen öffentlich-rechtliche und vertrauenswürdige Medien weiterhin große Reichweiten und Unterstützung. Im Vergleich zu anderen Ländern führe das zu weniger Polarisierung und einem stabileren Medienkonsum. Trotz wachsendem Druck durch globale Internetkonzerne sei der Medien-Sozialstaat dort noch nicht verschwunden, was vorsichtigen Optimismus für eine gemeinsame, nachhaltige Zukunft ermögliche.

6. Bulo’s Beobachtungen: Was Verleger von Kolumnisten lernen können.
(turi2.de, Peter Böhling)
“turi2”-Kolumnist Peter “Bulo” Böhling macht sich Gedanken über die Zukunft der Verlage. Seine Prognose: “Die großen werden immer mehr mit den GAFAs ins Bett steigen und sich so im Ranking nach oben schlafen, das es schon wegen der Content-Anzeigen weiter geben wird, auf die Google & Co. vorerst sicher nicht verzichten wollen. Das wird den Markt immer stärker polarisieren und letztlich amerikanische Verhältnisse einleiten, wo schon jetzt ein Kampf der Gesinnungsgiganten tobt.” (Anmerkung des “6-vor-9”-Kurators: “GAFA” ist die Abkürzung für die vier großen Internetkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon.)

Gaza-Aktion, KI-Nachahmung verletzt Rechte, Zwangshaft für RTL-Bosse?

1. Hunderte Medien weltweit mobilisieren für Gaza
(reporter-ohne-grenzen.de)
Mehr als 250 Medien weltweit hätten sich an einer Aktion beteiligt, die von der Organisation Reporter ohne Grenzen und der Kampagnenbewegung Avaaz initiiert worden sei, um ein Zeichen gegen die gezielte Gewalt an Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen zu setzen. Medienhäuser hätten dazu ihre Titelseiten geschwärzt, schwarze Banner auf ihre Websites gesetzt oder Video- und Audio-Statements veröffentlicht. In Deutschland seien die “Frankfurter Rundschau”, “Der Freitag”, die “taz”, “nd”, “dis:orient” und Weltreporter.net dabei gewesen.

2. Wie Rechtsextreme mit KI-Bildern viral gehen
(belltower.news, Una Titz)
Rechtsextreme hätten ein virales Video einer Zwölfjährigen aus dem schottischen Dundee instrumentalisiert, um das Mädchen mithilfe von KI-Bildern zur Märtyrerfigur hochzustilisieren. Obwohl die Faktenlage deutlich komplexer sei, verbreiteten rechte Netzwerke gezielt eine rassistische Erzählung von einer “wehrhaften Tochter Europas” gegen einen angeblichen “fremden Bedroher”. Das “Mädchen mit dem Messer” diene als perfektes Beispiel für rechte Desinformationsstrategien im Zeitalter generativer KI.

3. Streit mit Produzentin: Nun droht der RTL-Führung Zwangshaft
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die Journalistin und Filmemacherin Jana Bernhardt habe den Medienkonzern RTL erfolgreich auf Auskunft über Werbeeinnahmen verklagt, weil sie sich unfair entlohnt und in ihrer Urheberschaft übergangen fühle. Nachdem RTL vor Gericht unterlag, aber weiterhin die Offenlegung verweigere, habe Bernhardt nun “die Anordnung von Zwangshaft gegen die RTL-Geschäftsführung, namentlich Stephan Schmitter und Inga Leschek”, beantragt. RTL wolle das Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht anfechten.

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4. KI-Nach­ah­mung ver­letzt das Recht an der eigenen Stimme
(lto.de)
Ein YouTuber habe mithilfe von Künstlicher Intelligenz die bekannte Stimme von Bruce-Willis-Synchronsprecher Manfred Lehmann nachgeahmt und ohne dessen Einwilligung in zwei Videos verwendet. Das Landgericht Berlin habe darin eine Verletzung von Lehmanns Persönlichkeitsrecht erkannt und den YouTuber zur Zahlung von insgesamt 4.000 Euro verurteilt. Das Gericht habe betont, die Zuschauer könnten fälschlich annehmen, Lehmann habe den politisch rechts einzuordnenden Inhalten zugestimmt, was dessen Ruf schädigen könne.

5. Das Amtsgeheimnis ist weg, es lebe die Informationsfreiheit!
(netzpolitik.org, Anna Biselli)
Österreich habe am 1. September ein Informationsfreiheitsgesetz eingeführt und damit das über einhundert Jahre alte Amtsgeheimnis abgeschafft. Behörden müssten nun wichtige Informationen von sich aus veröffentlichen oder auf Anfrage gebührenfrei herausgeben. Bürgerrechtsorganisationen wie das “Forum Informationsfreiheit” begrüßen das Gesetz, betonen jedoch, echte Transparenz entstehe erst durch engagierte Bürgerinnen und Bürger, einen Kulturwandel in der Verwaltung und unabhängige Kontrolle.

6. Der Trick mit dem Gimmick
(taz.de, Gaby Coldewey)
Anlässlich des 50. Geburtstags des “Yps”-Hefts erinnert sich Gaby Coldewey in der “taz” an ihre Kindheit mit der Mischung aus Wundertüte und Kindermagazin: “Da gab es Urzeitkrebse zum Selberzüchten, ein Schleuderkatapult oder eine ominöse ‘Wunder-Schrumpffolie mit Spezial-Malstift’. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber es klang aufregend, unbekannt, neu. Und deshalb wollte ich es haben.”

Aktion für Gaza, “Nius” muss zahlen, Reparierte Maus zurück

1. Weltweite Aktion für Gaza am 1. September
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am heutigen 1. September wollen über 150 Medien aus mehr als 50 Ländern ein Zeichen gegen die gezielte Tötung von Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen setzen. Die von Reporter ohne Grenzen (RSF) und der Kampagnenbewegung Avaaz koordinierte Aktion fordert Schutz, Evakuierungen und ungehinderten Zugang für Medienschaffende. RSF verweist auf über 210 getötete Journalistinnen und Journalisten seit Oktober 2023 und habe beim Internationalen Strafgerichtshof Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen gestellt.

2. “Mit-Glied-Schaft” im Fitnessstudio: Reichelt-Portal NiuS muss Transfrau 6.000 Euro zahlen
(beck.de, Jannina Schäffer)
Das Landgericht Frankfurt am Main habe entschieden, dass das rechte Onlineportal “Nius” von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt einer Transfrau 6.000 Euro zahlen muss. In mehreren Artikeln habe “Nius” die Frau trotz ihres rechtlich geänderten Geschlechts weiterhin als “Herrn” bezeichnet, mit Namen und Foto über sie berichtet und die Ablehnung ihrer Mitgliedschaft in einem Frauen-Fitnessstudio öffentlich ausgeschlachtet. Das Gericht habe argumentiert, die geschlechtliche Identität sei Teil des durch das Grundgesetz geschützten Persönlichkeitsrechts und wiege in diesem Fall stärker als die Pressefreiheit.

3. dju warnt vor Medienkonzentration
(verdi.de)
Anlässlich der möglichen Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Medienkonzern MediaForEurope warnt die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) vor wachsender Medienkonzentration. Internationale Finanzinvestoren würden vor allem Renditeinteressen verfolgen und könnten stärker als deutsche Verleger politische Agenden medial verbreiten wollen, so der dju-Co-Vorsitzende Lars Hansen.

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4. Staatsanwälte ermitteln gegen X-Bosse
(t-online.de, Lars Wienand)
Laut Recherchen von t-online.de ermittele die Staatsanwaltschaft Göttingen gegen drei leitende Manager von Elon Musks Plattform X (ehemals Twitter) wegen des Verdachts der Strafvereitelung. Die Plattform verweigere demnach zunehmend die Herausgabe von Nutzerdaten bei Ermittlungen zu Volksverhetzung, Bedrohung oder Beleidigung. Sollte sich der Verdacht erhärten, wäre dies ein in Deutschland bislang beispielloser Vorgang mit Signalwirkung für den Umgang mit international agierenden Plattformen.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 248
(netzwerkrecherche.org, Anna Behrend & Greta Linde)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Anna Behrend über die bevorstehende SciCAR, eine Konferenz, die “datenaffine” Journalistinnen und Journalisten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammenbringe. Darüber hinaus gibt es einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Maus ist nach Brandanschlag zurück
(spiegel.de)
Knapp sechs Wochen nach einem Brandanschlag wurde die bekannte Mausfigur vor dem WDR-Gebäude in Köln wieder aufgestellt. Fans hatten die beschädigte Figur nach dem Anschlag mit Pflastern versehen. Dies habe sich im Nachhinein als Segen erwiesen: “So konnte kein Regenwasser in die Maus eindringen, und deshalb ließ sie sich noch reparieren.”

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