Archiv für September 19th, 2025

Jimmy Kimmel, “AI Overviews”, Amazonas-Stamm klagt gegen “NYT”

1. Die Nächte werden länger
(taz.de, Matthias Kalle)
Matthias Kalle blickt besorgt auf die Absetzung der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel durch den Fernsehsender ABC, nachdem es offenbar Druck “von ganz weit oben” gegeben habe: “Dass er seiner Show beraubt wird, ist mehr als ein medienpolitischer Zwischenfall. Es ist ein Desaster. Denn ohne die Ironie, ohne die satirische Selbstbefragung werden die Nächte lang und länger. Bis am Ende alles von der Dunkelheit verschluckt wird.” Kimmels Sendung sei “keine reine Unterhaltung” gewesen, “sondern eine Kulturtechnik der Demokratie.”

2. Wenn Journalisten Journalisten zum Abschuss freigeben
(schantall-und-scharia.de, Fabian Goldmann)
Fabian Goldmann beschreibt in einem ausführlichen Beitrag, wie deutsche Redaktionen in zahlreichen Fällen unbelegte Terrorvorwürfe der israelischen Armee gegen getötete Medienschaffende übernommen hätten, statt diese klar als Journalisten einzuordnen. Am Beispiel des “Al-Jazeera”-Mitarbeiters Anas Al-Sharif erweise sich laut Goldmann exemplarisch, wie auch Medien aus Deutschland durch Sprachwahl, Schlagzeilen und Quellenauswahl zur Delegitimierung palästinensischer Reporter beigetragen hätten.

3. Medienverbände wehren sich gegen “AI Overviews” von Google
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Mehrere Medienverbände und Organisationen hätten bei der Bundesnetzagentur formelle Beschwerde gegen Googles neue Funktion “AI Overviews” eingereicht. Die automatisch generierten KI-Antworten auf Suchanfragen entzögen journalistischen Angeboten Reichweite und Werbeeinnahmen, würden fehlerhafte Inhalte verbreiten und gegen den Digital Services Act verstoßen. Die Forderung der Beschwerdeführer: Die Bundesnetzagentur solle gemeinsam mit der EU-Kommission regulatorisch gegen diese Entwicklung vorgehen.

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4. Kehrtwende: Meta spricht mit Medienhäusern über Lizenzen für KI
(derstandard.at)
Der Social-Media-Konzern Meta habe laut eines Berichts des “Wall Street Journal” eine Kehrtwende vollzogen und Gespräche mit Medienhäusern wie Axel Springer, Fox Corp. und News Corp. über Lizenzvereinbarungen für KI-Inhalte aufgenommen. Ziel sei es demnach, journalistische Inhalte für KI-Produkte wie Chatbots nutzbar zu machen. Die Verhandlungen kämen überraschend, da Meta sich in den vergangenen Jahren weitgehend aus dem Nachrichtengeschäft zurückgezogen habe.

5. Rundfunkfreiheit nicht verstanden
(verdi.de)
Der Verdi-Medienvorstand Christoph Schmitz-Dethlefsen warnt vor politischer Einflussnahme auf den NDR im Fall der Sendung “Klar”. Die Kritik der Ministerpräsidenten Markus Söder und Daniel Günther sowie die Forderung von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach finanziellen Konsequenzen wegen der Absetzung von Moderatorin Julia Ruhs seien laut Schmitz-Dethlefsen ein Verstoß gegen die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

6. Auch Indigene schauen Pornos: Amazonas-Stamm scheitert mit Klage gegen Medienberichterstattung
(beck.de, Jannina Schäffer)
Wie “beck-aktuell” berichtet, wurde eine Verleumdungsklage des brasilianischen Marubo-Stammes gegen die “New York Times” und andere US-Medien von einem Gericht in Los Angeles abgewiesen. Die Richterin habe entschieden, dass der ursprüngliche Artikel lediglich sachlich beschrieben habe, dass einige Jugendliche des Stammes nach Erhalt eines Internetzugangs unter anderem Pornografie konsumiert hätten. Eine pauschale Verunglimpfung oder Diffamierung in der Berichterstattung sei daraus nicht abzuleiten. Auch zugespitzte Schlagzeilen anderer Medien wie “TMZ” seien laut Gericht von der Pressefreiheit gedeckt, zumal keine böswillige Absicht (“actual malice”) nachgewiesen werden konnte.