Archiv für August 21st, 2025

Anziehendes Social-Media-Verbot, TikTok, Intendantin haftet

1. Die magische Anziehungskraft des Social-Media-Verbots
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Sebastian Meineck kritisiert, dass Medien sich einseitig auf die Forderung der Leopoldina nach einem Social-Media-Verbot für Kinder unter 13 Jahren stürzen, obwohl die wissenschaftliche Begründung dafür schwach sei. Er hebt hervor, dass das Diskussionspapier eigentlich viel weiter gehe und das Geschäftsmodell der großen Plattformen grundlegend infrage stelle. Außerdem weist Meineck darauf hin, dass auch Eltern mit ihrem eigenen Verhalten eine zentrale Rolle spielen.

2. Kommt das euro­päi­sche TikTok Verbot?
(lto.de, Tamara Wendrich)
Die EU-Kommission habe im Mai 2025 festgestellt, dass TikTok gegen Teile des Digital Services Act verstoße, insbesondere bei Werbetransparenz und Jugendschutz. Nun würden der Plattform hohe Geldbußen von bis zu sechs Prozent des Jahresumsatzes drohen, ein vollständiges Verbot gelte aber als unwahrscheinlich. Die Juristin und Journalistin Tamara Wendrich ist sich jedoch sicher: “TikTok wird nationale und europäische Judikativ- und Legislativorgane sowie politische Akteure in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.”
Weiterer Lesehinweis: Weißes Haus richtet offiziellen TikTok-Account ein: “Donald Trump hat wiederholt mit dem Ende von TikTok in den USA gedroht. Dann räumte er dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance eine Gnadenfrist ein, die er mehrfach verlängerte. Jetzt hat seine Regierungszentrale einen eigenen Account.” (spiegel.de)

3. Intendantin haftet für ihre Millionenausgaben
(taz.de, Steffen Grimberg)
Steffen Grimberg kommentiert die Entscheidung des Berliner Landgerichts, dass die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger persönlich für unrechtmäßige Ausgaben wie Bonuszahlungen und Zulagen hafte: “Das Urteil wird Auswirkungen für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Künftig wird gehaftet. Und das macht nicht nur Sinn, sondern ist überfällig. Schließlich geht es um das Geld der Beitragszahler*innen, die sich – übrigens ebenfalls zu Recht – nicht aussuchen können, ob sie für die solidarisch finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien bezahlen wollen oder nicht.”

Bildblog unterstuetzen

4. Kartellamt genehmigt Verkauf von “Brigitte” und “Gala”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Das Bundeskartellamt habe den Verkauf der Zeitschriften “Brigitte”, “Gala” und “Eltern” von RTL Deutschland an die Funke Mediengruppe genehmigt. Die Anzeigenvermarktung solle jedoch bei der “Ad Alliance” bleiben, um eine zu starke Marktstellung von Funke zu verhindern. Da es im Segment der Frauenzeitschriften weiterhin ausreichend Wettbewerb gebe, sehe die Behörde keine wettbewerbsrechtlichen Probleme.

5. Britische Journalisten in den 2020ern: Wandel von Rollenverständnis, Werten und Berufsethik
(de.ejo-online.eu)
Das “European Journalism Observatory” unterhält sich mit der Journalismusforscherin Lea Hellmueller über die Ergebnisse des Berichts “UK Journalists in the 2020s”. Im Zentrum stehen die veränderten Rollenbilder britischer Journalistinnen und Journalisten, insbesondere der Generationenkonflikt zwischen objektivem Beobachten und aktivistischem Eintreten für Randgruppen. Zudem geht es um Fragen der Berufsethik, die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse sowie neue Sicherheitsrisiken im Journalismus.

6. Psychologie vermitteln – von der Forschung in den Alltag
(dfjv.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm spricht im “Fachjournalist”-Interview mit dem Wissenschaftsjournalisten Jochen Metzger. Thema sind Metzgers Weg in den Journalismus, seine Spezialisierung auf Psychologie sowie seine Arbeitsweise zwischen Forschung, Alltagsvermittlung und Podcast. Außerdem geht es um den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf seine Arbeit und um Ratschläge, die Metzger jungen Kolleginnen und Kollegen für ihre Berufswahl gibt.

7. Gipfel-Journalismus: Berichten im Zeitalter der Unberechenbarkeit
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:13 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kritisiert der “6-vor-9”-Kurator, dass deutsche Medien internationale Gipfeltreffen wie das zwischen Donald Trump und Wladimir Putin analysieren, obwohl in Zeiten politischer Unberechenbarkeit kaum belastbare Aussagen möglich seien: “Jedem Kommentar über solch einen Gipfel oder Deal sollte ein Warnhinweis vorangestellt werden: ‘Achtung, die folgenden Einschätzungen können sich als völlig falsch erweisen. Und zwar bereits eine Sekunde, nachdem ich sie ausgesprochen habe.'”