Archiv für August 1st, 2025

Leid in Gaza, Umgang mit Kampagnen, Abschiebung als Meme

1. Das Leid in Gaza ist real
(faz.net, Cihan Çelik)
Der Lungenfacharzt Cihan Çelik kritisiert in einem Gastbeitrag für die “FAZ” die aktuelle Debatte über Fotos unterernährter Kinder in Gaza als Ablenkung vom eigentlichen Problem: einer realen, durch Menschen verursachten Hungersnot. Er warnt davor, Vorerkrankungen als Vorwand zu nutzen, um das Leid abzuwerten, denn auch kranke Kinder wären bei guter Versorgung nicht so extrem abgemagert.

2. dju: Palantir-Einsatz durch Polizei nicht mit EU-Recht vereinbar
(verdi.de)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi hält den Einsatz der Palantir-Software durch die deutsche Polizei für unvereinbar mit dem EU-Recht und warnt vor Verstößen gegen das Redaktionsgeheimnis und den Quellenschutz. Besonders problematisch sei, dass bei massenhafter Datenauswertung auch Medienschaffende nicht ausgeschlossen werden könnten.
Weiterer Hörtipp in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator: “Warum machen wir uns als Europäer abhängig von amerikanischer Überwachungstechnologie? Trump ist zurück an der Macht, die USA werden immer unberechenbarer. Warum entwickeln wir nicht endlich eigene, transparente Technologien, die europäischen Werten wie Datenschutz, Bürgerrechten und Demokratie entsprechen?” (radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:49 Minuten)

3. Wie Medien mit Kampagnen umgehen sollten
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 41:38 Minuten)
Im Deutschlandfunk-Podcast “Nach Redaktionsschluss” sprechen die Journalistin Ingrid Brodnig und der “FAZ”-Redakteur Patrick Bahners über den medialen Umgang mit der gescheiterten Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf ans Bundesverfassungsgericht. Beide sind sich einig, dass es sich um eine gezielte Kampagne aus rechten Onlinekanälen gehandelt habe, die durch Falschbehauptungen und bewusste Skandalisierung eine breite politische und mediale Wirkung entfaltet habe.

Bildblog unterstuetzen

4. Abschiebung als Meme
(taz.de, Valérie Catil)
Das Weiße Haus habe erneut ein Meme gepostet, das Abschiebungen in vermeintlich humorvoller Form darstelle, diesmal mit Musik und einem Werbeslogan versehen, der an einen Urlaubsclip erinnere. Sängerin und Sprecherin hätten sich scharf von der Verwendung ihrer Stimmen für diese politische Botschaft distanziert. “taz”-Autorin Valérie Catil kritisiert, dass rechte Politik hier durch ironische Memes verharmlost und anschlussfähig gemacht werde.

5. Wie steht es um die Medienvielfalt in Deutschland, Herr Kluge?
(noz.de, Thomas Ludwig)
Für die “NOZ” hat sich Thomas Ludwig mit Manfred Kluge unterhalten, dem Mitbegründer der hauptsächlich von Führungskräften aus der Mediaagenturen-Branche angeführten “Initiative 18” für Medienvielfalt. Themen des Gesprächs sind die wachsende Gefahr durch Desinformation, die Rolle digitaler Plattformen und die Bedeutung von seriösem Journalismus für die Demokratie. Kluge spricht sich für politische Maßnahmen zur Stärkung unabhängiger Medien aus. Dies könnten eine Investitionsabgabe für Plattformen oder steuerliche Anreize für Zeitungsabos sein.

6. Deshalb wollen Influencer keine Influencer mehr sein
(netzpolitik.org, Karoline Tanck)
Die Betätigung als Influencer gelte in Deutschland als wenig angesehener Beruf, was laut einer Studie mit Schleichwerbung, Materialismus und mangelnder Transparenz zusammenhänge. Die Kommunikationsforscherin Claudia Gerhards zeige, dass viele Influencerinnen und Influencer Strategien nutzen, um mit dieser gesellschaftlichen Ablehnung umzugehen. Eine gängige Methode sei das sogenannte Reframing, also die Ablehnung des Begriffs “Influencer” und die Betonung kreativer Aspekte der eigenen Arbeit.