Archiv für Mai 19th, 2025

Weniger Demokratie wagen, Am Ziel vorbei, Tägliche Foto-Propaganda

1. Weniger Demokratie wagen
(verdi.de, Günter Herkel)
Nach Ansicht von Günter Herkel bleiben die medienpolitischen Vorhaben der neuen schwarz-roten Koalition oft vage. Wichtige Reformen wie ein Bundespresseauskunftsgesetz würden erneut ausbleiben. Besonders problematisch erscheint Herkel die geplante Regulierung von Desinformation sowie “Hass und Hetze”, da unklare Begriffe und schwammige Formulierungen Willkür Tür und Tor öffnen könnten.

2. Warum die 30-Minuten-“Tagesschau” am Ziel vorbeischießt
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader kritisiert den Plan, die Dauer der “Tagesschau” von den bisherigen 15 Minuten auf eine halbe Stunde zu verlängern, als schlecht durchdachten Kompromiss. Dieser löse nicht die strukturellen Probleme. Schader plädiert stattdessen dafür, die “Tagesschau” kompakt zu halten und die “Tagesthemen” zu einem reinen, längeren Hintergrundformat auszubauen. So könnten Nachrichtenüberblick und vertiefende Analyse klar getrennt werden.

3. Die tägliche Foto-Propaganda in Österreichs Medien
(kobuk.at, Luca Niederdorfer)
Luca Niederdorfer berichtet, dass österreichische Tageszeitungen regelmäßig PR-Fotos aus dem Bundeskanzleramt abdrucken, die politische Inszenierungen statt journalistischer Abbildungen zeigen. Dies geschehe oft ohne klare Kennzeichnung. Diese Praxis habe sich unter Kanzler Sebastian Kurz etabliert und professionalisiert und sei auch unter Karl Nehammer fortgeführt worden. Dadurch werde ein geschöntes Bild der Politik vermittelt, das mit der Realität häufig wenig zu tun habe.

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4. Neues Gesetz droht freie Medien zu ersticken
(reporter-ohne-grenzen.de)
Ein neuer Gesetzentwurf in Ungarn drohe unabhängigen Medien, die Geld aus dem Ausland erhalten, mit hohen Geldstrafen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die EU mit Nachdruck auf, dagegen vorzugehen: “Der ungarische Gesetzentwurf gefährdet Berichterstattung, die nicht mit der nationalistischen, ultrakonservativen Linie Viktor Orbáns übereinstimmt. Die EU hat wegweisende Gesetzgebung erlassen, um Pressefreiheit und Medienvielfalt in den Mitgliedsstaaten zu erhalten. Sie muss jetzt sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um in Ungarn den letzten Rest an freier Berichterstattung zu verteidigen”, so RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.

5. Wie ich mich gegen einen millionenschweren Fitness-Influencer gewehrt habe
(journalist.de, Sanaz Saleh-Ebrahimi)
“Ich habe lange gezögert, ob ich meine Erfahrungen hier so detailliert aufarbeiten und öffentlich machen möchte. Denn die vergangenen Monate haben mich traumatisiert.” Sanaz Saleh-Ebrahimi berichtet beim “journalist”, dass sie nach der Veröffentlichung eines wissenschaftsjournalistischen Artikels über den Süßstoff Sucralose massive öffentliche Angriffe durch den Fitness-Influencer Christian Wolf und dessen Follower erlebt habe. Dazu hätten Verleumdungen, Drohungen und eine Welle an Hasskommentaren gezählt. Saleh-Ebrahimi habe sich juristisch gegen die falschen Behauptungen gewehrt, einstweilige Verfügungen erwirkt und letztlich erreicht, dass Wolf mehrere Videos löschen und Unterlassungserklärungen abgeben musste.

6. Die Macht der Tech-Giganten in den US-Medien: Jeff Bezos und die Washington Post
(de.ejo-online.eu, Íñigo Álvarez Calleja)
Tech-Giganten in den USA würden zunehmend die traditionellen Medien und die US-Politik beeinflussen. Ein Beispiel hierfür sei die “Washington Post”, die Amazon-Gründer Jeff Bezos durch eine digitale Transformation vor dem wirtschaftlichen Niedergang bewahrte. Mit neuen Publishing-Technologien wandele Bezos die Zeitung in ein Softwareentwicklungszentrum um und stärke ihre globale Reichweite sowie ihre politische Bedeutung. Allerdings mit möglichen Risiken für die Unabhängigkeit der Berichterstattung, wie Íñigo Álvarez Calleja hervorhebt.